Momentaufnahme: Juni 2024
Herr Silencer im Juni 2024
“Wo ist das letzte Quartal hin??”
Wetter: Anfang des Monats kalt. Also, richtig kalt mit einstelligen Werten, im Westen sogar Bodenfrost Dann geht es nass und kühl weiter, 11 Grad und viel Regen sind normal. Erst in den letzten 10 Tagen wird es trockener und die Temperaturen mit um die 20 Grad sommerlicher.
Lesen:
James Tynion IV, Lisandro Estherren et. Al.: The Sandman Universe: Nightmare Country
Ein dicker, unförmiger Mann mit Zähnen anstelle von Augen verfolgt Menschen. Erste träumen sie von ihm, dann nehmen sie ihn in der realen Welt aus den Augenwinkeln wahr, kurze Zeit später sind sie tot.
Woher kommt die Figur? Wurde sie vom Corinthian, dem legendären Megaalbtraum mit Gebissen in den Augenhöhlen, inspiriert? Ausgerechnet dieser Corinthian will der Sache auf den Grund gehen, und erhält vom Herrscher der Träume, Dream of the Endless, die Erlaubnis dazu.
Der Zeichenstil ist erbärmlich mieses Gekrickel, die Charaktere durchgehend unsympathisch und manchmal Spiegelungen anderer Figuren aus Gaimans Schaffen. Wie das exaltierte und anzugtragendes Bösewichtduo Mr. Pain und Mr. Agony, die wir schon in Besser als Mr. Wolf und Mr. Fox in Neil Gaimans “Neverwhere” gesehen haben.
Was fesselt ist die Story, die teils alte Bekannte aus dem Sandman-Universum zurückbringt. Im zweiten Sammelband, “The Glass House”, findet der große Handlungsbogen noch keinen Abschluss, aber es werden interessante Fragen aufgemacht. Vielleicht hat die Reihe damit ihren narrativen Ton gefunden – schade nur, dass die feine Geschichte in so schlechten Bildern hingekrickelt ist.
Hören:
Sehen:
Ghostbusters: Frozen Empire [2024, Bluray]
Die neuen Ghostbusters sind in die alte Feuerwache ihrer Vorgänger eingezogen. Dooferweise fällt nach 40 Jahren ununterbrochenem Einsatz das dortige Geister-Containment auseinander. Dazu kommt: Walter Peck ist Bürgermeister von New York und ein altes Artefakt bringt einen Eis-Dämon zurück.
Urgh. Kein kompletter Reinfall, aber leider auch kein guter Film. Irgend jemand hielt es wohl für eine gute Idee, zur komplett neuen Besetzung inkl. ALLER Nebenfiguren aus dem Vorgängerfilm auch noch die alte Crew um Bill Murray und dazu noch ganz neue Nebenfiguren in einen Film zu stopfen. Übschlagstechnisch kommt man damit auf rund ein Dutzend Charaktere, Slimer nicht mitgezählt. Mit einem dermaßen großen Ensemble lässt sich keine vernünftige Geschichte in Filmlänge erzählen, und das merkt an allen Ecken und Enden.
Allein die erste Viertelstunde ist cringe pur, wenn nacheinander die Charaktere doof in die Kamera sagen, wer sie sind und in welcher Beziehung sie zu den anderen Figuren stehen. “Ja ist es denn zu glauben, vor einem halbe Jahr war ich noch der Erdkundelehrer deiner Tochter, und dann haben wir miteinander geschlafen und jetzt sind wir Geisterjäger in New York und ich bin ein Stiefdad!” – ohne Scheiß, das ist fast wortgenau einer dieser Dialoge. Immerhin erfährt man so, warum plötzlich jeder der Teenies aus Oklahoma in New York ist. Und die Erklärungen sind haarsträubend.
Weil es so viele Figuren gibt, hat keine davon relevante Screentime oder eine interessante Geschichte, trotz der Filmlänge von zwei Stunden. Lustig ist hier auch nichts, es gibt kaum Gags und wenn, zünden die selten (Ausnahme: “Sie betreiben die Geisterfalle seit 40 Jahren und stopfen immer mehr Geister da rein? War ihnen nicht klar, dass das nicht ewig gut geht??” – Janine Melnik: “Schätzchen, das waren die 80er, da machte man sich keine Gedanken um die Zukunft”).
Einzig die neue Bedrohung ist cool, im wahrsten Sinne, tritt aber erst 20 Minuten vor Filmende in Erscheinung – und ist dann auch schnell wieder vorbei.
Ich hoffe, es kommt noch ein weiterer Teil – der sollte sich dann aber besser auf die neue Crew fokussieren und nicht seine Story auf zu viel Figuren verteilen, wie zu wenig Butter auf ein zu großes Brot.
Dune, Part 2 [2024, Bluray]
Die USA besetzen auf der Suche nach Ölvorkommen den wertvollen, aber lebensfeindlichen Planeten Arrakis. In dessen weitläufigen Wüsten versteckt sich der junge Timothy Schalalaleimalay und wird gegen seinen Willen Anführer der Mudschahedin. Trotz leichter Bedenken führt er sie in einen Dschihad gegen die da oben.
Ja, so platt funktioniert die Welt von “Dune”, zumindest im Film. Die Bücher habe ich nie gelesen, weil sie zu lang und weilig waren, vielleicht kommen die noch mit cleverer System- oder Religionskritik um die Ecke. Die muss man sich bei diesem Film schon selber denken, angesprochen wird das nicht.
Überhaupt ist der Film seltsam. Große Bilder und schönes Design auf der einen Seite, auf der anderen Seite flache Charaktere, platte Dialog und absurde Pacingprobleme. Mehrfach macht die Story Zeitsprünge, teils um mehrere Jahre, adressiert die aber nicht – was immer wieder im Unklaren lässt, wie die Charaktere in ihren Verhältnissen zueinander von A nach B gekommen sind.
Zudem nimmt sich der Film gerade zu Beginn viel zu viel Zeit für Mumpitz, aber wenn er auf den Punkt kommen muss, wirkt alles übereilt hingehuddelt. So kommt es auch, dass “Dune 2” trotz seiner Laufzeit von 2 Stunden und 45 Minuten am Ende zu kurz wirkt – aber bis man mal an diesem Ende ankommt, muss man einiges an Langeweile überstehen. Hier, ich hab´s gesagt: Dune 2 ist langweilig.
Viktor bringt´s [2024, Prime]
Moritz Bleibtreu ist freischaffender Servicetechniker in Berlin. Er liefert Elektrogeräte, von Fernsehern bis Fritteusen, und baut die auch gleich auf. Zur Unterstützung nimmt er neuerdings seinen Sohn Michael mit, was zu Spannungen führt. Der junge Student und der alte Handwerker vertreten meist konträre Positionen, was insbesondere bei eher seltsamen Auftraggebern nicht gut ankommt.
Wechselnde Locations, skurrile Situationen, absurde Charaktere, schnelle und witzige Dialoge – “Viktor bringt´s” wandelt sehr deutlich auf den Spuren des “Tatortreinigers”. Macht aber nichts, die Serie bringt genug eigenständige Elemente mit und erreicht in guten Momenten tatsächlich das Vorbild.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist die sich entwickelnde Story um Vater und Sohn und eine unglückliche Scheidung und die Vergangenheit der Familie. Das funktioniert leider nicht gut, denn die Chemie zwischen den Darstellern von Vater und Sohn ist praktisch nicht vorhanden. Aber immerhin sind die Dialoge gut – Ich hatte viel Spaß an den acht Episoden, und das sage ich als jemand, der Moritz Bleibtreu nicht mag.
Spielen:
Max Payne 3 [2012, XBOX360]
Nach dem Tod seiner Familie versucht sich Max Payne zu Tode zu saufen. Der Ex-Cop ist bereits ein Wrack, als ihn ein alter Bekannter in New Jersey aufspürt und ihn für einen privaten Sicherheitsdienst in Sao Paulo anheuert. Dort säuft Payne hemmunglos weiter, und in der Folge werden nahezu alle Personen, die er schützen soll, entführt und abgeschlachtet. Auf den letzten Metern entdeckt Payne sein Verantwortungsgefühl wieder und versucht, wenigstens eine Zielperson zu retten – und sich selbst.
Ist 12 Jahre her, dass ich das Ding gespielt habe, und was soll ich sagen: “Max Payne 3” macht keine Gefangenen, im wahrsten Sinne des Wortes. Hier geht es ultrabrutal zu.
Damit meine ich nicht nur Blutfontänen und Körper, die in Zeitlupe zersiebt und verstümmelt werden. Es ist auch ultrabrutal zu sehen, wie sich ein Mensch mit Alkohol und Tabletten langsam, aber sicher umbringt. Auch diese Darstellung ist sehr explizit, immer wieder ist die Grafik von Blendeffekten, Filmrissen und der optischen Darstellung eines Alkoholrausches, durch dessen Nebel nur Fragmente von Gesprächen dringen, durchsetzt.
Auf der XBOX One sieht die Grafik des XBOX 360-Games immer noch sehr gut aus, es gibt kein Kantenflimmern und die Take-Two-eigene RAGE-Engine, die auch bei den GTA-Spielen zum Einsatz kommt, macht einen guten Job.
Die Story ist komplex, der Plot aber noch viel verdrehter – zum Glück ergibt aber am Ende alles einen Sinn. Sehr gelungenes und filmisches Game, dessen Highlight das Schauspiel von James McCaffrey in der Hauptrolle ist. Leider ist der Mann, der auch Alan Wake die Stimme lieh, im vergangenen Jahr viel zu früh im Alter von nur 65 Jahren verstorben. Schade, das er die Figur des Max Payne nicht in einem Film spielen durfte.
Alan Wake 2: Episodes from Night Springs [2024, PS5]
Drei kurze mehr oder weniger abgedrehte “What if…”-Episoden im Alan Wake 2-Universum. In “Greatest Fan” bildet sich die etwas schlichte, aber freundliche Kellnerin Rose ein, das sie “ihren” Lieblingsschriftsteller vor seinem bösen Zwillingsbruder retten muss. Das tut sie, in dem sie sich eine automatische Schrotflinte (die nahezu endlos Munition hat) umschnallt und sich zu 50er-Jahre-Songs durch Horden von Verwandelten knallt. Die liebreizende Kellnerin als Slayer in ihrer eigenen Fan-Fiction ist echt großer, goriger Spaß!
In “North Star” verschlägt es Jesse Faden, die spätere Leiterin des Bureau of Control, in den verlassenen Vergnügungspark “Coffee World”, in dem sie ihren Bruder zu finden hofft. Definitiv die schwächste Episode, zumal Jesse hier ihre späteren “Control”-Kräfte noch nicht hat und einige Rätsel stark an Matheaufgaben der 11. Klasse erinnern.
“Time Breaker” lässt schließlich Sheriff Breaker durch ein Multiverse hüpfen, in dem ein Unbekannter seine Varianten umbringt. Das ist originell und launig, landet man doch dabei auch in den Dreharbeiten zu Alan Wake im Studio von Remedy oder in einer 8-Bit-Welt.
In Summe rund zwei Stunden Spass, für Besitzer der Digital Deluxe-Version ist der DLC kostenlos.
Kayne & Lynch: Dead Men [2007, XBOX360]
Häftling Kayne ist auf dem Weg zur verdienten Hinrichtung, als ihn ein Unbekannter mit Gewalt aus dem Gefangenenbus befreit. Der Mann stellt sich als Lynch vor, und sein Auftrag lautet: Etwas wieder zu beschaffen, von dem nur Kayne weiß, wo es ist. Dummerweise ist Lynch schizophren und bis oben hin voller Pillen, und natürlich geht alles schief.
Shooter vom Anfang der Nuller Jahre. Teils hässlich AF, teils erträglich anzuschauen. Spielmechanisch ein sehr simpler (und kein guter) 3rd Person Shooter. Das Ding spielt sich nicht gut und ist selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad frustrierend schwer.
Was aber toll ist: Die filmische Inszenierung. Angefangen beim Gefängnisausbruch über einen GefängnisEINnbruch, Schauplätze in Tokio und letztlich einen “Wildgänse”-Einsatz in Südamerika: Immer ist der Wille zur großen Inszenierung zu spüren. Die Prämisse ist dabei immer: Alles, was Kane und Lynch anfassen, geht katastrophal schief. Da passt des dann auch, dass die Geschichte kein gutes Ende kennt: Je nach Spielerentscheiung gibt es ein schlechtes Ende und eines, das noch schlimmer ist.
Tatsächlich sollte die Story damals mit Bruce Willis und Mickey Rourke verfilmt werden, zuletzt gingen Gerüchte um eine Umsetzung mit Gerard Butler in der Hauptrolle. Vermutlich wird es nie dazu kommen. Was bleibt, ist dieses kurze Game mit seiner spannenden Geschichte.
Machen:
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Neues Spielzeug: Teufel Ultima Set
Mein Teufel Concept E Magnum ist nach 25 Jahren kaputt gegangen. Der Subwoofer arbeitete nur noch sporadisch und dann nur in der Lautstärke, die ihm gerade gefiel. Schade, denn das kleine 5.1-Set begleitete mich seit einem Vierteljahrhundert und durch vier Wohnungen und ich fand es immer noch gut. Ursprünglich als Boxen für den PC angeschafft, reichte mir das Concept E auch als Heimkino-Lautsprecher. Aber nun, elektronische Bauteile altern, und etwas Größeres wäre auch schon länger nett.
Den Berliner Lautsprecherhersteller Teufel gibt es immer noch, und er stellt auch immer noch Komplettsets für 5.1-Surroundsound her. Ich habe mich für eine Kombination aus den Ultima-20 Boxen und dem Concept 12 Subwoofer entschieden.
Was ich vergessen hatte:
Erstens wirken die Teufel-Teile auf Abbildungen immer kleiner als das, was man bekommt und
Zweitens was man bekommt ist so groß, dass es auf einer Palette geliefert wird (“Aber nur bis zum Bürgersteig!”).
Ergebnis: Boxen, die in der Wohnung wirklich nicht mehr zu übersehen sind und ein Subwoofer, so groß wie eine kleine Waschmaschine und 40 Kilo schwer, weil Endstufen und AV-Receiver gleich mit verbaut sind.
Erster Eindruck: Der 33 Zentimeter Tieftöner ist kaum leise zu bekommen, selbst auf niedrigster Stufe macht er noch Geräusche, die die Elefanten im Zoo von Hannover horny werden lassen. Es kostet einiges an Kalibrierungsarbeit, bis alles so eingestellt ist, dass es gut klingt und Punch hat, aber nicht die Oma drei Häuser weiter tot umfällt, wenn die Lobby-Szene aus Matrix läuft. Ist alles richtig eingestellt, ist es geil – nur der Centerspeaker könnte stärker sein, aber immerhin ist er hybsch.
Ding des Monats:
Eine elektrische Akku-Heckenschere von Bosch, eine GHE 18V-60.
Bosch fängt mit Gartengeräten in der blauen Reihe gerade erst an, die Heckenschere ist eines der ersten Produkte. Sie ist etwas schwerer als vergleichbare Geräte von Bosch grün oder Einhell, was Überkopfarbeiten etwas schwieriger macht. Dafür liegt die GHE prima in der Hand und ist gut balanciert. Das 60 Zentimeter lange Schwert schafft ordentlich was weg, und die Schnitttiefe von 20 mm in Kombination mit einem cleveren Anti-Blockier-Move der Sägezähne sorgt dafür, dass die Heckenschere auch durch dickere Äste einfach durchrauscht. Überraschend ist der geringe Stromverbrauch des bürstenlosen Motors: Ein 5AH-Akku zeigte nach drei Stunden Arbeit noch über 50% Restladung an.
0 Gedanken zu „Momentaufnahme: Juni 2024“
Ich hab ja immer schon so richtige Lautsprecher genutzt und nutze immer noch die gleichen Holzkisten, ähnlich alt wie Deine alte Anlage. Mein Bruder hat sich damals auch so ein Plastikset von Teufel gekauft und ich fand das klanglich etwas dünn, bis auf den überdimensionierten Subwoofer, in der Mitte fehlte mir da einiges.
In der Zwischenzeit habe ich bei mir mal den reinen 5.1 Verstärker durch einen AV-Receiver ersetzt und beim Subwoofer musste ich mal die Endstufe tauschen, aber die Chassis sind immer noch tiptop. Klar, die Front-Lautsprecher waren nie unauffälig, aber immerhin so massiv, dass man eine Pflanze draufstellen kann. 😁
@Max: Wunderbar, wenn man so wertige Dinge sein eigen nennt! Ich war leider nie Musikhörer (und hatte auch weder Raum noch Geld) um mir mal eine gute Anlage hinzustellen – die kleine Teufel-Maschinerie erschien mir damals schon dekadenter Luxus 🙂
Aber guter Luxus!!!
👍😁