Reisetagebuch Japan (6): Hokkaido ist mehr als ein Kürbis
Reisetagebuch Japan. Heute geht es in den hohen, aber nicht den höchsten, Norden, ich will kein Upgrade und entdecke einen blauen Teich.
Dienstag, 08. Oktober 2024, Akihabara, Tokyo
Ich höre noch das dumpfe Geräusch, mit dem das Köpfchen des Kindes gegen das Auto prallt, dann schrecke aus dem Schlaf hoch.
Schon wieder dieser Albtraum! Noch leicht geschockt reibe ich mir den Schlaf aus den Augen. Es war nur ein Traum, mache ich mir bewusst, keine Erinnerung an eine mögliche Zukunft! Ich schwinge die Beine aus dem Bett. Die beste Methode um schlechte Dinge zu verdrängen ist, sich ganz auf etwas anderes zu konzentrieren.
Es ist erst 06:45, aber heute habe ich viel vor. “Es sind 21 Grad”, sagt Siri und fügt hinzu “Du solltest vielleicht einen Schirm mitnehmen”. Die Info ist sinnvoll, immerhin sehe ich aus meinem Zimmerfenster nur eine Betonwand und die Leitungen von Klimaanlagen, da ist nicht zu sehen ob es draußen regnet oder nicht.
Schnell habe ich meine Sachen zusammengepackt und schwinge mir den Cabin Max über die Schulter. Ein letzter Blick zurück in das kleine Zimmer, das jetzt für fünf Tage mein Zuhause war, dann ziehe ich die Verrätertür mit dem Düdel-Schloss hinter mir zu und eile die Stufen des Hotels hinab.
Es regnet tatsächlich, und zwar ganz widerlich. Die tropische, schwüle Wärme mit 90 Prozent Luftfeuchtigkeit sorgt dafür, dass man durch und durch feucht wird – von Innen vom Schwitzen und von Außen durch den Regen.
Ich laufe gen Osten, weg von Akihabara und Richtung Asakusa. Amüsieren muss ich mich über den Yaris, der perfekt quer in einer Einfahrt parkt. “Hallo? Ja, ich bins. Ja, ich parke in der Einfahrt, wie Sie es mir gesagt haben. Ach, das ist jetzt auch nicht richtig??”
Auf halbem Weg wird mir klar, dass ich den transparenten Stockschirm, den ich vor einigen Tagen in einer Drogerie gekauft habe, nicht werde mitnehmen können. Mangels Mülleimern werde ich ihn aber auch nicht einfach entsorgen können. Und nun? Ah, ein Haufen Sperrmüll. Da stelle ich ihn einfach dazu. Mach´s gut, Schirm, tut mir leid, dass ich Dich aussetzen muss.
Von der Metrostation Asakusabashi fährt eine U- und S-Bahn direkt bis zum Flughafen Haneda, sagt zumindest Google Maps. Ich finde den richtigen Bahnsteig und steige zu. Es ist Berufsverkehr, und die Wagen sind so proppenvoll, dass ich kaum den Rucksack in die Ablage bugsiert bekomme. Wieder bin ich froh, hier nicht mit einem schrankgroßen Rollkoffer unterwegs sein zu müssen.