
Reisetagebuch Japan (23): Mucha in Fuchu
Das Reisetagebuch. Heute neigt sich der Japan-Trip dem Ende zu, ich verfluche das Schnabeltier, bestaune die Katze und lobe den Pinguin, leide Schmerzen und stelle fest, dass man Jugendstil einfach überall mag. Am Ende steht die Frage: Was hat das eigentlich gekostet, und: War es das wert?
31. Oktober 2024, Tokyo
Nach einem kleinen Frühstück im “Sakura” checke ich aus und verlasse das Backpacker-Hotel. Durch die engen, aber irgendwie wohnlichen Gassen des Viertels laufe ich bis zur nächsten U-Bahn-Station und fahre nach Shinjuku. Dort schließe ich den Cabin Max ein.
Eigentlich würde ich jetzt gerne den Keio-Express nehmen, aber den finde ich nicht. Der Bahnhof in Shinjuku ist GIGANTISCH, außerdem hat er mehrere Außenstellen, die wegen Baustellen aber gerade nur oberirdisch zu erreichen sind. Mehrmals verlaufe ich mich in den Straßen des Geschäftsviertels, dann nehme ich einfach einen Zug der normalen Keio-Linie. Die hält ausnahmslos an jeder Milchkanne, dementsprechend dauert die Fahrt über eine Stunde.
Aber warum auch nicht, ich habe doch Zeit heute.
Fünfundzwanzig Kilometer rumpelt die Bahn von Shinjuku nach Westen, dann endet sie in Fuchu. Eigentlich ist Fuchu ein kleiner Ort am Fluß Tama, aber natürlich ist er schon lange von der wuchernden Metropole Tokyo einverleibt worden.
Ich muss mir immer wieder klar machen, dass sich Tokyo in manche Richtungen über 100 Kilometer hinzieht. EINHUNDERT Kilometer nur Stadt! Bis zum Horizont! Und dahinter: Noch mehr Stadt! Komme ich immer noch nicht drüber weg.
Fuchu wirkt noch wie eine Kleinstadt, auch mitten in der großen Metropole. Am winzigen Bahnhof steht Kunst, aber die Wohnhäuser und Straßen könnten auch auf einem Dorf sein.
Fuchu ist grün – in einem Park sitzen auf jedem Hügel Schulklassen und haben Unterricht im Freien.
Fuchu ist bekannt für sein Kunstmuseum, und dahin zieht es mich – ich habe ja gestern in der Bahn die Werbung für eine Ausstellung des Jugendstil-Künstlers Alfons Mucha gesehen, und da durch die Gestaltung der Jugendstil-Tagung im September mein persönliches durch ein professionelles Interesse ergänzt wurde, will ich mir die ansehen.
Das Museumsgebäude wirkt nicht ganz neu, aber die Architektur ist angenehm reduziert und edel.
Im Inneren setzt sich das fort – heller Stein, warmes Holz – ein sehr angenehmer Ort, in dem die Werke von Mucha sehr schön zur Geltung kommen. Fotografieren darf man natürlich leider nicht.
Nach einer Stunde laufe ich zurück zum Bahnhof und juckele mit der Bimmelbahn zurück nach Shinjuku. Als ich dort das Handy an eine Sperre halten will, macht die einen traurigen Ton und leuchtet rot. Was soll das?
Nochmal.
Wieder rot.
Hä?
Ich mache das Handy an und rufe das Wallet auf. Doch, die ICOCA-Karte mit dem feisten Schnabeltier ist ausgewählt, die wollte ich heute leer machen.
Aber aus irgendeinem Grund komme ich nicht durch die Kontrolle. Ich wähle die SUICA-Karte mit dem Pinguin aus. Die Sperre wird grün und geht auf. Erleichtert laufe ich hindurch, nur um nach wenigen Schritten Zweifel zu bekommen – ich habe in Fuchu mit der personalisierten ICOCA eingecheckt, nicht, dass das im Nachgang noch Ärger gibt. Zum Glück ist direkt neben der Sperre ein Tresen der Bahngesellschaft.
“Speak English?”, fange ich das Gespräch an, und tatsächlich spricht der Mann in Uniform und strenger Schirmmütze hinter dem Tresen kein Englisch, aber er versteht, was ich von ihm will.
Mit beiden (behandschuhten) Händen nimmt er vorsichtig mein Handy entgegen, prüft die ICOCA mit seinem Lesegerät, beendet darin dann die laufende Fahrt und zieht dafür 160 Yen ein. Damit habe ich vermutlich zwei Mal bezahlt, aber zumindest gibt es keinen Ärger – nicht, dass eine endlos laufende und unbezahlte Fahrt am Ende als Verbrechen gilt und ich nie wieder nach Japan darf!
Das war jetzt aber schon das zweite Mal, das die ICOCA im iPhone Probleme macht. Verdammtes Schnabeltier! Damit das nicht nochmal passiert, lösche ich die nun fast leere Karte aus dem Handy. Hat ja keinen Sinn, sowas, zumal die Pinguin-Karte problemlos überall funktioniert. Auf Pinguine ist eben Verlass, auf Schnabeltiere nicht.
Und nun?
Hm. Von Shinjuku aus kommt man überall hin, und deshalb fahre ich auf des Pinguins Nacken weiter nach Nakano.
Hier ist hinter dem Bahnhof wieder eine große Mall. Aber nicht so ein Luxusding aus weißem Marmor, in dem Klamotten verkauft werden, sondern ein etwas runtergekommenes Gebäude voller kleiner Läden die allesamt Spielzeug der unterschiedlichsten Art verkaufen, von Playstations und Virtual Reality Brillen über Actionfiguren bis hin zum SUICA-Pinguin als Stofftier (s.o.).
Sagte ich EIN Gebäude? Das ist quatsch, die Nerd-Mall zieht sich über mehrere Blöcke an Gebäuden.
Fasziniert streife ich durch die Gänge – die Auswahl hier ist noch größer als in Akihabara, und vor allem gibt es auch westliche Actionfiguren. Was hätte ich früher für eine Indiana Jones- oder Robocop-Figur oder einen Sternenkreuzer aus Star Wars gegeben! Mittlerweile gucke ich mir sowas noch gerne an, denke aber: Kaufen tue ich das nicht, ich will nicht noch mehr Plastikkrempel in meinem Zuhause haben.
Als ich wirklich jedes einzelne Geschäft in dem großen Gebäude zwei Mal gesehen habe, stelle ich fest, das ich IMMER noch Zeit habe. Ich setze mich auf den Bahnhofsvorplatz und lese eine Stunde. Um mich herum kommen und gehen Menschen, setzen sich kurz um etwas zu essen oder zu trinken, stehen auf und verschwinden wieder. Eben saß ich noch im Sonnenschein, schon schieben sich die Schatten der Hochhäuser vor die Sonne. Ohne Sonne wird es schnell kühl. Ist doch zu merken, das der Herbst kommt. Ich fahre zurück nach Shinjuku.
Hier gucke ich mir noch die Shinjuku-Katze an. Das ist quasi ein modernes Mainzelmännchen. Auf einem großen Display in der Straße läuft Werbung, und alle paar Clips kommt die Katze und macht Faxen. Durch das gekrümmte Display und clevere optische Tricks wirkt das erstaunlich Dreidimensional.
Diese Werbedisplays sind gerade in Mode. In Shinjuku ist es die Katze, in Shibuya ein Panda und irgendwo gibt es glaube ich noch eine Eule und einen Hund.
Nachdem ich genug Katze geguckt habe, steige ich um 16:08 Uhr in den Narita Express. Ohne viele Zwischenhalte rauscht die Bahn in der einsetzenden Dämmerung durch die Metropole. Ich sehe noch ein paar letzte Sonnenstrahlen hinter den Hochhäusern, dann wird es dunkel.
Mein letzter Sonnenuntergang in Japan.
Meine letzte Bahnfahrt in Japan.
Seufz. Während ich das hier aufschreibe, bekomme ich direkt schon wieder Sehnsucht nach Japan.
Um kurz vor halb sechs kommt der Express im Terminal zwei des Narita Airports an. Der Flughafen brummt noch vor hektischer Betriebssamkeit. Ich wandere durch die Gänge und Hallen, in denen ich Anfang Oktober hier angekommen bin.
Ich kundschafte schon mal die Abflughalle aus. Die ist riesig, und an einem Ende befindet sich eine Galerie mit Geschäften und, natürlich, einem Conbini. Ich gebe mein letztes Bargeld für mehrere Flaschen Wasser, einen Nudelbowl und eine letzte Packung Crunky aus. Dann setze ich mich in eine abgelegene Ecke der Galerie hinter einen Pokemonladen, wo es nicht nur Sitzplätze, sondern auch Mülleimer gibt, und verzehre dieses “Abendessen”, während ich über die Abflughalle schaue.
Ein Mann im Geschäftsanzug tut es mir gleich. Bei ihm gibt es zum Nachtisch Yoghurt, bei mir Glibber mit Weintrauben drin. Hmmmm, Glibber!
Langsam wird es ruhiger im Flughafen, die Menschenströme versiegen, die Geschäftigkeit legt sich. Als ich zurück laufe, sind nur noch wenige Menschen in den Hallen und Gängen unterwegs. Es fühlt sich an, als ob der Flughafen schlafen geht und ich jetzt eine Seite von ihm erlebe, die die meisten Menschen nie mitbekommen.
Nach dem Durchlass nach links, dann hinab ins erste Untergeschoss, den Schildern zu den Zügen folgen, vorbei am Kensei Skyliner-Schalter geht es in einen Teil des Airports, der schon völlig leer ist. Ich wandere ganz allein durch Korridore und Treppenhäuser.
Wind heult durch die leeren Gänge, die an einer offenen Baustelle enden.
Witzig: Die Baustelle versperrt die Fluchtwege, hat aber einen “Notöffner” – Im Gefahrenfall soll man eine Plastikkappe wegdrücken, dann kann man eine Tür im Baustellenzaun öffnen.
Gegenüber der Baustelle ist das “Nine Hours”, ein Kapselhotel. Das heißt so, weil man hier eine Stunde relaxen soll + sieben Stunden schlafen + eine Stunde Körperpflege = Neun Stunden.
Was jetzt folgt, ist eine exakte Kopie der Abläufe meines ersten Besuchs vor fünf Jahren hier: Am Empfang gibt es eine Tasche mit Handtüchern, Schlappen, Duschzeug, Zahnbürste und Nachthemd. Neben dem Empfang ist ein Umkleideraum, wo man sein Gepäck und seine Kleidung in einen Spind einschließt und anschließend in einem Sanitärbereich duschen kann.
Gewandet in ein Nachthemd geht es dann in den Gang, in dem die Kapseln sind.
Jede Kapsel ist zweieinhalb Meter lang und einen Meter breit und ausgestattet mit Licht, Steckdose und USB-Anschlüssen. Für eine Nacht völlig okay.
Lange liege ich noch wach. Nicht nur, weil die Kapsel etwas in die Jahre gekommmen ist und bei jeder Bewegung ein wenig knirscht und quietscht und die Klimaanlage und der Zugwind rauschen. Nein, ich habe auch ein wenig Kopfschmerzen, und vor allem komme ich gerade nicht darüber hinweg, dass ich nun schon auf dem Heimweg bin. Das kann doch nicht sein, oder?
Als ich vor viereinhalb Wochen in Japan ankam, schien mir der 31.10. wahnsinnig weit weg zu sein, und ich fragte mich, ob ich mir hier nicht zu viel zugemutet hätte – einen Monat in einem fremden Land, nicht nur ganz allein sondern auch, mangels Gelegenheit und Sprachbarriere, ohne Gelegenheit mit anderen Menschen zu sprechen. Würde ich wohl zum ersten Mal Heimweh bekommen? Würde mir der zwischenmenschliche Kontakt fehlen?
Nicht wirklich, merke ich gerade. Die Zeit verging wie im Flug, mir fehlt es an überhaupt nichts und ich könnte noch ein paar Monate in Japan bleiben!
Tour des Tages: Von Shinjuku nach Fuchu und zurück, dann nach Nakano und schließlich nach Narita. In Summe 160 Kilometer, davon 13,2 zu Fuß.
Donnerstag, 01. November 2024, Narita
Die Sonne geht über dem Flughafen auf, und der erwacht zu neuem Leben. Aber erst langsam, noch ist die Abflughalle leer.
Die Kopfschmerzen sind nicht verschwunden, merke ich. Ich bin aber zu sehr damit beschäftigt den Flughafen und die Abläufe in mich aufzusaugen um wehleidig zu sein.
Als ich zwischen zwischen den Gepäckschaltern herumschlendere denke ich wieder: Nett, sich um das Gepäck nicht kümmern zu müssen. Ich liebe mein leichtes Handgepäck, und es hat sich auch als völlig ausreichend erwiesen. Nicht ein Mal in den vergangenen Wochen bin ich mit dem, was der Cabin Max Metz XL, der über meiner Schulter hängt, fasst, nicht ausgekommen. Gut, an einigen Tagen habe ich die Dehnungsfalte gebraucht mit ihren zusätzlichen 10 Litern Stauraum, die nur dieses, mittlerweile nicht mehr produzierte, Modell hat. Besonders wenn ich Lebensmittel und die Jacke da drin hatte. Aber sonst? Liebe ich das Gefühl, das Ding jederzeit im kleinsten Münzschließfach lassen zu können und ansonsten überall viel mobiler zu sein als mit einem Rollkoffer. So lange ich es körperlich kann, werde ich sicher weiterhin mit nur einem Rucksack verreisen.
Ah, guck an. Bei Japan Airlines kann man jetzt über Gesichtserkennung einchecken. “Face Express” heißt das. Wer dieses neuen Service nutzt, wird bevorzugt behandelt. Dafür muss man sich nur den Abend vorher von allen Seiten mit dem Handy fotografieren. Dooferweise muss man das aber vor jedem Flug wohl erneut tun, die Daten werden für diesen Zweck nicht wiederverwendet.
Egal. Ich laufe durch die normale Sicherheitskontrolle als diese öffnet, und wandere dann durch die endlosen Gänge des Terminals. Au guck! Hier steht jetzt auch ein grüner Kleingeldspendenautomat! Sehr gut.
Wer jetzt noch Kleingeld hat, kann das in einem der bunten Läden loswerden. Im “Akihabara +” lässt sich Währung gegen Totoro, Pokemons oder anderen Kleinkram tauschen.
Vor der großen Fensterfront wartet bereits das Flugzeug. Ich setze mich in den Wartebereich und tue eben das: Warten. Natürlich bin ich viel zu früh hier, der Flug geht erst in über einer Stunde. Wie auf jeder Etappe dieser Reise trage ich auch jetzt wieder eine FFP-Maske. Unter der läuft mir die Nase, und mein eines Auge tut weh. Was soll denn das?
Zwanzig Minuten vor Abflug beginnt das Boarding in Gruppen. Ich sortiere mich auf meinen Platz.
Es ist exakt der selbe Fensterplatz wie auf dem Hinflug, in genau demselben Flugzeug. Bedeutet leider: Ich habe wieder die selbe kaputte Kopfhörerbuchse.
Warum genau der selbe Platz? “Dann kann ich die andere Seite der Flugroute sehen”, war der Gedanke bei der Buchung. Klappt aber nicht. Wegen der Ukrainekriegs fliegen wir zurück ganz anders als auf dem Hinweg. Das ist sofort zu merken, als der Flieger abhebt. Statt nach Westen abzudrehen und dann über China, die Mongolei und die -stans zu fliegen, beschreibt das Flugzeug lediglich eine leichte Kurve nach Norden und fliegt ansonsten weiter nach Osten.
Die Küstenlinie von Japan bleibt zurück. Wehmütig starre ich aus dem Fenster. Ob ich wohl noch einmal die Gelegenheit bekommen werde, dieses Land zu besuchen? Wünschen würde ich mir das.
Denn auch wenn Japan mitnichten “Im Jahr 2050 lebt”, wie manche Influencer nicht müde werden zu behaupten, sondern in der Digialisierung nur knapp vor Deutschland liegt, und auch wenn Japans Gesellschaft mit vielen Problemen zu kämpfen hat – Misogynie, Sexismus, Überalterung, Ausländerfeindlichkeit und eine ungesunde Arbeitskultur, um nur einige zu nennen – so faszinierend ist das Land auch. Eben weil es so fremd ist. Weil es zurückhaltend und unaufdringlich ist. Und weil es einfach wunderschön ist.
Schön auch, das alles geklappt hat was ich mir vorgenommen habe. Ich bin wirklich vom hohen Norden bis zum Südzipfel einmal ganz durch´s Land gereist. Es gab keinen Unfall, ich bin nicht krank geworden, ich habe keine schlimmen Faux-Pas begangen und es sind keine Katastrophen passiert, sowas wie Hotelzimmer unter Wasser gesetzt oder ähnliches.
Im Gegenteil, trotz der Sprachbarrieren bin ich SEHR gut zurechtgekommen, wenn auch um den Preis in über vier Wochen praktisch mit niemandem gesprochen zu haben. Was mir psychisch nichts ausmacht, aber das Gefühl hinterlässt, interessante Begegnungen und den Austausch mit Locals verpasst zu haben.
Aber vielleicht ist Japan dafür auch nicht das richtige Land – die Menschen sind doch eher verschlossen Fremden gegenüber. Sicher, man wird respektvoll behandelt, aber so etwas wie in Südeuropa – offene Begrüßungen, und nach dem ersten Abend gehört man zur Familie – gibt es hier nicht.
Wenn ich eines wirklich bedaure dann ist es, das ich zu viel in den großen Städten unterwegs war. Gerade Kyoto und Osaka sind doch arg von Touristen überlaufen, das hat mir nicht gefallen. Und die interessantesten Begegnungen und Erlebnisse und landschaftlichen Schönheiten habe ich bei den Exkursionen auf´s Land erlebt und gesehen.
Beim nächsten Mal, so es denn ein nächstes Mal gibt, würde ich zusehen, dass ich die großen Städte an der Südküste Honshus meide und eher auf´s Land hinaus fahre. Aber gut, ist halt auch eine Preisfrage: Die großen Städte sind gut mit dem Railpass erreichbar, für Fahrten über das Land braucht es einen Mietwagen. So teuer der Railpass auch ist, mit seinen 650 Euro für drei Wochen, ein Mietauto ist noch viel, viel teurer und bringt den latenten Stress der Parkplatzsuche mit sich. Selbst auf dem Land kaum Flächen gibt, wo man parken darf.
Apropos Kosten. Ich war jetzt 33 Tage unterwegs. Transportmittel waren dabei am Teuersten, allein die Flüge haben mit 1.130 Euro zu Buche geschlagen und waren damit doppelt so teuer wie noch vor fünf Jahren.
Dazu kam der Railpass für 21 Tage mit 658 Euro und die beiden Mietwagen mit rund 500 Euro für insgesamt fünf Tage sowie der Kensai Skyliner und Tickets auf die Suica-Karte in Höhe von ca. 150 Euro, so dass sich das insgesamt rund 2.300 Euro summiert.
Günstig waren dagegen die Hotelaufenthalte, gerade die kleinen Businesshotels gab es für 42-55 Euro pro Nacht. Am Teuersten war das Appartement im Onsen-Hotel von Hakone mit rund 113 Euro, aber auch das geht noch, im Vergleich zu europäischen Preisen. Günstig war auch die Ernährung. Wobei es zu meiner Überraschung meist günstiger war einfach Essen zu gehen als sich Fertigzeug aus dem Conbini zu holen. Ein großer Bowl Ramen oder Udon aus dem Nudelrestaurant ist lecker und kostet meist 600-1.000 Yen, also gerade unter 6 Euro.
Insgesamt, mit Eintrittskarten für drei mal Teamlabs, die ganzen Fernsehtürme, den Ghiblipark und was nicht noch alles, dürfte mich diese Reise rund 4.500 Euro gekostet haben. Das ist ordentlich.
Abahey, 33 Tage! Und nicht umsonst habe ich zwei Jahre darauf gespart.
Die vergangenen viereinhalb Wochen sind wie im Flug vergangen, in keiner Sekunde habe ich mich gelangweilt. Ich könnte mich in Japan verlieren – zumindest als Gast, hier leben würde ich nicht wollen. Oh, Abendessen.
Das Flugzeug zieht über den Pazifik und hinein in den Terminator. Draußen wird es dunkel, im Flugzeug wird ebenfalls das Licht gelöscht. Schlafenszeit.
Ich finde keinen Schlaf. Unruhig werfe ich mich in dem unbequemen Sessel hin und her, finde aber keine aushaltbare Position. Mein Gesicht tut jetzt richtig weh, die eine Seite zieh wie Hölle. Sitzt etwa die FFP3-Maske zu eng?
Über Kanada gebe ich es auf einschlafen zu wollen und hole das eBook raus. Die Buchstaben verschwimmen vor den Augen – mein rechtes Auge tränt und mein rechtes Ohr tut weh. Stimmt was mit dem Druck im Flugzeug nicht?
Über Grönland geht die Sonne auf.
Fasziniert beobachte ich, wie die karge Eislandschaft neun Kilometer unter dem Flugzeug vorbeizieht.
Ab Stunde zwölf ist es kaum noch auszuhalten. Meine ganze rechte Gesichtshälfte scheint in Flammen zu stehen. Das rechte Ohr fühlt sich an, als hätte es eine Mittelohrentzündung, das rechte Auge tränt, das rechte Nasenloch ist zugeschnoddert und sogar die Zähne tun auf der rechten Seite weh. Wäre ich allein, würde ich vor Schmerzen quiemen und winseln.
So starre ich glasig und mit Tränen in einem Auge aus dem Fenster und versuche rauszufinden, wo das Flugzeug wohl gerade ist. Ist das da hinten die Küstenlinie von Norwegen?
Minuten ziehen sich wie Stunden. Immer öfter sehe ich auf die Uhr und wünsche mir nur, dass das hier endlich vorbei sein möge.
Später wird sich rausstellen, dass ich mir eine Erkältung gefangen habe – vermutlich von dem schniefenden Opa im Ramen-Restaurant vorgestern Abend. Eigentlich nichts Schlimmes, aber halb zugeschwollene Nasen- und Ohrkanäle sind in Kombination mit den Druckverhältnissen im Flugzeug echt nicht gut und tun wirklich richtig weh, eben wie eine Mittelohrentzündung.
Leider dauert der Flug noch. Am Ende ist das Flugzeug satte 15 Stunden unterwegs, bis das Bordsystem endlich den Landeanflug auf Bad Orb meldet.
Kurz nachdem der Flieger in Frankfurt aufgesetzt hat, torkele ich mit meinem Rucksack erst in die Skyline, dann durch den Fernbahnhof.
Das Handy meldet sich, die Navigator-App der Deutschen Bahn. Gleiche mehrere Meldungen.
“Ihr gebuchter Zug ICE 792 fällt aus.”
“Der Ersatzzug verkehrt abweichend von Gleis Fern 3”
“Beachten sie: Der Ersatzzug fährt in umgekehrter Wagenreihung und ohne die Wagen 4 bis 7. Bitte beachten Sie, dass Ihre Reservierung keine Gültigkeit hat”.
Aus den Lautsprechern schallen Durchsagen.
“…Grund dafür sind Verzögerungen im Betriebsablauf…”
“…Grund dafür ist eine Verspätung aus vorheriger Fahrt….”
“…Grund dafür ist eine verspätete Bereitstellung….”
“…Grund dafür ist eine Störung an einem vorausfahrenden Zug…”
…
Ja. Ich bin wieder in Deutschland.
02.10. bis 02.11.2024, also rund 33 Tage. Tausende von Kilometern mit Bahn und Flugzeug, 344,5 Kilometer zu Fuß.
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5 Gedanken zu „Reisetagebuch Japan (23): Mucha in Fuchu“
Lieber Herr Silencer,
Ich schreibe ungern lange Kommentare am Handy, daher möchte ich Sie möglichst bald um ein persönliches Date bitten, für einen Erfahrungsaustausch .
Bitte melden Sie sich bei mir.
🙂
Vielen Dank für die tollen Einblicke in eien Land, welches ich niemals persönlich bereisen kann!
DAs war eine tolle Reise – vielen Dank fürs Mitnehmen 🙂
VG, Marcus
Danke für´s mitreisen 🙂
Jetzt bin auch ich am Ende angelangt. Super spannend, danke!