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Category: My Dirty Hobby

My Dirty Hobby (2): Sehnsucht pflanzen

My Dirty Hobby (2): Sehnsucht pflanzen

Kurzer Zwischenstand von Jahr Zwei der Balkonbegrünung. Wir erinnen uns: Im vergangenen Jahr hatte ich ein neues Hobby entdeckt, bei dem man sich durchaus auch mal die Hände schmutzig macht. Das Frühjahr begann mit einer massiven Enttäuschung, weil die “bis -15 Grad winterharten” Jasmin, Paradiesblumen und sogar die Kiwi Jenny bei  moderaten Minustemperaturen erfroren sind. Immerhin, die Feigenbäume und die Erdbeeren haben überlebt und auch der Oleander, der aber im Frühjahr gleich wieder gelb vor Blattläusen war.

Trotz akuter Unlust habe ich einen zweiten Anlauf gewagt. Neuer Jasmin, neue Jenny und statt Paradiesblumen einfach Clematis ausgesät.

Dann passierte: Nicht viel.  Jenny 2 und eine Sibirische Honigbeere krökelten vor sich hin,  die neue Generation Jasmin wollte nicht wachsen,  und selbst die Chinesische Wisteria kam nicht aus dem Quark.

Dann war ich eine Woche weg, kam wieder und BAM, alles hier ist explodiert. Das mag daran liegen, das es heuer erst im Juli wirklich warm geworden ist. Das mag aber auch daran liegen, dass die Nachbarin, die den Balkon in meiner Abwesenheit pflegte, einfach gnadenlos gegossen hat. Ich wurde ja immer vor Staunässe gewarnt und war entsprechend vorsichtig bei den mediterranen Pflanzen, aber das war wohl falsch, die wollen und brauchen mehr.

Anyhow, so sieht es jetzt aus. Die Erdbeeren wachsen in ihrem zweiten Jahr wie Zeng und sind gigantisch große geworden, auch wenn sie nicht viele Früchte tragen.

Das Hochbeet versorgt mich jetzt schon drei Monate mit irren Mengen Salat und frischen Kräutern, und Salatgurke “Tanya” ist dieses Jahr wirklich eine Gurke, auch wenn sie irgendeinen Pilz hat und offensichtlich versucht zu flüchten, in dem sie sich abseilt.

Der Japanische Maulbeerbaum ist ein kleiner Schwachkopf. Kann sich nicht von alleine aufrecht halten, wächst aber trotzdem als gäbe es kein Morgen. Erstaunlicherweise mag er gar keine direkte Sonne, selbst kurze Sonnenzeiten quittiert er mit verbrannten Blättern. Weichei.

Angst macht mir die Clematis. Man kann ihr beim Wachsen quasi zusehen. Sie umrankt und erwürgt ALLES (Ich muste Jenny 2 aus ihrem Griff befreien!) und streckt Tentakel in alle Richtungen aus.

Mein Balkon ist auch ein Ort geworden, an dem sich Sehnsüchte versammelt haben. Die Feigenbäume sind ein gutes Beispiel. Ich hatte Sehnsucht nach frischen Feigen, direkt vom Baum, wie ich es in Tropea oder in Lecce erlebt habe. Die Feigenbäume wachsen mit mehr Wasser wie ein Gebüsch, und bilden sogar Früchte.

Italien im Mai und Juni, das sind warme Sommernächte, die nach Jasmin duften. Das wollte ich hier auch, und es hat geklappt: Der Jasmin wuchert gerade und blüht und verbreitet diese pfefferige Note, die ich so liebe.

Der Neuzugang ist die Chinesische Wisteria, der Blauregen. Gulietta hat die auf ihrer Fischfarm als Dach für Terrassen gepflanzt, und das gefällt mir total gut:

Das will ich auch! Die Kletterpflanze soll eigentlich sehr schnell wachsen und ab dem zweiten Jahr wunderschöne Dolden ausbilden. Nun, diese hier ist zumindest noch nicht verreckt. Mal gucken, ob sie bis zum kommenden Jahr überlebt. Die Legenden um die Wisteria sind enorm: Sie entwickelt wohl so viel Kraft, das sie selbst Metallzäune und Regenrohre zerquetscht.

Mal gucken, wie es so weitergeht.