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Category: Event

TOAZ!

TOAZ!

Ich mag den Oktober, schon immer. Ich mag es, wenn es morgens schon kalt und tagsüber nochmal richtig warm ist. Ich mag das goldene und rote Laub der Bäume und den typischen Herbstgeruch.

Jetzt beginnt einer der besten Monate des Jahres! Der Oktober ist nicht mehr Sommer, aber noch nicht der naßgraue Winter. Der Oktober ist golden, und er ist toll. Bei mir war es jetzt zwar eher zufällig so, aber tatsächlich ist mein Oktober wieder so vollgepackt mit tollen Dinge, dass ich hiermit den

TOLLSTEN OKTOBER ALLER ZEITEN
(Edition 2014)

ausrufe! Den Oktober nochmal mit ordentlich schönen Dingen voll zu packen liegt in der Verantwortung jeder und jedes einzelnen. Klar sollte sein: Macht alle mit: JETZT ODER NIE! Genießt diesen goldenen Monat in allen Zügen! Geht raus, macht Dinge, ladet Leute ein, fahrt auf Ausflüge oder in Urlaub oder tut sonstiges, was Euch gut tut, aber macht diesen Oktober zu Eurem TOLLSTEN OKTOBER ALLER ZEITEN! Zelebriert ihn in vollen Zügen und bloggt darüber!!

Wer ein Banner für den TOAZ braucht, kann sich hier gerne bedienen.
Ansonsten: Schlagwort und Hashtag: #TOAZ14

Maria, ihm schmeckt´s nicht! (2014)

Maria, ihm schmeckt´s nicht! (2014)

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Jan möchte Sara heiraten. Sara ist Halbitalienerin, und für ihren Bappo Antonio steht sofort fest: Die Hochzeit muss in Italia stattfinden! Inmitten von Oma, Opa, Onkel, Tanten, Nichten, Neffen, Nachbarn… eben der ganzen Familie! Das italienische Familienleben mit ausgedehnten Strandbesuchen, verrückten Geschäftsideen, toten Opas und andauernden Freßorgien geht Jan schon nach kurzer Zeit auf den Geist, was die zukünftige Verwandtschaft vermuten lässt, dass es ihm nicht schmeckt. Dann brennt Sara auch noch mit ihrer Jugendliebe durch, und für Jan steht fest: Er fährt zurück nach Krefeld, weil es da normaler ist als in Campobasso.

Das Buch von Jan Weiler war vor einigen Jahren der Sommerhit auf den Büchertischen. Es war so erfolgreich, dass das ZDF 2011 einen Film produzierte, in dem ein fehlbesetzter Cast um einen desorientierten Christian Ulmen den Stoff gegen die Wand fuhr. Für die Adaption bei den Domfestspielen orientierte man sich auch nicht am Film und nicht im Detail am Buch. Stattdessen wurden Schlüsselszenen zu Musicaleinlagen umgearbeitet – und was für welchen! “Maria” als Musical – das gibt es NUR in Bad Gandersheim. Schon zum zweiten Mal: Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr wurde “Maria” extra noch einmal ins Programm genommen.

Nochmal Domfestspiele.
Nochmal Domfestspiele.

Ich kann ja über die Produktion der Domfestspiele in Bad Gandersheim nur staunen. Das Niveau, auf dem hier geschrieben und umgesetzt wird, hätte ich hier nicht erwartet. Nachdem Evita schon beeindruckend war, hat mich “Maria…” echt von den Socken gehauen. Das Stück ist mit ziemlicher Geschwindigkeit inszeniert, hat ordentliche Musik und feine Texte. Auch ein wenig Klamauk kommt vor, aber die Essenz des Buchs wird sehr eindrücklich erzählt. Letztlich dreht sich alles darum, dass Jan, der Deutsche in Italien, begreift, was es heißt fremd zu sein und wie man dies übersteht. Dabei wird geschickt und auf zwei Zeitebenen die Lebensgeschichte des Schwiegervaters erzählt, der in den 60ern in Deutschland Gastarbeiter war und Vorurteile gegenüber Italienern aushalten musste.

Meine Tastatur. Hübsch, nicht? Sie wird leider zum Teil vom Programmheft verdeckt, auf dessen linker Seite Tabea als Sara, Ulf Schmitt als Jan und Hans-Jörg Frey als Antonio Marcipane zu sehen sind. Recht: Jan mit Nonna Chiara (Christine Dorner).
Meine Tastatur. Hübsch, nicht? Sie wird leider zum Teil vom Programmheft verdeckt, auf dessen linker Seite Tabea als Sara, Ulf Schmitt als Jan und Hans-Jörg Frey als Antonio Marcipane zu sehen sind. Recht: Jan mit Nonna Chiara (Christine Dorner).

Die Inszenierung ist Bad Gandersheim ist nicht nur toll geschrieben, sondern auch durchgehend super besetzt. Besonders Hans-Jörg Frey als Antonio und Tabea Scholz als Sara glänzen in ihren Rollen. Frey gibt den komisch-vertrottelt wirkenden Antonio herrlich schlitzorig, und Tabea singt und spielt sich die Seele aus dem Leib. Und das sogar im strömenden Regen, den leider hatte ich bei der Aufführung am gestrigen Abend Pech:

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Pünktlich zu Beginn der Vorstellung begann es zu nieseln, was sich im Verlauf der folgenden zwei Stunden zu einem veritablen Wolkenbruch steigerte. Ich rechnete jeden Moment mit Abbruch, aber das Ensemble spielte und tanzte und sang im 14 Grad kalten Regen weiter, als wäre nichts dabei. Dafür gebührt ihnen allergrößter Respekt.

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Am Ende wird, vollkommen durchnässt, doch noch geheiratet.

Tarja Live in Hannover 2014: The Colours in the Dark-Tour

Tarja Live in Hannover 2014: The Colours in the Dark-Tour

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Ach ja, Hannover. Hauptstadt des Bundeslands Niedersachsen und wahrlich keine schöne Stadt. Um genau zu sein: Die zweithässlichste von Deutschland. Kann man aber trotzdem mal hinfahren, denn in Hannover gibt es auch Schöne Ecken, man kann so mittelgut Shoppen und gelegentlich gibt es ein Konzert zum angucken. Entweder in der Oper…

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…oder, wie ich gestern Abend, im Theater am Aegi:

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Ja, das ist von innen genauso hässlich wie von außen. Am 3. Mai spielte dort zunächst mal “The Name”, was ein denkbar bescheuerter Name für eine Band ist, die man im Internetzeitalter vielleicht auch mal über eine Suchmaschine finden möchte. “The Name” machen so Kindergartenmetal auf Schulhofniveau, was durchaus passt, denn die Band sieht auch aus wie eine Horde Gymnasiasten. Auffälligstes Merkmal ist Sängerin Hadassa, die vor allem zwei Dinge kann: Gaaanz knappe Röckchen tragen und sich permanent über einen, auf der Bühne liegenden, Ventilator beugen. Dadurch sieht sie aus wie eine buckelige Medusa und bekommt dauernd Haare in den Mund und ins Gesicht, aber ihr macht das wohl Spaß, also sei´s drum.

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Main Act des Abends war aber jemand anders, nämlich Tarja. Die 1977 geborene Finnin war mal die Frontfrau von “Nightwish”. Seit 2005 frickelt sie allein vor sich hin. Heute lebt sie mit Mann und Kind in Argentinien und geht nur selten auf Tour. Und da ich die Möglichkeit hatte in der ersten Parkettreihe eine Karte zu bekommen… warum nicht, obwohl das eine Reise nach Hannover bedeutete.

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Skeptisch war ich vor allem deshalb, weil Tarja der Ruf einer Diva anhaftet. Bei Nightwish ist sie, angeblich wegen Divenhaftigkeit, rausgeflogen, und man war schnell bereit das der Band um Papa Schlumpf zu glauben – bis sich rausstellte, dass die alle Nase lang ihre Sängerinnen auf unfeinste Art und ohne ihnen was zu sagen abservieren. Auch wenn “Nightwish” letztlich Arschlochfinnen sind, sie machen immerhin noch anhörbare Musik. Das ist bei Tarja nur noch bedingt so.

Drei Soloalben hat sie bislang rausgebracht: Das 2007 erschienene “My Winter Storm” ist ein grandioses Konzeptalbum, dass ich immer wieder gerne höre, aber fast alles was danach kam, kann man leider getrost vergessen. Das 2010er “What lies behind” scheint sich zum Großteil mit schmutziger Wäsche aus der “Nightwish”-Zeit zu befassen, und das 2013er Album “colours in the Dark” ist hoffnungslos überproduziert. Tarja ist eine klassisch ausgebildete Sopranistin, deren Spezialität der Gesang zu Metalsongs ist. Die Musik lebt vom Gegensatz der klassischen Stimme zu eher harter Musik, und auf dem letzten Album stimmt das Verhältnis nicht mehr: Die Musik überklebt mit bombastischem Synthigeorgel und endlosen Gitarreneinsätzen den Gesang, und dadurch leidet das Gesamtkunstwerk.

Außerdem hatte ich im Vorfeld von gerade mal einstündigen Konzerten in halbvollen Häusern gelesen, was zusammen mit dem Bild der Diva den Eindruck einer zickigen Künstlerin vermittelt, die nichts mehr so richtig gebacken kriegt und sich von der Welt unverstanden fühlt. Das alles zusammen hatte meine Erwartungshaltung ziemlich runtergeschraubt, und ich war auf eine distanzierte Eiskönigin und einen mediokeren und unterkühlten Auftritt gefasst.

Tatsächlich war das, nicht gerade supergroße, Theater am Aegi nicht ausverkauft, mehr als die Hälfte der Ränge war frei – nicht gerade das beste Zeichen.
Umso überraschter war ich, als Tarja sich überaus gutgelaunt und springlebendig herausstellte, als sie nach rund einer Stunde nach Konzertbeginn die Bühne betrat. Wie ein Gummiball hüpfte die über die Bühne, lachte und freute sich und flirte von der ersten Sekunde an mit dem Publikum.

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Das Publikum war extrem gemischt: Von WIRKLICH alten Damen (mit Rollator!) über pubertierende Langhaarwürstchen, kuttentragende Metalzwerge und 150 Kilo-Gothmädchen in knapper Spitze bis zu dramatisch guckenden Magersuchtfrauen, die vermutlich in Tarjas schlechten Texten nach dem Sinn des Lebens suchen, war alles mit dabei. Aber alle hatten eines gemeinsam: Sie liebten Tarja. Schon nach dem ersten Lied standen alle und feierten die Sängerin ab, was dieser tatsächlich ein wenig die Tränen in die Augen trieb. Ich persönlich, als eher kleiner Mensch, finde die Rumsteherei in bestuhlten Locations immer eher doof, aber da ich wirklich weit vorne an der Bühne und Tarjas Bewegungsdrang ansteckend war, war das in diesem Fall OK.

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Zusammen mit einem faxenmachenden Punker am Schlagzeug, einer coolen Bassistin, einem Gitarristen, einem Cellisten und einem Mann an den Syntheziern heizte Tarja so richtig ein. Sie hat ohnehin eine sehr gute und klare Gesangsstimme, der man gut zuhören kann. Aber Sie kann noch weitaus mehr – wenn richtig intensive Passagen kommen, zündet Tarja ihren Sopran-Nachbrenner und singt mit der Kraft einer Opernsängerin gegen Gitarrenriffs und Schlagzeug an, und das auch live fehlerfrei, in erstaunlichen Höhen und mit einer Lautstärke, die in dem kleinen Theater fast die Lautsprecher überflüssig machte. Dafür, dass sie eine zierlich gebaute Frau ist, überrascht dieses Volumen doppelt.

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Gegeben wurde ein Mix der bisherigen Werke. Auch wenn Songs von “Colours in the Dark” im Mittelpunkt standen, fanden sich von den älteren Werken auch immer mal wieder welche dazwischen, wie etwa das grandiose “I walk alone” oder auch das absurde “Anteroom of Death”. Sogar ein Nightwish-Song hatte sich in die Setlist verirrt, “I Wish I had an Angel”.

Obwohl sie zwischen den Songs nicht viel redete, brachte Tarja trotzdem das Kunststück fertig zu vermitteln, dass SIE es war, die vom Publikum mit Anwesenheit geadelt wurde, nicht umgekehrt. Wirklich, ich habe noch nie erlebt, dass eine Künstlerin oder ein Künstler so dankbar für Publikum war und auch soviel physischen Kontakt suchte wie die vermutete Eiskönigin, die total sympathisch rüberkam.

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Nach 75 Minuten ging kurz das Licht an, die Zugabe kam kurz darauf und brachte die Gesamtlaufzeit (ohne Vorgruppe und halbstündige Pause) auf über 105 Minuten. Ein rundum gelungenes Konzert, bei dem lediglich das Konzept der Tour nicht griff. Das soll nämlich sein, dass man in edlen, bestuhlten Locations, ohne Festival- oder Arenaatmosphäre, Tarjas Musik genießen kann – vermutlich auch ein Zugeständnis an die vielen älteren Fans. Dadurch, dass es das Publikum nicht auf den Sitzen hielt, konnten natürlich gerade die älteren und kleineren nicht viel sehen – aber das kann man schwerlich der Künstlerin anlasten.

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Für die Show hat sich selbst die Reise nach Hannover gelohnt. Und genrell kann ich nun sagen: Ein Besuch bei Tarja lohnt schon wegen der energiegeladenen Performance und der großartigen Stimme, wenn man die Gelegenheit hat, sollte man ein Konzert besuchen – wer weiß, wann Tarja wiederkommt.

Karten gibt es ab 38 Euro. Die nächsten Termine:

05.05.14 Frankfurt, Batschkapp
06.05. Härterei, Zürich
08.05. Theaterhaus, Stuttgart
09.05. Alte Oper, Erfurt
11.05. Kurfürstliches Schloß, Mainz
14.05. Stahlwerk, Düsseldorf

Das Phantom der Oper (2014)

Das Phantom der Oper (2014)

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Das dritte Musical in diesem Jahr. Angestupst und in Begleitung von @FrauZimt ging es an diesem Wochenende nach Hamburg in die 2013er Auflage von Andrew Lloyd Webbers “Phantom der Oper”. Tatsächlich ist das Musical schon ziemlich alt – in Hamburg lief es von 1990 bis 2000. Seit Ende 2013 wird es wieder aufgeführt, in dem Haus, das extra dafür gebaut wurde: Der Neuen Flora.

Den Stoff kennt vermutlich jedes Kind, ich zumindest bin mit ihm schon früh in Kontakt gekommen: An der Pariser Oper des Jahres 1871 erhält die junge Sängerin Christine Daeé nächtlichen Besuch von einem Mann mit Maske, der sie heimlich in klassischem Operngesang ausbildet. Das entstellte Phantom lebt in Katakomben unterhalb der Oper und ist nicht nur Musiker, sondern auch ein genialer Techniker, Architekt und hat zudem nicht alle Latten am Zaun. Bevorzugt schreibt es Leuten merkwürdige Wünsch-Dir-Was-Zettelchen und schiebt ihnen die unter der Tür durch. Als das Phantom seinen Willen nicht bekommt wird aus dem Stalker ein Terrorist, and things escalate quickly.

Treppenhaus der Neuen Flora.
Treppenhaus der Neuen Flora.

Die Musik, zumindest das Main Theme, kennt jeder, der die letzten Jahrzehnte nicht mit Käse in den Ohren verbracht hat. Im Gegensatz zur Version aus den 80ern, die oft sehr düdelpoppig mit Synthiklängen herumspielte, hat die 2013er-Fassung eine leichte Modernisierung und Aufrüstung erfahren: Die Themen kommen durch ein größeres Orchester nun extrem bombastisch, und der Einsatz von E-Gitarren erweckt nicht nur den Eindruck von Größe, sondern erzeugt auch Gänsehaut. Insgesamt ist die neue Version härter, wie hier in der Aufführung aus der Royal Albert Hall zu hören ist:

http://youtu.be/BKsoF8wdEVE

Hier die Ouvertüre, allerdings in der Version von Nightwish und Tarja Turuunen, bei dem Papa Schlumpf den Part des Phantoms übernimmt, am Ende aber schlimmen Brechdurchfall bekommt :

Der Bühnenbau und die Technik ist überaus beeindruckend. Bühnenbilder wechseln oft in Sekunden, und mittels Hebebrücken und schwerer Technik im Bühnenboden wird die Bühne dreidimensional und über mehrere Stockwerke ausgenutzt – mit verblüffenden Effekten. Wenn das Phantom mit Christine durch einen Geheimgang flüchtet, sie durch das Labyrinth der Kellergeschosse führt und unter dem Opernhaus über einen unterirdischen See bis zu seinem Versteck rudert, dann ist das großartig in Szene gesetzt. Die Bühne IST in einem Moment das alte Gemäuer des Fundaments, im nächsten der unterirdische See und im übernächsten die schaurige Höhle. So schnell wie die Bilder wechseln ist auch die Inszenierung: Bis auf zwei Szenen, die etwas lang ausgespielt werden, ist das Pacing sehr flott. Ich habe mich in der zwei Stunden 15 langen Inszenierung keine Sekunde gelangweilt, was auch daran liegt, dass es so viel zu entdecken gibt: In nahezu jeder Szene versteckt sich irgendwo das Phanotm, auch wenn es nicht offensichtlich zu sehen ist. Aber wenn man genau hinguckt…

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Interessant ist übrigens, das es die Pariser Oper Garnier wirklich gibt, und auch der unterirdische See ist keine Erfindung. An der Stelle verläuft unterirdisch ein Arm der Seine, und im Fundament der Oper ist eine Zisterne angelegt. Auch die unterirdischen Kellerlabyrinthe sind keine Erfindung. Tatsächlich gabe es sogar merkwürdige Vorkommnisse in den 1890er Jahren: Merkwürdige Geräusche aus den Kellern und nicht zuletzt ein Unfall mit einem herabgestürzten Kronleuchter inspirierten den Schriftsteller Gaston Leroux zu einer Fortsetzungsgeschichte, die 1910 in der Zeitung abgedruckt wurde. Klassischer Fall von History-Fiction, wie ich sie sehr mag.

Perfekt wurde dieses Musical-Wochenende durch die perfekte Gastgeberin @FrauZimt und die überaus angenehme Begleitung durch die Wunderbare Welt des Wissens (Danke ihr beiden!) und das nicht minder Wunderbare Wiesel, das leider das Blogwiesel etwas vermisste, welches zur Zeit in Sonstwo rumstrolcht. Spätestens zum Weltwieseltag im August werden die beiden sich aber wiedersehen.

Starlight Express (2014)

Starlight Express (2014)

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Ich war noch nie in einem Musical – bis zu diesem Februar, nun gleich zwei Mal. Am letzten Wochenende verschlug es mich für einen Kurztrip nach Bochum, und dort in Starlight Express. Der Besuch war ein Geburtstagsgeschenk von lieben Leuten, das es nun abzufeiern galt.

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Und abgefeiert wurde, und zwar ordentlich. Starlight Express handelt im Kern von einem Jungen, der beim Spielen mit seinen Eisenbahnen unterbrochen wird und ins Bett muss. Im Traum werden die Züge und Waggons plötzlich lebendig und fahren Rennen gegeneinander. Die angeberische Diesellok Greaseball tritt gegen Gloria, die hochmoderne E-Lok an, und dann ist da noch die kleine Dampflok Rusty, die zwar gerne ein Rennen fahren würde, sich aber für hoffnungslos veraltet hält.

Gloria, die androgyne E-Lok.
Gloria, die androgyne E-Lok.
Der Rauchwagen.
Der Rauchwagen.

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Starlight Express ist nicht umsonst das erfolgreichste Musical der Welt und läuft seit 25 Jahren. Einen großen Anteil an dem Erfolg dürfte die Halle haben, denn das Gebäude in Bochum wurde extra für das Musical gebaut. Diese Halle ist ein Wunderwerk der Technik. Bahnen führen durch die Ränge der Zuschauer, und auf denen flitzen die Darstellerinnen und Darsteller während der Rennen mit zum Teil halsbrecherischer Geschwindigkeit herum.

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Dabei verändern sich die Strecken immer wieder: Elemente klappen aus oder falten sich zusammen, kombinieren sich neu, schweben von der Decke hinab und verschwinden wieder im Dunkel der Hallendecke, während um die Zuschauer mal Schutzgitter aus dem Boden fahren und dann wieder verschwinden. Hier ist auch die Bühne ein Star, und das ist WIRKLICH beeindruckend.

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Richtigen Respekt habe ich auch vor der Leistung der Darstellerinnen und Darsteller. Auf Rollschuhen tanzen, singen, rasen und das über 2,5 Stunden – irre. Das die Story natürlich am Ende ziemlich cheesy ist und einigen Dingen deutlich anzumerken ist, dass sie in den 80ern entstanden sind – Wurst! Etwas schade ist, dass der gesamte Cast aus englischen Muttersprachlerinnen besteht, die des Deutschen nicht mächtig sind. Das macht es manchmal sehr schwer, die (deutschen) Texte zu verstehe. Beim Darsteller der Gloria bspw. war mir nicht klar, ob der jetzt gerade was relevantes erklärt oder eine Burgerbestellung aufgibt, klang beides nach englischem Gemurmel. Aber auch das tat dem Spaß keinen Abbruch. [Nachtrag:] Starlight präsentiert eine ziemlich breite Palette an unterschiedlichen Musikstilen, die meist einer Person zugeordnet sind. Die Diesellok sieht nicht nur aus wie ein Rocker, sie singt auch Rocksongs, die e-Lok Elektropop, und die leicht verpeilte Dampflok versteigt sich in gerne in Pop-Balladen [/Nachtrag Ende]
Starlight Express ist ein ziemlich irrer Ritt, und ich hatte auf jeden Fall großen Spaß!

Die Vorhalle sieht aus wie ein viktorianischer Bahnhof.
Die Vorhalle sieht aus wie ein viktorianischer Bahnhof.
Silencers Blog wünscht frohe Weihnachten

Silencers Blog wünscht frohe Weihnachten

Harmonisches Bild: Huhu macht Fischstäbchen, während das Wiesel Schnipsel halbverdauten Geschenkpapiers rausrülpst. Heiligabend im Blog halt. Naja.

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Huhu, inzwischen anscheinend wieder ganz er selbst, himmelt ein Geschenk an, dass in PINGUINPAPIER eingepackt ist! Vermutlich hat die Schenkerin das mit Gedanken an ihn ausgesucht. Wie lieb ist das denn!

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Ich wünsche der geneigten Leserschaft ruhige Festtage und so. Mit möglichst wenig Familienkrach und Kollateralschäden, dafür mit viel netten Wiedersehen von Leuten, die man sonst viel zu selten sieht. Und viele Geschenke und so.

Wie immer an dieser Stelle: Robert Downey Jr. mit Joni Mitchells “River”, dem besten Weihnachtslied der letzten 20 Jahre.

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Caro Emerald Live in Hamburg 2013: The Shocking Miss Emerald Tour

Caro Emerald Live in Hamburg 2013: The Shocking Miss Emerald Tour

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Noch einmal in diesem Jahr Caro Emerald ansehen! Zwar ist das letzte Mal erst ein halbes Jahr her, aber es gab gute Gründe jetzt gleich nochmal einen Besuch nachzuschieben. Natürlich braucht man eigentlich keine Gründe für einen Konzertbesuch, für einen bei Frau Emerald schon gar nicht (Keine Bange, ich fange jetzt nicht schon wieder an die Geschichte zu erzählen, wie Caros Musik zum Soundtrack für einen Aufbruch in ein neues Leben wurde), aber zum einen war das jetzt die offizielle Tour zum neuen Album “The Shocking Miss Emerald”, zum anderen wird das auf absehbare Zeit das letzte Konzert sein. Caro legt eine Pause ein – sie erwartet ihr erstes Kind.

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Der dritte gute Grund war mein Sitzplatz an diesem Abend. Parkett Mitte, Reihe 1, Platz 1. Das ist ungefähr zwei Meter von der Bühne entfernt und ziemlich genau 3 Meter vom Ort der Action – ich war damit näher an der Künstlerin als manche der Musiker, die zwar auf der Bühne, aber weiter von ihr weg standen. Nun hatte ich schon bei den Konzerten in Frankfurt großes Glück. In der Jahrhunderthalle hatte ich eine Balkonbrüstung vor mir, so dass ich keinen Kopf im Sichtfeld hatte. In der alten Oper hatte ich einen Balkon direkt seitlich der Bühne, gerade mal 10 Meter weg. Aber hier in Hamburg, im CCH, war ich wirklich nah dran. Ungezoomt sehr genau SO nahe:

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Leider war fotografieren mit einem Fotoapparat verboten, darauf wies mich die Security persönlich und nachdrücklich hin.

Punkt 20 Uhr wurde der Saal verdunkelt, und sofort ging es los. Caro kam in einem schwarzen Kleid auf die Bühne, und während der ersten Songs klang ihre Stimme ein wenig brüchig und die Anlage ein wenig übersteuert. Das besserte sich aber ganz schnell, und zum Intermezzo waren alle voll da.

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Das Intermezzo ist Caros Art das Publikum anzuheizen. Gerade wenn sie ohne Vorgruppe spielt, ist das Publikum manchmal noch etwas träge. Im Intermezzo bringt sie ihren bekanntesten Song – “Back it up”, interpretiert den aber jedesmal anders und hat immer eine Passage drin, bei der das Publikum mitmachen muss. Das war mal ein besonderes Muster klatschen, mal im Takt minutenlang “Back it up” mitsingen, bis alle vor Luftmangel ganz euphorisch waren. In Hamburg waren es gleich zwei Dinge: Muster zu Lichtshow klatschen und eine absteigende Tonfolge aus 10 Noten mitsingen.

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Das Ergebnis war erstaunlich melodiös und heizte die Stimmung ganz ordentlich an. Auf den Rängen tanzten die Leute schon, im Parkett zum Glück nicht. Ich mag das ja nicht. Mir ist schon auch klar, dass gerade Caro Emerald Musik macht, die auch gut tanzbar ist – aber ein Saal mit Bestuhlung lädt nicht gerade zum aufstehen und rumtanzen ein. Außerdem finde ich es extrem nervig, wenn sich plötzlich ein Zweimetertyp vor mich hinstellt, wie schon mal bei einem Mark Knopfler Konzert geschehen. Ich hatte einen Platz mit einer Super Sicht auf die Bühne gebucht – und konnte nichts sehen, weil so ein Idiot die ganze Zeit stehen musste. Der tanzte nicht mal, der stand da einfach nur doof rum und wurde auf Nachfrage auch noch aggressiv. Das ist der Grund, weshalb ich immer zusehe, dass ich eine unverbaubare Aussicht auf Balkonen o.ä. bekomme. Bei Caro hat das bislang fantastisch geklappt…

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Weiter ging es, hauptsächlich mit Songs aus dem aktuellen Album. Teils aber in erstaunlichen Interpretationen,
wie eine Acapellaversion. Die gibt es übrigens auf einer Single mit fünf weiteren Songs vom aktuellen Album, und zwar kostenlos – man kann sie auf Caros Website herunterladen.

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Vor “You belong to me” gestand Caro, dass sie von dem Song immer als “Ihr persönliches Bond-Thema” denkt und den gerne als Opener vor einem Bondfilm singen würde. Tatsächlich würde der Song mit seinem bombastischen Arrangement als typischer Bondvorspann funktionieren.
“The only Problem is – they did not call me. Yet. So, when you now somebody who knows somebody in the movies…”

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Zweimal verließ sie die Bühne, während Guido Nijs am Saxophon und Wieger Hoogendorp an der Gitarre mehrminütige Solos einlegten. Jede Pause ging mit einem Outfitwechsel einher.

Stefan Schmid an den Keyboards
Stefan Schmid an den Keyboards

Apropos Outfit: Während die Frankfurter eher so “Come as you are” sind und im Pulli angeschluppt kommen, legt das Hamburger Publikum einen ganz anderen Chique an den Tag. Mindestens Casual Elegance (Kleid bei den Damen, Hemd und Jacket bei den Herren) war angesagt, einige hatten sich auch in bodenlange Abendkleider geworfen oder trugen -passend zur Musik- 50er Jahre Outfits, bei den Herren inklusive Hosenträgern und Schiebermützen.

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Dann kam das Emerald´sche Endgame. Band und Sängerin tun nach 90 Minuten so, als ob alles vorbei wäre. Das Publikum ist angeheizt und schon im “Das war´s”-Modus und denkbar für jede einzelne Minute, die noch gespielt wird. Dabei geht es jetzt erst richtig los, ab dem Moment wo es zu Ende scheint, kommen noch 4 bis 5 Knallersongs. Meist ist “Stuck” dabei, aber auch “Dr. WannaDo”. So auch diesmal, und zwischendrin lieferte sich Caro mit dem DJ ein kleines Pin-Pong-Spiel: Sie sang Textzeilen an, die er ad hoc sampelte und damit den Song voranbrachte. Die beiden hatten sichtlich Spass, und der Sound war klasse.

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Das Endgame heizte die Stimmung ordentlich auf, das Publikum genoss in Erwartung des baldigen Endes jede Sekunde noch intensiver, und irgendwann hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Zu dem Zeitpunkt war das auch OK für mich, ich stand damit unmittelbar am Bühnenrand. Dafür, dass das Finale so intensiv ist, gibt es dann auch keine weitere Zugabe. Wenn Caro Emerald sagt es ist Schluss, dann ist auch Schluss.

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Nur heute Abend nicht… Als Die Musiker die Bühne verlassen hatten, geschah etwas seltenes. Das Publikum fing an, die Tonfolge aus dem Intermezzo zu singen. Eine sanfte, fast traurige Melodie ohne Text, mehr gesummt als laut gesungen. In kürzester Zeit war der Saal erfüllt von der leisen Tonfolge, ein klagender Sirenengesang in einer fast unheimlichen Atmosphäre, und tatsächlich liess sich Caro noch einmal auf die Bühne locken. Sie brachte noch einen Chanson, ein ruhiges, französisches Liebeslied, und am Ende war das Publikum so weit runtergekühlt, dass nach minutenlangem Applaus das Konzert beendet werden konnte.

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Was für ein Abend! Nicht mal der heftige Hamburger Regen konnte nach einem solchen Konzert der gute Laune Abbruch tun. Für so eine Show kann man sich nur bei Band und Sängerin bedanken, das war wirklich großartig.

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Achso, falls irgendjemand noch die Setlist zusammenbekommt, wäre ich dankbar über eine Meldung in den Kommentaren – ich konnte mir das mal wieder nicht alles merken.

Caro hat übrigens eine neue DVD/BluRay gemacht. Alte und neue Albumsongs, aufgezeichnet im Livekonzert. Hier ein Vorgeschmack, bestellbar überall.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=T0rGrXRm9Js&desktop_uri=%2Fwatch%3Fv%3DT0rGrXRm9Js]

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Alle Einträge zu “Caro Emerald” in diesem Blog.
Live in Frankfurt 2013
Live in Frankfurt 2011
Dream a little Dream
Erstkontakt

Caro Emerald: Live in Frankfurt 2013 – Neues Album!

Caro Emerald: Live in Frankfurt 2013 – Neues Album!

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Am vergangenen Freitag, dem 15.03., war ich mal wieder in Frankfurt. Immer wenn ich dort bin besuche ich nach Möglichkeit die Alte Oper. Als Caro Emerald davon hörte, ließ sie es sich nicht nehmen sich ebenfalls dort einzufinden und mir Stücke aus ihrem neuen Album vorzusingen. Ich mag Caro ja sehr gerne, seit dem merkwürdigen und bedeutsamen Erstkontakt mit ihrer Musik und erst recht seitdem ich sie in 2011 live hören und sogar treffen durfte.

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Das neue Album kommt offiziell am 03. Mai, aber sie meinte, es sei noch nicht ganz fertig, und vielleicht erscheint es erst am 30.05. Gut, auf die drei Wochen kommt es auch nicht an. Mit ihrem ersten Album ist sie ohnehin schon viel zu lange auf Tour. “Deleted Scenes from the Cutting Room Floor” hat zwar sämtliche Charts gesprengt und mit 30 Wochen Präsenz in den Niederlanden sogar Michael Jacksons “Thriller” vom Thron der am längsten Chartplatzierten Alben verstoßen, aber nach vier Jahren muss auch mal was Neues her.
Das neue Album trägt den Namen “The Shocking Miss Emerald” und sieht so aus:

Der Abend war überaus launig. Caro Emerald kam in dem Janboelo-Anzug auf die Bühne, den sie vergangene Woche auch in der Royal Albert Hall in London getragen hatte.

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Ich saß im rechten Balkon, Reihe 1, Platz 4 – das ist unverbaubare Aussicht aus vielleicht 10 Metern Entfernung zur Bühne. Ich saß den Musikern quasi auf dem Schoß – das ist das zweite Mal, dass ich bei so einem Konzert überaus großes Glück bei der Platzwahl hatte. Wer die Oper in Frankfurt kennt weiß, dass nur Minuten nach Start des Vorverkaufs nur noch Plätze in zwei Kilometer Entfernung von der Bühne zu haben sind. Von Oben konnte ich dann auch gut auf den Pöbel die Leute herabsehen, die sich von Frau Emerald zum tanzen animieren liessen (“Wollt ihr tanzen, Frankfuurt?” “- ja, nee, lass mal” “Dann solltet ihr jetzt besser aufstehen!”).

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Beim gemeinsamen Abfeiern von “Back it up” wurde das Haus euphorisch, bei “Stuck” fielen alle Hemmungen. Neben einem halben Dutzend der Hits vom alten Album waren auschließlich neue Nummern am Start. Langsames wie “Black Valentine” oder “Paris”, aber auch gut in die Füße gehendes der Marke “Liquid Lunch” und “Tangled Up”.

Die komplette Setlist hat Oliver mitgeschrieben und in den Kommentaren hinterlassen. Danke, Oliver!
Fette Titel sind vom neuen Album, kursive von Album “The golden Age of Song” von Jooles Holland.

1. Just One Dance
2. You Don’t Love Me
3. Pack Up In The Louie
4. Black Valentine
5. Back It Up
6. Liquid Lunch
7. I Belong To You
8. Dr. Wanna-Do
9. Riviera Life
10. Paris
11. Completely
12. A Night Like This
13. My Two Cents
14. I Know That He’s Mine
15. Tangled Up
16. That Man
17. The Other Woman
18. Stuck
19. Mad About The Boy

[youtube=http://youtu.be/9DEPD5b0FXs]

“Tangled up” ist wirklich ein interessantes Stück und wird die erste Single des neuen Album. Sie erscheint lt. Caro am am 05. April (auch wenn Amazon den 12.04. nennt).

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TOAZ: Eulenfest in Einbeck

TOAZ: Eulenfest in Einbeck

Jedes Jahr freue ich mich auf dieses Wochenende im Oktober: Eulenfest! In Einbeck! Einbeck muss man übrigens kennen. Nicht nur, weil der Ort eine bizarr schöne und uralte Innenstadt hat:

Einbeck, das ist der Ort, ohne den die Bayern ganz schön doof aus der Wäsche gucken würden. Die Einbecker können nämlich Bier, und das nicht nur sehr gut, sondern auch schon sehr lange. Das Bier war so gut, dass es nach München an den dortigen Hof exportiert wurde. Das Einbecker Bier galt als das Beste überhaupt. Sowas wollte man auch vor Ort haben, weswegen die Münchner einige der Einbecker Braumeister einkauften, um auch in Bayern Bier nach Einbecker Art herzustellen. Durch die bayerische Mundart wurde aus “Einbeck´schem Bier” erst “Einböcksch´sches Bier” und schließlich die Kurzform: Ein Bock Bier. Ohne Einbeck gäb´s kein Bockbier. Und die Bayern wüssten nicht was sie trinken sollen. So einfach ist das.

Außerdem ist Einbeck Schauplatz eines besonders unappetitlichen Gags von Till Eulenspiegel gewesen. Der grenzdebile Clown des 15. Jahrhunderts kam auf seinen Reisen auch durch Einbeck und heuerte in einer der Brauereien an. Man sagte ihm, dass Hopfen und Malz in die großen Siedepfannen kämen. Also schnappte sich der Schalknarr des Braumeisters Hund, der ebenfalls Hopfen hieß, und warf ihn in die kochende Sud. Wie das Tier im Todeskampf zappelte, soll Eulenspiegel gesagt haben “Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt”. Als der Braumeister später das tote Tier erblickte, entfuhr ihm ein “Jetzt sind Hopfen und Malz verloren!”. Soviel zur Etymologie für heute.

Dem Tierquäler zum Gedenken steht eine Eulespiegelstatue auf dem Marktplatz rum und einmal im Jahr wird das Eulenfest gefeiert. Im Prinzip ist das ein dreitägiges Musikfest der Region, wo alles von der siebenjährigen Blockflöte bis hin zur Seniorenrockband auftreten darf (oder, in manchen Fällen, muss).

Außerdem gibt es eine Fressmeile, einen Rummelplatz, einen Antikmarkt und -am Samstag- einen Flohmarkt! Beim Eulenfest ist die ganze Innenstadt ist ein riesiger Flohmarkt, und den liebe ich. Schon immer. Ich wurde in Einbeck geboren, und seit ich denken kann war ich immer auf dem Eulenfestflohmarkt auf Schatzjagd. An diesem Tag, ein Mal pro Jahr, kehre ich nach Einbeck zurück. Heute nicht mehr in der Hoffnung Star Wars Figuren zu erbeuten, sondern um die lockere und entspannte Atmosphäre zu genießen, die für mich Synonym für Oktober ist. Und genauso vielgesichtig: Ich habe schon Eulenfeste bei 5 Grad Minus mitgemacht oder im T-Shirt, bei strömenden Regen genauso wie in der prallen Sonne. Eulenfest ist was ganz Besonderes, und auch wenn ich Stadtfesten normalerweise nichts abgewinnen kann und sie meide wo es geht: Das Eulenfest liebe ich.

Zum Eulenfest werden traditionell Eulen verzehrt, gemacht aus einem leckeren, leicht an Spekulatius erinnernden Teig.

Nicht nur wegen des Flohmarkts komme ich gerne in die Stadt zurück, auch wenn es natürlich die Stöberei nach Dingen ist, die mich an genau diesem Tag nach Einbeck zieht. Es sind auch die Leute und die Stadt selbst. Einbecks historischer Stadtkern ist nicht nur sehr gut erhalten, die ehemaligen Wallanlagen sind wunderschöne Parks, die im Oktober meist in allen Farben leuchten und durch die sich herrlich spazieren lässt.

Eingebettet in die Parks sind immer wieder kleine Seen, an denen zahlreiche Enten ihr Unwesen treiben. Die Einbecker Parklandschaft stammt vermutlich aus den 50er oder 60er Jahren, zumindest wirkt einiges an der Ausstattung so. Auch in den moderneren Ecken der Innenstadt wirkt es an manchen Stellen, als sei die Zeit stehengeblieben. Wenn man aber genau hinsieht, entdeckt man Perlen. Wie diese hier:

Das ist der Kontor der Einbecker Senfmühle, und die Einbecker Senfmühle ist ein Rentnerprojekt. Drei ehemalige Geschäftsführer Einbecker Unternehmern war der Ruhestand zu langweilig, und im Rotweindunst einer langen Nacht wurde die Idee geboren, mal was ungewöhnliches zu machen und zu gucken, ob man das vermarkten kann. Also kaufte man die Räume einer alten Fleischerei und eine kleine Mühle mit einem Mühlstein und begann mit der Senfherstellung zu experimentieren. Zwei Jahre später war man zufrieden, und die Rentner brachten den “Einbecker Senf” auf den Markt. Zunächst nur in zwei Geschäften in Einbeck, aufgrund der großen Nachfrage gibt es den Senf mittlerweile in einem Umkreis von 100 Kilometern um Einbeck herum zu kaufen.

Der Grund ist der besondere Geschmack. Bei industriell hergestelltem Senf wird der Senfsaat zuerst das Öl entzogen (was sich für viel Geld an die Pharmaindustrie verkaufen lässt) und anschliessend unter großem Druck und Hitze produziert. Das vernichtet fast alles, was echten Senf ausmacht. In der Einbecker Senfmühle wird anders produziert. Hier wird die Saat geschrotet, mit Gewürzen versetzt und dann ruhen gelassen, wodurch eine Fermentation in Gang kommt. Genau wie bei der Bierherstellung entsteht Maische, und anders als beim Bier wird diese dann in Granitmühlsteinen vermahlen. Was dabei herauskommt ist schon fast Senf, aber erst nach weiteren Wochen der Ruhezeit kommt er in den Handel.

Fertiger Einbecker Senf hat eine starke Note nach Essig, ist mild scharf und entfaltet seinen vollen Geschmack erst im Abgang – ein ganz anderes Erlebnis als die Industriesenfe, die bestenfalls nach scharf schmecken. Die experimentierfreudigen Einbecker Senioren kreieren immer wieder neue Sorten. Aktuell gibt es Küchensenf, Traubensenf, Chilisenf, Honigsenf und -neu- Bockbiersenf. Online übrigens hier.

Ein Besuch in Einbeck lohnt sich – nicht nur, aber gerade auch während des Eulenfests.

TOAZ!

TOAZ!

Der Herbst hat begonnen. Schade, dass der Sommer vorbei ist. Viele Dinge hat man jetzt zum letzten Mal oder in diesem Jahr gar nicht getan – in der Nordsee schwimmen, etwa.

Ich mag den Oktober, schon immer. Ich mag es, wenn es morgens schon kalt und tagsüber nochmal richtig warm ist. Ich mag das goldene und rote Laub der Bäume und den typischen Herbstgeruch. Ich mag es, dass die Tage wieder kürzer werden und ich Abends in der Bibliothek, eingerollt in den Lieblingssessel, in aller Ruhe Bücher lesen kann. Vor allem mag ich das Licht. Die Oktobersonne ist ganz besonders, das Licht ist warm und zeichnet die Schatten anders als im Rest des Jahres. Nein, keine Bange, ich habe keine Drogen genommen. Klar habe auch ich viel zu tun, auch bei mir stehen unschöne Sachen an und klar hätte ich Gründe zum Jammern – aber mal ehrlich, das Leben ist zu kurz dafür. Das Leben ist, was wir daraus machen.

Weil ich genau deswegen dieses Jahr bislang absolut ausgekostet habe und den Oktober so mag, werde ich ihn dieses Jahr ganz besonders zelebrieren. Mein Oktober ist so vollgepackt mit tollen (und ein paar nicht so tollen, aber bestimmt, äh, unvergesslichen) Dingen, dass ich für mich schon mal den tollsten Oktober aller Zeiten angesagt hatte.

Owley fand das nun spontan so gut, dass er den TOAZ in der Blogosphäre ausruft, was nun wiederum ich spontan so gut finde, dass ich zum mitmachen auffordere. Ich zitiere Owley:

Wenn ihr auch auf den Herbstblues scheisst, und gewillt seid, diesen Oktober zum TOAZ zu machen, dann sorgt dafür, dass die verbitterte Onlinegemeinschaft davon erfährt und VERDAMMTNOCHMAL den TOAZ zelebriert! Postet euren Beitrag zum TOAZ auf eurem Blog, eurem Facebook-Profil, eurer Twitterwall oder meinetwegen eurem Küchenfenster!

Also: Alle mitmachen! Den Herbst genießen, den Oktober feiern, was Besonderes machen – und dann darüber schreiben! Was ist besonderer Euer TOAZ-Moment? Ein Stück Zwiebelkuchen? Die erste Kerze, die ihr in diesem Jahr angezündet habt? Eine Reise? Ein besonderes Buch, ein Film oder sogar eine Erinnerung? Ich würde mich freuen, wenn jemand beim #TOAZ mitmachen und ggf. einen Backlink auf diesen Beitrag setzen würde.

Nach dem Klick gibt es ein paar Banner, die nach Belieben genutzt werden können.

In diesem Sinne: Einen schönen TOLLSTEN OKTOBER ALLER ZEITEN allerseits!

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