Momentaufnahme: März 2025

Momentaufnahme: März 2025

Herr Silencer im März 2025

“Ich hatte gehofft, wir hätten dafür noch zehn Jahre Zeit.”

Wetter: Sonnig und seit Ende Januar furztrocken, den ersten Heckenbrand musste die Feuerwehr schon wieder löschen. Erste Monatshälfte wolkenlos sonnig, dadurch tagsüber 15 Grad, nachts aber noch Minusgrade bis -5 Grad. Ab Monatsmitte ist es kalt und grau, fühlt sich an wie November. Bis es am 25. März regnet, und ab dem Moment explodiert das Grün. Kalt bleibt es freilich, aber Grün macht Hoffnung.


Lesen:

Sylvain Runberg: Captain Future: Der ewige Herrscher [Hardcover, Carlsen-Verlag, 2025]
Gerade, als das Forscherpaar Newton seine neuesten Schöpfungen – einen Roboter und einen Androiden mit einer neuen Art von KI – vorstellt, wird ihre Raumstation von Fanatikern angegriffen. Beide sterben, zurück bleibt ihr einjähriger Sohn Curt.

Der wird von dem Roboter, dem Androiden und einem Wissenschaftler, dessen Körper auf sein Hirn reduziert wurde, großgezogen und später bekannt für seinen Mut, seinen moralischen Kompass und seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute und die Wissenschaft. Als Symbol der Hoffnung gibt die galaktische Presse Curt Newton einen Spitznamen: Captain Future.

Was habe ich diese Serie als Kind geliebt – und tue das heute noch, die steht sogar als BluRay hier im Regal. Damit bin ich nicht allein, “Captain Future” hat meine ganze Generation geprägt, was die Resonanz auf den obigen Concept Trailer und jetzt dieses Buch beweist.

Der Roman ist eine Graphic Novel, die eine Story der Zeichentrickserie behutsam erweitert und neu interpretiert. Leider ist das ausgerechnet die Geschichte “Der Herrscher von Megara”.

Die hängt mir persönlich zum Hals raus, weil ich sie Tausendmal gehört habe. Ja richtig gelesen: Gehört. Mein Cousin hat Anfang der 80er die Schallplatte mit dem Hörspiel zu Weihnachten geschenkt bekommen, und meine Mutter hat eine Kopie davon auf Cassette gemacht, die Hülle hübsch mit einem “Captain Future”-Bild aus der Hörzu beklebt und ich habe die glücklichst ungefähr 8.673 Mal gehört.

Mal weg von meinen persönlichen Präferenzen: Die behutsamen Erweiterungen und die kleinen Modernisierungen (Ezella Garnie als Bad Ass mit Sonnenbrille, eine moderne Version von Joan Landor) bei Beibehaltung des Designs der Future-Crew und der Comet, das wirkt in Summe sehr frisch und neu, ohne das es wirklich radikal neu oder anders wäre. Ich hab´s mit Vergnügen gelesen.


Hören:


Sehen:


Der Junge und der Reiher [2023, BluRay]
Japan, zweiter Weltkrieg: Der elfjährige Mahito trauert um seine verstorbene Mutter. Der nächst Schock für ihn: Er muss mit seinem Vater, der eine Rüstungsfabrik übernimmt, von Tokio auf´s Land ziehen. Missmutig erkundet der junge seine neue Umgebung. Neben einem geheimnisvollen Turm stösst er auf einen gewalttätigen Reiher, der ihm ans Leder will. Unfreiwillig treten beide eine Reise in ein anderes Reich an, wo der Tod sein Ende findet.

Ein wahnsinnig schöner und poetischer Film. “Der Junge und der Reiher” ist ein letztes Meisterwerkt des mittlerweile 84jährigen Studio Ghibli-Chefs Hayao Miyazaki und strotzt vor fantastischen Ideen und wunderbaren Momente. Von jetzt auf gleich wechselt der Film von Trauer und Stille zu einem Fiebertraum und wieder zurück. Die handgezeichneten Bilder verströmen in jeder Szene Seele und machen wieder einmal klar, das Studio Ghibli mehr ist als nur ein Look, den auch KI ersetzen könnte.

Escape Plan [2013, Bluray]
Gefängnistester und Ausbruchexperte Sylvester Stallone friemelt sich aus einem Gefängnis raus. Irgendwann friemelt Arnold Schwarzenegger mit.

Interessante Prämisse, mittelmäßig umgesetzt. Der Film verliert im zweiten Akt schlagartig jegliche Spannung und döst vor sich hin, nur um dann das Ende unverdient und in Krachbumm-Manier aufzulösen. Ziemlich doof, die Serie “Prison Break” hat schon acht Jahre vorher gezeigt, was man aus der Materie wirklich machen kann.

Tango & Cash [1989, BluRay]
Sylvester Stallone, Kurt Russell und Teri Hatcher in einem Buddy-Cop-Movie.

Ach ja, die 80er Jahre. Buddy-Cop-Movies waren damals DAS große Ding – je unmöglicher die Paarungen, desto besser (sehr schön zerlegt in “Last Action Hero”). Hier also Stallone in seiner “Scharping-Brille und Armani-Anzug”-Phase und Kurt Russell als Cowboystiefeltragender Vokuhila in einer unoriginellen Handlung, die erstaunlich brutal und mit etlichen Schauwerten inszeniert ist. Dumm, aber knallt.

Dating Game Killer [2023, Prime]
Anna Kendrick spielt in den 70ern in der amerikanischen Version von “Herzblatt” mit. Wahre Geschichte: Einer der drei Männer hinter der Wand ist ein Serienmörder.

Die grandiose Anna Kendrick spielt nicht nur die Hauptrolle, der Film ist auch ihr Regiedebüt. Gut inszeniert, gut gespielt, leider fizzelt er nach hinten ein wenig aus. Nicht ganz schlecht, schon wegen des 70er Settings, aber muss ich nicht nochmal sehen.

Borderlands [2024, Prime]
Film im Universum der Videogames. Ich kenne den Loot-Shooter nicht, bin aber mit der Welt durch das Telltale-Adventure vertraut.

Die Optik hat man hier gut hinbekommen, die Figuren sind Okay, die Story leider Schwachsinn. Dafür explodiert dauernd etwas oder es gibt Pipikacka-Witze. Wenn die Zielgruppe Zwölfjährige sind, die die Hälfte der Zeit ohnehin auf´s Handy gucken, dann ist der Film ein Treffer.


Spielen:

Assassins Creed Shadows [2025, PS5]
Assassins Creed in Japan, mit der üblichen Rachehandlung und mit zwei Hauptfiguren: Einem schwarzen Samurai und einer weiblichen Attentäterin.

Ach was haben im Vorfeld die fragilen Fanboys einen Pflaumensturz gekriegt: Man muss entweder eine Frau oder einen Schwarzen spielen!

Mir ist das komplett egal, so lange nur die Geschichte gut ist. Die sei supi, wurde die Fachpresse nicht müde zu erklären, und machte das allein schon daran fest, dass der Prolog 15 Stunden dauert. Außerdem wäre AC Shadows ein Neustart der Serie, kein Mapclutter mehr, tolle Charaktere, lebendigere Welt, blabla.

Ich bin 9 Stunden in der Welt von AC Shadows gewesen und kann nur sagen: Nee.

Das hier ist weder eine super Geschichte, noch ist sie dicht erzählt. Schon wieder passiert direkt in der ersten Spielstunde irgendwelchen egalen Figuren etwas, das die Motivation für alles Weitere sein soll. Aber wieder wurde der gleiche Fehler gemacht wie eigentlich immer seit AC IV: Die Spieler hatten gar keine Zeit eine emotionale Verbindung zu den Charakteren aufzubauen, weshalb die Ereignisse ziemlich egal sind und auf ein 08/15-Schema hinauslaufen.

“Shadows” ist hier schon wieder narratives Malen-nach-Zahlen aus dem Handbuch “Stories schreiben für Anfänger (ohne Vorkenntnisse)”. Selbst wenn das später noch besser wird: Einer dichten Story steht IMMER der Open-World-Ansatz entgegen, und ich gehe jede Wette ein, dass auch hier die Geschichte durch zu viel belanglosen Kram verwässert wird. Schon in den ersten Spielstunden wird alles so bruchstückhaft und schlecht erzählt, dass ich mehrfach da saß und dachte: “Hä?” – und zwar nicht nur bei den doppelt auftauchenden Tutorials, anscheinend ein Überbleibsel aus den hektischen Umbauarbeiten der letzten Monate, nachdem Ubisoft Feuer für die Wahl seiner Protagonisten bekommen hat.

Für mich persönlich ärgerlich: Die Gegenwartsstory existiert nicht mehr. Alle, was in den letzten drei Teilen rund um Layla und Bassim aufgebaut wurde, wird nicht mehr erwähnt. Der Großteil der Spielerschaft feiert das – vermutlich, weil sie nicht wissen, um was sie dadurch beraubt werden. Für mich, als jemand der den Konflikt Templer vs. Assassinen in der Gegenwart für sehr spannend hielt, bricht damit die Begründung für die ganze DNA-Zeitreise-Konstruktion in sich zusammen. Das ist schlecht.

Auch schlecht: Die Technik. Sicher, die Landschaft ist wieder schön. Aber: Die Figuren bewegen sich immer noch so hölzern wie 2017 in “Origins”, die Kleidung wirkt wie aufgemalt, Gesichter sind marionettenhhaft bis gar nicht animiert und falsche Lightmaps sorgen schon mal dafür, dass es bei NPCs unterm Hut leuchtet oder Licht aus den Mündern kommt. Dazu noch die offensichtlichen Bugs wie Pferde, die einen Meter über dem Boden schweben oder in der Landschaft festhängende NPCs.

Am Schlimmsten nach wie vor: Die sauschlechte Physik. Jede Pflanze führt sich auf wie der singende Busch aus “Drei Amigos”, Kleider und Perlenketten bestehen aus Styropor und flattern waagerecht im Wind, die Haare und Bärte der Figuren sind fitzelig dünn und führen ein Eigenleben. Wirklich, selbst wenn man in Cutscenes die Pausetaste drückt, frieren zwar die Personen ein, ihre Haare und die Pflanzen tanzen und schwingen aber weiter in allen möglichen Richtungen hin und her, auch bei Windstille und in geschlossenen Räumen.

Kurz: Ich sehe auf eine Szene aus der Ubisoft-eigenen Anvil-Engine und habe direkt keinen Bock mehr.

Wo “Ghost of Tsushima” Poetry in Motion war, oder Every Frame a Picture, ist AC Shadows manchmal schwer zu ertragen.

Spieldesigntechnisch ist das Ding auch keine Glanzleistung. Die Entwicklung von “Shadows” wurde direkt nach “Odyssey” begonnen, was leider bedeutet: Der ganze Quatsch aus dieser Iteration ist wieder da, die Verbesserungen aus “Valhalla” verschwunden. Überbordende Inventare sind genauso zurück wie hunderte von Waffen, die sich nur um 0,001 Prozent unterscheiden, und sogar die Todsünden wurden wiederholt: Die Gegner leveln wieder mit und vermitteln einem das Gefühl, nie besser zu werden. Ebenfalls zurück sind die Attentate mit der verborgenen Klinge, die keinen Insta-Kill auslösen.

Neu ist, dass man keine Questmarker mehr bekommt, sondern nur ungefähre Ortsbeschreibungen. Früher waren die optional, nun sind sie Standard. Statt “Gehe zur Markierung auf der Karte und sprich mit dem Schmied” heißt es nun
“Sprich mit dem Schmied.
Er befindet sich westlich von Sakai.
Seine Schmiede ist im Norden.
An Dienstagen kauft er gerne Äpfel.”
.

Ja, und nun? Wenn man Sakai noch nicht zufällig entdeckt hat, findet man es auf der abgedeckten Karte nicht.
Wenn man Sakai dann gefunden hat, rennt man mitunter echt lange durch den Ort, bis man den Schmied vielleicht zufällig beim Einkaufen trifft. Mapclutter mit Questmarkern ist also wirklich weg, dafür ist die Karte nun voller Fragezeichen und poetisch anmutenden Wegbeschreibungen. So ein Quatsch ist Verschwendung von Lebenszeit der Spielenden, genau wie Ressourcenfarming, Levelgrind, überbordende Killtafeln, Fraktionen, die bei jedem Jahreszeitenwechsel resettet werden oder ein Meditationssystem, das die Spielfigur beruhigen soll, mich persönlich aber aggressiv macht.

Alles, alles wirkt hier leider alt und bäh, von der “Neuerfindung der Serie”, von der die Fachpresse bei jedem neuen AC fabuliert, ist auch hier wieder nichts zu merken. Ich werde es spielen, klar. Irgendwann. Aber nicht jetzt, gibt Wichtigeres.


Machen:
Sorgen.


Neues Spielzeug:

Eine elektrische Gartenschere von Bosch Professional. Wird offiziell nicht von Bosch für den deutschen Markt angeboten, findet man daher hier in keinem Baumarkt und Online nur zu gesalzenen Preisen. Zum Glück kenne ich eine gewisse italienische Farmerin, die dauernd in Baumärkten rumhängt und gerne Päckchen schickt.

12-Volt-System, sehr handlich, mit 900 Gramm (mit Akku) extrem leicht, krass stark und die Schneidbewegung ist sehr viel schneller als bei den meisten anderen Geräten. Damit schneidet man Bäume, Büsche und was noch alles ratzfatz zurück. Krasses und nützliches Teil.


Ding des Monats:

Ein Nolan N100-6 im Design “Mivedi”. Wenn schon leuchtend (siehe Jacke mit Neonfeldern im Vormonat), dann richtig! Nolan macht aber natürlich nicht einfach ein leuchtendes Signalgelb. Nein, das wäre ja zu einfach und würde Kundenwünschen entsprechen, eh, Nolan? das “Mivedi”-Design ist eine komplexe Mehrschichten-Effektlackierung im Farbton “Verde Impulso e Nero”, (“Impulsgrün”/schwarz), der ein leuchtendes, aber grünlich schimmerndes Finish hat. Grün passt natürlich genau wieder nicht zur Neon-Jacke. Aber Wurscht, nach dem langweiligen “Classico Nobili Perla” (Vulgo: Weiß) des letzten Jahres sieht der Mivedi wenigstens interessant aus.

Das Design verwendet Nolan auch für den günstigen N80-8, den guten N90-3 und den Luxus-Carboner X-1005 sowie den brandneuen N120-1. Letzterer ist der erste Flip-Over-Helm von Nolan. Fand ich spannend, habe ihn ausprobiert – und gemerkt, das der nichts für mich ist. Zuschnitt und Sichtfeld sind mindestens gewöhnungbedürftig, das Visier hat keinerlei Rastung und das Kinnteil kennt auch nur zwei Positionen. Da ich aus Sicherheitsgründen nie “Jethelm” fahre, kam der 120-1 dann doch nicht in Frage, und es ist wieder ein N100-6 geworden, der klassische Klapphelm.

Das 2025er Modelljahr ist die zweite Revision des, erst im vergangenen Jahr erschienenen, N100-6. Alle Punkte, die mir an der ersten nicht gefallen haben (unzureichende Visierfixierung, schwache Federn an der Sonnenblende, Harfengeräusche aus dem Lufteinlass, labberige Kunststoffteile am Helmkragen und N-Com) wurden adressiert und abgeändert. Damit ist der 100-6 ein rundum guter Klapphelm, der dem Schuberth C5 nicht nachsteht – aber 500 Euro günstiger ist (ich habe für den brandneuen Nolan 355 Euro Straßenpreis bezahlt).

Interessantes Aussehen, Detailverbesserungen – das genügt in Summe um den Mivedi zu behalten. Er ersetzt den Nolan 100-5, der auch schon wieder sieben Jahre auf der Uhr hat, als Brot-und-Butter-Helm.


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

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