“Reisen ist halt nicht dasselbe wie Urlaub machen.”
Wetter: Die ersten zehn Tage trocken und kühl, mit nachts 3 und tags 13-16 Grad. Monatsmitte etwas wärmer, Monatsende wieder morgens einstellig, nachmittag knapp zweistellig. Kein Regen, nirgends. bis zum vorletzten Tag.
Lesen:
John Jackson Miller: Batman Resurrection
1989, wenige Monate nach den Ereignissen von Tim Burtons erstem “Batman”: Gotham erholt sich von der Smylex-Attacke durch den Joker, während Michael Keatons Batman davon träumt, dass Jack Nicholson gar nicht tot ist.
Fortsetzung des 1989er Batmans? Sinnlos, aber interessant! Leider ist das Buch eine große Enttäuschung. John Jackson Miller ist hauptberuflich Auftragsschreiber für Franchises. Hier klöppelt er routiniert und völlig uninspiriert einen Rotz runter, der sich bestenfalls auf dem Niveau von Fanfiction in einem Batman-Forum bewegt. Das Buch liest sich, als hätte ein vierzehnjähriger Fanboy den Kram verfasst.
Allerdings ein Fanboy, der eine Mindestseitenanzahl vollbekommen muss und deshalb versucht, seinen mageren Text auszuwalzen bis zum geht-nicht-mehr. Endlos und langweilig führt hier ausnahmslos JEDE Figur einen inneren Monolog, was sich langweilig liest und zu absurden Situationen führt, etwa wenn zwei Personen sich unterhalten und man dabei mitbekommt was beide denken. Da man ständig das Innenleben aller Charaktere kennt, bleibt keinerlei Überraschung mehr für den Leser. Unspannend, uninspiriert und unfertig – am Ende stellt sich raus, dass es einen weiteren Band geben wird. Beh.
Hören:
Sehen:
Spielen:
Assassins Creed Shadows [2025, PS5]
Assassins Creed in Japan, mit der üblichen Rachehandlung und mit zwei Hauptfiguren: Einem schwarzen Samurai und einer weiblichen Attentäterin.
Ach, ich habe es dann doch gespielt. Wegen der fragmentierten und unzusammenhängenden Spielstruktur ließ sich nach Feierabend gut mal eine Mission hier und eine da machen und ZACK plötzlich lief der Abspann. Kein Witz – das Spiel hört einfach mittendrin auf! Es gibt Kein befriedigendes Ende!
Zwar wird die Motivation des schwarzen Samurai Yasuke am Ende noch schnell verraten und Shinobi Naoe erfährt auf die letzten fünf Minuten etwas über ihre Vergangenheit, aber das fühlt sich an wie “Jetzt geht´s richtig los” – und dann endet das Game einfach!
Die Spielfiguren bekommen davon nichts mit, die stehen im Sonnenuntergang, klopfen sich auf die Schultern und faseln was von “das war ein hart erkämpfter Sieg” und “Wir haben eine lange Reise hinter uns”. Als Spieler sitzt man davor und denkt: “Was redet ihr da? Gerade noch hat Euch eine spontan aufgetauchte und schlecht geschriebene Nebenfigur in einem Expositionsdump hingerotzt, dass ihr nichts erreicht habt, wie kommt ihr darauf das Gegenteil zu behaupten?”.
Alles, alles hier fühlt sich unverdient an, weil die Story es nicht vorbereitet oder erzählt.
Gameplaytechnisch war zu diesem Zeitpunkt bei mir das Auftragsboard noch voll mit Dutzenden von Missionen und unerledigten Quests. Vielleicht liefert Ubisoft das richtige Ende in einem DLC nach, vielleicht ist aber auch einfach alles egal.
Ubisoft wusste eh nicht, wo sie mit “AC Shadows” hinwollten, das merkt man an jeder Ecke. So ist das Game eigentlich nur für die Shinobi Naoe gemacht. Yasuke ist zwar eine superinteressante Figur, die aber wie nachträglich reingebastelt wirkt. Mit ihm ist das Spiel gar nicht schaffbar, denn er kann nicht klettern oder schleichen. Schlimmer noch: Seine Geschichte wird nicht wirklich erzählt.
Normalerweise sind dumme und gebrochene Stories der Gamestruktur geschuldet, aber auch das ist hier völlig unnötig. Zwar gibt es eine Open World, die normalerweise an solchem Quark schuld ist, aber hier hat die Levelgrenzen – das ist völlig widersprüchlich und macht Null Sinn. Damit ließe sich eine lineare Story erzählen, aber das passiert nicht.
Stattdessen finden sich immer wieder mal Storyfragmente, aber die Reihenfolge ist völlig random, alles ist untererklärt, alles ist schlecht geschrieben und fast alles ergibt in Summe wenig Sinn.
Spieltechnisch gibt es nur eine spürbare Progression, wenn man an den Schwierigkeitseinstellungen schraubt. Die Gegner leveln nämlich mit, und lassen sich anfangs selbst von einer Assassinenklinge in der Halsschlagader nicht beeindrucken, sondern tun das als Kratzer ab und kloppen einen dann zu Brei. Wenn man in den ersten 20 Stunden auch nur im Ansatz Spielspaß haben möchte, sollte man den garantierten One-Hit-Kill einschalten. Dazu noch den Schwierigkeitslevel auf “Forgiving” oder “Story” – ansonsten segnet selbst der Riesengkrieger Yasuke schnell das Zeitliche, und das häufig durch Angriffe aus dem Off, die man weder sehen noch abwehren kann.
Da es hier zum wiederholten Mal keine Gegenwartsstory gibt, es im Kern nicht mal um Assassinen geht und wieder alles völlig überladen mit unwichtigen und unoriginellen Nebenquests, sollte das Game nicht “Assassins Creed” heißen sondern einfach “Japan Simulator 1600” – denn die Landschaft der Region um Kyoto ist wirklich sehr, sehr toll modelliert und hybsch anzusehen, und durch den Jahreszeitenwechsel lässt sich Japan zur Kirschblütenzeit genauso erkunden wie in den brütenden Sommermonaten, im bunten Herbst oder schneebedeckt im Winter.
AC Shadows ist also wieder mal hübsch, keine komplette Katastrophe, aber leider auch kein gutes oder gar spannendes Spiel. Es ist eher ein Zeitvertreib für Leute, die sich nach einem langen Tag nochmal erschöpft in eine andere Welt beamen und nicht zu viel nachdenken wollen.
No Offence, das ist legitim. Als Fan von AC II möchte ich aber anderes von der einst genialsten Sic-Fi-Story im Gamesbereich.
Machen:
Sehr viele Sorgen, an allen Fronten
Schleifen und Sägen (s.u.)
Unfassbar viel Geld für geiles Werkzeug ausgeben
Inspektionen V-Strom und ZZR, Reparatur ZZR Tankgeber
zu einer kleinen Rundfahrt aufbrechen
Neues Spielzeug:
Bosch GEX 18V-150
Ein Akkuschleifer aus der Professional-Linie von Bosch. Mit einem 4Ah-ProCore Akku liegt das Gerät leicht und ausbalanciert in der Hand und läuft unter Volllast eine halbe Stunde. Da der 4Ah-Akku ca. 30 Minuten im Schnellader braucht um wieder auf 100% zu kommen, kann man mit 2 Akkus endlos arbeiten.
Der Abtrag bei Verwendung von 80er Schleifnetzen ist enorm, der Schleifstaub wird durch das Netz in einen Filter gepustet. Mit Absaugung ist zwar geiler, aber der Filter ist schon wirklich gut. Feines Gerät.
Nachteil: Mit rund 280 Euro ist der GEX in der LBoxx-Version ohne Akkus(!) sehr teuer. Vorteil: WEIL er so teuer ist, kann man die Rechnung bei Bosch einreichen und bekommt dann im Rahmen der aktuellen “Pro-Deals” einen GBA (keinen Procore!) 4Ah-Akku im Wert von 60 Euro geschenkt.
“Una Pasquetta col sole si vede solo ogni morte di Papa!”
– “Gutes Wetter an Ostermontag gibt es nur, wenn der Papst stirbt.”
Das ist ein italienisches Sprichwort. Denn in Italien macht man am Ostermontag mit seiner Familie einen Ausflug mit Picknick, und dazu wird draußen gegrillt und immer, immer ist das Wetter schlecht.
Nun ist an diesem Ostermontag 2025 wirklich ein Papst gestorben, und das Wetter an dem Tag war bombig.
Franziskus hat für eine gute Pointe echt alles gegeben.
Wetter: Anfang des Monats wieder absolut trocken und sonnig, dabei aber schweinekalt: Nachts bis -3 Grad, dafür tagsüber mal 10, mal 20 Grad. Mitte des Monats regnet es – endlich! – und die Natur macht Puff! und ist plötzlich wach und grün. Kalt bleibt es aber, bei 4 bis 12 Grad fühlt sich dieser April an wie ein November. Letzte Woche dreht die Temperatur dann hoch, morgens sind es noch 6 Grad, Nachmittags aber 23.
Lesen:
Walter Moers: Die Insel der 1000 Leuchttürme [2023, Kindle]
Der dichtende Saurier Hildegunst von Mythenmetz hat eine Erkältung und versucht diese auf der Insel Eydernorn zu kurieren. Hier entdeckt er eine Allergie gegen Seewasser, was es mit Krakenfieken auf sich hat und ob er das Zeug zum Leuchtturmwärter in sich trägt.
Ach, Moers. Das Hardcover hat 635 Seiten, und auf den ersten 400 davon wird nur die Insel Eydernorn beschrieben, in allen Details – Fauna, Flora, Mahlzeiten. Wie immer mit überbordender Fantasie, aber leider ohne Handlung. Eine schlichte Nummernrevue, die der Autor dadurch rechtfertigt, dass die Erzählung eine Reisekorrespondenz sei – Hildegunst schreibt seinem alten Freund Hachmed Briefe, und die können natürlich jeder für sich stehen. Moers WEISS sogar, dass es zu viel ist, und hat einen der der besonders detaillierten und unzusammenhängenden Beschreibungen in den Anhang ausgelagert, mit einem Verweis, dass es bei den Beschreibungen mit ihm durchgegangen ist.
Nach 400 Seiten fantasievoller Langeweile passiert dann endlich was. Das ist durchaus actiongeladen und knüpft an die Funktionsweise des ersten Indiana-Jones-Filme an: Der Held ist kein Akteur, er ist beim Abenteuer nur dabei. Die unvermittelte Action entschuldigt aber nicht für zwei Drittel Leerlauf und fällt nach hinten raus auch ziemlich auseinander.
Ich habe immer zu kämpfen, wenn nichts passiert, was erklärt, warum ich seit Dezember an dem Schinken herumgelesen habe.
Hören:
Sehen:
Konklave [2024, VOD]
Der Papst ist tot. Kardinäle aus der ganzen Welt reisen nach Rom, um aus ihren Reihen einen neuen zu wählen. Die Wahl wird die Zukunft der Kirche beeinflussen: Wird der neue Papst ein moderater Technokrat ohne Vision? Oder einer, der die Kirche weiter reformiert und öffnet? Oder wird es ein Konservativer, der sie 60 Jahre in der Zeit zurückführen und einen nationalistischen Kulturkampf gegen Sexualitäten, Zuwanderung und den Islam beginnt?
Diese Fraktionen ringen um Einfluss über die unentschlossenen unter den Kardinälen, und je öfter abgestimmt wird, umso mehr verschieben sich die Kräfte.
Ui, was für ein toller Film. Nicht nur, weil er gerade ungeahnt aktuell ist und man viel über das anstehende Konklave in der echten Welt lernen kann.
Nein, er ist auch toll, weil er sich ganz auf seine Darsteller konzentriert und auf die Macht seiner Bilder und Motive: Bei Aufnahmen vom oder im Petersdom oder der Sixtinische Kapelle wird sehr genau auf das richtige Licht und einen originellen Kamerawinkel geachtet. In meist statischen Einstellungen werden damit Bilder kreiert, die teils wie Renaissancegemälde von Tintoretto wirken, und die man im Nachgang kaum vergessen kann.
Ralph Fiennes, John Lithgow und Stanley Tucci machen einen tollen Job und bekommen genug Raum um zu zeigen, was für gute Schauspieler sie sind. Nicht erkannt habe ich Isabella Rossellini in einer Nebenrolle.
Die Geschichte wird ruhig und langsam erzählt, ist aber so wendungsreich und spannend, dass es keine Sekunde langweilig wird. Ein Twist am Ende setzt noch einmal einen ganz besonderen Punkt, der zum Nachdenken anregt und den man so schnell nicht vergisst.
Mir wurde der Twist leider so en passant in einem Spiegel-Interview gespoilert, aber wenn man unvorbereitet in den reinläuft, ist das sicherlich nochmal wirksamer.
Anwärter auf “Film des Jahres”.
Longlegs [2024, VoD]
Ein Serienkiller geht in den 1990ern um, und eine junge FBI-Agentin versucht ihn zu fangen. Bald stellt sich heraus, dass der Killer und die junge Frau eine Beziehung zueinander haben müssen – nur welche?
Sehr düsterer Film, in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist er entsättigt und unglaublich dunkel gedreht, ohne ein HDR-Display muss man in vielen Szenen wirklich raten, was da gerade passiert.
Zum anderen ist die Story verwickelt und am Ende so düster, dass es einen noch tagelang beschäftigen kann. Mir persönlich ist der Genremix zu viel – “Longlegs” fängt an wie ein FBI-Film, geht dann in Serienkiller-Grusel über und endet bei einer Mär über Satanisten, die einen vermutlich nochmal mehr gruselt, wenn man die Satanisten-Hysterie in den USA mitgemacht hat.
Kein spannender, aber ein sehr gruseliger Film, der einen noch lange verfolgt und dessen Atmosphäre nicht mal die völlig farblose Hauptdarstellerin und ein overactender Nicholas Cage unter zwei Tonnen Makeup kaputt bekommt.
Die Fotografin [2024, VoD]
Im Jahr 1930 ist die Welt in Südfrankreich noch in Ordnung, und Ex-Fotomodel und Fotografin Kate Winslet genießt das Savoir Vivre der Boheme. Das ändern sich, als der zweite Weltkrieg ausbricht und sie Kriegsfotografin für die Vogue wird – erst im vom Blitzkrieg verheerten London, später in den befreiten Konzentrationslagern.
Ein Portrait der Fotografin Lee Miller. Die Frau führte WIRKLICH ein abenteuerliches Leben. Der Film lässt sogar einige Episoden aus (wie z.B. das sie Picasso kennenlernte und der sechs Bilder von ihr malte) – vermutlich weil es sonst doch zu unglaubwürdig würde.
Immerhin ist die Entstehung von Millers bekanntestem Werk nachgestellt: The Woman in Hitlers Bathtub, das sie selbst in der Badewanne in Hitler Appartement in München zeigt. Für den Film wurde das bis ins Detail von Anne Leibovitz nachgestellt.
Äußerst interessant, und das die historischen Ereignisse von einer Handlung in den 70ern gerahmt werden, die die Geschehnisse stellenweise einordnet und bewertet, ist ein interessanter Kniff. Kate Winslet ist natürlich und wie immer absolut großartig.
Shogun [1980, BluRay]
Um 1600: Richard Chamberlain ist Navigator eines Handelsschiffes, das an der Küste Japans strandet. Zufällig bekommt er die Ambitionen eines Lords mit, der durch Intrigen und Gewalt zum Shogun, zum Alleinherrscher über Japan, werden will. Chamberlain wird zu dessen Vertrauten und später zum ersten nicht-japanischen Samurai.
Anfang der 80er war der jüngst verstorbene Richard Chamberlain DER TV-Star schlechthin. Ich war 1980 erst 5 Jahre alt, bekam aber mit, wie sie bei jeder neuen Folge “Shogun” oder “Dornenvögel” die Familie um den Fernseher versammelte.
“Shogun” hatte ich mir vor 5 Jahren mal auf BluRay gekauft, einen Blick hinein geworfen und sofort ausgemacht. Der Grund: Die BluRay-Auflösung zeigt gnadenlos, wie grässlich damals die Maske war. Theatermäßig und billig geschminkte Gesichter, Klebekanten von Perücken, aufribbelnde Kostüme – all das, was man in der normalen TV-Auflösung nicht sah, springt einem hier gnadenlos ins Auge.
Trotzdem hat die Serie ihren Reiz. Neben Chamberlain spielt hier zum Beispiel der grandiose John Rhys-Davies als Portugiese mit, es wird erstaunlich viel geflucht und die Handlung ist durchaus spannend und unerwartet… spicy. Schon nach kurzer Zeit nimmt man die Klebekanten nicht mehr wahr und ist ganz im Bann der spannenden Geschichte.
Interessant: Die 600 Minuten vergehen wie im Flug und haben praktisch keine Längen. Damit guckt sich die 45 Jahre alte (!) Serie besser als die meisten Netflix-Produktionen, die aus dem Stoff eine Serie mit vier langatmigen Staffeln gemacht hätten, um sie dran mitten drin abzusetzen.
Spielen:
Duolingo. Ich verstehe zwar nach wie vor das Konzept dieser Sprachlern-App nicht, weil hier keinerlei Grammatik vermittelt wird, aber wenn man schon um Konjugationen weiß und sich selbst und außerhalb der App um den Rest kümmert, ist sie zum Vokabeln lernen tauglich.
Vor Allem aber ist die App mit Punkten, Gems, Ligen und Ranglistenso so dermaßen durchgamifiziert, das es irgendwann gar nicht mehr ums Sprachenlernen geht, sondern nur noch darum, möglichst viele Punkte zu machen und Schlumpfbeeren einzusammeln. Damit man das nicht vergisst, terrorisiert einen die App quasi stündlich mit Remindern.
Lässt man sich auf die Terroreule ein, ist sie ein Zeitfresser sondergleichen. Nachdem ich nach langen drei Wochen das Spitzenturnier in der Diamant-Liga gewonnen habe und mir nichts mehr beweisen muss, werde ich die Zeitinvestition nun wieder zurückfahren.
Zumal mir ewig wiederholte Sätze wie “Lei è una cuoca e lui è un cuoco” (Sie ist eine Köchin und er ist ein Koch) oder “La moschea e lì ma il museo e lontano” (Die Moschee ist dort aber das Museum ist weit weg) oder “Ho bisogno di trè père per la mia torta perchè i miei vicini dovete preparare i biscotti” (Ich brauche drei Birnen für meine Torte weil meine Nachbarn Kekse vorbereiten müssen) und ähnliche Absurditäten langsam aber sicher zum Hals raushängen.
Eine Osmo Acton 5 Pro. Liegt hier schon seit dem letzten Black Friday rum, jetzt habe ich sie mal ausprobiert. Die aktuellste Actionkamera von DJI ersetzt die Garmin VIRBs am Motorrad. Die VIRB XE fand ich ja eigentlich perfekt, aber die sind leider in die Jahre gekommen – bei zwei von dreien ist der Bildstabilisator ausgefallen, bei allen wurde das Bild immer dunkler und verrauschter. (Können Fotochips bzw. Linsensysteme degraden?)
Dieses Problem hat die Osmo 5 Pro nicht. Das Bild ist knackig, hell und, den Sehgewohnheiten am Handy angepasst, sehr gesättigt, aber ohne komplett unnatürlich auszusehen. Die Akkulaufzeit beträgt gigantische drei Stunden, das bekommt aktuell keine andere Actioncam hin.
Problem der Kamera ist, wie bei Actioncams so häufig, die Fernbedienung. Die muss man extra kaufen. Immerhin funktioniert sie funktioniert, anders als bei manchen GoPros, zuverlässig. Aber: DJI hat in der Remote ein GPS-modul verbaut, was die Kamera von Haus aus nicht mitbringt. Das sorgt nicht nur dafür, dass die Fernbedienung arschteuer ist, sondern hat als Nebeneffekt auch, dass sie ständig aufgeladen werden muss und wohl mit einer Akkuladung kaum über den Tag kommt. Mal sehen, wie sich das so in meiner Praxis darstellt.
“Ich hatte gehofft, wir hätten dafür noch zehn Jahre Zeit.”
Wetter: Sonnig und seit Ende Januar furztrocken, den ersten Heckenbrand musste die Feuerwehr schon wieder löschen. Erste Monatshälfte wolkenlos sonnig, dadurch tagsüber 15 Grad, nachts aber noch Minusgrade bis -5 Grad. Ab Monatsmitte ist es kalt und grau, fühlt sich an wie November. Bis es am 25. März regnet, und ab dem Moment explodiert das Grün. Kalt bleibt es freilich, aber Grün macht Hoffnung.
Lesen:
Sylvain Runberg: Captain Future: Der ewige Herrscher [Hardcover, Carlsen-Verlag, 2025]
Gerade, als das Forscherpaar Newton seine neuesten Schöpfungen – einen Roboter und einen Androiden mit einer neuen Art von KI – vorstellt, wird ihre Raumstation von Fanatikern angegriffen. Beide sterben, zurück bleibt ihr einjähriger Sohn Curt.
Der wird von dem Roboter, dem Androiden und einem Wissenschaftler, dessen Körper auf sein Hirn reduziert wurde, großgezogen und später bekannt für seinen Mut, seinen moralischen Kompass und seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute und die Wissenschaft. Als Symbol der Hoffnung gibt die galaktische Presse Curt Newton einen Spitznamen: Captain Future.
Was habe ich diese Serie als Kind geliebt – und tue das heute noch, die steht sogar als BluRay hier im Regal. Damit bin ich nicht allein, “Captain Future” hat meine ganze Generation geprägt, was die Resonanz auf den obigen Concept Trailer und jetzt dieses Buch beweist.
Der Roman ist eine Graphic Novel, die eine Story der Zeichentrickserie behutsam erweitert und neu interpretiert. Leider ist das ausgerechnet die Geschichte “Der Herrscher von Megara”.
Die hängt mir persönlich zum Hals raus, weil ich sie Tausendmal gehört habe. Ja richtig gelesen: Gehört. Mein Cousin hat Anfang der 80er die Schallplatte mit dem Hörspiel zu Weihnachten geschenkt bekommen, und meine Mutter hat eine Kopie davon auf Cassette gemacht, die Hülle hübsch mit einem “Captain Future”-Bild aus der Hörzu beklebt und ich habe die glücklichst ungefähr 8.673 Mal gehört.
Mal weg von meinen persönlichen Präferenzen: Die behutsamen Erweiterungen und die kleinen Modernisierungen (Ezella Garnie als Bad Ass mit Sonnenbrille, eine moderne Version von Joan Landor) bei Beibehaltung des Designs der Future-Crew und der Comet, das wirkt in Summe sehr frisch und neu, ohne das es wirklich radikal neu oder anders wäre. Ich hab´s mit Vergnügen gelesen.
Hören:
Sehen:
Der Junge und der Reiher [2023, BluRay]
Japan, zweiter Weltkrieg: Der elfjährige Mahito trauert um seine verstorbene Mutter. Der nächst Schock für ihn: Er muss mit seinem Vater, der eine Rüstungsfabrik übernimmt, von Tokio auf´s Land ziehen. Missmutig erkundet der junge seine neue Umgebung. Neben einem geheimnisvollen Turm stösst er auf einen gewalttätigen Reiher, der ihm ans Leder will. Unfreiwillig treten beide eine Reise in ein anderes Reich an, wo der Tod sein Ende findet.
Ein wahnsinnig schöner und poetischer Film. “Der Junge und der Reiher” ist ein letztes Meisterwerkt des mittlerweile 84jährigen Studio Ghibli-Chefs Hayao Miyazaki und strotzt vor fantastischen Ideen und wunderbaren Momente. Von jetzt auf gleich wechselt der Film von Trauer und Stille zu einem Fiebertraum und wieder zurück. Die handgezeichneten Bilder verströmen in jeder Szene Seele und machen wieder einmal klar, das Studio Ghibli mehr ist als nur ein Look, den auch KI ersetzen könnte.
Escape Plan [2013, Bluray]
Gefängnistester und Ausbruchexperte Sylvester Stallone friemelt sich aus einem Gefängnis raus. Irgendwann friemelt Arnold Schwarzenegger mit.
Interessante Prämisse, mittelmäßig umgesetzt. Der Film verliert im zweiten Akt schlagartig jegliche Spannung und döst vor sich hin, nur um dann das Ende unverdient und in Krachbumm-Manier aufzulösen. Ziemlich doof, die Serie “Prison Break” hat schon acht Jahre vorher gezeigt, was man aus der Materie wirklich machen kann.
Tango & Cash [1989, BluRay]
Sylvester Stallone, Kurt Russell und Teri Hatcher in einem Buddy-Cop-Movie.
Ach ja, die 80er Jahre. Buddy-Cop-Movies waren damals DAS große Ding – je unmöglicher die Paarungen, desto besser (sehr schön zerlegt in “Last Action Hero”). Hier also Stallone in seiner “Scharping-Brille und Armani-Anzug”-Phase und Kurt Russell als Cowboystiefeltragender Vokuhila in einer unoriginellen Handlung, die erstaunlich brutal und mit etlichen Schauwerten inszeniert ist. Dumm, aber knallt.
Dating Game Killer [2023, Prime]
Anna Kendrick spielt in den 70ern in der amerikanischen Version von “Herzblatt” mit. Wahre Geschichte: Einer der drei Männer hinter der Wand ist ein Serienmörder.
Die grandiose Anna Kendrick spielt nicht nur die Hauptrolle, der Film ist auch ihr Regiedebüt. Gut inszeniert, gut gespielt, leider fizzelt er nach hinten ein wenig aus. Nicht ganz schlecht, schon wegen des 70er Settings, aber muss ich nicht nochmal sehen.
Borderlands [2024, Prime]
Film im Universum der Videogames. Ich kenne den Loot-Shooter nicht, bin aber mit der Welt durch das Telltale-Adventure vertraut.
Die Optik hat man hier gut hinbekommen, die Figuren sind Okay, die Story leider Schwachsinn. Dafür explodiert dauernd etwas oder es gibt Pipikacka-Witze. Wenn die Zielgruppe Zwölfjährige sind, die die Hälfte der Zeit ohnehin auf´s Handy gucken, dann ist der Film ein Treffer.
Spielen:
Assassins Creed Shadows [2025, PS5]
Assassins Creed in Japan, mit der üblichen Rachehandlung und mit zwei Hauptfiguren: Einem schwarzen Samurai und einer weiblichen Attentäterin.
Ach was haben im Vorfeld die fragilen Fanboys einen Pflaumensturz gekriegt: Man muss entweder eine Frau oder einen Schwarzen spielen!
Mir ist das komplett egal, so lange nur die Geschichte gut ist. Die sei supi, wurde die Fachpresse nicht müde zu erklären, und machte das allein schon daran fest, dass der Prolog 15 Stunden dauert. Außerdem wäre AC Shadows ein Neustart der Serie, kein Mapclutter mehr, tolle Charaktere, lebendigere Welt, blabla.
Ich bin 9 Stunden in der Welt von AC Shadows gewesen und kann nur sagen: Nee.
Das hier ist weder eine super Geschichte, noch ist sie dicht erzählt. Schon wieder passiert direkt in der ersten Spielstunde irgendwelchen egalen Figuren etwas, das die Motivation für alles Weitere sein soll. Aber wieder wurde der gleiche Fehler gemacht wie eigentlich immer seit AC IV: Die Spieler hatten gar keine Zeit eine emotionale Verbindung zu den Charakteren aufzubauen, weshalb die Ereignisse ziemlich egal sind und auf ein 08/15-Schema hinauslaufen.
“Shadows” ist hier schon wieder narratives Malen-nach-Zahlen aus dem Handbuch “Stories schreiben für Anfänger (ohne Vorkenntnisse)”. Selbst wenn das später noch besser wird: Einer dichten Story steht IMMER der Open-World-Ansatz entgegen, und ich gehe jede Wette ein, dass auch hier die Geschichte durch zu viel belanglosen Kram verwässert wird. Schon in den ersten Spielstunden wird alles so bruchstückhaft und schlecht erzählt, dass ich mehrfach da saß und dachte: “Hä?” – und zwar nicht nur bei den doppelt auftauchenden Tutorials, anscheinend ein Überbleibsel aus den hektischen Umbauarbeiten der letzten Monate, nachdem Ubisoft Feuer für die Wahl seiner Protagonisten bekommen hat.
Für mich persönlich ärgerlich: Die Gegenwartsstory existiert nicht mehr. Alle, was in den letzten drei Teilen rund um Layla und Bassim aufgebaut wurde, wird nicht mehr erwähnt. Der Großteil der Spielerschaft feiert das – vermutlich, weil sie nicht wissen, um was sie dadurch beraubt werden. Für mich, als jemand der den Konflikt Templer vs. Assassinen in der Gegenwart für sehr spannend hielt, bricht damit die Begründung für die ganze DNA-Zeitreise-Konstruktion in sich zusammen. Das ist schlecht.
Auch schlecht: Die Technik. Sicher, die Landschaft ist wieder schön. Aber: Die Figuren bewegen sich immer noch so hölzern wie 2017 in “Origins”, die Kleidung wirkt wie aufgemalt, Gesichter sind marionettenhhaft bis gar nicht animiert und falsche Lightmaps sorgen schon mal dafür, dass es bei NPCs unterm Hut leuchtet oder Licht aus den Mündern kommt. Dazu noch die offensichtlichen Bugs wie Pferde, die einen Meter über dem Boden schweben oder in der Landschaft festhängende NPCs.
Am Schlimmsten nach wie vor: Die sauschlechte Physik. Jede Pflanze führt sich auf wie der singende Busch aus “Drei Amigos”, Kleider und Perlenketten bestehen aus Styropor und flattern waagerecht im Wind, die Haare und Bärte der Figuren sind fitzelig dünn und führen ein Eigenleben. Wirklich, selbst wenn man in Cutscenes die Pausetaste drückt, frieren zwar die Personen ein, ihre Haare und die Pflanzen tanzen und schwingen aber weiter in allen möglichen Richtungen hin und her, auch bei Windstille und in geschlossenen Räumen.
Kurz: Ich sehe auf eine Szene aus der Ubisoft-eigenen Anvil-Engine und habe direkt keinen Bock mehr.
Wo “Ghost of Tsushima” Poetry in Motion war, oder Every Frame a Picture, ist AC Shadows manchmal schwer zu ertragen.
Spieldesigntechnisch ist das Ding auch keine Glanzleistung. Die Entwicklung von “Shadows” wurde direkt nach “Odyssey” begonnen, was leider bedeutet: Der ganze Quatsch aus dieser Iteration ist wieder da, die Verbesserungen aus “Valhalla” verschwunden. Überbordende Inventare sind genauso zurück wie hunderte von Waffen, die sich nur um 0,001 Prozent unterscheiden, und sogar die Todsünden wurden wiederholt: Die Gegner leveln wieder mit und vermitteln einem das Gefühl, nie besser zu werden. Ebenfalls zurück sind die Attentate mit der verborgenen Klinge, die keinen Insta-Kill auslösen.
Neu ist, dass man keine Questmarker mehr bekommt, sondern nur ungefähre Ortsbeschreibungen. Früher waren die optional, nun sind sie Standard. Statt “Gehe zur Markierung auf der Karte und sprich mit dem Schmied” heißt es nun “Sprich mit dem Schmied.
Er befindet sich westlich von Sakai.
Seine Schmiede ist im Norden.
An Dienstagen kauft er gerne Äpfel.”.
Ja, und nun? Wenn man Sakai noch nicht zufällig entdeckt hat, findet man es auf der abgedeckten Karte nicht.
Wenn man Sakai dann gefunden hat, rennt man mitunter echt lange durch den Ort, bis man den Schmied vielleicht zufällig beim Einkaufen trifft. Mapclutter mit Questmarkern ist also wirklich weg, dafür ist die Karte nun voller Fragezeichen und poetisch anmutenden Wegbeschreibungen. So ein Quatsch ist Verschwendung von Lebenszeit der Spielenden, genau wie Ressourcenfarming, Levelgrind, überbordende Killtafeln, Fraktionen, die bei jedem Jahreszeitenwechsel resettet werden oder ein Meditationssystem, das die Spielfigur beruhigen soll, mich persönlich aber aggressiv macht.
Alles, alles wirkt hier leider alt und bäh, von der “Neuerfindung der Serie”, von der die Fachpresse bei jedem neuen AC fabuliert, ist auch hier wieder nichts zu merken. Ich werde es spielen, klar. Irgendwann. Aber nicht jetzt, gibt Wichtigeres.
Machen:
Sorgen.
Neues Spielzeug:
Eine elektrische Gartenschere von Bosch Professional. Wird offiziell nicht von Bosch für den deutschen Markt angeboten, findet man daher hier in keinem Baumarkt und Online nur zu gesalzenen Preisen. Zum Glück kenne ich eine gewisse italienische Farmerin, die dauernd in Baumärkten rumhängt und gerne Päckchen schickt.
12-Volt-System, sehr handlich, mit 900 Gramm (mit Akku) extrem leicht, krass stark und die Schneidbewegung ist sehr viel schneller als bei den meisten anderen Geräten. Damit schneidet man Bäume, Büsche und was noch alles ratzfatz zurück. Krasses und nützliches Teil.
Ding des Monats:
Ein Nolan N100-6 im Design “Mivedi”. Wenn schon leuchtend (siehe Jacke mit Neonfeldern im Vormonat), dann richtig! Nolan macht aber natürlich nicht einfach ein leuchtendes Signalgelb. Nein, das wäre ja zu einfach und würde Kundenwünschen entsprechen, eh, Nolan? das “Mivedi”-Design ist eine komplexe Mehrschichten-Effektlackierung im Farbton “Verde Impulso e Nero”, (“Impulsgrün”/schwarz), der ein leuchtendes, aber grünlich schimmerndes Finish hat. Grün passt natürlich genau wieder nicht zur Neon-Jacke. Aber Wurscht, nach dem langweiligen “Classico Nobili Perla” (Vulgo: Weiß) des letzten Jahres sieht der Mivedi wenigstens interessant aus.
Das Design verwendet Nolan auch für den günstigen N80-8, den guten N90-3 und den Luxus-Carboner X-1005 sowie den brandneuen N120-1. Letzterer ist der erste Flip-Over-Helm von Nolan. Fand ich spannend, habe ihn ausprobiert – und gemerkt, das der nichts für mich ist. Zuschnitt und Sichtfeld sind mindestens gewöhnungbedürftig, das Visier hat keinerlei Rastung und das Kinnteil kennt auch nur zwei Positionen. Da ich aus Sicherheitsgründen nie “Jethelm” fahre, kam der 120-1 dann doch nicht in Frage, und es ist wieder ein N100-6 geworden, der klassische Klapphelm.
Das 2025er Modelljahr ist die zweite Revision des, erst im vergangenen Jahr erschienenen, N100-6. Alle Punkte, die mir an der ersten nicht gefallen haben (unzureichende Visierfixierung, schwache Federn an der Sonnenblende, Harfengeräusche aus dem Lufteinlass, labberige Kunststoffteile am Helmkragen und N-Com) wurden adressiert und abgeändert. Damit ist der 100-6 ein rundum guter Klapphelm, der dem Schuberth C5 nicht nachsteht – aber 500 Euro günstiger ist (ich habe für den brandneuen Nolan 355 Euro Straßenpreis bezahlt).
Interessantes Aussehen, Detailverbesserungen – das genügt in Summe um den Mivedi zu behalten. Er ersetzt den Nolan 100-5, der auch schon wieder sieben Jahre auf der Uhr hat, als Brot-und-Butter-Helm.
Wetter: Die ersten Tage trocken und kalt, zwischen Minus neun und plus vier Grad. In der dritten Woche dreht der Frühling auf, plötzlich sind tagsüber 14 Grad und es ist Moppedwetter.
Lesen:
Jürgen Theiner: Motorprosa – Geschichten aus der Kurve [2020, Kindle]
Der Winter ist genau die richtige Zeit, um Bücher über das Motorradfahren zu lesen. Diesen Februar bin ich nicht wieder auf ein Buch der Kradvagabunden reingefallen, sondern habe mir endlich die “Motorprosa” von Jürgen Theiner gegönnt.
Jürgen ist einer der sprachlich und stilistisch besten Motorblogger im deutschsprachigen Raum. Auf Motorprosa.com schreibt er extrem gekonnt und immer liebevoll über das Motorradfahren. In 2020 erschien dann dieses Buch. Da ich dachte, ich würde schon alles von ihm kennen, habe ich es lange ignoriert – was ECHT DUMM war, denn das Buch ist nicht einfach nur eine Kompilation des Blogs.
Theiner erzählt hier seine Lebensgeschichte, zumindest den Teil, der mit zwei Rädern und einem Motor zu tun hat. Von der beginnenden Faszination eines Bubs in Südtirol, der mit einem frisierten Moped vor Carabinieris floh, über die Hürde des Füherscheins, Unfälle, Liebschaften, verunglückte Reisen… dabei steht nicht die Technik oder das Motorrad an sich im Vordergrund, sondern die Emotionen die es auslöst, wie es das Leben prägt und was für Empfindungen es ermöglicht.
Alles stets selbstironisch und witzig geschildert, was nicht nur erfrischend ist, sondern der Erzählung extrem gut tut. Denn JEDER Motorradfahrer kennt die “Shit Shit Shiiiiit”-Momente, wenn man feststellt, dass man mal wieder etwas Dummes gemacht hat – sei es, das aus den fingerlosen Chopper-Handschuhen, die man gerade noch so cool fand, plötzlich blau gefrorene Finger ragen, weil man sich unvermittelt auf einem schneebedeckten Pass wiederfindet, sei es, dass man eine Strecke falsch einschätzt und völlig durchnässt mitten in der Nacht in der Pampa steht und derbe Ärger mit der Sozia bekommt.
Jürgen Theiner lässt diese Episoden nicht aus, sie sind essentieller Bestandteil seiner Geschichte. Nach hinten raus wird es leider weniger anekdotisch und eher eine Aufzählung der fahrbaren Untersätze, aber dennoch: Dieses Buch ein echtes und sehr kurzweiliges Vergnügen. Eine Fortsetzung wäre nice, zumal Jürgen seit einigen Jahren auch elektrisch unterwegs ist. Wer einfach mal in Jürgens Theiners Welt reinlesen will: Hier zum Blog: Motorprosa
Hören:
Sehen:
Quantum Leap [2022, Joyn] “Nachdem er die Theorie aufgestellt hatte, dass man innerhalb seiner eigenen Lebenszeit Zeitreisen könne, stieg Dr. Sam Beckett in den Quantensprungzeitbeschleuniger und… verschwand”
Sam Beckett kehrte nie nach Hause zurück, und 25 Jahre später versucht ein neues Quantum-Leap-Team herauszufinden, was damals eigentlich passiert ist. Dummerweise steigt der Teamleiter heimlich in den Quantensprungzeitbeschleuniger und verschwindet ebenfalls. Warum hat er das getan, und was verschweigt er seinem Team? Das weiß sein Schweizer-Käse-Gedächtnis nicht mehr. Er hat auch ganz andere Probleme, denn das Gesicht im Spiegel ist nicht sein eigenes…
Meine Güte, ich habe “Zurück in die Vergangenheit”, wie “Quantum Leap” bei uns hieß, geleaped!!
Die 1989er Serie lief bei uns ab 1991 am Sonntag Morgen auf RTL und das war ein Pflichttermin. Nie wusste man, was einen als Nächstes erwartete, jede Folge spielte in einer anderen Zeit und befasste sich mit einem anderen Thema. Sam Beckett sprang nämlich in die Körper anderer Menschen und musste in der Vergangenheit etwas zum Besseren ändern, was einst schief gelaufen war. Das waren mal kleine Schicksale, wie das Leben der alleinerziehenden Mutter oder des Jazztrompeters, mal Geschehnisse der Weltgeschichte (“Ich konnte Kennedy nicht retten” – “Weißt Du, Sam, in der ersten Version der Geschichte starb Jacky. Du warst wegen ihr dort.)
Nun also eine Neuauflage, und NBC gibt sich hier erkennbar Mühe alles richtig zu machen und das Original zu ehren. Die Stories sind gut, die Produktion hochwertig und am Schönsten ist, dass man mehr von der Gegenwart sieht und es hier eine sehr gute, episodenübergreifende Handlung gibt. Warum ist Ben Song heimlich verschwunden? Wer ist der Hacker im System von Ziggy? Warum ist noch ein Leaper in der Vergangenheit unterwegs? Und wo ist Al Calaviccis altes Handlink hin? Hat das vielleicht seine Tochter mitgehen lassen?
Fein: Der neue Leiter des Quantum Leap Projekts wird von Ernie Hudson (Ghostbusters) gespielt, dessen Figur in der Episode “The Leap Home” in der Originalserie von Sam Beckett übernommen wurde. Geile Idee.
Sehr cool und gut gemacht, trotzdem leider nach zwei Staffeln eingestellt worden.
Titanique [2021, Criterion Theatre]
“…und dann ertranken 1.514 Menschen, als die Titanic sank”, sagt der Museumführer. “MOOOOOOMENT! Das ist nicht, woran ich mich erinnere!”, ruft Celine Dion dazwischen und erzählt dann die wahre Geschichte der “Titanic”, so, wie sie sie erlebt hat – denn sie war natürlich dabei. Gerade war sie noch mit Sting am abrocken um Jack und Rose zusammenzubringen, da hat Tina Turner das Schiff versenkt, aber gestorben, gestorben ist niemand! Weil Celione alle mit “My heart will go on” ins Leben zurückgesungen hat!
Völlig überdrehtes Stück, arschlustig wenn man den Film gesehen hat und doppelt gut, wenn man das Werk von Celine Dion kennt und deren Songs in einer Nummernrevue abfeiern kann. Letzteres geht mir total ab, amüsiert habe ich mich trotzdem. Das lag auch an der überdrehten Performance von Lauren Drew als Celine Dion – was für eine Powerfrau!
Back to the Future – The Musical [2022, Adelphi Theatre]
Eine Nacherzählung des Films, durchsetzt mit kurzen Musicaleinlagen. Fügt der Vorlage nichts hinzu, ist aber dennoch faszinierend zu sehen, insbesondere wegen der Bühnentechnik. Durch Rückprojektion und der Technik, die auch für “Bühnen-Hologramme” genutzt wird, rast mit einem mal wirklich der DeLorean mit 140 Sachen über die Bühne. Sehr cool gemacht, und wie sie es am Ende (“Wo wir hingehen brauchen wir keine… Straßen.”) hinbekommen haben, dass die Zeitmaschine DURCH DEN ZUSCHAUERRAUM fliegt, ist wirklich faszinierend zu sehen.
Schade: Der Sound im Adelphi ist extrem bescheiden. Effekte sind viel zu laut, die Schauspieler so übersteuert, dass man die Texte kaum versteht. Ein Spektakel ist es aber dennoch.
Stranger Things: The First Shadow [2023, Phoenix Theatre]
1959: Hopper und Winona Ryder gehen noch zur Highschool, als ein neuer Schüler auftaucht. Henry Creel ist ein verschlossener Einzelgänger. Hat er etwas mit den verstümmelten und verdrehten Tierleichen zu tun, die neuerdings überall auftauchen? Stellt sich raus: Ja, und nicht nur das. Seit einem Zwischenfall trägt Henry einen Schatten aus dem Upside-Down, der Hölle, in sich.
Gerade dachte ich, nach der Zaubershow in “Back to the Future” alles gesehen zu haben, da bläst mich “Stranger Things” völlig aus den Schuhen. Was hier an Bühnenillusion aufgefahren wird ist unfassbar: Rückprojektion, Hologramme, Einssatz von tiefen Tönen zur Erzeugung von Angst, bewegliche Bühnen – You name it, Stranger Things has it.
Damit werden Szenen umgesetzt, die ich nie vergessen werde: Wie sich plötzlich ein komplettes Schiff auf der Bühne materialisiert. Wie eine Kulisse in Zeitlupe explodiert. Das beklemmende Kribbeln und das entsetzliche Gefühl, das hier alles falsch ist, kurz bevor sich der Innenraum des Theaters in eine große Version des Mindflayers verändert. Das ist alles ganz, ganz große Kunst. Dazu kommen ein fantastischer Cast und eine Geschichte, die unmittelbar in die Geschehnisse der Netflix-Serie überleitet. Großartig und die besten drei Stunden Theater die es derzeit gibt.
Spielen:
Metaphor: ReFantazio [2024, PS5 Digital]
Der König ist tot, ermordet von einem gefühlskalten Emporkömmling. Dieser Bösewicht hat auch dafür gesorgt, dass der legitime Thronerbe im Koma liegt. Aber just in dem Moment, wo der Mörder sich selbst zum neuen Herrscher ausrufen will, passieren Dinge, die dafür sorgen, dass eine Art Wettbewerb gestartet wird. Der Gewinner soll die Krone bekommen. Jedermann könnte König werden? Das ist ein unerhörter Vorgang in einer Welt, die durch starke Magie und ein striktes und extrem diskriminierendes Kastensystem geprägt ist.
“Metaphor” ist das neueste Spiel des Mannes, der Persona 3, 4 und 5 verantwortet hat. Wo diese Games aber in der Realität spielten, in die plötzlich eine Art Magie reinbrandete, ist es hier genau umgekehrt. Das namenlose Königreich liegt in einer Fantasywelt, die vor Magie nur so brummt, deren die Bewohner aber davon träumen, das es sie nicht gibt, sondern alle Spezies gleich sind und Herrscher durch Wahlen bestimmt werden. Fantasywesen, die unsere Welt als Utopia begreifen – ein interessanter Twist!
Spieltechnisch wird hier die “Persona”-Engine genutzt, was gut und schlecht zugleich ist. Gut sind wie immer die rundenbasierten Kämpfe, die auch beim eintausendsten Mal noch Spaß machen und spannend sind.
Seltsam übergestülpt wirkt dagegen die Einteilung in Tage und damit verbundene Zeitlimits. In “Persona” sind diese Zeitlimits eine näher rückende Klausur oder der Tag, an dem die Schüler von der Schule geworfen werden. Das wirkt organisch. In “Metaphor” muss immer etwas herbeigelogen werden. Mal sind es die Tage, bis eine Straße wieder geöffnet wird, ein anderes mal ist es die Zeit bis Regenwetter angesagt ist, mal die Tage bis dringend abgereist werden muss. Das wirkt immer seltsam und artifiziell.
Dennoch funktioniert es, und das liegt wieder an der spannenden Geschichte, der tollen Welt und vor allem an den extrem gut geschriebenen Figuren. Bleibt der erste Begleiter noch etwas blass und langweilig, sind spätestens die Ritterin Hulkenberg oder der Fledermauswächter Heismay nicht nur originelle Figuren, sondern wirklich tolle Charaktere, mit denen man gerne Zeit am Lagerfeuer verbringt und die man im Verlauf des Games wirklich gut kennenlernt.
Was mir nicht gefällt: Die Lernkurve steigt auf “Standard” bereits kurz nach dem Spieleinstieg extrem an. Die Gegner sind plötzlich superschwer oder müssen binnen drei Zügen besiegt werden, was ohne exakt optimierte Skills der richtigen Personas nicht möglich ist. Es gibt superviele Freiheitsgrade, aber in der Regel funktioniert nur ein kritischer Pfad so richtig – den zu finden und eventuelleFehlentscheidungen zu bemerken kostet aber Stunden, und dann kann man nur hoffen, noch einen alten Spielstand zu haben. Hat man den nicht, hat man sich halt verskillt und scheitert dauerhaft. Das ist frustrierend und schränkt die Lust, mit den vielen Möglichkeiten des Magiesystems zu experimentieren, sehr ein.
Bislang 35 Stunden auf der Uhr und nicht mal zur Hälfte durch.
Machen:
Eine Reise nach London!
Und eine nach Dresden! Letztere leider rein Dienstlich, sonst hätten wir mal ein Lesertreffen gemacht 🙂
Neues Spielzeug:
Der Monat der neuen Klamotten.
Ich trage nur Jacken im M65-Schnitt, diese klassische Schimanski-Jacke. Eine für den Winter und eine für den Sommer. Praktisch, viele Taschen und unverwüstlich – eigentlich. Meine Lieblingswinterjacke, eine Vintage Industries in M von 2013, war “Pre-Used”: Der dunkelgraue Stoff war mit Bleiche vorbehandelt, um ihn an manchen Stellen abgenutzt aussehen zu lassen und ihm so mehr Textur zu geben. Das hier ist sie:
Problem: In Kombination mit Waschmittel oder in der Reinigung wurde die Reste der Bleiche wieder aktiviert und fraßen sich langsam, aber unaufhörlich durch den Stoff. Zuletzt sah meine Lieblingsjacke also aus wie zerlumpt, mit echten Löchern und Rissen überall.
Nun also der Ur-Enkel, eine M65 “Orton”, wieder in M und wieder von Vintage Industries. Gleicher Stoff (aber ungebleicht!), einfacherer Schnitt, weniger Details, dafür teilweise verhunzt (Innentasche, in die kein Smartphone passt, Stoff nimmt Hautfett an, zu hoher Kragen). Aber nun. Alles wird schlechter.
Beim Stöbern im Vintage Industries Katalog auf der Seite von FC-Moto dann noch das hier gefunden: Eine Jacke von IXS, eine X-Tour LT Montevideo-ST aka Montevideo Air 2.0. Passt in L absolut perfekt, auch mit der TechAir-5-Airbagweste darunter.
Die Schultern und Arme sind fast vollständig aus Leder, das Teil verfügt über viele, beindruckend clevere Details und extrem gute Reflektoren. Besonders gut: Quasi die ganze Front lässt sich zur Belüftung aufzippen.
Gab es gerade runtergesetzt, von 600 auf 190 Euro, aber nur noch in der High-Vis-Option mit neongelben Feldern. Da war ich mir nicht sicher: Will ich das wirklich? Eigentlich mache ich mich immer über so Leute in Warnwesten lustig. Andererseits: Wenn es hilft nicht umgefahren zu werden? Ach, immer diese Entscheidungen. Nach Konsultation mit Expertinnen war klar: Doch, will ich, und mit dem Gelb kann ich leben. Ich hatte noch nie eine so gut sitzende Motorradjacke, die kann gerne die bollerig geschnittene, sackartige sitzende und doch für eine Airbagweste eigentlich zu enge FLM ersetzen.
Außerdem gab es noch drei Pyjamas aus gebürsteter Baumwolle von Marks & Spencer, aber die führe ich hier nicht vor.
Ding des Monats:
Ein R2-D2-Toilettenpapierhalter! So etwas kommt dabei raus, wenn man Ali mit einem 3D-Drucker unbeaufsichtigt lässt. Danke, alter Freund – ich komme aus dem Grinsen immer noch nicht heraus.
Wetter: Die ersten Tage Minustemperaturen und Schnee, an Befana plötzlich Temperatursprung auf 10 Grad und Sonne. Danach wilde Schwankungen zwischen -9 und +6 Grad, starkem Schneefall und Tauwetter, dann irgendwas dazwischen mit dichtem und gefrierendem Nebel. In der letzten Woche wird es mit bis zu 9 Grad sehr warm, bleibt aber nass. Schietwetter.
Lesen:
Michelle Hunziker: Una vita apparentemente perfetta [2024, Kindle. Dt: “Ein scheinbar perfektes Leben – Wie ich aus Liebe zu meiner Tochter den Fängen der Sekte entkam”]
Autobiographie über Hunziker, vermutlich über Kindheit, Karriere, Familie und besonders der Zeit in einer Sekte.
Tja, habe ich gedacht: Biste mal mutig, lieste mal nicht immer nur Comics oder Geronimo Stilton, sondern ein echtes Buch auf italienisch. Dann musste ich feststellen: Ich muss jedes zweite Wort nachschlagen und verstehe trotzdem nicht, was der Text mir sagen will.
Kurze Leseprobe auf Deutsch daneben gelegt: Auch den deutschen Text verstehe ich nicht! Das liegt auch an der, gar nicht mal soooo guten, Übersetzung, vor allem aber liegt es an der blumig-metaphorischen Ausdrucksweise, die gespickt ist mit Idiomen. Inhaltlich also vermutlich recht simpel, sprachlich aber geradezu hirnverdrehend und deshalb nur 20 Seiten gelesen und dann weggelegt.
Hören:
Sehen:
Alien Romulus [2024, Bluray]
Minenkolonie XY irgendwo am Arsch von Z: Eine Gruppe Jugendlicher will sich nicht länger vom Weyland-Yutani-Konzern ausbeuten lassen, stiehlt einen kleinen Frachter und flüchtet. Unterwegs wollen sie “nur eben noch mal” etwas aus der verlassenen Forschungsstation Remus holen, die in wenigen Stunden in einen Planetenring crashen wird und daher verlassen ist. Das läuft natürlich nicht so gut, und die Gruppe muss sich in den Romulus-Teil der Station durchschlagen – nichts ahnend, dass da das Alien mit seinen Kumpels Party macht.
Wow. Endlich mal wieder ein Alienfilm mit nachvollziehbarer Handlung und Ideen, die nicht völlig verkopft sind. Wo zuletzt “Prometheus” und “Covenant” Artsy-Fartsy Kopfgeburten waren, die man ohne Textinterpretation nicht verstehen konnte, ist “Romulus” sehr geerdet und kommt ohne pseudo-philosophischen Überbau aus. Dabei sprüht der Film vor geilen Ideen – angefangen bei den zahlreichen Anknüpfungspunkten zum allerersten Alien-Film von 1979 bis hin zu Sequenzen, die man so noch nie gesehen hat. “Romulus” ist weniger Horror als vielmehr spannender Thriller und wirklich extrem gut gemacht.
Interstate 60 [2002, DVD]
Michael J. Fox doored einen Radfahrer zu Boden, regt sich auf und wünscht sich, dass das nie passiert sei. Prompt springt die Zeit 5 Minuten zurück. Fox reisst die Tür seines Wagen auf, rennt auf die Straße – und wird von einem LKW überfahren. Stellt sich raus: Der Radfahrer war Gary Oldman, und der ist einer der wenigen Flaschengeister in den USA. Wie immer muss man SEHR aufpassen, was man sich von einem Flaschengeist wünscht.
Was er sich wünscht, das weiß James Marsters gar nicht. Also nimmt er den Auftrag von Christopher Lloyd an, ein Päckchen quer durch die USA zu fahren. Einzige Bedingung: Als Route ist die Interstate 60 zu nehmen. Obwohl die gar nicht existiert. Und dann nimmt Marsters auch noch Gary Oldman als Anhalter mit.
Marty McFly und Doc Brown gemeinsam in einem Film? Dazu Oldman und Kurt Russell? Und dann ist der Film von 2002, warum hat man von dem noch nie was gehört? Ganz einfach: Weil er völlig kukuck ist. Der könnte ohne weiteres von David Lynch sein, so skurril ist er teilweise. Der Start ist etwas holprig, dann entwickelt sich das ganze zum Roadmovie und damit einer Nummernrevue der Skurrilitäten.
ACHTUNG SPOILER! “Interstate” guckt man am Besten ohne auch nur eine Kleinigkeit über den Inhalt zu wissen. Aber: Man kann den aktuell nirgends schauen. Den gibt es nicht im Stream, und die wenigen DVDs die existieren, sind arschteuer. Deshalb im folgenden Spoiler.
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So trifft Marsters auf einen Ort, in dem alle Teenies vom örtlichen Sheriff drogenabhängig gemacht wurden, um sich nicht zu reproduzieren und zugleich billige Arbeitskräfte zu sein. Oder auf eine ganze Kleinstadt, in der nur Anwälte leben, die sich permanent wegen jeder Kleinigkeit verklagen, schon auf dem Weg zur Arbeit. Was in einer kafkaesken Gerichtsverhandlung endet, an deren Ende alles gesprengt werden soll.
Oder auf eine horny Anhalterin, deren Versuch mit Gary Oldman zu schlafen in einem Schreckmoment endet, weil der keine Genitalien hat.
Oder auf einen krebskranken Vertriebsmanager mit Dynamit am Körper, der schlechte Dienstleistungen mit Bombendrohungen quittiert.
Das ist alles völlig drüber und durchaus unterhaltsam, hinterlässt aber beim ersten Schauen völlig Ratlosigkeit, weil der rote Faden zu fehlen scheint. Am Ende ergibt alles einen Sinn, aber da fühlt man sich schon, als habe man einen Drogentrip erlebt. Trotz Starbesetzung und tollen Ideen ein sehr nischiger und eigener Film, der nicht jedem gefällt. Um ehrlich zu sein: Ich bin mir auch immer noch nicht sicher, was ich davon halte.
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Mars Express [2024, Prime]
Mars, 23. Jahrhundert. Eine Privatdetektivin wird engagiert, um eine verschwundene Frau aufzuspüren. Gemeinsam mit ihrem Partner, einem Roboterwesen mit menschlichen Erinnerungen, macht sie sich an die Arbeit – und kommt einer gigantischen Verschwörung auf die Spur, die in der Vernichtung einer ganzen Lebensform enden wird.
Puh. “Mars Express” beginnt als Film Noir im Cyberpunk-Setting, wechselt dann aber schnell die Ebenen und landet bei tiefgreifenden Fragen und einem Ende, das dem von “Blade Runner” in nichts nachsteht. Kritiker bezeichnen den in Frankreich entstandenen Film als europäische Antwort auf “Ghost in the Shell”, und ich bin geneigt mich dem anzuschließen. Sehr spannend, in fast jeder Szene frische und so noch nie gesehene Ideen und ein Schluss, der einem noch Tage später ein flaues Gefühl in der Magengrube macht.
Disclaimer [Apple TV+, 2024]
Irgendwann in den 90ern ist ein Jugendlicher ertrunken. Dessen Vater terrorisiert auf seine alten Tage die Frau, die er für schuldig daran hält.
Kevin Kline als grumpy old man! Cate Blanchett als Femme Fatale! Sascha Baron Cohen als betrogener Ehemann! Story die in Italien und London spielt! Count me in!
Tatsächlich beginnt die Serie mit einer Rückblende, deren Geruch nach kaltem Sperma der Rest der sieben Folgen nie wieder loswerden. Alles hier ist unangenehm, und das liegt nicht an den Schauspielern, die eine fantastische Leistung abliefern. Das liegt vor allem am Aufbau des Plots, der eine Story für einen 90-Minuten Film auf eine Miniserie auszuwalzen versucht und verzweifelt als Füllmaterial erratische Handlungen der Figuren und pseudo-dramatische Dialoge in jede Ecke stopft. Dabei kommt etwas heraus, was sich völlig seelenlos anfühlt – in keiner Sekunde leidet man mit den Figuren oder empfindet nur ein Fünkchen Empathie für diese seltsamen Leute da auf dem Bildschirm. Stattdessen versackt alles ab Folge zwei in grenzenlose Langeweile. Erst in der letzten Episode gibt es dann einen Twist, aber die vermeintlich dramatische Enthüllung entlockt einem dann nur noch ein egales Schulterzucken und ein schläfriges Gähnen.
Star Wars: Skeleton Crew [Disney+, 2024]
Eine Gruppe Kinder findet im Wald ein Raumschiff, düst damit davon und stößt auf Piraten.
“Goonies im Weltraum”, so wurde Skeleton Crew angekündigt, und das trifft es sehr genau. Von Kameraeinstellungen bis hin zu Walkie-Talkies und Verfolgungsjagden auf Fahrrädern atmet hier alles Look&Feel des Klassikers von 1985. Das ist nicht schlimm: Die Serie ist spannend, unterhaltsam, hat viele feine Ideen und ist ein klein wenig gruselig – großer Abenteuerspass! Die Kinderdarsteller nerven nur ein kleines Bißchen, Jude Law als zwielichtiger Piratencaptain hat erkennbar Spaß an seiner Rolle, und die vielen echten Sets machen das hier zur besten Star Wars-Serie seit dem schwermütigen “Andor”.
Spielen:
Alan Wake II: The Lake House [2024, PS5 Digital]
Nach oder während der Ereignisse von Alan Wake II: Das Federal Bureau of Control schickt ein Team los, das herausfinden soll, warum die Verbindung zur FBC Forschungsstation “Lake House” in Bright Falls abgerissen ist. Agentin Estevez merkt schnell, dass das Forschungsteam ein eigenes Süppchen gekocht hat – und den Einfluss der dunklen Präsenz im Lake Cauldron unterschätzt hat.
Erfrischend kurze (nur zwei bis drei Stunden lange) Erweiterung zu “Alan Wake II”. Nach der Crazy-abgedrehten “What If”-Ballerbude aus dem ersten DLC erzählt “Lake House” eine durchgehende und spannende Handlung. Sehr angenehm: Anders als üblich muss man hier bei den meisten Dingen nicht rätseln, was eigentlich vorgeht. Estevez ist Veteranin des FBC und weiß einfach, was Thresholds und Overlaps sind und wie schlimm die dunkle Präsenz im Lake Cauldron ist. Es fühlt sich ganz anders an, wenn man als Spieler noch überfordert ist, weil eine Raum mal wieder seine Konsistenz verliert, die Spielfigur das aber kommentiert mit “Ach, der Fahrstuhl ist schon wieder verschwunden. Ist nur ein Feedback-Loop. Folgt normalerweise der Dreier-Regel. Nach dem nächsten Durchlauf sollte das vorbei sein”.
Das Estevez um die Mekenken des Bösen weiß, seine Tricks kennt und an paranormale Phänomene rangeht wie einst die Ghostbusters, indem sie Erscheinungen erstmal ihre Rechte vorliest, ist einfach mal sehr cool.
Machen:
Nicht viel, außer arbeiten und Dschungelcamp gucken und einen Bautrockner nach dem nächsten ausleeren. Oh, und die Morrigan hat die Titelstory im Kradblatt. Und ein wenig Fitness, um für die kommende Motorradsaison fit zu bleiben. Ach, und vielleicht nebenbei noch die ein oder andere Moppedtour aushecken. Hmmm, Moppedfahren. Ich merke gerade: Ich wäre dann jetzt bereit für Frühling.
Neues Spielzeug:
Ich sage es nicht gerne, aber: Eine Apple Watch. Nun sind Uhren für mich einerseits wichtig wegen der Funktion (Uhrzeit, Datum ggf. Höhenmesser), andererseits sind Uhren für Männer eine der wenigen Möglichkeiten Schmuck zu tragen. Ja, eine schöne Uhr ist Schmuck.
Da fängt es allerdings schon an: Ein Schmuckstück ist die Apple Watch gewiss nicht. Ich finde die nach wie vor pottenhässlich und möchte sie eigentlich nicht tragen. Meine bisherigen Uhren sehen allesamt nicht nur besser aus, sie sind auch kratzfester und haben Batterien, die 10 Jahre halten – die Applewatch läuft gerade mal 40 Stunden.
Warum trage ich nun doch so ein Ding? Herzüberwachung. In letzter Zeit habe ich wieder zu hohen Blutdruck (WOHER DAS WOHL KOMMT?!??) und das Herz holpert mit einer Extrasystole vor sich hin. Nunja. Nun also eine Smartwatch, zumindest für die Warnung vor Vorhofflimmern, denn Blutdruck kann das Ding dann doch nicht.
Schon die Auswahl der Uhr hat mich irre gemacht. Vorjahresmodell (Series 9) oder das aktuelle (Series 10)? Klein (42mm Höhe) oder groß (46mm)? Klein wirkt an meinem Handgelenk zierlich, groß ist aber gleich viel zu bulky. Nun mag ich in letzer Zeit große Uhren und trage aktuell Casios mit 50mm-Gehäuse, aber richtige Uhren folgen halt in ihrer Form dem Arm – die Applewatch ist aber nur ein großer, dicker Bildschirm, das sieht schnell seltsam aus.
Nach etlichem Ausprobieren ist es nun doch die 46mm-Variante der Series 10 geworden. Die ersten Tage hat mich das Ding irre gemacht: Mitten in der Nacht weckte sie mich mit “Zeit eine Minute zu stehen und den blauen Ring zu schließen!” – WTF?
Benachrichtigungen sollte man möglichst schnell abschalten, sonst tippt einem die Uhr bei jeder ankommenden Signal oder Whatsapp auf den Arm. Navigation und Wecker über Tippen am Arm sind nett, aber kein relevanter Mehrwert.
Die digitalen Zifferblätter sind allesamt hässlich, im Spektrum von mild-Hässlich bis abscheulich-hässlich. Eine Ausnahme bildet das animierte Snoopy-Watchface, aber das hat ein anderes Problem: Man schaut drauf, sieht einen Minifilm mit Snoopy, muss lächeln und bekommt gute Laune – weiß aber anschließend immer noch nicht wie spät es ist.
EKG und Blutsauerstoffmessung funktionieren. Ansonsten ist die Watch lediglich eine Spieglung des Telefons – der Nutzwert ist für mich, der das Teil nicht für Sport verwendet, bescheiden, von einem echten Mehrwert ganz zu schweigen. Von daher ist die Apple Watch ein Spielzeug. Der alte Satz Smartwatches are toys for boys, real man wear real watches. enthält unerwartet viel Wahrheit.
Immerhin: Strom scheint kein Problem zu sein. Ich lege die vor dem Duschen auf die Ladestation, wenn ich fertig bin, ist die Watch wieder voll. Aber ob ich das Ding wirklich dauerhaft tragen werden, kann ich noch nicht sagen.
Ding des Monats:
CS10-080 Schneeketten der italienischen Firma König (war mal zwischendurch Thule) für den Yaris. Ich komme aus dem Harzvorland, und wir haben im Winter IMMER Schneeketten im Kofferraum. Und einen Klappspaten. Und einen Beutel mit Split/Salzgemisch. Und… aber ich schweife ab.
Die Ketten der CS-Serie sind deswegen cool, weil sie mit wenigen Handgriffen angelegt sind und sich dann selbst festziehen und sichern, d.h. das sonst übliche “Anlegen-Anfahren-Anhalten-Nachspannen” entfällt. Auch fein: Zum Abnehmen reicht ein Zug an einem Sprengschloss, und die Kette fällt vom Reifen. Außerdem verkratzen die CS10 die Alufelgen nicht und haben, im Gegensatz zu Textilketten oder “Reifensocken”, keinerlei Verschleiss.
Die CS10 sind Restposten, die es gerade für wenig Geld gab und die genau auf die seltsamen Räder des Yaris (195/55 R16 auf verstärkten Winteralufelgen) passen. Dabei sind die Auslaufmodelle noch aus dickerem Material von 10mm Stärke (CS10), für die aktuelle Generation werden nur noch 9mm Ketten (CS9) verwendet.
Damit ist der kleine Toyota jetzt für alles gerüstet.
Jahresende. Zeit für die Rückschau. Was bleibt von 2024?
Plus: Beste Bilder.
Lage der Welt:
Die Ukraine beginnt den Krieg mit Russland zu verlieren. Israel verliert den Rückhalt in der Welt, weil es seine Nachbarländer in Grund und Boden bombt und schreckliche Menschenrechtsverletzungen begeht. Nordkorea schließt ein Bündnis mit Russland. Die USA wählen zum zweiten Mal einen Trump, der im Vorfeld versprochen hat Konzentrationslager zu eröffnen, Deportationen durchzuführen, politische Gegner zu verfolgen, das Militär gegen die Bevölkerung einzusetzen, die Ministerien zu entkernen und nach Gesinnung zu besetzen und Amerika durch Strafzölle zu isolieren. Der Faschismus übernimmt die USA mit demokratischen Mitteln, um anschließend die Demokratie zu zerstören. Eine? Ach was, ALLE Demokratien.
Zum Jahresende mischt sich Musk in deutsche Politik ein, willfähriger Helfer ist der Springer Verlag. Und Trump verkündet, dass er gedenkt den Panama-Kanal zu besetzen sowie Grönland und Kanada zu annektieren.
Die Trump-Präsidentschaft läuft gefühlt schon Jahre, und dabei hat sie noch nicht mal begonnen. Ich bin jetzt schon erschöpft davon.
Aussichten: Sollte Trump seine Ankündigungen war machen und die USA andere Länder überfallen, dann bricht der offene dritte Weltkrieg aus.
Lage Europas:
Es rottet vor sich hin. Bei den Europawahlen gibt es einen ordentlichen Rechtsruck. Leider will von der Leyen, die den Ruck nach Rechts maßgeblich mit zu verantworten hat, unbedingt weitermachen. Was das bedeutet, ist klar: Paktieren mit den Rechten. Währenddessen zerfällt in Deutschland die Regierung, in Frankreich kommt durch das Erstarken der Rechten erst gar keine dauerhafte Regierung zustande. In einer angespannten Weltsituation ist Europa so schwach wie nie.
Aussichten: Europa zerfällt, die Oligarchen strecken ihre Finger danach aus. Es bräuchte jetzt starke Nationalstaaten und ein Bekenntnis zur EU. Haben wir beides nicht, daher ist langfristig wohl nur die Frage, wer uns zuerst annektiert: Russland oder China oder ob die USA Europa als Ferienland übernehmen.
Lage der Nation:
In der Ampel sabotiert die FDP wo sie kann, bis im Herbst alles implodiert.
Scholz, bis dahin unsichtbar, lässt daraufhin die Sau raus – und man möchte spontan seinen Redenschreiber zum Bundeskanzler wählen. CDU ist schlimmer, Merz und Söder baden im reinen Populismus, schüren Ängste und Hass auf die Grünen. Merz beklagt abwechselnd, das zu wenige Wärmepumpen eingebaut worden seien und stellt gleichzeitig in Aussicht, dass unter seiner Kanzlerschaft Atomkraftwerke gebaut und Windräder demontiert würden, weil letztere Umweltverschmutzung seien. Kein Witz.
Überhaupt, “die Union”. Für eine Union gibt es herzlich wenig Zusammenhalt in dem Laden. Teile biedern sich an Musk an. Teile reißen die Brandmauer zur AFD ein. Der Rest baut Luftschlösser und will das finanzieren, in dem bei Bürgergeld gekürzt wird. Das ist in Reinkultur “Der Arme nimmt Dir Deinen Keks weg!” WTF, ihr Spinner.
Direkte Folgen dieser unterirdischen Politik: Der Osten wählt AFD und das Bündnis Sara Wagenknecht. Die Folge: Merz zündelt noch schlimmer als zuvor und setzt auf das Trump-Rezept aus Zuwanderungs-Hetze und Abtreibungsgegnerschaft. Bar jeder Vernunft laufen alle demokratischen Parteien diesem Agenda-Setting hinterher und führen Grenzkontrollen ein. Ja, so kann man die Rechten auch stärken und das Land und Europa noch schneller in den Abgrund treiben. Für Februar sind Neuwahlen angesetzt.
Ansonsten jammert die Autoindustrie und behauptet sie darbt, und ich sage mal so: Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Seit 2003 wundere ich mich, dass niemand bei VW und anderen deutschen Herstellern auf Elektro setzt, unfassbar teure und riesige Autos produziert werden und Gehälter gezahlt werden, von denen andere nur träumen. Ich dachte zwischendurch sogar, es läge an mir bzw. meinem zu kleinem Gehalt, das für mich ein VW schon aus Preisgründen nie in Frage käme. Stellt sich raus: Kaufen tut die Kisten schon lange keine Privatpersonen mehr. 84 Prozent aller Passats auf den Straßen sind Dienstwagen. Und nun kommt die geballte Quittung. Deutschland lebte in diesem Jahr noch in seiner Blase, hier ging das Narrativ rum, das sich Elektroautos nicht durchsetzen würden. Tatsächlich gingen die Verkäufe zurück, was als Beweis dafür herangezogen wurde. Nur: Damit sind wir allein auf der Welt. Und deutsche Autobauer bauen keine Modelle für den deutschen Privatmarkt, bringt also nicht, wenn die Diesel-Dieter sich noch einen Verbrenner mehr hinstellen.
Immerhin: Ausbau der erneuerbaren Energien ging gut voran. Im 3. Quartal wurden 63 Prozent des Energiebedarfs aus regenerativer Energieerzeugung gedeckt. Der Zubau der Kapazität lag bei 17 Gigawatt. Mal zum Vergleich: Das ist die Kapazität von 11 Atomkraftwerken! Oder man hätte damit 14 Mal den DeLorean zurück in die Zukunft schicken können. Das ist super.
Aussichten: Eine Große Koalition unter Führung von Merz. Schrecklich. Große Koalitionen stärken immer die Extreme und die Politikverdrossenheit. Grokos sind, was das Land so abgewirtschaftet, die Stimmung so polarisiert und die AFD stark gemacht hat. Und nun eine, der mit Merz und Scholz Männer ohne Charakter, wenig Moral und geringem Verstand vorstehen werden.
Ich Ich Ich
Das Jahr begann mit Sehnsucht und Weltschmerz und düsteren Aussichten. Es war dann auch düster, aber ganz anders als gedacht. Es ist einfach so irrsinnig viel passiert, dass die Zeit verflog und sich 2024 trotzdem so anfühlte, als würde es sich ewig ziehen.
Die ersten vier Monate Leben auf einer Baustelle, weil die Wasserschäden vom vergangenen Dezember repariert wurden. Im Februar fiel plötzlich die V-Strom 800 vom Himmel. Ab März schlimme Nachrichten allerorten. Der frühe Tod eines guten Freunds hat mich ziemlich mitgenommen. OPs und Krebs in der unmittelbaren Familie sind wohl gut ausgegangen, nach allem was man bislang weiß. Im Juni begann eindlich ein wenig Sommer, bis dahin war es nur kalt und nass. Ende Juli wurde der Aygo zerstört, es folgten sechs Wochen Brot&Butter-Motorradfahren. Ende September war alles soweit geregelt, das ich mir einen Monat Auszeit nehmen konnte. Danach ging es hektisch, aber wieder mit mehr Energie weiter. Und immer, immer wieder nervenaufreibende, schlafraubende Situationen bei der Arbeit. Eigentlich konstanter Alarmzustand, an gleich mehreren Fronten.
Ein sich wiederholendes Thema: Fast alle Dinge und Vorhaben brauchten in diesem Jahr zwei oder mehr Anläufe. Der feine Jasmin, Freude des vergangenen Sommers, erfror am letzten Wintertag und musste ersetzt werden. Eine neue Brille (die erste mit Gleitsicht) war falsch berechnet und musste nochmal gemacht werden. Dito die Sonnenbrille, mit den Werten der Bildschirmbrille gefertigt wurde und nicht zum Fahren taugte. Binnen 12 Monaten musste zwei mal ein Auto gekauft werden.
Der neue, gebrauchte Yaris wurde dann gleich Dauergast in der Werkstatt, wegen Baum vorm Kopf und vergniesterten Bremsen. Die ZZR kam aus der Werkstatt zurück und verbrauchte plötzlich 1,5 Liter mehr auf 100 km. Alles, alles fühlte sich an wie: Drei Schritte vor, voller Stop, dann fünf Schritte rückwärts und alles nochmal von vorn. Eine permanente Sackgasse.
“Ja, ich parke in der Einfahrt, wie Du gesagt hast. Ach, das ist jetzt auch nicht recht?!”
Auch in diese Kategorie fällt: Das gerade nach einem Wasserschaden reparierte Haus hat im Dezember 2024 erneut eine Überflutung abbekommen und jetzt geht alles, alles wieder von vorne los. Schweinerei, dröhnende Bautrockner, Baustelle.
Das ist der harmlose Teil. Da, wo die Decken wirklich so richtig eingestürzt sind, kann man von einer Etage in die andere gucken.
Immerhin, was überhaupt nicht auf dem Zettel stand und unvermittelt einfach so funktioniert hat: Die Beschaffung und der Umbau der V-Strom 800 und die Tour mit ihr im Sommer. Das war ebenso unverhofft wie toll, dass hätte ich zu Jahresbeginn nicht gedacht. Auch die Japanreise hat problemlos geklappt. Eigentlich hat alles funktioniert, wo ich mich echt hintergeklemmt und jedes Detail überwacht oder die Sachen gleich selbst gemacht habe. Hm.
In Summe bin ich geneigt zu sagen: 2024 war fordernd. Am Ende sind die meisten Dinge gut geworden, aber weil nichts auf Anhieb geklappt hat, war gefühlt jede Kleinigkeit stets mit Kampf verbunden und hat viel Kraft und Zeit und Geld gekostet. Trotzdem oder gerade deswegen gehe ich aus 2024 so entschlossen und fit heraus, wie ich zuletzt 2013 war. Zum Jahresende stelle ich fest: Mir geht es gut. Ich fühle mich gut. Mir ist heitere Gelassenheit nicht in die Wiege gelegt, aber aktuell ruhe ich in mir.
Ja, ich bin resilient AF.
Und sonst noch?
Worte des Jahres:Non puoi piacere a tutti. Non sei lasagna.” (“Du kannst nicht von allen gemocht werden. Du bist keine Lasagne.”)
Worte, die ich nicht mehr lesen oder hören möchte: “Ihnen eine erfolgreiche Woche” als Verabschiedung. Sagen nur BWL-Lullies und Möchtegern-Businesskasper.
Und immer noch: Das sich pandemisch verbreitende “Dazu später mehr” in Texten, Videos und Podcast. Wenn Du diese Formulierung verwenden willst, halte inne – ist das ein Hinweis darauf, dass mit deiner Struktur was nicht stimmt.
Was ich nicht mehr sehen möchte: Stroboskop-Effekte in Filmen und Serien. Bei mir lösen die zwar keine epileptischen Anfälle aus, aber angenehm ist es nicht und vor allem belastet es die Beamerblende wie Sau. Ich weiß auch nicht, was sich Filme wie Star Wars 9 oder Serien wir zuletzt Squidgame dabei denken, wenn fünf Minuten nur Geblitze gezeigt wird. Möchte man, dass die Leute vom Handy aufgucken?
Zugenommen oder abgenommen: Abgenommen. Satte sieben Kilo. Da mit steigendem Alter der BMI gnädiger wird, habe ich damit fast Normalgewicht.
Mehr ausgegeben oder weniger? Ich habe NOCH NIE IN MEINEM GANZEN LEBEN so viel Geld ausgegeben wie in diesem Jahr. Anfang des Jahres dachte ich noch: “Ach, hast ja ein wenig Geld auf dem Konto und die Boxen sind kaputt. Kaufste Dir mal neue Lautsprecher von Teufel.” – zu dem Zeitpunkt war ich mir sicher: Das war die teuerste Anschaffung des Jahres. Und DANN ging es erst richtig los: Neue Brille wurde plötzlich nötig. Neues Motorrad ergab sich. Eine gebrauchte XBOX drängte sich auf. Binnen eines Jahres musste zwei Mal ein gebrauchtes Auto gekauft und mit Reifen ausgestattet werden. Die Mikrowelle ging in Rauch auf. Das war alles extrem Kostenintensiv. Wären die Flüge nicht schon gebucht gewesen, ich hätte die (dann auch recht teure) Japanreise nicht gemacht.
Die teuerste Anschaffung: Als Einzelobjekt der gebrauchte Toyota Yaris. In Summe: Die V-Strom 800 mit all dem Gedöns.
Luxus des Jahres: Die Büchersammlung aufgestockt um das “Sandman Universe” – jetzt steht hier wieder die größte Sandman-Sammlung Göttingens.
Mehr bewegt oder weniger: Deutlich Mehr.
Die hirnrissigste Unternehmung: Japan von Nord nach Süd durchqueren zu wollen. Hat nicht geklappt, aber dazu später mehr.
Ort des Jahres: Diese Farm da in den Bergen.
Zufallspromi des Jahres: Hayley Atwell. Tolle Schauspielerin.
Person des Jahres: Robert Habeck. Krass, wie resilient, rational und besonnen der Mann trotz all der Anfeindungen und der Hetze bleibt. Versucht als einziger keine Illusionen zu verkaufen. Kanzlermaterial.
Nervende Person des Jahres: Hattrick! Der Preis geht, wie schon in 2022 und 2023, zu gleichen Teilen an Friedrich Merz und Elon Musk. Der eine hatte 1992 einen Unfall mit einer Cryo-Maschine und wurde erst jetzt wieder aufgetaut, der andere hat sich radikalisiert, ruiniert Gesellschaften und den Planeten und ist vermutlich der operierende Präsident der USA. In 2024 haben beide nochmal eine Schippe an Arschlochigkeit draufgelegt. Dabei habe ich immer noch das verhängnisvolle Gefühl, die laufen sich gerade erst warm.
Das beste Essen: Mugnaia in Roccafinadamo
Das seltsamste Essen: Diese Ramen Bowl von Lawson, wo die Brühe bei Raumtemperatur ein wackelpuddingartiger, nach Fisch schmeckender Glibber war. E-Kel-Haft.
Das beste Süßkram: Ich hätte ja gesagt: Der Pumpkin-Pudding von Familiy-Mart, aber dann kam unvermittelt vor Weihnachten ein Päckchen an. Der Inhalt eroberte den ersten Platz. Nein, nicht das Kilo Parmesan. Die Kaffee-Pfirsiche (Peschi di Caffé) von Giulies Mama.
2024 ENDLICH getan: Das Blog hier umgezogen, auf einen Server bei Manitu. Die sind sehr gut.
2024 zum ersten Mal getan: Eine elektrische Heckenschere benutzt.
2024 das erste mal seit langer Zeit wieder getan: Gartenarbeit.
Gesundheit: Okay bis sehr gut. Magenprobleme weitgehend weg. Dafür plötzlich Anfang des Jahres Sehverlust um eine Dioptrie auf einem Auge. It´s not the years, honey. It´s the mileage.
Ein Ding, auf das ich gut hätte verzichten mögen: Da gab es viel, aber ganz besonders hätte ich auf den Ärger bei der Arbeit verzichten können und auf die zweite Überflutung im Haus. Dieses Mal waren es nur 2.000 Liter, aber schon wieder sind die Lehmdecken eingestürzt.
Gereist? Ja, wenn auch sehr konzentriert: Eine Woche Testfahrt mit der V-Strom in den Süden, dann quasi den geballten Jahresurlaub in viereinhalb Wochen Japan.
Film des Jahres: So richtig geile Blockbuster gab es nicht. Ich habe viel handgemachtes Zeug aus den 80ern und 90ern geschaut, u.a. die alten “Mad Max” und Schwarzenegger-Füilme. Bei neueren Produktionen hatte ich viel Spaß mit dem indischen Actionkracher “Pathaan”, der ist, was Bond-Filme früher mal waren. In Erinnerung bleiben werden mir der sehr spannende “Till Death” und der optisch beeindruckende und clevere “The Creator”, der auch Film des Jahres ist.
Theaterstück des Jahres: “Mord im Orientexpress” bei den Gandersheimer Domfestpielen mit der großartigen Tabea Scholz.
Konzert des Jahres: Marina Santellis Jazz in den Bergen.
Song des Jahres: Musik spielt keine Rolle in meinem Leben. Sie kommt in meinem Alltag praktisch nicht vor. Umso erstaunlicher, dass ich in diesem Jahr gleich drei Songs sehr mochte: Shakespears Sister “All the Queens Horses” und das nach Portishead klingende “This Road” von Poe. Favorit ist aber das wütende “Naked in the Sun” von “The Jordan” aka “The Artist formerly known as Caro Emerald”.
Spiel des Jahres: Ein gemischtes bis schwaches Spielejahr, in dem ich häufig Oldies aus der XBOX 360-Ära noch einmal gespielt habe.
Scheißspiel des Jahres:“Watch Dogs – Legion”. Was für ein uninspirierter Dreck. Nach wenigen Stunden weggeworfen.
Serie des Jahres: Ich bin kein Seriengucker mehr, das meiste Neue finde ich doof und platt. Eine Offenbarung war die in zwei Staffeln auserzählte “Kevin can f** himself” – völlig grandios geschriebene High-Concept-Serie, die wirklich wusste, wo sie hin will.
Meine persönlichen Entdeckungen des Jahres sind aber Serien aus den 2010er Jahren, wie das sehr clevere “The Newsroom”. Serie des Jahres ist das erstaunliche “The Fall” von 2013. Fällt leider in Staffel 3 auseinander, bis dahin ist es aber grandios.
Buch des Jahres: Wieder deutlich mehr gelesen, was gut ist. Buch des Jahres ist “All´italiana” von Petra Reski – habe viel über italienische Politik daraus gelernt.
Graphic Novel des Jahres: 2024 war ich, auch das erste Mal seit langer Zeit, wieder heftig im Bereich Graphic Novels unterwegs: Das alte “Y – The Last Man” nachgeholt, das aktuelle “Saga” verschlungen, das sehr durchwachsene “Sandman Universe”, als Standalone “The Electric State” usw. Graphic Novel des Jahres ist: “Locke & Key: The golden Age”. Selten so viel Gefühl in solch einem Setting gesehen.
Spielzeug des Jahres: Gar nicht leicht zu entscheiden. Es gab dieses Jahr VIELE Spielzeuge: Ich liebe die Heckenschere von Bosch blau, am meisten verblüfft hat mich die Quest 3S. Am Praktischsten sind die neuen Gummistiefel von Dunlop. Am meisten Freude bereiten mir die Teufel-Lautsprecher, die machen mich schon Lächeln, wenn ich sie nur ansehe. Und klingen tun sie auch gut, auch wenn der Waschmaschinengroße Subwoofer selbst ganz runtergedrosselt noch die Mauern von Jericho zum Einsturz bringen kann.
Enttäuschungen des Jahres:“John Sugar”: Retro-Noir-Serie, die nach hinten raus einfach in sich zusammenklappt. “Dune 2” hat krasse narrative Lücken und ist langweilig. “Hypnotic” ist so hanebüchen dumm, dass ich den nicht länger als 5 Minuten ertragen habe. “Bayonetta 3” ist so überfrachtet, dass es keinen Spaß mehr macht. “Azurro” ist ein recht eitles Buch ohne Nutzwert.
Die schönste Zeit verbracht mit: Guten Freundinnen (nicht gegendert) bei interessanten Gesprächen und leckerem Essen. Ihr wisst, wenn ihr gemeint seid!
Anzahl Fiat 500s (seit 2016): Von 3.908 auf 4.614. Ein ziemlich gutes Fiat-500-Jahr
Vorherrschendes Gefühl 2024:“Nicht SCHON wieder!”
Erkenntnis(se) des Jahres: Demokratie muss für jeden liefern. Und wenn sie das Bauchgefühl oder das eigene Portemonnaie nicht befüllt, wählen die Leute ALLES – auch Faschisten.
In diesem Sinne: Ich wünsche einen guten Start in ein hoffentlich weniger schlimmes 2025. (Spoiler: Wird es natürlich nicht. Aber hoffen darf man ja.)
Sprengt Euch beim Jahreswechsel keine Körperteile weg!
“Non puoi piacere a tutti. Non sei una lasagna.”
(“Du kannst nicht von allen gemocht werden. Du bist keine Lasagne.” – Personaltip einer Buffona.)
Wetter: Zwischen 0 und 5 Grad und Nieselregen, es wird den ganzen Monat kaum hell, geschweige denn, dass die Sonne schiene. Regnerische Weihnachten. Letzte Monatswoche frostig-nasse -3 Grad.
Lesen:
Chris Broad: Abroad in Japan
2013 kommt der junge Brite Chris Broad nach Japan. Er soll japanische Lehrkräfte beim Englischunterricht unterstützen. Doof: Er spricht kein japanisch und die japanischen Englischlehrer kaum Englisch.
Chris Broad ist einer der erfolgreichsten Japan-Youtuber und hat mittlerweile eine eigene Bar in Shibuya. Die trägt den Namen “Lost” – und das Buch macht deutlich, wie “Lost” sich Broad in den ersten Jahren in Japan gefühlt hat, und wie er es dann plötzlich schaffte, Dauergast im nationalen Fernsehen zu werden. Faszinierend zu lesen, wie er sich durchgeschlagen hat und Stück für Stück erst die Sprache gelernt und dann das Land zu seinem zuhause gemacht hat.
Sehr lebendig und lustig geschrieben, und nebenbei erfährt man, warum die meisten Japaner kein oder nur schlechtes Englisch sprechen. Allzu tiefe Einblicke in die Gesellschaft oder die Geschichte Japans sollte man aber nicht erwarten. Das Buch ist nach hinten raus reine Nabelschau, ein Behind-the-Scenes des Youtube-Channels.
Hören:
Sehen:
The Penguin [Prime, Kaufoption]
Nach dem Tod von Gangsterboss Carmine Falcone (zu besichtigen im 2022er Kinofilm “The Batman”) herrscht in Gothams Unterwelt ein Machtvakuum. Der kleine Gangster Oswald “The Penguin” Cobb beobachtet genau, wie sich neue Konstellation und Allianzen bilden und alte Feindschaften gären. Als er jedoch im Affekt einen der neuen Bosse umbringt dämmert ihm: Er könnte auch einfach selbst der neue Unterweltkönig von Gotham werden!
Sehr geschickt geschrieben: Egal wie clever sich der Pinguin auch anstellt, seine Feinde und Freunde durchschauen ihn – und TROTZDEM schafft er es, sich aus Situationen herauszulavieren. Die Geschichte ist sehr wendungsreich und spannend. Wie gut das Ding geschrieben ist, merkt man an der Verteilung seiner eigenen Sympathien. Als Zuschauer sympathisiert man anfangs mit dem Underdog Cobblepot, wenige Folgen später schlägt das um und man ist auf der Seite seiner Gegenspielerin. Erfrischend: Diese Serie hält einen nicht für doof. Sie erklärt nicht alles drei Mal, bis es auch die Leute verstanden haben, die nebenbei die ganze Zeit am Handy rumspielen.
Colin Farrell besitzt ja nur die beiden Gesichtsausdrücke “schlimme Verstopfung” und “grimmig”. Unter der enormen und sehr guten Maske des Pinguins erkennt man ihn nicht, und das macht sein Spiel erstaunlicherweise viel besser! Sein Overacting wird durch pfundweise Latex auf ein subtiles Spiel herabgedämpft. Witzig, dass man ihn erst unter einer Ganzkörperprothese verstecken muss, um eine gute Leistung aus ihm herauszubekommen. Oder anders: Interessant, dass man den Schönling Farrell erst in einen hässlichen Gnom verwandeln muss, um ihm ordentliches Schauspiel zu entlocken.
Spielen:
Indiana Jones und der große Kreis [XBOX Series X]
Zwischen “Raiders” und “Last Crusade”: Ein sehr großer Mann bricht ins Marshall College ein und stiehlt die Mumie einer ägyptischen Katze. Die hatte Dr. Henry Jones, Jr. erst vor kurzem in Ägypten ausgebuddelt. Da er seine Katze zurück will, nimmt er die Ermittlungen auf. Eine erste Spur führt in den Vatikan, der 1937 von Mussolinis Schwarzhemden besetzt ist.
Yay, ein Indiana Jones Spiel!
Urgh, ein Indiana-Jones-Spiel aus der Ego-Perspektive?
Yay, es ist von Machine Games!
Urgh, es ist nur für die XBOX?
Wechselbad der Gefühle bei der ersten Ankündigung. Aber: Machine Games haben mit “Wolfenstein” schon bewiesen, dass sie Ego-Perspektive können UND gute Geschichten erzählen wollen. Deshalb hatte ich mir auch nach der Ankündigung, “Great Circle” sei ein XBOX-Exclusive, eine gebrauchte XBOX Series zugelegt. Ja, nur für dieses Spiel. (Später stellte sich dann raus, dass das Game auch für die PS5 kommen wird. Seufz.).
Bereut habe ich den Kauf der Series X nicht. Das neue Indy-Game läuft darauf auch mit dem automatisch geladenen High-Texture-Zusatzpaket perfekt und ruckelfrei, selbst in den großen und detailreichen Arealen.
Das Gameplay besteht aus Erkundung, Rätseln und gelegentlichem Faustkampf. Wie in den Filmen ist Dr. Jones allerdings kein guter Kämpfer – und der Griff zu einer Schusswaffe bedeutet meist Insta-Death. Erstaunlicherweise macht mir das eher langsame Vorgehen hier einen Heidenspaß, zumal fast Erkundungsmission durch eine sehr coole Actionsequenz (häufig in Cutscenes) belohnt wird. Langweilig wird es ohnehin nie, zwischen zwei der großen Hubwelten finden sich kleine Level, die linear ablaufen und die ein Actionfeuerwerk abhalten, das einen wirklich staunen lässt.
Auch wenn die Story um die verschwundene Katze erstmal simpel klingt: Der Plot, der sich nach und nach auftut, steht dem von “Raiders” in nichts nach. Wirklich, “Great Circle” ist sehr gut geschrieben und die Handlung deutlich besser als die der letzten beiden Kinofilme. Mehr noch: Das Spiel ist auch besser inszeniert als die Filme mit Harrison “Kein Bock” Ford. Alle Szenen sind Motion Captured, Kameraführung und Beleuchtung hat man sich von Spielberg und “Raiders” abgeguckt, und das Gespür für situativen Humor stammt eindeutig aus “Crusade”.
Sehr toll: Die Spielfigur sieht in Cutscenes wirklich exakt so aus wie der junge Harrison Ford und spielt so, wie er es in “Raiders” getan hat, inklusive des schiefen Grinsens und der manchmal irrlichternden Augen. Gesprochen und gespielt wird der Charakter von Troy Baker (“The Last of us”), der Harrison Fords gelangweilten Tonfall zwar etwas nasal, aber doch ziemlich gut imitiert.
In Summe: Auch, wenn ich noch nicht ganz durch bin, ist “Indiana Jones and the Great Circle” das beste Indy-Spiel seit “Fate of Atlantis” (und das ist 32 Jahre her!) – und mein Spiel des Jahres. Das Ding macht wirklich Freude.
Batman: Arkham Origins [2013, XBOX 360 Game auf XBOX Series X]
Weihnachtsabend in Gotham: Gangsterboss Roman Sionis befreit Kriminelle aus dem Gefängnis Black Gate und setzt ein Kopfgeld in Millionenhöhe aus. Das Ziel: Ein Gerücht. Denn ob es den schrecklichen Fledermausmann, der angeblich seit einem Jahr Verbrechern das Leben schwer macht, wirklich gibt, weiß man noch nicht sicher.
Im Laufe der Nacht stellt sich raus: Ja, den Batman gibt es wirklich. Der muss sich nicht nur den Profikillern erwehren – etwas anderes und viel Schlimmeres passiert in den Schatten.
Nachdem ich mich im vergangenen Monat in “Arkham Shadow” selbst durch Black Gate geprügelt habe, hatte ich Lust auf mehr Arkham-Universe. “Origins” kam 2013 als Prequel zu “Arkham Asylum” und “Arkham City” heraus, war aber damals von einem anderen Entwicklerstudio gemacht worden.
Ich mochte das nicht und urteilte damals: “Warner Bros. Montreal Studio kloppen irgendeinen Scheiß aus den vorhandenen Figuren und Assets zusammen. Da passen dann auch schlecht designte Rätsel, unfassbar dämliche Speicherpunkte, nicht funktionierende Schnellreisefunktion und einbrechende Frameraten ins Bild: Anscheinend hat dieses Game nie jemand Probegespielt.”
Keine Ahnung, was mich damals so in Rage versetzt hat. Ja, natürlich sind die Assets recycelt und manche Rätsel nicht gut, das erklärt aber nicht diesen Rant. Vermutlich war die PS3-Version einfach schlimm buggy. Die XBOX 360-Fassung jedenfalls läuft, 10 Jahre nach Release, perfekt und ohne merkliche Bugs.
“Origins” recycelt tatsächlich die komplette Stadt vom Vorgängerspiel “Arkham City”, aber durch das winterliche Setting fühlt sich Gotham hier ganz anders an. Schnee weht durch die nächtlichen Straßen, überall hängen Lichterketten und Weihnachtsdeko steht an jeder Ecke.
Die Story ist zwar simpel, der Plot bietet aber etliche Twists und ist teils wirklich sehr, sehr clever geschrieben. Den Höhepunkt der Schreibkunst ist die spielbare Szene nachdem der Joker das erste Mal auf Batman getroffen ist und im Gefängnis laut über ihre Dualität sinniert. Dank des geschickt geschriebenen Monologs denkt die anwesende Psychologin Harleen Quinzel aber, er flirte mit ihr. Hier wird eine gigantische Text-Bild-Scherer aufgemacht, wobei der Text absolut Doppeldeutig ist. Ganz, ganz großes Writing.
Auch im Kontext der anderen Spiele ergibt “Origins” viel Sinn. Der Batman, den wir hier sehen, ist wütender, unbeherrschter und viel brutaler als in den späteren Jahren. Er verweigert jegliche Hilfe, misstraut Commissioner Gordon und legt sich sogar mit Alfred an. Dadurch wird hier ein Grundstein für eine Charakterentwicklung gelegt, die in “Arkham Knight” ihren Abschluss findet. Darin vertrauen dann die Figuren einander und sind eng verbunden, während in “Origins” Misstrauen und Spannungen den Umgang prägen.
“Origins” macht Spaß, ist clever und ein gutes Arkham-Spiel. Woher kommt dann der Ruf als dummes und hässliches Stiefkind der Reihe? Eigentlich ist der unverdient, begründet ist er in einem Mangel an Innovation im Vergleich zu den Vorgängern und einer verhunzten Open World. Nach wenigen Spielstunden ist nämlich die Map von oben bis unten zugeschissen mit Hunderten von Nebenaufgaben. Completionists macht das nervös, aber wer das ignorieren kann, bekommt eine spannende und wendungsreiche Kampagne mit deutlich mehr als 12 Stunden Umfang.
Like a Dragon: Infinite Wealth [2024 PS5]
Ichiban Kasuga sucht seine Mudder – auf Hawaii. Dummerweise sind auch alle Gangs, Verbrechersyndikate und Geheimdienste der Insel und Japans hinter ihr her.
Interessanter Fish-out-of-Water-Ansatz des Yakuza-Epos mit viel frischem Wind. ZU viel frischem Wind.
Von allem ist hier zu viel drin, selbst nach 20 Spielstunden kommt das Game immer noch mit neuen Mechaniken und Features um die Ecke, und mein Kopf explodierte bald vor Dingen, die man machen kann/wissen muss/die storyrelevant sind.
Die Open World ist riesig und umfasst Honolulu, den Tokyoter Stadtteil Kamurocho und die Stadt Yokohama sowie mehreren Inseln. Die Schauplätze sind vollgestopft mit allen möglichen Arten von Aktivitäten: Neben Golf und Baseball und diversen alten SEGA-Games, die sich an Automaten spielen lassen, findet sich sogar ein komplettes Pokemon-Game und ein Aufbauspiel a la “Animal Crossing”. Wer will, kann MONATE in der Spielewelt von “Infinite Wealth” verbringen und diese Spiele spielen, ohne dabei in der Story des Hauptspiels auch nur einen Schritt vorwärts zu kommen.
Hat man verdaut, was einem das Game alles an den Kopf schmeißt und einigermaßen rausgefunden, was wirklich storyreleveant ist und was nicht, gibt es immer noch genug zu tun: Die Spielcharaktere müssen Jobs lernen, Geld beschaffen, Ausrüstung kaufen und jede Figur selbst muss auch leveln. Das gleitet häufig wieder in Grind ab, dieses Mal allerdings nicht ganz so lieblos wie im Vorgänger. Im Gegensatz zu dem hat sich auch das rundenbasierte Kampfsystem verbessert, das nun wesentlich mehr Bewegungsfreiheit und Kombos erlaubt und wirklich viel Spaß macht, auch im zweitausendsten Kampf noch. Der Plot ist wieder spannend und toll inszeniert, auch wenn die Story ziemlich dünn ist.
Ändert aber nichts daran, dass sich das Spiel gerade zu Anfang sehr nach Arbeit anfühlt. Das war auch der Grund, weshalb ich es nach dem Kauf im Januar 2024 angespielt, aber nach 20 Stunden keine Lust mehr hatte und es erst Anfang November wieder angefangen habe.
Erst ab einer gewissen Schwelle, wenn man weiß was man alles NICHT machen muss, welchen Summs man ignorieren kann und wenn die Story endlich Fahrt aufnimmt, wird es besser – ab dem Moment schwankte ich permanent zwischen ehrfürchtigem “Ohgott ich möchte, dass dieses Game nie endet” und angepisstem “Oh nein NICHT NOCH ein Abend lang Fleißaufgaben und Levelgrind”! Die “Arbeit” macht man irgendwann sogar zwei Mal, weil man mit zwei Partys und insgesamt zehn Charakteren unterwegs ist. Um die Hauptstory zu erleben, muss man rund 80 Stunden einplanen. Mit allen Nebenaufgaben, Animal Crossing und Pokemon liegt man vermutlich eher bei 120 bis 150 Stunden.
“Yakuza 8” also seeeeehr lange sehr unterhaltsam, aber alles andere als das perfekte Game, als das die Fachpresse es anpreist. Vermutlich hat das Spiel nur so hohe Bewertungen bekommen, weil die Tester ob des unfassbaren Umfangs entnervt aufgegeben haben. “Komm, nimm die 90er-Wertung, aber lass uns in Ruhe!”
Was ich mir vom nächsten “Like a Dragon” aber wünsche: Keinen Kazuma Kiryu mehr. Der Hauptcharakter der alten “Yakuza” Spiele hat sechs Serienteile plus diverse Spin-Offs und Prequels getragen, ist in der “Like a Dragon”-Welt offiziell schon seit drei Spielen tot, hat schon zwei Mal die Fackel weitergereicht und erhält hier zum gefühlt x-ten Mal seinen Schwanengesang. Ja, die Figur ist eine Legende, und es war nett ihn nochmal zu sehen, was für einen Eindruck er auf andere Charaktere früherer Spiele hinterlassen hat, aber jetzt lasst ihn verdammt nochmal endlich in Ruhe sterben. Passiert vermutlich nicht, denn eine der zweifelhaftesten Aussagen des Spiels ist: Man muss es nur wollen, dann besiegt man auch Krebs.
Machen:
Neues Spielzeug:
Ein CTEK CS One Batterieladegerät. Das Ding ist zu gleichen Teilen cool und eine Unverschämtheit. Cool: Man kann es nicht verpolen. Es lädt vollautomatisch und ermittelt dafür alleine die richtigen Einstellungen. Es lädt alle Batterietypen (AGM, CCA, Lithium-Ionen). Es besitzt Rekonditionierungs- und Wiederbelebungsprogramme. Es kann als 12V-Stromquelle genutzt werden, z.B. um während eines Batteriewechsels die Fahrzeugssysteme am Laufen zu halten.
Unverschämt: Es besitzt keine Taste. Um Funktionen wie die Rekonditionierung oder Konstantstrom zu nutzen, muss man sich per App mit der Cloud des Herstellers verbinden, sich dort einen Account anlegen, sich einloggen und dann per Bluetooth auf das Gerät gehen. Ich HASSE Geräte, die nur mit Cloudanbindung funktionieren. Zumal man hier dauernd wieder ausgeloggt wird.
Auch unverschämt: Das Gerät ist arschteuer (um die 150 Euro, auch wenn es jetzt im Sale wesentlich günstiger war) und TROTZDEM muss man Dinge wie einen Gummischutz oder ein Anschlusskabel für Peripherie Extra kaufen. Und: Die neuen Stecker sind der letzte Mist (es gibt keine Entriegelung, einmal eingerastet muss man die Nasen mit Kraft auseinanderreißen).
Ich habe es jetzt trotz der Unverschämtheiten behalten. Die V-Strom hat schon eine Dose dafür bekommen und wird nun über den Winter ab und an darüber mit Strom versorgt.
Ding des Monats:
Gummistiefel. Wollte ich mir in Anbetracht steigender Anzahl von Katastrophen, Garteneinsätzen und der Kombination (katastrophale Garteneinsätze) eh mal zulegen. Nach dem erneuten Wasserrohrbruch, während dem ich wieder auf nassen Socken durch die Gegend geflitzt bin, jetzt also Dunlop Purofort + S5 in schwarz. Neoprengefüttert, ölbeständig, Durchtrittschutz, Stahlkappe. Die nächste Katastrophe kann kommen.
Trotzdem seltsames Gefühl. Mein letztes Paar Gummistiefel war knallgelb und hatte noch Entchen auf der Seite. Da war ich fünf.
“MAN BEKOMMT KEIN GELD WIEDER WENN MAN EXTRA LANGSAM AM BLITZER VORBEIFÄHRT!”
Wetter: Anfang des Monats sind die Bäume kahl und es ist neblig, einstellig kalt und viel Regen. Ab Monatsmitte weniger Regen, mehr Frost. Monatsende um die 5 Grad und trocken.
Lesen:
Jeremy Clarkson: home to Roost
Mehr Anekdoten von Clarksons Farm. Zusammengefasst sind hier seine Sunday Times-Kolumnen der letzten 12 Monate. Wie üblich unterhaltsam, aber erzkonservativ.
Hören:
Sehen:
The Sunlit Night [Prime]
Das Leben der amerikanischen Kunststudentin Frances ist ein Traum: Erfolgreich auf ein Stipendium beworben, Model-Freund, eine liebevolle Familie. Bis zu dem Moment wo sich die Eltern scheiden lassen, ihr Freund Schluss macht und sich das “Stipendium” als etwas superabsurdes herausstellt: Frances soll einem knurrigen Künstler dabei helfen, seine Scheune gelb zu streichen und damit zum Kunstwerk zu machen. Die Scheune steht in einem Fjord. In Norwegen.
“Das ist mein Freund. In seinen blonden Beinhaaren verfängt sich Dreck. Ich hasse seine Schultern” – mit solchen Beschreibungen der Ich-Erzählerin fällt dieser Film direkt in die Tür, und dafür möchte man ihn sofort lieben. Leider wird sehr schnell deutlich: Der Film besteht nur aus seltsam-bemühten Momentaufnahmen, die ziemlich Random aneinandergeklebt sind. Vermutlich wäre der Streifen gerne “Amelié in Norwegen”, leider ist er das nicht mal im Ansatz. Das die Schauspieler nicht miteinander spielen hilft nicht wirklich, selbst Gillian Anderson und Zach Galifinikakis stehen ziemlich ratlos in der Gegen herum. Schade.
Despicible Me 4 [2024, JAL]
Ex-Bösewicht Gru macht sich einen neuen Feind. Dummerweise ist der ein Superschurke und hat es nun auf Grus Familie abgesehen. Die geht in Zeugenschutzprogramm – aber wie unauffällig kann eine Familie aus einem Ex-Bösewicht, einer EX-Agentin. drei ADHS-Kindern und eintausend Minions schon sein?
Ich mag die “Ich, einfach unverbesserlich”-Filme sehr gerne. Die sind nämlich in vielen Szenen inszeniert wie die alten “Nackte Kanone”-Streifen: Im Vordergrund wird ernst durchgespielt, während im Hintergrund das Chaos tobt und Running Gags bis zum get no durchgezogen werden. Blink and you missed it. Das passiert auch hier wieder und ist hoch vergnüglich, täuscht aber nicht über die vorhersehbare Story hinweg. Auch ärgerlich: Die Super-Minions sind ein Element, das im Film so gar nicht funktioniert und sehr offensichtlich nur wegen Merch-Verkäufen drin ist. Oder das ist die Vorbereitung für ein weiteres Minions-SpinOff, aber dafür ist es eigentlich zu scheissig gemacht.
Fly me to the Moon [2024, JAL]
Kennedy hat verkündet, dass man bis zum Ende der Dekade auf dem Mond gewesen sein will. Nun ist schon 1968, viel Zeit bleibt nicht mehr bis zum Ende des Jahrzehnts, und daher arbeitet Channing Tatum sehr ernsthaft am Weltraumprogramm der NASA.
Was er braucht: Mehr Geld und mehr Leute.
Was er nicht braucht: Die PR-Tussi Scarlett Johansson, die das Mondprojekt dem Kongress und der Bevölkerung “verkaufen” und so finanzieren soll.
Allerdings ist sie dabei sehr erfolgreich, bald sprudelt Geld aus Werbedeals und Amerika ist im Weltraumfieber. Dann kommen die Bedenken: Was, wenn die Mondlandung fehl schlägt? Fällt Amerika dann nicht in eine kollektive Depression, und die Russen lachen sich ins Fäustchen? Wäre es nicht besser, man ginge auf Nummer sicher und inszenierte die Mondlandung gleich im Studio, um sie live im TV übertragen zu können?
Seltsamer Film. Wirkt ein wenig als habe er ADHS. Vergnüglich, ohne Frage, aber irgendwie unfokussiert und sprunghaft. Keine Storyline konzentriert sich, alles wirkt sehr zusammengemischt. Als wäre sie für Leute, die beim schauen permanent auf´s Handy gucken und nur die Hälfte mitbekommen – geschrieben VON Leuten, die beim Machen des Films die Hälfte der Zeit auf´s Handy geguckt haben. “Ey, was wäre wenn die Johansson nicht nur eine PR-Tussi wäre, sondern auch eine Trickbetrügerin?” “Könnte sie nicht auch noch Piratin sein?” “Tolle Idee!!”
Leider taugen auch die Darsteller nicht als Klebstoff für dieses Konstrukt. Channing Tatum und Scarlett Johansson sind zwar ausnehmend schöne Menschen, haben aber überhaupt kein Charisma – Folgerichtig entwickeln diese Teflon-Schauspieler auch zusammen keinerlei Chemie.
Letztlich ist “Fly me to the Moon” eine unterhaltsame Nummernrevue mit schönen Menschen in schönen Kulissen, aber herzlos und ohne Charme und echten Witz. Nicht mal als Dokudrama taugt er, denn der Stoff ist frei erfunden – was Verschwörungsmystiker natürlich nicht glauben.
Deadpool & Wolverine [2024, JAL]
Deadpool gräbt Wolverine aus und macht mit ihm gemeinsam das Marvel-Multiverse unsicher.
Wie Meta kann ein Film sein? Deadpool & Wolverine: JA!!!!!
Was hier an Dekonstruktion aufgefahren wird ist beachtlich, sehr unterhaltsam und äußerst blutig. Dabei funktioniert der Film weniger als die Vorgänger über Pipi-Kaka-Witze als vielmehr Style over Substance. Die vielen Cameos und Insidergags haben mich echt staunen lassen. Auch wenn der Plot Banane ist, spürt man hier an jeder Ecke die Liebe zum Material. Für Fans von Marvel – und für solche, die schon immer mal sehen wollten, wie klassische Marvel-Figuren und Timelines übern Deister gehen.
Spielen:
Batman: Shadow of Arkham [2024, Meta Quest 3S]
Zwischen “Batman: Arkham Origins” und “Arkham Asylum”: Gotham brennt. Brandstifter sind die Anhänger des Kultführers “Rat King”. Über den weiß man nichts, und seine Anhänger schweigen eisern. Batman beschließt sich in Verkleidung unter die Kultisten zu mischen, und lässt sich in das legendäre “Black Gate”-Gefängnis sperren.
Woah. Ich bin amtlich beeindruckt. “Shadow of Arkham” orientiert sich stark an “Arkham Asylum”: Mit Black Gate gibt es einen ähnlich gestalteten, räumlich begrenzten Schauplatz, der aber viel Abwechselung bietet. Beeindruckend ist vor allem die gelungene Übertragung in die virtuelle Realität. Als Kleinkrimineller “Matches” Malone läuft man durch das Gefängnis und belauscht Insassen, als Batman gleitet man über die Gassen Gothams, löst Rätsel und prügelt sich durch Gegnerhorden.
Nahezu jedes Gameplay-Element der Arkham Reihe wurde hier umgesetzt. Es gibt das Freewlow-Kampfsystem, es gibt die Predator-Passagen, in denen man lautlos und aus den Schatten heraus Feinde ausschalten muss, und es gibt die Detektivsicht, die beim Rätseln hilft – aber all das aus der Ego-Perspektive, dreidimensional und mitten im Raum! Und alles funktioniert nahezu reibungslos und flüssig. Freilich artet das in Sport aus, wenn man während der Kämpfe minutenlang Luftboxereien austrägt – aber wenn ich nach einer Massenkeilerei schwer atmend mitten in meinem Wohnzimmer stehe, um mich herum die bewusstlosen Körper der Ratten-Kultisten, dann ist die Immersion wirklich immens. Und der Muskelkater am nächsten Tag ist real, nicht virtuell.
Machen:
– Den Yaris ein ums andere Mal in die Werkstatt bringen.
– Mir den Arsch abarbeiten.
Neues Spielzeug:
Eine VR-Brille, eine Meta Quest 3S. Ich sage es nicht gerne, aber ich bin echt beeindruckt: Facebook hat hier viel richtig macht. Die Entwicklungssprünge bei VR und AR in den ergangenen Jahren waren doch erheblich. So braucht es mittlerweile kein Kamerasetup mehr, keine UV-Strahler und keinen leistungsstarken Rechner, an den ein schweres Headset mit pixeliger Auflösung angeschlossen wird. Bei der Quest 3S ist alles integriert – aufsetzen und loslegen. Anwendungen schweben frei im Raum und lassen sich mit den Händen bedienen, ähnlich wie in “Minority Report”. Wer es präziser braucht, kann kleine Controller in die Hand nehmen und die virtuelle Umgebung mit kleinen Sticks und Tasten steuern. Über ein Client-Programm ist es möglich den Inhalt des eigenen Rechners frei im Raum schweben zu lassen und daran zu arbeiten – ein Notebook bekommt so z.B. ein riesiges (und für andere unsichtbares!) Display.
Youtube oder Prime laufen auf der Quest, und das Ergebnis ist beeindruckend: Plötzlich schwebt ein riesiger Kinobildschirm im eigenen Wohnzimmer oder in einer virtuellen Umgebung. Mehr Apps und Games gibt es im Meta-eigenen Store. Die Spiele sind dabei beeindruckend: Der Klassiker “Beat Saber” läuft super, technisch und spielerisch haben hier aber “Arkham Shadow” (s.o.) oder “Assassins Creed Nexus” die Nase vorn. Deren Grafik bewegt sich ca. auf dem Niveau einer XBOX 360, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch, eben weil alles flüssig läuft und man mitten drin ist.
Die Meta Quest 3S teilt sich die technische Basis des bessern Modells Quest 3, spart sich aber einen LIDAR-Sensor und setzt auf ein altes Optiksystem aus Fresnell-Linsen. Die erzeugen in sehr dunklen oder sehr hellen, monotonen Umgebungen einen leichten Halo-Effekt, in Games oder Filmen fällt der aber nicht auf. Der fehlende Radar-Sensor ist gar nicht zu bemerken, der wird durch bessere Kameras und Software kompensiert. Toll ist die dynamische Soundberechnung, die durch die im Brillenband verbauten Minilautsprecher ausgegeben wird. Tonquellen lassen sich präzise im virtuellen Raum orten und verändern den Klang und die Lautstärke, wenn man sich ihnen nähert. Das trägt wesentlich zur Immersion bei.
Eigentlich macht die Meta 3S all das, das die Apple Vision Pro auch tut. Vielleicht nicht in derselben Qualität, aber dafür kostet sie nur 329 Euro, nicht 4.000. Für mich noch wichtiger: Man kann die Quest 3S mit Brille nutzen. Das ist gut, denn so kann auch ich das Headset nutzen – anders als die Apple Vision Pro, denn unter der ist keine Brille möglich, und optische Einsätze mit 12 Dioptrien gibt es nicht.
Investieren sollte man als Brillenträger unter der Quest 3S dann allerdings in einen Linsenschutz, z.B. von VR Optiker – sonst kann es sein, das die Brille die Linse im Headset verkratzt. Auch sinnvoll: Eine Kopfhalterung aus dem Zubehörhandel, denn der Standard-Strappen taugt nicht für wilde Sessions a la “Shadow of Arkham” (s.o.).
Alles in allem das perfekte Headset für den Einstieg in VR und AR, wenn man bereit ist, sich in das Ökosystem von Facebook zu begeben.
“Summimasen, watashi wa doitsunindesu. Watashi wa nihongo o hanasemasen.”
Wetter: Anfang des Monats in Tokyo mit tags wie nachts 25 Grad und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit sehr schweißtreibend. Ende des Monats Regen und mit 12 bis 15 Grad deutlich kühler.
Lesen:
Jason Schreier: Play Nice. The Rise, Fall, and Future of Blizzard Entertainment
Der Titel sagt es schon: Die Geschichte des Gamestudios Blizzard, das weltweit erfolgreiche Spiele wie Warcraft, World of Warcraft, Starcraft, Diablo oder Overwatch macht. Nachgezeichnet wird die Unternehmensgeschichte von den Anfängen als Anhängsel eines Verlags für Lernmedien, über die Zeit unter Activison und die Knechtschaft unter Bobby Kotick bis hin zur Übernahme durch Microsoft im vergangenen Jahr und der enttäuschten Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Jason Schreier ist der Starjournalist der Gamingszene, und ich liebe seine Berichte bei Kotaku bzw. Bloomberg und sein erstes Buch, das grandiose “Blood, Sweat and Pixels”. Aus dem stammt das Zitat:
“Hier ist eine andere Theorie: JEDES Videspiel wird unter Ausnahmebedingungen produziert. Wie auch sonst? In Videospielen kommt Kunst und Technik zusammen, und beides ändert sich zu schnell um planbar zu sein. Es ist, als ob man jedes Mal, bevor man einen Film dreht, eine neue Kamera erfinden muss. Und während man filmt, wird jeden Tag das Drehbuch umgeschrieben.”
Der Nachfolger, “Press Reset”, war dann schon nicht mehr ganz so dolle. Trotzdem: Schreier wirft Detail- und Kenntnisreiche Blicke hinter die Kulissen. Die Bücher sind dabei in Kapitel gegliedert, jedes widmete sich einem Game bzw. einem Studio. Das war mir oft ein wenig zu kurz, bei manchen der Insiderstories hätte ich mir einen längeren Text gewünscht.
Den gibt es hier, das gesamte, 400 Seiten starke Buch widmet sich ausschließlich Blizzard, einem der wichtigsten und vielleicht das erfolgreichste Gamestudio der Welt – und ausgerechnet der Firma, von der ich noch nie ein Spiel gespielt habe. Macht aber nichts, ich kann auch so Spaß daran haben, hinter Kulissen zu blicken und zu erfahren, wie Firmen ticken und wie ihre Produkte entstehen. Dachte ich.
Leider ist dem nur zum Teil so. Der Spaß geht mir ab, wenn Schreier Blizzard kontinuierlich als einen Laden beschreibt, der als Bro-Bude anfängt und dessen Gründer beim ersten Winken mit Geld in Sportwagen rumfahren, während sie ihrer Belegschaft erzählen, dass man leider, leider keine Löhne zahlen kann, von dem die Angestellten leben könnten. Aber man arbeite ja für Rum, Ehre und SPASS bei Blizzard. Das ist ab Anfang unerträglich, wird aber bis kurz vor Ende des Buches von Schreier als etwas einzigartiges und Tolles gezeichnet – erst in der späten Activision-Phase und im Zusammenhang mit den Gerichtsverfahren wegen Sexorgien in der Führungsriege des Unternehmens wird der Ton skeptischer.
Man merkt dem Buch an, wieviel Arbeit darin steckt und wie viele Interviews Schreier geführt hat. Aber auch das ist irgendwann ein Problem, wenn der Autor sich in der Masse an Quellmaterial verheddert. Wenn auf jeder zweiten Seite fünf neue Personen eingeführt werden, deren Leben und Karriere irgendwann später oder nie wieder aufgegriffen wird, geht irgendwann Übersicht und roter Faden flöten. Vermutlich hätte es dem Ganzen gut getan, wenn man sich entweder stärker auf die Firmengschichte oder die Entstehung der Games oder auf die Stories der Personen konzentriert hätte und die anderen Bereiche jeweils kürzer gefasst hätte. So wandert der Fokus hin und her und macht es manchmal nicht einfach den, häufig nicht chronologisch erzählten, Stories zu folgen.
In Summe ein interessantes Buch, das aber seltsam ambivalent rüberkommt: Begeisterung bzw. deplatzierte Neutralität gegenüber einem ausbeuterischen Scheißladen, der nie so benannt wird und die Geschichten von Personen und Spielen, die leider in zu vielen persönlichen Details absaufen. Oder anders: Über Blizzard hätte ich gerne weniger gewusst. Als nächstes bitte Ubisoft oder Ryu Ga Gotoku, Herr Schreier.
Saskia Fröhlich: Introvertiert – Na und?
Was bedeutet es, introvertiert zu sein? Was unterscheidet introvertierte und extrovertierte Persönlichkeiten, wie sind die Bedürfnisse? Was für Mythen gibt es? Wie wirkt sich Introvertiertheit in Partnerschaften aus? Wie kann man mit Introvertiertheit in bestimmten Situationen umgehen?
Saskia Fröhlich ist selbst heftig introvertiert, gleichzeitig eine wirklich gute Comedienne und bekannt auf TikTok und Youtube. Tatsächlich hatte ich beim Lesen die ganze Zeit ihre Stimme im Kopf (“Willkommen in meiner kleinen Scheiß-Drecksküche!”), was absolut passend ist – denn das Buch ist so geschrieben, wie Saskia sich in ihren Videos gibt.
Die Erklärungen zu Introvertiertheit (Sie verwendet den Begriff “Introversion”, der macht mir Brrr) sind gut und amüsant zu lesen, zumal auch viele persönliche Situationen geschildert werden. Das persönliche ist eine Stärke und gleichzeitig eine Schwäche des Buchs.
Mir hat ein Blick über den Tellerrand des persönlichen Erlebens gefehlt, oder zumindest ein etwas deutlicherer Hinweis darauf, dass Introvertiertheit ein Spektrum darstellt: Sie kann sich so krass wie bei Saskia äußern, muss es aber nicht. Eine grobe Skala wird lediglich im Kapitel über Partnersuche erwähnt. Da die unterschiedlichen Ausprägungen von Introvertiertheit aber echt wichtig sind, werden jetzt viele Introvertierte da draußen ins Grübeln kommen – ich mag Partyspielchen, bin ich jetzt doch nicht introvertiert?
Flockig zu lesen und die Zielgruppe, jüngere Introvertierte, finden hier Erklärungen zu ihren Bedürfnissen und beruhigende antworten auf die Frage “Stimmt mit mir etwas nicht, wenn ich Zeit für mich brauche und mich soziale Situationen erschöpfen?” . Als gefestigterer Mensch erfährt man (vermutlich) wenig Neues über sich selbst.
Hören:
Sehen:
Die junge Frau und das Meer [JAL, auch Disney+]
New York, 1926: Gertrude Ederle ist die Tochter eines deutschen Einwanderers. Deshalb kann sie etwas, was amerikanische Mädchen nicht können: Schwimmen. Und das sogar so gut, dass sie trotz widrigster Umstände Goldmedaillen erschwimmt. Dann setzt sie sich in den Kopf den Ärmelkanal zu durchqueren. Dass sie das Potential dazu hat, macht ihren Trainer, dessen großer Traum auch die Kanalquerung ist, neidisch – keine guten Voraussetzungen.
Faszinierender Film, der die Diskriminierungen zeigt, denen Frauen vor 100 Jahren ausgesetzt waren. Um das zu tun und damit Trudes Leistungen gebührend zu würdigen flunkert er hier und da bei der Story – auch dort, wo es eigentlich nicht nötig wäre. Schade, sowas verdirbt mit ein Biopic immer ein wenig. Spielt aber keine große Rolle, am Ende habe ich trotzdem geheult. Hervorragende Ausstattung, wundervoll gefilmt, Daisy Ridley in sehr guter Form.
Wetter: Anfang des Monats sommerlich heiß mit 25 bis 30 Grad, dann stürzen die Temperaturen auf tagsüber 15 und nachts einstellig. Gebietsweise viel Regen – in Osteuropa so viel und so schlimme Überschwemmungen wie noch nie. Monatsende winterlich kühl bei 6 Grad.
Lesen:
Petra Reski: All´Italiana: Wie ich versuchte, Italienerin zu werden
Italienische Staatsbürgerin werden oder nicht? Diese persönliche Frage der venezianischen Journalistin Petra Reski bildet die Rahmung für einen Streifzug durch die Zeit. Der ist manchmal persönlich und erzählt von ihrer Ankunft, Sozialisierung und Arbeit in Italien, begleitet aber auch die die politischen Geschehnisse des Landes von den 1990ern bis heute: Die Mafiamorde an Borsellino und Falcone, erinnerungswürdige Interviews und immer wieder der Würgegriff von Berlusconi sind chronologisch aufbereitet und erlauben tiefe (und zum Glück wertende!) Einblicke in ein Italien, das so in der deutschen Wahrnehmung selten stattfindet.
Hier wird kein “Bella Italia” verklärt oder “Azurro”-vernebelten Wohlfühlanekdoten nachgehangen. Reski findet im Schlimmen immer noch das Schlimmere, resigniert erstaunlicherweise aber nie. Auch dann nicht, als deutsche Gerichte die Zensur ihres Buchs über Mafia in Deutschland anordnen.
Faszinierend, toll geschrieben, kurzweilig und: Zu kurz.
Hören:
Sehen:
Wolfs [2024, Apple TV+]
George Clooney beseitigt Probleme und Hinterlassenschaften anderer Leute. Schnell, diskret, keine Fragen. Niemand tut und kann, was er tut – denkt er. Bis eines Nachts Brad Pitt im Türrahmen steht und den gleichen Auftrag hat wie Clooney: Eine Leiche verschwinden lassen.
Überraschender wie stylisher Thriller, der sich und seine Protagonisten nicht ganz ernst nimmt. Regisseur und Drehbuchautor John Watts weiß ganz genau, was seine Stars können und was er von ihnen will, und Clooney und Pitt liefern. Immer wieder findet hier Kommunikation nur über Blicke oder bedeutungsschwangeres Schweigen statt. Die Verdichtung der Handlung auf eine Nacht in einem winterlichen, Max-Payne-artigen New York ist ein hervorragender Kniff. Spannender und ungemein cooler Film, und der erste, der mich allein durch eine Kameraeinstellung zum Lachen brachte.
John Sugar [2024, Apple TV+]
Colin Farrell ist ein knallharter Privatdetektiv in Los Angeles. Sein Auftrag: Eine entführte Millionenerbin finden.
Neo-Film Noir in modernem Setting, mit einem Colin Farrell, der mal wieder cool sein darf und nicht die ganze Zeit guckt, als hätte er Verstopfung? Count me in, ich LIEBE Film Noir. Von “John Sugar” allerdings fühle ich mich betrogen. Unique Selling Point beim Pitch war wohl ein Genremix, und dass….
SPOILER!
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…die Geschichte kurz vor Schluss darin abgleitet, dass John Sugar und seine Partner allesamt Außerirdische vom Planeten Pups sind und nur nach Hause wollen Das ist eine lustlose wie merkwürdige Auflösung.
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. Spoilerende!
In der Summe: Bis Folge sechs verworren erzählte Geschichte, die kurz vor knapp mit einem Deus Ex Machina-Moment aufgelöst wird, der so herbeihalluziniert wirkt als hätte eine KI nicht nur der Vorspann gemacht, sondern auch das Drehbuch geschrieben. Bäh.
Stranger than Fiction [2006, BluRay]
Will Ferell ist kleiner Beamter beim Finanzamt. Er lebt allein, in einem geordneten, sich stets wiederholenden Leben. Das wird durcheinandergebracht, als er eines Tages eine Stimme hört, die jede seiner Handlungen beschreibt und sogar seine Gedanken ausspricht. In seiner Not wendet er sich an Literaturprofesssor Dustin Hoffmann, der zu dem Schluss kommt: Ferrell ist eine literarische Figur. Jetzt muss er nur noch den Autor finden, der seine Geschichte schreibt.
Netter kleiner Film, der nicht überraschend ist, aber zum Ende hin mit einem tollen Dilemma aufwartet. Ich mag Will Ferrell eigentlich nicht, aber hier spielt er ernst und überzeugend. Der Rest des Casts ist großartig: Magie Gyllenhaal ist fantastisch und Dustin Hoffman liebt seinen knarzigen Professor. Nur Emma Thompson overacted ins schwer erträgliche, aber nun.
Spielen:
Thank Goodness you´re here![2024, Switch]
Ein viel zu kleiner Handlungsreisender kommt in eine kleine Stadt und muss für die Bewohner zahlreiche Aufgaben erledigen.
Trailer:
Skurriles, kleines Game mit abwechslungsreichen Minispielchen. Teils sehr lustig, manchmal ärgerlich, weil man stundenlang die Wimmelbilder auf der Suche nach der nächsten Aufgabe absuchen muss.
Star Wars Outlaws [2024, PS5]
Vor “A New Hope”: Kay Vess ist eine junge Hackerin und Diebin. Sie träumt vom Coup und einem eigenen Schiff, um endlich ihren Heimatplaneten verlassen zu können. Tatsächlich bekommt sie die Gelegenheit zu einem großen Bruch, aber der geht schief und sie flüchtet in einem Privatraumschiff des Verbrecherkönigs, den sie ausrauben sollte. Jetzt hat sie zwar ein Schiff, aber dafür Kopfgeldjäger am Hacken und jede Menge anderer Probleme. Bleibt nur: Eine kriminelle Karriere als Outlaw einschlagen und Jobs in den heruntergekommensten Kaschemmen des Outer Rim annehmen.
Auf dem Papier ein interessantes Ding: Ein Star Wars Game mit einer Open World, aber ohne Jedi. Spieltechnisch hat UbiSoft hier ein Assassins Creed im Weltraum gebaut, mit starkem Stealth-Anteil.
Zum Release erschien das Game leider sehr buggy. Figuren glitschen durch Wände, Speicherpunkte sind absurd weit auseinander, Kletterpassagen manchmal Glücksspiel. Ein halbes Jahr Polish hätte dem Spiel gut getan, um zumindest diese Unschönheiten zu beseitigen.
Das hätte freilich nichts an den Gameplay- und Storyschwächen geändert. Der Start ist erzählerisch äußerst schwach und zieht sich ewig hin. Ich kann jeden verstehen, der nicht über den Prolog hinauskommt – das Spiel präsentiert sich zum Einstieg als so langweilig, dass man sich fragt, warum man seine Zeit damit verbringen soll. Zumal es oft nicht hübsch ist: Unbewegliche Holzgesichter und teils steife Animationen lassen einen unweigerlich fragen, warum Ubisoft selbst mit der neuen SnowDrop-Engine überhaupt keinen Wert auf sowas legt.
Wenn die Story losgeht wird es zwar besser, aber dann schlägt auch die Open World mit all ihren Schattenseite zu: Kay wird mit Aufträgen derart vollgeschissen, das es nicht mehr lustig ist. Es gibt drei Verbrechersyndikate, und wenn man für ein Syndikat arbeitet, werden die anderen Fraktionen sauer. Um alle bei Laune zu halten, muss man sich in Such- und Fetch-Quests den Arsch abzuarbeiten.
Dabei ist keine der Aufgaben in “Outlaws” einfach. Selbst für eine simple Aufrüstung des Blasters muss man halb Tatooine absuchen, bis man endlich einen (ständig den Standort wechselnden) Java findet, für den man dann wieder eine halbe Stunde irgendwelchen Blödsinn machen muss, bis man endlich das das benötigte Teil aus ihm rausschütteln kann.
Was das Gefühl des “Ich spiele hier nicht, das ist ARBEIT” angeht, sind die Hauptmissionen allein schon schlimm genug: Die Questketten sind zwar meist nett gemacht und gut geschrieben, aber VIEL zu lang.
Beispiel: Kay braucht einen Mechaniker. Um den zu bekommen, müssen wir:
– auf einen Planeten fliegen,
– eine Stadt erkunden,
– 10 Minuten im Dschungel nach dem richtigen Weg suchen,
– in eine imperiale Basis einbrechen,
– ein Rätsel lösen,
– den Mechaniker brefreien,
– wieder 10 Minuten durch den Wald fahren,
– eine Info suchen und finden,
– 10 Minuten durch den Wald fahren,
– einen Schrotthändler suchen und befreien,
– 10 Minuten über einen See fahren,
– des Schrotthändlers Schrott finden,
– 5 Minuten den Schrott des Schrotthändlers verfolgen, der von fliegenden Schrotthändlerschrottdieben geklaut wurde,
– in ein Syndikatscamp einbrechen,
– 10 Minuten über einen See fahren,
– in eine imperiale Basis einbrechen,
– ein Rätsel lösen,
– ein Feuergefecht überstehen
…und SCHON ist der Mechaniker bei uns. Easy, oder?
Das ist leider ein Muster. Nichts in “Outlaws” ist einfach, immer kommt noch mehr um die Ecke geschissen. Dadurch stellt sich auch kein “Ach, nur noch eine Mission”-Gefühl ein, weil an jedem vermeintlich kleinen Ding ein stundenlanger Rattenschwanz hängt. Keine Quest ist kurz und auf den Punkt, alles ist endlos kompliziert und dauert viel zu lange.
Ja, das fühlt sich so nach Arbeit an, wie es klingt. Oder man ignoriert den ganzen Bumms und die Fertigkeitenbäume und die Schiffs- und Speeder- und Ausrüstungsbäume und konzentriert sich nur auf die Hauptgeschichte. Das geht nämlich. Der Preis dafür: In der Endmission hat man es deutlich schwerer, und ohne eine Syndikatsbindung rutscht man in ein recht generisches oder sogar schlechtes Ende. Das sagt einem das Spiel aber nicht! Wüsste man, WARUM man endlos Zeit in die Aufrüstung von Schiff, Blaster und Syndikatquerelen stecken sollte, wäre das ja OK. So aber begreift man nicht, warum man abseits der Hauptstory überhaupt irgend etwas machen sollte.
Wenn wenigstens das Gameplay knackig wäre und Spaß machen würde! Das tut es aber nicht: Die Fahrzeuge, allen voran der Speeder, steuern sich schrecklich. Kletterpassagen sind unpräzise. Shooterpassagen funktionieren nur mäßig, weil das Deckungssystem schlecht ist und die Medipacks ewig brauchen um auszulösen (was man aufleveln kann, wenn man genug Javas schüttelt, aber auch das muss man sich erarbeiten). Der Controller ist so schlimm belegt, dass die Spielfigur statt zu laufen häufig mitten im Feuergefecht anfängt zu schleichen. Die Levelarchitektur ist so verwirrend, das ich des Öfteren auf Youtube gucken musste, wo der Ausgang aus einem Raum ist. Und die Schleichpassagen sind repetitiv, zu häufig und bei etlichen Missionen muss man ganz von vorn anfangen, wenn kurz vor Levelende ein Alarm ausgelöst wurde. Im Gamedesign aus der Hölle stecken sogar noch Eskortmissionen, was mich laut “Wollt ihr mich hier eigentlich verarschen??” rufen ließ.
Also alles schlimm? Erstaunlicherweise hatte ich doch ein wenig Spaß mit “Outlaws”. Die Umgebungen, Planeten, Städte und Raumschiffe sind toll designed und vermitteln echtes Star Wars-Flair. Endlich mal kein Jedi zu sein ist cool, Kay und die anderen Figuren (übrigens fast allesamt weiblich, egal welcher Spezies) sind interessant gestaltet, auch wenn sie wenig Charakter haben und keine Entwicklung durchmachen.
Nix, das fluffige Haustier, das aussieht wie eine Miniausgabe von Toothless aus “How to tame a Dragon”, ist nicht nur niedlich, das kleine Viech kann Wachen ablenken, Dinge stehlen und Kabel durchbeißen und so Explosionen auslösen. Das ist nett und macht Spaß. Und gegen Ende, auf die letzten zwei von 27 Stunden, wird sogar die Geschichte ganz gut.
In der Summe ist “Outlaws” ein extremer mixed Bag. Manche Systeme sind völlig overengineered, wie die Abendessen mit Haustier Nix, andere liegen in Trümmern, wie das Speederbike-Fahren. Überall blitzen feine Ideen durch, wie die, dass man Dinge von Personen lernt, die man trifft – eine nette, wenn auch mühselige Variante der Skilltrees. Wenn nur die Arbeit in der Open World nicht wäre! Ich behaupte mal: Ohne dieses ganze offene Gedöns und als lineares Spiel a la “Uncharted” hätte “Outlaws” besser funktioniert. So schimmert an vielen Stellen das Potential durch, was dieses Game hätte sein können und sollen – aber alles ist erstickt in Open-World-Beliebigkeit und roh wegen des fehlenden Polishings.
Alles kein gutes Zeichen für “Assassins Creed Shadows”. Aber das wurde auch gerade um vier Monate verschoben, lt. Ubisoft wegen der “Learnings aus dem Start von Outlaws”. Der hatte tatsächlich die Ubisoft-Aktie abstürzen lassen.
Machen:
Arbeiten, lang und schmutzig
ein letztes Mal DAS HAUS betreten