“Goedendag, hier ist der Alf van de Meijden”, sie haben gerade Die SoftwareTM von uns geladen. Was kann ich für Sie tun, wofür benutzen sie die denn?”
Ich muss ja immer schmunzeln wenn ich Niederländer Deutsch sprechen höre, weil mich das so an Frau-Antja-bringt-Käse-aus-Holland erinnert. Aber in diesem Fall gucke ich den Telefonhörer für einen Moment mit entgleisten Gesichtszügen an. “Herr van der Meijden”, sage ich. “Ich habe Die SoftwareTM runtergeladen und die 30tägige Testphase aktiviert. Das war vor fünf Minuten. Was DENKEN SIE DENN WIE WEIT ICH MIT DEM TEST GEKOMMEN BIN?”
Ich fand schon die Registrierungsprozedur schlimm. Um Die SoftwareTM laden zu können, muss man Name, Vorname, Firma, Position, Mailadresse, Telefonnummer, Land und die Seele des Erstgeborenen an die Firma weitergeben. Unverschämtheit, sowas.
Aber immerhin ist Die SoftwareTM gut, und 30 Tage später beschliesse ich die zu kaufen. Bei anderen Programmen gibt es dafür direkt in der Nutzerobrfläche einen “Aktivieren”-Button. Den drückt man, gibt das Zahlungsmittel ein und gut ist. Ah, da ist eine Schaltfläche, auf der “Aktivieren” steht. Angeklickt, und es passiert – nichts. Zumindest aktiviert sich nichts. Stattdessen beginnt ein Drama in drei Akten.
Akt 1: Der Preis.
Was kostet die Software jetzt eigentlich? Das verrät der Hersteller nicht. Das will er nur im persönlichen Dialog preisgeben, sagt die, mit Social Media Gedöns völlig überladene Website. Dafür poppt sofort ein Instantchat hoch, mit dem man mit einem Mitarbeiter chatten kann. Also, in der Theorie. In der Praxis ist die Seite so schlecht programmiert, dass sich jeder Browser außer Chrome weghängt. Mit Chrome geht es, aber leider sind im Chat nie Mitarbeiter verfügbar.
Aber man kann auch eine Preisanfrage über ein Mailformular stellen. Um das abschicken zu können, muss man lediglich Name, Vorname, Firma, Position, Mailadresse, Telefonnummer, Land und die Seele des Zweitgeborenen weitergeben. Dann passiert: Nichts. Das Mailformular funktioniert in Chrome nämlich nicht. Aber in Firefox. Man muss es nur ganz schnell anklicken, bevor der Chat hochpoppt und Firefox abstürzt. Wenn man in Firefox das Formular absendet, passiert erstmal: Nichts. Die Firma lässt sich nämlich drei Tage Zeit. Dann klingelt das Telefon, und Alf von der Meijden ist dran und fragt, was man denn wolle. Eine Lizenz für Die SoftwareTM? Nur eine? Ja, da könne er mir jetzt auch keinen Preis nennen. Dafür schickt er eine Mail. Grußlos, ohne Anrede, einfach nur drei Telefonnummern von Resellern. Denn an Endkunden will die Firma wohl nicht verkaufen.
Auch gut, denke ich mir, und google die Telefonnummern. Ah, die Computerklitsche aus Hamburg, die ich nicht ausstehen kann. Und hier die Consultingfirma, die arrogante Arschlöcher sind. Nee, da kaufe ich nicht. Aber vielleicht steht auf deren Seiten zumindest, was eine Lizenz überhaupt kostet? Nachgeguckt. “Wir machen Ihnen gerne ein persönliches Angebot. Bitte stellen Sie eine Preisanfrage in diesem Formular. Geben Sie hierfür bitte lediglich Name, Vorname, Firma, Position, Mailadresse, Telefonnummer, Land und die Seele ihres Hundes ein.”
Zweiter Akt: Der Kauf.
Bei einem netten Softwarereseller habe ich eine günstige Lizenz gefunden und online bestellt und gleich per Kreditkarte bezahlt. Ich erwarte nun eigentlich, dass ich einen Aktivierungskey per Mail bekomme. Stattdessen passiert: Nichts. Warum ist das so, will ich vom Reseller am Telefon wissen. “Ja, wissen Sie”, sagt der Key Account Heini, “wir leiten den Kauf an den Hersteller weiter. Und der… prüft ihre Daten und überlegt dann, ob sie eine Lizenz bekommen. Wenn ja, druckt der die und schickt sie uns per Post. Wir scannen die dann sofort ein und schicken Ihnen die per Mail.” Es ist ihm hörbar unangenehm, dass er mir erzählen muss, dass ich warten soll ob ich würdig genug bin, die Gnade einer Softwarelizenz zu erfahren. Da hilft nur warten.
Dritter Akt: Die Schlüssel.
10 Tage später bekomme ich die Mail mit einer Lizenznummer. Juhuu, ich war würdig! Aber die Freude währt nicht lang. Als ich in Der SoftwareTM auf “Aktivieren” klicke, verlangt die neben der Lizenznummer auch einen Aktivierungscode. Wo bekommt man den her? Ah, steht im Kleingedruckten. Die muss man sich auf der Website der Firma rechnen lassen. Die Website mit dem Chat. Damit das geht, muss man ein Benutzerkonto auf der Seite anlegen. Dazu muss man nur Name, Vorname, Firma, Position, Mailadresse, Telefonnummer, Land und die eigene Seele übermitteln. Dann passiert: Nichts. Denn der Mailserver der Seite braucht eine Stunde, um zu prüfen, ob man würdig ist eine Mail mit einem Passwortlink zu bekommen.
Ich habe wieder Glück, bin würdig eine Mail zu erhalten und darf auf den Link klicken. Es öffnet sich eine Seite, auf der ich ein Passwort eingeben soll. Es muss mindestens acht Zeichen lang sein, einen Großbuchstaben, eine Zahl, ein Sonderzeichen und das Blut eines Einhorns enthalten. Mein Passwort will die Seite aber nicht, denn das Sonderzeichen “*” kann sie nicht. Das sagt sie mir aber nicht. Das muss ich selbst rausfinden. Als ich endlich mein Passwort habe, kann ich mich einloggen und auf “Produktaktivierung” klicken. Jay!
Ich werde aufgefordert die Seriennummer Der SoftwareTM anzugeben. Wo die zu finden ist, steht da nicht. Aber hier gibt es auch noch ein Feld für meine License Number. Mittlerweile spricht die Seite übrigens nur noch englisch. Mit der License Number generiert die Seite einen Product Key, und darunter tauchen neue Felder für License Keys auf, die ich eintragen soll, die aber was anderes sind als die License Number. Wir halten fest: Ich habe eine License Number gekauft, brauche aber einen Activierungscode. Stattdessen will die Seite nicht existierende Seriennummern haben, berechnet Product Keys, von denen keiner weiß, wozu sie gut sind, rückt aber die Aktivierungsnummer nicht raus.
Lange Rede, kurzer Sinn: Am Ende half nur ausprobieren. Stellte sich raus, dass das, was auf der Website die Product Number war, in der deutsch lokalisierten Software “Lizenznummer” heißt, und das, was in der Software “Aktvierungscode” benannt ist, am Ende der “Product Key” war.
Das Ganze hat jetzt nur 14 Tage und etliche Nerven gekostet, aber jetzt läuft Die SoftwareTM. Mir graut allerdings vor dem Tag, an dem die Lizenz verlängert werden muss.