“Na, Herr Yarisverkäufer, wie sieht´s aus? War die hintere Bremse wieder vergniestert?”
“Hörnsemirbloßauf! Die war nicht nur vergniestert, die ist total vergnaddelt. Hamwa schon von hinten gesehen, dass da der Grind suppt. Da gehnwa jetzt kein Risiko mehr ein, wir tauschen beide Bremsen hinten komplett aus”
– “Vergnistert, vergnaddelt, gesuppt” – Ich freue mich immer, wenn ich mir Fachterminologie aneignen kann.
Immerhin, mit dem Austausch der Bremsen auf Kosten des Händlers kann ich gut leben. Bis die Ersatzteile da sind, fahre ich allerdings mit der suppenden Bremse durch die Gegend, die mittlerweile ja nach Tagesform quietscht, pengt oder krcccht. Schön ist anders.
Ich: „Hallo Herr Gebrauchtwagenverkäufer, bei dem Yaris, den ich bei Ihnen gekauft habe, da fällt dauernd der Radarsensor aus. Der sei verschmutzt, ist er aber nicht.”
Verkäufer: “Ja im Moment ist halt auch manchmal so Nebel und Feuchtigkeit und so, da kann das schon mal… warum lachen Sie denn?”
Ich: “Weil ich neulich einen Yaris durch einen fu-cki-ng echten MONSUN gefahren habe und selbst der hat nicht wegen Radarausfall rumgeheult”
Verkäufer: “Ja dann müssmer den halt austauschen”
Ich: “Ich weiß, dass der Wagen zu einer Lieferung gehörte, bei dem die Radarsensoren nicht korrekt initialisiert waren. Da gab es damals eine Anweisung das nachzuholen.”
Verkäufer: “Stimmt. Das Update wurde nie gemacht. Na, dann holen wir das nach!”
Drei Tage später. Werkstatttermin, Softwareupdate, erste Fahrt vom Hof runter, Ding-Dong, Radarsensor ausgefallen.
Ich: „Hallo Herr Gebrauchtwagenverkäufer, der Yaris ist immer noch traurig und heult rum.”
Verkäufer: “Ja aber anne Software tuts nicht liegen! Dann müssen wir den mal angucken!”
Zwei Wochen später. Nächster Werkstatttermin.
Verkäufer: “Also sie glaum das nich! Nen halben Baum hamwa zwischen Stoßfänger und Radarsensor rausgeprokelt!”
Und tatsächlich: Das war ein gut 10 cm langes Stück Borke. Da kann das Auto natürlich nicht durchgucken.
Wollen wir mal hoffen, dass es das war. Ich wäre ja froh, wenn das die simple Ursache ist und nicht ein obskurer Elektrolurch, den niemand findet.
Bleibt noch die jetzt schleifende Bremse und das Quieken im Motor, das zwar superdezent ist, aber nach einem lockeren Riemen klingt. Will mal stark hoffen, dass die Werkstatt das auch noch in den Griff bekommt. Der Yaris ist zwar erst drei Jahre alt, hat aber 80.000 Km runter – quietschen darf der, kaputt sein nicht.
Witzig: Im Autohaus den neuen Besitzer des Legendären Gelben AutosTM getroffen. “Den habe ich wieder schön gemacht! Repariert und neu lackiert! Fahre ich jeden Tag! So ein tolles Auto!” – nach wie vor sehr tröstlich, das Eleonore in so guten Händen ist.
Ich: „Hallo Herr Gebrauchtwagenverkäufer, bei dem Yaris, den ich bei Ihnen gekauft habe, da hängt die hintere rechte Bremse“
Verkäufer: „Das kann nicht sein“
Ich: „Doch, die hängt. Wenn die Feststellbremse drin war, muss sich Wagen regelrecht dagegen stemmen, bis sie sich mit einem Knall löst“
Verkäufer: „Das liegt an der Luftfeuchtigkeit. Da quellen die Beläge ein wenig“
Ich: “Das war aber auch schon im August so.”
Verkäufer: “Da hat´s auch mal geregnet.”
Ich: „Also, ich bin die letzten Wochen verschiedene Yarisse gefahren. Einen davon durch einen Monsun und durch tropischen Regenwald bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, und auch der hat das nicht gemacht.“
Verkäufer: „Trotzdem, kann nicht sein. Na, wir guggen trotzdem mal. Aber ich sag ihnen gleich, die Bremsbeläge, die quellen.“
Zwei Tage später:
Verkäufer: “Also Herr Silencer ich muss ihnen sagen: Die hintere rechte Bremse, ne? Total vergniestert! Sowatt hab´ ich in 30 Jahren noch nicht gesehen! Die war so vergniestert, das glauben´se nicht! Kein Wunder, dass die sich nicht mehr gelöst hat!”
Vergniestert.
Soso. Muss ein Fachbegriff aus der Automobilwelt sein.
Der Aygo wurde Ende Juli von einem Ford Ranger von der Straße gerammt. Sah erstmal so schlimm nicht aus, der Schaden, und das kleine Autochen fuhr noch tapfer bis zur nächsten Werkstatt. Dort aber stellte ein Sachverständiger fest: Er ist tot, Jim.
Die Achse hat einen mitgekriegt, das linke Rad stand schief, Aufhängungen und Innenraum deformiert. Reparaturkosten hätten sich auf 7.200 Euro belaufen und damit auf 172% des Fahrzeugwerts, also Totalschaden.
Schon beim Gutachten ging das Wrack in eine Restebörse, wo es noch rekordverdächtige 1.500 Euro erzielte. Über die Aufkaufplattform werden jetzt, drei Wochen nach dem Unfall und zwei Wochen nach dem Gutachten, der Verkauf und die Abholung abgewickelt. Wenn alles klappt, wird das Wrack am Donnerstag abgeholt und nach Wroclaw verbracht.
Zeitgleich krallte sich meine Rechtsanwältin den Fall, weil Spaß mit der gegnerischen Versicherung zu erwarten ist. Der steht noch aus, ist aber wahrscheinlich. Die Einfahrt, an der das passiert ist, hat vor 5 Jahren EXAKT den gleichen Unfall gesehen, und damals ging es durch die Instanzen – weil die gegnerische Versicherung der Meinung war, dass blinken und dann abbiegen einen Fahrfehler darstellt, und wenn man dann von hinten gerammt wird, trüge man eine Mitschuld. Nunja.
Nachdem die Diagnose Totalschaden feststand, habe ich mich nach anderen Autos umgesehen. Hatte ich Lust drauf wie Kuh auf´s melken, gerade jetzt, wo ich eh andere Sachen um die Ohren habe. Aber hilft ja nichts. Ewig alle Wege mit der ZZR machen ist spätestens dann nicht mehr spaßig, wenn der Sommer endet.
Ich stehe zum Downsizing, es sollte also wieder ein Kleinstwagen werden. Zuverlässig sollte er auch sein, also schieden Fiat 500 und Twingo leider wieder aus.
E-Auto schied auch aus. Ich bin kein Fan von Leasing oder Finanzierung, und für das vorhandene Budget gab es als gebrauchte Stromer in der Umgebung nur den Renault Twizzy (Zweisitzer ohne Fensterscheiben) oder alte und leistungsschwache ZOEs mit einer monatlichen Batteriemiete von 70 bis 100 Euro. Also leider, leider ein Verbrenner – aber nun, ich habe ohnehin keine Möglichkeit privat zu laden und keine Lust, den Vermieter zum Jagen zu tragen.
Aygos gab es gerade nur einen in Götham, und der hat mir gefallen: Innen gut gedämmt, Ausstattung Ok – im Gegensatz zu meinem alten, der extrem puristisch und auf das Wesentliche reduziert war, ein vollwertiges Auto und dazu eines mit einem ruhigeren Lauf. Leider mit 9.500 Euro recht teuer, bei gelaufenen 63.000 km.
Blogleser Jay brachte mich dann auf den Toyota Yaris. Auch klein, aber eine Nummer größer als der Aygo. Polo-Klasse, sozusagen, als der Polo noch nicht der Golf und der Golf noch nicht der Passat war.
Gebrauchte Yarisse gab es mehrere, für wenig mehr Geld als den Aygo. Einer stach aus der Liste der Suchtreffer heraus, den wollte ich unbedingt so bald wir möglich sehen. Also fuhr ich Samstag vor zwei Wochen früh morgens mit der V-Strom in den Harz und klapperte Händler ab. Was schon deshalb interessant war, weil man da noch echte Verkäufer-Schlachtrösser findet. Highlight war ein grantiger Mittsechziger mit absurd schlechtem Toupet. Ein Mensch der wirkte, als sei der durch ein Zeitloch aus den Achtzigern gefallen. “Gucknse sich den Wagen erstmal an. Watt? Probefahren? Ja jetzt sofort oder was? Da muss ich aber Kennzeichen holen.” Was mir aber fast noch lieber als die jungen dauerplappernden Jungverkäufer, die kein Stück zuhören aber von ihrem letzten Urlaub erzählen. Die Erkenntnis: Bei Gebrauchtwagenhändlern arbeiten allen Ernstes Menschen, denen ich keinen Gebrauchtwagen abkaufen würde!
Zunächst guckte ich mir einen Yaris an, der gerade frisch reingekommen war. 40.000 runter, 101 PS, fünf Jahre alt, in der Zeit aber drei Besitzer gehabt. Noch nicht aufbereitet, aus dem Innenraum hätte man sich problemlos einen neuen Hund zusammenbürsten können. Da passt es, da im Handschuhfach der Arbeitsvertrag des jungen Manns lag, der den Wagen nach einer Waltraud gefahren hatte. Beide hatten Eindruck hinterlassen: Rundum waren alle Felgen und die Spiegel kaputt. Aber: Fuhr geil. Hing am Gas, zog ordentlich.
Als nächstes, bei einem anderen Händler, wurde ein 5 Jahre alter Hybrid Probe gefahren. 116 PS-Systemleistung, von der aber nichts zu merken war. Rein elektrisch fährt der nur ein bis zwei Kilometer, Aufladen tut die Batterie ausschließlich über den Verbrenner.
Schönes Fahrzeug, hat mir aber nicht gefallen. Die stufenlose Automatik ließ dauernd den Motor aufheulen, so will ich nicht fahren. Bei meinem Fahrprofil verbraucht der Hybrid eh kaum weniger als ein reiner Verbrenner, weil der geringere Verbrauch des Verbrennungsmotors durch das Gewicht der Elektrokomponenten kompensiert wird.
Kandidat drei war einer, der mir sofort ins Auge gestochen war. Ein 2021er Modell in “Mangan-Bronze” (Ich Banause würde ja sagen: Das ist goldfarben), mit Sonderausstattung und 80.000 Kilometern auf der Uhr.
Auf dem Hof entdecke ich zuerst einen, von dem ich hoffe, dass es NICHT der war: Bronzefarbe, aber von oben bis unten beklebt mir “Simons Cat”-Stickern. Zum Glück war er das nicht.
Der, für den ich mich interessierte, stand ein Stück weiter. Und schon beim ersten Anschauen fand ich das Design toll. Ein Kleinwagen, der sich aber traute eine markante Front und eine wunderbar kurvige Seitenlinie mit ausgestellten Radhäusern zu tragen. Nach Jahrzehnten biederer Mainstream-Langeweile bei Toyota sah der hier echt fesch aus!
Angeblich von einer Frau, die einen sehr langen Arbeitsweg hatte, was die hohe Kilometeranzahl in drei Jahren erklärte. Die Dame soll dem Wagen hinterhergetrauert haben. Sie mochte den wohl und hat ihn angeblich sehr gepflegt, wegen Familienzuwachs brauchte sie aber was größeres. Gepflegt war der Yaris auf jeden Fall. Ich fand keinen Kratzer, das DEKRA-Gutachten zur Optik fand einen am Frontspoiler und einen Nadelkopfgroßen Steinschlag in der Frontscheibe.
Ein reiner Verbrenner mit 125 PS, Verbrauch geringer als der ältere Hybrid, bei einem Gewicht von gerade mal 1.100 kg. Also wieder ein Hot Hatch, wie das Legendäre Gelbe AutoTM?
Leider nein. Von der Leistung war nichts zu merken, und die Bremsen schleiften. Er fuhr sich beschissen.
Dazu kam: Aus der Lüftung roch es, als ob da eine Stracke drin lag.
Trotzdem mochte ich den Wagen. Wollte aber in der kommenden Woche erst noch einen anderen Yaris Probe fahren, fünf Jahre alt und mit nur 20.000 km runter.
“Reservierung machen wir nicht”, sagte der Verkäufer, “Und auf den Wagen haben wir schon weitere Anfragen.”
Ich lehnte mich entspannt zurück. “Wissen Sie, gegen “Fear of Missing Out”, bin ich völlig immun. Ich lasse mich nicht unter Druck setzen. Wenn Sie den nicht reservieren wollen…” Ich drehte den Kopf zur Seite und machte ein “Pöh” Geräusch.
Was der Verkäufer nicht ahnen konnte: Ich bin FÜRCHTERLICH anfällig gegen FOM, habe eine mangelnde Impulskontrolle und war verknallt in den Wagen. Ich musste in diesem Moment wirklich jeden Fitzel Selbstbeherrschung zusammenkratzen, um cool zu tun.
Der Verkäufer sah mich einen Augenblick an. “Wussten, Sie, dass wir auch über die Website verkaufen?”
Dann schwieg er.
Ich überlegte einen Moment, verstand, nickte, zog das Handy raus, griff mir eine seiner Visitenkarten vom Schreibtisch und wählte die Nummer darauf. Das Telefon auf dem Schreibtisch begann zu klingeln. Der Verkäufer ging ran.
“Tach Herr Dingens, dieser Manganfarbene Yaris, den ich vorhin Probe gefahren habe – den hätte ich gerne. Machen sie bitte die Unterlagen fertig und schicken Sie sie an meine Mailadresse”, sagte ich und legte auf.
Noch am gleichen Tag, zu Hause, unterzeichnete ich den Kaufvertrag. Da das Ganze nun übers Internet lief, war es ein Fernabsatzgeschäft und ich hatte zwei Wochen Widerrufsrecht, sollte der andere mir doch besser gefallen.
Aber zu der Probefahrt kam es gar nicht mehr. Ich hatte mich in den Goldfarbenen wirklich verliebt, der sollte es sein. Einen Tag nach Vertragsunterzeichnung überwies ich den Kaufpreis. Abzüglich dem, was ich für das Aygo-Wrack und den Unfall noch bekomme, zahle ich für den nun rund 7.000 Euro.
Der Händler brachte den Wagen durch die Hauptuntersuchung, erneuerte Bremsscheiben und Beläge, machte eine Klimaanlagenwartung und eine Inspektion. Ein Zulassungservice meldete die Kiste dann an und den alten Aygo ab. Das kostete jetzt teuer Geld, ging aber schneller als ich einen Termin bei der Zulassungstelle hätte bekommen können. Nun, dreieinhalb Wochen nach dem Aygo-Crash, ist der goldene Yaris seit Freitag meiner. Ersteindruck, nach rund 250 Kilometern: Doch, der macht Spaß.
Ich setze den Blinker, biege nach rechts in die Einfahrt zur Firma, BAMM.
Es kracht und tut einen Schlag. Ich werde im Sitz herumgerissen und spüre, wie mir die Brille aus dem Gesicht fliegt.
Sofort weiß ich, was das war: Jemand ist in das Heck meines Aygos gekracht.
Seit 19 Jahren fährt die Angst davor mit, denn unsere Firmeneinfahrt ist eng. Man muss stark verzögern, um in die hinein zu kommen, und was erschwerend hinzukommt: Direkt dahinter liegt eine Ampelkreuzung. Mehr als einmal sind Autos und Fahrräder fast mit meinem Wagen kollidiert, weil sie nur auf die grüne Ampel gestiert haben und nicht mitbekamen, das ich den Blinker setzte und bremste. Bislang ist es immer gut gegangen und endete mit wütender Huperei oder Radfahrern, die auf das Heck des Autos eintraten.
Bislang. Heute nicht.
Meine Hände zittern und ich merke, dass ich meinen Kopf umklammere. Vorsichtig öffne ich die Tür uns taste im Fußraum nach meiner Brille, dann taste ich mich ab um zu gucken, ob noch alles dran ist oder ich irgendwo blute. Tue ich nicht.
Der Aygo steht komisch, durch den Aufprall wurde er fast um 180 Grad gedreht und auf den Bürgersteig geschoben.
Kein Wunder. Als ich mich gesammelt habe und hochschaue, sehe ich einen Ford Ranger, einen großen Pickup. Ungebremst ist der Truck ins Heck des kleinen Aygos gekracht. Dafür sieht der Kleinstwagen noch ganz gut aus, lediglich die Heckleuchten auf der rechten Seite, ein Blechteil hinterm Kotflügel und die Heckschürze scheinen kaputt. Da der ganze Wagen aber rechts auf den Bürgersteig geschoben wurde, dürfte Achsaufhängung, Achse und Whatknot kaputt sind.
Nach der polizeilichen Aufnahme fährt das tapfere Autolein noch bis zur Werkstatt, wo ich es erst einmal stehen lasse. Die Werkstatt lehnt es ab, einen Kostenvoranschlag zu erstellen – ein Sachverständiger soll erst einmal gucken, ob eine Reparatur überhaupt möglich ist. Das war vor 6 Tagen, seitdem warte ich.
Mir geht es soweit gut. am nächsten Tag habe ich einen saftigen Muskelkater im unteren Rücken, den Schultern und im Nacken, aber das ist nach einigen Tagen wieder weg.
Meine Fresse. Kann man echt keinem erzählen, dass das hier das zweite Mal ist, das ich x-Tausend Kilometer mit dem Motorrad durch Europa fahre, nach Hause komme, ins Auto steige und BAMM kracht einer ins Heck. Nunja, besser als wenn mich jemand auf dem Motorrad umgefahren hätte. Das hatte ich ja auch schon, auf der ersten Fahrt mit der Barocca, vor sieben Jahren. Und klar, ich bin dankbar unverletzt zu sein.
Aber dennoch bin ich ein wenig traurig. Acht Monate habe ich jetzt den Aygo gefahren, und ihn gerade richtig liebgewonnen. Aber vermutlich war´s das jetzt mit dem. Schade drum.
“Ich habe einen großen Penis, ich brauche kein großes Auto”, habe ich immer gesagt. Bis ich mich dann tatsächlich dem Downsizing von einem Sportwagen auf einen Kleinstwagen gestellt habe – und es spontan hasste. Eine Zwischenbilanz nach sechs Monaten und 2.000 Kilometern.
Im Februar 2023 fiel ein Baum auf das Legendäre Gelbe AutoTM, und über Tage war nicht klar, ob es noch zu reparieren war. In der Zeit sah ich mich nach einem Gebrauchtwagen um. Genauer: Nach einem sehr kleinen und gebrauchten Auto, weil ich schlicht kein großes oder leistungsstarkes Fahrzeug benötige. Sagt die Vernunft.
Ich bin halt meist allein und auf Kurzstrecke unterwegs. Da reicht was kleines, leistungsschwaches – auch, wenn das keinen Spaß macht. Aber Vernunft macht halt keinen Spaß, oder? Dazu kommt noch: Für einen Moppedfahrer im Herzen sind Autos generell irgendwie ungeil und kein Objekt der Begierde.
Schnell stellte ich drei Dinge fest:
Es gibt praktisch keine Kleinstwagen mehr. Die ganze Fahrzeugkategorie der kleinen Flitzer für unter 10.000 Euro ist seit 2017 quasi ausgestorben. Elektrische Kleinstwagen gibt es schon gar nicht, und daher auch keine Gebrauchten (der e-Up oder der BMW i3 zählen nicht, die wurden nur in homöopathischen Auflagen gebaut und erzielen auf dem Gebrauchtmarkt Mondpreise).
Der Gebrauchtwagenmarkt war im Jahr 2023 insgesamt völlig überhitzt, Mondpreise für Schrottkarren die Normalität.
Wenn es schon ein Verbrenner sein musste, war mein Wunschauto seit Jahren der Fiat 500. Bei genauerer Beschäftigung stellte sich aber raus: Der hatte gravierende Probleme mit Qualität und Zuverlässigkeit. Als Mietwagen nett, besitzen möchte ich so ein Groschengrab dann aber doch nicht.
Nach einiger Recherche war klar: Wenn ich einen gebrauchten Kleinstwagen möchte, der einigermaßen zuverlässig und in Unterhalt sowie Anschaffung richtig günstig ist, scheiden alle elektrischen und meine erste und zweite Wahl bei Verbrennern, der Fiat 500 und der Twingo, aus.
Als “Klein und zuverlässig und günstig” blieb eigentlich nur ein alter Toyota Aygo. Was eine Ironie ist, denn den Aygo hielt ich immer für eine ziemlich unsägliche und schlimm designte Schleuder. Aber: Aygos sind günstig, haben so gut wie keine technischen Probleme, rosten nicht und der Motor gilt als unkaputtbar.
Aber leider, leider auch hier: Völlig überzogene Preise. Vor zehn, zwölf Jahren kostete eine Aygo neu um die 9.000 Euro, heute wollen Verkäufer für Kisten, die jahrelang von Pizzalieferanten und Pflegediensten mißhandelt wurden und schon 150.000 km auf der Uhr haben, noch um die 5.000 bis 8.000. WTF?
Zum Glück kam das Legendäre Gelbe AutoTM nach dem Baumfall vor einem Jahr noch einmal auf die Räder. Aber der Zufall wollte es, das mir ein Arbeitskollege seinen 2012er Aygo anbot. Ein Aygo 1.0 mit Facelift, sehr gut gepflegt und mit einem spektakulär niedrigem Kilometerstand von 46.000. Mir war zu dem Zeitpunkt schon klar, dass das Gelbe Auto nicht mehr zeitgemäß war und einiges an Reparaturen anstehen würde, wollte ich es weiterfahren. So kaufte ich im Spätsommer 2023 den Aygo – und lagerte ihn erst einmal ein, denn fahren mochte ich den nicht. Zumindest nicht, so lange der gelbe Seat noch vor der Tür stand.
Erst im November wurde das Legendäre Gelbe Auto verkauft, der Aygo wieder zum Leben erweckt und ich versuchte, mich mit dem Winzauto anzufreunden.
Das war nicht einfach, denn die Unterschiede zwischen dem Toyota Aygo 1.0 von 2012 zum Seat Leon 1.8 20VT von 2001 waren schon superkrass:
Das Legendäre Gelbe Auto hatte 180PS aus einem Vierzylinder Turbomotor mit 20 Ventilen unter der Haube, der Aygo hat gerade mal drei Zylinder mit einem Liter Hubraum, aus dem er irgendwie 68 PS quetscht.
Der Seat beschleunigte wie eine Rakete bis auf 240, die sechs Gänge ließen sich präzise durchschalten und er bremste mit seinen riesigen Scheibenbremsen aggressiv bissig. Der Aygo reagiert auf Gas wie ein Gletscher, die Fünfgangschaltung ist im dritten Gang hakelig und die räudigen Bremsen müssen vor Benutzung aus dem Winterschlaf geweckt werden.
Das Gelbe Auto hatte ein Sportfahrwerk und eine entsprechende Lenkung, der Aygo wackelt beim Lenken auf der Landstraße wie ein Lämmerschwanz.
Das Gelbe Auto hatte eine Lederausstattung und Recarositze, der Aygo… naja, reden wir nicht drüber.
Das Gelbe Auto hatte genug Raum für 220 Zentimeter Ivar-Regale, der Aygo hat gar keinen Kofferraum; Das schmale Fach hinter der Sitzbank reicht nicht einmal für eine Kiste Wasser. Will man mehr transportieren als einen Brühwürfel, muss man die Sitzbank umklappen.
Das Kleine Gelbe AutoTM und ich gehen nach 16 Jahren getrennte Wege. Ich hatte mich immer gefragt, wie sein Ende wohl aussehen würde – mit diesem hatte ich nicht gerechnet. Eine anekdotische Würdigung, inklusive explodierender Wasserpumpen.
Es war 2007, als ich einem guten Freund vorjammerte, wie sehr mich doch mein Toyota Carina nervte. Ich trug nämlich immer die alten Autos meines Vaters auf, die ich ihm gegen teuer Geld, aber letztlich aus Bequemlichkeit abkaufte. Der 1993er Carina war ein großes Auto mit einem dicken Motor, aber er begann gerade zu gammeln und hatte erst neulich seine Kühlerlamellen verloren und war mitten auf der Autobahn heißgelaufen.
“Willst Du meinen Leon haben?”, fragte der Kumpel und ich war bass erstaunt, denn sein Fahrzeug hatte er erst vor sechs Jahren neu gekauft, und in meiner Welt machte es gar keinen Sinn, einen Neuwagen nach weniger als 15 Jahren zu verkaufen. “Das meinst Du nicht ernst, und in aller Freundschaft: Das kann ich mir nicht leisten, ich habe kein Geld.” Aber nein, er meinte das ernst, machte einen überaus guten Preis und bot Ratenzahlung an, und die erste Probefahrt war… okay. Nicht doll, aber okay. Nur diese Farbe! Gelb?! Viel zu auffällig! Was hatte sich mein Kumpel dabei nur gedacht?
Trotz der Farbe kaufte ich den Leon, für 6.420 Euro. 1.020 Euro konnte ich Anzahlen, das war alles, was ich auf dem Konto hatte. Der Rest ging auf Raten von 150 Euro im Monat.
Anfangs fühlte es sich ganz falsch an. Dieser Wagen war, in meinem Kopf, der meines Kumpels, und deshalb dachte ich davon ständig als “Toms Auto”. Um es ein wenig mehr zu meinem zu machen, bastelte ich eine Mittelarmstütze hinein, aber das hatte wenig psychologischen Erfolg. Es blieb noch sehr lange Zeit “Toms Auto”, und “ich fahre jetzt in Toms Auto zur Arbeit” zu denken ist halt… falsch.
Mit der Zeit entdeckte ich, das mein Kumpel den Wagen völlig underselled hatte. Er hatte zwar erzählt, das der Leon schnell sei, aber nicht, das unter dem Blechkleid des 2001er armadillogelben Seat Leon 1M nichts von der Stange steckte, sondern das Beste, was der VW-Konzern damals zu bieten hatte. Ein Sportfahrwerk aus dem Golf IV GTI, der 180PS 5-Zylinder mit 20 Ventilen Turbomotor aus dem Audi TT und die Sport-Innenausstattung aus dem Audi A3. 180 PS, das war damals mit weitem Abstand viel mehr Leistung als das Durchschnittsauto hatte – zumal der Wagen mit 1.100 Kilo sehr leicht war.
Macht in Summe ein absolut außergewöhnliches Auto: Alltagstauglich wie der Golf 4, auf dessen Basis er gebaut wurde, mit großem Ladevolumen und Platz für 5 Personen.
Was mir sehr gefiel, war das Understatement. Vom Aussehen her war der 20VT ein ganz normaler Kleinwagen, aber unter der Haube und bei Bedarf auch ein giftiger Sportler. Überhaupt, die Leistung von der Kiste. Ich hätte die nicht gebraucht, im Gegenteil, ich fand den Wagen völlig overpowered und hätte sogar ein sparsameres Fahrzeug bevorzugt.
Ich kann aber nicht verhehlen, dass das Fahren damit eine Freude war. Mit dem Sportfahrwerk lag der Wagen wie ein Brett auf der Straße, ging durch Kurven wie nichts, beschleunigte ob des geringen Gewichts wie ein Düsenjet und riegelte erst bei 240 km/h ab.
In Seat-Foren hieß dieses Modell “Der BMW-Killer”, und ja, der ein oder andere BMW oder Tuningautos haben vermutlich dicke Backen gemacht, als das Kleine Gelbe Auto TM sie einfach stehen ließ. Leistung verbraucht aber leider Sprit, und unter acht Liter lag der Verbrauch nur auf Langstrecke und Landstraße. Im Alltag und auf Kurzstrecke verheizte der Wagen von Anfang an eher 9,5-10,5 Liter. Das fand ich von Anfang an nicht doll.
Abseits des Benzindurstes gab es wenig auszusetzen, im Gegenteil. Die Kiste war ein EU-Reimport, ursprünglich bestimmt für Skandinavien. Hieß: Der Motor hatte die GUTEN Continental-Membranen verbaut, die Batterie einen Extra-Kälteschutz, und: Er hatte eine Sitzheizung! Also eigentlich ein rundum tolles Auto – wenn nur diese Farbe nicht wäre!
2010 war der Wagen abbezahlt und nun endgültig auch in meinem Kopf “mein” Auto. 2011 erreichte der Seat 100.000 km, 2014 meldete ich ihn offiziell auf mich um. Bis dahin lief er noch auf meinen Vater (fragen sie nicht) und trug ein Northeimer Kennzeichen. (“Ein “NOM” ist die kleinste Einheit fahrerischen Könnens”). Danach fuhr er offiziell für mich und unter der Flagge Göthams.
Die Freude an dem Auto wurde mit der Zeit immer größer, und auch durch die komische Farbe aber nicht wesentlich geschmälert. Auch dadurch nicht, dass ATU unmittelbar nach dem Kauf meinte, ich hätte mich beim Kauf über den Tisch ziehen lassen. Die Hinterachsbuchsen seien fertig, und die Bremsen auch, damit könnten sie mich quasi nicht mehr vom Hof lassen. Ich ignorierte das, denn Angst und Unsicherheit ist das Geschäftsmodell von ATU. Spoiler: Die Hinterachsbuchsen wurden erst 2021 erneuert, satte 14 Jahre nachdem ATU behauptete, die seien am Ende.
Ernster war der Wassereinbruch in den Türen. Nach heftigem Regen konnte ich beim Anhalten das Wasser in den Türen hin- und herschwappen hören. Das war laut der Foren ein bekannter Produktionsfehler bei der 1M-Reihe, Regenwasser lief oben in die Tür hinein, aber unten nicht mehr hinaus, sondern blieb darin oder sickerte sogar in den Innenraum. Leider hatte sich der Vorbesitzer nicht in der Garantiezeit darum gekümmert, und so musste ich den Wagen nachträglich für 1.200 Euro abdichten lassen. Die neuen Trägerplatten in den Türen brachten aber wenig, immer wieder war der Innenraum nass. Ein echtes Ärgerniss, zumal im Winter die Scheiben von Innen stärker zufroren als von Außen. In Folge fuhr ich permanent einen Luftentfeuchter hinter dem Fahrersitz herum, und der hatte gut zu tun.
Das Kleine Gelbe AutoTM, wie es aus Understatement seit Anbeginn hier im Blog hieß, hatte kaum elektrischen Firlefanz an Bord. Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber vorn, das war alles. Keine Klimaanlage, keine elektrischen Spiegel, nichts. Alles, was Gewicht kostete, war weggelassen. Das stellte sich über die Jahre als total super heraus, denn was nicht vorhanden ist, kann auch nicht kaputt gehen. Was von Anfang an das einzige Luxus- und überhaupt beste Feature des Wagen war, war halt die Sitzheizung. Meine Güte, war die großartig! Diese trockene Wärme, die das ganze Rückgrat entlang zog… herrlich! Hatte ich quasi im Winter im Dauereinsatz, leider ging die 2017 oder so kaputt. Schade, die Sitzheizung wahr das allerbeste Feature an dem Wagen.
Ansonsten hielten sich die Reparaturen in Grenzen. Jedes Jahr Service, alle paar Jahre neue Achsmanschetten und Bremsen. Nicht nur Beläge, auch die Scheiben. Ich fahre vorausschauend, und deshalb bildeten sich an den 340mm-Scheiben immer wieder Rostränder.
Geärgert haben mich die Schäden, die die Werkstatt verursacht hat. Einmal waren die zu dumm, bei der HU den Schalter für die Scheinwerferwaschanlage zu finden, bauten die völlig auseinander und dann wieder so zusammen, dass sie das Wasser verlor, und wollten mir das auch noch berechnen.
Oder die Sache mit den Federn. Die brachen 2018 der Reihe nach, und die Werkstatt baute statt der Sportfedern welche vom normalen Seat Leon ein, mit dem Ergebnis, dass der Wagen vorne zwei Zentimeter höher lag als hinten, wie ein Clownsnauto. “Das müsse so”, behauptete der damalige Werkstattleiter monatelang.
Ein anderes Mal musste die Frontscheibe nach einem Steinschlag ausgetauscht werden, und die Vertragswerkstatt delegierte das an einen “Scheibendoktor”. Der klebte die Scheibe so ein, das sie ab 80 km/h spürbar pfiff, und schlimmer: Er verwendete den Falschen Klebstoff zur Fixierung der Haltebänder, und riss bei der Entfernung den Lack vom Dach. Die Vertragswerkstatt lackierte das neu, in der Originalfarbe, aber da in der Zwischenzeit der Rest vom Lack zu einem fahlen Zitronengelb ausgeblichen war, passte das dann nicht mehr zueinander.
War aber sowieso egal, die Plastikteile wie Tankdeckel und Spoiler hatten noch einen anderen Gelbton angenommen, so dass der Wagen ein gelbes Sammelsurium darstellte. 2017 musst der Auspuff erneuert werden, und nun, 16 Jahre nach Herstellung des Autos, gingen schon die Probleme mit der Ersatzteilversorgung los. Der Auspuff kam zwar noch, nach einem halben Jahr Wartezeit, aber später wurde es mit Teilen, insb. für die Karosserie, zappenduster. Gibt´s einfach nicht mehr, zumindest nicht für diesen sehr speziellen Leon.
Die Jahre vergingen, und die Farbe verschwand aus den Autowelt. Früher fuhren hier noch mehr gelbe Autos durch die Gegend, aber irgendwann war mein gelber Seat der letzte auf den Straßen Göttingens. Ich hatte mich schon lange an die Farbe gewöhnt und es nun sehr klasse, ein so herausstechendes und irgendwie fröhliches Auto zu fahren.
Immerhin: Auf Parkplätzen war der Wagen leicht wieder zu finden.
Mittlerweile kannte und schätze ich den Wagen, auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder dachte, es wäre Zeit für was neues. Aber der Automarkt hatte sich völlig falsch entwickelt. Statt sparsamer zu werden, schluckten Autos gleich viel oder mehr wie der Seat. Und war der Begriff “Kleines” gelbes Auto im Jahr 2007 ein Understatement, so war der Wagen heute wirklich winzig im Vergleich zu Neuwagen, die in den vergangenen 20 Jahren ins riesenhafte gewachsen sind. 180 PS ist heute bei manchen Herstellern Einstiegsmotorisierung. Irgendwann gab es dann gar keine billigen Kleinwagen mehr, und keinen Gebrauchtwagenmarkt, und so fuhr ich das gelbe Auto halt weiter und weiter.
Und warum auch nicht? Der passte mir wie angegossen. Exakt die richtige Größe, wertig und gut, und ich kannte den Seat aus dem FF. Ich beherrschte den nicht nur in jeder Situation, sei es bei Regen oder Schnee, ich konnte auch spüren, wenn irgend etwas nicht stimmte. Ich hörte, das die Federn kurz vor dem Brechen waren, fühlte, als das Hitzeschutzblech vom Auspuff locker oder die Achsmanschetten mal wieder dran waren und hörte einen Haarriss in einem Luftschlauch.
Über die Jahre kam es immer wieder zu dramatischen und skurrilen Situationen. Etwa, als auf der Autobahn bei 220 km/h die Wasserpumpe zerplatzte. Dramatisch: Der Motor überhitzte sofort und ich fürchtete, der wäre nun hinüber, weil die Zylinderkopfdichtung hin wäre. War sie zum Glück nicht. Skurril: Ich hatte mir die 180.000er-Inspektion sparen wollen, bei der wäre der Zahnriemen und die Wasserpumpe getauscht worden. Es war bei Kilometerstand 180.184, dass die Pumpe den Geist aufgab und beinahe den Rest des Wagens mit sich genommen hätte. Wie kann es sein, dass die Haltbarkeit eines Teils so exakt berechnet ist?
Völlig skurril auch der Auffahrunfall in Zeitlupe, bei dem das KGA in der Waschanlage auf einen Passat gezogen wurde, der meinte, die Bremse betätigen zu müssen. Zum Glück ist dabei nichts passiert, aber die Situation war ein Albtraum. Seitdem war ich in keiner Waschstraße mehr.
Die spektakulärsten Situationen gab es erst in den vergangen Jahren. 2022 ein Auffahrunfall, bei der ein Honda den Seat von hinten abschoss.
Das blieb zum Glück der einzige Unfall mit Menschen. Im Februar 2023 fiel dann ein Baum auf das Heck des Kleine Gelbe AutosTM und zerstörte die Heckscheibe und verbeulte die C-Säule. Die wurde von der freien Werkstatt, bei der ich mittlerweile war, notdürftig wieder in Form gehämmert und eine neue Scheibe eingeklebt. Das war dramatisch. Die Beule ließ ich drin, da kam lediglich gelbe Farbe aus der Dose drauf. Für eine Reparatur hätte das ganze hinter Blechteil ausgetauscht und der Wagen neu lackiert werden müssen, das wären mindestens 3.000 Euro gewesen.
Skurril war dagegen die Sache mit dem Anlasser. Der wurde im April 2023 erneuert, und der neue Anlasser führte ein Eigenleben und hört nicht auf zu drehen, bis er glühte und qualmte – erst in letzter Sekunde fand ich ein Werkzeug, um die Batterie zu trennen, sonst wäre der Wagen abgefackelt.
Solche Erlebnisse verbinden, genau wie schöne Erinnerungen. Der Leon rollte schon über die Croisette in Cannes, tobte über die Küstenstraßen Südfrankreichs und kämpfte sich durch die verschneiten Straßen des Oberharzes und die Weite Thüringens.
Sechzehn Jahre hatte ich das Kleine Gelbe AutosTM jetzt. Wir haben viel miteinander und zusammen erlebt und sind gemeinsam alt geworden. Eigentlich sollte es mein letztes Verbrenner-Auto sein, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass die Automobilindustrie einfach mal 20 Jahre den Kopf in den Hintern steckt und es bis heute keinen Elektro-Gebrauchtmarkt gibt.
Elektroneuwagen kommt deshalb aktuell nicht in Frage. Aber nun fiel mir ein guter, gebrauchter Aygo in die Hände. Völlig ausreichend für meine Bedarfe, nur halb so teuer in Unterhalt und Verbrauch wie der Seat Leon, aber eben auch minimalistisch und völlig befreit von jeglicher Freude. Genau das, was ich brauchte. Und das gelbe Auto war ja ohnehin fast am Ende, oder? Also fix mal zu TÜV gefahren, der würde das gelbe Auto und mich ja scheiden.
Pustekuchen. “Achsmanschetten sind dran und leichte Korrosion am Boden”, sagte der Dekra-Mann. “Hier, Plakette. Werden sie noch lange dran Freude haben, wenn sie das machen lassen.” – nicht das, was ich erwartet hatte, zumal die freie Werkstatt einen hängenden Bremssattel, aufgebende Domlager und einen Bedarf an neuen Stoßdämpfern attestiert hatte.
Ich kaufte den Aygo, fuhr den gelben Seat aber erst einmal weiter – der Gedanke den abzugeben, bereitete mir körperliches Unwohlsein. Das ist seltsam, denn ich hänge mein Herz normalerweise nicht an Dinge, aber wie geschrieben: Die Bindung kommt durch gemeinsame Erlebnisse. Nein, ich WOLLTE mein Kleines Gelbes AutosTM nicht hergeben!
Bis… Ja, bis vergangene Woche etwas am Auspuff schepperte, und mir schmerzhaft bewusst wurde, dass nun eine Entscheidung anstand. Nochmal Geld in gelbe Auto stecken? Der Ölwechsel stand an, und halt die Achsmanschetten, und perspektivisch auch die Stoßdämpfer. Keine superhohen Kosten, und dann könnte ich mein Gelbes Auto noch mindestens zwei Jahre fahren. Aber was würde dann aus dem Aygo, der nun durch lange Standzeiten auch nicht besser wird und irgendwann in seiner Lagerhalle anfangen würde zu gammeln? Oder sollte ich jetzt, wo der Gelbe noch halbwegs beieinander und zwei Jahre TÜV hatte, wirklich mal anfangen einen Käufer zu suchen?
Auf dem freien Markt werden die 1.8 20VT mit einer Laufleistung von 200.000 km noch für vier- bis fünftausend Euro gehandelt – allerdings ohne, dass das halbe Heck verbeult ist. An Privat wollte ich ohnehin nicht verkaufen, dafür hatte der Wagen zu viele Zipperlein, neben dem Wassereinbruch und der kaputten Sitzheizung wollte auch das Türschloss manchmal nicht mehr, der Kofferraum ging gelegentlich nicht auf, die Frontscheibe war zerkratzt (meine Schuld, man sollte nie Eiskratzer mit Stahlkante verwenden) und die Türdichtungen fielen bei Minusgraden ab.
Schweren Herzens klimperte ich vergangenen Freitag die Daten des Leons bei einer Internetseite ein, die gerade aggressiv Werbung damit macht, dein Auto zu kaufen. Die Rückmeldung war ernüchternd, gerade mal 616 Euro bot die Seite. Dann begann deren Terror per Telefon und Mail, denn die bombardieren einen nach der automatisierten Online-Schätzung mit Erinnerungen und einem Countdown, egal wie oft man auf “Ich will keine Mails mehr” klickt und “Ich habe kein Interesse zu verkaufen” sagt.
Aus Trotz bin ich dann einfach spontan bei der alten Seat-Vertragswerkstatt vorbeigefahren. Der Chef hatte früher ein paar Mal den gelben Wagen bewundert und Sätze fallen lassen wie “Da hätte ich auch Spaß dran” und “Den würde ich sofort kaufen”. Aber nun, diese Aussagen waren auch schon wieder zehn Jahre her.
Der Chef ist heute 73, und als ich vortrug, das ich mich vielleicht mit dem Gedanken trüge, das Kleine Gelbe AutosTM zu verkaufen, bekam er sofort große Augen und begann zu plappern. “DEN wollen Sie verkaufen? Und ich dürfte den haben? Danke, dass sie an mich gedacht haben!!! Kann ich gleich mal eine Probefahrt machen?”
Fünf Minuten später war er hin und weg. “Den mache ich mir wieder zurecht! Blechteil mit der Beule raus, aufbereiten, neu lackieren… Ha, das wird mein Weihnachtsgeschenk an mich selbst! Was wollen´se dafür haben??”
Nun, haben gewollt, in meinem kühnsten Träumen, hätte ich 1.200 Euro, und konnte kaum glauben, das wir uns nach kurzer Verhandlung tatsächlich auf 1.500 Euro einigten.
Das Wochenende überlegte ich, und unterdessen passierten komische Dinge. Das Klappern am Auspuff verschwand, dafür lag das Hitzeschutzblech vom Mittelschalldämpfer auf dem Parkplatz – erstaunlich, dass es nicht während der Fahrt abgefallen ist. Und zum anderen funktionierte die Sitzheizung plötzlich wieder!
Mach´ es mir doch nicht so schwer, dachte ich, fällte dann aber schnell einen Entschluss. Ausschlaggebend war tatsächlich die Aussicht, dass der Wagen nicht geschlachtet oder nach Afrika verklappt wird. Er kommt in die Hände eines Sammlers, der ihn pflegt und wirklich Freude daran haben wird. Der Leon lebt weiter, besser als er es bei mir hätte haben können. Den Gedanken finde ich beruhigend, und mit dieser Aussicht fiel mir jetzt auch die Trennung leichter.
“DEN wollen sie verkaufen??”, fragte dann noch der Vertragsmensch im Autohaus, aber ich blieb tapfer. “Na gut, müssen sie wissen, aber so gute Autos gibt es selten. Der Chef ist aber ein echter Liebhaber von Oldtimern, der wird sich gut um das Schätzchen kümmern.”
Und damit, just like that und in Summe in weniger als 60 Minuten, blieb das Kleine Gelbe AutoTM in der Vertragswerkstatt zurück, die uns in der Vergangenheit so häufig geärgert hat.
Ich hatte mich immer gefragt, wie das Ende des Wagens aussehen würde – ein Unfall? Schrottpresse? Verkauf nach Afrika? Hiermit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Das hier ist der beste, denkbare Ausgang – aber nicht das Ende. Das der 20VT nun in Sammlerhände kommt und noch lange bestehen wird, freut mich außerordentlich. Ich werde sein Ende nicht miterleben, und da ist gut so – wir hatten eine tolle gemeinsame Zeit.
Ich habe gerade noch die Kennzeichen abgeholt. Das Kleine Gelbe AutosTM steht auf dem Hof wie ein VIP-Auto, in einer eigenen Absperrung, damit nur niemand da dran geht.
Das war es jetzt.
Nach 16 Jahren gehört mir mein Kleines Gelbes AutosTM nicht mehr.
P.S.: Das Kleine Gelbe AutoTM hatte auch einen Namen, den aber nur wir beide kannten: Eleanor. Wer die Referenz erkennt, darf kommentieren. Alle anderen natürlich auch.
Zweiundzwanzig Jahre hat das Kleine Gelbe AutoTM jetzt auf dem Buckel, und gerade hat es die 200.000 Kilometer voll gemacht. Ich habe das nur nicht rechtzeitig gemerkt:
Die Kiste macht mir immer noch Freude, sogar über die Zeit immer mehr.
Warum eigentlich? Die Scheiben sind zerkratzt, der Lack ist verwittert und beginnt Blasen zu bilden und abzuplatzen, die Sitzheizung (früher das Beste am ganzen Auto!) funktioniert nicht mehr und die Zentralverriegelung tut nur noch, wenn sie gute Laune hat.
Zudem hub die Werkstatt bereits im vergangenen Jahr zu einem Trauerchoral an: Ach, ach, die Stoßdämpfer seien ja schon fast am Ende, die Domlager, die Achsmanschetten, die Federn an den Bremsen und Whatnot. Ob es noch einmal durch die Hauptuntersuchung im Dezember 2023 kommen wird? Mehr als fraglich.
Also steht ein neuer, kleiner Gebrauchter an. Der ist schon seit Monaten klar gemacht, Übernahme ist im Oktober. Seitdem ich weiß, dass der “neue” Gebrauchte kommt, zähle ich quasi die Tage, die ich noch mit dem Gelben habe, und bin ganz traurig bei dem Gedanken, mich von ihm zu trennen. Wohin soll der dann überhaupt? Ist ja niemandem etwas wert, außer mir. Verkauft man sowas Privat? An Händler? An Aufkäufer?
Auch wenn ich mein Herz nicht an Gegenstände hänge, in diesem Fall fällt es mir wirklich schwer mich zu trennen. Der Seat Leon 1M 180 Top Sport 20VT ist einfach eine Bombe. Für mich hat er die perfekte Größe, die Form gefällt mir, er fährt super, ist immer noch in Null komma nix auf 240 und gleitet dann auf der Autobahn dahin (auch wenn wir das nur noch sehr, sehr selten machen) und ist generell viel wertiger, als es Seats normalerweise sein dürfen (weil: Innenaustattung vom Audi A3, Motor vom Audi TT). Und was wir nicht schon alles miteinander erlebt haben! Und wo wir überall gewesen sind!
Wie dem auch sei, um den Abschied einfacher zu machen, wollte ich jetzt von der DEKRA schriftlich, dass das gelbe Auto am Ende ist. Dann würde ich meinen Frieden finden. Also spontan mal zu einer Hauptuntersuchung gefahren:
.
.
.
.
.
.
.
.
Das hier ist das Ergebnis.
.
.
.
. …
Neulich erst war das Kleine Gelbe AutoTM in der Werkstatt, weil der Anlasser nicht mehr wollte und keinen Ton mehr von sich gab. Dann bekam es ratzfatz einen neuen, der drehte freudig, und die Kiste sprang an wie eine junge Göttin.
Für meinen Geschmack drehte der Anlasser sogar zu schnell, auf jeden Fall schneller als der alte zu seinen besten Zeiten, aber egal – alles war gut.
Bis ich dann gestern zur Arbeit fuhr und unterwegs schon dachte: Seltsam, die Lüftung ist aber laut. Vor lauter Konzentration auf den Stadtverkehr hatte ich keine Zeit den Gedanken zu vertiefen. An der Firma angekommen parkte ich und stellte die Zündung aus – und hörte sofort, das unter der Haube etwas weiterlief. Aber nicht die Lüftung. Erster Gedanke: “Shit, das ist der Kühlerlüfter. Warum läuft der? Thermostat kaputt oder Kühler selbst defekt?”
Ausgestiegen, Haube auf. Beißender Rauch von verbrannten Kunststoff schlug mir entgegen. Verdammt, wo kam der denn her? Kühler? Nein, da war alles OK, und es war auch nicht der Kühlerlüfter, der da noch lief. Was da vor sich hinrödelte, tief im Inneren des Motors, das war der Anlasser! Der orgelte verbissen und war dadurch schon heiß gelaufen und hatte begonnen zu qualmen.
Meine Gedanken rasten… “Zündung ist aus, das Ding läuft weiter… Was machen?” Natürlich: Batterie ab. Aber dafür braucht man einen kleinen Maulschlüssel, und ich habe keinen Werkzeugkasten mehr im Auto. Aber vielleicht kann man die Kabel auch so abziehen? Mit behandschuhten Fingern versuchte ich die Kabel von den Polen der Battrie nach oben abzuziehen. Ging natürlich nicht. Hatte die Werkstatt bei Batterietausch im vergangenen Herbst richtig fest angezogen. Nochmal ohne Handschuhe. Auch kein Effekt, außer zerkratzten Fingern.
Mittlerweile qualmte der Anlasser richtig heftig und auch das Zuleitungskabel schmorte, alles stank nach verbranntem Kunststoff. Ich setzte mich wieder in den Wagen und drehte den Zündschlüssel kurz auf Start und wieder zurück, in der Hoffnung, dass ein eventuell hängengebliebener Magnetschalter dadurch vielleicht doch noch schaltete, aber da passierte nichts.
In der Firma haben wir auch keine Maulschlüssel, wozu auch, aber irgendwo liegt ein Multitool mit einer Zange herum. Ich rannte hinüber zum Firmengebäude, flitzte die Treppe hoch, riss den Ausrüstungsschrank auf, klaubte das Werkzeug auf und rannte zurück. Im Laufen griff ich mir noch einen Feuerlöscher, dann im Schweinsgalopp zurück zum Auto, das rödelnd und qualmend auf dem Parkplatz stand.
So, Zange ausgeklappt, aha, hier ist die Mutter vom Batteriepol, und… SCHEISSE! Die kleine Zange rutschte an der rundgelutschten Mutter ab. Keine Chance, die damit abzubekommen. Ich versuchte das Ding als Hebel anzusetzen und eines der Batteriekabel abzuhebeln. Keine Chance, die bewegten sich keinen Milimeter. KACKE!
Was für eine Situation! Da läuft eine Maschine und läuft und läuft und zerlegt sich selbst und man kann NICHTS dagegen tun. Albtraumhaft, und wenn mir nicht bald etwas einfiele, dann könnte ich nur noch daneben stehen und traurig dabei zugucken, wie der Wagen abfackelt.
Auf der Batterie saßen drei dicke Sicherungen, die zog ich nun raus. Kein Effekt, der Anlasser lief einfach weiter. Es hörte einfach nicht auf. WIESO WAR DIESES VERDAMMTE SCHEISSDING NICHT TOT ZU KRIEGEN???
Was nun? Die Batteriekabel durchsägen? Aber mit was? Hat das Multitool eine Säge?
Ich riss den Kofferraum auf. Vielleicht lag hier durch Zufall noch was brauchbares rum?
Ich wusste natürlich, dass das nicht der Fall war. Der Kofferraum ist leer und ordentlich, außer Verbandszeug und Warndreieck und einem Feuerlöscher ist da nichts drin. Na gut, unter der Bodenmatte liegen noch ein Bolzenschneider und ein Brecheisen, aus Gründen. Vielleicht ließe sich ja der Bolzenschneider nutzen, um ein Batteriekabel durchzuschneiden? Ha, ich hatte einen Plan Z!
Aber erstmal riss ich die Bodenverkleidung hoch. Darunter: Das Reserverad, der Wagenheber, aber kein Werkzeug. Ich wühlte das Abschleppseil und einen Lappen beiseite und dann sah ich es: In der Styroleinlage des Wagenhebers steckten zwei einsame Werkzeuge – ein Schraubendreher und… EIN ZEHNER MAULSCHLÜSSEL!!!
EXAKT das Werkzeug in der exakt der Größe, die ich gerade brauchte! In dem Moment kam es mir vor, als sei dieser Maulschlüssel von einer Halo umstrahlt, wie der heilige Gral.
Wie einst König Artus sein Excalibur aus dem Stein zog ich den Maulschlüssel aus dem Schaumstoff, sprang zur Motorhaube und schraubte den Minuspol der Batterie ab. Der Anlasser aus der Hölle erstarb mit einer letzten Drehung, dann war Ruhe. Endlich. Die Teufelsmaschine war tot.
Am Nachmittag kam der ADAC und stellte fest, das nicht Zündschloss oder Zuleitung defekt waren, sondern wirklich der neue AnlasseR. Den klemmte ADAC-Man ab, dann schoben Arbeitskollegen die gelbe Kiste kurz an und es ging es aus eigener Kraft und mit dem ständigen Gedanken “Jetzt die Kiste bloß nicht abwürgen!” in die Werkstatt. Dort entschuldigte man sich wortreich, wobei die Werkstatt halt nichts für ein defektes Original-Neuteil kann.
Zwei Stunden später war der neue Anlasser drin, das Kleine Gelbe AutoTM läuft wieder. Jetzt lausche ich allerdings immer mißtrauisch, ob der Starter auch wieder ausgeht, wenn ich den Wagen anlasse. Und den heiligen zehner Schlüssel, den habe ich jetzt immer in der Mittelablage liegen.
Ich kriege das ja sofort mit, wenn mit dem Kleinen Gelben AutoTM was nicht stimmt. Ich konnte den Haarriss in einem Luftschlauch am Motor hören, ich habe die verkehrten Fahrwerkfedern gespürt und genauso auch den abweichenden Achswinkel. Ist halt eine alte, aber auch sehr wertige und präzise Maschine, das Ding.
So habe ich vergangenen Donnerstag auch gemerkt, dass irgendwas beim Starten nicht stimmt. Der Wagen sprang ganz normal an, aber irgendwie klang es nicht richtig. Am Abend, nach der Arbeit, bemerkte ich das wieder, und dieses Mal konnte ich festmachen, was nicht stimmte: Der Anlasser drehte ein klein wenig langsamer, als man das bei einer vollen Batterie erwarten könnte. Aber immerhin, der Wagen sprang an. Einkaufen in Supermarkt eins, einkaufen in Supermarkt zwei… jetzt drehte der Starter nur noch ganz langsam, als sei die Batterie am Ende. Aber die ist praktisch neu – war die kaputt?
Zu Hause den Leon geparkt, ausgestellt, versucht wieder zu starten – nichts. Absolut tot, der Vogel. Elektrik funktionierte aber – Scheinwerfer warfen Scheine, Mäusekino leuchtete – nur beim Starten macht der Gelbe nicht mal ein Geräusch. WTF?
ADAC gerufen. Der auch so: Batterie gut. Was kann es dann sein? “Vermutlich der Anlasser”, sagte der mitt-sechzigjährige ADAC-Man und grinste “Hat Dir das Autochen jetzt den Abend versaut, Schätzelein?”.
Immerhin hatte der Boomer außer doofen Sprüchen noch einen praktischen Tip parat: Ich könnte den Wagen auf der leicht abschüssigen Straße anlaufen lassen. Wenn er dann anspränge, so ADAC-Man, dann sei ganz sicher der Anlasser defekt.
Am nächsten Morgen also den Wagen aus der Einfahrt vorsichtig (weil schlecht einsehbar) ohne Servolenkung und Bremskraftverstärker auf die Dorfstraße gesteuert, rollen lassen bis kurz vor Ende der Straße, wo er genug Geschwindigkeit hat, dann im zweiten Gang einkuppeln, gleichzeitig den Zündschlüssel drehen, wenn er dann anspringt sofort auskuppeln und gleichzeig Gas geben und aufpassen, dass ich nicht die Mauer am Ende der Straße mitnehme. Easy, so viele ungeübte Handgriffe gleichzeitig zu machen!
Hat aber tatsächlich geklappt. Der Wagen lief, also ab damit zur Werkstatt. War tatsächlich der Anlasser. Ein Anlasser kostet recht wenig, so um die 80 Euro, aber der Einbau ist aufwendig, und er muss von der Größe her passen.
Weil das KGA so speziell ist (wir erinnern uns: Der 20VT ist ein Hybrid aus Golf IV, Audi TT, Audi A3 und Seat Leon) wusste nicht mal das Ersatzteilprogramm von VW ganz sicher, welcher Anlasser da passt. Nun ist die freie Werkstatt aber gut und sehr findig, und nach vier Tagen war es letztlich das dritte gelieferte Ersatzteil, was passte.
Nun startet das gelbe Auto wieder wie eine junge Göttin, aber diese Investition hätte ich gerne vermieden – 8 Monate läuft der TÜV noch, und insgeheim habe ich mich schon nach einem anderen, fahrbaren Untersatz mit vier Rädern umgesehen. Was zwei mögliche Schlüsse zulässt: Entweder, das Kleine Gelbe AutoTM hat das mitbekommen und will mich nun ärgern – ODER es wollte mir den Abschied erleichtern, indem es rituellen Selbstmord beging.
Was auch immer es war: Es ist von den Scheintoten wieder einmal zurück, und mindestens sechs Monate muss es noch durchhalten.