Mastodon-Umzug
Mein bisheriger Mastodon-Account ist tot. Ich bin umgezogen und firmiere jetzt unter silencer137@mastodon.social. Das kam so:
- Twitter ist seit der Übernahme von Musk eine rechtsextreme und misogyne Kloake geworden.
- Threads zeigt sich aktuell schwer toxisch und auf meiner “Für Dich”-Seite abwechselnd halbnackte Achtzehnjährige und Teens, die sich darüber beschweren, das ältere Menschen existieren dürfen.
- Instagram wird nur noch als Werbeplattform für “Lifecoaches” und Influencer genutzt.
- Facebook ist nur noch für Generation Ü60.
- Bluesky dilettiert noch vor sich hin und ist zudem das Produkt des Mannes, der Twitter an Musk verkauft hat.
- TikTok ist universell, aber nichts für ernste Themen.
Was mir bislang sehr gut gefällt: Das Fediverse, und hier vor allem Mastodon. Gut per App nutzbar, und mein deutscher Bekanntenkreis ist fast komplett vertreten. Leider kein Ersatz als Nachrichtenservice, wie es Twitter früher war, aber nun.
Bislang war ich auf einer Instanz unterwegs, die mir von der inhaltlichen und politischen Ausrichtung sehr zusagte. Der Start war etwas holprig, weil mein kleiner Account sofort nach dem Start von den Admins eine Verwarnung bekam. Grund: Ich hatte automatisiert Tweets von, damals noch, Twitter auch auf Mastodon gepostet, und das war im Kleingedruckten verboten. Nun gut.
Seltsam fand ich zwischendurch, dass die Admins von vornherein die Förderation mit Threads ablehnten. Aber nun.
Heute dann der zweite Strike. Grund: Ich hatte etwas Politisches gepostet, und davor keine Contentwarnung gesetzt. Hat mich etwas erstaunt, weil Content-Warnungen in meinen Augen für Nacktbilder, Drogen oder Gewalt reserviert sein sollten, also Dinge, die jemanden vielleicht schockieren können.
Mir war schon bewusst, dass “was jemanden schockieren kann” mittlerweile sehr weit ausgelegt wird, und auch Triggerwarnungen für Themen wie psychische Erkrankungen oder ähnliches ausgesprochen werden. Was ich durchaus auch OK finde, jemand der an Depressionen leidet, will vielleicht nicht unbedingt was über das Thema lesen. Oder gerade doch? Ich weiß es nicht, und respektiere sowas erst einmal.
Aber in den Verhaltensregeln der Mastodoninstanz, auf der ich zu Gast war, findet sich noch wesentlich mehr, vor dem gewarnt werden MUSS. Dazu gehört eben auch alles, was sich mich Politik beschäftigt, insbesondere bei “kontroversen Themen”, und es wird dazu eingeladen, Content-Warnungen sehr großzügig zu verwenden – zum Beispiel auch für alles zu “Wahlen”.
Als Sozialwirt mit Schwerpunkt Politikwissenschaft finde ich es maximal befremdlich, dass ich jeglichen Post über meine Disziplin, jegliche politische Meinungsäußerung und jeglichen Verweis auf einen politischen Artikel mit einer Content-Warnung versehen soll.
Außerdem, so entdeckte ich bei der Gelegenheit gleich noch, ist es eine feste Regel der Instanz, das ALT-Beschreibungen zu Bildern geliefert werden MÜSSEN.
Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Instanz-Admins und begreife mich als Gast, der sich in einem fremden Haus zu benehmen hat. Allerdings fühle ich mich in diesem Haus nicht mehr wohl, wenn ich ständig befürchten muss, ohne böse Absicht gegen Regeln zu verstoßen.
Bevor ich mir jetzt den dritten Strike von den Admins einfange, die anscheinend gezielt nach Posts zur Verwarnung suchen und nicht nur Verwarnungen verhängen, weil jemand einen Post als “unangemessen” oder “verletzend” reportet, ziehe ich lieber um. Ich habe keine Lust, dass mein Konto gesperrt wird, weil ich eine Triggerwarnung vergessen habe oder weil ich nicht bei jedem Schnappschuss und jedem Quatsch, den ich manchmal Poste, einen ALT-Text hinterlegen möchte. Von daher sage ich der alten Instanz nun Goodbye und ziehe um auf eine andere, die etwas toleranter zu sein scheint.
Wenn alles klappt, brauchen bisherige Follower nichts zu unternehmen, die ziehen mit mir um. Falls es schief geht, auch nicht schlimm, dann gibt es halt einen Neustart.
[Nachtrag: Hat geklappt, bis auf 5 Accounts sind alle mit umgezogen]
9 Gedanken zu „Mastodon-Umzug“
Ich folge dir, allerdings nutze ich Mastodon nicht – weder aktiv noch passiv, hab nur den Account.
Twitter/X habe ich abgemeldet, privat + geschäftlich. Herr Musk hat zu sehr einen an der Klatsche.
Facebook geht mir zwar auf den Sack, nutze ich aber primär geschäftlich für Reichweite und Markenbildung. Rund 60% unserer Follower sind Ü54 und männlich – typische Motorradfahrer also 😉
Ein paar gute Sachen gibts da zum Glück aber ja auch. Ist nur schwer, sich da zurückzuhalten, was mir nicht immer gelingt. Bin gerade privat für 30 Tage in Gruppen gesperrt, nur weil ich geschrieben habe dass Männer doch einfach Scheiße sind.
Meine LG ignoriert die ganzen asozialen Medien.
Manchmal beneide ich sie um ihre Konsequenz, sie ist deutlich entspannter als ich … 😉
Also damals dachte ich ja so, blöd, dass ich auf der großen Instanz bin und hatte immer über Umzug zu was Lokalem oder Themenspezifischen nachgedacht, aber da die neuen Features da immer später kommen, habe ich es gelassen. Aber auch, weil es hier und da eben noch andere Einschränkungen gibt.
Mit der Ankündigung, dass 2 andere Instanzen schließen müssen, zog meine Frau auch auf die große Instanz um. Stunden später stellte sich heraus, dass es Retter für die 2 Instanzen gibt. 🤷
Jedes Werkzeug für seinen Einsatzzweck! Und ja, nette Ecken findet man fast überall. Ist halt von den Leuten abhängig. Ich mochte auch die dedizierten Motorradforen, wenn da die richtigen Menschen unterwegs waren.
Ich bin tatsächlich schon ruhiger geworden, seit es Twitter in meiner Welt nicht mehr gibt. Die anderen Plattformen sind nicht wirklich was für mich, dementsprechend verbringe ich da weniger Zeit.
Max: Hatte ich mitbekommen, das Drama um Troetcafé und Dingens. Große Plattform ist vielleicht wirklich nicht schlecht, wenn man von Twitter kommt und nicht in einer kleinen Community verwurzelt ist.
Zuerst war ich irritiert, als ich deinen “neuen” Account dort sah. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo du vorher im Fediversum zu Hause warst. Gibt es wirklich solch restriktive Plattformen? Ich bin ja vom Anfang meiner ersten Schritte an bei einem kleinen Hoster, aber halt mit Bezug auf das Bundesland in dem ich vor mich her diffudiere…
wow, ein Artikel, bei dem ich über die Hälfte nur Bahnhof verstehe. Aber macht nix, ich bin Ü60.
und bei Mastodingsbums muss ich direkt an Brüste denken, woher das wohl kommt?
Ralfi: Ja, solche Plattformen gibt es. Obwohl man das ausgerechnet bei denen nicht erwartet hätte und die auch recht groß sind. Ich glaube auch nicht, dass die bewusst restriktiv sein wollen. Im Gegenteil wollen sie ihr Community möglichst sauber halten und schwache und benachteiligte Mitglieder möglichst schützen, und das umfassende Regelset haben sie sich aus diesem Grund ausgedacht.
Hirnwirr: Ist nicht schlimm.
Ich nutze ja mittlerweile gar kein Social Media mehr, weil es mir einfach zu viel Zeit geraubt hat, die Ich eh nicht hatte. Und Ich muss sagen, je länger Ich es nicht mehr nutze, um so weniger fehlt es mir.
@Philip, dito. Ich nutze ein Nokia 6310i aus 2002. Noch Fragen? Dienstlich habe ich ein Smartphone, privat, s.o. Somit hat sich für mich das ganze erledigt. Interessant fand ich auch das Buch von Jaron Lanier “Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst”. P.S.: Der Akku der Nokia hat bis 2019 gehalten und als ich es alle zwei Tage anstatt wie früher einmal die Woche aufladen musste, habe ich mir für 8,25 EUR einen neuen Akku gekauft. Thema erledigt. Old fashion eben….