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Autor: Silencer

7.851

7.851

So, ich bin auch wieder im Lande. Den Juni habe ich bis heute genutzt um eine kleine Runde mit dem Motorrad zu drehen. Wobei… so klein war sie am Ende gar nicht, diese Runde.

7.851 Kilometer sind zusammengekommen. Damit ist das knapp die zweitlängste Tour, die ich bislang gefahren bin. Die längste war 2019 nach Süditalien, und im Kern war das hier eine Neuauflage. Ich habe dieses Mal Orte etwas länger besucht, die ich damals nur im Durchflug erlebt habe. Das war schön, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten. Die wurden durch die teils extremen Temperaturen begrenzt.

Ich halte trockene Hitze gut aus, aber bei 38 Grad ist es dann irgendwann auch bei mir vorbei mit der Lust auf Berge zu klettern oder Städte zu erkunden.

Viele Städte lagen allerdings eh nicht auf der Strecke. Ich hatte mir absichtlich die menschenleersten Regionen Italiens ausgesucht. Zum Beispiel die Berge der Abruzzen, wo sich Bären und Wölfe tummeln…

… oder die abgelegenen Orte Kalabriens, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint…

…die Wüstenlandschaft der Basilikata, wo man manchmal eine Stunde fahren kann, ohne einen Menschen zu sehen…

…oder das Molise, was in Italien so eine Art Bielefeld ist. “Das Molise existiert nicht. Ich kenne niemanden, der schon mal dort war”, heißt es an den abendlichen Stammtischen. Nun, ICH war dort, und es existiert nicht nur, es ist auch hybsch.

Drei Wochen abgelegene Orte und jeden Tage hunderte Kilometer mit sich allein im Motorradhelm, das ist eine gute Gelegenheit den Kopf frei zu bekommen.

Das war auch bitter nötig, denn wenn die Gedanken zersplittert und im ganzen Kopf verstreut sind, dann passieren dumme Dinge. So habe ich es zum Beispiel geschafft, das Motorrad mit Diesel zu betanken und bin mit einem Bremsscheibenschloß im Vorderrad losgefahren. Das Dieselabenteuer hat die Morrigan ohne Probleme überstanden, war zum Glück nur ganz wenig. Durch die Scheibenschloßnummer hat sie nun auch ihren ersten Umfaller hinter sich und die ersten Kampfspuren davongetragen.

Seltendämlich, sowas. Zumal die Suzuki und ich vorher Ausflüge in einen Olivenhain, eine Sanddüne und über ein Geröllfeld überstanden hatten OHNE uns langzulegen. Aber nun.

Der entspannte Teil fand dann auf einer gewissen Fischfarm statt. Der so ziemlich beste Ort der Welt, in der Region die nun wirklich niemand kennt.

Wobei auch hier mittlerweile Fotografen an den Pässen hocken und Bilder von einem machen.

So lange es nur Fotografen sind, die einen blitzen… Könnte übrigens auch sein, dass diese Tour im Nachgang noch sehr teuer wird. Italien hatte anscheinend Verkehrswochen, und ich wurde das ein oder andere Mal wohl gefilmt und gelasert… mal gucken, ob da noch was kommt.

Neue Freunde habe ich auch gefunden:

Ich war übrigens nicht NUR an menschenleeren Orten. Nach den ganzen Videos von umfallenden Motorradfahrern am Stelvio musste ich mich mal selbst davon überzeugen, wie schwierig dieser Pass eigentlich zu fahren ist.

Ich sag mal so. Schwierig sind nicht die Kurven. Schwierig ist der verdammte Zirkusrummel, den die Leute da veranstalten. Boomer in Supersportwagen, alte Männer auf dicken Moppeds, junge Männer auf Traktoren, dazwischen Hunderte von Radfahreren die sich immer irgendwie noch durchwurschteln müssen, obwohl man sich DENKEN könnte, dass in einer Steilkurve zwischen einem Bus, einem aufsetzenden Sportwagen und einem rudernden Motorradfahrer kein Platz mehr ist… DAS sind die Situationen, die die Stürze verursachen. Die Disneyieserung der Welt, die Alpen als Abenteuerspielplatz für Männer mit zu viel Geld, das ist das Problem.

Das Schöne: Um sechs Uhr Morgens pennen die Clowns noch, und der Stelvio ist magisch. Und zwar nicht ganz easy, aber gut zu fahren.

Ich hatte natürlich völlig nicht auf dem Schirm, dass ein katholischer Feiertag war. Solchen Kram kenne ich als Südniedersachse ja gar nicht. Wir haben hier nur zwei Feiertage pro Jahr, nämlich Weihnachten und Ostern, und die Landesregierung legt die aus purer Boshaftigkeit meist auf ein Wochenende.

Trotz Feier- und Brückentag fand die Tour dank Susemoto dennoch einen grandiosen Abschluss im Schwarzwald.

Die V-Strom 800 hat alles klaglos mitgemacht. Tolles Motorrad, zuverlässig und belastbar.

Dafür hat sie sich nun ein wenig Liebe verdient, es gibt ein neues Kettenkit und neue Reifen. Wobei die Touring Next II nach 13.500 Kilometer, davon sicherlich zwei Drittel auf Schnellstraßen und IMMER mit Gepäck, noch bemerkenswert gut in Schuß sind. Hinten sind noch 5 mm drauf, vorne 3mm und die Autobahnkanten sind kaum zu merken.

Ich habe übrigens deswegen so große Koffer, um viel Zeugs mitbringen zu können. Das habe ich dieses Mal auch reichlich getan.

Ob natürlich die Zwiebeln so gut werden wie in Tropea, werden wir sehen.

So. Jetzt erstmal wieder ankommen. Wäsche waschen. Motorrad putzen. Und versuchen, den klaren Kopf und das Urlaubsgefühl noch etwas in den Alltag hinüberzuretten.

2023: 6.142
2023: 5.853
2022: 5.679
2022: 6.338
2021: 7.306
2020: 5.575
2019: 8.124
2018: 6.737
2017: 5.908
2016: 6.605
2015: 5.479
2014: 7.187
2013: 6.853
2012: 4.557

Reisetagebuch London (4): Southwark

Reisetagebuch London (4): Southwark

Dienstag, 11. Februar 2025
Ein kleines Frühstück aus dem Tescos im Bahnhof wäre doch nett. Dort gibt es jetzt auch einen Backshop, der unter anderem Rosinenschnecken hat. Und eigentlich könnte ich auch einen kleinen Wrap mitnehmen – denke ich noch so bei mir, und falle im nächsten Moment vom Glauben ab.

Ich habe einen Burrito-Wrap aus der Kühltheke in der Hand, ca. 15 Zentimeter lang, Durchmesser vielleicht fünf Zentimeter. Kein Monsterviech also, sondern halt ein Fertigsnack, den man mal so als Zwischenmahlzeit isst oder wenn es schnell gehen muss. Der Grund für mein Entsetzen: Diese kleine Ding enthält 1.900 Kilokalorien! Ich gucke nochmal drauf. Nein, ich habe mich nicht verguckt, das sind keine Kilojoule, das sind KCAL. Und auch nicht pro Kilogramm, sondern in diesem Stück. EINTAUSENDNEUNHUNDERT KALORIEN? Das ist mehr Energie, als mein ganzer Körper am Tag braucht. Wurde dieses Ding als Notration konzipiert? WIE GEHT DAS? So viel Fett und Zucker bekommt man doch gar nicht in so eine kleine Form!

Angewidert lege ich das Ding zurück. Meine Fresse, wenn DAS die Auswirkungen der Deregulierung der Gesundheitsgesetze nach dem Brexit sind und das Schule macht, dann sehen die Briten in 10 Jahren aus wie die Amerikaner.

Ich bewege mich ein Bißchen und stromere wieder durch London. Vom Picadilly Circus nach Osten liegt der Leicester Square. Mittlerweile für Autos gesperrt und neu begrünt – ein Wunder, wie es nur Mary Poppins vollbringen kann!

Das “Prince Charles Cinema” konnte sich wohl immer noch nicht überwinden, sich in “King Charles Cinema” umzubenennen.

Nördlich des Leicester Squares liegt ein ganzes Viertel, über dessen Straßen Ketten roter Lampions gespannt sind. Chinatown.


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Reisetagebuch London (3): Camden

Reisetagebuch London (3): Camden

Montag, 10. Februar 2025
Es ist kalt.
Und nass.

Draußen regnet es, und im alten und ziemlich gammeligen Schiebefenster meines Zimmer steht das Kondenswasser. Ich schiebe es hoch und gucke auf das Edna House, ein ziemlich hässliches Gebäude im Norfolk Square.

Am Schreibtisch sitzend schreibe ich eine kleine Notiz.

“Lieber Zimmerservice, gestern habt ihr einen Duschkopf aus dem Bad entfernt. Das war der, der zu diesem Zimmer gehört, weil ich meinen eigenen mitgebracht habe. Bitte legt den wieder zurück, der nächste Gast wird ihn brauchen. Danke!”

So. Gucken wir mal, was passiert – ich möchte unter allen Umständen vermeiden, dass nach meiner Abreise, wenn ich MEINEN Duschkopf wieder mitnehme, der Eindruck entsteht, ich hätte den vom Zimmer mitgehen lassen.

Ich mache mich fertig und hoppele die 112 Stufen der Teppichversumpften Stiege hinab auf die Straße.

In der Straße war früher alles gesäumt von kleinen und billigen Hotels wie dem Belvedere. Das Belvedere ist immer noch klein, aber nicht mehr billig – die Preise haben sich in den letzten Jahren glatt verdoppelt. Aber immerhin gibt es das noch. Viel der anderen Hotels haben dicht machen müssen – vermutlich nicht zuletzt, weil die Arbeitskräfte, von den Hausmeistern über die Köchinnen bis zu den Zimmerdamen, früher aus Osteuropa kamen. Seit dem Brexit ist das vorbei, und ohne die Arbeitskräfte sterben die Häuser. Auch das “Cardiff”, ein großes und stolzes Haus, in dem ich bei meinem ersten Londonbesuch vor 10 Jahren übernachtete, gibt es nicht mehr. Das Gebäude ist verrammelt.

Einmal durch Paddington Station hindurch und dann an der Ostseite raus und vorbei am Paddington Hospital (KEINE Bärenklinik)…

…und man ist in Little Venice. Am Anfang sieht man zu Restaurants umgebaute Frachtschiffe wie die “Cheese Barge”…

…aber bald werden die Kanäle kleiner, und jetzt liegen hier schmale Kanalboote, auf denen Leute leben.

Auf einer Insel wachsen… Palmen?!


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Momentaufnahme: Mai 2025

Momentaufnahme: Mai 2025

Herr Silencer im Mai 2025

“Reisen ist halt nicht dasselbe wie Urlaub machen.”

Wetter: Die ersten zehn Tage trocken und kühl, mit nachts 3 und tags 13-16 Grad. Monatsmitte etwas wärmer, Monatsende wieder morgens einstellig, nachmittag knapp zweistellig. Kein Regen, nirgends. bis zum vorletzten Tag.


Lesen:

John Jackson Miller: Batman Resurrection
1989, wenige Monate nach den Ereignissen von Tim Burtons erstem “Batman”: Gotham erholt sich von der Smylex-Attacke durch den Joker, während Michael Keatons Batman davon träumt, dass Jack Nicholson gar nicht tot ist.

Fortsetzung des 1989er Batmans? Sinnlos, aber interessant! Leider ist das Buch eine große Enttäuschung. John Jackson Miller ist hauptberuflich Auftragsschreiber für Franchises. Hier klöppelt er routiniert und völlig uninspiriert einen Rotz runter, der sich bestenfalls auf dem Niveau von Fanfiction in einem Batman-Forum bewegt. Das Buch liest sich, als hätte ein vierzehnjähriger Fanboy den Kram verfasst.

Allerdings ein Fanboy, der eine Mindestseitenanzahl vollbekommen muss und deshalb versucht, seinen mageren Text auszuwalzen bis zum geht-nicht-mehr. Endlos und langweilig führt hier ausnahmslos JEDE Figur einen inneren Monolog, was sich langweilig liest und zu absurden Situationen führt, etwa wenn zwei Personen sich unterhalten und man dabei mitbekommt was beide denken. Da man ständig das Innenleben aller Charaktere kennt, bleibt keinerlei Überraschung mehr für den Leser. Unspannend, uninspiriert und unfertig – am Ende stellt sich raus, dass es einen weiteren Band geben wird. Beh.


Hören:


Sehen:


Spielen:

Assassins Creed Shadows [2025, PS5]
Assassins Creed in Japan, mit der üblichen Rachehandlung und mit zwei Hauptfiguren: Einem schwarzen Samurai und einer weiblichen Attentäterin.

Ach, ich habe es dann doch gespielt. Wegen der fragmentierten und unzusammenhängenden Spielstruktur ließ sich nach Feierabend gut mal eine Mission hier und eine da machen und ZACK plötzlich lief der Abspann. Kein Witz – das Spiel hört einfach mittendrin auf! Es gibt Kein befriedigendes Ende!

Zwar wird die Motivation des schwarzen Samurai Yasuke am Ende noch schnell verraten und Shinobi Naoe erfährt auf die letzten fünf Minuten etwas über ihre Vergangenheit, aber das fühlt sich an wie “Jetzt geht´s richtig los” – und dann endet das Game einfach!

Die Spielfiguren bekommen davon nichts mit, die stehen im Sonnenuntergang, klopfen sich auf die Schultern und faseln was von “das war ein hart erkämpfter Sieg” und “Wir haben eine lange Reise hinter uns”. Als Spieler sitzt man davor und denkt: “Was redet ihr da? Gerade noch hat Euch eine spontan aufgetauchte und schlecht geschriebene Nebenfigur in einem Expositionsdump hingerotzt, dass ihr nichts erreicht habt, wie kommt ihr darauf das Gegenteil zu behaupten?”.
Alles, alles hier fühlt sich unverdient an, weil die Story es nicht vorbereitet oder erzählt.

Gameplaytechnisch war zu diesem Zeitpunkt bei mir das Auftragsboard noch voll mit Dutzenden von Missionen und unerledigten Quests. Vielleicht liefert Ubisoft das richtige Ende in einem DLC nach, vielleicht ist aber auch einfach alles egal.

Ubisoft wusste eh nicht, wo sie mit “AC Shadows” hinwollten, das merkt man an jeder Ecke. So ist das Game eigentlich nur für die Shinobi Naoe gemacht. Yasuke ist zwar eine superinteressante Figur, die aber wie nachträglich reingebastelt wirkt. Mit ihm ist das Spiel gar nicht schaffbar, denn er kann nicht klettern oder schleichen. Schlimmer noch: Seine Geschichte wird nicht wirklich erzählt.

Normalerweise sind dumme und gebrochene Stories der Gamestruktur geschuldet, aber auch das ist hier völlig unnötig. Zwar gibt es eine Open World, die normalerweise an solchem Quark schuld ist, aber hier hat die Levelgrenzen – das ist völlig widersprüchlich und macht Null Sinn. Damit ließe sich eine lineare Story erzählen, aber das passiert nicht.

Stattdessen finden sich immer wieder mal Storyfragmente, aber die Reihenfolge ist völlig random, alles ist untererklärt, alles ist schlecht geschrieben und fast alles ergibt in Summe wenig Sinn.

Spieltechnisch gibt es nur eine spürbare Progression, wenn man an den Schwierigkeitseinstellungen schraubt. Die Gegner leveln nämlich mit, und lassen sich anfangs selbst von einer Assassinenklinge in der Halsschlagader nicht beeindrucken, sondern tun das als Kratzer ab und kloppen einen dann zu Brei. Wenn man in den ersten 20 Stunden auch nur im Ansatz Spielspaß haben möchte, sollte man den garantierten One-Hit-Kill einschalten. Dazu noch den Schwierigkeitslevel auf “Forgiving” oder “Story” – ansonsten segnet selbst der Riesengkrieger Yasuke schnell das Zeitliche, und das häufig durch Angriffe aus dem Off, die man weder sehen noch abwehren kann.

Da es hier zum wiederholten Mal keine Gegenwartsstory gibt, es im Kern nicht mal um Assassinen geht und wieder alles völlig überladen mit unwichtigen und unoriginellen Nebenquests, sollte das Game nicht “Assassins Creed” heißen sondern einfach “Japan Simulator 1600” – denn die Landschaft der Region um Kyoto ist wirklich sehr, sehr toll modelliert und hybsch anzusehen, und durch den Jahreszeitenwechsel lässt sich Japan zur Kirschblütenzeit genauso erkunden wie in den brütenden Sommermonaten, im bunten Herbst oder schneebedeckt im Winter.

AC Shadows ist also wieder mal hübsch, keine komplette Katastrophe, aber leider auch kein gutes oder gar spannendes Spiel. Es ist eher ein Zeitvertreib für Leute, die sich nach einem langen Tag nochmal erschöpft in eine andere Welt beamen und nicht zu viel nachdenken wollen.

No Offence, das ist legitim. Als Fan von AC II möchte ich aber anderes von der einst genialsten Sic-Fi-Story im Gamesbereich.


Machen:

  • Sehr viele Sorgen, an allen Fronten
  • Schleifen und Sägen (s.u.)
  • Unfassbar viel Geld für geiles Werkzeug ausgeben
  • Inspektionen V-Strom und ZZR, Reparatur ZZR Tankgeber
  • zu einer kleinen Rundfahrt aufbrechen

Neues Spielzeug:

Bosch GEX 18V-150
Ein Akkuschleifer aus der Professional-Linie von Bosch. Mit einem 4Ah-ProCore Akku liegt das Gerät leicht und ausbalanciert in der Hand und läuft unter Volllast eine halbe Stunde. Da der 4Ah-Akku ca. 30 Minuten im Schnellader braucht um wieder auf 100% zu kommen, kann man mit 2 Akkus endlos arbeiten.

Der Abtrag bei Verwendung von 80er Schleifnetzen ist enorm, der Schleifstaub wird durch das Netz in einen Filter gepustet. Mit Absaugung ist zwar geiler, aber der Filter ist schon wirklich gut. Feines Gerät.

Nachteil: Mit rund 280 Euro ist der GEX in der LBoxx-Version ohne Akkus(!) sehr teuer. Vorteil: WEIL er so teuer ist, kann man die Rechnung bei Bosch einreichen und bekommt dann im Rahmen der aktuellen “Pro-Deals” einen GBA (keinen Procore!) 4Ah-Akku im Wert von 60 Euro geschenkt.


Ding des Monats:


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Reisetagebuch London (2): Battersea

Reisetagebuch London (2): Battersea

Sonntag, 09. Februar 2025
Der Bewegungsdrang von gestern ist noch da, ein Ziel nicht, und so laufe ich schon früh am Morgen wieder kreuz und quer durch die Straßen Londons.

Ich mag es, mich wieder zu bewegen – jeden Tag 10, 15 Kilometer laufen, das hat mir im Herbst in Japan SO gut getan. Solche Strecken lassen sich aber nicht in den Alltag einbauen.

Der erste Versuch, mit der Kreditkarte im Tescos um die Ecke ein kleines Frühstück zu kaufen, scheitert – der Self-Checkout akzeptiert die Karte nicht. Zum Glück habe ich noch von den letzten Reisen einige Pfund Bargeld dabei und kann so die Rosinenschnecke bezahlen.

Aber warum hat die Kreditkarte nicht… Ach, ich Blödmann. Weil die bei meiner Bank für Auslandseinsätze gesperrt ist. Schnell öffne ich die App auf dem Mobiltelefon und aktivere “Vereinigtes Königreich” in der Liste der erlaubten Länder. Ab jetzt wird die Karte hier funktionieren.

Vom Bahnhof Paddington aus wandere ich gen Süden und durch den Hyde Park.

Es regnet, aber das ist mir egal – der kleine Taschenschirm, den ich aus Japan mitgebracht habe, hält mich trocken. Ich laufe etwas ziellos herum und sammele Eindrücke.


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Reisetagebuch London 2025 (1): Paddington

Reisetagebuch London 2025 (1): Paddington

Samstag, 08. Februar 2025, Mumpfelhausen
Ein eisiger Februarwind pfeift die Dorfstraße herunter und reißt an den Ästen der die winterkahlen Bäume. Es ist kurz vor sechs. Die Welt ist noch ganz still, alles schläft. Nur der kleine Bach, der in einem engen Kanal mitten durch Dorf fließt, gluckert im Dunkeln munter vor sich hin.

Der Bus hat wenige Minuten Verspätung. Ich bin der einzige Passagier. Klar, es ist Samstag und mitten in der Nacht, wer will jetzt schon irgendwohin, wenn er nicht arbeiten muss.

Auch die Stadt ist noch still. So still, dass man die Vögel singen hört. Das ist selten und hat ein wenig was von Frühling, aber die Kälte straft dieses Empfinden Lügen.

Selbst die mehrspurigen Hauptstraßen Göthams sind leer.

Auch der Bahnhof liegt noch leblos im Dunkeln.

Im Bahnhof hat noch nicht einmal das Café geöffnet. Das macht um 06:30 auf, und ich bin gleich der erste Gast. Denn: Jedes große Abenteuer sollte mit einem kleinen Kaffee beginnen.

Auch, wenn das heute gar kein großes Abenteuer wird. Es geht ja “nur” nach London, ein Trip den ich bis 2019 schon vier mal gemacht habe. Dementsprechend unspannend fühlt sich das an, auch wenn es nun die erste Fahrt nach dem Brexit und nach der Pandemie ist. Dennoch: Das abenteuerlichste wird die Fahrt mit der Bahn sein.

Einen Espresso später trabe ich zum Gleis. “CHRRRRGT…110 Minuten Verspätung. Grund dafür ist eine Störung an einer Weiche”, höre ich noch. Ist zum Glück nicht mein Zug.

Mein Zug fährt zwar pünktlich, wird aber im Laufe der Fahrt 45 Minuten Verspätung einsammeln. Grund dafür? “Störung an einer Weiche”. Umleitung über Aschaffenburg. Niemand wollte jemals nach Aschaffenburg, nicht freiwillig.

Ist schon interessant zu sehen, wie die Bahn verkackt. Also, nicht OB sie verkackt, sondern nur, was dieses Mal schief geht. Eine reibungslose Fahrt ist mit der Deutschen Bahn nicht zu erwarten. In den vergangenen drei Jahren ist bei denen einfach alles den Bach runtergegangen.

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Reisetagebuch Japan (23): Mucha in Fuchu

Reisetagebuch Japan (23): Mucha in Fuchu

Das Reisetagebuch. Heute neigt sich der Japan-Trip dem Ende zu, ich verfluche das Schnabeltier, bestaune die Katze und lobe den Pinguin, leide Schmerzen und stelle fest, dass man Jugendstil einfach überall mag. Am Ende steht die Frage: Was hat das eigentlich gekostet, und: War es das wert?

31. Oktober 2024, Tokyo
Nach einem kleinen Frühstück im “Sakura” checke ich aus und verlasse das Backpacker-Hotel. Durch die engen, aber irgendwie wohnlichen Gassen des Viertels laufe ich bis zur nächsten U-Bahn-Station und fahre nach Shinjuku. Dort schließe ich den Cabin Max ein.

Eigentlich würde ich jetzt gerne den Keio-Express nehmen, aber den finde ich nicht. Der Bahnhof in Shinjuku ist GIGANTISCH, außerdem hat er mehrere Außenstellen, die wegen Baustellen aber gerade nur oberirdisch zu erreichen sind. Mehrmals verlaufe ich mich in den Straßen des Geschäftsviertels, dann nehme ich einfach einen Zug der normalen Keio-Linie. Die hält ausnahmslos an jeder Milchkanne, dementsprechend dauert die Fahrt über eine Stunde.

Aber warum auch nicht, ich habe doch Zeit heute.

Fünfundzwanzig Kilometer rumpelt die Bahn von Shinjuku nach Westen, dann endet sie in Fuchu. Eigentlich ist Fuchu ein kleiner Ort am Fluß Tama, aber natürlich ist er schon lange von der wuchernden Metropole Tokyo einverleibt worden.

Ich muss mir immer wieder klar machen, dass sich Tokyo in manche Richtungen über 100 Kilometer hinzieht. EINHUNDERT Kilometer nur Stadt! Bis zum Horizont! Und dahinter: Noch mehr Stadt! Komme ich immer noch nicht drüber weg.

Fuchu wirkt noch wie eine Kleinstadt, auch mitten in der großen Metropole. Am winzigen Bahnhof steht Kunst, aber die Wohnhäuser und Straßen könnten auch auf einem Dorf sein.

Fuchu ist grün – in einem Park sitzen auf jedem Hügel Schulklassen und haben Unterricht im Freien.

Fuchu ist bekannt für sein Kunstmuseum, und dahin zieht es mich – ich habe ja gestern in der Bahn die Werbung für eine Ausstellung des Jugendstil-Künstlers Alfons Mucha gesehen, und da durch die Gestaltung der Jugendstil-Tagung im September mein persönliches durch ein professionelles Interesse ergänzt wurde, will ich mir die ansehen.

Das Museumsgebäude wirkt nicht ganz neu, aber die Architektur ist angenehm reduziert und edel.


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New Ride: Toyota Yaris 1.5 Dual VVT-i 125 (2021)

New Ride: Toyota Yaris 1.5 Dual VVT-i 125 (2021)

Im November 2023 trennte ich mich vom Legendären Gelben AutoTM und stieg auf einen kleinen, knallroten 2012er Toyota Aygo um. Das war nicht nur krasses Downsizing, sondern auch ein Umstieg von Mittel- auf Puristenklasse. Die Vorzüge entdeckte ich nach und nach: Der Aygo war zuverlässig, sparsam, superwendig und bekam überall einen Parkplatz.

Die Freude währte leider nicht lange, schon nach einem Dreiviertel Jahr rammte ein Pickup die kleine Kiste. Der Aygo schütze mich zuverlässig, zog sich aber einen Totalschaden zu.

Auf der Suche nach einem Ersatz schaute ich mir einen Aygo neueren Baujahrs an…

…hatte mich zu dem Zeitpunkt aber schon in einen anderen Wagen verguckt. Jays Tipp folgend hatte ich mir die Baureihe “Yaris” angesehen, das ist so ungefähr Polo-Klasse bei Toyota.

Bei der ersten Umfelderkundung war ich bei einem Händler auf einen Yaris 1.5 Dual VVT-i in Manganbronze gestoßen. Baujahr 2021, optisch ohne jeden Makel und trotzdem recht günstig, weil er schon 80.000 Kilometer auf der Uhr hatte.

Bei der Probefahrt fuhr er sich irgendwie nicht gut. Die Bremsen quietschten, an Leistung war wenig zu spüren und aus der Lüftung roch es nach Stracke. Trotzdem kaufte ich den Wagen ganz spontan, weil ich aus dem Bauch heraus das Gefühl hatte: Das ist mein Auto.

Bevor ich den Wagen Mitte August in Empfang nahm, machte der Händler noch die vorderen Bremen neu und reinigte die Klimaanlage. Damit war der Strackegeruch weg, der Wagen bremste vernünftig  und fuhr sich auch gleich besser. Das Ansprech- und Fahrverhalten wurde ohnehin in den nächsten Wochen deutlich besser. Obwohl die Vorbesitzerin mit dem Wagen jeden Tag 140 Kilometer zu Arbeit und zurück gefahren war, hatte sie ihn, glaube ich, einfach nicht genug gefordert.

Ich finde das Design des Wagens einfach großartig. Im Ernst, ich finde, der Yaris ist einer der hübschesten Kleinwagen überhaupt. Die Karosserie ist sanft geschwungen, das Heck ausgestellt, die schwarzen Alufelgen wirken crisp, die Front erinnert an klassische Aston Martins. Ab dem Moment des Kaufs und bis heute zaubert mir der Anblick des Wagens ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich ihn nur sehe.

Startprobleme

Dennoch machte mir der Yaris erstmal keine Freude. In der “Team D”-Edition verfügt er über ein adaptives Fahrsystem, das mittels Kamera und einem Radar gesteuert wird. Genau dieser Radarsensor fiel dauernd aus, zudem hing die hintere Bremse und löste sich nicht sofort, wenn man losfahren wollte.

Es brauchte ein halbes Dutzend Besuche in der Werkstatt, bis der Händler beides in den Griff bekam. Vor dem Radarsensor, stellte sich nach der Demontage der Front heraus, klemmte ein handgroßes Stück Borke von einem Baum – dass das Auto da nicht durchgucken kann, ist klar.

Die hinteren Bremsen hatten undichte Bremszylinder und wurden letztlich komplett ausgetauscht. Das war Anfang Januar, und seitdem ist alles gut und ich habe wirklich große Freude an dem neuen Wagen.

Leistung, Fahrgefühl & Verbrauch

Den Yaris gibt es ab Modelljahr 2023 nur noch als Hybrid, und das ist gut so. Ich hätte ihn auch als Hybrid genommen, aber zu dem Zeitpunkt als ich suchte gab es hier keinen gebrauchten. Mein Yaris ist ein reiner Dreizylinder-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum und 125 PS.

Unter Berücksichtigung des geringen Gewichts des Wagens, knapp über 1.000 Kilo, klingt das nach viel Leistung. Ist es aber nicht. Der Yaris ist im Stadtverkehr spritzig, aber ich merke überdeutlich, dass der Motor keinen Turbo hat. Hätte nie gedacht, dass sich das so dermaßen bemerkbar macht, aber wo der Seat Leon 1M beim Druck auf das Gaspedal abging wie eine Rakete, hat der Yaris deutlich zu kämpfen. Von 0 auf 100 braucht er 10,2 Sekunden. Damit ist er keine Wanderdüne, aber von einer Rakete weit entfernt und nach 125 PS fühlt sich das nicht wirklich an. Ist nicht schlimm, aber schade – Überholen auf Landstraßen überlege ich mir lieber dreimal.

Immerhin ist der “Dynamic Force”-Motor nicht superdurstig. Im Stadtverkehr nimmt er sich mit Winterreifen und eingeschalteter Klimaanlage 6,5 Liter, Landstraße möchte er 4,8-5,1 Liter. Damit liegt er rund einen Liter über dem Verbrauch des Hybridmodells aus dem selben Jahrgang, aber erstaunlicherweise 0,5 Liter unter dem Verbrauch des roten Aygo, und das obwohl der nur 69 PS hatte.

Schuhwerk und Handling

Apropos Reifen: Serienmäßig kommt der Yaris Team D auf 195/60ern und 16 Zoll Alufelgen daher. Das ist hybsch für den Sommer, aber Dooferweise gibt es für die Wintermonate keine Stahlfelgen. Ich musste allen Ernstes winterfeste und speziell verstärkte Alufelgen anschaffen, die in Kombination mit den mittlerweile notwendigen Sensoren keine günstige Investition waren. Zusammen mit den guten Conti Wintercontact TS870 kostete ein Rad über 300 Euro. Aber nun, ich traue halt Allwetterreifen nicht.

Mit einer handlichen Länge von nur 3,95 Metern und einer Breite von 1,74 passt der Yaris auch in kleine Parklücken. Beim Einparken hilft die straffe, aber sehr leichtgängige Lenkung und die gute Rundumsicht sowie die serienmäßige Heckkamera.

Ausstattung

Das Bild der Heckkamera wird auf einem 11-Zoll-Touch-Display in der Mitte des Armaturenbrettes angezeigt. Das beherrscht auch kabelgebundes Carplay, um Apps für Navigation, Medienwiedergabe und Kommunikation vom Smartphone zu spiegeln.

Ein weiteres kleines Display sitzt hinter dem Lenkrad und zeigt Infos zum Fahrzeug, z.B. Reifendruck, Reichweite und aktueller Verbrauch, aber auch die Uhr und das Thermometer werden hier eingeblendet. Links und rechts davon sitzen digitale Anzeigen, die in einem ungewöhnlichen “Fernglas”-Design gehalten sind.

Das rechte Instrument zeigt Geschwindigkeit, Tankstand und Kühlertemperatur, das linke zeigt dagegen neben der (schlecht ablesbaren) Drehzahl nur an, ob man wohl hoch oder runter schalten sollte. Das ist ein wenig nutzlos, eine Ganganzeige wäre hier sinnvoller gewesen. So drängt sich der Eindruck auf, dass es das Instrument nur gibt, weil der Designer unbedingt Symetrie wollte. An die Digitalanzeigen musste ich mich erst ein wenig gewöhnen – immerhin habe ich noch nie ein so neues Auto besessen wie diesen Toyota, in der Regel waren meine Fahrzeuge immer so um die 8 Jahre alt, wenn ich sie kaufte.

An meinem Yaris finde ich zwei Dinge besonders gut:

1. Knöppe. Ich stehe auf haptische Knöpfe und Drehregler die ich wirklich anfassen kann. Nicht um des Fummelns willen, sondern weil ich das Auto damit blind bedienen kann, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.

Der Yaris hat keine Touchbedienungen, die zum Fahren notwendig wären. Selbst das Touchdisplay auf dem Armaturenbrett hat noch zusätzliche Knöpfe am Rand, mit dem es sich auch mit Handschuhen bedienen lässt.

Daneben gibt es echte Kombi-Drehregler für Heizung, Belüftung und Klimaanlage – die lassen sich einfach so mit einem Handgriff verstellen, ohne das man in drei Untermenüs des Bordcomputers swipen muss!

Das Lenkrad sieht überladen aus, weil es zig Tasten und zwei bidirektionale Wippen besitzt, aber das lässt sich schnell erlernen, und mit etwas Übung lassen sich hierüber blind der Bordcomputer steuern, die Spracherkennung aktivieren, Mediensteuerung vornehmen und der Tempomat oder der Limiter einstellen. Geil. So muss das sein.

2. Er nervt nicht. Obwohl er sinnvolle Technik verbaut hat, wie den SOS-Notruf, gehört mein Yaris zum letzten Jahrgang, der noch keinen nervtötende Unfug wie die Geschwindigkeitswarnung verbaut hat. Das ist ja jetzt EU-Vorschrift. Klar, mein Yaris hat eine Verkehrszeichenerkennung und weist durch eine dezente Einblendung darauf hin, dass ich vielleicht zu schnell fahre. Aber er gibt keine Warntöne von sich, und ist damit das Modell mit der besten Technik, bevor die durch Vorschriften Scheiße wurde.

Überhaupt, die Technik. Japanische Fahrzeuge haben den Ruf, zuverlässig und ausgereift zu sein, aber sie sind nicht als die Speerspitze der Digitalisierung bekannt. Technische Gadgets und Apps, mit denen die Chinesen jede Ecke ihrer Fahrzeuge Pimpen, findet man bei japanischen Autos entweder nie oder erst nach Jahren. Umso erstaunter war ich, wie gut die Digitaltechnik im Yaris funktioniert.

Die Verkehrszeichenerkennung funktioniert besser als in dem 2020er Audi A4, den ich gelegentlich als Firmenwagen fahre. Das ist wichtig, weil neue Autos anfangen zu piepen, wenn sie denken man führe zu schnell. Das macht der yaris grundsätzlich nicht, aber er erkennt Geschwindigkeitsbegrenzungen zuverlässiger als der Mittelklasse-Audi.

Dito funktioniert der adaptive Tempomat und der Spurhalteassistent. Sind die aktiviert, kann man auf der Landstraße oder Autobahn den Fuß vom Gas nehmen und sich zurücklehnen. Der Yaris folgt dann der Straße von allein. Er lenkt selbst, hält Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen und bremst, wann immer nötig. Geschwindigkeitsanpassungen funktionieren mit einem Automatik natürlich noch besser als mit meinem Schaltwagen, bei dem ich gelegentlich den Gang wechseln muss. Der Punkt ist aber: Es funktioniert, und zwar richtig gut.

Ebenso die Erkennung anderer Fahrzeuge und Hindernisse auf der Fahrbahn. Wenn der Yaris mit seinem Radar einen unbeleuchteten Radfahrer mitten in der Nacht über die Bundesstraße eiern sieht, tut er das durch einen schrillen Alarmton kund, um dann – falls ich nicht reagiere – selbst eine Gefahrenbremsung einzuleiten. Tatsächlich hat uns der Wagen schon mal gerettet, als ein vorausfahrendes Fahrzeug mit defekten Bremsleuchten auf freier Strecke unvermittelt eine Vollbremsung von Hundert auf Null hinlegte – da hat der Yaris schon bis ins ABS rein gebremst noch bevor ich begriffen hatte was los war. Dieses Notsystem funktioniert also super.

“Hä? Na und? Das ist ja wohl das mindeste” könnte man jetzt denken, aber wer schonmal einen Skoda Fabia gefahren hat, der schon beim Zurollen auf eine rote Ampel panisch roten Fehlalarm gibt, oder einen VW Polo gefahren ist, der auf der Autobahn beim Überholen permanent Abstandswarnungen akustisch kund tut, oder einen Audi, der entgegenkommende Fahrzeuge mit seinem Fernlicht blendet, weil er sie nicht erkennt – der weiß die unaufdringliche Zurückhaltung und die Zuverlässigkeit von Toyota zu schätzen.

Was ebenfalls fein funktioniert ist das Keyless-System. Ich war und bin da immer etwas mißtrauisch: Autos, die sich bei Annäherung des Fahrers erst selbstständig beleuchten und dann entsperren, schien mir unnötiger Luxus bei gleichzeitiger krasser Erhöhung der Diebstahlsgefahr. Diebe können bei den meisten Fahrzeugen das Schlüsselsignal sehr einfach verlängern und mit dem Auto wegfahren. Deshalb habe ich das bei mir auch meist ausgeschaltet, was über eine einfache Konfigurationseinstellung im Mitteldisplay geht. Ich muss aber auch zugeben: Ist schon nice, wenn man keinen Schlüssel mehr braucht und den Wagen auf Knopfdruck starten kann. Und immerhin ist Toyota clever: Der Funkschlüssel enthält einen Bewegungssensor. Verspürt der keine Bewegung, z.B. weil der Schlüssel im Haus am Schlüsselbrett hängt, sendet der Schlüssel einfach nicht. Warum machen das nicht alle Hersteller?

Was gibt es sonst noch zu berichten?

The Good:

  • Der Yaris ist ein kleines Raumwunder, in dem vier Personen bequem Platz finden, auch wenn Menschen über 1,90 auf den hinteren Plätzen keinen Spaß haben dürften.
  • Er ist nicht luxuriös ausgestattet, aber auch nicht billig. Abgesehen vom Lederlenkrad sind die Materialien nichts besonderes, aber immerhin knarzt und quietscht im Innenraum nichts.
  • Die Heizung könnte besser sein, ist in Kombination mit der Klimaanlage aber Okay.
  • Der Kofferraum ist klein, aber immerhin ausreichend für zwei Kisten Wasser.
  • Die Beleuchtung ist komplett LED, vorne mit Matrix-Scheinwerfern – deren Lichtausbeute ist phänomenal.
  • Auch bei sehr schneller Fahrt (190 schafft er lt. GPS) liegt der Wagen ruhig auf der Straße
  • Lässt man den jährlichen Service in einer Toyota-Werkstatt machen, verlängert sich die Werksgarantie auf bis zu 15(!) Jahre

The Bad:

  • Bei schneller Fahrt wird der Wagen recht schnell sehr laut, da ist deutlich zu merken, dass bei der Dämmung gespart wurde.
  • Das Fahrwerk ist zu weich, dafür wie der Wagen liegt und sich fährt müsste sie viel straffer sein.
  • Es gibt kein Reserverad mehr, nur noch Notfall-Pampe und einen Kompressor

The Ugly:

  • Der downgesizte “Dynamic Force” (höhö) Motor ist neu und kann Kinderkrankheiten aufweisen. Dazu gehört Lochfrass am EGR Hitzetauscher, was auf mangelhafte Beschichtung zurückzuführen ist. Toyota erkennt das nicht als Garantiefall an und wieselt sich mit “Bestimmt haben sie zu agressives Benzin getankt” raus. Mein Yaris gehört zu den betroffenen Baureihen ist, ob er wirklich was hat, wird die Zeit zeigen.

Alles in Allem: Ich bin aktuell SEHR zufrieden mit meinem Yaris. Klein, wendig, extrem gutaussehend, wenig Firlefanz, haptische Knöppe, sparsam – der ist wie für mich gemacht.
Schade nur, dass er ein Benziner ist. Damit sind seine Tage jetzt schon gezählt.

Reisetagebuch Japan (22): Zurück auf Anfang

Reisetagebuch Japan (22): Zurück auf Anfang

Das Reisetagebuch in Japan. Heute schließt sich ein Kreis, ich treffe einen alten Bekannten aus dem Nachbarort und in Kamurocho bereitet man sich auf Ausschreitungen zu Halloween vor. Ach ja, und: Eggslut!

Dienstag, 29. Oktober 2024, Yokohama
Ich schlafe relativ lange aus, bis kurz vor Acht, dann laufe ich zum lokalen Bahnhof am Baseball-Stadion von Yokohama.

Von dort nehme ich den Zug vom Stadion zum Fernbahnhof Shin-Yokohama und dann geht es in einem kurzen, nur 15 Minuten dauernden Schnellzug-Hüpfer weiter nach Tokyo. Ja, der Kreis schließt sich – als ich vor mitlerweile vier(!) Wochen in Japan ankam, habe ich in Tokyo die ersten vier Tage verbracht, und nun werde ich die Reise hier ausklingen lassen. Aber gaaaaaanz langsam, ein paar Tage habe ich noch.

In Shinjuku springe ich aus dem Zug und finde schnell einen Coinlocker für den Rucksack.

Der Bahnhof Shinjku ist GIGANTISCH, und ich versuche mir ganz genau einzuprägen, wo das Schließfach ist. Zur Sicherheit mache ich Fotos nach allen Seiten

Ich mache auch Bilder von dem, was man sieht, wenn man aus dem nächstgelegenen Ausgang tritt.


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