Die gute Nachricht erst einmal vorweg, das Wiesel ist endlich wieder aufgetaucht!
Vor über einer Woche packte es seine sieben Sachen, verabschiedete sich von Herrn Silencer, der netten Wieseldame, Huhu und Mumpfelhausen um wieder einmal mit uns, den Kenny´s, um die Welt zu ziehen. Dies tat es vor 2 Jahren schon einmal und wer seine Abenteuer von damals noch nicht kennt, der kann sie hier gerne nachlesen.
Das Problematische an Reisen mit dem Wiesel ist die unheimlich kurze Aufmerksamkeitsspanne und die faktisch nicht vorhandene Geduld. So haben wir es damals erlebt und dies musste auch der arme Postbote am eigenen Leib erfahren, als er uns zähneknirschend einen kaputten Reisekarton fast ohne Inhalt vor die Tür stellte. An der Seite klaffte ein großes Loch und außer einigen Bonbonpapieren war der Karton leer. Eine Erklärung hatte er dafür nicht, wir sollten uns an die Servicezentrale der Post wenden, bei der man uns aber auch nicht weiter helfen konnte. Das Wiesel blieb erst einmal verschwunden.
Wir überlegten was zu tun sei, ein Wiesel in freier Wildbahn, noch dazu in Schleswig Holstein, kann schon eine Menge Unsinn anrichten. Frau Kenny kam auf die glorreiche Idee: Oreo´s sollten das Wiesel anlocken. Seine Affinität zu dieser Keksspezialität war uns noch von der letzten Reise lebhaft in Erinnerung geblieben und Sternchenkekse hatten wir gerade nicht zur Hand.
So platzierten wir eine Packung auf dem Terassentisch und warteten.
Heute nun endlich kam das Wiesel an. Der kleine muss sich unterwegs seinen Weg aus dem Karton gebahnt haben und eine weitere, mir bis jetzt noch unbekannte Wieselkraft aktiviert haben. Wiesel können anscheinend, wenn sie sich ein rotes Cape umbinden, fliegen!
Jedenfalls drehte er ein paar Runden über unseren Garten, machte “Wuuusch” und “Hui” und erschnupperte die Kekse, welche wir geistesgegenwärtig ins Wohnzimmer warfen und uns die Kamera griffen. Flugwiesel sieht man auch nicht alle Tage!
Von Philadelphia kommend, verbrachten wir die letzte Nacht in unserem Wohnmobil nicht auf einem Campground wie eigentlich angedacht, sondern, da dieser schon geschlossen war, auf dem Campingplatz Walmart. In Amerika ist es eigentlich überall verboten auf Parkplätzen, am Straßenrand oder auf nicht ausgewiesenen Flächen die Nacht zu verbringen, mit einer Ausnahme, und diese Ausnahme lautet Walmart. Da diese Supermärkte je 24/7 geöffnet sind, erlauben sie als besonderen Service Reisenden, eine Nacht auf Ihrem Parkplatz zu verbringen. Man sollte nur der Security vorher Bescheid sagen und seinen Müll wieder entsorgen. Sie sind natürlich auch nicht böse, wenn man die Vorräte in Ihrem Supermarkt wieder auffüllt. Für uns Deutsche war es sehr interessant zu erleben, was nachts um 2:30 Uhr auf einem Supermarkt-Parkplatz los sein kann. Es war die Nacht von Donnerstag zum Freitag, also mitten in der Woche, und trotzdem schien sich zumindest die Dorfjugend hier regelmäßig zu treffen. Die Nacht war also sehr unruhig, da wir ständig durch Türklappen, Einkaufswagengeräusche und fremden Stimmen geweckt worden sind. Wenigstens mussten wir für das Frühstück nicht weit laufen. Da wir von hier aus nur noch 20 Meilen bis zum Wohnmobilvermieter hatten, nutzten wir die Zeit, die uns noch verblieb, zum Einkaufen der letzten Mitbringsel und zum Kofferpacken. Das Wiesel kam mit lustigen bunten Bonbons an, die es unbedingt mitnehmen wollte. Da wir um die Wirkung dieser Bonbons wussten, verstecken wir sie, damit sie nicht vom Zoll gefunden wurden, ganz tief in der Wäsche.
Kurze Zeit später standen wir wieder beim Vermieter und mussten leicht wehmütig unser Wohnmobil abgeben. Es war uns für zehn Tage ein tolles Heim gewesen, zwar extrem laut und unheimlich durstig, aber doch irgendwie sehr heimelig.
Für Amerikaner ganz wichtig, wir haben sie nicht einmal benutzt, die Klimaanlage direkt unter der Decke. Ansonsten bot das Gefährt jeglichen Komfort den man sich wünschte: In der Küche eine Spüle, selbstverständlich mit Warmwasser, Gasherd, Dunstabzugshaube und Mikrowelle, links einen Kühlschrank und Tiefkühlschrank, dahinter die Dusche und auf der anderen Seite die Toilette. Das Wiesel schlief ganz am Ende, ein weiteres großes Bett war direkt über der Fahrerkabine.
1758 Meilen, also rund 2830 km, sind wir in den vergangenen zehn Tagen gefahren. Dabei verbrauchten wir gut 650 l Superbenzin. Das ist für dieses Wohnmobil ein Spitzenwert, der Verbrauch wird mit 23-30 l auf 100 km angegeben. Den blauen Umweltengel erhält unsere Reise somit nicht.
Der Vermieter brachte uns noch, da er eh in die Stadt wollte, bis zu unserem Hotel in New Jersey. Wir hatten uns ein Hotel in Flugplatznähe gesucht, damit wir den nächsten Morgen ruhiger angehen lassen konnten. Vom Hotelzimmer aus gab es den ersten kleinen Vorgeschmack auf das, was uns heute noch erwartete.
Wir hatten den ganzen Tag eingeplant um diese herrliche Stadt zu erkunden. New York ist riesig! Die Stadt besteht aus den Teilen Manhattan, The Bronx, Brooklyn, Queens und Staten Island. Wenn man von New York redet, meint man in der Regel den Stadtteil Manhattan, jene dicht besiedelte Insel in der Mitte des Bundesstaates New York. NY ist mit 8 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der USA und wird als Weltstadt angesehen. Als Weltstädte werden Städte bezeichnet, die von überragender Bedeutung sind oder eine zentrale Bedeutung auf politischem, wirtschaftlichem oder kulturellem Gebiet besitzen. New York gilt als wichtigster Finanzplatz der Welt, als Kulturmetropole und ist Sitz der Vereinten Nationen .
Kleiner Fakt am Rande, den Spitznamen Big Apple kennt wahrscheinlich jeder, aber dass die Stadt in der frühen Literatur schon Gotham City hieß, ist eher weniger bekannt. Somit wandelten wir wohl auch auf Batman´s Spuren.
Am schnellsten und einfachsten kommt man von New Jersey aus mit der Bahn nach Manhattan. Das Wiesel war, da es merkte, dass die Reise so langsam zu Ende geht, unheimlich verschmust. Immer wieder suchte es die Nähe von Frau Kenny und holte sich seine täglichen Streicheleinheiten.
Durch intensives Studium des Reiseführers hatten wir uns schon eine Route für den Tag zurecht gelegt. Wir wollten so viel wie möglich sehen, erleben und an Atmosphäre in uns aufsaugen.
Den Anfang hierzu machte wieder mal ein Museum, welches sich mit Flugzeugen beschäftigte. Hier ist ganz klar eine gewisse Affinität des Schreibers zu Flugzeugen zu erkennen. Wieder einmal herzlichen Dank an Frau Kenny, die interessiert schauend mitkam.
Die USS Intrepid ist ein Flugzeugträger aus dem zweiten Weltkrieg. Der Stapellauf erfolgte im Jahr 1943, die Außerdienststellung 1974. In dieser Zeit wurde sie an den meisten Krisenherden der Welt eingesetzt und diente der NASA mehrmals als Bergungsträger. Jetzt liegt sie am Pier 86 in Manhattan und beherbergt seit 1982 das Intrepid Sea-Air-Space Museum. Seit 1986 gehört die Intrepid zur Liste der National Historic Landmarks, einer Liste mit Stätten die vom amerikanischen Innenministerium als besonders bedeutend eingestuft wurden.
Wir waren aber eigentlich gar nicht wegen der Flugzeuge hier, sondern wegen dieses merkwürdigen grauen Gnubbels, hier im Hintergrund zu sehen. In ihm steht die Lösung zum Rätsel des vergangenen Donnerstag.
Das neueste Exponat auf der Intrepid ist das Space Shuttle Enterprise, welches dort besichtigt werden kann.
Und ja, der Name ist nach der gleichnamigen Fernsehserie gewählt worden. Dieses Space Shuttle ist der erste Prototyp, der damals von der NASA gebaut wurde. Ihm fehlen wichtige Komponenten wie der Hitzeschild oder das Haupttriebwerk. Somit hat die Enterprise nie die Atmosphäre verlassen, sondern diente seit 1977 nur der Erprobung ihrer Flugfähigkeiten in der Atmosphäre. 1985 wurde sie der Smithsonian Institution übergeben und 2012 nach New York gebracht.
Da Wiesel leider nur eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne haben, wuselte unser kleiner Begleiter schon wieder nach draußen, während wir noch am Schauen waren. Wir fanden ihn dann etwas später auf einem ausgedienten Flakgeschütz, wo wir hörten, wie er leise “ratratratrat” und “Wusch-Bumm” Geräusche machte.
Das Museum selbst ist sehr gut ausgerüstet, für einen Flugzeugfan ein absolutes Muss. Ganz hinten, etwas versteckt in der Ecke, entdeckten wir sogar noch eine Concorde, das Highlight aber ist das Space Shuttle.
Von hier aus ging es zu Fuß Richtung Central Park. Wir wollten zumindest den südwestlichen Ausläufer dieser riesigen innerstädtischen Parkanlage gesehen haben. Gerne hätten wir hier viel mehr Zeit gehabt. Generell ist ein Tag für New York viel zu kurz. Zu Fuß ging es also Richtung Central Park, wir kauften uns an einem dieser aus dem Fernsehen bekannten mobilen Stände einen Hot Dog und ein paar Getränke und machten es uns im Park gemütlich.
Da die kleinen Wieselfüße zu diesem Zeitpunkt schon recht wund gelaufen waren, entschieden wir uns zur nächsten geplanten Station mit dem Bus zu fahren. Der Kleine war uns dafür sehr dankbar.
Es ging nun ganz in den Süden Manhattans. Der Bus war angenehm leer, und er fuhr uns durch beeindruckende Häuserschluchten. Wieder einmal wussten die Augen nicht wo sie zuerst hinschauen sollten, es wirkte alles so gigantisch. Der Bus brachte uns direkt zum Lower Manhattan Terminal, einem Fährterminal, von dem aus alle 30 Minuten eine Fußgängerfähre nach Staten Island ablegt. Die Staten Island Ferry wird seit 1905 von der Stadt New York betrieben und wird jährlich von über 19 Millionen Fahrgästen genutzt. Sie verbindet den Borough Manhattan mit dem Borough Staten Island. Für eine Überfahrt benötigt sie 22 Minuten. Beliebt ist die Strecke vor allem bei Touristen, da sie zum einen eine herrliche Aussicht auf die Skyline von Manhattan bietet, direkt an der Freiheitsstatue vorbeifährt und auch noch kostenlos ist.
Auf der linken Seite im Bild befindet sich das Terminal, eine dazugehörige Fähre legt gerade an. Etwas weiter rechts, nicht mehr auf dem Bild, befindet sich ein Hubschrauberlandeplatz, der Rundflüge über die Stadt anbietet. Dort herrschte emsiges Treiben, die Helikopter setzten nur kurz auf, luden die Gäste ab, nahmen neue Passagiere auf und ratterten gleich wieder los.
Je mehr wir uns vom Ufer entfernen, umso mehr wurde von dieser Riesenstadt sichtbar. Das gläserne Gebäude mit dem schwarzen Dach im linken drittel des Bildes ist das noch im Bau befindliche neue World Trade Center.
Sogar das Wiesel schaut total fasziniert.
Leichter Schwenk nach rechts, zu sehen sind die Brooklyn Bridge und direkt dahinter die Manhattan Bridge.
Die Skyline in ihrer ganzen Pracht, inklusive einer heftigen Regenwolke, der wir zum Glück entgangen sind. Als wir wieder anlegten, war der Boden nass, wir hatten den einzigen Regenschauer des Tages geschickt umschifft.
Auf Staten Island angekommen, muss man einmal von der Fähre runter, kann aber sofort mit der nächsten zurückfahren. Es war, wie auf den Bildern teilweise erkennbar, sehr windig aber größtenteils sonnig. Wir versuchten auf dem Schiff immer im Windschatten zu sitzen, um nicht zu sehr zu frieren.
Zurück in den Häuserschluchten von Manhattan wurde es bereits merklich dunkler. Das lag nicht etwa daran, dass die Sonne bereits unterging, vielmehr verdeckten die Häuser die Sonne und sorgten für eine abendliche Atmosphäre, obwohl es erst gegen Nachmittag war. Zu Fuß ging es nun die Wall Street entlang, vorbei an Bulle und Bär Richtung World Trade Center. Auf dem Weg dahin, mussten wir aber unbedingt noch einen Geocache mitnehmen, der direkt auf dem Weg lag. Es ist gar nicht so einfach, ungesehen unter den Augen Hunderter Touristen und vieler Polizisten unauffällig eine kleine Dose zu suchen. Hier hatte das Wiesel die richtige Beinlänge und den richtigen Riecher. Es machtte uns durch sanftes Stupsen auf den gefundenen “Schatz” aufmerksam. Auch Wiesel können sich, wenn es die Not gebietet, unauffällig verhalten.
Zum Thema Polizei sei noch angemerkt, es gibt keine Stadt auf dieser Welt, in der wir uns so sicher gefühlt haben wie New York. Die Polizeipräsenz ist beeindruckend. Egal wo man war, oder wohin man sich drehte, einen Polizisten oder einen Polizeiwagen hatte man immer im Blickfeld. Das beruhigt den Touristen, ob mir das als Anwohner allerdings so gefallen würde, ist fraglich.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir den Ground Zero. Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl aus den Hochhausschluchten hervorzutreten und auf einmal eine unerwartet große Freifläche zu sehen. Um zur Gedenkstätte zu kommen, muss man normalerweise angemeldet sein, wir wurden aber einfach durchgewunken.
Das Mahnmal an die Anschläge vom 11. September besteht aus zwei riesigen schwarzen Brunnen, mit den Umrissen des jeweiligen Towers. Durch die Umzäunung dringt kaum Lärm aus der Stadt an diesen Ort. Durch das herab fließende Wasser ist es hier, zumindest kommt es einem so vor, ein paar Grad kälter. Das Wasser fließt die Wände der ehemaligen Grundmauern herab und verschwindet in einem schwarzen Loch in der Mitte. Rundherum sind die Namen aller Verstorbenen eingraviert.
Dieser Ort hat etwas Ruhiges, aber auch Trauriges. Es lässt einen für einen Moment innehalten und nachdenklich werden. Der Schock über die Angriffe vom 11. September sitzt dem Volk immer noch tief in den Knochen. Mir sagte einmal jemand, dass es daran läge, dass es das erste Mal seit Pearl Harbor sei, dass Amerika auf eigenem Boden so massiv angegriffen wurde. Dieser Angriff hat den Glauben an die Sicherheit stark erschüttert.
Direkt hinter dem Mahnmal entsteht inzwischen das neue One World Trade Center. An ihm wird seit 2006 gebaut Bei seiner Fertigstellung Ende 2013 wird es mit 541 m das höchste Gebäude in New York und den Vereinigten Staaten sein. Der Name One World Trade Center wurde erst im März 2009 eingeführt, ursprünglich sollte der neue Wolkenkratzer Freedom Tower heißen. Der Bauherr allerdings befand, dass sich One World Trade Center besser verkaufen ließe und benannte das Gebäude trotz harscher Kritik einfach um.
Diesen sehr ehrwürdigen aber auch traurigen Ort verlassend, streiften wir wieder durch die Straßen. So langsam meldete sich der Magen zu Wort, und da wir nicht allzu viel Zeit mit Essen verbringt wollten, verschlug es uns in ein Schnellrestaurant mit goldenen M. Was hier bei uns Schnellrestaurant heißt, meinen die da drüben verflucht ernst. Auf den angebrachten Schildern wird wirklich darum gebeten, dass man keine Zeit vertrödelt. Man hat maximal 20 Minuten um zu essen, danach sollte man doch bitte fertig sein. Uns war es nur recht, brach doch so langsam die Nacht herein und, wir wollten doch noch so viel sehen.
Wir setzten uns in die nächste U-Bahn und fuhren wieder etwas Richtung Norden zum Madison Square Garden. Von hier aus wollten wir zu Fuß den Time Square erkunden, der bei Nacht am schönsten sein soll. Das war der richtige Tipp.
Vom Madison Square Garden sind es nur ein paar Blocks bis zum Time Sqaure. Und der ist bei Nacht überwältigend.
Hier schön zu sehen, der Time Square Nr. 1, einer der bekannteren Wolkenkratzer in New York. Jeder kennt aus dem Fernsehen den leuchtenden Ball, der seit 1907 zu jedem Jahreswechsel gesenkt wird. Dieser Ball Drop beginnt 60 Sekunden vor Mitternacht und zählt zu den Höhepunkten der Silvesterfeierlichkeiten. Das Gebäude selbst ist größtenteils unbewohnt. In den ersten drei Etagen befindet sich noch eine Apotheke, die Räume darüber sind leer. Es ist finanziell interessanter das Gebäude mit Werbetafeln einzukleiden anstatt es innen zu renovieren.
Es ist inzwischen 9:00 Uhr abends, die Straßen sind voller Menschen, und wir sind überwältigt von all den Eindrücken.
Wer möchte, kann sich in dem kleinen Gebäude in der Mitte des Bildes direkt bei der Army einschreiben, während etwas weiter rechts das Musical vom König der Löwen aufgeführt wird. Für uns Hamburger ein kleines Gefühl von Heimat, da dieses Musical bei uns ebenfalls aufgeführt wird. Lachen mussten wir, auf diesem Bild leider nicht zu erkennen, bei einer Werbetafel für Baba Gump Shrimps. Das ist die kleine orangfarbene Tafel zwischen der Recruting Station und dem riesigen blauen Fernseher.
Teilweise wandern arg merkwürdige Gestalten durch die Straßen.
Tja, und was darf bei einem New York Besuch natürlich nicht fehlen? Richtig! Das Empire State Building.
Wenn ihr jemals hierher kommt, fallt bitte nicht auf die Kartenverkäufer auf der Straße herein. Recht wortgewandt versuchen sie, einem verteuerte Tickets zu den Aussichtsplattformen zu verkaufen. Den einzigen Vorteil, den man dadurch hat, ist, dass man an der Warteschlange vorbei kommt. Abends um 9:30 Uhr ist hier allerdings nicht mehr ganz so viel los, so dass man den Service teuer bezahlt. Wir haben jedenfalls unsere Tickets drinnen gekauft.
Das Empire State Building ist seit den Anschlägen im September wieder das höchste Gebäude in New York. In der 86. und 102. Etage befinden sich öffentliche Aussichtsplattformen, die zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören.
Die Aussicht ist überwältigend, aber seht selbst:
Die vier Lichter im Himmel sind nicht etwa Sterne, sondern Flugzeuge die im Zweiminutentakt landen wollen. Sogar das Wiesel traute sich, streckte seine Nase heraus, befand die Aussicht für toll, die Umgebung aber zu kalt und zu windig. Daraufhin verkroch er sich tiefer in seinen Rucksack.
Leider gehen auch der schönste Tag und der schönste Urlaub irgendwann zu Ende. Mit diesen tollen Bildern im Kopf machten wir uns auf den Rückweg in das Hotel. Wir lagen gegen ein Uhr im Bett und konnten lange nicht einschlafen. Das war nicht weiter wild, wir hatten eh vor, die Nacht so lange wie möglich wach zu bleiben, um möglichst müde auf dem Rückflug zu sein. War eine blöde Idee, wie sich noch herausstellen sollte.
Am nächsten Morgen machten wir uns zum Flughafen auf, was dank des Shuttle Service des Hotels kein sonderliches Hindernis darstellte. Dort verbrachten wir einige Stunden in Wartehallen, ärgerten uns darüber keine zusammenhängenden Sitzplätze bekommen zu haben und bestiegen die Maschine. Das Wiesel musste in die Gepäckablage, was ihm gar nicht gefallen hat.
So sind nun einmal die Vorschriften. Wir konnten nur hintereinander sitzen, da nebeneinander keine vier Plätze frei waren. So verabschiedete ich mich von Frau Kenny und setzte mich neben zwei Frauen aus Russland, die den ganzen Flug über auf Russisch über Mode des Bordmagazins diskutierten. Dazu gab es de facto keine Beinfreiheit, ein Entertainment System mit spanischen Filmen und eine Rückenlehne ,die man nicht nach hinten klappen konnte. An Schlaf war nicht zu denken. Aber auch die längsten 7 Stunden gehen irgendwann um, und so landeten wir morgens um fünf Uhr in Lissabon. Hier hatten wir 2 Stunden Aufenthalt, bis unser Flug nach Hamburg weitergehen sollte. Wir frühstücken gemeinsam und begaben und zum Boarding. Dort nahm man uns beiseite, entschuldigte sich und erklärte uns, dass die Maschine leider überbucht sei und wir hierbleiben müssten. Wutschnaubend ging es zur nächsten Servicestelle der Fluggesellschaft, wo wir von einer sehr gut geschulten Dame empfangen wurden. Man merkte, dass sie diese Problematik durchaus kannte. Sie gab uns Gutscheine für ein Restaurant, sagte, sie würde sich um alles kümmern und schickte uns weg. Eine halbe Stunde später erhielten wir von ihr Tickets über Frankfurt nach Hamburg und vier Umschläge. In diesen Umschlägen befanden sich Kreditkarten mit einer Entschädigung. Dies stimmt uns gleich wieder friedlicher. Jeder von uns erhielt 400 € und eine Entschuldigung. Außerdem hatte die Airline leider keinen Platz mehr in einer eigenen Maschine, also mussten wir mit Lufthansa fliegen.
Beruhigt und müde warteten wir auf den Abflug der Maschine.
Von hier an wurde alles gut.
Sogar das Wiesel erhielt einen eigenen Sitzplatz, und nach einem kurzen Aufenthalt in Frankfurt erreichten wir 7 Stunden später als geplant Hamburg.
Hinter uns liegen nun eine traumhaft schöne Hochzeitsreise, viele Erinnerungen und Eindrücke, Erlebtes und Gesehenes, von dem wir immer noch zehren. Es hat uns unglaublich viel Spaß gemacht, das Wiesel auf dieser Reise dabei zu haben und mit ihm so viele verrückte Sachen zu erleben.
Wir wünschen dir, kleiner Racker, für die Zukunft alles Gute, und wir hoffen sehr, dass du noch vielen anderen Menschen soviel Freude bereitest, wie du es uns getan hast. Bei uns bist du jederzeit wieder herzlich willkommen!
Nach einer sehr unruhigen, regnerischen Nacht versprach die aufgehende Sonne einen schöneren Tag. Wir hatten die Nacht auf dem schlechtesten Campingplatz der Welt zwar überstanden, dafür steckte unser Wohnmobil aber ganz schön im Schlamm fest. Zum Glück kleckern die Amis nicht bei der Motorisierung ihrer Fahrzeuge, und so war es kein größeres Problem, eine tiefe Furche auf der Wiese hinterlassend, unser Wohnmobil zurück auf die amerikanischen Straßen zu lenken. Unserer Reise führte uns diesmal den Rest der Outer Banks Richtung Norden, Norfolk Virginia sollte der erste Teil der heutigen Tagesetappe sein. Wir Männer hatten beschlossen, dass, wenn wir schon einmal in Norfolk sind, wir uns den größten amerikanischen Marinestützpunkt ansehen wollten.
Norfolk ist der Atlantikstützpunkt der amerikanischen Marine. Hier liegen diverse Kriegsschiffe, U-Boote und Flugzeugträger vor Anker. Sämtliche Operationen im Atlantikraum werde von hier aus gestartet. Es wird ein riesiger Aufwand betrieben, all diese Schiffe zu bauen, zu warten und zu versorgen. Man kann die große Basis zu Fuß oder mit dem Bus besichtigen, allerdings muss man sich dafür vorher anmelden, und ein intensives Sicherheitsscreening über sich ergehen lassen. Dies hatten wir natürlich nicht getan, und somit blieb uns nur die Victory Rover, ein kleines Schiff, welches unter fürchterlich patriotischer Musik einmal durch den kompletten Hafen fährt und über blecherne Lautsprecher das Gesehene kommentiert.
Und zu sehen gab es reichlich. Leider fing das Wetter wieder an schlechter zu werden, da aber unter Deck geheizt war und wir alle recht seefest sind, war das diesmal nicht das Riesenproblem.
Das erste Schiff direkt neben der Pier ist ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg. Die USS Wisconsin, ein Schlachtschiff der Iowa Klasse, wurde 1944 in Dienst gestellt und aus dem Dock sofort in den Pazifik entsandt. Ihre Hauptaufgaben waren der Schutz von Flugzeugträgern vor japanischen Flugzeugen und Küstenbeschuss. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schiff der Reserveflotte zugeteilt und 1951 wieder reaktiviert, um im Koreakrieg eingesetzt zu werden. 1958 wurde sie dann wieder außer Dienst gestellt. Fast 30 Jahre blieb das Schiff in der Reserve, wurde 1988 aber wieder aktiviert, um dann im ersten Golfkrieg eingesetzt zu werden. Danach wurde sie wieder aus dem Dienst genommen, und 2009 dann an die Stadt Norfolk übergeben. Dort dient sie heute als reines Museumsschiff.
Nun folgte ein Schiff dem anderen:
Das Wiesel, mutig wie nie, traute sich sogar an Deck um besser sehen zu können.
Interessant: In der Lücke fehlt nicht etwa ein Schiff, sondern laut Ansager liegt dort ein Schiff, welches so geheim ist, dass es unsichtbar ist. Ja neee, ist klar.
Schön zu sehen sind hier auch die U – Boot Zäune. Diese bis auf den Grund reichenden Sperren verhindern, dass der Feind, so wie in Pearl Harbour, mit Torpedos angreifen kann.
Am Ende der Reihe lag dann auch wirklich ein Flugzeugträger. Das Wiesel schaute ganz neugierig, so etwas Großes hatte er, genau wie wir, noch nie gesehen.
Es handelt sich hier um die USS Abraham Lincoln, der fünfte Flugzeugträger der Nimitz Klasse,1989 in Dienst gestellt. Sie hat eine Länge von 330 m eine Breite von 76 m und einen Tiefgang von 12,50 m. Voll beladen wiegt sie 97.000 t. Im Einsatzfall befinden sich über 5600 Personen an Bord. Angetrieben wird sie von zwei Nuklearreaktoren und vier Propellern, mit denen eine Geschwindigkeit von über 30 Knoten ermöglicht wird. Stationiert sind auf dem Träger bis zu 85 Flugzeuge. Es ist wirklich beeindruckend und gleichzeitig erschreckend, wie viel Ingenieurskunst in diesem Kriegsschiff steckt. Was könnte man alleine mit den Unterhaltskosten dieses Schiffes Positives in der Welt schaffen. Aber lassen wir das lieber. Mit viel patriotischer Musik ging es zurück zur Pier.
Eine Seefahrt, die macht lustig, eine Seefahrt die macht… hungrig…, also kehrten wir direkt nach dem Anlegen im Schlotzkys ein. Eigentlich waren wir auf der Suche nach dem Restaurant mit dem großen goldenen M.Da wir aber den Namen Schlotzky´s so witzig fanden, ließen wir uns hier nieder. Ich habe von meinem Sandwich nicht viel gesehen, das Wiesel hatte blöderweise auch Hunger.
So ging es dann nach einem kurzen Stadtbummel wieder zurück zu unserem Wohnmobil, und von da aus weiter Richtung Norden. Der Kiptopeke State Park war für die Nacht auserkoren worden. Zwischen ihm und uns lag nur dummerweise die Cheasapeake Bay Bridge Tunnel, eine Brücken/Tunnel Kombination, die durch eine ziemlich große Bucht führt. Problem dabei ist, dass Wohnmobile aufgrund ihrer mitgeführten Gasflasche nicht durch Tunnel fahren dürfen. Dies wird in der Regel durch die Kassiererinnen vor den Mauthäuschen kontrolliert. Der Wohnmobilverleiher hatte uns aber den Tipp gegeben, dieses Verbot einfach zu ignorieren. Er sagte, an 98 % aller Mautstation würde man durchgewunken, wenn nicht, beruft man sich auf seinen Status als Tourist, dreht um und nimmt ein anderes Mauthäuschen. Nur den Haupthahn an der Gasflasche sollte man vorher zudrehen. Siehe da, es klappte problemlos. Nach dem üblichen Obolus konnten wir durch den Tunnel fahren und uns damit einen Riesen Umweg sparen. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir den Kiptopeke State Park.
Nach einem ruhigen Abend am Lagerfeuer und einer gut durchschlafenen Nacht weckte uns das Wiesel am nächsten Morgen voller Tatendrang. Man stelle sich einmal vor, morgens durch Angestupstwerden zu erwachen, ein Auge zu öffnen und von Wiesel so angeschaut zu werden…
Um uns genug Zeit zu verschaffen zum Duschen und um uns für den Tag bereit zu machen, verdonnerten wir das unternehmungslustige Wiesel dazu Frühstück zu machen. Doofe Idee, als wir mit dem Duschen fertig waren, war vom Frühstück fast nichts mehr über. Nur die Erdnussbutter hatte die Fressorgie überlebt. Wieder einmal mussten wir feststellen, dass Wiesel total verfressen sind!
Da uns danach der Sinn stand, und damit das Wiesel nicht so fett wird, unternahmen wir vor der Weiterfahrt noch einen ausgedehnten Strandspaziergang direkt am Atlantik.
Weiter führte uns unsere Reise Richtung Norden, Philadelphia lautete unser heutiges Etappenziel. Philadelphia ist eine der ältesten Städte der USA. Mit über 1,5 Millionen Einwohnern ist sie die fünftgrößte Stadt der vereinigten Staaten und die zweitgrößte Stadt an der Ostküste. Sie war sogar nach New York und vor Washingtons zehn Jahre lang die Nationalhauptstadt. In ihr wurde im Jahr 1787 die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung beschlossen und verkündet.
Philadelphia selbst erinnert an eine typische amerikanische Großstadt. Alles ist groß, glitzert und blinkt. Uns interessierte vor allem die Altstadt und natürlich die tiefen geschichtlichen Aspekte dieser Großstadt. Beim Durchwandern der Straßen stießen wir immer wieder auf Denkmäler, Gedenksteine, Tafeln und Malereien.
Penn, der in diesem Bild gezeigt wird, ist übrigens William Penn, der Stadtgründer, der 1681 Philadelphia als Hauptstadt der Quäker-Kolonie Pennsylvania plante und gründete. Er erhielt damals von König Karl dem II, da dieser der Familie Geld schuldete, ein großes Stück Wildnis in der neuen Welt und wurde zum Gouverneur ernannt. Da Penn sich in England häufiger mit der Kirche angelegt hatte, zog er über den großen Teich und gründete eine Kolonie, in der es die erste echte Religionsfreiheit gab. Hiermit, und mit seinem liberalen Wahlrecht, war er seiner Zeit weit voraus. Er pflegte außerdem intensiven Kontakt zu den benachbarten Indianerstämmen, schützte sie vor Alkohol und ausbeuterischen Weißen, und hielt sich strikt an die Landabtretungsverträge. Deswegen blieb Pennsylvania von Überfällen durch die Indianer verschont. Die Stadt entwickelte sich prächtig, doch musste Penn immer wieder in England für seine Kolonie und sein Religionsexperiment kämpfen, weswegen er mehr in England als in Amerika war. Reich wurde er auch nicht, sein finanzieller Verwalter betrog ihn und er verschuldete sich so hoch, dass Penn einige Zeit sogar ins Schuldgefängnis musste. 1718 starb er im Alter von 73. Er war 2x verheiratet und hatte 9 Kinder.
Wer durch Philadelphias Altstadt wandert, landet zwangsweise irgendwann an der Independence Hall und der Liberty Bell.
Die Independence Hall, das ursprüngliche Pennsylvania State House, ist der Schauplatz einiger der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte der USA.
Das Gebäude wurde im Jahr 1741 fertig gestellt und diente als Sitz der Regierung, die damals noch eine der 13 britischen Kolonien in Nordamerika war. Im Jahr 1775 traf sich in ihr der Kontinentalkongress, ein Kongress aus Delegierten der 13 Kolonien, aus denen Nordamerika bestand. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, sich gegen die Beschränkung der Freiheit der amerikanischen Bürger zu wehren. Im Jahr 1776 nahmen sie die von Thomas Jefferson ausgearbeitete Unabhängigkeitserklärung an. Seit diesem Ereignis heißt das Gebäude Independence Hall. 1787 arbeitete hier die Philadelphia Convention die Verfassung der Vereinigten Staaten aus.
Wie Wiesel so sind, verschwand auch unseres ruckzuck in der Menge. Wir fanden es dann wieder, als es das Tintenfass, mit dem die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben worden war, begutachtete.
Hierbei wurde das Wiesel allerdings von der ortsansässigen Security aufgegriffen. Die charmante Dame war so angetan von unserem kleinen Reisebegleiter, dass wir sie unbedingt mit Wiesel fotografieren mussten. Um diesem bedeutenden Ereignis die nötige Würde zu verleihen, setzte sie sich sogar ihren Hut auf. Das Wiesel hat halt Fans auf der ganzen Welt.
Ein weiteres für die Amerikaner sehr wichtiges und geschichtsträchtiges Objekt ist direkt nebenan ausgestellt. Die Liberty Bell wurde anlässlich der 50-Jahr-Feier der Religionsfreiheit in Pennsylvania im Jahre 1752 in London gegossen. Sie trägt die Inschrift (ins Deutsche übersetzt): “Verkünde Freiheit im ganzen Land für all seine Bewohner!” Diese Glocke, damals noch im Glockenturm der Independence Hall hängend, wurde geläutet, als das erste Mal die Unabhängigkeitserklärung in der Öffentlichkeit verlesen wurde.
Interessanter Fakt am Rande: Seit 1950 hat auch Deutschland eine Liberty Bell, oder, wie sie hier heißt: Freiheitsglocke. Sie hängt im Schöneberger Rathaus in Berlin.
Die Liberty Bell gehört zusammen mit der Independence Hall zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Nach so einem geschichtsträchtigen Tag, vielen gelaufenen Kilometern und unzähligen Schritten für das Wiesel, ließen wir den Abend dort ausklingen, wo schon George Washington mit seinen Kumpanen gepflegt sein Feierabendbier genoss, und bereiteten uns auf den letzten großen Schlag vor, Richtung Norden zurück nach New York.
Schweren Herzens, den Shenandoah hinter uns lassend, führte uns der nächste Schlag weit Richtung Süden. Ein Familienbesuch in Charlotte (NC) war geplant, von da aus wollten wir, South Carolina streifend, weiter Richtung Osten an die Atlantikküste, dem Wendepunkt der Reise.
Nach einem langen Tag auf amerikanischen Autobahnen erreichten wir gegen Abend die größte Stadt North Carolinas, Charlotte. In der Metropolregion leben fast zweieinhalb Millionen Menschen. Wenn auch die größte Stadt, so ist es doch nicht die Hauptstadt North Carolinas. Das ist Raleigh. Charlotte selbst ist der zweitwichtigste Bank- und Finanzplatz der Vereinigten Staaten. Die meisten großen Banken haben dort ihren Hauptsitz. Die Stadt selbst liegt witzigerweise im “Landkreis” Mecklenburg County, woran man wieder einmal erkennen kann, dass Amerika ein Land der Einwanderer ist.
Im Jahre 1799 brachte der zwölfjährige Sohn eines deutschstämmigen Farmers aus Hessen einen 17 Pfund schweren Stein mit nach Hause, der, da er so schön funkelte, drei Jahre lang als Türstopper diente, ehe das Material als Gold identifiziert wurde. Es ist der erste nachgewiesene Goldfund in den USA und Auslöser für den Goldrausch in Nordamerika. In den kommenden Jahren wurde in dieser Region viel Gold entdeckt, jedoch erreichte der Goldrausch hier aufgrund der Funde im Westen nie die gleichen Ausmaße. Dennoch existierte die letzte Goldmine in dieser Gegend bis zum Jahre 1912.
Die Stadt wirkte nach dem ruhigen Tagen im Nationalpark etwas befremdlich. Aber wir waren ja auch nicht hier um uns die Stadt anzusehen, sondern befanden uns auf Familienbesuch. Die Schwester unserer Mitreisenden verschlug es vor einigen Jahren beruflich hierher, und da wir schon einmal in der Gegend waren… Nun folgten zwei wunderschöne Tage, in denen wir das letzte Mal schönes Wetter genießen konnten. In North Carolina herrscht größtenteils warmgemäßigtes Regenklima, nur an den Küsten und in den Bergen ist es erträglicher. Die durchschnittliche Tagestemperatur liegt im Juli bei 32 °C und im Januar bei 10 °C, hinzukommt eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Wir hatten Glück, wir kamen in einer Zeit, in der es nicht mehr schwül war sondern nur noch schön warm. Das Wochenende verbrachten wir größtenteils faul am See liegend oder in amerikanischen Einkaufszentren, so genannten Malls. Hier schaffte es Frau Kenny mich innerhalb kürzester Zeit im Sommerschlussverkauf neu einzukleiden. Tipp für USA Reisende: fliegt mit leeren Koffern hin und kleidet euch dort neu ein. Limit für den Zollfreien Einkauf sind seit neustem 430€.
Nach zwei Tagen herrlichsten Urlaubs folgte der nächste große Schlag über Amerikas Autobahn. Wir fuhren quer Richtung Osten bis an den Atlantik. Das Ziel waren die Outer Banks, eine dem Festland vorgelagerte Inselkette, die auf einer Länge von über 300 km quer durch den Atlantik führt und nur mit Brücken verbunden ist. Stellenweise sind diese Inseln keine 200 m breit. Diese sind aufgrund der kilometerlangen Sandstrände und des warmen Klimas sehr beliebt. Einige Strandabschnitte sind sogar für den Fahrzeugverkehr freigegeben, allerdings wird ein Allradantrieb empfohlen und ist auch dringend notwendig.
Die Ortschaften auf den Inseln sind im wesentlichen auf Ständern stehende Holzbauten. Warum? Das kann man hier sehr schön sehen, das Video entstand keine 3 Wochen nach unserem Besuch.
Geschichtlich bedeutend waren die Inseln vor allem für den Piraten Blackbeard, der eine der Inseln als Rückzugbasis nutzte. Im Jahre 1718 wurde er vor seinem Unterschlupf gestellt.
In der Stadt Kitty Hawk befindet sich das Wright Brothers National Memorial, ein Denkmal, das an den ersten Motorflug der Gebrüder Wright im Jahre 1903 erinnert. Sie wählten seinerzeit diesen Ort, da die Windverhältnisse ideal waren und der Ort sehr abgeschieden war. Dem ist heute nicht mehr so, die Gegend lebt vom Tourismus.Trotz der vielen Besucher finden sich hier zahlreiche Tierarten, unter ihnen Diamantschildkröten und Wildpferde.
Leider spielte das Wetter gar nicht mehr mit wie auf den nun folgenden Fotos zu gut zu erkennen ist. Trotzdem ein beeindruckendes Gebiet und eine komplett andere Atmosphäre als an unserem vorherigen Aufenthaltsorten.
Nach kurzer Überlegung, was wir mit einem völlig verregneten Tag an den Outer Banks tun wollen, hilft uns ein freundliches Touristenbüro weiter. Da wir schon außerhalb der Saison kamen, hatten die meisten Sehenswürdigkeiten geschlossen, einzig ein Aquarium fand breiten Zuspruch bei alle Mitreisenden. Hier sorgte das Wiesel wieder einmal für helle Aufregung.
Erfreulicherweise müssen Wiesel in Aquarien und Museen kein Eintritt bezahlen. Somit konnte unser kleiner Begleiter auf eigene Faust auf Erkundungstour gehen und alles auf den Kopf stellen.
Während wir uns noch in den ersten Raum befanden, versuchte das Wiesel mit sämtlichen dort lebenden Tieren Freundschaft zu schließen und jemanden zum Spielen zu finden.
Und dann fand das Wiesel jemanden. Jemanden, der wirklich mit ihm spielen wollte. Ich glaube, er selbst war am meisten darüber überrascht.
Ein Pärchen Otter, genau wie Wiesel aus der Gattung der Marder, erkannte das Wiesel, wie es draußen herum flitze, und versuchte sofort Kontakt zu ihm aufzunehmen. Ab dieser Sekunde unterhielt das Dreiergespann das komplette Aquarium. In kürzester Zeit stand eine riesige Menschentraube um das Gehege.
Die Otter schienen durch die Glasscheibe das Wiesel erkannt zu haben. Sie sprangen sofort ins Wasser tauchten und versuchten Kontakt aufzunehmen. Sie schlugen Purzelbäume und Saltos vor der Scheibe und fanden und kleinen Begleiter mehr als interessant. Plötzlich stand neben uns eine Mitarbeiterin des Aquarium und sprach hektischen ihr Funkgerät. “Everybody… here… they have a fake Weasel and the Otter… So cute…” Kurz darauf standen auch die Mitarbeiter um uns herum, schauten dem Treiben zu und waren genauso amüsiert wie alle anderen. Als sie dem Wiesel anboten, es zu den Ottern zu setzen, bekam es aber doch mit der Angst zu tun, wahrscheinlich wegen des Wassers, und flitzte von dannen.
Wir fanden es bei den Schildkröten wieder. Hier traute es sich in das Gehege, war ja kein Wasser zu sehen.
Mutig wurde das Wiesel noch einmal im “Streichelzoo”. Es gab wirklich ein Wasserbassin, in dem Meeresbewohner angefasst werden konnten. Wer nun glaubt,dass das Tierquälerei ist, den kann ich beruhigen. Die Tiere schwammen freiwillig an den Rand des Beckens und ließen teilweise nicht locker, bis sie entsprechende Streicheleinheit bekamen. Irre!
Am Ausgang wurde der Froschkönig noch einmal geküsst,
und weiter ging es zum wohl schlechtesten Campingplatz des ganzen Staates. Es war so schlecht, dass uns der Name als einziger im Gedächtnis hängen geblieben ist und wir sogar den “gefällt mir” Button eines großen Sozialen Netzwerks gedrückt haben. Grotten-schlecht.
Nun geht ein weiterer schöner und ereignisreicher Tag zu Ende. Inmitten der Müllcontainer versuchten wir erst den Grill zu entzünden, mussten das ganze aber aufgrund des Regens ins RV verlegen. Ein großer Fehler, mit dem wir den Rest der Reise zu kämpfen hatten. Der Sinn stand uns nach frischem Fisch. In einem Fischerort ist es kein Problem so etwas aufzutreiben. Leider hat uns der Verkäufer irgend einen unaussprechlichen Fisch verkauft, wir haben ihn Mali Mali getauft, der bestialisch in der Pfanne stank. Den Geruch haben wir bis ganz zum Schluss nicht mehr aus unseren Nasen und dem Camper heraus bekommen.
Links oben besagter Fisch, unten ein handelsübliches Stück Rindfleisch und Kartoffeln. Wenn ich das Bild sehe, dann hab ich sofort wieder den Geruch in der Nase. Die späte Rache des Mali Mali!
Almost heaven, West Virginia
Blue Ridge Mountains, Shenandoah River
Life is old there, older than the trees
Younger than the mountains, blowing like a breeze
Chorus:
Country roads, take me home
To the place I belong
West Virginia, Mountain Mama
Take me home, country roads
John Denver beschreibt in diesem Song auf wundervolle Weise Gedanken und Gefühle an unser nächstes Reiseziel. Im Lied erinnert sich der Fahrer an seine Heimat in West Virginia, den Shenandoah River und die Blue Ridge Mountains. Genau dahin führte uns die nächste und mit Sicherheit auch schönste Etappe unserer Reise.
Von Washington aus ist es nur ein kleiner Sprung (für amerikanische Verhältnisse) zum Eingang des Shenandoah Nationalparks. Schon beim Frühstück wuselte unser kleiner Begleiter aufgeregt im Camper umher. Ob es nun an der Aufregung oder an den 5 Nutella Toasts lag, lässt sich heute nicht mehr sagen, fest steht aber, dass das Wiesel unbedingt selbst ein paar Meter fahren wollten. Der Campingplatz war leer, so taten wir ihm den Gefallen, wohl wissend, dass Wieselbeinchen nicht für große Camper gemacht sind.
Nach ein paar Stunden Fahrt standen wir dann endlich am Nordeingang des Parks und am Anfang des legendären Skyline Drives.
Der Skyline Drive ist eine 170 km lange Straße durch den Shenandoah. Das Besondere an diesem Weg ist, dass er permanent über Berge und Bergrücken der Appalachen führt und somit eine wahnsinnige Aussicht gewährt. Gerade zur Herbstzeit ist es dort besonders schön, dann, wenn alle Laubbäume in die Laubfärbung gehen. Wir deutschen nennen das ganz salopp “Goldener Oktober”, der Ami nennt es “Indian Summer”.
Wir hatten hier übrigens echt Glück im Unglück. Normalerweise fährt man, um den Indian Summer zu erleben, 2 Wochen später in diese Gegend, dann steht alles in Rot und Gold. Aber in diesem Jahr ist genau 2 Wochen später der Wirbelsturm Sandy hier durchgezogen und hat ziemlich starke Verwüstungen angerichtet. Ich vermute mal, dass in diesem Herbst die Zeit der Laubfärbung sehr kurz ausgefallen ist. Wir konnten dafür die intakte Natur noch voll und ganz genießen.
Der Park bietet eine wunderschöne, von Laubbäumen durchsetzte Landschaft, unheimlich viele verschiedene Arten wilder Tiere, hunderte Kilometer an Wanderwegen, und alles ist per Auto zu erreichen. Praktisch, oder?
Eine Stabschrecke aus der Gattung der Gespenstschrecke (Phasmatode) um genauer zu werden. Diese Viecher sehen nicht nur wie ein Ast aus, sie verhalten sich auch so. Je nach Art reagieren sie bei Annährung durch den Feind entweder wie ein Ast (sie machen gar nix), fallen mit angeklappten Beinen zu Boden und spielen da Ast oder laufen weg. Die hier hat gar nix gemacht, wirkte vor dem Fenster des Sanitärbunkers auf dem ersten Campingplatz aber auch nicht unbedingt wie ein Ast.
Zurück zum Park. Damit man nicht vollständig mit dem Camper verwächst, gibt es alle paar Meilen eine große Haltebucht, in der auch Wohnmobile bequem Platz haben. Von diesen Haltebuchten hat man in der Regel eine schöne Aussicht auf die umliegenden Täler, und es schließen sich Wanderwege in die Umgebung an.
Die nächsten Bilder stammen alle von einem dieser Wanderwege. Es ging recht steil einige Kilometer bergab… ach, was red ich, Bilder können hier wohl mehr sagen:
Ein paar Meilen weiter befand sich dann auch schon unser Campground. Am Eingang erklärte uns Parkranger Smith, dass wir uns unseren Platz einfach selbst suchen sollten, und wir mussten alle unterschreiben, dass wir kleine Lebensmittel offen stehen oder liegen lassen. Das würde zwar keine Bären, wie bei Yogi, anlocken aber viel nerviger, Waschbären auf den Plan rufen. An jedem Platz sind sogar spezielle Haken auf Stangen angebracht, um seine Lebensmittel in Sicherheit bringen zu können.
Während nun im Wagen unser Essen in der Pfanne bruzelte, schuate mich das Wiesel aus seinen kleinen Knopfaugen an und fragte mit seinen Blicken, was ich denn da wohl tränke. Eine rot – weiße Dose kannte er nur von Cola und er fand es befremdlich, dass wir nach dem Genuss unserer Cola immer lustig wurden. Für die Nachwelt sei nun ein für allemal festgehalten: Wiesel mögen kein BIER!
Wiesel mögen viel lieber Softdrinks. Mtn Dew hat es ihnen, genau wie dem Autor, besonders angetan. Durch die diet – Variante, light Produkte kennen nur wir deutschen, überall wo anders heißt es diet, wurd unser kleiner Begleiter auch nicht zu hyperaktiv.
Achtung, die nun folgenden Bilder enthalten viel Wieselcontent und können teilweise äußerst niedlich sein, bitte nur weiter lesen, wenn man an niedliche Wiesel gewöhnt ist!
Frau Kenny kam am nächsten Abend an, hielt mir das Wiesel unter die Nase und sagte: “Findest Du nicht, dass der ganz schön stinkt? ich glaub der geht jetzt baden, da vorne ist ein kleiner Fluß.”
Das Wiesel, sich augenblicklich befreiend, flitzte nach draußen und war verschwunden. Wir fanden es, nach einigem Suchen am Nachbarcamper, getarnt unter einem Ahornblatt und mit dem Gedanken spielend, nach Kanada auszuwandern. Genützt hat es ihm nix.
Das Wiesel hat es wirklich geschafft, nicht mal einen Tropfen Wasser abzubekommen, und das, obwohl wir es auf der anderen Seite des Flusses ausgesetzt hatten. Ganz schön schlau und gelenkig so ein Wiesel. Den Rest der Reise haben wir es dann mit Baden in Ruh gelassen und es lieber ab und an mit Deo besprüht. Das war wohl ein Agreement, mit dem auch das Wiesel leben konnte.Seine Quittung bekam es ja noch, geahnt hatte er es bis zu diesem Zeitpunkt bestimmt noch nicht, sonst wäre seine Entscheidung vielleicht anders ausgefallen.
Es begann im Jahr 1979. Deutschland hatte gerade den schweren Winter überstanden, in Harrisburg war gerade ein Reaktorunfall geschehen, da stieg ein Ehepaar zusammen mit ihrem 3 Monate alten Baby in eine Pan Am Maschine und flog zur Verwandtschaft nach Washington D.C.. Es folgten viele vergnügliche Tage, die Stadt wurde erkundet, Museen wurden besichtigt, unter anderem auch das Smithsonian für National Air and Space. Dabei entstand ein Bild, welches für mich wohl zu den frühesten Kindheitserinnerungen gehört und mich seitdem immer wieder fasziniert hat. Es zeigt den kleinen Kenny, schlafend im Babybag vor der Landefähre Apollo 11 in eben diesem Museum. Diesmal, so hatte ich es mir bereits in der Anfangsplanung vorgenommen, sollte mir das nicht passieren, und so schob ich die ganze Reisegruppe bestimmt in Richtung Museum.
Die Smithsonian Institution ist der größte Museumskomplex der Welt. Gegründet wurde es im Jahr 1846 und zwar aus der Hinterlassenschaft von James Smithson. Er hatte verfügt, dass, wenn seine Erben keine Kinder haben sollten, das Geld an die USA zur “Einrichtung zu begründen zur Mehrung und Verbreitung des Wissens unter den Menschen“ gehen sollte. Kurios dabei ist, dass der Herr Smithson, welcher in Frankreich geboren wurde, nie in den USA war, bzw. engere Kontakte dahin pflegte. Das Motiv seiner Erbschaft ist daher bis heute unklar. Er hinterließ, nach Abzug der Gerichtskosten für allerlei mögliche Erbklagen, $ 515.000. Diese Summe hat dann gereicht um so etwas Großes aufzubauen.
Am Eingang gab es, wie so häufig beim Betreten von öffentlichen Gebäuden, die obligatorische Sicherheitsüberprüfung mit Metalldetektor und Taschendurchsuchung. Dafür war der Eintritt wenigstens kostenlos. Im Museum selbst ist auf mehreren Ebenen alles ausgestellt, was jemals Luftfahrtgeschichte geschrieben hat.
Direkt am Eingang hängt die originale Spirit of St. Louis, jenes berühmte Flugzeug, welches Charles Lindbergh am 20. Mai 1927 von New York nach Paris geflogen hatte. Damit war er der erste Mensch, der den Flug über den großen Teich überlebte. Viele andere vor ihm hatten nicht so viel Glück. Der Name Spirit of St. Louis ist übrigens ein Dankeschön an seine Sponsoren die eben aus St. Louis kamen. Ein wenig verrückt war diese Konstruktion schon, der Haupttank zum Beispiel war vor der Pilotenkanzel eingebaut, er selbst schaute nur durch ein kleines Periskop nach draußen, und auf Instrumente sowie Funkgerät verzichtete er auch. Man muss sich das einmal vorstellen, da sitzt der Pilot umgeben von 1700 Litern Sprit, unter ihm nur der Ozean, in der Gewissheit, dass der kleinste Fehler in den Berechnungen oder in der Konstruktion sein sicheres Ende bedeutet. Ich glaube, Pioniere müssen nicht nur mutig sein sondern auch ganz schön einen an der Murmel haben. Gewonnen hat er bei dem Flug ein Preisgeld in Höhe von $ 25.000 und durch seine Berühmtheit ein klein wenig Unsterblichkeit.
Ein wenig weiter rechts hängt das SpaceShipOne, ein Raumschiff, dessen Leistungen meiner Meinung nach viel zu wenig gewürdigt werden. Es ist das erste rein aus privaten Mitteln finanzierte Schiff, welches am 21.06.2004 die magische Grenze von 100 KM Höhe überschritt und sich damit offiziell im Weltraum befand. Der Flug sah dabei so aus, dass das SpaceShipOne vom Trägerflugzeug White Knight in 14 KM Höhe gebracht wurde und von da aus mit eigener Antriebskraft in den Weltraum flog. Hier gibt es einen Zusammenschnitt des Fluges auf Youtube. Finanziert wurde das Projekt von Paul Allen, dem Mitbegründer von Microsoft und bekennenden Weltraumenthusiasten.
Das Wiesel, welches inzwischen auf eigene Erkundungstour gegangen war, fanden wir bei Otto Lilienthal und seinem Werk “Der Vogelflug als Grundlage der Fliegerkunst (1889)” wieder. Die Amerikaner stellen es gern so hin, als wären die Gebrüder Wright die ersten Menschen in einem Flugzeug gewesen. Dem ist natürlich nicht so, Otto Lilienthal flog als erster in einem selbstgebauten Gleiter, die Gebrüder Wright übernahmen “nur” sein Konzept und bastelten einen Motor dran. Somit waren sie die ersten mit einem Motorflugzeug. Lilienthal gilt als der Pionier, der als erstes die Wirkung verschiedener Flügelprofile systematisch vermessen und dokumentiert hatte. Sein Fluggerät verbesserte er ständig und schaffte es letztendlich sogar, einen Gleiter zur Serienreife zu bringen. Lilienthal starb am 10. August 1896 im Alter von 48 Jahren bei einem Flugunfall.
Die Gebrüder Wright experimentierten viel mit Lilienthals Gleitern und setzten sich das Ziel einen Motorgleiter zu bauen. Dafür mussten sie einen Motor entwickeln, der nicht nur genügend Leitung erbrachte, sondern auch für damalige Verhältnisse sehr leicht war. Das taten sie zusammen mit Charles Taylor, und heraus kam ein Motor mit 12PS bei “nur” 81 KG Gewicht. Den bastelten sie auf einen Gleiter und schwupps… Motorflug!
Das Smithsonian legt viel Wert auf eine gute Atmosphäre. So wurde eine Ecke sogar zum Flugzeugträger umfunktioniert. Der Bereich versetzt einen in eine andere Welt. Flugzeuge über Flugzeuge, Wissenswertes zu diesen Kolossen auf See, zusammengepackt in eine beeindruckende Ausstellung. Das aber nur am Rande, wir mussten ja noch die Apollo 11 Landefähre finden.
Weiter ging es in die Weltraumabteilung. Hier ist wieder einmal alles zu finden was Rang und Namen in der Geschichte der Raumfahrt hat. Von den Anfängen, vertreten durch die V1 und V2, ging es über einen Nachbau vom Hubble Weltraumteleskop, zum originalen und begehbaren Skylab B und der originalen Landekapsel von Apollo 11. Kleine Anekdote am Rande: Als Skylab A, der Vorgänger des begehbaren Exponates, im Jahr 1979 abstürzte, verrechnetet sich die Nasa ein wenig und Teile der Station fielen auf Australien, woraufhin die Behörden einer Australischen Gemeinde den USA einen Bußgeldbescheid wegen unerlaubter Abfallbeseitigung über 400 $ schickten. Dreist dabei ist, dass die USA bis heute nicht offiziell bezahlt haben.
Ich mag ja kleine Schmunzler am Rande, deswegen musste unbedingt Eugene Kranz´s Weste beim Vorbeigehen festgehalten werden. Der Mann war jahrelang Flugleiter bei der Nasa und damals maßgeblich an der Rückholung der Apollo 13 Crew beteiligt. Apollo 13 war diese “Houston, wir haben ein Problem” Crew. 1970 starteten die Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise zum Mond. Durch eine Fehlfunktion gab es eine Explosion, und es war bis zur Landung nicht klar, ob die Astronauten die Mission überleben würden.
Eugene oder Gene Kranz, wie er genannt wurde, bekam für jede Mission eine neue Weste, die seine Frau für ihn nähte und die er bis zur Landung trug. Diese Weste entwickelte sich zu seinem Markenzeichen. Im 1995 erschienen Film Apollo 13 wird dies am Rande erwähnt. Wo wir gerade bei dem Film sind, wer ihn noch nicht kennt, unbedingt einmal anschauen. Hollywood hat sich unheimliche Mühe gegeben, alles so akkurat und genau wie nur irgend möglich nachzubauen und zu filmen. Sie haben sogar Schauspieler gecastet, die den original Beteiligten ähnlich sehen. Kleiner Fakt am Rande, Tom Hanks spielt in dem Film den Apollo 13 den Kommandanten Jim Lovell, und am Ende des Films hat der richtige Jim Lovell als Kommandant des Flugzeugträgers einen Gastauftritt.
Das Wiesel versuchte derweil Freundschaft mit einem Astronauten zu schließen. Erwähnte ich schon einmal, dass Wiesel ganz schön anstrengend sind? Wir haben einiges an Überredungskünsten und Keksen gebraucht um ihn davon zu überzeugen, doch weiter mit uns zu kommen sich nicht in ein Weltraumabenteuer zu stürzen.
Tja… und dann war es endlich soweit:
An dieser Stelle ist anno ´79 das eingangs erwähnte Foto entstanden. Für mich ein sehr merkwürdiges Gefühl. Dieses Exponat hat mich meine ganze Kindheit begleitet. Häufig habe ich mir mein Fotoalbum angeschaut und mich bei diesem Bild auf den Mond geträumt. Nun an diesem Ort zu sein und festzustellen, dass noch alles viel größer als in meiner Vorstellung ist… Magisch.
Wir haben hier eine ganze Weile verharrt, die Gedanken treiben lassen, an vergangenes und zukünftiges gedacht und ich habe die für mich sehr spezielle Atmosphäre genossen. Schade dass mein Vater nicht mehr dabei sein konnte. An dieser Stelle ist wohl ein Dank an meine Mitreisenden für ihre Geduld mit mir angebracht. Für dieses Foto bin ich euch ganz schön auf die Nerven gegangen. Es war ein unbeschreiblicher Moment für mich.
Auf dem Weg nach draußen, nichts Böses ahnend, und der Meinung nach alles gesehen zu haben, liefen wir dann noch hier vorbei:
Hier am Ausgang, völlig unscheinbar, steht das vielleicht wichtigste und wahrscheinlich auch teuerste Stück der Sammlung. Das schwarze Dreieck ist allen Ernstes ein Stück Mondgestein. Echtes Mondgestein. Von da oben. Vom Mond! Apollo 17 brachte den Stein 1972 auf die Erde. Es ist ein 4 Milliarden Jahre alter, eisenreicher Basaltstein, in einen Sockel eingegossen und man darf diesen Stein anfassen.
Alles in diesem Museum ist von Menschenhand geschaffen und großartig präsentiert. Aber neben Apollo 11 aus sentimentalen Gründen, ist für mich dieses kleine Stück außerirdischen Gesteins das eigentliche Highlight der Ausstellung. Ein Stück Mond berühren zu dürfen, damit hätte ich am Morgen noch nicht gerechnet. Die Oberfläche fühlte sich übrigens leicht rau an.
Kurz darauf standen wir wieder im verregneten Washington, voller Eindrücke und bereit zu neuen Abenteuern.
Nach einer ruhigen Nacht, wir hatten das Wiesel irgendwann auf ein Kissen in den Sessel verfrachtet, ging es am Sonntagmorgen zurück zum Flughafen. Wer jemals in Lissabon über den Flughafen musste, der hatte hoffentlich gute Wanderschuhe an. Die Wege sind astronomisch. Unser Flieger ging natürlich vom letzten Gate, das Wiesel flitze vor, ließ sich aber nach der Hälfte des Weges doch wieder tragen. Kleine Wieselfüße sind nichts für lange Strecken.
Der Flug selbst verlief recht ereignislos. Wir hatten Plätze im Mittelteil und bis auf ein defektes Entertainmentsystem, es traf natürlich mich, lief alles reibungslos. Der Steward war sehr bemüht und nett, das Essen war genießbar, es war genügend Beinfreiheit vorhanden, es gab nicht einmal Turbulenzen. Beim Rückflug sollte das alles ganz anders sein, davon ahnten wir jetzt aber noch nichts.
6 1/2 Stunden später setzte die Maschine in Newark auf. Ein Regenbogen hieß uns Willkommen.
Nun kam der Teil, auf den wir alle im Vorfeld etwas sorgenvoll geblickt hatten: die Einreisekontrolle. Über Einreisen in die USA hört man fast immer nur Schlimmes. “Die Beamten schicken einen direkt so wieder nach Hause” oder auch “die zerpflücken dich komplett bei der Einreise”… Wie wir erfahren durften alles nur Geschwätz. Es gibt eine ganz einfach Anleitung um da durch zu kommen. Be serious. Nimm das ganze ernst. Sei höflich, antworte ohne große Floskeln. Dann klappt es auch mit der Einreise. Vor uns in der Schlange warteten mit uns zusammen 3 Italiener. Die drei giggelten und lachten, der Officer im Glaskasten scheuchte sie sogar einmal zurück über die gelbe Wartelinie. 2 von ihnen kamen durch, der dritte wurde recht unfreundlich in die Passkontrolle 2 geschickt. Da wird man dann zerpflückt. Als wir an der Reihe waren und mit mulmigem Gefühl nach vorne traten, zeigte sich auf dem Gesicht des Beamten keinerlei Regung. Mit einem höflichen “Hello Sir” reichten wir ihm unsere Dokumente, die Handabdrücke der rechten und linken Hand wurden genommen, für den Iris Scan einmal nett in die Kamera schauen, Stempel bekommen und schon waren wir durch. Keine Fragen, keine Gefühlsregungen, ein rein mechanischer Ablauf. In Erinnerung daran bleibt, dass auf mein “Thank you Sir and have a nice day” sein linker Mundwinkel kurz nach oben zuckte. Der Typ im Glaskasten ist also auch nur ein Mensch. Wer ihn höflich und freundlich behandelt, hat nichts zu befürchten.
Vom Flughafen aus ging es per Shuttlebus zum Hotel. Ersteindruck: Groß. Und Chrom. Amerikaner scheinen wie Elstern zu sein. Hauptsache es glitzert und blinkt. Das gilt sowohl für Autos wie auch für Häuser.
Unser kleiner Reisebegleiter, sichtlich erschöpft vom Flug, fiel als erstes ins Bett, zog sich die Fernbedienung ran und zappte durch gefühlt 1000 Kanäle. Als wir von der ersten Erkundungstour wieder kamen, schlief er tief und fest. Wiesel schnarchen!
Am nächsten Morgen ging es, nach dem schlechtesten Hotelfrühstück aller Zeiten, zum Bahnhof und von da aus in die New Yorker Vorstadt, unser Wohnmobil erwartete uns. Vor Ort bekamen wir ein Schulungsvideo auf Deutsch zu sehen, eine Einweisung in alle Geräte an Bord, ein paar gut gemeinte Sicherheitshinweise für den amerikanischen Straßenverkehr und mit einem “Enjoy your trip” wurden wir ins Verkehrsgewusel entlassen.
Wir hatten uns entschieden so schnell wie möglich Richtung Süden zu kommen. Die Fahrt verlief ereignislos, immer die Intertstate 95 runter, an Philladelphia vorbei bis in einen kleinen Nationalpark kurz vor Washington. Amerikanische Straßen fahren sich übrigens wie ein Roman. Es ist unglaublich wie viel Schilder man an Straßen aufstellen kann. Einen Großteil könnte normalerweise eingespart werden, die meisten regeln Selbstverständlichkeiten. Alle paar Meilen stehen z.B. Schilder auf denen das herauswerfen von Müll aus dem Fenster verboten ist oder vor jeder Brücke steht ein “Bridge icy before Road”… Ach neee, echt? Ernst machen die Amerikaner mit Geschwindigkeitsbegrenzungen vor Schulen. Zu bestimmten Zeiten blinken vor den Schulen gelbe Lampen und dann wird die Strafe fürs zu schnell fahren verdoppelt. Blöd wer sich blitzen lässt. Für uns ungewohnt, aber leicht zu erlernen, sind die Vorfahrtsregeln. Wo wir Rechts vor Links haben hat der Amerikaner Stoppschilder. Kommt man nun an eine Kreuzung mit 4 Stoppschildern halten alle an und derjenige der zuerst angehalten hat darf auch als erstes fahren. Das klappte immer problemlos. Schön und für unsere Straßen wünschenswert sind die Ampelanlagen. Die stehen bzw. hängen auf der anderen Kreuzungsseite und sind immer sehr gut einzusehen. Kein Kopfverrenken mehr um das Grün nicht zu verpassen.
Wir verbrachten jedenfalls unsere erste Nacht im RV (recreational vehicle = Wohnmobil) um am nächsten Morgen ausgeruht nach Washington aufbrechen zu können. Wir sind dann, hinterher muss ich sagen leicht blauäugig, mit dem RV in die City von Washington in der Hoffnung einen Parkplatz *kicher* zu finden. War ne doofe Idee. 2 Stunden und viele Runden durch die City fanden wir endlich einen Park & Ride Parkplatz. Runterkommen, Adrenalin verdauen und rein in den leeren Bus. Was wir nicht wussten war, dass der Bus die ganzen Afro – Amerikanischen Vororte abfuhr.
Der Bus füllte sich also nach und nach und wir blieben die einzigen hellhäutigen im Bus. Nun ist keiner von uns Kontaktscheu oder Fremdenfeindlich, ein komisches Gefühl war es aber trotzdem. Dann passierte es. Eine Frau schaute uns an und fragte: “Ihr seid aber nicht von hier, oder?” Von da an war alles anders. Wir werden diese Fahrt nie vergessen. Die Menschen im Bus waren total neugierig, höflich und uns gegenüber aufgeschlossen. Wir mussten die ganze Fahrt über von Deutschland erzählen, von unseren Plänen hier, vom Wiesel und und und. Für die Mitreisenden war es völlig fremd, dass 4 junge Leute den Weg aus Europa auf sich nehmen nur um Washington, ihre Heimatstadt zu besichtigen und dann auch noch in diesem Bus sitzen. Interessanterweise war dieses Gespräch kein Einzelfall, auf der Rückfahrt, wir mussten ja wieder den gleichen Bus nehmen, passierte exakt das gleiche. Auf der Hinfahrt hieß unsere Gesprächspartnerin Evelyn, auf der Rückfahrt war es Anthony. Kein Vergleich zum Erlebnis in Lissabon.
Auch die schönste Fahrt geht nun einmal zu Ende und nach einem kurzen Gastspiel in der U-Bahn standen wir mitten in Washington DC. Die Stadt selbst hat ungefähr 600.000 Einwohner, die komplette Metropolregion liegt bei ~ 8 Millionen. Interessanterweise gibt es keine Wolkenkratzer. Schuld daran ist ein Gesetz aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, welches verbietet, dass Häuser höher als die angrenzende Straße + 6.1 Meter ist… Keine Ahnung wer sich das hat einfallen lassen. Die Häuser die höher sind standen alle schon vor Verabschiedung des Gesetzes und das höchste ist wohl mit seinen knapp 170 Metern das Washington Monument. Der Marmorne Obelisk ist eigentlich von überall aus sichtbar und ist als Denkmal für George Washington gedacht. Die Bauzeit betrug 36 Jahre und es wurde im Dezember 1884 fertig gestellt. Leider ist die Besucherplattform seit 2011 gesperrt. Das Wiesel wollte aber trotzdem rauf und ließ sich nicht aufhalten. Genützt hat es nix, bei dem Wetter war die Sicht von ganz oben ziemlich bescheiden…
Erwähnte ich eigentlich schon, dass Wiesel manchmal ziemlich verrückte Ideen haben? Nicht nur dass es auf das Washington Monument raufgelaufen ist, nein, es hat auch noch einen Sprung auf das Weiße Hause gewagt. Naja, zumindest fast gewagt, wir haben es im letzten Moment einfangen können. Wahrscheinlich wäre die Auseinandersetzung mit dem Secret Service hinterher recht interessant geworden.
Gerade zurück auf dem Boden flitzte der kleine auch schon wieder los und fand mitten im Park einen kleinen Spielgefährten. Ich glaube zwar, dass das kleine Eichhörnchen sich mehr über Nüsse gefreut hätte, den beiden beim Spielen zuzusehen hat aber unheimlich Spaß gemacht.
Von hier aus ging es nun auf direktem Wege in das nächste Museum, Herr Kenny hatte da noch eine Mission zu erledigen…
bevor wir nun zum wieseligen Teil kommen, dem Teil, der uns in den kalten Wintermonaten an die schöne und warme Zeit erinnern soll, würde ich gern noch ein paar einleitende Worte verlieren.
Die Idee das Wiesel mit in unsere Flitterwochen zu nehmen, kam an einem verregneten Frühlingsabend. Meine Frau, das Standesamt hatten wir bereits hinter uns, schaute mir gelangweilt über die Schulter. “Was liest du´n da?” “Ich les gerade im Blog von Herrn Silencer, schau mal, der hat ein Wiesel.” Erst stehend, später auf meinem Schoß sitzend, zeigte ich ihr all die Abenteuer, die das Wiesel bereits erlebt hatte. “Hey, das ist ja süß, kriegen wir das auch mal? Schreib dem mal ne Mail, dieses Jahr machen wir doch so viel.”
So nahm ich also Kontakt zum Wiesel auf und siehe da, es wollte unbedingt mit uns über den großen Teich. Kurz vor dem Abflug stellte uns dann der Postbote einen Karton vor die Tür und von da an wurde alles angenehm chaotisch. Wer ein Wiesel dabei hat, der wird immer was erleben wurde mir prophezeit. Völlig zu recht. Amerikanische Sicherheitsbeamte z.B. reagieren mitunter sehr merkwürdig auf Wiesel in Reiserucksäcken, Oreos sollte man IMMER außer Reichweite aufbewahren, Otter mögen Wiesel, Wiesel mögen Strandspaziergänge, Wasser hingegen können sie absolut nicht leiden…
Da ich nun (noch) nicht zur bloggenden Gesellschaft gehöre, bot mir Herr Silencer an, über Wiesels Untaten als Gastautor zu berichten. Seitdem versuche ich alle Stolpersteine, die mir WordPress in den Weg legt, wieder weg zu räumen und freue mich über jeden neuen, fertigen Artikel. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Herrn Silencer für sein Vertrauen und an sein kleines Wiesel für den ganzen Spaß, den wir zusammen hatten. Es hat uns ein paar unvergessliche Erlebnisse beschert, über die ich nun und in den kommenden Wochen berichten werde. Habt viel Spaß dabei!
Die Taschen sind gepackt, alle Einreiseformalitäten erledigt, die Nervosität steigt, es kann endlich losgehen. Von der ersten Idee bis zum Abflug sind inzwischen fast zwei Jahre ins Land gestrichen. Ursprünglich war es nur der Wunsch, einmal den Big Apple zu sehen. Aber dann artete die Planung schnell aus, Ideen wurden entwickelt und wieder verworfen, Angebote eingeholt und Reiseberichte gelesen. Ein befreundetes Paar war so begeistert, dass sie gleich mit uns mitkamen. Vier Personen, ein Wohnmobil und ein Wiesel versprachen unseren TOAZ.
Hamburg, 9 Uhr morgens, die Tür fällt hinter uns ins Schloss. Die Taschen sind schon seit gestern gepackt. Die Nacht verlief ruhig, wenn auch kurz, vor Nervosität fällt das Frühstück aus. Unser kleiner Reisebegleiter flitzt schon den ganzen Morgen durch die Wohnung, zerrt an seinem Reiserucksack und schaut uns aus großen Knopfaugen an.
Mit Bus und S-Bahn war der Flughafen Hamburg unser Startpunkt für viele tolle Reisen, schnell erreicht. Check in, Gepäck, Sicherheitskontrolle, alles wohl bekannte Prozeduren. Endlich im Boardingbereich, ein wenig Ruhe kehrt ein, geschafft! Frühstück. Für uns und den kleinen Begleiter. Wo wir gerade dabei sind, so ein kleines Wiesel ist ganz schön verfressen…
Boarding klappt problemlos, das Wiesel bekommt einen Fensterplatz, die Maschine rollt zur Startbahn 23, Triebwerke heulen auf, der Vogel hebt ab. Das Abenteuer ist offiziell gestartet.
Der Flug verläuft ruhig, die Landschaft zieht unter uns hinweg, die Verpflegung ist, sehr zum Leidwesen des Wiesels, nicht besser geworden. Trotzdem verlangt es von der Stewardess eine weitere Portion, verdrückt sie, kuschelt sich in Frau Kennys Schoß und schläft friedlich ein.
Inzwischen hat der Airbus die Reiseflughöhe verlassen und beginnt mit dem Landeanflug auf Lissabon. Dort wollen wir einen schönen Abend verbringen und ein wenig durch die Stadt bummeln, bevor es am nächsten Morgen weiter in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten geht. Je tiefer unsere Maschine sinkt, umso mehr hebt sich die Stimmung. Das Wiesel wird wieder fitter, schaut aus dem Fenster, freut sich über das schöne Wetter und verschwindet in der Gepäckablage. Es ist in seinem Reiserucksack geschlüpft, bevor die Maschine am Gate hält.
Lissabon ist Portugals Hauptstadt, und mit 500.000 Einwohnern gleichzeitig die größte Stadt des Landes. Das heutige Stadtbild stammt größtenteils aus dem 18. Jahrhundert, und die Altstadt ist geprägt durch enge Gassen und gefließte Außenfassaden. Durch die engen Straßen schlängelt sich unheimlich viel Verkehr und eine Straßenbahn, die aus dem 19. Jahrhundert stammt und für ein Fahrerlebnis der besonderen Art sorgt.
Die Bahn, oder besser gesagt der eine Wagen, besteht ganz aus Holz. Die Fenster können aufgeschoben werden, und der Straßenbahnfahrer benutzt eine Leine, um die Stromabnehmer auf dem Dach einzeln umzuhängen. Sehr urig.
Wenn man sich in das Innere des Waggons begibt, wird man sehr schnell als Tourist erkannt. Die Portugiesen reagieren darauf sehr verhalten, teilweise sogar unfreundlich. Uns ist eine Dame um die 50 gut in Erinnerung geblieben, die uns mit einem gewaltigen Wortschwall auf Portugiesisch und vielen Gesten darauf aufmerksam machte, dass Touristen in dieser Bahn zu stehen haben, damit recht schaffende Leute sich hinsetzen können. Sehr schade, dieses Erlebnis trügt ein wenig die Erinnerung an die an sonst recht reizvolle, wenn auch baufällige Stadt.
Belohnt wurden wir für diese abenteuerliche Fahrt mit einem wundervollen Ausblick über Lissabon. Im Hintergrund ist übrigens die zweitgrößte Hängebrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr, die Ponte 25 de Abril, oder kurz Ponte, zu sehen. Links daneben kann man noch die Christo-Rei-Statue erahnen, eines der vielen Wahrzeichen Lissabons.
So viel Gelaufe und Gefahre durch die Stadt macht nicht nur Wiesel hungrig, und so trieb es uns in eins der zahlreichen kleinen Restaurants an der Straße. Der Wirt, unheimlich nett, sprach kein Wort Deutsch oder Englisch, verständigte sich aber über wilde Gesten, verstand dann ungefähr wer Fisch oder Fleisch wollte, verschwand in der Küche und kam mit kulinarischen Köstlichkeiten wieder zurück. Wir dinierten bei untergehender Sonne mit Blick auf das Castelo de São Jorge, einer alten Burganlage, welche um die 1000 Jahre alt ist.
Pappsatt ging es mit der U-Bahn, welche im Vergleich zur Straßenbahn sehr modern und sauber ist, zurück ins Hotel. Wiesel nahm sofort ein Bett in Beschlag, zauberte einen New York Reiseführer aus seinem Reiserucksack hervor, las 2 Sekunden und schlief umgehend ein. Es war wohl doch ein sehr anstrengender Tag.