Battle Axe!

Battle Axe!

“Sie dürfen nur den Bridgestone Battleaxe fahren und den…”
“Moment”, unterbreche ich den TÜV-Prüfer, “Meine ZZR hat keine Reifenbindung eingetragen.”
“Doch, steht hier. “Reifenbindung laut Betriebserlaubnis” und in der steht der Battleaxe und der…” Der Prüfer sieht aus wie ein Wikinger, mit einem langen, roten Bart. Kein Wunder, dass der auf Battleaxe steht.

“Aber meine ZZR hat keine nationale Zulassung, bei der diese Regelung greifen würde. Die hat schon eine EU-Zulassung, damit darf ich auch die zugelassenen Reifen anderer Hersteller fahren”, protestiere ich gelassen.

“Gucken wir mal. Und die Herstellerfreigabe hamse dabei?”, sagt der TÜV-Mann. Ich nicke und ziehe das Papier aus der Platiktüte mit den ganzen anderen Allgemeinen Betriebserlaubnissen. Dann gehen wir hinaus in die Halle, wo die Renaissance neben einem Abgasprüfstand steht und vom Azubi vergewaltigt wird. Wieder und wieder reisst der schlacksige Junge mit der großen Plastikbrille am Gas und glotzt dabei auf einen Kontrollmonitor, auf dem sich aber nichts tut. Warum klebt da eine Sonde am Hitzeleitblech?

“HÖR AUF GAS ZU GEBEN! MESSUNG NUR IM LEERLAUF! UND MACH DAS DING DA AB! DIE HAT KEINEN KAT!”, brüllt der TÜV-Prüfer. Aha.

“So, Reifen, Reifen… Okay. Gleiche Dimensionen, EU-Zulassung, Herstellerfreigabe – dann dürfen´se die tatsächlich fahren”.
Ich atme auf.

Aber jetzt ist wohl der Ehrgeiz geweckt. Mit der Taschenlampe geht er nun auf die Suche. Und wird fündig.
“Stahlflexleitungen? Ham´se da die Papiere dabei?”

Ich nicke, obwohl ich genau weiß, dass ich dafür keine Papiere habe. Genauso wenig wie für das Wilbers-Fahrwerk. Warum habe ich dazu eigentlich nichts? Hab ich vom Vorbesitzer nichts zu bekommen, obwohl der sonst in allem so ordentlich war. Wollte bei den letzten sieben Hauptuntersuchungen aber auch keiner sehen.

“Na, dann zeigen´se mal!” ruft der TÜV-Prüfer und grient. Ich überlasse ihm die Plastiktüte und er blättert nacheinander ABEs durch. “Windschild… Oh, andere Bremsscheiben? Ts. Und was hamwa hier? Federbein, aber da fehlt die zweite Seite. Und nichts zu den Stahlflexleitungen”, dröhnt er.

Währenddessen zupft der Azubi an meinem Arm und hält mir den Fahrzeugschein hin, in den beim letzten TÜV vom Prüfer handschriftlich der Vermerk gekritzelt wurde “Nächste HU: M… 2025”.
Er nuschelt “Heißten das? Mai oder März?”
“März”, sage ich ohne hinzugucken, “deshalb bin ich ja JETZT hier”.
“Kann man aber schlecht lesen”, nuschelt der Azubi.
“Kann ich nichts für”, sage ich.
“Muss ich dann ändern”, nuschelt der Azubi.
“Warum?” schnappe ich und schaue den Azubi scharf an. Der guckt verwirrt und geht weg.

“Also, einfach so Stahlflexleitungen einbauen und dann keine ABE, das geht SO natürlich nicht”, setzt der Prüfer erneut an, “Stahlflex ist ja an sich gut, aber… Was IST DENN?” herrscht er den Azubi an, der nun an seinem Arm rumzuppelt und ihm meinen Fahrzeugschein hinhält. Wenn der jetzt den Prüfer fragt, ob das Mai oder März heißt, fängt er sich eine Schelle, das ist dem Prüfer anzusehen.

Aber der Azubi hat was anders im Schein gefunden. “Hat das was zu sagen das hier im Schein Wilbers-Federn und Stahlflexleitungen stehen?”, will der junge Mann wissen.
Der Prüfer nimmt ihm den Schein aus der Hand, studiert ihn sorgfältig, klappt ihn zu und schaut dann auf. “Zahlen Sie Bar oder mit Karte?”

(Zur Doku: 91,00 Euro im 2025)

11 Gedanken zu „Battle Axe!

  1. Immerhin hat dir keiner den Zündschlüssel im Zündschloss verbogen – das hatte der Prüfer an meiner XJ 600 S geschafft.

    »Können Sie den Schlüssel abziehen?«, fragte er mich dann.

    Erinnerungen. Die man nicht braucht. 😀

  2. Hat der Bettelachse gesagt? Erinnere mich, dass es Battleax ohne e heißt, da war mal was mit BT45 für so alte Moppeds, wie ich auch mal hatte.

    Aber lustige Geschichte. Hatte irgendwie bisher immer wenig Stress beim TÜV, sogar so wenig, dass man mir mal eine Herstellerfreigabe oder ABE vor Ort raussuchte und ausdruckte.

  3. Ich habe da eigentlich immer verständnisvolle Prüfer.
    Prüfdauer beim Schlepper um 2 Min., Möpp und Auto wegen Abgas etwas länger.
    Wenn Fahrzeuge (hier verbessertes Möpp) in der Werkstatt stehen, geht fast mit Garantie der Stempel, höchstwahrscheinlich wollte sich der Prüfer vor dem Azubi profilieren.

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