
New Ride: Toyota Yaris 1.5 Dual VVT-i 125 (2021)
Im November 2023 trennte ich mich vom Legendären Gelben AutoTM und stieg auf einen kleinen, knallroten 2012er Toyota Aygo um. Das war nicht nur krasses Downsizing, sondern auch ein Umstieg von Mittel- auf Puristenklasse. Die Vorzüge entdeckte ich nach und nach: Der Aygo war zuverlässig, sparsam, superwendig und bekam überall einen Parkplatz.
Die Freude währte leider nicht lange, schon nach einem Dreiviertel Jahr rammte ein Pickup die kleine Kiste. Der Aygo schütze mich zuverlässig, zog sich aber einen Totalschaden zu.
Auf der Suche nach einem Ersatz schaute ich mir einen Aygo neueren Baujahrs an…
…hatte mich zu dem Zeitpunkt aber schon in einen anderen Wagen verguckt. Jays Tipp folgend hatte ich mir die Baureihe “Yaris” angesehen, das ist so ungefähr Polo-Klasse bei Toyota.
Bei der ersten Umfelderkundung war ich bei einem Händler auf einen Yaris 1.5 Dual VVT-i in Manganbronze gestoßen. Baujahr 2021, optisch ohne jeden Makel und trotzdem recht günstig, weil er schon 80.000 Kilometer auf der Uhr hatte.
Bei der Probefahrt fuhr er sich irgendwie nicht gut. Die Bremsen quietschten, an Leistung war wenig zu spüren und aus der Lüftung roch es nach Stracke. Trotzdem kaufte ich den Wagen ganz spontan, weil ich aus dem Bauch heraus das Gefühl hatte: Das ist mein Auto.
Bevor ich den Wagen Mitte August in Empfang nahm, machte der Händler noch die vorderen Bremen neu und reinigte die Klimaanlage. Damit war der Strackegeruch weg, der Wagen bremste vernünftig und fuhr sich auch gleich besser. Das Ansprech- und Fahrverhalten wurde ohnehin in den nächsten Wochen deutlich besser. Obwohl die Vorbesitzerin mit dem Wagen jeden Tag 140 Kilometer zu Arbeit und zurück gefahren war, hatte sie ihn, glaube ich, einfach nicht genug gefordert.
Ich finde das Design des Wagens einfach großartig. Im Ernst, ich finde, der Yaris ist einer der hübschesten Kleinwagen überhaupt. Die Karosserie ist sanft geschwungen, das Heck ausgestellt, die schwarzen Alufelgen wirken crisp, die Front erinnert an klassische Aston Martins. Ab dem Moment des Kaufs und bis heute zaubert mir der Anblick des Wagens ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich ihn nur sehe.
Startprobleme
Dennoch machte mir der Yaris erstmal keine Freude. In der “Team D”-Edition verfügt er über ein adaptives Fahrsystem, das mittels Kamera und einem Radar gesteuert wird. Genau dieser Radarsensor fiel dauernd aus, zudem hing die hintere Bremse und löste sich nicht sofort, wenn man losfahren wollte.
Es brauchte ein halbes Dutzend Besuche in der Werkstatt, bis der Händler beides in den Griff bekam. Vor dem Radarsensor, stellte sich nach der Demontage der Front heraus, klemmte ein handgroßes Stück Borke von einem Baum – dass das Auto da nicht durchgucken kann, ist klar.
Die hinteren Bremsen hatten undichte Bremszylinder und wurden letztlich komplett ausgetauscht. Das war Anfang Januar, und seitdem ist alles gut und ich habe wirklich große Freude an dem neuen Wagen.
Leistung, Fahrgefühl & Verbrauch
Den Yaris gibt es ab Modelljahr 2023 nur noch als Hybrid, und das ist gut so. Ich hätte ihn auch als Hybrid genommen, aber zu dem Zeitpunkt als ich suchte gab es hier keinen gebrauchten. Mein Yaris ist ein reiner Dreizylinder-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum und 125 PS.
Unter Berücksichtigung des geringen Gewichts des Wagens, knapp über 1.000 Kilo, klingt das nach viel Leistung. Ist es aber nicht. Der Yaris ist im Stadtverkehr spritzig, aber ich merke überdeutlich, dass der Motor keinen Turbo hat. Hätte nie gedacht, dass sich das so dermaßen bemerkbar macht, aber wo der Seat Leon 1M beim Druck auf das Gaspedal abging wie eine Rakete, hat der Yaris deutlich zu kämpfen. Von 0 auf 100 braucht er 10,2 Sekunden. Damit ist er keine Wanderdüne, aber von einer Rakete weit entfernt und nach 125 PS fühlt sich das nicht wirklich an. Ist nicht schlimm, aber schade – Überholen auf Landstraßen überlege ich mir lieber dreimal.
Immerhin ist der “Dynamic Force”-Motor nicht superdurstig. Im Stadtverkehr nimmt er sich mit Winterreifen und eingeschalteter Klimaanlage 6,5 Liter, Landstraße möchte er 4,8-5,1 Liter. Damit liegt er rund einen Liter über dem Verbrauch des Hybridmodells aus dem selben Jahrgang, aber erstaunlicherweise 0,5 Liter unter dem Verbrauch des roten Aygo, und das obwohl der nur 69 PS hatte.
Schuhwerk und Handling
Apropos Reifen: Serienmäßig kommt der Yaris Team D auf 195/60ern und 16 Zoll Alufelgen daher. Das ist hybsch für den Sommer, aber Dooferweise gibt es für die Wintermonate keine Stahlfelgen. Ich musste allen Ernstes winterfeste und speziell verstärkte Alufelgen anschaffen, die in Kombination mit den mittlerweile notwendigen Sensoren keine günstige Investition waren. Zusammen mit den guten Conti Wintercontact TS870 kostete ein Rad über 300 Euro. Aber nun, ich traue halt Allwetterreifen nicht.
Mit einer handlichen Länge von nur 3,95 Metern und einer Breite von 1,74 passt der Yaris auch in kleine Parklücken. Beim Einparken hilft die straffe, aber sehr leichtgängige Lenkung und die gute Rundumsicht sowie die serienmäßige Heckkamera.
Ausstattung
Das Bild der Heckkamera wird auf einem 11-Zoll-Touch-Display in der Mitte des Armaturenbrettes angezeigt. Das beherrscht auch kabelgebundes Carplay, um Apps für Navigation, Medienwiedergabe und Kommunikation vom Smartphone zu spiegeln.
Ein weiteres kleines Display sitzt hinter dem Lenkrad und zeigt Infos zum Fahrzeug, z.B. Reifendruck, Reichweite und aktueller Verbrauch, aber auch die Uhr und das Thermometer werden hier eingeblendet. Links und rechts davon sitzen digitale Anzeigen, die in einem ungewöhnlichen “Fernglas”-Design gehalten sind.
Das rechte Instrument zeigt Geschwindigkeit, Tankstand und Kühlertemperatur, das linke zeigt dagegen neben der (schlecht ablesbaren) Drehzahl nur an, ob man wohl hoch oder runter schalten sollte. Das ist ein wenig nutzlos, eine Ganganzeige wäre hier sinnvoller gewesen. So drängt sich der Eindruck auf, dass es das Instrument nur gibt, weil der Designer unbedingt Symetrie wollte. An die Digitalanzeigen musste ich mich erst ein wenig gewöhnen – immerhin habe ich noch nie ein so neues Auto besessen wie diesen Toyota, in der Regel waren meine Fahrzeuge immer so um die 8 Jahre alt, wenn ich sie kaufte.
An meinem Yaris finde ich zwei Dinge besonders gut:
1. Knöppe. Ich stehe auf haptische Knöpfe und Drehregler die ich wirklich anfassen kann. Nicht um des Fummelns willen, sondern weil ich das Auto damit blind bedienen kann, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
Der Yaris hat keine Touchbedienungen, die zum Fahren notwendig wären. Selbst das Touchdisplay auf dem Armaturenbrett hat noch zusätzliche Knöpfe am Rand, mit dem es sich auch mit Handschuhen bedienen lässt.
Daneben gibt es echte Kombi-Drehregler für Heizung, Belüftung und Klimaanlage – die lassen sich einfach so mit einem Handgriff verstellen, ohne das man in drei Untermenüs des Bordcomputers swipen muss!
Das Lenkrad sieht überladen aus, weil es zig Tasten und zwei bidirektionale Wippen besitzt, aber das lässt sich schnell erlernen, und mit etwas Übung lassen sich hierüber blind der Bordcomputer steuern, die Spracherkennung aktivieren, Mediensteuerung vornehmen und der Tempomat oder der Limiter einstellen. Geil. So muss das sein.
2. Er nervt nicht. Obwohl er sinnvolle Technik verbaut hat, wie den SOS-Notruf, gehört mein Yaris zum letzten Jahrgang, der noch keinen nervtötende Unfug wie die Geschwindigkeitswarnung verbaut hat. Das ist ja jetzt EU-Vorschrift. Klar, mein Yaris hat eine Verkehrszeichenerkennung und weist durch eine dezente Einblendung darauf hin, dass ich vielleicht zu schnell fahre. Aber er gibt keine Warntöne von sich, und ist damit das Modell mit der besten Technik, bevor die durch Vorschriften Scheiße wurde.
Überhaupt, die Technik. Japanische Fahrzeuge haben den Ruf, zuverlässig und ausgereift zu sein, aber sie sind nicht als die Speerspitze der Digitalisierung bekannt. Technische Gadgets und Apps, mit denen die Chinesen jede Ecke ihrer Fahrzeuge Pimpen, findet man bei japanischen Autos entweder nie oder erst nach Jahren. Umso erstaunter war ich, wie gut die Digitaltechnik im Yaris funktioniert.
Die Verkehrszeichenerkennung funktioniert besser als in dem 2020er Audi A4, den ich gelegentlich als Firmenwagen fahre. Das ist wichtig, weil neue Autos anfangen zu piepen, wenn sie denken man führe zu schnell. Das macht der yaris grundsätzlich nicht, aber er erkennt Geschwindigkeitsbegrenzungen zuverlässiger als der Mittelklasse-Audi.
Dito funktioniert der adaptive Tempomat und der Spurhalteassistent. Sind die aktiviert, kann man auf der Landstraße oder Autobahn den Fuß vom Gas nehmen und sich zurücklehnen. Der Yaris folgt dann der Straße von allein. Er lenkt selbst, hält Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen und bremst, wann immer nötig. Geschwindigkeitsanpassungen funktionieren mit einem Automatik natürlich noch besser als mit meinem Schaltwagen, bei dem ich gelegentlich den Gang wechseln muss. Der Punkt ist aber: Es funktioniert, und zwar richtig gut.
Ebenso die Erkennung anderer Fahrzeuge und Hindernisse auf der Fahrbahn. Wenn der Yaris mit seinem Radar einen unbeleuchteten Radfahrer mitten in der Nacht über die Bundesstraße eiern sieht, tut er das durch einen schrillen Alarmton kund, um dann – falls ich nicht reagiere – selbst eine Gefahrenbremsung einzuleiten. Tatsächlich hat uns der Wagen schon mal gerettet, als ein vorausfahrendes Fahrzeug mit defekten Bremsleuchten auf freier Strecke unvermittelt eine Vollbremsung von Hundert auf Null hinlegte – da hat der Yaris schon bis ins ABS rein gebremst noch bevor ich begriffen hatte was los war. Dieses Notsystem funktioniert also super.
“Hä? Na und? Das ist ja wohl das mindeste” könnte man jetzt denken, aber wer schonmal einen Skoda Fabia gefahren hat, der schon beim Zurollen auf eine rote Ampel panisch roten Fehlalarm gibt, oder einen VW Polo gefahren ist, der auf der Autobahn beim Überholen permanent Abstandswarnungen akustisch kund tut, oder einen Audi, der entgegenkommende Fahrzeuge mit seinem Fernlicht blendet, weil er sie nicht erkennt – der weiß die unaufdringliche Zurückhaltung und die Zuverlässigkeit von Toyota zu schätzen.
Was ebenfalls fein funktioniert ist das Keyless-System. Ich war und bin da immer etwas mißtrauisch: Autos, die sich bei Annäherung des Fahrers erst selbstständig beleuchten und dann entsperren, schien mir unnötiger Luxus bei gleichzeitiger krasser Erhöhung der Diebstahlsgefahr. Diebe können bei den meisten Fahrzeugen das Schlüsselsignal sehr einfach verlängern und mit dem Auto wegfahren. Deshalb habe ich das bei mir auch meist ausgeschaltet, was über eine einfache Konfigurationseinstellung im Mitteldisplay geht. Ich muss aber auch zugeben: Ist schon nice, wenn man keinen Schlüssel mehr braucht und den Wagen auf Knopfdruck starten kann. Und immerhin ist Toyota clever: Der Funkschlüssel enthält einen Bewegungssensor. Verspürt der keine Bewegung, z.B. weil der Schlüssel im Haus am Schlüsselbrett hängt, sendet der Schlüssel einfach nicht. Warum machen das nicht alle Hersteller?
Was gibt es sonst noch zu berichten?
The Good:
- Der Yaris ist ein kleines Raumwunder, in dem vier Personen bequem Platz finden, auch wenn Menschen über 1,90 auf den hinteren Plätzen keinen Spaß haben dürften.
- Er ist nicht luxuriös ausgestattet, aber auch nicht billig. Abgesehen vom Lederlenkrad sind die Materialien nichts besonderes, aber immerhin knarzt und quietscht im Innenraum nichts.
- Die Heizung könnte besser sein, ist in Kombination mit der Klimaanlage aber Okay.
- Der Kofferraum ist klein, aber immerhin ausreichend für zwei Kisten Wasser.
- Die Beleuchtung ist komplett LED, vorne mit Matrix-Scheinwerfern – deren Lichtausbeute ist phänomenal.
- Auch bei sehr schneller Fahrt (190 schafft er lt. GPS) liegt der Wagen ruhig auf der Straße
- Lässt man den jährlichen Service in einer Toyota-Werkstatt machen, verlängert sich die Werksgarantie auf bis zu 15(!) Jahre
The Bad:
- Bei schneller Fahrt wird der Wagen recht schnell sehr laut, da ist deutlich zu merken, dass bei der Dämmung gespart wurde.
- Das Fahrwerk ist zu weich, dafür wie der Wagen liegt und sich fährt müsste sie viel straffer sein.
- Es gibt kein Reserverad mehr, nur noch Notfall-Pampe und einen Kompressor
The Ugly:
- Der downgesizte “Dynamic Force” (höhö) Motor ist neu und kann Kinderkrankheiten aufweisen. Dazu gehört Lochfrass am EGR Hitzetauscher, was auf mangelhafte Beschichtung zurückzuführen ist. Toyota erkennt das nicht als Garantiefall an und wieselt sich mit “Bestimmt haben sie zu agressives Benzin getankt” raus. Mein Yaris gehört zu den betroffenen Baureihen ist, ob er wirklich was hat, wird die Zeit zeigen.
Alles in Allem: Ich bin aktuell SEHR zufrieden mit meinem Yaris. Klein, wendig, extrem gutaussehend, wenig Firlefanz, haptische Knöppe, sparsam – der ist wie für mich gemacht.
Schade nur, dass er ein Benziner ist. Damit sind seine Tage jetzt schon gezählt.
Ein Gedanke zu „New Ride: Toyota Yaris 1.5 Dual VVT-i 125 (2021)“
Moin,
als alter Deutsche-Autos-Fan bin ich zwischen auch von asiatischen Autos sehr überzeugt. Meine Firma hat nur Hyundais und keine Probleme. Dabei werden die Autos nicht neu für ein Jahr geleast, sondern gekauft und gefahren. Ich habe für Götham City einen Hyundai mit Dieselmotor als “neuen” Dienstwagen bekommen, der 238 Tkm auf der Uhr hat und der rennt wie Teufel. Selbst mein Mercedes-Händler, ich fahre einen alten 200er Diesel, hat Hyundai als Zweitmarke. Als ich in anderen Ländern war, habe ich dort im Busch auch nur Toyota gefahren.
Gruss
Lupo