Gnadenloses Leben

Momentaufnahme: April 2022

Herr Silencer im April 2022

Trööt des Monats:

Wetter: Anfang des Monats bitterkalt mit Temperaturen nachts bis zu -9 Grad und tagsüber um den Gefrierpunkt. In der zweiten Monatswoche Sturm, Schnee und Regen bei einstelligen Temperaturen. Monatsmitte Sonne, bei Nachts um Null Grad, tagsüber um die 17. In der letzten Woche regnet es das erste Mal seit Anfang März. Die Äcker sind schon wieder trocken wie sonstwas. Letzte Monatswoche wieder trocken und 5 bis 15 Grad.


Lesen:

Stephen King: Billy Summers [2021]
Der Auftragskiller. Der berühmte letzte Job. Das Mädchen.

Diese Geschichte gab es schon in einigen Variationen. Stephen King findet hier aber einen ganz eigenen Dreh, um eine Geschichte von zwei Menschen zu erzählen, die unter seltsamsten Umständen zusammenfinden und eine merkwürdige Beziehung aufbauen.

Dieser Dreh ist aber kein wirklich guter. Zum einen braucht das Buch ewig um in Fahrt zu kommen: Ein Drittel der rund 650 Seiten sind Vorspiel. Dann nimmt die Geschichte Fahrt auf, wirkt aber hingebogen und konstruiert, um zu einem bestimmten Ergebnis zu kommen. Das dann die Story noch dauernd eine Vollbremsung bis zum Stillstand macht, um in einem Buch-im-Buch die Vergangenheit des Auftragskillers im Irakkrieg zu zeigen, macht die Sache nicht besser.

Das klingt jetzt kritischer als es gemeint ist. Trotz der anfänglichen Länge und den Einschüben ist die Geschichte von Billy Summers spannend genug, um stets wissen zu wollen wie es weiter geht. Schön auch zu sehen, das King auf seine alten Tage hier noch mit Genres, Perspektiven und Erzählstilen jongliert und ganz viel ausprobiert. Er schmeißt viel an die Wand, nicht alles davon bleibt kleben, aber es reicht noch für ein spannendes und innovatives Buch.


Hören:


Sehen:

The Brits are Coming! [BluRay]
Uma Thurman verzockt Geld einer Freundin und nötigt Tim Roth dazu Drogen für Stephen Fry zu schmuggeln.

„Weißte was? Die Thurman, die fand ich schon immer geil! Die muss im Film sein, und ihr sexy Ding machen. Und diese Dings aus Star Trek, Alice Eve, die auch! Und diese Sängerin, wo ich immer so gern höre, diese Sophia Vergara, die soll auch mitspielen! Oh, oh, oh! Und Maggie Q!“
„Und für die männlichen Rollen?“ – „Brauchen wir die wirklich? Na… da nehmen wir diesen unheimlichen da, diesen Crispin Clover. Oh, und Tim Roth, den finde ich witzig, der sieht so fertig aus. Und Stephen Fry finde ich lustig, den besetzen wir als schwulen, pädophilen Priester. Weil er selbst schwul ist, das ist lustig, kennste, kennste?!“

„Und wie soll die Handlung sein?“
„Handlung? Wieso braucht es eine Handlung? Na gut. Also: Stehen Fry will immer Leuten Sachen in den Arsch schieben, Tim Roth soll komisch gucken und dauernd bedröhnt sein, und die Ladies tragen sexy Swag und baggern sich gegenseitig an. Mehr Handlung brauchen wir nicht!“

…So oder so ähnlich muss es abgelaufen sein, als einige zugekokste Millionäre zusammen saßen und beschlossen, diesen Film zu machen. Die Darstellerriege ist beeindruckend, mit denen einen völligen Totalausfall zu produzieren muss man auch erstmal hinbekommen. „Brits are Coming“ schafft das aber – das Drehbuch ist so wirr, dass ich am Ende nicht mal verstanden habe, was da passiert.

All is lost [2014, BluRay]
1.700 Seemeilen vom nächsten bewohnten Festland bummst ein Boot in einen verlorenen Seecontainer und bekommt ein Loch. Robert Redford versucht so gut es geht alles zu flicken, aber dann kommt ein Sturm.

Interessanter Film. Praktisch keine Musik, keine Dialoge, nur ein Darsteller. Von dem wissen und erfahren wir: Nichts. Was macht der alte Mann da allein auf dem Meer? Wie heißt er? Warum ist er allein? Das bleibt der Fantasie überlassen, denn außer „MistMistMist“ und „Komm schon!“ sagt Redford den ganzen Film über kein Wort und spielt sehr reduziert. So guckt man ihm 105 Minuten dabei zu, wie er an seinem Boot rumfrickelt und sich immer neuen Problemen stellen muss.

Die Inszenierung ist zwar stellenweise sehr behäbig, und weder Kameraführung noch Schnitt werden in manchen Szenen der Dramatik der Ereignisse gerecht, trotzdem ist der Film spannend. Das liegt auch am Sound, der ziemlich gewaltig daherkommt. Wenn ein Sturm gegen das Glasfaserboot donnert und Wellen gegen den Rumpf klatschen, dann hat das Wucht.

Reduziert, spannend und dabei ruhig – eine seltsame Mischung. Nicht funktioniert hat für mich das Ende, das dem Ton des Films und der Setzung, die gleich in den ersten Minuten (immerhin per Voiceover) geschieht, nicht gerecht wird. Vermutlich wurde das nach Fokusgruppentests nachgedreht und rangepfriemelt.

Léon, der Profi [1994, BluRay]
Léon stammt aus einer der ärmsten Provinzen Italiens. Er ist ungebildet, kann nicht lesen und ist im Umgang mit Menschen so unerfahren, dass er fast zurückgeblieben wirkt. Aber in einer Sache ist er ungeschlagen geschickt: Als Profikiller. Als solcher arbeitet er im New Yorker Viertel Little Italy. Dort treiben sich auch korrupte Polizisten herum, die die Familie von Léons Nachbarin Mathilde abschlachten. Die Zwölfjährige überlebt, findet bei Léon Unterschlupf und bittet ihn, sie sein blutiges Handwerk zu lehren.

Ein Film, wie er heute nicht mehr gedreht werden könnte. Eine Zwölfjährige, die sich in einen Erwachsenen verliebt? Damals provokant, heute undenkbar. Dabei ist der Gegensatz des emotional erwachsenen, aber instabilen Kindes und des kindlichen Erwachsenen durchaus interessant – er wird hier nur etwas naiv angegangenen, ergeht sich zwischendurch in seltsamen Lolita-Szenen und versandet am Ende, ohne das der Konflikt wirklich thematisiert würde.

Abseits dieser Problematik ist „Léon“ ein sehr besonderer Film, weil er so viele Ausnahmetalente vereint. Zwar ist ausgerechnet Jean Reno als Protagonist ein ziemlicher Ausfall und ergeht sich in seinem üblichen Mondkalb-Blick, aber meine Güte, was sind Nathalie Portman und Danny Aiello hier gut.

An die Wand gespielt werden alle von Gary Oldman, der als drogensüchtiger und völlig durchgeknallter Cop hier so dermaßen abliefert, das man Angst bekommt. Oldman war die Inspiration für Heath Ledgers „Joker“, da bin ich mir sicher – Gesichtsausdrücke und Körpersprache findet man an vielen Stellen in „Dark Knight“ wieder.

Dazu kommen die visuellen Experimente eines noch nicht völlig in Selbstreferenzialität versunkenden Luc Besson in Kombination mit der tollen Kameraarbeit von Ausnahmefilmer Thierry Arbogast und der fantastische Production Value, der sich in der Ausstattung widerspiegelt: Man kann das Bohnerwachs der Altbaudielen geradezu durch die Leinwand riechen. Alles atmet Style und das Wollen, das Innenleben der Protagonisten zu visualisieren.

Ein alter Film, aber immer noch mehr als sehenswert, weil ein Ausnahmewerk.


Spielen:

Cyberpunkt 2077 [PS5]
V. ist Söldnerin auf den Straßen der dystopischen Megastadt Night City. Bei einem schiefgelaufenen Einsatz als Diebin gegen einen Megakonzern bekommt sie das KI-Abbild von Keanu Reeves in den Kopf gepflanzt. Der erscheint ihr fortan als Halluzination – und bringt sie langsam um. V.´s Persönlichkeit wird langsam, aber sicher von dem KI-Konstrukt überschrieben, das sich auch noch verhält wie das letzte Arschloch.

„Cyberpunk 2077″ ist ein dampfender Haufen und wird das auch bleiben.“ sollte hier eigentlich stehen. Tatsächlich ist auch 18 Monate nach Release, gefühlt 100 Patches und dem Wechsel auf neue Hardware (PS5 statt PS4) längst nicht alles gut.

Beispiele: NPCs glitschen, zucken und fallen durch Wände. Ab einer gewissen Geschwindigkeit verschwinden alle Autos von den Straßen. Meine Spielfigur stolpert in eine Badewanne und kommt da nie wieder raus. Ein Motorrad fährt gegen einen Müllsack, überschlägt sich und explodiert. Mein eigenes Auto spawned über meiner Spielfigur und erschlägt sie. Animationen werden nicht abgespielt. Audio hängt oder kommt in falscher Lautstärke aus der verkehrten Richtung. Keanu Reeves Tonspur ist deutlich leiser und anders aufgenommen als alle anderen. Wenn meine Spielfigur heimlich späht, beginnt sie zu schweben, bis sie meterhoch über der Deckung hovert und alle sie sehen.

Zwar stürzt „Cyberpunk“ nicht mehr alle drei Minuten ab, aber gut laufen tut es immer noch nicht. Die proprietäre und hauseigene RED-Engine kommt einfach hinten und vorne nicht klar, und in „Cyberpunk“ sind sogar Dinge kaputt, die in „Witcher 3“ noch funktionierten.

Aber selbst wenn technisch alles rund laufen würde: Dieses Spiel ist auch inhaltlich an vielen Stellen kaputt. Vieles wirkt wie auf Koks designt und nicht zu Ende gedacht. Allein die Bedienung ist auf Konsolen eine Frechheit. Menüs sind superwinzig, kaum lesbar und völlig überladen, das Perksystem überkomplex und untererklärt, das Inventar eine Müllhalde und das Craftingsystem habe ich bis zum Ende nicht verstanden und nicht benutzt.

Ich hatte ja schon ein schlechtes Gefühl, als CD Projekt Red 2014 ankündigte, „Cyberpunk 2077“ wäre ein First-Person-Adventure. Es gab noch NIE ein gutes Action-Adventure aus der Egoperspektive, und das hat Gründe. Springen und Klettern sind kaum möglich, das Customizing der eigenen Spielfigur ist völlig für die Katz (weil man sie nie sieht), und eine starke Erzählung oder Charakterzeichung kann mit einer Figur, die man nicht sehen kann, nicht wirklich gelingen.

Storytechnisch ist CP77 interessant, hat aber Open-World-typische Pacing-Probleme. Das Spiel baut viel Zeitdruck auf und drängt darauf der Hauptgeschichte zu folgen. Tut man das aber und konzentriert sich auf die story, plätschert die vor sich hin, nur um einem dann ohne Vorwarnung einen Bossgegner vor die Nase zu setzen, den man ohne ein bestimmtes Level nicht mehr besiegen kann – Zack, Storystopper. Unmittelbar nach dem Boss kommt schon der Point of no Return – wer hier weiterspielt, sieht schon nach 20 Stunden das Ende der Geschichte.

Die Nebenmissionen sollte man also unbedingt machen. Nur: Zu kaum einem Zeitpunkt weiß man, warum und wieso man welche machen sollte oder ob das alles nicht völlig egal ist. Die Nebengigs sind von der Qualität her ein ziemlicher Pralinenkasten. Ignoriert man den üblichen Open-World-Füllstoff, also die dummen Fetchquests, Autorennen und Faustkampfturniere, bleiben größtenteils nur Baukastenmissionen (gehe zu Punkt A und hau alle um) übrig.

Dabei gibt es durchaus drei, vier schön geschriebenen Nebenquestketten mit gelungenen Charakteren. Die sind aber oft so schludrig inszeniert, das sie antiklimaktisch enden. So zum Beispiel die Questkette um einen Polizisten, der Hilfe bei einem Serienmörder braucht. Der liegt im Koma, aber die entführten Opfer sind noch irgendwo in der Stadt und haben nicht mehr lange Zeit. V. muss in die Gedankenwelt des Killers einsteigen und herausfinden, wo er die Menschen verssteckt hat. Was superspannend geschrieben ist und in ein „The Cell“-Szenario führen könnte, verpufft hier einfach. Man untersucht eine Akte, fährt zu einem Ort und drückt einen Knopf – das war´s. Die durchgehende Egoperspektive verhindert, dass Zwischensequenzen filmisch inszeniert werden könnten – damit verschenkt Cyberpunk so viel.

Dieses verschenkte Potential aufgrund irriger Designentscheidungen ist überall zu spüren. So ist die Atmosphäre und Architektur von Night City und die grafische Erscheinung des Megasprawls faszinierend gut geworden. Irre Gebäude, Neonlichter… Das sieht toll aus, wirkt aufgrund des spärlichen Straßenverkehrs und weniger NPCS (die Engine!) aber auch oft leblos. Die Schwächen bei Technik, Story und Inszenierung arbeiten aber gegen die Atmosphäre, und das Spieldesign versteckt auch noch viele Möglichkeiten und Einzigartigkeiten vor einem.

Ich hatte am Ende aber doch Spaß an dem Game. Ich habe einfach alles ignoriert was ich nicht verstanden habe (wozu neben dem Crafting auch das Perksystem gehört, also vermutlich den ganzen Rollenspielanteil) und habe mich einfach über Hirn-aus-Simpelmissionen in der tollen Stadt und Missionen mit den wenigen Charakteren gefreut, die gut geschrieben sind. Auch die verschiedenen Enden sind allesamt berührend, kommen aber etwas abrupt und willkürlich um die Ecke.

„Cyberpunk 2077“ ist also kein dampfender Haufen, aber es ist auch kein supertolles Spiel. Abseits der netten Grafikassets ist sehr viel irreparabel verkehrt designt, technisch schlecht umgesetzt und die Narration erreicht an keinem Punkt „Witcher“-Niveau. An der Erwartungshaltung und den Versprechen im Vorfeld gemessen, ist es entäuschendste Spiel der letzten Jahre. Nach genügend Zeit in dieser Ruine findet sich dann aber doch eine gewissen Faszination des Morbiden – vielleicht das ist ja auch fast Punk.

The Kaito Files [PS5, 2022]
Tokio: Kaito Masaharu ist ein Ex-Yakuza und der Sidekick von Privatdetektiv Yagami. Als der aus der Stadt ist, wird ein neuer Klient bei Kaito vorstellig. Er soll eine Frau suchen, die eigentlich schon seit Jahren tot sein sollte. Zufällig ist diese Frau früher einmal Kaitos große Liebe gewesen.

Schöner DLC zu „Lost Judgment“. Keine Nebenaufgaben, kein Füllstoff, nur gut geschriebene und sehr spannende Thrillerstory. Deshalb schon nach rund 8 Stunden vorbei, aber da es in denen keiner Hänger und keinen Grind gibt, ist das mehr als verzeihlich. Ist im Season Pass zu Lost Judgment enthalten, auch wenn Sony Deutschland auch nach mehrfachem Hinweis zu dumm ist das auf die Website zu schreiben.


Machen:

ADAC-Training in Gründau,
Mastodon ausprobieren.


Neues Spielzeug:

Neue Tourenkombi. FLM Touren Leder-/Textil 4.0, der Nach-Nach-Nachfolger meiner Mohawk von 2012. Wieder Cordura/Ledermix mit Sympatex-Membran, Protektoren sind gegen bessere ausgetauscht.

Ist ordentlich verarbeitet, lediglich die Anordnung der Innentasche und die Reißverschlüsse an den Ärmeln sind Banane. Qualitativ gibt es deutlich besseres, aber diese Kombi passt mir perfekt, und darauf – und die schnelle Verfügbarkeit – kam es jetzt an. Ich kann gar nicht sagen, wie froh und glücklich ich bin, die Matata von Held endlich wegpacken zu können und stattdessen wieder eine Hose zu tragen, die mir nicht nach dem dritten Schritt vom Hintern rutscht (eine Nummer kleiner schnürte bei de Held dagegen die Extremitäten ab). Irgendwann mache ich mich dran mal eine gute Revvit Kombi zu finden, aber dieses Jahr habe ich von Hosenanprobieren die Nase voll.

Archiv Momentaufnahmen ab 2008

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Momentaufnahme: März 2022

Herr Silencer im März 2022

Schock des Monats: Krieg in Europa?!

Wetter: Nachts stets bitterkalt bei bis zu -4 Grad, tagsüber strahlender Sonnenschein bei 10 bis 18 Grad. Den ganzen Monat keinen Tropfen Regen, die Dürre im Boden steigt wieder an.


Lesen:

Alan Moore, Melinda Gebbie: Lost Girls [Graphic Novel, 1992]
Zu Beginn des ersten Weltkriegs sitzen die Gäste eines Luxus-Hotel in Österreich fest. Darunter drei Frauen: Eine ältere Dame, eine Amerikanerin und eine Hausfrau aus London. Sie lernen sich kennen, freunden sich an, beginnen eine Art von Beziehung und erzählen sich zum Zeitvertreib ihre sexuellen Geheimnisse.

So wurde die ältere Dame in ihrer Jugend von einem kaninchenhaft nervösen Mann betäubt und missbraucht und fühlt sich seitdem, als sei ihr wahres Ich in einem Land hinter den Spiegeln gefangen. Die Amerikanerin hat ihre erste sexuelle Erfahrung als einen Tornado der Lust in Erinnerung. Und die Londonerin beschreibt, wie ein Unbekannter ihr und ihren Brüdern zu einem Erlebnis verhalf, das sich anfühlte, als würden sie fliegen können.

Alan Moore ist verrückt wie ein Sack Katzen, aber er ist auch der Großmeister der Graphic Novels. Aus seiner Feder stammen u.a. die „Watchmen“, „V for Vendetta“ oder das schwer erträgliche „From Hell“. Das er in dieser Geschichte ausgerechnet Alice (die mit dem Wunderland), Dorothy (aus dem „Zauberer von Oz“) und Wendy (aus „Peter Pan“) als gealterte Frauen aufeinandertreffen lässt und ihnen eine erotische Beziehung andichtet, ist einer seiner besonders absurden Einfälle.

Die Geschichte der Beziehung der drei Frauen ist voller Wendungen und schockierender Enthüllungen, die oft von den Protagonistinnen so banal nebenbei erzählt werden, dass dadurch die Schwere ihrer Traumata deutlich zu Tage tritt. Das ist große Erzählkunst.

Die Zeichnungen von Melinda Gebbie tun das ihrige, um die Geschichte der „Lost Girls“ zu etwas Besonderem zu machen. Sie variieren stark, je nach Erzählerin, Perspektive und Thema wechselt der Stil zwischen naturalistischen Bleistiftzeichnungen oder ineinander verlaufenden Aquarellen. Der Fantasie wird dabei wenig überlassen; die Geschichte ist ein gezeichneter Porno, der zum Ende in stete Orgien abgleitet und kaum eine Spielart menschlicher Sexualität auslässt.

Das Buch selbst ist eine Freude: Extrem schweres Papier, Prägungen und perfekte Farben überall. Man hat das Gefühl, einen Schatz in Händen zu halten.

Christie Golden: Assassins Creed Heresy [2016]
Abstergo-Forscher springt in die genetischen Erinnerungen eines seiner Vorfahren und begleitet Jeanne d´Arc. Die hatte nicht nur einen erstaunlichen Count an Precursor-DNA, sondern kam im Laufe ihre kurzen Lebens auch mit einem Isu-Schwert in Kontakt, auf das die Templer der Gegenwart scharf sind.

Die Zusammenfassung klingt verwirrend? Das Buch steigt aber genau so ein. Viel erklärt wird hier nichts, und wer die umfangreiche Lore von „Assassins Creed“ nicht zumindest in Grundzügen kennt, versteht hier nur Bahnhof. Wer das „Creed“-Universum aber kennt und mag, schätzt den raschen Einstieg. Das Buch macht aus seiner Prämisse, das die historische Figur Jeanne d´Arc deshalb so rätselhaft war, weil sie unter Precursor-Einfluss stand, einen ordentlichen Bogen auf und füllt Lücken und Fragezeichen in der echten Geschichte mit Assassins Creed-Erzählungen.

Trotz der guten Idee: Erzählerisch ist dieses kleine Buch keine Leistung. Die historische Geschichte ist farblos hingemeiert, die Gegenwartsstory bemüht und krampfig erzählt, alle Figuren völlig beliebig. Immerhin habe ich etwas über das Leben der seltsamen Jungfrau von Orleans gelernt.


Hören:


Sehen:

Bild: Arte

Diener des Volkes [Arte Mediathek]
In der Ukraine: Der kleine Gymnasiallehrer Wolodymyr Selenskyj denkt er sei allein, als er seine Wut über „die da oben“ herausbrüllt und mit Leib und Seele darüber schimpft, dass es ja völlig egal ist, wenn man zum Präsidenten wählt – „die“ seien ja doch alle gleich und plünderten die Menschen der Ukraine hemmungslos aus.

Der leidenschaftliche Ausbruch wird von einem Schüler gefilmt, das Video geht Viral, und durch eine Reihe von Zufällen wird Slenskyj zum Präsidenten der Ukraine gewählt. Dort rutscht er schnell in die Maschinerie von „denen“, die ihn zu einem der ihren machen wollen. Während er sich dagegen noch wehrt und von Demokratie, Freiheit und Europa träumt, genießt seine Familie, das sie mit Aufmerksamkeit und Geschenken überhäuft wird.

Sehr unterhaltsam, diese Geschichte über den kleinen Mann, der über Nacht zum Präsidenten wird und dann in die Mühlen von Oligarchen und „Beratern“ gerät. Ständig am Rand der Überforderung träumt sich der Geschichtslehrer Hilfe historischer Figuren herbei. Das ist schon wirklich lustig, wenn er dann – befeuert von Che Guevara – das gesamte Kabinett als Bande von Dieben zusammenzuschreit, oder wenn er von Plato bedauert wird, das er an Demokratie glaubt. Und das, während seine Familie den neuen Status genießt und sein Vater sich gegen das Versprechen von Gefallen die schäbige Plattenbauwohnung zu einem „Versailles“ umbauen lässt.

Historischen Wert hat sie Serie ja schon deshalb, weil der echte Selenskyj auf dieser Basis wirklich unvermittelt Präsident wurde. Sie bietet aber auch anhand vieler Kleinigkeiten Einblicke in das Leben und die Denke der Ukraine vor dem Krieg, vom Alltag bis zum Verhältnis zu Belarus („Herr Präsident, das ist nur Lukaschenka, wegen dem müssen sie sich nicht erheben“). Aus heutiger Sicht guckt man die ganze Zeit mit einem weinenden und einem bewunderndem Auge.

23 Folgen OMU in der Arte Mediathek

The King´s Man [BluRay]
Um die Jahrhundertwende: Ralph Fiennes ist der Duke of Oxford. Der Pazifist und Philanthrop muss miterleben, wie seine Frau im Jahr 1902 in den Burenkriegen stirbt, dann kommt auch noch sein sein Sohn in den Schützengräben des ersten Weltkriegs um. Durch Zufall stösst Fiennes darauf, das ein mysteriöser Unbekannter europäische Staatsoberhäupter mittels sinistrer Charaktere wie Rasputin, Mata Hari oder Eric Jan Hanussen manipuliert. Diese Ereignisse führen zur Gründung eines unabhängigen Nachrichtendienstes: Kings Man.

Ich mag ja fiktionale Stories, die sich im Schatten realer Ereignisse abspielen. Das war es, was ich an „Assassins Creed“ faszinierend fand, bevor die Serie den Bach runterging.

Das nun die Form der „Alternate History“ genutzt wird um ein Prequel zu den von mir heiß geliebten „Kings Man“-Filmen zu machen, fand ich daher grundsympathisch – und war zunächst doch enttäuscht, wie übrigens auch die Kritiker und ein guter Teil des Publikums.

Das liegt zum guten Teil daran, dass die Vorgängerfilme, besonders „Golden Circle“, völlig überdrehte und fantastische Spionage-Comedy-Action-Derivate um einen Club außergewöhnlicher Gentlemen waren. Das Prequel „The King´s Man“ verbreitet nun dagegen erst einmal die graue Aura von staatstragendem Ernst und bleierner Trauer. Ralph Fiennes gibt sich erkennbar Mühe die Traumata seiner Figur deutlich zu machen, und Krieg und Tod des ersten Weltkriegs taugen als Hintergrund für eine Geschichte nun mal nicht für gute Laune.

Gelegentlich gibt es campy Elemente, wie die Infografik für Dreijährige, die die komplexen Hintergründe europäischer Politik auf vier Pfeile und drei Figuren reduziert, oder dass die rivalisierenden Charaktere Kaiser Wilhelm II, Zar Nikolai und King George V alle vom selben Darsteller gespielt werden. Dieser Unfug ist aber fehl am Platz und bringt den Film tonal ins Schlingern, zumal er nie in Richtung Komödie abbiegt. Auch große Actionsequenzen sucht man hier vergebens – und das ist genau, was die Erwartungshaltung der Fans bricht.

Aber: Der Film hat etwas ganz Eigenes, stelle ich nach dem zweiten Ansehen fest. Das hier ist kein schlichter Popcorn-Blockbuster, sondern die Geschichten von einzelnen Personen und ihren Motivationen. Die sind sorgfältigst geschrieben und hergeleitet, wie überhaupt die ganze Story mit großer Kunstfertigkeit gebaut wurde und viele, kleine Überraschungen bietet – das fängt bei einem völlig lautlosen Faustkampf im Niemandsland der Westfront an, führt über den Charakterbogen einer Ziege(!) und endet bei der Tatsache, dass hinter der „Kings Man Agency“ eigentlich eine Frau steht.

Die Motivationen des Duke of Oxford und seine Entwicklung sind sorgfältig herausgearbeitet, und alle Handlungen und Ereignisse passieren nicht einfach so, sondern sind immer begründet und haben Folgen (die Ziege!).

Die Besetzung ist erstklassig, bis in die Nebenrollen hinein. Gemma Arterton als Koordinatorin, Charles Dance als alter General und Daniel Brühl als Hanussen sind schon super, aber Rhys Ifans (Spike aus „Notting Hill“) deklassiert alle anderen, hat er doch als dämonischer Rasputin, der Gegner in Grund und Boden tanzt(!) sichtbar Spaß an der Rolle.

Blass bleibt lediglich der Antagonist. Mir gefällt die Idee, dass ein dunkler Strippenzieher für die tatsächlich manchmal unglaublichen Entwicklungen im ersten Weltkrieg verantwortlich sein soll, aber genau dieser Charakter ist klischeehaft gezeichnet und funktioniert nicht gut. Das ist schade, denn dadurch werden auch die Heldenfiguren in Mitleidenschaft gezogen.

Was bleibt? Nun, „The King´s Man“ ist ein sehr guter Film mit hervorragenden Schauspielern und einer tollen Geschichte. Für sich allein leidet er lediglich unter tonalen Inkonsistenzen und einem schwachen Antagonisten. Als Prequel kann er aber die Hypothek der Reihe nicht einlösen. Das tut dann evtl. ein echter „Kings Man 3“.

Jojo Rabbit [Netflix]
Kleiner Junge ist begeisterter Nationalsozialist und hat Hitler als imaginären Freund.

Unerträglicher Quatsch, prätentiöse Taika Waikiki Selbstdarstellung, völlig überdreht und dem Thema völlig angemessen, nach 20 Minuten ausgemacht. Dann auf Twitter überredet worden doch weiter zu schauen. Stellt sich raus: Scarlett Johannson. Aber der Rest bleibt trotzdem unerträglich überdrehter Müll, stellenweise „Hitler – Das Musical“. Schlimm.


Spielen:

Horizon: Forbidden West [PS5]
Unsere Zivilsation ist vor 1.000 Jahren untergegangen. Jetzt leben die Menschen in steinzeitlichen Stämmen, beschützt von tierähnlichen Maschinen. Die werden eines Tages aggressiv und wenden sich gegen die Menschen. Schlüsselfigur gegen diese Bedrohung ist Aloy, eine junge Jägerin vom Stamm der Nora. Stück für Stück entdeckte sie, was in der Vergangenheit mit der Welt passierte und wer sie selbst eigentlich ist.

Soweit die Zusammenfassung von „Horizon: Zero Dawn“, dem 2017 erschienenen Vorgänger, dessen Story ich für eine der besten SciFi-Geschichten halte, die je geschrieben wurden.

Der Nachfolger „Forbidden West“ schließt nun direkt an die Ereignisse von „Zero Dawn“ an: Das Terraformingsystem der Erde spielt verrückt, Unwetter und Hungersnöte sind die Folge. Aloy macht sich auf, um den Grund dafür herauszufinden und zu ergründen, warum die Maschinen im ersten Teil überhaupt aggressiv wurden.

Natürlich kann Teil 2 nicht auf die gleiche Weise wie „Zero Dawn“ funktionieren. Viel der Faszination von Teil 1 kam durch den Wissensunterschied und die unterschiedlichen Intentionen von Spielfigur und Spieler: Aloy wollte nur wissen wer sie ist und woher sie kommt, als Spieler wollte man wissen warum die Erde untergegangen ist und wieso Roboterdinosaurier(!) auf ihr unterwegs sind. Das führte zu charmanten Situationen, etwa wenn Aloy sich freute wenn sie ein „Armband der Vorfahren“ fand oder „ein Windspiel der Altvorderen“ und man als Spieler wusste: Das ist eine Casio-Uhr und ein Schlüsselbund, was sie da gerade ausgebuddelt hatte. Trotzdem fand man am Ende gemeinsam raus, warum unsere Zivilisation unterging. Dieser erzählerische Kniff lässt sich nicht beliebig wiederholen.

Dennoch geben sich die Autoren große Mühe, auch in „Forbidden West“ zu überraschen – und meine Güte, das gelingt ihnen! Sicher, mittlerweile weiß man um die Geheimnisse von Projekt Zero Dawn und kennt Aloy, aber dennoch blieb mir beim Spielen der Hauptstory mehr als einmal der Mund offen stehen.

Das hier ist die ganz, ganz hohe Kunst guten Geschichtenerzählens. Alles wird gut vorbereitet, ergibt im Kontext der Welt Sinn und hat eine ordentliche Auflösung. Dazu macht die Heldin eine ganz eigene Entwicklung durch: Trägt sie zu Beginn noch die Last der Welt auf ihren Schultern, begreift sie im Verlauf, dass andere Menschen durchaus wichtig sein können.

Neben der tollen Hauptgeschichte gibt es wieder jede Menge Nebenmissionen, die mal dramatisch und mal herzbrechend sind, vor allen aber sind sie gut geschrieben. Die Nebenmissionen von „Forbidden West“ sind kein generischer Einheitsquatsch aus dem Baukasten, wie in „Assassins Creed“ und anderen Open Worlds seit Jahren üblich, das hier sind echte Kurzgeschichten, die toll vertont und geschauspielert sind und die vor allem einen Einfluss auf die Hauptgeschichte und Personen haben.

Dazu kommt die technische Umsetzung. Die Welt ist wunderschön und detailreich, und die Gesichter der wirklich guten Schauspielern (U.a. Carrie Anne „Trinity“ Moss, Angela Bassett oder Lance Reddick) sind fotorealistisch. Das wirkt alles lebendig, und weil auch die Charaktere bis in die Nebenrollen hinein gut geschrieben sind, ist „Forbidden West“ wieder eine herausragende Erfahrung.

Gameplaytechnisch hat das Amsterdamer Studio Guerilla Games überall noch etwas draufgesattelt, was aber nicht an jeder Stelle gut ist. Zwar funktioniert das Klettersystem jetzt besser, aber Dinge wie Fallenstellen und Tränke brauen sind jetzt völlig überladen. Es gib so dermaßen viele Optionen, dass man sich immer wieder in den Menus verfuddelt. Alle Optionen nutzen kann man eh nicht, man muss sich hier wirklich heraussuchen, was zum eigenen Spielstil passt. Das schlanke System des Vorgängers hat mir da besser gefallen.

Ist aber Jammern auf höchstem Niveau, „Horizon: Forbidden West“ lässt sich trotzdem gut spielen, hat eine Hammergeschichte und ist dazu noch eines der schönsten Games für die aktuelle und letzte Konsolengeneration.
Wer storygetriebene Actionadventures mag, findet hier eines der besten die es bislang gab.


Machen:

Moppedsaisonstart 2022


Neues Spielzeug:

Ein Schnappdreieck.

Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Momentaufnahme | 4 Kommentare

Momentaufnahme: Februar 2022

Herr Silencer im Februar 2022

Worte des Monats:

Wetter: Monatsanfang um den Gefrierpunkt und Dauerbedeckt, Monatsmitte um die 7 Grad und einige Tage Sonne, Monatsende noch einmal Frost mit Minustemperaturen um die -4.


Lesen:

WIP


Hören:


Sehen:

The Book of Boba Fett [2022, Disney+]
Boba Fett klettert aus dem Sarlacc und beschließt, er müsste jetzt mal der neue Verbrecherboss von Tatooine werden. Er heuert die Bande von Griff Tannen aus „Zurück in die Zukunft 2“ an und beleidigt Fischköppe. Es folgt: Ein ebenso absurdes wie langweiliges auf-der-Stelle-treten.

Argh, was war das denn? Da fällt Boba Fett als knallharter, wortkarger Kopfgeldjäger 1983 in die Grube des Sarlacc, und als er 2021 wieder daraus emporkrabbelt, ist er ein 60jähriger Opa mit Harmoniebedürfnis, der die Bevölkerung von Tatooine als Jabba-Nachfolger schützen will? Hä?

Seltsame Rückblenden, eine ziellos mäandernde Geschichte und Figuren, bei denen zu keiner Zeit die Motivation klar ist, machen „Book of Fett“ leider zu einer handwerklich schlechten Serie. Dazu kommen teils wirklich nicht gute Schauspieler, und das sich von den sieben Folgen zwischendurch auch noch zwei mit was ganz anderem beschäftigen legt den Witz nahe, dass selbst die Serienmacher keinen Bock auf dem Boba Fett sein Buch hatten.

Sehr seltsam, dass von den Schöpfern eines solchen Knallers wie „Mandalorian“ so ein Totalausfall kommt.

Ghostbusters: Afterlife [2021, BluRay]
Alleinerziehende Mutter zieht mit ihren Kindern auf´s Land, auf die heruntergekommene Farm des lang verschwundenen und jüngst verstorbenen Vaters. Schnell wird den Kids klar, das im gottverlassenen mittleren Westen irgend etwas nicht stimmt, und Opa absichtlich hier her gezogen ist, weil er 1984 ein Geisterjäger war und hier ein Epizentrum des Übersinnlichen liegt.

Oh wow! „Afterlife“ ist eine direkte Fortsetzung der Ghostbusterfilme aus den 80ern, und eine ganz wunderbare noch dazu. Im Kern ist das hier „Goonies meets Ghostbusters“ sowie die Geschichte von Egon Spengler. Der Figur des zwischenzeitlich verstorbenen Harold Ramis, an den dieser Film eine großartige Hommage ist. Was Jason Reitmann, der Sohn des gerade verstorbenen Ivan Reitmann, hier gemacht hat, funktioniert für eine neue Generation Zuschauer, zupft aber auch den Nostalgienerven der Altfans.

Super gemacht, und die Ereignisse der Filme von ´84 und ´89 sowie des dritten Teils (das Spiel von 2010!) passen genau zu dieser tollen Übergabe des Staffelstabs an eine junge Generation. Die ist übrigens so toll besetzt, dass ich gerne mehr von denen sehen würde.


Spielen:

Warten auf Aloy, deshalb zwischendurch erstmal ein paar kurze Remaster und eine angespielte Altlast:

Alan Wake Remastered [PS5, 2010, 2021]
Alan Wake ist ein Bestsellerschriftsteller und nach Veröffentlichung seines letzten Buchs kreativ völlig am Ende. Um den Kopf frei zu bekommen, fährt er mit seiner Frau nach Twin Peaks. Hier verschwindet das Ehegespons, es passieren Dinge, und am Ende stolpert Wake immer wieder Nachts durch dunkle Wälder.

„Alan Wake“ ist ein spielbarer Stephen-King-Roman im Twin-Peaks Setting – so kann man das Spiel vielleicht am einfachsten beschreiben. Der Ort der Handlung und die skurrilen Charaktere erinnern an jeder Ecke an die alte David-Lynch-Serie.

Das alles passt perfekt zu einer verwickelten und sehr dramatischen Geschichte, die hier in Episodenform erzählt wird. Wie bei einer Fernsehserie gibt es Unterbrechungen und Rückblicke. Diese Unterbrechungen passen perfekt auf die einzelnen Storybeats, wobei die einzelnen Episoden auch in sich ein sehr gutes Pacing mitbringen. Ruhige Dialog- und Erkundungsphasen wechseln sich ab mit Actionpassagen, in denen Alan Wake durch finstere Wälder stolpert und mit einer Taschenlampe die Dunkelheit bekämpft.

Licht als Waffe einzusetzen ist originell und funktioniert meist sehr gut, weniger gelungen ist die Steuerung, die etwas indirekt und schwammig ist. Die Hauptfigur ist so unsportlich, dass sie mehr stolpert als läuft, nicht mehr als 20 Metern sprinten und nicht mehr als zwei Mal ausweichen kann. Neben diesen (gamedesigntechnisch gewollten) Restriktionen gibt es auch Limitationen bei der Spielengine, die Animationen nicht unterbrechen kann. So stirbt Alan Wake ein ums andere Mal, weil ihn während der langen „ich hebe einen Gegenstand auf“-Animation die Dunkelheit von hinten erwischt.

„Alan Wake“ ist gameplaytechnisch kein Meisterwerk, nie gewesen. Den Status des Klassikers hat sich das Game auf der vorletzten Konsolengeneration erworben, weil es ein atmosphärischer Hammer ist. Wenn Wake im Licht des Mondes seinen Weg durch die nebelverhangenen Wälder sucht, dazu düstere Bässe und unheilvolle Geigen aufspielen – dann stellen sich einem die Nackenhaare auf.

Das Remaster, das es nun für PS4/5 und die diversen Xboxen gibt, bringt neben allen DLCs auch hohe Auflösungen, bessere Texturen und neue Effekte mit, die „Alan Wake“ auf ein zeitgemäßes Niveau hieven. Lediglich bei den groben Gesichtsanimationen und der Charakterbeleuchtung merkt man, dass man es hier mit einem XBOX360-Game zu tun hat.

Ist aber egal: „Alan Wake“ ist ein Meilenstein der Spielegeschichte und ein Lehrstück, wie Geschichten im Medium Videospiele erzählt werden können, das sollte jede halbwegs interessierte Gamerin mal gesehen haben.

Alan Wake´s American Nightmare [XBOX 360]
Nach den Ereignissen des Hauptspiels wacht Alan Wake in einer Episode der TV-Serie „Twilight Zone“ auf. Schnell wird klar, das er immer noch in der Gewalt der dunklen Entität ist und nur ausbrechen kann, wenn er die Handlung der Folge zu Ende führen kann. Das ist aber gar nicht so einfach, denn stets kurz vor dem Ende wird die Handlung wieder an den Anfang zurück geskippt.

Kleine Weiterführung der Alan Wake-Reihe. Sollte wohl mal ein zweiter Teil werden, wurde dann aber zu Gunsten des nächsten Projekts beim Publisher eingestellt und die fertigen drei Levels durch den Kniff mit den Zeitschleifen zu einem eigenen Spiel hochgepumpt. Immer wieder die gleichen Szenen zu spielen nervt erstaunlich wenig, zumal sich Wake und die anderen Figuren den Wiederholungnen bewusst sind und versuchen, durch Variationen den Ausgang zu ändern. Da zudem nach knappen fünf Stunden alles vorbei ist, kann man das mal mitnehmen. Ist sogar im Microsoft Gamepass kostenlos enthalten.

Uncharted: A Thieves End [Remaster PS5 2016, 2021]
Wo sind eigentlich all die Piraten hin, als das goldene Zeitalter der Freibeuter endete? Die Geschichte lehrt uns, dass sie alle gejagt und letztlich gefangen und getötet wurden. Aber was, wenn die großen Piratenkapitäne ihren Tod nur vorgetäuscht und sich in Wahrheit gemeinsam und mit ihren Schätzen in einen versteckten Winkel der Welt zurückgezogen hätten? Nathan Drake und Victor Sullivan gehen der Sache nach.

Aaaaah, Uncharted 4.
Das perfekte Action-Adventure. Man stelle sich seinen Lieblingsabenteuerfilm vor, addiere das Lieblingsadventure dazu und nehme das mal zwei.

„A Thieves End“ ist so unfassbar gut geschrieben und umgesetzt, dass mir jedes Mal die Worte fehlen. Hier herrscht kein Leerlauf, die Charaktere fühlen sich wie echte Menschen an, alles strotzt vor Cleverness. Das zeigt sich besonders im environmental storytelling; die Umgebung selbst erzählt eine Geschichte, und es ist toll sich daraus zusammen zu reimen, was hier passiert ist.

So liebe ich bspw. die Szene, in der Drake das Bild eines Piratenkapitäns findet, dessen Flagge – einen Affen – er nicht erkennt (s.o.) – das ist natürlich eine Hommage an „Monkey Island“, und allein die IDEE, das Uncharted hier die Geschichte von Guybrush Threepwood zu Ende erzählt, der es am Ende wirklich geschafft hat ein mächtiger Pirat zu werden, lässt mein kleines Nerdherz vor Freude hüpfen.

Das Remaster für die Current Gen Konsole sieht genauso aus wie die PS4-Fassung, läuft aber flüssiger und bringt die Konsole vor lauter Grafikpracht nicht zum Glühen. Besitzer der PS4-Fassung von „Thieves End“ oder „Lost Legacy“ bekommen die „Legacy of Thieves“-Edition für die PS5 für 10 Euro.

Uncharted: The Lost Legacy [Remaster PS5 2017, 2021]
Chloe Frazer ist eine Diebin, und jetzt hat sie sich entschieden etwas sehr Wertvolles zu stehlen: Den Stoßzahn der indischen Gottheit Ganesha. Hinter der Reliquie ist auch eine indischer Nationalist her, und dooferweise hat der eine Armee im Gepäck. Zum Glück ist Chloe bei der Schnitzeljagd durch indische Großstädte und den Dschungel nicht allein: Sie hat die Söldnerin Nadine Ross engagiert. Das Muskelpaket, das zuletzt den Drake-Brüdern ordentlich einheizte, soll der Diebin den Rücken frei halten. Das tut sie auch – bis Chloe, ganz ihrer Natur entsprechend, alle verrät.

Zuletzt 2017 gespielt, aber immer noch gut, dieser kleine Ableger der Uncharted-Reihe. In knapp 8 Stunden ist man durch die (größtenteils vorhersehbare) Geschichte durch, aber die kommt ohne Hänger daher und ist spannend. Der charismatische Widersacher, das knackige Gameplay und das unglaubliche Polish machen diesen Titel zu einem Juwel. Dem konnte auch das PS5-„Remaster“ nichts hinzufügen. Läuft jetzt wohl auf 120 FPS bei 4K, was ich nicht prüfen kann, sieht aber ansonsten genauso brillant aus wie auf der PS4.

Cyberpunk 2077 1.5 [PS5, 2022]
Als „Cyberpunk 2077“ im Dezember 2020 erschien, war es ein verbuggter, glitchiger Haufen Müll. Das erste Dutzend Patches half diesem Wrack soweit auf die Füße das es einigermaßen spielbar war, allerdings fehlten weiterhin essentielle Features, es strotze weiterhin vor Fehlern und auf den Lastgen-Konsolen bekam man Augenkrebs ob der schlechten Grafik. Zudem wurden die NPCs in der Spielewelt so zurückgefahren, das sie tot und leblos wirkte, und die PS4-Fassung stürzte alle 30 Minuten ab. Ich brach deshalb meinen Spieldurchlauf nach wenigen Stunden ab und packte das Ding zur Seite.

Nun, nach 15 Monaten, also der große Patch. Aber der macht nicht alles gut, obwohl er sich auf PC, PS5 und XBOX Series konzentriert. Ich habe nur kurz reingespielt und praktisch sofort auf der PS5 Pop-Ins (zu spät ladende und urplötzlich ins Bild springende Objekte), Clippingprobleme und verrückte Physik gefunden. NPCs laufen mit unsichtbaren Gegenständen und in seltsamen Haltungen durch die Gegend und durch Wände, die Spielwelt ist nach wie vor ziemlich leblos und die Straßen leer. Die Grafik sieht jetzt besser aus und läuft flüssig, so lange man sich nicht zu schnell bewegt.

Was nach wie vor das Grauen: Das Nutzerinterface. Das Inventar ist zugeschissen mit Tausend Funktionen und Angaben, das HUD überfrachtet mit hunderten Infos in Winzigschrift und die Bedienung ist fummelig, überfrachtet und so wenig intuitiv, dass das Spiel ohne mehrjähriges Studium und Mausbedienung kaum handhabbar ist.

Was auch immer da in Zukunft noch kommt: Man sollte die Hoffnung aufgeben, das aus Cyberpunk2077 jemals ein gutes Spiel wird. Und die Fassung für die LastGen-Konsolen sollte man gänzlich abschreiben, die laufen immer noch schlecht, und da machen CD Projekt Red keinen Handschlag mehr.


Machen:


Neues Spielzeug:
Neue Handschuhe!

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Momentaufnahme: Januar 2022

Herr Silencer im Januar 2022

Worte des Monats: Ist der Januar endlich vorbei? Bitte?

Wetter: Um Null, meistens nass. Gelegentlich Schnee, der aber nie lange liegen bleibt. Einfach nass und kalt und bah. Erst am 27.01. sehe ich um 11:30 Uhr für einen Augenblick einen Sonnenstrahl. Ehrlich, ich habe noch nie bewusst einen so langen und dunklen Januar wahrgenommen.


Lesen:

WIP


Hören:


Sehen:

Penny Dreadful [2021, BluRay]
Timothy Dalton und Eva Green treffen im viktorianischen London auf Mina Harker, Dr. Van Helsing, Dr. Frankenstein, Werwölfe, Jack the Ripper, Dorian Grey und andere seltsame Zeitgenossen. Das Green von der Dunkelheit verehrt wird und Dalton seine Tochter ausgerechnet an Dracula verloren hat, macht die Sache nicht einfacher.

„Penny Dreadful“ waren im England des 19. Jahrhunderts massenproduzierte und billige Bilderheftchen mit Gruselgeschichten. Gruselig möchte auch diese Serie sein, billig gemacht ist sie aber nicht. Die Besetzung ist bis in die Nebenrollen hinein einfach nur fantastisch, aber geradezu magisch ist das Zusammenspiel aus Timothy „007“ Dalton und Eva Green. Dazu kommt der sichtbar hohe Production Value, das ist alles edel gemacht und auch so gefilmt.

Über alle 27 Folgen hat die Serie Probleme mit dem Pacing. In der zweiten Staffel verliert sie etwas ihren Fokus und tritt lange auf der Stelle, was dazu führt, dass sie sich in der finalen dritten Staffel sehr beeilen muss, um alle Handlungsfänden zusammenführen. Das wirkt etwas unzusammenhängend, kommt aber zu einem okayen Ende.

Jede der drei Staffeln der 2014er Serie besteht nur aus 9 Folgen, was sich angenehm wegschauen lässt.

Eternals [2020, Disney+]
Salma Hayek, Angelina Jolie, die Stark-Brüder aus Game of Thrones und generische Schauspieler 1 bis 8 halten sich seit x-tausend Jahren auf der Erde versteckt und werden erst aktiv, als der Planet von schlechtem CGI und hanebüchenen Drehbüchern bedroht wird.

Lassen wir mal die doofe Prämisse außer acht, hat „Eternals“ immer noch 99 Probleme, und alle davon sind hausgemacht. Der Film möchte gerne anders sein als andere Marvel-Filme und auf den Beziehungen der Charaktere zueinander aufbauen, macht sich aber nicht die Mühe, die Figuren einzuführen und Beziehungen wirklich zu etablieren. Ginge auch gar nicht, denn dafür ist der Cast viel zu groß.

Von der schieren Menge an Hintergrund, der hier erst einmal aufgebaut werden müsste, hätte ein Serienformat mit vier Staffeln besser gepasst als ein Film. Vergleicht man „Eternals“ mit dem bisherigen Marvel-Universum, ist es so, als hätte man versucht alle Filme der Phasen 1 bis 3, also vom ersten „Iron Man“-Film bis zu „Endgame“, in einen Film zu stopfen. Eternals schafft dabei ein erstaunliches Kunststück: Trotz der Menge an Erzählung ist der Film gähnend langweilig und so belanglos, dass man bereits während des Anschauens vergisst, worum es eigentlich geht.

Ist halt immer schon ein schlechtes Zeichen, wenn man nach der Hälfte des Films nicht mal die Namen der Protagonisten kennt. Im Fall von „Eternals“ hat man schon Probleme, sich deren Gesichter zu merken.


Spielen:

Scarlet Nexus [PS5, 2020]
Japanische Städte werden von Chimären aus menschlichen Körperteilen und Blumenvasen angegriffen. Ein Gruppe Psi-begabter Kids stellt sich dem entgegen. Am Ende retten alle die Welt durch das Aufsagen von Kalendersprüchen.

Action-Rollenspiel im Anime-Look, mit einer Mischung au Dialogen und Kämpfen mit Waffen und Macht-Kräften. Das macht eine zeitlang Spaß, dann wird es repetitiv und nervig.

„Ein Anwärter auf Game of the Year“ und „Eine tolle neue IP“ jubelten die Kritiker und fantasierten von „wuchtigen Kämpfen“, „tollen Charakteren“ und „epischer Story“ – und ich sitze hier vor uns frage mich, ob diese „Journalisten“ dieses Machwerk eigentlich länger als die drei Stunden, die der Publisher als Preview erlaubt hat, gespielt haben. „Scarlett Nexus“ ist nämlich ein Ausflug in die Hölle des Gamedesigns. Ab dem zweiten Level wiederholen sich die leeren Landschaften und die teils ausgesprochen hässlichen Assets, der Plot ist völlig vorhersehbar, die Charaktere sind die üblichen Abziehbildchen. Spielmechanisch sind die PSI-Fähigkeiten nett, sind aber direkt ab Start verfügbar und erfahren keine Entwicklung. Genau wie die Gegner, die allen Ernstes mitleveln, D.h. über den Spielverlauf hat man nie das Gefühl, dass die eigene Spielfigur stärker wird, sondern eher immer wirkungsloser: Hat man ein Krokodil mit Blumen als Kopf (fragen sie nicht) zu Spielbeginn noch binnen 20 Sekunden umgehauen, braucht man dazu am Ende rund 3 Minuten – sowas steht nicht nur der Power-Fantasie entgegen, sowas nervt einfach nur kolossal, zumal wenn im letzten Drittel die Gamedesigner mangels kreativer Einfälle einfach die gleichen Gegner im Dutzend auftauchen lassen.

Dazu kommen Menüstrukturen aus den 90ern, nervige und bei jeder Gelegenheit aufpoppende Dialoge sowie bis zum Ende „Tips“-Einblendungen, die einem den Bildschirm zukleistern.

Ganz schlimm ist das Pacing, das wirklich völlig kaputt ist. Zwischen Segmenten, in denen man auf „Missionen“ unterwegs ist, die auch gelegentlich mal die Story vorantrieben, macht das Spiel immer wieder eine Vollbremsung bis zum absoluten Stillstand. Dann hocken alle Charaktere in einem pottenhässlichen Appartement rum und wollen einem entweder stundenlang ein Wurstbrot ans Ohr jammern oder erwarten Geschenke, die es zu besorgen gilt.

Auch übergreifend entwickelt das Spiel keinen Flow. Satte 10 Stunden passiert faktisch nichts außer wehleidigen und ausufernden Dialogen, dann erfolgt ein Exposition-Dump, dann folgen 7 Stunden Füllmaterial, in dem die designer sich nicht mal mehr die Mühe gemacht haben Levelassets zu bauen, sondern einfach die vorhandenen wild durcheinanderschmeissen. Dann kommen Bosskämpfe – gegen immer den gleichen Boss, aber immer dreimal hintereinander, und dann ist eine Kampagne endlich vorbei – und DANN soll man den ganzen Käse nochmal von vorne spielen, mit einem anderen Charakter, um die Lücken in der wirren Geschichte zu füllen.

Nein, Danke. Einmal ist weit mehr als genug. Zumal auch die Präsentation keine Augenweide ist. Die umfangreichen Dialogszenen sind nicht mal animiert, sondern werden nur mit Standbildern unterlegt. Die Umgebungen sind aus dem Baukasten zusammengefügt und meist hässlich. Das Gegnerdesign ist interessant, aber mehr als ein Dutzend Gegnertypen gibt es halt nicht, und die werden bis zum Erbrechen recycled.

Ich konnte schon mit dem ähnlich umjubelten „Nier: Automata“ nichts anfangen, und „Scarlet Nexus“ ist eine ähnlicher Fall: Von der Kritik gehyped, aber nachweisbar und objektiv ein schlechtes Spiel, das schlicht keinen Spaß macht.

Chorus [PS5, 2020]
Der Weltraum: Nara ist Jetpilotin im Dienst von Schmugglern. Sie hat ein Geheimnis: Als PSI-Medium und war sie früher eine lebende Waffe im Dienste eines radikalen Kults, vor dem sie sich nun versteckt. Als der Kult sich anschickt Naras Schmugglerfreunde zu versklaven, macht sie sich auf die Suche – nach ihren vergessenen Kräften und nach ihrem alten Jet, einem mächtigen Schiff mit einer sehr eigenen Persönlichkeit.

Nettes AA-Spiel des Hamburger Studios Fishlab. Toll vertont, nette Grafik, Spielprinzip ist irgendwo zwischen Wing Commander und Afterburner, also arkadige Dogfights mit handlungstransportierenden Zwischensequenzen. Nara ist eine interessante Protagonistin, und das ihr Schiff eine schmerzerfüllte Fusion aus einer Maschine und einem lebenden Bewusstsein darstellt, führt zu spannenden Konflikten. Ich mag sogar die ASMR-mäßig hingehauchte Vertonung von Naras inneren Monologen, das ist ein eigenständiges und cooles Element.

Leider kommen auf jede gute Idee zwei schlechte, „Chorus“ steht sich selbst permanent auf den Füßen. Die Gamemechaniken funktionieren gut und machen Spaß, aber das Missionsdesign ist aus der Grabbelkiste der Spielesünden. Hier werden permanent Aufgaben aufgefahren, die schon zu Zeiten von Wing Commander keinen Spaß machten, und die Gamesdesigner heute aus gutem Grund nicht mehr einsetzen – Eskortmissionen etwa, oder Aufgaben unter Zeitlimit. Wenn man als Casual-Gamer auch beim Dutzendsten Versuch an solchen Missionen scheitert und das Spiel keine Möglichkeit bietet das zu umgehen, dann ist das einfach schlechtes Gamedesign.

Es gibt immer wieder tolle Ideen, die aber teils nicht berauschend oder eben mit zu hohem Schwierigkeitsgrad umgesetzt sind. Ein driftendes Schiff? Super Idee! Den Spieler mit kompliziertesten und nicht überspringbaren Driftparkours nerven, die man – mit viel Glück! – im 58. Versuch besteht – nicht super.

„Chorus“ ist tatsächlich ein Spiel, wo ich beinahe nicht über die Tutorialmissionen hinausgekommen wäre – und ich fürchte, ich werde die an sich interessante Story nicht bis zum Ende erleben, weil das Game schlicht zu schwer ist.

Sakura Wars [2020, PS4]
Steampunk-Tokio in den 1920ern: Ein junger Marineoffizier wird abkommandiert, um ein altes Theater wieder auf Vordermann zu bringen. Was niemand weiß: Wenn die Darstellerinnen der „Tokyo Combat Revue“ nicht gerade auf der Bühne stehen, verteidigen sie die Stadt in Kampfrobotern gegen Dämonen.
Hä? Was?

Völlig abgedreht: Als Hauptfigur muss man tatsächlich dafür sorgen, dass das Theater stückchenweise renoviert wird, man eine Weltmeisterschaft gewinnt, alle Protagonistinnen Vertrauen fassen und zwischendurch Monster verhauen. Das spielt sich teils wie ein Adventure, teils wie eine Dating-Sim und teils wie ein Actionspiel.

Skurril. Leider oft etwas langatmig, aber die interessanten Charaktere und die letztlich doch interessante Story in Kombination mit dem tollen Zeichentrick-Look haben mich damit viel Spaß haben lassen. Auch die Musik ist der Hammer, selten einen so tollen, orchestralen und dabei irgendwie anders klingenden Score gehört.

Bayonetta [2010, PS4]
Hauptfigur ist eine Hexe, die mit ihren Haaren Dämonen beschwört, mit Handfeuerwaffen an Händen und Füßen Jagd auf Engel macht und bei Finishingmoves nackt ist. Noch Fragen?

Bayonettas Story ist einfach völlig over-the-top bonkers. Im Kontext der Welt ergibt das alles einen Sinn, aber erstmal wirkt alles völlig verrückt. Ist aber egal, denn die Brawler Gamemechanik knallt und das Design der Charaktere ist der Hammer. Selbst beim hundertsten Mal ist es noch befriedigend, die monströsen Engelsgestalten mit Schlägen, Tritten und Waffenkombos kaputt zu hauen. „Bayonetta“ ist ein orgiastisches Vergnügen.

Spielerisch hat sich in der 2020er „Jubiläumsedition“ nichts geändert im Vergleich zum 2010er Original, lediglich die Auflösung ist zeitgemäß.

Vanquish [2007, PS4]
Böse Russen greifen die Erde an, Wissenschaftler im Raketenanzug wird auf einer Raumstation abgesetzt um mit einer Horde Marines von A nach B zu rennen.

„Vanquish“ ist auch von Platinum Games, genau wie Bayonetta, und war ein ziemlich offensichtlicher Versuch, 2008 ein eigenes „Gears of War“ mit Einsprengseln von „Halo“ auf der Playstation zu etablieren.

Story ist Banane, das Design ist so lala, aber die Shooter-Gamemechanik funktioniert ordentlich. Manches ist nett gelöst und eigenständig, wie die Bullettime-Mechanik oder der Raketenanzug, anderes seltsam, wie das grau-in-grau Design, wieder anderes einfach nur ärgerlich, wie Munitionsknappheit oder der hohe Schwierigkeitsgrad. Muss man nicht gespielt haben, mit 6 Stunden ist die Kampagne aber auch nicht lang genug um wirklich zu nerven.

Psychonauts 2 [PS5]
„Psychonauten“ sind eine Elitegruppe übersinnlich begabter Personen. Denen möchte sich der junge Razputin gerne anschließen und ist überglücklich, als Auszubildender aufgenommen zu werden. Die Freude dauert aber nicht lange, denn Raz muss unversehens die Welt retten, als alte Sünden aus ihren Anfangstagen die Psychonauten einholen.

Der erste Teil war 2005 eines der innovativsten Spiele, das ich je gespielt habe – und an dem ich kurz vor Ende gescheitert bin, weil es zu schwer war. „Psychonauts 2“ gibt sich da fairer und bringt mehrere Schwierigkeitsgrade und Hilfen mit, ansonsten ist es aber nach wie vor eine Mischung von Spiel, die es nicht geben sollte: Ein Jump-and-Run-Puzzle-Plattform-Adventure-Dings, das in Kombination völlig abgedreht ist.

Diese Abgedrehtheit macht es großartig. So kann Raz in die Gedankenwelten anderer Leute springen und dort bspw. Schlüssel für „emotional Baggage“ finden – emotionale Altlasten, verdrängte Erinnerungen. Das diese Schlüssel dann wirklich zu Koffern passen, die sich herzallerliebst freuen, wenn jemand sie öffnet, ist nur eine von vielen, tollen Ideen.

Was schön ist: Mit P2 hat Writer/Director Tim Schaefer eine Hommage an seine bisherige Arbeit abgeliefert. So tauchen Motive aus „Monkey Island“ wieder auf, aber auch der Postraum oder das Gewächshaus aus „Grim Fandango“. Mich würde schon interessieren, was Schaefer da eigentlich für Ballast mit sich rumschleppt. Zusammengefasst: Eine Wundertüte an Spiel, tolle Handlung, sehr lustig, okaye Gamemechanik.


Machen:

Schlafen.


Neues Spielzeug:

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Das war das Jahr, das war (2021)

Am Jahresende traditionell die Rückschau und eine Auswahl der besten Bilder.

Lage der Welt:
Es war das Jahr 2 der COVID-Pandemie. Es zog sich ewwwwig, war aber dennoch rasend schnell vorbei.

Was es evenfalls war: Ein Fenster mit Blick in ein seltsames Paralleluniversum, in dem Menschen gegen Wissenschaft protestieren, für das Recht auf schwere Krankheit auf die Straße gehen und sich damit im „Widerstand“ gegen eine „Diktatur“ wähnen.

Es war kein gutes Jahr für die Rechtstaatlichkeit. In Polen, Slowenien und Ungarn wird weiter die Zeit zurückgedreht bis es knackt, aber eine EU-Kommission unter von der Leyen tut nicht mehr, als nach vorne raus große Reden für die Demokratie schwingen und hintenrum nichts zu machen. Wehen Nichtstun wurde die Kommissionspräsidentin sogar verklagt.

An der Grenze zur Ukraine marschieren die Russen auf, die die Krim nie aufgeben könnten und die sich angeblich vom Beitrittswunsch des Landes zur NATO bedroht sehen – ein Szenario, das ich als Student der Politikwissenschaft so schon vor 20 Jahren gehört habe.

Die Welt überlässt Afghanistan sich selbst. China ist stark wie nie. Brasiliens Präsident freut sich, dass die Regenwälder abgeholzt werden. Griechenland brennt über Wochen. Die Gletscher in der Arktis schmelzen, Permafrostböden tauen auf. Die Welt trifft sich in Glasgow und tut so, als wolle man was tun. In Großbritannien wird langsam sichtbar, dass die Probleme des Landes nicht nur an der Pandemie liegen können. Boris Johnson tut aber alles, um davon abzulenken, dass es am Brexit liegen könnte.

In den USA erzählt Trump die „big Lie“ von der gestohlenen Wahl und lässt von seinem Faschisten-Mob das Capitol stürmen. Biden wird trotzdem Präsident, weil aber in seinen eigenen Reihen Leute gekauft sind, bekommt er trotz Mehrheit in beiden Kammern innenpolitisch keinen Fuß auf den Boden. Stattdessen bauen die Republikaner, jetzt vollständig dem Faschismus verfallen, die Wahlgesetze in den Bundesstaaten so um, dass die nächste Präsidentschaftswahl Trump gewinnen wird – egal, ob er gewählt wird oder nicht. Der hat seine Kandidatur nur deswegen noch nicht erklärt, weil er sonst keine Finanzierung von Stiftungen mehr bekommen würde, aber er wird wieder antreten. Der Countdown läuft, in drei Jahren wird die Demokratie in den USA untergehen, und danach werden wir es mit einer faschistischen Macht von nie gekannter Größe zu tun haben.


Lage der Nation:
Olaf Scholz als Kanzlerin*, wer hätte das gedacht. Eigentlich hatten alle damit gerechnet, dass die CDU mit einem inhaltsleeren „Weiter So“ die Bundeswahl gewinnen wird, aber der clowneske Armin Laschet war dann doch so deutlich erkennbar der Falsche, das ihn in seiner Hanswurstigkeit nicht mal die CDU-Wähler wollten. Die Grünen verloren im Wahlkampf zwischenzeitlich die Nerven und den Mut, während Scholz sich als Nachfolger von Mutti Merkel präsentierte und damit knapp und unverdient, aber allen Ernstes gewann.

Was die Ampel bringt, muss sich noch zeigen. Immerhin ist dort der Wille zur Veränderung zu spüren, und das ist schon mal erfrischend. Den zementierten Stillstand der Merkeljahre will auch die CDU überwinden, aber da deren Basis aus alten Männern bestehen, versucht sie das mit Rezepten und Personal aus den 1950ern und wählt folgerichtig Friedrich Merz. Der ist nun endlich am Ziel seiner feuchten Träume, allerdings ist er König eines Reichs in Schutt und Asche und damit eher Trümmerfrau als Monarch.

Schlimm ist das weitere Erstarken des Rechtsextremismus, gut ist aber, dass sich dessen gesellschaftliche Wahrnehmung in diesem Jahr geändert hat. Er wird nicht mehr ignoriert, sondern selbst die Innenminister der Länder müssen zugeben, dass wir in Deutschland ein Problem mit Rechtsextremen und Demokratiefeinden haben, und das wird thematisiert und über den Umgang damit nachgedacht. Seitdem Fackelmärsche vor Politikerhäusern stattfinden, gucken Politik und Behörden etwas genauer nach Rechts und bekommen mit, dass auch diese ganzen „Coronaproteste“ von Nazis oder zumindest Rechten orchestriert werden. Und ja, auch von der AFD. Am Schlimmsten ist es in Sachsen, und das belegen nicht nur die Wahlergebnisse dort, sondern auch die Impfquote und die Infektionsszahlen.

Pandemietechnisch war Durchwurstelei, dokumentiert im Corona-Tagebuch hier im Blog. Erst kein Impfstoff, ab Februar dann nur die Alten, erst im Sommer dann keine Priorisierung mehr aber auch dann zu wenig Impfstoff. Im Spätsommer und Herbst ließ man dann alle Vorsicht fahren, weil: Wahlkampf. Dazu kommen Querdenker und faule Säcke, die sich auch nicht impfen lassen. Das rächt sich in einer vierten Welle mit Delta, und dahinter türmt sich eine Wand auf: Die Omikron-Variante wird im November entdeckt, ist noch viel ansteckender und umgeht die Impfung. Beschissene Aussichten. Immerhin: Mit den Schreihälsen und Demokratiefeinden geht dem Rest der Welt nach 20 Monaten Pandemie langsam die Geduld aus, die Erkenntnis, das Impfverweigerer dumme und unsolidiarische Kackbratzen sind, setzt sich durch.

*) Ich bin dagegen Berufe zu gendern, nur weil Männer zunehmend Frauenberufe ergreifen.


Ich Ich Ich
Beruflich weniger Stress als zuvor, aber mehr ging auch nachweislich nicht. Ich habe weiterhin meinen Wohnort für mich entdeckt und die Schönheit, die dem Dorfleben inne wohnt. Vom umglaublichen Schneefall im Februar über einen wirklich schönen Frühling bis hin zum Sommer auf dem Balkon: Die Pandemie ist für mich auch die Zeit, in der ich mit wirklich regelmäßigen Spaziergängen unterwegs war und bewusst wargenommen habe, wie schön ich eigentlich hier wohne. Dass dann zwischen den Pandemiewellen eine vierwöchige Moppedtour möglich war, war natürlich auch schön.

In der Summe ist der Großteil des Jahrs aber ziemlich ohne Highlights einfach so durchgerauscht, und ich bin immer wieder erstaunt, dass es schon vorbei ist.


Und sonst noch?

Wort des Jahres: Geboostert.

Zugenommen oder abgenommen? Beides.

Die teuerste Anschaffung? Ein PS5-Bundle. Aber Nachfrage bestimmt den Preis, und das Ding ist sonst praktisch nicht zu bekommen.

Mehr bewegt oder weniger? Mehr. Ich tobe jetzt regelmäßig durch die Feldmark.

Die hirnrissigste Unternehmung? „Ich fahre ein mal um den Pilion herum, wie lang kann das schon dauern“

Ort des Jahres? Mein Wohnort.

Zufallspromi des Jahres: Eva Green. Warum auch immer, die begegnet mir neuerdings ständig in Filmen und Serien, und ales was sie macht, ist toll.

Nervende Person des Jahres: Klaus Brinkbäumer. Hört sich soooo gerne selbst reden, sprechen, parlieren. Schweift ständig ab, nimmt Umwege, macht Einschübe, schulmeistert, maßregelt und belehrt seine Co-Host im Podcast „OK, America?“, beginnt nahezu jeden Satz und jede Erklärung, auch über Personen und Ereignisse mit „ich“ und seinen Befindlichkeiten oder Schwänken aus seinem Leben, bildet endlose Bandwurmsätze und, um richtig schlau zu wirken, gibt zu Schlüsselwörtern immer drei Synome, Bedeutungen, alternative Ausdrücke an. Da jemand wie Klaus Brinbäumer so eitel, selbstverliebt, narzisstisch ist „Klaus Brinkbäumer“ zu googeln und das hier vielleicht liest: DAS ÄRGERT, FÜHRT ZU ÜBERDRUSS, NERVT.

Das seltsamste Essen? Pizza „Sea Horse“ in Volos.

2021 zum ersten Mal getan? Restaurationsvideos geguckt.

2021 das erste mal seit langer Zeit wieder getan? Richtig viel Schnee geschippt.

Gesundheit? Geht so. Herzklabastern und Magenprobleme, kaum noch Muskeln – Bewegung tut Not.

Ein Ding, auf das ich gut hätte verzichten mögen? Krankheit und Sterbefälle im Bekanntenkreis.

Gereist? Ja, Motorradtour nach Griechenland.

Film des Jahres: „The Hunt“ ist brutal, politisch und gesellschaftskritisch nach links wie rechts und hat mich sehr überrascht.

Theaterstück des Jahres: Entfällt

Musical des Jahres: Entfällt

Spiel des Jahres: „Days Gone“. Das ist schon älter, habe ich aber in 2021 erst gespielt. Eines der Top-3-Spiele für die PS4, bringt die zweitschönste Spielwelt mit. Das „Einsamer Biker am Ende einer Pandemie“-Setting passt in die Zeit, und die starke Geschichte zieht einen schon sehr in den Bann. „Lost Judgment“ ist wieder kurzweilig und toll, Sonderpreise gehen an „Guardians of the Galaxy“ für lustige Dialoge und an „Resident Evil Village“, das mit der Lady Alcina Dimitrescu die attraktivste Vampir-MILF ever aufgefahren hat. Ansonsten gab es wenig gute Neuerscheinungen, deshalb arbeite ich mich durch japanische Games wie „13 Sentinels“ und bin erstaunt, was da für Meisterwerke zu finden sind.

Entertainment-Doku des Jahres: „Clarksons Farm“. Super dabei zuzusehen, wie Brummelkopf Jeremy Clarkson etwas über Landwirtschaft lernt.

Serie des Jahres: „Veronica Mars: Spring Break Forever“ – hätte ich ja nicht gedacht, das man Veronica Mars noch mal zeitgemäß wiederbeleben kann, aber ich freue mich, wenn ich mich in solchen Dingen irre. „Spring Break Forever“ ist das innovativste Stück Krimiserie, das ich dieses Jahr gesehen habe.

Buch des Jahres: „Hail Mary“ von Andy Weir. Wunderbare Science-Fiction in der Reinbedeutung dieses Wortes: Fantastische Fiktion, geerdet in Wissenschaft.

Ding des Jahres: Werkzeug! Ich habe mit endlich richtig gutes Werkzeug von wera und Knippex zugelegt.

Spielzeug des Jahres: Die PS5.

Enttäuschung des Jahres: Die neue Fortsetzung der „Lucifer“-Geschichte im Sandman Universe. Verquaster, schlimm gezeichneter Blödsinn. Jeder der 6 Bände hat genau EINE gute Idee, der Rest drum rum ist Quatsch, führt nirgendwo hin und ist pottenhässlich illustriert.

Unbeachtetes Event des Jahres: Die Olympischen Spiele 2020 (SIC!) in Tokyo. Ja, die waren wirklich! Und bis auf das Bild der verzweifelt ihr Pferd peitschenden Fünfkämpferin weiß davon niemand mehr etwas!

Die schönste Zeit verbracht damit…? Auf dem Motorrad durch andere Länder zu fahren.

Vorherrschendes Gefühl 2021? Es wird besser.

Erkenntnis(se) des Jahres: Wenn es schlecht läuft, stehen wir vor einem neuen Mittelalter.

In diesem Sinne: Ich wünsche einen guten Start in ein hoffentlich nur wenig schlimmes 2022.

Nekrolog:

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Momentaufnahme: Dezember 2021

Herr Silencer im Dezember 2021

Wort des Monats: Wurschtig

Wetter: Anfang des Monats bis -4 Grad in der Nacht und um die null Grad tagsüber, feucht. Monatsmitte dann wärmer, bei Temperaturen um 7 Grad, um Weihnachten rum plötzlich minus 11 und leichter Schneefall, am Jahresende Regen und sehr mild bei zweistelligen Plusgraden.


Lesen:

Matthias Harder, Philippe Garner: Helmut Newton: Legacy [2021]
„I am not an Artist, I am a Photographer“ – ein erstaunliches Selbstverständnis für einen der besten Fotografen der Welt, dessen Werke in den großen Museen hängen und der mit dem großen Bundesverdienstkreuz genauso ausgezeichnet wurde wie mit dem Französischen Titel „Commandeur de l´Ordre des Arts et des Lettres“. Genauso überraschend wie Newtons Selbstverständnis ist dieser ganze Bildband. Ich kenne ECHT viele der Arbeiten des 2004 verstorbenen Deutsch-Australiers, war schon in einigen Ausstellungen und besitze viele der Bücher über sein Werk, aber „Legacy“ hat es tatsächlich geschafft neues zu zeigen und mich zu überraschen.

Wo sich selbst der von June Newton kuratierte SUMO-Band aus dem Taschen Verlag in der Abbildung der bekanntesten Werke ergeht, gräbt das Autorenteam Harder/Garner mit „Legacy“ viel tiefer und weiter. Der Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in Berlin enthält Modeshots aus den 50ern ebenso wie wenig bekannte Werke aus den 60ern, außerdem viele der Portraitsfotos sowie Diabögen von Bildern, die jeder kennt. Wer einmal 20 Variationen von „Sie kommen“ gesehen hat, muss das Auge noch mehr bewundern, das die letztlich veröffentlichte Version ausgewählt hat. „Legacy“ zeigt auf eine neue Art die Vielschichtigkeit eines Künstlers, der sich selbst nur als derjenige sah, der Kunst dokumentierte.

Jodi Taylor: Just One Damned Thing After Another (Chronicles of St. Mary´s Book 1) [Kindle]
Madeline Maxwell ist eine Historikerin. Sie bewirbt sich am St. Marys Institut auf eine Forschungsstelle, bekommt den Job und durchläuft ein hartes Training an Waffen, Survival und erster Hilfe, denn ihre Tätigkeiten als Historikerin sind hoch gefährlich: Ihr neuer Arbeitgeber verfügt nämlich über Möglichkeiten, Menschen in die Vergangenheit zu senden, damit die Geschichtswissenschaftler historischen Ereignissen direkt beiwohnen können.

Dies ist der Beginn einer ganzen Serie über die Abenteuer von Madeline Maxwell, und als erstes Buch muss „Just one damned thing…“ schwere Arbeit leisten: Prämisse und Setting vorstellen, Figuren einführen und dann loslegen mit Spannung und Abenteuer. Das funktioniert stellenweise mal besser, mal weniger gut. So wird eine so riesige Anzahl an Charakteren aufgefahren, dass ich immer wieder den Überblick verlor und mir eine Dramatis Personae gewünscht hätte. Ein echtes Problem hatte ich aber mit Story. Die Geschichte wirkt unzusammenhängend und hingestolpert, als sei die Autorin in Gedanken schon wo anders und erledige hier eine Pflichtübung, um die Bühne für etwas anderes zu bereiten.

Unklar auch, für welche Zielgruppe das Buch eigentlich geschrieben ist. Von der Art der Schreibe, den Situationen, den simplen Figuren und der seltsam sprunghaften Story hätte ich gesagt: Jüngeres Publikum. Als Jugendbuch taugt es dann aber auch nicht wirklich, kommt gelegentlich doch mal zügelloser Sex und Schicksalsschläge wie totgeborene Kinder vor. Nicht, dass das mehr als eine Seite lang Auswirkungen hätte.

Ich lese trotzdem den nächsten Band. Denn die Prämisse eines Zeitreiseinstituts, Eingriffe in historische Ereignisse und in der Zeit verborgene Intrigen, das sind schon coole Grundideen.

Jodi Taylor: A Symphony of Echoes (Chronicles of St. Mary´s Book 2) [Kindle]
Madeline Maxwell ist auf Zeitreise und gerät dabei erst mit Jack the Ripper aneinander, dann mit einer zeitreisenden Söldnertruppe.

Personal und Prämisse sind etabliert, das hilft. Es gibt sogar eine Dramatis Personae! Leider wird die Handlung auch in Band zwei nicht weniger sprunghaft. Brillante Ideen (Shakespearsonnette!) sind wie Streusel über einen Kuchen über die ganze Story verteilt, aber die Geschichte selbst ist dann wieder ziemlich all-over-the-place, disjointed und off-beat. Seltsam ist auch die Entwicklung bzw. nicht-Entwicklung der Hauptfigur. Die Ich-Erzählerin schildert die Story seltsam unemotional und handelt oft nicht nachvollziehbar, weil sie den Lesenden wichtige Infos vorenthält. Eine Ich-Erzählerin, die schlauer ist als die Lesenden, das ist eine ungute Kombination und sorgt für Desu-Ex-Machina-Momente am Fließband. Zudem ist der Charakter seltsam inkonsistent – als hätte die Autorin immer wieder im Kopf gehabt, wie sie sich in ihre Heldin in dieser oder jener Situation vorstellt, aber dann keine Lust gehabt eine Entwicklung in diese Richtung zu beschreiben und stattdessen einfach eine Schablone übergestülpt.
Mal gucken, vielleicht lese ich noch weiter – von der Reihe gibt es mittlerweile 10 Bände, irgendwas muss also dran sein Madeline Maxwell und ihren Zeitreisen, und vielleicht findet die Autorin in späteren Bänden ihren Stil.


Hören:


Sehen:

Don´t look up [Netflix, 2021]
Jennifer Lawrence entdeckt einen Kometen, der in sechs Monaten die Erde treffen und die Menschheit vernichten wird. Gemeinsam mit Professor Leonardo di Caprio berichtet sie umgehend der NASA davon, die macht ein Treffen mit der Präsidentin der USA aus. Erstaunlicherweise interessiert die sich aber gar nicht für diese Nachricht – weil gerade die Vorwahlen anstehen. Alle weiteren Versuche die Öffentlichkeit zu informieren werden entweder ignoriert oder führen praktisch zu einem Glaubenskrieg. Es gibt sogar Gruppen, die die Existenz des Kometen leugnen und der offensichtlichen Spur am Himmel mit einem „Ja dann guck halt nicht hoch“ begegnen.

Klimawandel kann ein einzelner Mensch kaum begreifen, einen Kometeneinschlag aber schon. In diesem Film wird der Versuch gemacht, anhand eines begreifbaren Ereignisses die Reaktion der Menschen auf den Klimawandel durchzuspielen. Das tut er mit Staraufgebot, und ausnahmslos alle großen Namen (DiCaprio, Perlman, Chalamet, Blanchett u.a.) spielen hier hervorragend. Am Besten ist aber zweifellos Meryl Streep als trumpeske Präsidentin, die die Bedrohung nicht mal begreift, das weiße Haus mit Verwandschaft besetzt, zur Lösung des Problems auf Kumpels aus der Industrie vertraut und am Ende sogar verspricht, dass der Kometeneinschlag neue Jobs bringen wird.

Hört sich lustig an, und die Trailer versuchen „Don´t look up“ auch als Komödie zu verkaufen, allerdings hat der Film nicht mitbekommen, dass er lustig sein soll. Die Tonalität schwankt zwischen Doku und Drama, von daher ist das hier eher „Doomscrolling, der Film“ und macht bei aufgeklärten Leuten dementsprechend schlechte Laune. Dazu kommen handwerkliche Fehler, so dass der ganze Film verstolpert rüberkommt.

Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass solche Filme immens wichtig sind, um den Klimawandel fassbar zu machen. Wir Medienwissenschaftler hegen die Theorie, dass die Anti-Atom- und Friedensbewegung global nie so groß geworden wäre, wenn das Thema nicht in der Populärkultur einem Massenpublikum begreiflich gemacht worden wäre. Werke wie „Dr. Strangelove“ oder Bücher wie „Die letzten Kinder von Schewenborn“ sind auch eher holzschnittartig und keine große Kunst, aber sie haben diese Gesellschaft mobilisiert.

Von daher hoffe ich, dass „Don´t look up“ nur der erste von vielen Filmen zum Thema Klimawandel sein wird.

The Suicide Squad [2021, BluRay]
Die Prämisse ist die gleiche wie schon beim schlimm vergurkten „Suicide Squad“ (ohne „The“) von 2016: Teilkostümierte Superschurken werden von einer Geheimorganisation auf eine Selbstmordmission geschickt. Versuchen sie zu flüchten, wird ihnen der Kopf weggesprengt.

Anders als vor 5 Jahren ist dieser Film aber nicht im Schnitt zerstückelt und von einer Trailerfirma fertiggestellt worden, sondern wurde in Summe von James Gunn („Guardians of the Galaxy“) geschrieben, gedreht und geschnitten. Der Unterschied ist GEWALTIG, denn ein James Gunn ohne jegliche Vorgaben dreht hier zu ungekannter Höchstform auf. Diese „Suicide Squad“ ist hervorragend geschrieben und umgesetzt. Das Pacing passt, die Charaktere bekommen Raum, der Humor stimmt, und den Effekten merkt man an, das hier viel mit echten Sets gearbeitet wurde.
Dieser Film ist nahezu der perfekte Antihelden-Streifen. Wie er allerdings eine Freigabe ab 16 bekommen hat, ist mir völlig schleierhaft, denn „The Suicide Squad“ ist wirklich brutal. Ständig werden Gliedmaßen abgerissen oder Köpfe explodieren. Ultrabrutale Gewalt in Kombination mit Humor in einem handwerklich fast perfekten Streifen mit hervorragenden Schauspielern – das hat mich wirklich überrascht.

Not Time to Die [2019?, Bluray]
Endlich der letzte Bond mit Daniel Craig! Der Schauspieler hat gefühlt die vergangenen 10 Jahren damit verbracht laut zu verkünden, wie dumm er die 007-Filme findet und wie sehr er es verabscheut, Bond zu spielen. Da er in den letzten Filmen auch noch aussah wie eine wandelnde Wasserleiche, wollte ich ihm immer zurufen „Ja dann lass es doch, Du Depp!“.

Nun also Abschied von Craig, und ich sage mal so: Er gibt sich doch nochmal Mühe, kann den Film aber nicht allein tragen. Der ist nämlich überfrachtet mit Küchenpsychologie, Familienzwistigkeiten und Bemühungen, den Quark der Vorgängerfilme irgendwie zu einem großen Handlungsbogen zurecht zu retconnen. Rami Maleks Figur des Bösewichts ist leider ein Totalausfall und so dumm, unglaubwürdig und nervig, das sie ähnlich bedrohlich wirkt wie Armin Laschet (erinnert sich noch jemand an Armin Laschet? Nein? Gut!).

Lichtblick in diesem ganzen Brei ist der weibliche Cast: Naomie Harris als Miss Moneypenny ist wieder mal völlig großartig, bekommt aber zu wenig zu tun. Ana de Armas als Agentin in Ausbildung rockt eben mal den Saal weg, und Lashana Lynch verlässt sich als neue 007 nicht auf gutes Aussehen, sondern ist in allem, was sie tut, fürchterlich kompetent – also ganz anders als ihr Vorgänger, ein gewisser Herr Bond. Einen Solofilm mit Lynch als 007 würde ich sofort gucken.

Zusammengefasst: „No Time to Die“ ist nicht so schlimm wie „Quantum of Solace“, aber auch nicht so gut wie „Skyfall“ oder „Casino Royale“ und wird damit seinem eigenen Anspruch als Abschluss der Craig-Ära schlicht nicht gerecht.

Dune [1984, Amazon Prime]
„Spice“ ist das wertvollste was es gibt im Universum, und es kommt nur auf einem einzigen Planeten vor. Dieser Planet ist eine einzige Wüste. Als der junge Kyle McLachlan auf den Wüstenplaneten kommt, feiern ihn die Einheimischen als Messias. Folgerichtig muss er gegen Musiker Sting kämpfen.

Was habe ich als Kind diesen Film geliebt, und tatsächlich kann man den auch heute noch gut gucken. Obwohl es ein David Lynch-Film ist, ist die Geschichte straight erzählt und die Schauspieler sind super, von Kyle Mchlachlan als Üaul über Patrick Stewart als Guerney Hallek bis Dean Stockwell als Dr. Yue. Dazu kommen Jürgen Prochnow, Max von Sydow, Sean Young und andere, die den Streifen zum großen 80er-Kino machen. Weil die Buchvorlage so gigantisch lang ist, wird in diesem Film leider viel über Texttafeln und Voiceover erklärt und das Ende hingehuschelt, was verwirrend sein kann. Kann man trotzdem, und das hat mich überrascht, auch heute noch gut gucken.

Dune [2021, Bluray]
Selbe Story wie oben, allerdings hat die 2021er-Fassung nur den Anspruch ein erster Teil zu sein. Gute Entscheidung, denn so hat der Film Zeit, Dinge zu zeigen, die das Werk von 1984 aus dem Off erklären oder weglassen musste. Großer Film, gedreht mit guten Schauspielern an echten Sets und mit bombastischem Sound, ist allerdings bei Weitem nicht das Erweckungserlebnis, zu dem ihn manche gerne hochschreiben.


Spielen:

13 Sentinels: Aegis Rim [PS4, 2020]
13 Charaktere, 13 miteinander verwobene Geschichten. 1944 muss ein junger Soldat miterleben, wie seine japanische Heimatstadt unter amerikanischen Angriffen in Flammen aufgeht. 1984 tauschen Highschool-Studenten SciFi-Filme auf Videokassetten. 2024 verliert ein Schüler sein Gedächtnis und ein riesiger Kampfroboter, ein „Sentinel“ fällt vom Himmel. Und im Jahr 2064 ist Japan eine Trümmerwüste, verwüstet von mechanischen Monstern.

Wirr, wirr, wirr – und wunderschön, so präsentiert sich „13 Sentinels“ auf den ersten Blick. Es wird nämlich tatsächlich die Geschichte von gleich 13 Personen erzählt, die man abwechselnd spielt, aber nicht am Stück und nicht chronologisch. Als Spieler entscheidet man selbst, welche Geschichten und welche Personen man in welcher Reihenfolge spielen möchte, wodurch sich Szenen und Abläufe manchmal ein wenig verändern. Diese Mischung der Geschichten ist auch dringend notwendig. Konzentriert man sich zu lange auf die Geschichte nur einer Person, kommt es zu nervigen Wiederholungen und damit unweigerlich zu Motivationshängern.

Die Erlebnisse der Schüler reichen dabei von banal bis hin zu völlig abgedreht und legen immer noch eine Schippe drauf. Ist man als Spieler irgendwann bereit, haushohe zeitreisende Kampfroboter zu akzeptieren, präsentiert „13 Sentinels“ sprechende Katzen mit magischen Pistolen. WTF? Bis man in dieses Storykuddelmuddel Sinn bekommt, vergeht ganz ordentlich Zeit, aber das ist der Reiz des Spiels: Stück für Stück wird das Geheimnis um die Geschehnisse gelöst, und das aus 13 Blickwinkeln.

Dabei werden Ideen der klassischen und der modernen Science Fiction, von „2001“ über „Zurück in die Zukunft“, „Star Trek“, „Substitutes“ oder „Memento“ bis „Matrix“ miteinander vermischt und zu einem eigenständigen und erfrischend anderen Konstrukt verschmolzen, das überwiegend völlig fasziniert und immer wieder überrascht.

Gameplaytechnisch hat man es dabei mit einem Mix aus klassischem Adventure und einem Echtzeit-Strategiespiel zu tun. Im Adventureteil begleitet man abwechselnd Studentinnen und Studenten einer Highschool in verschiedenen Zeitepochen. In kurzen, scheinbar unzusammenhängenden Episodenfragmenten klickt man sich durch Dialoge, untersucht Gegenstände und treibt so die Geschichte voran.

Dieser Teil des Spiels präsentiert sich wunderschön, die Grafik wirkt wie handgetuschte 2D-Zeichnungen, die nur spärlich animiert sind. Jeder Screen ist ein Gemälde, jeder Charakter ein Portrait, dass man so auch ausgedruckt an die Wand hängen könnte. Zwischen den Abenteuereinlagen gilt es dann noch Echtzeitkämpfe mit den titelgebenden Sentinels gegen hausgroße Monster auf einer 2,5D-Karte zu schlagen. Das spielt sich flott und ist auf dem niedrigsten von 3 Schwierigkeitsgraden auch für nicht-Taktiker gut machbar.

„13 Sentinels“ ist ein Storymonster, dessen Komplexität und handwerkliches Geschickt wirklich überrascht. Das liegt daran, dass das japanische Studio „Vanilla Ware“ viel mehr Zeit in seine Spiele investiert, als es wirtschaftlich sein kann. Im Schnitt alle 10 Jahre veröffentlichen die ein neues Werk, und das ist dann meisterhaft und bis zur Perfektion poliert. Aber eben auch so komplex und seltsam, dass es nicht etwas für jeden Geschmack ist.

Guardians of the Galaxy [2021, PS5]
Peter „Star Lord“ Quill, Gamora („Die gefährlichste Frau der Galaxis“), Rocket („Ganz sicher kein Waschbär“), Drax-der-Zerstörer und Groot („Ich bin Groot“) sind zusammen die Beschützer der Galaxis! Zumindest in der Vorstellung von Peter, der die Truppe aus seltsamen Charakteren in seinem Raumschiff wohnen lässt. Tatsächlich sind sie eher Söldner, nicht besonders qualifiziert und ständig in Geldnot.

Was sofort auffällt: Das Spiel strotzt vor Production Value und möchte für die „Guardians“ das sein, was die „Arkham“-Reihe für Batman ist: Das ultimative Guardians-Erlebnis in einem lebendigen Comic-Universum. Das Spiel ist vollgestopft mit Marvel-Referenzen und Insider Gags, und das, obwohl die Charaktere eigenständig sind und keine bloßen Kopien ihrer Comic- oder Filmvorlagen. Die Story ist Guardians-Typisch eine „Misfits retten mit mehr Glück als Verstand die Welt“-Geschichte, die aber super geschrieben und wirklich gut erzählt ist. Ganz bezaubernd ist die Interaktion der Charaktere untereinander: Die ist sauwitzig, alles hier ist richtig gut geschrieben und vertont.

Leider kann das Gameplay da nicht mithalten. Die Steuerung ist unnötig kompliziert, träge und hat Aussetzer, Mountpoints sind zu klein, Quicktimevents haben seltsame Zeitfenster. Die Kämpfe sind unübersichtlich und hektisch, und schon auf dem „normalen“ Schwierigkeitsgrad gibt es viel zu viele Gegner. Das diese teilweise auch noch doppelte ud dreifache Lebensbalken haben, quittieren selbst die Spielfiguren mit einem „Das sind ja Bulletsponges“ – und das stimmt, zumal die Wirksamkeit der eigen Waffen der von Erbsenpistolen gleicht. Das fühlt sich alles nicht nach Superheldenfantasie an. Zum Glück kann man Dinge wie Waffenwirksamkeit, Abkühlzeiten und genommenen Schaden einstellen – aber das macht die Sache nur etwas besser, „Snappy“ werden die Kämpfe dadurch nicht.

In der Summe: Tolle Geschichte, großer Spaß, Kampfeinlagen Banane. Für Fans von Actionsadventures, denen der Actionanteil weniger wichtig ist.

Assassins Creed Odyssey & Valhalla: Interwoven Stories [PS5, 2021]
Ein unerwarteter DLC-Drop: Eine handvoll Missionen stecken in den letzten Updates für AC Valhalla und ebenso für das drei Jahre alte Odyssey. Die sorgen dafür, dass sich die Hauptdarstellerinnen der beiden Games um 900 n.C. in England treffen.

Unterschiedlich ist die Güte der DLCs. In „Odyssey“ erlebt Protagonistin Kassandra auf Korfu eine emotionale Geschichte, die ihr ihre Aufgabe und die damit einhergehenden Bürde deutlich macht. Ubisoft hat hier die Gelegenheit genutzt, eine der interessantesten Figuren der Reihe mit einer Mission auszustatten und damit das Ende von „Odyssey“ runder und besser zu machen.

Assassins Creed Valhallas DLC nervt dagegen mit einer doofen Fetchquest und mit seinen endlos ausgetretenen Spielmechaniken sowie schlechten Dialogen. Im neuen Gebiet der Isle of Skye muss Eivor fünf Dingsis von A nach B und dann… ach, auch egal. Völlig beliebig, alles.

Der Valhalla-DLC ist nur dazu da um zu zeigen: Kassandra lebt immer noch, und sie ist sehr allein in der Welt. Immerhin das gelingt, und es wir gezeigt, wie badass eine Kriegerin mit 1.500 Jahren Erfahrung kämpfen kann. Ich würde mir ja mehr von Kassandra wünschen, aber vermutlich kommt nur noch weiterer Valhalla-Murks. Ist schon erstaunlich: ich habe bei „Odyssey“ rund 150 Spielstunden auf der Uhr, bei „Valhalla“ signifikant weniger – und trotzdem nervt mich letzteres, während „Odyssey“ immer noch interessant ist. Liegt wohl tatsächlich daran, dass eine der beiden Protagonistinnen einen Charakter und eine Geschichte hat, während die andere einfach nur eine leere Hülle ist.


Machen:

Pandemie, vierte Welle, Boostern, bereit machen auf Einschlag Omikron.


Neues Spielzeug:

Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Momentaufnahme | 3 Kommentare

Momentaufnahme: November 2021

Herr Silencer im November 2021

Wort des Monats: Wurschtig.

Wetter: Neblig, diesig, kalt, trübe. Nachts 0-3 Grad, tags manchmal knapp an zweistellig. Am Monatsende Schnee.


Lesen:

Work in Progress


Hören:


Sehen:

300 – Rise of an Empire [2014, BluRay]
Der athenische General Themistokles tötet den Perserkönig Darius. Der gibt auf dem Sterbebett seinem Sohn Xerxes den Tip: „Lass bloß die Griechen in Ruhe, nur die Götter selbst können die bezwingen.“ Weil Xerxes nicht der Hellste ist, begreift er das als Anweisung zum Gott zu werden. Schwarzer Magie oder sowas sei Dank wird er tatsächlich übermächtig und greift Griechenland wieder an, was zu den Ereignissen in „300“ führt. Während Spartanerkönig Leonidas und seine 300 Männer versuchen die Thermophylen gegen die Perser zu halten, kämpft Darius Ziehtochter Artemisia auf See gegen die Athenische Flotte, und legt sich wieder mit Themistokles an.

„300 – Rise of an Empire“ ist eine 2014 erschienene Fortsetzung zum 2006er „300“, dem ästhetisch überwältigenden, aber auch fürchterlich doofen, Epos um weiße Männer mit aufgemalten Bauchmuskeln. Das Sequel schafft etwas, was wenige zweite Teile schaffen: Es erzählt eine eigenständige, interessante Geschichte und wertet durch größere Tiefe den ersten Teil auf.

„Rise“ ist, wie „300“, „Written by Zac Snyder“. Das ist erstemal kein gutes Zeichen, aber immerhin hat der Mann mit den Nazi-Eulen hier nicht selbst Regie geführt. Deshalb ist „Rise“ auch ansehbarer als der direkte Vorgänger und die Story, die vor, während und nach „300“ spielt, ist komplexer. Auch wenn es hier vordergründig wieder um fürchterlich bleiche Amerikaner, geht die Griechen mimen, so erzählt „Rise“ eigentlich die Geschichte der Heerführerin Artemisia (Eva Green, „Casino Royale“) und der Spartanerkönigin Gorgo (Lena Headey aus „Game Of Thrones“), und diese Geschichte ist interessant. Kann man sehr gut angucken, zumal die Bilder wieder an Schlachtengemälde erinnern.

11.22.1963 [Amazon Video]
Am 22.11.1963 wurde John F. Kennedy erschossen, und Englischlehrer Jake ist fest überzeugt, dass er dieses Attentat verhindern kann. Er hat nämlich ein Zeitloch entdeckt, was aus dem Jahr 2016 zurück nach 1960 führt. Jake lebt nun drei Jahre in den 60ern und versucht in dieser Zeit herauszufinden, wer hinter dem Attentat steckt. Die Russen? Lee Harvey Oswald? Die CIA? Dabei stößt Jake auf unerwartete Probleme, denn die die Zeit selbst wehrt sich dagegen, geändert zu werden.

Ich war ja von der Buchvorlage sehr angetan. Einen Zeitreiseplot hätte ich von Stephen King nicht erwartet, und die Geschichte war spannend, hatte aber auch ihre Längen. Die Verfilmung ist nun eine achtteilige Miniserie mit James Franco in der Hauptrolle, und wow, ist die gut gelungen! Ausstattung, Sets, exzellente Schauspieler bis in die Nebenrollen hinein – das Dinge atmet Production Value aus jeder Pore. Die Umsetzung als Miniserie gibt den Figuren und der Handlung genug Zeit, sich zu entfalten. Da stört es dann auch nicht, dass trotz Raffungen ein, zwei Längen des Originals erhalten geblieben sind, das Ergebnis ist stimmig und berührend.

Shang Chi und die Legende der 10 Ringe [Disney+]
Vor 1.000 Jahren entdeckt der chinesische Soldat Xu Wenwu 10 metallene Ringe, die ihm ungeheure Kraft und Unsterblichkeit verleihen. Xu gründet die Bruderschaft der 10 Ringe und wirkt über Jahrhunderte im Verborgenen, beeinflusst aber immer wieder den Lauf der Geschichte. Irgendwann verliebt er sich aber in eine Frau und zeugt Shang-Chi. Als Sohnemann erwachsen ist und die 10-Ringe-Organisation übernehmen soll, hat er aber gar keinen Bock auf diesen mystischen Larifari und arbeitet lieber in San Francisco als Parkhilfe.

Ungewöhnlicher und erfrischender Marvel Film. Der Cast ist fast komplett chinesisch, die Story und die Bilder durchsetzt mit Versatzstücken aus der chinesischen Mythologie. Das sieht schon sehr cool aus und ist gelungen. Besonders schön: Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben es körperlich drauf, und die Martial Arts-Kampfszenen werden übersichtlich und in langen Einstellungen eingefangen. Das hat im Blockbusterkino gerade Seltenheitswert, normal sind gerade Schnittmassaker, bei denen in einer Sekunde zehn Schnitte gesetzt werden, bis das Publikum epileptische Anfälle bekommt.

Leider ist die Story völlig vorhersehbar und hat einige Längen. Ein weiteres Style over Substance-Opfer.

Red Notice [Netflix]
Irgendwer klaut Kleopatras drittes Ei(!) aus dem Castel Sant´Angelo in Rom, und dann irgendwas mit Dwayne Johnson.

Netflix teuerste Eigenproduktion! 200 Millionen Dollar!! – so tönt die Werbung. Ja, und wo sind die 200 Mios hin? Die Hälfte davon wanderte in die Tasche der Stars, für den Rest bekam man dann nicht mehr so richtig viel Gutes zustande. Regie und Schnitt machte ein Kumpel von Dwayne Johnson (kein Witz), die CGI-Effekte vermutlich der Praktikant bei WETA, und für ein ordentliches Skript bliebt auch kein Geld. Was dann herausgekommen ist: Ein Dwayne-Johnson-Vehikel, in dem Dwayne Johnson Dwayne Johnson spielt, Ryan Reynolds den Ryan Reynolds gibt und Gal Gadot alle 20 Minuten mal reinschaut und neckisch in die Kamera guckt.

Die drei stolpern über billige CGI-Sets, in denen sie wie ausgestanzt wirken. Wirklich: Keine Qualität, nirgends. In der Summe ist „Red Notice“ damit ein Oldschool-Actionfilm, der mit seiner billigen Machart, seinen Klischeefiguren, der Krachbumm-Action und unlustigen Onelinern seltsam aus der Zeit gefallen wirkt. Das heißt nicht, dass man damit keinen Spaß haben kann. Ich mag sowas an Freitag Abenden. Es ist halt nur billige Unterhaltung, von der man Null erwarten darf und die man gleich wieder vergessen hat.


Spielen:

Lost Judgment [PS5, 2021]
Privatdetektiv Takayuki Yagami erlebt einen seltsamen Moment: Seine Anwaltskollegin vertritt vor Gericht einen ehemaligen Polizisten wegen eines Bagatellsdelikts, als der unmittelbar nach der Urteilsverkündung aufsteht und verkündet, dass man jetzt, in dieser Minute, gerade den Leichnam eines Mannes in Yokohama entdecken wird. Dem ist auch so – aber wie konnte der Verurteilte das wissen, wo er doch seit Monaten in Untersuchungshaft sitzt? Wer war der Tote, und warum wurde er förmlich hingerichtet? Yagami und sein bester Kumpel Kato reisen nach Yokohama und gehen der Sache nach.

Ist Rache jemals gerechtfertigt? Kann und darf eine Person das Recht in eigene Hände nehmen? „Lost Judgment“ geht diesen Fragen nach und beschäftigt sich intensiv mit Themen wie Mobbing, Selbstmord, Selbstjustiz und deren Folgen für Hinterbliebene. Schwere Kost, aber sehr angemessen und ernst umgesetzt.

„Lost Judgment“ ist der zweite Teile eines Spin-offs der klassischen „Yakuzua“-Spiele. Anders als die Stammreihe, die mittlerweile ja ein rundenbasiertes Rollenspiel ist, bleibt „Judgment“ den Wurzeln der Serie treu und präsentiert sich als spannender Thriller, in dem in Actioneinlagen geprügelt wird. Das klappt nach wie vor hervorragend und vermeidet den endlosen Grind, der bei „Yakuza – Like a Dragon“ leider über lange Strecken nötig war, damit es in der Hauptstory weiterging.

Zumindest fast, denn zur Gänze entkommt auch „Judgement“ die unbalancierten Zeitfressern nicht. Um einen Kontrapunkt zur düsteren Haupthandlung zu setzen und alles etwas aufzulockern, gibt es absurde Nebenfälle und mit den „School Stories“ sogar eine ganze Nebenhandlung, die 10 teils skurrile, im Spiel versteckte Minispielchen (u.a. Tanzspielchen, Skateboardfahren, Boxen, Motorradrennen und Darts) mit einander verbindet. Um diese Handlung abzuschließen, muss man jeweils kleine Stories um die Minispielchen durchspielen. Hört sich super an und funktioniert auch bei den meisten prima, manche Disziplinen hat man in 10 Minuten durch. Aber mitten drin gibt es einen Showstopper: Ausgerechnet in drei extrem unspaßigen Kategorien verlangt das Spiel hohe Zeitinvestitionen in extremen Grind und extrem viel Skill. Will man also alles mitnehmen, ist man neben den 30 Stunden des Hauptspiels nochmal 30 Stunden mit den „School Stories“ beschäftigt.

Das ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen, denn den grindigen Nebeaufgabenkram kann man ignorieren. Die verzwickte und wendungsreiche Hauptgeschichte bewegt sich wieder auf dem Niveau eines sehr spannenden und exzellent geschriebenen Thrillers und hat, trotz stellenweise typisch japanischem Overexplaining, ein flottes Tempo. Sehr gutes Spiel.


Machen:

Pandemie, vierte Welle.


Neues Spielzeug:

Ein neuer Kindle Paperwhite. Elfte Generation des Kindle, 5. iteration des Paperwhite, 8GB, mit Werbung. Meine Kritikpunkte am Vorgänger wurden behoben. Anders als bei dem ist hier die Schrift (wieder) gestochen scharf, und die Farbtemperatur ist nicht mehr blau-weiß, was beim Lesen kurz vor dem Einschlafen doof ist, sondern lässt sich ins bernsteinfarbene verschieben – eine Funktion wie es die Konkurrenz schon lange hat. Der neue Paperwhite ist zudem wieder wasserdicht, der Akku hält Monate und das Display ist größer.

Also alles gut? Nicht wirklich. Amazon verpasst irgendwie immer den sweet Spot. Statt nur den breiten Rahmen des Vorgängers etwas schmaler zu machen, um das Display größer zu gestalten, wurde das ganze Gerät größer und damit auch 25 Gramm schwerer. Damit kann ich es nicht mehr so gut halten wie den 2018er Paperwhite, es liegt nicht mehr gut in der Hand. Eine automatische Helligkeitsregelung hätte ich mir gewünscht, aber die bleibt, ebenso wie drahtloses Laden und Werbefreiheit, der 190 Euro teuren „Signature Edition“ vorbehalten, die damit aber zu wenig Mehrwert bietet, um 85 Euro draufzulegen.

Immerhin praktisch: Amazon nimmt jetzt alte Geräte zurück. Für meinen 10 Jahre alten Original-Paperwhite, dessen Akku nur noch eine Stunde hielt, gab es noch 20 Euro als Gutschein plus 20 Prozent Nachlass auf den Neukauf.

Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Momentaufnahme | Ein Kommentar

Momentaufnahme: Oktober 2021

Herr Silencer im Oktober 2021

Wort des Monats:HÖR AUF MIT DIESEM MIST!

Wetter: In Griechenland ist es mit 9 bis 18 Grad kühl und windig. Ab dem 16.10. bin ich wieder in Deutschland, hier ist es ebenfalls kühl, und ab dem 20. fangen die Herbststürme an und blasen das bunte Laub in Massen von den Bäumen. Binnen zwei Tagen sind die Bäume kahl, und dann wird es kalt, bis an den Gefrierpunkt heran.


Lesen:

Jasper Fforde: The Great Troll War
In einem alternativen England: Die 16-jährige Jennifer Strange leitete einst das Altenheim für Zauberer, mittlerweile ist sie aber zur letzten Drachentöterin und Besitzerin eines waffenstarrenden Quarkbiests geworden. Das hilft ihr aber alles nicht, als England aus dem Norden von Horden von Trollen angegriffen wird. Lediglich ein mit Knöpfen gefüllter Graben (Trolle hassen Knöpfe) steht zwischen den hungrigen Invasoren und dem unvereinigten Königreich.

Was Jasper Fforde kann: Worldbuilding. Egal ob die Buchwelt aus den „Thursday Next“-Büchern, der Eiswelt aus „Early Riser“ oder hier eine Welt mit sterbender Magie: Es ist völlig faszinierend und urkomisch, was der Mann sich an Welten und Gesellschaften mit eigenen Regeln ausdenkt. Was Jasper Fforde nicht kann: Charaktere schreiben. Seine Figuren drücken sich nur über innere Monologe aus, und die Protagonistin ist IMMER allwissend und handelt immer genial. Das erzeugt das Gefühl lebendige Welten zu haben, in denen unglaubwürdige Charaktere aus Presspappe herumstolpern. Das sich der Autor nach „Early Riser“ schon wieder als Ich-Erzähler in ein minderjähriges Mädchen versetzt ist zudem… seltsam.

Das Buch an sich ist nett und bringt die Story zu einem gelungenen Ende.

Christopher Marzi: London
Jahre nach den Ereignissen der Vorgängerbücher „Lycidas“, „Lilith“ und „Somnia“: Emily Laing will nach London zurückkehren, stellt aber voller Entsetzen fest, dass es nicht existiert. Auch nie existiert hat, denn die Hauptstadt Englands ist immer schon Oxford gewesen. Auf Umwegen gelangt sie doch wieder in die Stadt der Schornsteine, aber die hat sich verändert: Sie ist isoliert, löst sich auf, die Menschen in ihr werden Wahnsinnig. Es ist, als hätte die Stadt ihre Seele verloren.

Für Christopher Marzi muss man schon in der richtigen Stimmung sein und sich Zeit nehmen. Nicht nur, dass er seine Welten höchst erkennbar aus Ideen von Autoren wie Neil Gaiman zusammensetzt. Nein, ausschweifend und redundant ist seine Erzählweise, jeder Handlungsfortschritt wird noch drei mal von den Figuren reflektiert, die an ihre Sichtweise stets ihren Catchphrase anhängen. Ich kann das nicht immer ertragen, zumal im Fall von „Somnia“ das Drehen von Schleifen so schlimm war, dass ich mittendrin lange Pause machen musste. „London“ ist ähnlich langatmig geschrieben, bringt aber zum Glück eine superspannende Geschichte mit, von der ich immer wissen wollte wie sie weitergeht und die mich bei der Stange gehalten hat.

Zugleich ist „London“ ein möglicher Abschied von den liebgewonnenen Figuren, deren werden man über 4 Bücher verfolgen konnte – und ein sehr gelungener dazu.


Hören:


Sehen:

Squid Game [2021, Netflix]
Glücksspielsüchtiger Universalverlierer wird mit 455 anderen, hoch verschuldeten Menschen zu einem Spiel auf Leben und Tod eingeladen. Der „last Person standing“ winken 33 Millionen Dollar, alle anderen werden gnadenlos hingerichtet.

Natürlich habe auch ich „Squid Game“ geguckt. Die 9-teilige Serie wird ja gerade quer über den Globus gehyped, und das nicht ohne Grund. Sie hat eine interessante Grundidee und spannende Wendungen. Sie ist aber weit davon entfernt perfekt zu sein. Was westliche Zuschauer aber wohl vor allem hooked ist der ungewohnte Look und das Spiel der Darsteller. Das ist typisch koreanisch, mit seinen Situationen, Farben und dem Overacting, aber wenn man das nicht schon einmal gesehen hat, z.B. im hervorragenden Film „Parasite“, dann wirkt das neu, unverbraucht und interessant.

Keine perfekte Serie also, aber wer vor Blut und Totschlag keine Angst hat oder sogar Filme wie „Saw“ oder „Escape Room“ mag, der wird hier viel Freude haben.

Free Guy [2021, Disney+]
Guy ist ein netter Kerl und lebt in einer Stadt, in der permanent Leute mit Sonnenbrillen Raubüberfälle begehen, Dinge in die Luft sprengen oder sich wilde Autojagden mit der Polizei liefern – das ist quasi Routine, und zu Guys Job gehört es, das Tag für Tag die Bank, in der er arbeitet, überfallen wird. Denn: Guy ist eine Non-Player-Figur, ein NPC, in einem GTA-ähnlichen Videospiel. Problematisch wird es, als er sich dessen bewusst wird und selbst die Fertigkeiten der Spieler bekommt.

Ein Film für Videospieler mit GTA-Erfahrung! Auch alle anderen werden hieran ihren Spaß haben, denn „Free Guy“ ist eine gut gemachte, kurzweilige Actionkomödie mit einer lustigen Leichtigkeit, die ich schon lange nicht mehr auf der Leinwand gesehen habe. Wer zudem Videospiele mag, der hat noch einmal extra Freude an den vielen, großartigen und sehr liebevollen GTA-Anspielungen.

Tucker and Dale vs. Evil [2010, BluRay]
Eine Gruppe von Collegestudierenden macht einen Ausflug in einen abgelegenen Teil der USA. Beim Campen im dunklen Wald stehen sie plötzlich zwei Rednecks mit Kettensäge und Sense gegenüber. Was dann passiert….

…ist alles andere als erwartbar. Während die beiden absolut harmlosen und liebenswerten Rednecks Tucker und Dale noch zu begreifen versuchen was hier eigentlich los ist, verfallen die Collegekids in Panik, weil sie glauben in einer Slashergeschichte gelandet zu sein. Während des kopflosen Herumhühnerns stirbt wirklich einer nach dem anderen – an eigener Dummheit. Tucker und Dale ziehen fassungslos den Schluss: Das muss ein Selbstmordkult sein. Doch dann stehen sie dem absoluten Bösen gegenüber – dem BWL-Studenten.

„Tucker and Dale vs. Evil“ ist ein wunderbarer kleiner Film und so ziemlich das schweinelustigste, was ich in 2012 gesehen habe, zeigt er doch auf´s Schönste, wie Vorurteile fatale Folgen haben können.

Dark City [1998, BluRay]
John Murdock erwacht ohne Erinnerung in einer Badewanne in einem heruntergekommen Hotelzimmer. Am Telefon wird er dazu gedrängt, so schnell wie möglich zu flüchten – und tatsächlich sind eine Gruppe blasser, dürrer Männer hinter ihm her, die ihn durch die Straßen der dunklen Stadt hetzen.

Immer noch ein Meisterwerk: Die „Dark City“ ist einer der Höhepunkte des Neo-Noir, einer recht kurzlebigen Bewegung von Mitte der 90er bis Mitte der 2000er, zu der auch „The Crow“, „Sin City“ und „Matrix“ gehören. Dark City hat einfach alles: Hervorragendes Art-Deko-Design, düstere Ausleuchtung, super Schauspieler. Highlight ist aber die verwirrende Story, die tatsächlich auch „Matrix“ geprägt haben dürfte, auch wenn dieser Film in eine deutlich andere Richtung geht. Ich weiß noch, wie mir beim großen Reveal, was die Dunkle Stadt wirklich ist, im Kino der Mund offen stehen blieb – und diesen Effekt hat das ganze heute noch. Ein moderner Klassiker.


Spielen:

Assassins Creed Valhalla: Die Belagerung von Paris [PS5, 2021]
Wikingerin Eivor verschlägt es nach Frankreich, wo Karl der Dicke einen Krieg mit ihrer Wahlheimat England beginnen will. In Paris, das im Jahre 900 gerade mal aus einer Ansammlung schlammiger Hütten und einer Festung auf der Ile de la Cite besteht, muss sie sich mit dekadenten Königen herumschlagen und einen Sturm der Wikinger auf die Stadt verhindern.

Gähn. More-More-More of the same. Der Landstrich in Frankreich, von Paris bis Amiens, ist trotz Asset-Recyclings recht groß und wie immer hübsch gemacht, aber man reitet schon wieder stundenlang durch die Landschaft um Ressourcen einzusammeln, die man nicht braucht, Schätze zu finden, die allesamt uninteressant sind, Ausrüstung zu bekommen, die schlechter ist als die, die man schon hat und dabei viele, VIELE Schlüssel und Zugänge zu suchen. Gerade dieses Spielelement wird hier dermaßen überstrapaziert, dass ich anfange zu schreien, wenn ich nur noch einmal höre „This Door is barred from the other side“ oder „I need to find the key“. Im Ernst, selbst für den Bosskampf muss man erstmal Schlüssel finden.

Die Story mäandert hin und her, die schlecht animierten Charaktere tun völlig ohne Konsistenz nur das, was die Story gerade braucht, das Pacing geht stellenweise völlig den Bach runter. Und wo versucht wird etwas neues zu machen, klappt das selten gut – die Pestratten zum Beispiel sind ein unausgegorenes und damit nerviges Spielelement, und die neuen, völlig overpowerten und teils unverwundbaren „Pikenträger“ sind einfach ein riesiges Ärgernis, das überhaupt keinen Spielspass aufkommen lässt.

Wem Assassins Creed Valhalla mit seinen bislang 140 Spielstunden (Hauptspiel und dem ersten DLC) noch nicht genug auf den Sack gegangen ist, dem bietet der „Paris“-DLC hier noch einmal 10 Stunden Gelegenheit dazu, und keine Minute davon macht Spaß.

Ich bin eigentlich ein AC-Fan, aber hier möchte ich nur noch, dass die, bereits zu Tode gemolkene, Kuh endlich verreckt. Leider sieht es nicht danach aus, „Valhalla“ ist Ubisofts erfolgreichstes Game bislang, und gerade wurde ein weiterer DLC angekündigt. Würg.


Machen:
Bis zur Monatshälfte: Motorradreise! Das ist sehr schön.


Neues Spielzeug:
V-Strom in kleiner Inspektion, Auto in großer Inspektion, neue Brille. Sehr teurer Monat.

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Momentaufnahme: September 2021

Herr Silencer im September2021

Wort des Monats:

Wetter: Der Monat beginnt einstellig kalt und neblig. Das fühlt sich schon sehr nach Herbst an. Bis Monatsmitte tagsüber nochmal über 20, aber morgens jeweils so um die 10 Grad. Alles leugnen hilft nichts: Der Sommer ist vorbei. Ab dem 20. bin ich in Südeuropa: Auch hier nachts schon recht kühl, tagsüber stürmisch und etwas über 20 Grad.


Lesen:

Andy Weir: Project Hail Mary

Ein Mann wacht an Bord eines Raumschiffs auf. Allein, ohne Erinnerung, aber mit guten Mathekenntnissen. Nach und nach rechnet er sich zusammen was er da macht und warum er die letzte Chance der Menschheit ist.

Eine allerletzte Chance auf einen Treffer im Baseball wird im amerikanischen „Hail Mary“ genannt, und man muss sich kulturell schon gut auskennen, um als nicht-Ami diese Bedeutung des Buchtitels zu verstehen. Genauso sperrig wie der Titel gibt sich zunächst auch der Inhalt, denn so fein es ist, dass der Protagonist weiß wie man Entfernungen und Schwerkraft berechnet, ihn Seitenweise dabei zu begleiten ist dann nicht so die Lesefreude.

Aber dann stellt sich raus: Das war nur ein sehr sorgfältiges Setup, um eine Bombe von einer Story von der Leine zu lassen. Plötzlich passieren Dinge, die mir den Mund haben offen stehen lassen. Mehrfach. Dann die Erkenntnis: Die Geschichte ist meisterlich gebaut. Handwerklich und kreativ ist das hier ein Niveau, bei dem man niederknien muss.

Ich habe dieses Buch verschlungen, und sowas ist mit schon sehr lange nicht mehr passiert. Das hier ist Science Fiction in ihrer puren Form. Science, weil alles, was da zusammenfiktionalisert wird, wissenschaftlich so funktionieren könnte. Ein wirklich, wirklich gutes Buch. Jeder, der Wissenschaft im Weltall mag, muss dieses Buch gelesen haben.

Im Deutschen heißt das Werk übrigens „der Astronaut“, vermutlich weil der Titel eine schöne Reihung zum Vorgänger, „Der Marsianer“, ergibt.


Hören:

Gamespodcast: Mass Effect Madness!
Jochen Gebauer und André Peschke spielen alle drei Teile von „Mass Effect“ und besprechen die in einem 30-teiligen „En Detail“.

Großer Spaß: Ich spiele selbst Mass Effect und höre danach, was die beiden Spielejournalisten so erlebt haben. Das beschreiben sie detailliert und äußerst kurzweilig, auch wenn die beiden nicht immer richtig liegen. Aber allein das Projekt, Mass Effect 1 bis 3 in einer so um die 50 Stunden dauernden Detailrezension zu besprechen – großartig! Solchen Journalismus finanziere ich gerne.


Sehen:

Joker [2019, Netflix]
Arthur Fleck neigt zu Gewalt, hat Daddy-Issues, Zwangsstörungen, ist ein Arschloch und hat generell nicht alle Latten am Zaun, will aber Comedian werden. Als das nicht klappt, schießt er um sich.

Unerträglich prätentiöse Darstellung von Joaquin Phoenix, der jede Gelegenheit nutzt, um das komplette Übungsrepertoire an Grimassen und expressionistischen Verrenkungen aus der Schauspielschule auf- und seinen halbnackten Körper vorzuführen. Ein Schauspieler-Vehikel, und zwar eines von der richtig ekligen Sorte. Story ist völlig vorhersehbar, generell alles totlangweilig und banal, verpackt in leicht kryptische Darstellung. Merke: Wenn etwas unverständlich ist, muss es nicht Kunst sein – es kann auch einfach nur dämlich sein. Das ist dieser „Joker“. Keine Ahnung, warum dieser Film so abgefeiert wurde

Reality Bites [1994, DVD]
Winona Ryder hat ihren Uniabschluss in der Tasche, hangelt sich von Praktikum zu Praktikum und wohnt in einer WG mit Freunden, die alle eigene Probleme haben.

Handlung: Belanglos. Was hier interessant ist: Der Film zeigt sehr zugespitzt das Dilemma meiner Generation, der Generation X.

Gut ausgebildet gestartet und mit großen Ambitionen ausgestattet, die letztlich aber für viele von uns eingedampft wurden. Die übermächtigen Boomer hatten ihre Strukturen und nutzen die zur Ausbeutung, was am Ende zur Erkenntnis führte: Wir sind die erste Nachkriegskohorte, die weniger soziale und berufliche Chancen haben würde als unsere Vorgänger. Das erklärt der Film sehr schön und macht deutlich, warum viele von uns eine pessimistische Weltsicht pflegen und sich in Sarkasmus und schlechte Laune geflüchtet haben.

Achso, und natürlich: Winona Ryder. Eine der vier schönsten Schauspielerinnen der Welt. „Wenn Sie spielt, sieht man ihre Seele in ihren Augen“ hat mal jemand gesagt und ja, das stimmt.

Sneakers [1992, BluRay]
Robert Redford und Dan Akroyd sind Sicherheitsspezialisten mit shady Vergangenheit und auf der Jagd nach einem McGuffin. Kaum haben sie ihn, werden sie selbst gejagt.

Seltsamer kleiner Film. Schön gespielt, mäßig spannend, teils unerträgliche unpassende Düdelmusik. Aber: Interessant, weil er Themen vorweg nimmt, die 5 Jahre später erst so richtig gegriffen hätten. Der Film dreht sich nämlich ums hacken, und das in einer Zeit, als es kein ziviles Internet oder vernetzte Geräte gab. Folgerichtig wird analog gehackt, mit Tonbändern und Charme. Das ist nostalgisch anzusehen.


Spielen:

Mass Effect 3 [PS5, 2021 Remaster]
Die Reaper sind da! Die hochhausgroßen Maschinenwesen überfallen… Vancouver? Dooferweise hat sich niemand auf die Ankunft der Maschinenwesen, die alle 50.000 Jahre das Leben in unserer Galaxis ernten, vorbereitet.

Nun ist es an Shepherd, die Verteidigung zu übernehmen. Dazu muss eine Allianz aus allen Spezies geformt werden, und da jede Rasse gerade mit sich beschäftigt ist, stellt sich das als nicht so einfach heraus. Zum Glück ist da noch ein McGuffin, von dem niemand weiß, was er eigentlich macht, der aber unbedingt gebaut werden muss.

Ach man. Ich wusste nichts mehr von ME3, außer, dass das Ende so schlecht war, dass es mir die ganze Trilogie versaut hat. Da traf man im Verlauf von drei Spielen hammerschwere moralische Entscheidungen, die allesamt Auswirkungen haben sollten – und dann stand man am Ende vor der Wahl einen von drei Schaltern zu drücken und damit die gleiche Cutscene in blau, rot oder grün zu hinterlegen.

Da im Verlauf des Spiels auch deutlich wurde, das die (neuen) Autoren ihre eigene Story oder der Lore der Vorgängerspiele und -bücher nicht mehr interessierte, fühlte sich das so billig und enttäuschend an, dass ich das Game nach dem ersten Spielen 2012 nie wieder angefasst habe.

Hätte ich es mal getan, denn nachdem Hersteller Bioware einen Shitstorm aus o.g. Gründen erlebte, wurde schnell DLC nachgeschoben, in dem das Ende und die Story besser erklärt wurden. Diese Zusatzpakete sind in der „Legendary Edition“ enthalten und machen das Spiel wirklich wesentlich besser.

Klar, das Ende ist immer noch abrupt, fühlt sich aber sinnvoller an. Der Hintergrund der Reaper wird besser erklärt. Die Gefährten erhalten wertvollere Momente. Und man wird nicht mehr gezwungen, den Multiplayernmodus zu spielen, den gibt es schlicht nicht mehr.

Auch wenn die Story damit immer noch schwächer ist als von Teil 1 und 2: Rein vom Gameplay und von der Inszenierung ist „ME3“ klar das beste Spiel der Shepherd-Trilogie. Statt einem Deckungsshooter hat man hier einen sehr guten Third-Person-RPG-Shooter mit filmischer Inszenierung. Von daher ein unterhaltsamer und mittlerweile guter Abschluss von Shepherds Geschichte.


Machen:
Arbeit-Arbeit-Arbeit. Und dann geht es los in den Motorradherbst, der leider nass beginnt, sich dann aber steigert.


Neues Spielzeug:

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Momentaufnahme: August 2021

Herr Silencer im August 2021

Erkenntnis des Monats:Dieses Jahr dauert gleichzeitig ewig und rast vorbei wie nichts

Wetter: Kalt. Kalt und nass. Nachts teils einstellig, tagsüber selten an 20 Grad.


Lesen:


Hören:

Podcast-Schmodcast
Ich mag Etienne Gardé, der mal die Rocket Beans mitgegründet hat. Ich liebe Katjana Gerz, die in „Gute Arbeit Originals“ gezeigt hat, das sie eine begnadete und sehr lustige Schauspielerin ist. Nun machen die beiden mit „podcast-Schmodcast“ einen Impro-Podcast. Kein Thema, einfach nur loslabern und gucken wo die Reise hingeht.

Sowas funktioniert selten gut, und hier leider gar nicht. Zumindest die ersten zwei Episoden bestehen zur Hälfte aus Gestammel, in der anderen Hälfte lachen sich die beiden über sich selbst kaputt. Typischer Fall von „ist wohl nur lustig wenn man dabei war“.

Das kann noch besser werden, wenn die beiden von dieser zwangslustigen Impro-Nummer runterkommen, denn beide sind interessante Charaktere und haben durchaus was zu erzählen. Das blitzt bislang selten durch, ewa wenn Katjana erzählt, wie sie versehentlich in einer Superbowl-Werbung für Scientology gelandet ist. Bislang ist der Podcast durch ständiges Kichern und Prusten leider nahezu unhörbar.


Sehen:

Über Grenzen – Der Film einer langen Reise
Nordhessen: Rentnerin Margot hat zwar keinen Motorradführerschein und auch keine Erfahrung mit Moppeds, steigt aber dennoch mit 64 Jahren auf eine 125er und fährt einfach mal los gen Osten, bis nach China und wieder zurück.

Wow, mit 64 Jahren und als Frau ganz allein auf dem Motorrad um die halbe Welt, das klingt nach richtig großem Abenteuer! Ist es auch, aber anders, als man es sich vorstellt.

Als Zuschauer kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus, wenn man der Protagonistin dabei zusieht, wie sie einfach mal beschliesst in die Welt hinauszufahren, und das scheinbar völlig ahnungslos tut. Vorher schon mal auf eine Motorradtour gemacht? Fehlanzeige. Motorradführerschein? Nicht vorherhanden, der alte graue Lappen reicht rechtlich ja aus. Körperliche Fitness für so eine Grenzerfahrung? Auch nicht vorhanden.

Kaum aus Nordhessen raus und noch in urbanem Gebiet beginnt das ganze mit einem ersten Sturz, der mit der überraschenden Erkenntnis endet: Kupplungshebel können abbrechen! Und was macht man dann? Hilflos mit den Ärmchen rudern und andere um Hilfe bitten. Diesem ersten Sturz folgen viele, viele weitere.

Irgendwann stösst Margots Enkel zu ihr und unterstützt sie mit einem Begleitfahrzeug. Ab diesem Moment gibt es dann auch andere als Aufnahmen als nur die Wackelfilmchen aus Margots Handy. Neben schönen Drohnenshots der Mongolei wird nun aber das ganze Elend sichtbar. Gefühlt alle paar Meter kippt die Rentnerin um und fällt aus dem Sattel, teils wegen des Geländes, teils vor Schwäche. Dabei verletzt sie sich auch schon mal nicht unerheblich, weiter geht es nur dank polnischen Moppedfahrern mit gut sortierter Bordapotheke und der Hilfe des Enkels und dessen Kumpel, die die Dame immer wieder in den Sattel heben.

Das klingt jetzt reichlich miesepetrig, aber dieser Reisefilm ist für mich stellenweise wirklich unangenehm anzusehen. Für das Publikum ist eine Heldenreise, bei der die Protagonisten Hindernisse überwinden müssen, immer interessant. Dachte ich. Bei diesem Film habe ich aber vor Fremdscham teilweise nicht mehr zuschauen können. Das liegt vor allem in der – zumindest scheinbaren – Naivität und Sturköpfigkeit der Protagonistin. Spätestens wenn Margot gegen den Rat von Einheimischen versucht, bei starkem Schneefall und Wind einen verschlammten Gebirgspass zu queren und praktisch nur noch im Matsch liegt, möchte man sich abwenden.

Margot Flügel-Anhalt wird in der Moppedreiseszene viel herumgereicht und meist als Rolemodel und Heldin besprochen. Ich muss sagen: Ja, sie hat Mut bewiesen. Aber WAS sie da macht ist dann einfach so naiv und jenseits von Gut und Böse, dass es an Dummheit grenzt. Ihr zähes Festhalten kann man als „eisernen Willen“ begreifen, aber auch als „nordhessischen Dickschädel“. Ich finde es zudem leicht anmaßend darauf zu setzen, dass einem ständig jemand hilft. Im Film wirkt die Reise es stellenweise wie betreutes Fahren, bei dem sich jemand von einem hilfsbereiten Menschen zum nächsten auf seinem Mopped durch die Welt schieben oder tragen lässt.

Aus irgendeinem Grund gibt es den ganzen Film in zwei Teilen auch als Doku des SWR, hier auf YT:

Über Grenzen, Teil 1
Über Grenzen, Teil 2

Restoration Videos
Niemand spricht, man sieht nur zwei Hände, die ein altes, rostiges Blechspielzeug, oder eine Kaffeemühle, oder ein Käseschneidedings etc. demontieren, reinigen, reparieren, lackieren und wieder zusammensetzen.



Diese Art Video ist mittlerweile ein eigenes Genre auf Youtube. Ich verstehe auch warum: Es hat etwas seltsam beruhigendes dabei zuzusehen, wie alte Gegenstände Stück für Stück liebevoll restauriert werden. Vorsichtig werden an teils über 100 Jahre alten Gegenständen Schrauben gelöst, alte Farbschichten abgetragen, gesandstrahlt, pulverbeschichtet, und am Ende sieht der alte Gegenstand aus wie gerade frisch gekauft. Könnte ich stundenlang gucken.

Justice League [2021, BluRay]
Irgend ein Hoppepeter sucht leuchtende Schachteln, und wenn er drei davon hat geht die Welt kaputt, oder so. Batman gefällt das nicht und klöppelt sich ein eigenes Avengers-Team zusammen: Die Liga der Selbstgerechten.

„Justice League“ kam vor vier Jahren raus, damals befand ich ihn als „zusammenhanglose Aneinanderreihung von dummen Szenen“, die keinen Sinn ergaben (ganze Rezension hier).

Das lag auch an der Produktionsgeschichte: Zac Snyder, der Mann mit den Nazi-Eulen, der noch nie einen guten Film gemacht hat, stieg damals kurz vor Fertigstellung aus und „Avengers“-Regisseur Joss Whedon übernahm und ordnete Nachdrehs an. Das Ergebnis war eine Katastrophe, und in der Folge hieß es immer wieder, Snyders ursprüngliche Fassung hätte die bessere sein können. Nach genügend Rumquengelei durch die Fanbase investierte das Studio nun tatsächlich nochmal ein paar Millionen, um einen „Snyder Cut“ von Justice League fertig zu stellen – und das Ergebnis ist verblüffend.

Verblüffend zum einen, weil diese Fassung wenig mit der Kinoversion zu tun hat und tatsächlich der bessere Film ist. Das hätte ich Snyder nicht zugetraut, aber es ist so: Figuren werden gut eingeführt, entwickeln sich, die Story wird gut hergeleitet.

Verblüffend aber auch, weil dieser Film ein Testament des Irrsinns ist – er ist viereinhalb Stunden lang und in 4:3 Format. Das lässt eigentlich nur einen Schluss zu: Snyder-Filme sind normalerweise auch deshalb so schlecht, weil er keine Ahnung hat, wieviel in einen 100 Minuten Film eigentlich reinpasst.

„Justice League“ ist auch im Snyder-Cut kein filmisches Meisterwerk, aber zumindest wird hier eine zusammenhängende Geschichte in teils wirklich großen Bildern erzählt.


Spielen:

Mass Effect 2 [PS5, 2021 Remaster]
Unmittelbar nach dem Ende von Mass Effect 1: Heldin (oder Held) Shepherd sucht nach Möglichkeiten, um zukünftige Attacken von Maschinenwesen und letztlich den Genozid an allem organischem Leben zu verhindern. Da kommt es eher ungelegen, das ihr Schiff bei einem Angriff zerschnitten wird und Shepherd stirbt.

Zwei Jahre ersteht sie wieder von den Toten auf, wiederbelebt von einer sinistren und xenophoben Geheimorganisation. In deren Auftrag zieht Shepherd los und stellt ein Team zusammen, das den Maschinenwesen etwas entgegensetzen soll.

Was für ein schockierender Moment zu Beginn des Spiels, wenn die aus Teil 1 liebgewonnene (und mitsamt Erfahrung und Aussehen von dort importierte) Figur stirbt – und was für eine dumme Idee, sie ausgerechnet für die Space Nazis aus Teil 1 arbeiten zu lassen. Aber auch wenn die Grundprämisse Banane ist, macht ME2 einfach viel richtig. Die vielen Einzelmissionen sind, wie die Figuren und Dialoge, meist richtig gut geschrieben, die Geschichte ist faszinierend und die Spielmechaniken funktionieren weitaus besser als in Teil 1.

Besonders gut: Das eigene Handeln hat Konsequenzen. Je nachdem, wie man mit den Charakteren umgeht und sich ihnen gegenüber verhält, ändert sich der Ausgang des Spiels. Sind alle Figuren motiviert und fühlen sich Shepherd verpflichtet, laufen sie zu Höchstleistungen auf und überstehen die „Suicide Mission“ am Ende der Handlung. Sind sie dagegen von Shepherd enttäuscht, werden einige oder sogar alle der liebgewonnenen Charaktere umkommen. Das Wissen um diese Konsequenzen verleihen den Dialogen zwischen den Actionsequenzen Bedeutung und Schwere.

Mass Effect 2 ist ein echter Spieleklassiker, der 2010 für die XBOX 360 erschien und der im Remaster nicht groß verändert wurde – leider! Gerade den Charaktermodellen und Gesichtern hätten besser überarbeitete Texturen gut gestanden. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, Mass Effect 2 ist einfach eine erzählerische Wucht, die auch in Actionpassagen gut funktioniert.


Machen:
Arbeit-Arbeit-Arbeit. Aber immerhin mit Moppedzwerch und Albrecht getroffen. Das war beides schön!


Neues Spielzeug:

Nüscht

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Kategorien: Momentaufnahme | 3 Kommentare

Maximale Verwirrung

Gerade sind hier die Unterlagen für die Briefwahl in Stadt und Land eingegangen. Abgesehen davon, dass die quadratmetergroßen Wahlzettel vor Versand in kunstvollstem Origami gefaltet werden müssen, ist das Prozedere an sich nicht ganz unkomplex. Wahlzettel ausfüllen (jeder nur drei Kreuze!), kleinfalten, in einen Wahlumschlag stopfen, Stimmzettel ausfüllen, Unterschreiben und mit Wahlumschlag in einen Stimmumschlag und dann ab die Post.

Eigentlich einfach, aber wenn man vor dem Berg Papier steht und dann versucht das krasse Behördendeutsch des Stimmzettels zu verstehen, kommt man sich schon ein wenig überfordert vor. Immerhin, man will ja nichts falsch machen, jede Stimme zählt und so, wissen schon.

Weil die Wahlleitung weiß, wie geschraubt und unverständlich die Sprache ihrer Schreiben ist, hat sie eine bebilderte Anleitung in einfacher Sprache beigelegt:

Vorbildlich! Doof nur: Es gibt keinen roten oder blauen Umschlag, nur einen gelben und einen grünen. Vermutlich führt das bei einige Wählerinnen zu maximaler Verwirrung – und bei Schreibwarenläden vor Ort zu erhöhter Nachfrage nach roten und blauen Briefumschlägen….

Kategorien: Ganz Kurz, Gnadenloses Leben, Politik | 3 Kommentare

Momentaufnahme: Juli 2021 (2)

Herr Silencer im Juli 2021
Erstaunlich viel Medienkonsum diesen Monat, deshalb dieses Mal in zwei Teilen. Das hier ist Teil 2, Teil 1 erschien vor zwei Wochen.

Wort des Monats: „Halssalz“

Wetter: Nass und kühl. Nach der Sintflut zur Monatsmitte nun zwar etwas trockener und wärmer, aber immer noch bedeckt/regnerisch und meist Temperaturen zwischen 14 ud 21 Grad.


Lesen:


Hören:

Cui Bono: WTF happend to Ken Jebsen? [ARD Mediathek oder sonst überall wo es Podcasts gibt]
Ken Jebsen war mal ein innovativer, frischer, geradezu avantgardistischer Radiomoderator, bis er sich in Verschwörungsgeschichten verstrickte. Als „KenFM“ erreichte er mit denen auf Youtube ein breites Publikum, bis er dort gesperrt wurde.

Von einem antisemitischen Verstolperer über erste Verschwörungsmythen und Werbeshows für Russland hin zum Coronoaleugner und selbsternannten Verfolgten, der die Demokratie in Deutschland brennen sehen will: Der Podcast zeichnet nicht nur Aufstieg und Abdriften Jebsens nach, er sucht auch nach Vorbildern in der US-Medienszene und verknüpft Jebsens Fall mit rechten Akteuren und Einflussnahme durch Russland.

Darüber hinaus geht er der Frage nach, was diese Verschwörungsmythen eigentlich für Auswirkungen auf unser aller Alltag haben – etwa, wenn ein Familienmitglied nach Jebsens Videos in Youbes Kaninchenbau fällt und als Impfverweigerer oder Reichsbürger wieder rauskommt.

Mir persönlich ist der Podcast zu verspielt und kumpelhaft, dabei hätte er Audiogimmicks gar nicht nötig und könnte sich rein auf Erzählung, Recherche und O-Töne verlassen. Aber gut, Zielgruppe sind auch deutlich jüngere Hörer als ich. In der Summe ist der sechsteilige Podcast mit seinen je ca. 40minütigen Folgen sehr informativ und kurzweilig. Klare Hörempfehlung für Podcast-Fans!


Sehen:

Black Widow [2020, Disney+]
Während der „Civil War“-Nachwehen und vor dem „Infinity War“: Scarlett Johannson taucht in Osteuropa unter und stolpert darüber, dass die „Black Widow“-Organisation, die junge Frauen entführt, missbraucht und zu Killerinnen indoktriniert, immer noch im Verborgenen existiert.

Hätte so schön sein können: Ein Marvel-Film mit einer weiblichen Heldin, der statt auf bombastischen Bumm-Bratz auf Thrillerspannung im Agentenmilieu setzt. Tatsächlich fühlt sich „Black Widow“ zu Beginn an wie ein „Bourne“-Film oder wie „Red Sparrow“: Kalt, schmutzig, brutal.

Statt dann aber wirklich den „Red Sparrow“ zu machen und auf eine clevere Story um Überbleibsel des KGB zu setzen oder ein Psychogramm der Protagonistin zu zeigen, versteigt sich der Film dann doch wieder in Krach-Bumm.

Das Scarlett Johannson offensichtlich keinen Bock hat und ihre Rolle nur durchtelefoniert, macht das nicht besser. Der Film ist so leer wie die Blicke der Protagonistin, während sie Oneliner aufsagt.

How to Sell Drugs online (fast), Staffel 3 [2021, Netflix]
Schüler Moritz hat Stress: Er steckt mitten im Abi, hat Knatsch mit seinem besten Freund, trauert seiner Verflossenen hinterher und hat einem Drogenring versprochen, einen sensationellen Onlineshop in neuer Version an den Start zu bringen. Leider will vue.JS nicht so wie er will, die Polizei ist ihm auf den Fersen und „die Holländer“ werden immer ungemütlicher. Moritz hat also allen Grund kleine Brötchen zu backen, dabei würde er doch so gerne mit seinem geheimen Doppelleben prahlen.

Dritte und vermutlich letzte Staffel über einen Schüler, der aus dem Kinderzimmer zum Drogenbaron Europas wird. In sechs Episoden kurzweilig und mit tollen Dialogen, die aus tollen Schauspieler fallen, zu einem runden Ende erzählt.


Spielen:

Metro Exodus [2018, PS4]
Im Jahr 2035: Drei Jahrzehnte nach einem Atomschlag über Russland verstecken sich die letzten Überlebenden in der Moskauer U-Bahn. Jede größere Metrostation hat eine eigene gesellschaftliche Ordnung, die einzelnen Linien bekriegen sich untereinander, alle zusammen wehren sich gegen mutierte Tiere. Die Oberfläche gilt als lebensfeindlich, der Rest der Welt als tot. Bis eines Tages der Soldat Artyom entdeckt, das dem nicht so ist. Gemeinsam mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe macht er sich in einer Dampflokomotive auf die Suche nach neuem Lebensraum.

Das ukrainische Entwicklungsstudio 4A Games hat aus den russischen „Metro“-Romanen einen Shooter gemacht und den in eine faszinierende, morbid-schöne Welt gepflanzt. Grafikassets, Artdesign, Lichtstimmungen, das steht alles westlichen Triple-A-Großproduktionen in nichts nach und schafft eine faszinierende Atmosphäre. Dazu kommt die interessante Idee mit dem Dampfzug, der Episoden in unterschiedlichen Gegenden möglich macht und als social Hub dient, um die anderen Figuren kennen zu lernen.

Hört sich super an, das Problem ist nur: Das macht alles überhaupt keinen Spaß. Die Story ist schlecht erzählt, überhastet und voller Lücken. Die Orientierung ist durch das Fehlen von Markern schwierig. Die Munition ist ständig aus. Die Shootermechaniken sind quirky. Stealth funktioniert schlecht.

Und: Die Charaktere labern einem bei jeder Gelegenheit ein Wurstbrot ans Ohr. „Metro“ ist das erste Spiel, von dem ich sagen würde, das es „overwritten“ ist. Schön, das man sich zu jedem Nebencharakter eine Backgroundstory ausgedacht hat. Aber warum müssen die mir das als Expositionsdump alles auf einmal und denkbar ungeschickt an den Kopf kotzen?

Beispiel: Wenn in einem Feuergefecht ein NPC ruft „Spring in das Auto“ und dann erstmal nostalgisch wird und anfängt verträumt zu erzählen, dass sein Großvater, damals, in Smolansk, auch so ein Auto hatte, mit dem er jeden Samstag auf den Markt gefahren ist um Birnen für Tante Marta zu kaufen und wie die Sitze im Sommer dufteten, dann ist das so unpassend, dass es die Immersion bricht.

Und so geht das bei jeder Kleinigkeit, alles ist overwritten und leidet unter schlechtem Pacing. Selbst über ein simples Feuerzeug erzählen die Charaktere einen Roman von Tolstoi. Dafür braucht man sie nicht mal ansprechen, manchmal quasseln NPCs auch von sich aus los und erzählen ungefragt ihre halbe Lebensgeschichte, gerne auch während eines Feuergefechts, bis man nur noch „Halt´s Maul“ schreien möchte.

Dealbreaker ist aber das schlecht balancierte uns lökerige Gameplay. Schon auf normalem Schwierigkeitsgrad steht man permanent ohne Munition da. Die liegt nämlich selten einfach in der Landschaft rum, jede Patrone will an einer Werkbank von Hand gefertigt werden. Da Rohmaterial knapp, die Tragekapazität begrenzt, die Werkbänke sehr selten und manche Gegner Bullettsponges sind, die auch mal mehrere Kopfschüsse einfach wegstecken, ist man häufig „out of ammo“ und stürzt sich mit den Fäusten in den Kampf.

Das geht so weit, dass man selbst in gescripteten Gefechten neben seinen dauerfeuernden Computerkollegen steht und praktisch nicht mitspielen kann, sondern nur traurig Klick-Klick macht und zuguckt.

Ich verstehe schon, was das Spiel möchte: Es will signalisieren, das Überleben ein Kampf ist gewaltfreies und heimliches Vorgehen belohnen, was in der Theorie auch nett ist, in der Praxis aber auch dort scheitert. Denn Schleichen ist kaum möglich, wenn einen Gegner auch im Dunkeln aus 100 Metern Entfernung ausmachen oder gescriptet Rudel mutierter Tiere oder Bossgegner auftauchen. Gerade auf letztere bereitet einen das Spiel nicht vor und sorgt nicht dafür, dass man eine Chance hat – und wenn man einmal ohne Munition einem mutierten Killerbären gegenübersteht, geht´s nicht mehr weiter.

Dass man mangels Missionsmarkern oft gar nicht weiß, wo man hin muss oder was man tun soll, macht das Ganze nicht besser.

Dem Spielspaß abträglich sind zudem die Ladezeiten. Bis die Welt initial geladen ist, dauert es auf der Standard PS4 fünfeinhalb(!) Minuten, das Laden eines Spielstands dann jedes mal rund zwei Minuten. Sowas geht nicht. (Auf der PS5 sind es initial 2 Minuten und beim Reload 30 Sekunden, immer noch viel aber erträglich).

So stolpert man planlos durch dunkle Levels und wird dabei von Monstern angegriffen, gegen die man sich nicht wehren kann, während gleichzeitig über Funk ein NPC gerade wieder von seinem schönsten Ferienerlebnis erzählt. Nach nach ständigem, plötzlichem und sehr schnellem Ableben wartet man dann minutenlang bis es weitergeht.

„Metro: Exodus“ ist atmosphärisch eine Wucht, aber es ist leider vom Gameplay so schlecht und narrativ so dumm, dass das in Summe eine Sperrigkeit ergibt, mit der ich nichts anfangen kann. Sicherlich können sich geduldigere Gamer damit anfreunden, denn wenn man das Spiel als Stealth mit ständigem Backtracking spielt und viel Zeit in Erkundung und das auswendig lernen der Macken investiert – dann ist „Metro“ sicher nett. Aber wenn man so viel Zeit in der Hand eines quirky Games verbringt, entwickelt man auch eine Art von Stockholm-Syndrom, und ich möchte mit einem simplen Game nicht so viel Zeit verbringen wie mit „Krieg und Frieden“.

Spider-Man: Miles Morales [2020, PS5]
Peter Parker macht Ferien, aber das bedeutet nicht, das New York ohne Spider-Man ist: Auch der Teenager Miles Morales wurde von einer Spinne gebissen und hat jetzt Superfähigkeiten. Die sind auch dringend nötig, denn ein sinisterer Energiekonzern und eine High-Tech-Anarcho-Gang bekriegen sich in den Straßen der Großstadt.

Das 2018er „Spider-Man“ für die PS4 war wegen seiner Gameplay-Mechaniken herausragend: Stealth und Freeflow-Combat funktionierten fast auf dem Niveau der „Arkham“-Spiele, und die Fortbewegung per Spinnennetz durch die Straßenschluchten machte auch nach dutzenden Spielstunden noch einen Heidenspaß. Diese Mechaniken sowie die Großstadt und viele andere Assets werden hier 1:1 recycled, weshalb sich „Miles Morales“ eher wie ein sehr großer DLC als ein eigenes Spiel anfühlt.

Eigenständige Ideen sucht man hier vergebens, aber immerhin ist die Umsetzung wieder schön gemacht, die Charaktere sind OK und die Story gewinnt zwar keinen Literaturpreis, geht aber in Ordnung. Auf der PS5 fällt auf, das es praktisch keine Ladezeiten gibt, die Stadt viel detaillierter ist und dank Raytracing auch hübscher aussieht als auf der alten Konsole.

Mass Effect [2007, PS5]
Die Menschheit fliegt zum Mars und findet dort ein seltsam Ding, das mittels eines „Masseneffekts“ überlichtschnelles Reisen ermöglicht. Fünfundzwanzig Jahre später haben die Menschen Kontakt zu einer Allianz aus dutzenden Spezies aufgenommen, die ebenfalls dank der überall verstreuten und uralten Artefakte das All erobert haben.

Die Menschen sind die „Neuen“ in diesem Weltenbund, müssen sich erst noch beweisen und werden auf skeptischer Distanz gehalten. Da ist es nicht verwunderlich, das erstmal kollektiv mit den Augen und Sehstielen gerollt wird, als ausgerechnet ein Mensch mit schier unglaublichen Nachrichten kommt: Innerhalb der Allianz soll es eine Verschwörung geben, die eine 50.000 Jahre alte Maschinenrasse wiederbeleben will. Beweise gibt es für diese ungeheuerliche Behauptung nicht, und so macht sich der Mensch allein auf die Suche nach den Hintergründen.

„Mass Effect“ als dreiteiliges Gesamtwerk ist ein Meilenstein der Erzählkunst, der immer wegen seines vergurkten Endes in schlechter Erinnerung bleiben wird. Aber bis zu diesem Ende zog sich eine fantastische Geschichte über drei Spiele hin, die ursprünglich für die XBOX 360 erschienenen sind. Nun liegt die Reihe in einer remasterten Version für aktuelle Konsolen und PCs vor, und der Überarbeiteten Version hätte zumindest in Bezug auf Teil 1 mehr Liebe gut getan.

Zwar gibt es signifikante Verbesserungen in der Optik und kleinere im Gameplay, aber richtig schlimme Dinge wurden nur kosmetisch behandelt und nicht grundlegend überarbeitet. So ist das Inventar immer noch ähnlich fummelig wie 2007, Physik und Steuerung des Bodenfahrzeugs „Mako“ sind nach wie vor ein ärgerlicher Witz und die automatische Deckung funktioniert nach wie vor eher selten – was für ein Spiel, das in seinen Actionsequenzen ein Deckungsshooter sein möchte, ziemlich schlecht ist.

Wäre nicht schlimm, denn groß ist „Mass Effect“ immer dann, wenn es um die Geschichte und Charaktere geht. Letztere sind zwar immer noch blockig animiert, sehen aber mit höher aufgelösten Texturen in den Gesprächssequenzen wenigstens besser aus. Nur: Auf der PS5 gibt es einen Bug, durch den, wenn die Konsole per HDMI an einem AV-Receiver mit 5.1/7.1-Lautsprechersetup hängt, Gesprächsdialoge aus den hinteren Boxen kommen. Das macht das Spiel unerträglich, und manche Gamer werden auch das Ende nie sehen.

Es gibt nämlich nach wie vor einen Bug, durch den sich das Game mitten im Endkampf (ich hasse Bosskämpfe!) reproduzierbar weghängt. Absturz! Auf einer Konsole! Durch einen Gamestopper-Bug, der SEIT VIERZEHN JAHREN BEKANNT IST!

So gut Mass Effect 1 also als große Sci-Fi-Geschichte immer noch ist, die remasterte Version ist lieblos und bestenfalls halb gar.


Machen:
Planen, für einen Moppedherbst.


Neues Spielzeug:
Eine Regenkombi. Wieder eine Stormchaser von FLM, aber dieses Mal als Einteiler.

Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Momentaufnahme | 4 Kommentare

Momentaufnahme: Juli 2021 (1)

Herr Silencer im Juli 2021
Erstaunlich viel Medienkonsum dank schlechtem Wetter und neuem Spielzeug, deshalb der Rückblick auf den Monat in zwei Teilen. Das hier ist Teil 1.

Sprachbild des Monats:„Das war ein Feigenblatt, aus dem sich manche Leute Lorbeerkränze geflochten haben“

Wetter: Erstaunlich viel Regen, Temperaturen bis Monatsmitte Nachts 15, tags um 20 Grad. Mitte des Monats Sintflut in Westdeutschland.


Lesen:

Mitzi Irsaj: Nix mit Amore [2019, Kindle]
Wahre Geschichte: Ehrgeizige Studentin zieht zu ihrem Freund nach Italien. Dort angekommen zerbricht die Beziehung, und sie muss sich entscheiden: Allein Fuß fassen in dem fremden Land, oder zurück zu den Eltern? Sie entscheidet sich zu bleiben, und verzweifelt bald an der Sprache, italienischen Behörden, Parkgewohnheiten und Wohnungen ohne Fenster.

Originelle und erfrischender Bericht einer Auswandererin, der humorvoll die Hindernisse und Schwierigkeiten beim Aufbau eines neuen Lebens in einem anderen Land beschreibt. Locker zu lesende 128 Seiten Kulturclash, sehr kurzweilig.


Hören:


Sehen:

Veronica Mars: Spring Break Forever [2019, Joyn]
Veronica Mars arbeitet wieder als Privatdetektivin in der Küstenstadt Neptune, Kalifornien. Neben Fällen für reiche Klientinnen kümmert sie sich um ihren Vater, der fürchtet Demenzkrank zu sein. Als während der Spring Break-Partys Bombenexplosionen und mexikanische Killerkommandos für Chaos sorgen, ist es mit der Ruhe vorbei.

15 Jahre nach der dritten Staffel und 5 Jahre nach dem crowdfinanzierten und eher mittelmäßigem Kinofilm nun noch eine neue Staffel Veronic Mars – kann das gut gehen? Braucht es das?

Um es kurz zu machen: JA! Ich bin völlig begeistert von dieser Eigenproduktion des Streamingkanals Hulu. Die acht Episoden sind straff durchinszeniert und schaffen das, was der Kinofilm nicht hin bekam: Genau den richtigen Ton zu treffen, um den alten „Veronice Mars“-Zauber zurückzubringen und eine neue Geschichte spannend zu erzählen. Es ist eine Freude, der stoischen und oft einsilbigen, aber immer kompetenten Veronica beim Lösen der komplexen Fälle zuzusehen. Das die Serie eine deutlich feministische Botschaft hat, macht sie nur besser – das hier ist eine zeitgemäße und sehr spannende Krimiserie.

„Veronica Mars“ hat eine treue Fangemeinde, die mit der Serie erwachsen geworden sind. Das wissen die Macher und nutzen das auch. Die Serie war schon immer ernst und sogar düster, aber die neue Staffel bedient sogar Sehgewohnheiten, die von Serien wie „Breaking Bad“ oder „Sherlock“ oder Filmen wie „Saw“ abgehärtet sind.

Das Ergebnis ist überaus erwachsen, spannend, unterhaltsam, überraschend und emotional. Wer Ms. Mars früher schon mal gut fand, sollte hier auf jeden Fall reingucken.

Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes und Die Rückkehr des Dr. Phibes [1971/1972, DVD]
London, 1921: Mehrere Ärzte kommem unter seltsamen Umständen ums Leben. Einer wird in seinem Schlafzimmer von Fledermäusen ausgesaugt, ein anderer von einer todbringenden Froschmaske zerquetscht, wieder ein anderer wird inmitten seines Blutes gefunden – hübsch abgefüllt in Flaschen.

Tatsächlich ist es ein Rachefeldzug des genialen wie skrupellosen Dr. Phibes, der neun Ärzten die Schuld am Tod seiner Frau gibt und diese nun nach den alttestamentarischen Motiven der 10 Plagen ermordet. Scotland Yard kommt hinter das Geheimnis, kann Phibes aber nicht stoppen.

Fünf Jahre später reist Phibes nach Ägypten, um dort in einem Pharaonengrab seine geliebte Frau wieder zu beleben. Dabei kommt ihm eine Gruppe Briten in die Quere, die wiederum auf originelle Arten aus dem Leben scheiden.

Uh, was habe ich mich als Kind vor Dr. Phibes gegruselt! Aber wie befriedigend war es damals schon, auf welche geniale Weise er seine Pläne umsetzt! Retrospektiv sind die Filme immer noch der Wahnsinn. Das Art Deco-Design und die surreale Inszenierung haben nicht von ihrer verstörenden Kraft verloren.

So wird in den ersten 10 Minuten des ersten Filmes kein Wort gesprochen, minutenlange Tanz- und Orgeleinlagen schaffen eine morbide Atmosphäre und Vincent Price spielt teils nur über seine Augen – großartig! Das sich die Filme dabei nicht zu ernst nehmen, macht sie fast zeitlos. Das merkt man auch daran, dass sie Vorbild für spätere, erfolgreiche Filme waren. Mindestens „Sieben“ und alle „Saw“-Filme, aber auch die „Final Destination“-Filme sind deutlich durch „Phibes“ inspiriert.


Sörensen hat Angst [2020, ARD, Netflix]
Polizist Bjarne Mädel hat eine Angststörung. Um seine Ruhe zu haben, lässt er sich in ein Kaff nach Friesland versetzen. Da hat er aber sofort einen Mord am Hals.

Ich mag Bjarne Mädels irritiertes und irritierendes Spiel (Tatortreiniger, Stromberg) ja sehr, und da er diesen Film mit produziert und die Regie geführt hat, kommt das voll zum Tragen. Zusammen mit unprätentiös norddeutschem Flair in mild absurden Situationen hat der Film ab Minute eins einen spröden wie erfrischenden Charme.


Neues Spielzeug:
Eine PS5! Ein kleines Einzelhandelsgeschäft bei Passau hat das geschafft, was die großen Handelsketten nicht hinbekommen: Eine Warteliste für die rare Konsole zu führen. Über die konnte ich nun eine der wenigen ausgelieferten Konsolen bekommen. Leider nur als riesiges Bundle mit allen möglichen uninteressanten Spielen und Headset, aber der überflüssige Kram ist schon wieder auf Ebay verkauft.

Erster Eindruck: Die Konsole ist RIESIG, über 40 cm hoch, und wenn man sie horizontal aufstellt, sieht sie aus wie ein gelandetes Raumschiff. Außer HDMI und LAN gibt es keine Anschlüsse mehr. Betriebsgeräusche produziert sie praktisch keine. Die Benutzeroberfläche ist komplizierter als beim Vorgängermodell, nahezu jede Aktion benötigt mehr Klicks als auf der PS4. Liebgewonnene Funktionen wie Ordner, Medienserver und Webbrowser fehlen (noch).

Performance und Ladezeiten sind toll, und davon profitieren dank Abwärtskompatibilität auch PS4-Titel – „Metro Exodus“ lädt hier statt fünfeinhalb nur zwei Minuten.

Der Controller mit seinem haptischen Feedback ist der Wahnsinn. Was nervt: Die Lightshow von Steuer- und Statusanzeigen an Konsole und Controller, die sehr hell sind und sich nicht abschalten lassen.

Nicht gut ist das 3D-Pulse Headset, das wirkt billig und der 3D-Sound ist zwar präzise im Raum verortbar, aber mangels Bass wenig druckvoll.


Spielen:

Astros Playroom [2020 PS5]
Ein knuddeliger Roboter hüpft und springt durch das Innere der PS5 und sammelt Artefakte aus früheren Playstation-Zeiten.

„Astro“ liegt jeder PS5 bei und ist eigentlich ein Showcase für die Fähigkeiten des neuen Controllers. Der kann Dank Motoren den Widerstand der Triggertasten anpassen und taktiles Feedback geben, und zwar wesentlich genauer als die „vibriert oder vibriert nicht“-Funktionen früherer Generationen. Die Wirkung ist wirklich erstaunlich, man meint tatsächlich in der Hand die Beschaffenheit der Untergründe zu spüren, über die Astro läuft, von Metall bis hin zu Gras.

Das Game selbst ist ein knapp drei Stunden kurzes und sehr gelungenes 3D-Hüpfspiel, das liebevoll und niedlich inszeniert ist und einen zum Schmunzeln und Staunen bringt.

Ratchet & Clank: Rift Apart [2020, PS5]
Roboter Clank baut ein Gerät, mit dem man Risse in andere Dimensionen öffnen kann. Doof nur, dass das fast augenblicklich vom bösen Dr. Nefarious geklaut wird. Der stellt damit Unfug an und lässt die Dimensionen zersplittern. Clank und sein Kumpel, der Weltraumfuchs Ratchett, müssen versuchen den Schaden rückgängig zu machen.

Knallbunter 3D-Shooter, richtet sich an eine kindliche/jugendliche Zielgruppe. Hier sind die Bösen noch böse und sehen auch so aus, und da Armin Shimermann (Quark aus Deeps Space 9) die spricht, hören sie sich auch so an.

Technisch kracht es auf der PS5 so richtig, sowohl der neue Controller mit seinem taktilen Feedback als auch Grafik und das Speichermanagement werden gut eingesetzt. So wechselt man ohne Ladezeiten durch Dimensionsrisse von einem Level in den nächsten, und in großen Schlachten sind so viele detaillierte Objekte und Effekte auf dem Bildschirm, dass man fast die Übersicht verliert. Dabei läuft alles stets butterweich und ohne ins Stocken zu kommen. Ein schöner Launchtitel, der zeigt, wo bei der neuen Konsolengeneration die Reise hingeht.

Das Gameplay ist ok, nervig ist nur die ständige Munitionsknappheit. Klar, die soll dazu führen, dass man mit dem gesamten, skurrilen Waffenarsenal experimentieren muss – in dem sich so seltsame Dinge befinden wie eine Bombe, die Gegner in blühende Büsche verwandelt. Trotzdem nervt es, wenn man zum Ende hin mit einem Schraubenschlüssel auf den Bossgegner einschlagen muss, weil alle Kniften leer sind.


Machen:
Zweite Impfung, und planen für einen Moppedherbst.


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Momentaufnahme: Juni 2021

Herr Silencer im Juni 2021

Gefühl des Monats: Delta? ECHT JETZT? Hört das nie auf?!

Wetter: Monatsanfang Nachts immer noch einstellige Temperaturen, aber immerhin tagsüber Sonne und an 20 Grad. Ab der ersten Woche plötzlich schlagartig Temperaturen von 25 bis 35 Grad – vom Herbst direkt in den Hochsommer, was recht erschöpfend ist. Ab der vierten Woche dann plötzlich über Nacht wieder nur noch 12 bis 14 Grad und Wolken.


Lesen:

Erik Peters: Oman – Island
Erik Peters mag es zu reisen, und einige Jahre nach seiner ersten großen, aber motorradtechnisch gescheiterten, Reise von Köln nach Shanghai soll es nun von Oman am persischen Golf bis nach Island gehen.

Mit Kumpel Carsten reist Peters auf die arabische Halbinsel, aber dort nimmt das Ungemach schon seinen Lauf: Motorradpannen und Temperaturen um die 50 Grad machen die Reise zur Qual, Visaprobleme sorgen für tagelangen Arrest in Dubai und unwillige Fährschiffer verkrüppeln die Bikes. Später wird es nicht besser, zu technischen Problemen, vergessenen Papieren und einem Diebstahl kommen persönliche Dinge, die dazu führen, das Carsten irgendwann völlig derangiert ist und fast ums Leben kommt. Dass die beiden es dennoch bis nach Island schaffen, zeugt von einer enormen Zähigkeit.

Trotz all dieser Widrigkeiten beschreibt Erik Peters seine Reise als etwas, das vor kleinen, glücksseligen Momenten strotzt – etwa, wenn er im Iran einen leidenschaftlichen Moppedschrauber trifft, es in der Türkei ein kaltes Bier gibt oder wenn er auf den Azoren Papageientaucher entdeckt. Ein sehr spannendes, gut geschriebenes und nur stellenweise adjektivüberladenes Buch, das die Licht- und Schattenseiten einer Motorradfernreise genau beschreibt, dabei aber immer – anders als bei anderen Motorradreiseberichten – einen positiven Grundton beibehält.


Hören:


Sehen:

Clarksons Farm [Amazon Prime]
Jeremy Clarkson, der pöbelnde, ungehobelte, erzkonservative ehemalige Moderator von „Top Gear“ und „Grand Tour“, kauft sich eine Farm in den Cotswolds, im Südwesten Englands. Die will er selbst bewirtschaften. Das Problem ist nur: Der bekennende „Petrolhead“ hat zwar von Supersportwagen Ahnung, aber nicht von Landwirtschaft.

Man kann ja vieles über Jeremy Clarkson sagen, aber nicht, das er kein Gespür für Timing hat. Benzintriefende und Abgaslastige Automagazine im TV sind nicht mehr zeitgemäß, und Clarkson hat genau im richtigen Moment den Absprung geschafft. Nun steht er also in Gummistiefeln auf seiner Farm und versucht als Stadtmensch mit dem Landleben klarzukommen.

Ein Jahr lang begleitet ihn dabei die Kamera, von den ersten Versuchen Traktor zu fahren im Oktober 2019 bis zum Erntedankfest im September 2020. Dabei herausgekommen sind 8 kurze Episoden, in denen Clarkson sich unterschiedlichsten Herausforderungen gegenüber sieht – mal versinken Maschinen im Regen, mal versucht er Schafe mit einer Drohne zu hüten, mal vernichten Dürre und Käfer ganze Felder.

Anders als bei Clarksons Kollegen Richard Hammond, der in seiner Solo-Serie auf Amazon Prime nur dummen, geskripteten Quatsch macht, ist „Clarksons Farm“ auf berührende Weise authentisch. Es ist immer zu merken, dass Clarkson es Ernst meint mit diesem Projekt, und er sich wirklich Mühe gibt. The Struggle is real, und wird unterhaltsam durch die auftauchenden Nebencharaktere, bei denen Clarkson Hilfe sucht und die schon ziemliche Originale sind. Der unverständlich brabbelnde Gerald, der respektlose Traktorist Kaleb, die starke Schäferin Ellen und Clarkson Freundin Lisa sind die eigentlichen Stars der Show.

Besonders faszinierend ist aber, Clarkson bei einer Veränderung zu beobachten. Der großmäulige Egomane wird im Laufe des Jahres durch die harte Arbeit nicht nur dünner, sondern auch – demütig. Wenn Clarkson den Klimawandel auf dem eigenen Boden erlebt und begreift was das bedeutet, wenn er sich über Kleinigkeiten wie bunte Hühnerställe freut oder traurig ist, wenn ein Lamm stirbt, dem er auf die Welt geholfen hat – dann wirkt das echt, und der Clarkson am Ende der Serie ist ein bescheidenerer Mensch, dem man abnimmt, dass er begriffen hat, dass sich die Welt nicht nur um ihn dreht. Fast schon rührend das Fazit: „Es war das härteste Jahr meines Lebens, aber nie war ich glücklicher als hier“.

Zusammengefasst: Clarksons Farm ist das beste Stück TV-Unterhaltung, was sich seit sehr langer Zeit gesehen habe.

Luca [Disney+]
Italien in den 50er Jahren: Vor der ligurischen Küsten, tief im Meer, verstecken sich humanoide Meerwesen vor den Menschen an Land. Eines Tages gelangt der Meeresjunge Luca aus Versehen an Land und stellt fest, das er dort wie ein normaler Mensch aussieht – so lange er nicht mit Wasser in Berührung kommt. Die Welt der Landbewohner ist so faszinierend, das Luca von zu Hause ausreisst und sich mit dem an Land lebenden Meerjungen Alberto und dem Menschenmädchen Giulia anfreundet. Ihr größter Traum: Ein Mal eine Vespa fahren!

Feiner, unspektakulärer Coming-of-Age Film. „Unspektakulär“ ist hier aber positiv gemeint, denn Zeichentrickproduktionen neigen gelegentlich zu solcher Überdrehtheit, dass man ihnen Ritalin verpassen möchte. Das passiert hier nicht, „Luca“ hat ein sehr angenehmes Erzähltempo und lässt seinen Charakteren Raum, um sich zu entfalten. Außerdem ist „Luca“ ein überlanger Werbesport für Piaggio – ich hoffe, die haben das gut bezahlt.


Spielen:

Resident Evil 5 [PS4]
Irgendein weißer Muckimann wird in einem Kaff in Afrika abgesetzt, schlurft mit einer Knarre in der Hand durch die Gegend und knallt die schwarze Bevölkerung ab.

Das Spiel ist 2009 für die PS3 erschienen und wurde damals als sehr gutes Spiel bejubelt. Aus heutiger Sicht ist es erzählerisch und spielerisch eine Katastrophe. Es bedient die kulturell tief verwurzelte Xenophobie vieler Japaner auf denkbar unangenehmste Weise: Jeder Farbige im Spiel ist automatisch böse (bzw. mit einem Virus infiziert) und kann sofort erschossen werden. Das ist rundheraus rassistisch.

Spielerisch ist RE5 eine Katastrophe, weil hier eine Engine genommen wird, die ursprünglich für enge Räume und langsame Schleichbewegungen gemacht wurde, die aber hier für einen 3rd-Person-Shooter eingesetzt wird. Resultat: Die eigene Spielfigur steuert sich so lahm, als hätte sie Betonbrocken an den Füßen. Selbst in hektischen Bosskämpfen bewegt sich der angebliche Held gerade mal so schnell wie der Auszubildende beim Fliesenleger und schlufft gemütlich um das Monster herum.

Dazu kommt anderes Gedöns, das den Spielspaß verleidet: Zum Waffenwechsel muss man dann ins Inventar, was so fummelig ist, dass man während des Waffenwechsels tausend mal stirbt. Nachladen und gleichzeitig laufen ist undenkbar. Texturen sind matschig, die Grafik hässlich, Animationen blockig und das seltsame Buddy-System ist für zwei Spieler vielleicht interessant, für Solo-Abenteurer aber maximal irritierend. In der Summe: Resident Evil 5 ist Grütze aus der Hölle, die heute niemand mehr braucht.

Resident Evil 6 [PS4]
Der Muckimann aus Afrika kann jetzt etwas schneller laufen und strolcht erst durch diverse Schauplätze. Dann kommt ein egaler Lockenträger, der an exakt den gleichen Schauplätzen rumstrolcht und teils sogar den Muckimann beobachtet. Dann kommt eine Frau mit einem egalen Glatzkopf, die an den exakt gleichen Schauplätzen rumstrolchen und den Muckimann und den Lockenträger treffen. Dann komme eine egale Frau die…usw.

Kein Scherz: Resident Evil 6, das sind 4 Spiele, die die gleiche Story aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen. Immer wieder kreuzen sich die Handlungsstränge und die insgesamt 7 Spielcharaktere begegnen einander, helfen sich oder machen sich das Leben schwer. Mit jedem Handlungsstrang werden Lücken in der Geschichte geschlossen, und erst nach der 4. Kampagne ergibt alles einen Sinn. Das klingt erzählerisch superinteressant, dem entgegen steht leider eine unterkomplexe Geschichte, die diese Strukturen nicht zu tragen vermag.

Spielerisch ist das ermüdend, weil halt immer die gleichen Schauplätze vorkommen und Bosskämpfe (ich HASSE Bosskämpfe!) teils mehrfach bestanden werden müssen. Zumindest ist das Gameplay besser, anscheinend kommt eine Engine zum Einsatz, die nicht für langsame Bewegungen konzipiert war. Das macht es aber nicht besser, denn RE6 dreht alle Regler auf 11. Statt Horror- oder Gruselstimmung möchte das Game ein Shooter im Stile der frühen „Medal of Honor“ sein und verkommt darüber zu Actionschießbude. Dauernd explodieren Dinge, es gibt Verfolgungsjagden mit Autos, Motorrädern, Helikoptern und Flugzeugen, Die Monster sind gigantisch und die Helden fallen dauernd irgendwo runter, so das man kaum noch weiß wo oben und unten ist. Dazu kommen nervig-doofe Passagen, die man auch bis zu vier Mal spielen muss. Schön gemachte, aber seelenlose, inhaltsarme und repetitive Blockbusteraction mit einem schrägen Storykonzept.


Machen:
Warten, auf das Ende der Pandemie.


Neues Spielzeug:

Eine Lampe, eine Feuerhand Baby Special 276 STK 70 von 1965. Macht mit einer Tankfüllung 70 Stunden flackerfreies Licht, das wärmer und schöner ist als das von LEDs. Als ich gaaaanz klein war, hingen Lampen von Feuerhand, befeuert mit Öl oder Kerzen(!), noch als Beleuchtung an Baustellen.

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Momentaufnahme: Mai 2021

Herr Silencer im Mai 2021

Gefühl des Monats: Fernweh

Wetter: Die erste Maiwoche ist noch so einstellig-kalt, dass die Heizung weiter laufen muss. Die Natur bekommt nicht mal ihr Maigrün pünktlich zum 01. hin, das verzögert sich um satte 10 Tage. Dann kommt überfallartig der Sommer, mit fast 30 Grad – aber nur an zwei Tagen, dann regnet es. Dann stürmt es. Dann wird es kalt. Dann regnet es noch mehr. Warum ist das so? Weil die Sommerhochs in der Arktis weilen und dort für 30 Grad(!!!) sorgen. Aber hier: Bis zum Monatsende nachts einstellige Temperaturen und tagsüber dunkler Himmel. Der Winter schein nicht enden zu wollen, aber immerhin: Endlich, endlich haben die Bäume wieder grüne Blätter.


Lesen:

Jason Schreier: Press Reset
Die Vidogamesindustrie ist geprägt von ständigem Kommen und Gehen. Studios werden eröffnet, wachsen, werden verkauft und dann oft ohne Vorwarnung geschlossen. Jason Schreier, DER Journalist der Spieleszene, beschreibt die Schließungen von etablierten Studios wie Origin, Ion Storm, Mythic oder 38 Studios. Dabei gewährt er Einblick hinter die Kulissen und geht der Frage nach, was diese Hire&Fire-Politik mit den Menschen in der Branche macht und ob es Alternativen gibt.

Für den Nachfolger zu „Blood, Sweat and Pixels“, dem sehr gutem Erstlingswerk über die Hintergründe großer Spieleproduktionen, hat sich Schreier ein Thema ausgesucht, dass eine Nummer zu groß für ihn ist. Seine Stärke ist das Erzählen von persönlichen Geschichten, die von der Einzelperson zum großen Ganzen führt. Das funktioniert in „Press Reset“ aber nicht besonders gut.

Zum einen geben die Einblicke von einigen, wenigen Personen, die in einer Firmenhierarchie maximal in der Mitte der Leiter standen, keinen gesicherten Einblick in die Geschehnisse, sondern erlauben bestenfalls „educated guesses“. Die reichert Schreier immerhin mit Fakten an, trotzdem wird daraus bestenfalls eine subjektiv geprägte Geschichte, aber keine neutrale Berichterstattung.

Zum anderen passt sein Erzählstil nicht zu den Erfordernissen des Themas. Ein Buch aus persönlichen Geschichten funktioniert nur schwer, wenn es zu viele davon gibt und nebenbei noch Abstecher ins Land der Zahlen gemacht werden müssen. So ist man als Leser gezwungen sich in jedem neuen Kapitel durch einen Wust an Namen, Zahlen und Daten arbeiten. Die Stories dahinter mäandern etwas ziellos in der Gegend herum, und das letzte Kapitel – in dem die Frage nach Alternativen zum Schweinesystem aufgeworfen wird – wirkt angeflanscht, hingeschludert und gezwungen, als hätte Schreier eine Idee gehabt, die er für so brillant hält, dass er sie unbedingt noch reinbiegen will. Ein durchaus interessantes Buch, wenn man sich für die Spiele- oder Softwareindustrie interessiert, aber deutlich schwächer und weniger packend als der Vorgänger.


Hören:


Sehen:

972 Breakdowns [2020, DVD]
Eine Künstlerkommune macht sich von Halle an der Saale auf den Weg nach New York, auf dem Landweg und auf Ural-Motorrädern. Was die jungen Schöngeister können: Zeichnen, singen, klatschen. Was sie nicht können: Auf Erfahrungen mit Motorrädern zurückgreifen oder Ortskundigen zuhören, die ausdrücklich sagen „da geht´s nicht weiter“.

Das hier ist nicht die normale Doku einer Weltreise. Dieser Film will Kunst sein, das tropft ihm aus jeder Pore. Stellenweise gelingt das sehr gut, etwa wenn plötzlich die Risszeichnungen im Bordbuch der Ural zum animierten Leben erwachen oder eine toll gestaltete Weltkarte auf sehr originelle Weise stückweise aufgedeckt wird.

Meist gelingt das aber weniger gut, denn eine geradezu präteniöse Bildauswahl und Erzählung führt dazu, dass einem die Protagonistinnen nicht nahegebracht werden. Wir lernen die handelnden Personen nie wirklich kennen, erfahren nichts aus ihrem Leben oder was sie fühlen oder wie es ihnen geht.

Man erfährt auch wenig über die besuchten Orte. Nicht mal über die Ural, die hier eine Protagonistin ist, erfährt man etwas. Immer bleibt der Film an der Oberfläche der Dinge, er taucht nie in irgendwas ein, und durch diese Distanz fühlt er sich leblos an. Da die Motivationen nicht deutlich werden, scheinen manche Dinge einfach grenzenlos… dumm.

Beispiel: Wenn man die „Road of Bones“ in Sibirien fährt, weiß man spätestens seit „Long way round“ wie schlimm es dort ist. Wenn man dann noch beschließt die Straße zu verlassen und querfeldein zu fahren, dann ist das… dumm.

Originell sind immerhin die Konstruktionen. Schwimmende Urals hat noch niemand gesehen, aber schwimmende Urals mit einem Antrieb aus Fahrradteilen zu versehen ist halt auch schon wieder ein Bißchen… dumm.

Nun habe ich ein großes Herz für naive Biker, aber was hier gemacht wird grenzt an Cringe und ist mir persönlich etwas zu Artsy auf Kosten dessen, was eine gute Reiseerzählung ausmacht. Aber das hier ist halt auch eher ein Kunstprojekt als ein Reisebericht. Wer keine Angst vor Fremdscham hat guckt mal rein, wobei das gar nicht so einfach ist: Weil der Film erst noch bei Kunstfestivals laufen soll, bekommt man ihn aktuell nur in Deutschland und nur auf DVD.

Ausgerechnet Alaska [1990-95, BluRay]
Joel Fleischman kommt gerade frisch von der Uni, wo er seinen Doktor in Medizin gemacht hat. Das Studium wurde ihm finanziert vom Staat Alaska, und im Gegenzug hat sich Fleischman verpflichtet dort vier Jahre zu praktizieren. Als er statt in die Großstadt Anchorhead in das abgelegene Kaff Cisely versetzt wird, rastet Fleischman aus. Der neurotische New Yorker kommt nicht mit der ruhigen Art der Einwohnern zurecht. Das unter denen so verschrobene Gestalten wie ein Millionär und Ex-Astronaut, ein filmverrückter Indianer, ein metaphysischer Radiomoderator oder ein Sternekoch, der sich barfuß im Wald versteckt sind, macht die Sache nicht einfacher.

„Ausgerechnet Alaska“ oder „Northern Exposure“, wie es im Original hieß, ist eine liebevolle und fast Twin-Peakseske kleine Serie von Anfang der 90er. Ich hatte mir die vor Jahren mal auf DVD importiert, aber die nordamerikanische Fassung hat ein mieses, verrauschtes Bild und nur englischen Ton. Das spielt bei der Serie durchaus eine Rolle, denn die deutsche Synchro ist hier besser als das Original: Die Stimme von Fleischman überschlägt sich und kiekst, wenn er wieder einmal einen cholerischen Anfall bekommt, während Maggie ruhig und rauchig gesprochen ist. Im Original ist es andersrum, und das wirkt seltsam.

Die BluRay-Box von Turbine Media rettet die Serie. Hier gibt es scharfes SD-4:3 Bild, mehrere Tonspuren und Outtakes aus jeder Folge. So macht Alaska wieder Spaß – Danke an Mittenmank für den Tip!


Spielen:

Days Gone [PS4, 2019]
Eine globale Pandemie tötet drei Viertel der Menschen, fast der gesamte Rest wird zu reißenden, bösartigen Bestien. Zwei Jahre später streift Deacon St. John mit seinem Motorrad durch die Wälder Oregons und versucht zu überleben und herauszufinden, wie seine Frau gestorben ist.

„The Last of Us“ mit Motorrädern? Count me in!

Auf Metacritic dümpelt die PS4-Fassung von Days Gone bei 71 Punkten rum, und nachdem ich es jetzt durch habe muss ich sagen: Unverdient! Das Spiel bietet zusammen mit „Horizon Zero Dawn“ locker die schönste Open World dieser Konsolengeneration und gehört zu den Top-3-Games auf der PS4. Der schlechte Score lässt sich auf drei Dinge zurückführen:

  1. Irreführende Werbung: Vor dem Release wurde Days Gone als Actionlastiger Shooter promotet. Das ist es nicht, das Gameplay ist sehr entschleunigt. Wer eine agile Zombiemezelei erwartet hat, wurde enttäuscht.

  2. Ein verhunzter Einstieg: Das Spiel wirft einen zu Beginn in eine Region, die keinen Spaß macht, setzt einem Charaktere vor die Nase, die einem zu dem Zeitpunkt völlig egal sind und haut einen mit langweiligen Aufträgen zu. Erst nach rund 10 Stunden wird das schlagartig besser, und danach völlig großartig – aber soweit muss man erstmal kommen.

  3. Technische Probleme: Zum Start war das Game buggy as hell und auf normalen PS4 kaum lauffähig. Das hat sich mittlerweile geändert.

Wer bereit ist, sich durch den leicht dummen Anfang zu kämpfen, wird mit einer großartigen und wendungsreichen Geschichte belohnt, die ähnlich sorgfältig geschrieben ist wie „Horizon“ und Charaktere aufführt, die man nie wieder vergessen wird. Klare Empfehlung, ab diesem Monat gibt es „Days Gone“ auch für den PC.

Ryse:- Son of Rome [2013 XBOX One]

Der Römer Marius Dingenskirchen wird Legionär und als solcher nach Brittanien entsendet. Dort erlebt er, wie scheißig sich Kaiser Nero und seine verzogenen Söhne benehmen. Zurück in Rom muss er die ewige Stadt gegen Barbaren verteidigen und nimmt sich Nero persönlich vor.

Mangels Nachschub an neuen Konsolen oder Spielen hole ich gerade altes Zeug nach. „Ryse“ gehörte 2013 zum Start-Lineup der XBOX One. Produziert wurde es von den Frankfurter Unternehmen Crytek, und das sieht man: Das Game wirkt wie eine überlange Demo der Cry Engine und sieht grafisch immer noch überwältigend gut aus. Gerade in den Zwischensequenzen wirken die Figuren Fotorealistisch -da fällt dann umso mehr auf, dass der Sprecher der Hauptfigur bei einem Teil der Aufnahmen offensichtlich schweren Schnupfen hatte. Das Gameplay ist leider repetitiv, man verprügelt einfach immer die gleichen vier Gegnertypen mit einer Kombination aus Angriff und Blocken.

Spaß macht es trotzdem, denn das Game ist mit 6-8 Stunden kurz genug um nicht langweilig zu werden, die Geschichte ist gut geschrieben und wird in großen Actionsequenzen erzählt. Das sie am Ende eine verblüffende gelungene Ellipse ergibt, macht den Abschluss noch befriedigenderer.

Resident Evil 7: Biohazard [XBOX One]
Drei Jahre, nachdem sie spurlos verschwunden ist, erhält Ethan Winters einen Hilferuf von seiner Frau Mia. Er macht sich sofort auf die Suche und reist nach Louisiana. Dort findet er ein heruntergekommenes Herrenhaus, in dem eine verrückte Hillbilly-Familie haust.

Kannte ich noch gar nicht, dieses Resident Evil Kram, obwohl es die japanische Spieleserie schon seit 25 Jahren gibt. „Biohazard“ gilt als Reboot und schien mir deshalb ein guter Einstiegspunkt zu sein. Mich hat die Mischung überrascht. Das Spiel ist zum Teil gruseliger Walking Simulator, zum Teil Survival Horror, zum Teil Shooter. Eines ist es während der rund 9 Stunden Spielzeit aber immer: Spannend. Das liegt an der extrem gut geschriebenen Geschichte, von der man immer wissen will, wie sie weitergeht, aber auch an den Gruselmomenten und der Optik: Die Sümpfe des Bayou und das Spukhaus wirken so echt, dass man meint den Verfall und den Moder durch die Leinwand zu riechen. Sehr feines Spiel.

Resident Evil Village [PS4]
Nach den Ereignissen von Resident Evil 7 ist Ethan Winters untergetaucht und lebt nun mit Frau Mia und Töchterchen Rose in Europa. Die Familienidylle wird abrupt gestört, wenig später findet sich Winters in einem verlassenen Dorf in den Karpaten wieder. Hier macht er schnell Bekanntschaft mit Werwölfen und Vampiren.

Gut, ich gebe es zu, Teil 7 haben ich nur gespielt um die Vorgeschichte zu „Village“ zu erfahren, und mit dem ganzen Resident Evil Kram habe ich mich nur beschäftigt, weil ich das Marketing mit einer drei Meter großen Vampirgräfin so toll fand. Das ist zwar ein wenig eine Mogelpackung – Lady Dimitrescu ist gar nicht die große Bösewichtin (no pun intended) – aber das Spiel spaßiger Abenteuerquatsch. Skurrile Figuren, Mutationen, ein Schuß Wolfenstein, dazu ein wenig Van Helsing – Capcom bedient sich bei Gruselklassikern des Filmgenres. Horror ist das nicht mehr, aber spannend gemacht und dank Fotogrammetrie sieht alles selbst auf der alten PS4 super aus. Rund 12 Stunden gepflegter Grusel mit einer tollen, wenn auch untererklärten Geschichte.


Machen:
Warten, auf das Ende der Pandemie.


Neues Spielzeug:

Neue Batterie für die ZZR, eine Yuasa YTX12-BS, die neuerdings ohne den Zusatz „BS“ verkauft wird. Und gucke an, die Renaissance springt jetzt viel besser an. Die alte Batterie, die mir damals die Werkstatt in Nizza aufgeschwatzt hat, hatte also entweder von Anfang an einen Hau wegen der kaputten Lichtmaschine, oder die war nach 5 Jahren einfach fertig.

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