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Category: Satire

Texte, die nach Sperma riechen

Texte, die nach Sperma riechen

„Ich bin ein Schriftsteller, ich komme von Tolstoi, ich komme von Homer, ich komme von Cervantes. Lasst mich in Frieden und stellt mir nicht solche Fragen.“
(Peter Handke, Oktober 2019)

Solche Fragen sind nĂ€mlich unter der WĂŒrde eines Peter Handke. Fragen wie die, was er von denjenigen hĂ€lt, die die Verleihung des Literaturnobelpreis an Peter Handke kritisieren. Da reagiert ein Peter Handke dann schon mal beleidigt. Das passt zu jemandem, der sich völlig ironiefrei auf eine Stufe mit den GrĂ¶ĂŸten Schriftstellern der Geschichte stellt.

Handke ist mir zum ersten Mal aufgefallen, als er in der taz verarscht wurde. Irgendeiner der Autoren der Satireseite “Die Wahrheit” hatte Handkes Stil nachgeahmt, und ich dachte nur: Das gibtÂŽs doch nicht, das jemand so schreibt. GibtÂŽs aber doch. Handke schreibt endlose BandwurmsĂ€tze ĂŒber TrivialitĂ€ten.

Beispiel gefÀllig? Hier. Herr Handke steht, warum auch immer, im Garten und guckt, ob am Baum noch eine Quitte hÀngt. Das ist alles. In Handkes Sprache wird daraus:

“Jetzt werde ich sie entdecken, die eine, bisher ĂŒbersehene Frucht im scheinbar Fruchtleeren Baum” – noch eine Steigerung, Schritt fĂŒr Schritt um den Quittenbaum herumgehend, innehaltend, den Kopf hebend, Ă€ugend, vor und zurĂŒck gehend, und so fort, steigerte sich mein Vorsatz, zu erblicken, zu einem wilden Willen, mit nichts als den eigenen Augen die fehlende Frucht in die Leere ĂŒber mir hineinzuschauen, alleine Kraft meines Blicks dort oben aus all den zugespitzten BlĂ€tterlanzetten in einem, und wenn auch noch so kleinem ZwischenrĂ€umchen “diejenige Welche” hervor ans Licht zu treten, sich jetzt, jetzt vorwölben und rund zu machen. Und fĂŒr den Bruchteil eines Augenblicks schien der Zauber zu gelingen, Da hing sie, die Frucht, so schwer wie duftig.

Das ist keine sinnstiftende Literatur, dass ist Zeitverschwendung im grauen Raum der eigenen Tristesse. Handkes Texte sind wortverkleisterte Allgemeinheiten, die sich eigentlich immer nur um eines drehen: Um ihn selbst.

Peter Handke schreibt stets ĂŒber Peter Handke. Die Welt um ihn herum ist ein Spiegel, den er nur fĂŒr eines nutzt: Sich selbst darin zu betrachten.

Das ist eine besonders klebrige Form von literarischer Onanie, die sich oben drauf noch einer unangenehm manierierten Schreibweise bedient. Jeder triviale Scheiss wird zu einer dem Autor huldigenden Erektion aufgeblasen, deren Lusttröpfchen in jede Ritze suppen bis der ganze Text nach kaltem Peter-Handke-Sperma riecht.

NatĂŒrlich nimmt sich Peter Handke ĂŒberaus ernst, immerhin ist er der wichtigste Mensch in der Welt, ach was, des Universums! des Peter Handke.

In den 80ern und 90ern machte der Peter Handke einige Pauschalreisen, pinselte seine Beobachtungen in ein Reisetagebuch und nannte das dann – nein, nicht “Peter Handkes Reisetagebuch”, sondern “Das Gewicht der Welt”. Darunter macht ein Peter Handke es nicht.

Die Beobachtungen eines Peter Handkes ĂŒber andere LĂ€ndern sind dann aber hauptsĂ€chlich Beobachtungen ĂŒber Peter Handke selbst. Aber auch die sind wieder trivial, vom Kaliber:

“Die Welt im Gehen, Schauen, Bedenken, Betrachten stellt sich anders dar als die Welt in den Zeitungen”

“Nein!” – “Doch! – “OH!”

Ich kenne nicht viele “großen, wichtigen” Autoren des absurd selbstreferentiellen Literaturbetriebs, und die meisten von denen, die ich kenne – wie den unvermeidbaren GĂŒnther Grass – finde ich schwer ertrĂ€glich. Es ist viel zu oft eitle AltmĂ€nnerlitertur aus einer vergangenen Epoche, aber Handke, Handke ist mit dem was er schreibt und wie er es schreibt wirklich herausragend unertrĂ€glich.

Vollends eklig wurde Handke, nachdem er Mitte der 90er zwei Kurztrips nach Serbien gemacht hatte. In “Eine winterliche Reise zu den FlĂŒssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit fĂŒr Serbien” von Peter Handke verharmlost Peter Handke serbische Kriegsverbrechen.

Handke guckte in die serbische Landschaft, sah das Leben der einfachen Leute und beschieht, dass Menschen, die Barfuß laufen, keine Kriegsverbrechen begangen haben können. Der MutlifunktionskĂŒnstler Wiglaf Droste beschieht Handke dafĂŒr einen veritablen Dachschaden, aber erstaunlicherweise lasen einige Leute immer noch seine schwiemligen Texte. Zumindest im Feuilleton, auch wenn die “Zeit” sich zwischenzeitlich leicht enttĂ€uscht zeigte:

“Man erfĂ€hrt, dass Peter Handke in Serbien ein gern gesehener Gast ist – er darf umsonst tanken, man reicht ihm dort bei Bombenalarm bereitwillig Äpfel, und einfache ZimmermĂ€dchen sagen ihm Dank, “fĂŒr das Wort, das ich meinerseits fĂŒr sie und ihr Land, fĂŒr ihr Land, fĂŒr sie, eingelegt habe”

In einem Land, in dem einem Peter Handke so gehuldigt wurde, hatte Peter Handle seine Bestimmung gefunden. WĂ€hrend ihn in seinem Heimatland niemand mehr wollte, verstand er sich fortan als “Freund des serbischen Volkes”. Er kumpelte mit Slobodan MiloĆĄević herum, den Handke im GefĂ€ngnis besuchte, öffentlich verteidigte und dessen Völkermord er bis heute leugnet. Handke tingelte durch die Welt und machte Werbung fĂŒr einen Völkermörder, gab Tips wen die Serben bei Wahlen wĂ€hlen sollten, trat der Serbisch-orthodoxen Kirche bei und reagierte beleidigt, als das nicht alle im Literaturbetrieb so töfte fanden.

2014 war er immer noch so eingeschnappt, dass er anregte “Den Literaturnobelpreis sollte man endlich abschaffen“. Die diesjĂ€hrige Entscheidung des Nobelpreiskommitees, ausgerechnet Peter Handke auszuzeichnen, ist fĂŒr alle Menschen außer Peter Handke völlig unverstĂ€ndlich.

VerstĂ€ndlich ist hingegen, das Peter Handke den Preis, den er unbedingt abschaffen wollte, in dem Moment wieder toll findet, wo er ihn verliehen bekommt. Peter Handke ïżŒnimmt den Preis an und streicht das Preisgeld ein. Kritik an seiner Geschwiemel wischt er mit dem Verweis, dass er in der Tradition der grĂ¶ĂŸten Schriftsteller der Geschichte steht, einfach weg – als wĂ€re das, selbst wenn es stimmen wĂŒrde, eine ErklĂ€rung fĂŒr dĂŒnnhĂ€utige WutausbrĂŒche.

Das passt genau in das Muster einer eingebildeten, eitlen Wurst, wie Peter Handke eine ist.

Krawall im Luftkurort!

Krawall im Luftkurort!

Ich gebe es zu, ich mag einige dieser seltsamen, deutschen Dörfchen die sich”Luftkurorte” nennen. Das sind so Überbleibsel lĂ€ngst vergangener Zeiten, als Stadtmenschen noch aufÂŽs Land geschickt wurden, um zumindest ein Mal im Jahr die Staublunge ein wenig auszulĂŒften.

In manchen Orten gibt es noch skurrile Hinterlassenschaften, wie die Kurhalle auf einem Berg ĂŒber Wernigerode. Da durften um 1900 Berliner AOK-Angestellte hin, setzen sich dann in diesen viktorianischen Glasbau, guckten auf den Ort runter und…. atmeten.

Oder Gradierwerke. Gradierwerke sind auch auf den ersten Blick seltsam. Riesige bauten, hölzerne UngetĂŒme, mit dicken SeitenwĂ€nden aus ReisigbĂŒndeln. Da hindurch rinnt Salzwasser. KurgĂ€ste können nun durch das Innere des Gradierwerks spazieren und Salzluft einatmen. Als wenn man am Meer wĂ€re.

Die wenigen, verbliebenen BĂ€der und Kurorte in Deutschland strahlen eine seltsame Ruhe und einen inneren Frieden aus. Bad Pyrmont, Bad Karlshafen, Bad Orb, Bad Gandersheim, um nur einige zu nennen, sind hĂŒbsche Orte mit einem fast morbiden Charme und schönen Parks, die zum Flanieren und Verweilen einladen, und aus jeder Ecke scheinen die Orte zu wispern “Sauge mich in Dich auf, ich helfe Dir Ruhe und Deine innere Mitte zu finden”.

Die ruhige AtmosphĂ€re der Orte steht allerdings meist diametral der Krawalligkeit der Menschen entgegen die sich dort aufhalten. Die Rede ist nicht von “Jugendlichen”. Das ist ja ohnehin ein Begriff, der generationenĂŒbergreifend als Synonym von “Benimmt sich Scheiße” benutzt wird. Dabei stimmt das nur noch begrenzt. “Jugendliche” glotzen heute stumm auf ihre Smartphones und labern nur im Kino.

Nein, die Rede ist von einer Gruppe, die das genaue Gegenteil von jugendlich sind: Der Generation 70 Plus, und zwar die Exemplare, die einem durch ihre offensive Launigkeit echt die Stimmung vermiesen kann. Dazu gehört das Klatschaffentum, wie ich es neulich schon hier beschrieb. Keine Ahnung wie diese Indoktrination zustande kam, aber sobald irgendwo Musik ertönt, klatschen alle Senioren ĂŒber 70 sofort mit. Die wĂŒrden sogar noch in der Kirche mitklatschen. Hat denen mal jemand erzĂ€hlt Mitklatschen wĂ€re Pflicht?

Zumindest benehmen sie sich so, und auch ansonsten lassen sie keinen Zweifel daran, dass sie es mit ihrer guten Laune todernst meinen. Neulich erst wieder beobachtet: Mit heftiger Zielstrebigkeit wird ein JĂ€germeister nach dem nĂ€chsten verklappt wurde, denn lautstark gebollertes “mir nehmÂŽnoch ein, wir beede!” steigert ja automatisch die Befindlichkeit. Dann werden Witze mit Verfallsdatum 1939 rausgeholt und ĂŒbelst sexistischer und rassistischer Scheiß gelabert, ist ja nur ein Witz, wa? Irgendwann ist dann der Alkoholpegel so hoch, dass das Scheißelabern nicht mehr so klappt, dann wird das Smartphone rausgeholt.

Ohja, das Smartphone in Kombination mit einer Oma in einem Restaurant im Luftkurort, das ist die wahre Hölle auf Erden. Schon frĂŒh am Abend wird stundenlang wird an dem Kasten rumgedrĂŒckt und rumgefummelt, um dann verwackelte Videos von kleinen Bens, Fynns, Emilias oder Sofias am Tisch rumzuzeigen. Das ist die harmlose Phase.

Richtig abartig wird es, wenn der o.g. FĂŒllstand erreicht ist. Ein Teil der Renternschaft guckt dann stier in die Blumenrabatte, um die sich der Rest der Welt gerade wie ein Karussell dreht, aber die Frohsinnspansen drehen jetzt richtig auf. Da gab es doch diese magische Funktion am Smartphone, die alles spielt was man will…. und schon quĂ€kt “Griechischer Wein” aus den Handylautsprechern.

Nun beugen sich andere Omas vor und fragen “Kann das Ding auch dieses Lied von dem Dings, was wir immer so gerne gehört haben?”. Dann nickt die Smartphonebesitzerin stolz, und die ganze nĂ€chste Stunde folgt Schlager auf Schlager auf Schlager, von “Schön war die Zeit” mit Freddy Quinn ĂŒber Andy Borgs “Fischer von San Juan” bis hin zu Mike KrĂŒgers “Bode mit dem Bagger”. Zwischendurch krĂ€ht Costa Cordalis “Annnnitaaaaa!” und Roberto Blanco beteuert, dass ein Bißchen Spass sein muss. Das sehen die Senioren genauso und klatschen, was das Zeug hĂ€lt.

Es ist die HÖLLE, zumal diese Dummlieder auf voller LautstĂ€rke auf einem scheppernden und quĂ€kenden Handy angespielt werden, bis sich die Hirne der Umsitzenden langsam auflösen. Spotify, in den HĂ€nden betrunkener Senioren, verwandelt sich in eine tödliche Waffe. Und das ist der Grund, weshalb man in Luftkurorten nicht nach 21 Uhr essen sollte. Denn dann machen die Senioren Krawall, und zwar so richtig.

Es ist wirklich erstaunlich, aber es sind tatsĂ€chlich unsere Ă€ltesten MitbĂŒrgerinnen und MitbĂŒrger, die sich ĂŒberhaupt nicht zu benehmen wissen und denen alle anderen Scheißegal sind. Hauptsache, SIE haben Spaß. Da Lob ich mir doch unsere Jugendlichen. Die klatschen wenigstens nicht zu ihrer Handymusik.

Göttinger Blau

Göttinger Blau

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Göttingen ist eine nette Stadt. Nett im Sinne von “nicht komplett doof”, was angesichts der Tatsache, dass ein FĂŒnftel der 125.000 Einwohner Studierende sind, nicht selbstverstĂ€ndlich ist.

Göttinger fahren am Liebsten ĂŒberall mit dem Fahrrad hin, und wer was fĂŒr die Radfahrer tut, wird von ihnen gewĂ€hlt. Das fĂŒhrt in der Lokalpolitik des öfteren zu merkwĂŒrdigen Aktionen, insbesondere wenn Wahlen in Tateinheit mit abgreifbaren Fördermitteln anstehen, die Beschaffung von Wahlstimmen also praktisch zum Nulltarif passieren kann.

Exakt diese Situation hatten wir im vorvergangenen Jahr in SĂŒdniedersachsen. Es standen Wahlen an, und zeitgleich förderte der Bund die ElektromobilitĂ€t. Nun hat Göttingen mit Elektroautos nicht viel am Hut, aber eben mit Radfahrern. Aus dieser unheiligen Konstellation erwuchs der “eCycle Superhighway Göttingen”, auf Deutsch “eRadschnellweg”. Die Idee: Vom Bahnhof bis zum vier Kilometer entfernten Nordcampus der UniversitĂ€t wird eine vier Meter breite Radspur eingerichtet, auf der dann glĂŒckliche Studis auf ElektrorĂ€dern hin- und hersausen können. Die ElektrorĂ€der sind allerdings nicht im Preis inbegriffen. Man könne aber auch mit normalen RĂ€dern auf dem eRadweg fahren, und damit viel schneller und sicherer als bisher durch die Stadt flitzen, teilte die Stadt Göttingen mit und fuhr mit dem Antrag eine Million Euro an Fördergeldern ein.

eCycle Superhighway.
eCycle Superhighway.

Allerdings liegt zwischen Bahnhof und Norduni ein Teil der Innenstadt und ein Wohnviertel, und HĂ€user abreißen wollte man fĂŒr die Fahrradschnellstraße dann doch nicht. Das Resultat: Der eHighway fĂŒhrt nun zum Teil ĂŒber alte Radwege, aber auch ĂŒber Busspuren, Abbiegestreifen, Spielstraßen, im 45 Gradwinkel ĂŒber eine vielbefahrene Kreuzung und schließlich auf einer stattlichen LĂ€nge von zwei Kilometern ĂŒber die Gegenfahrbahn des motorisierten Straßenverkehrs.

FĂŒr einen “eCycle Superhighway” gibt es in der StVO keine Regelungen zur Kennzeichnung, und so nahm sich Göttingen einige kĂŒnstlerische Freiheiten heraus. Man erfand ein neues Schild (s.o.), und ging ansonsten recht offensiv mit blauer Farbe ans Werk. Mal wurden Bordsteine blau angemalt, mal blaue Linien an WegrĂ€der gezogen, mal ganze FlĂ€chen und Wege blau getĂŒncht. FĂŒr eine Million Euro bekommt man VIEL blaue Farbe.

FĂŒr eine Million Euro lĂ€sst sich VIEL blaue Farbe kaufen.
FĂŒr eine Million Euro lĂ€sst sich VIEL blaue Farbe kaufen.

Etwas befremdet reagierten Anwohner einer Wohnstraße, als sie eines Morgens Bautrupps vorfanden, die ihre Straße blau anmalten. Das sei jetzt eine Fahrradstraße, erklĂ€rte man ihnen, und im ĂŒbrigen sei ab jetzt hier Durchfahrt fĂŒr Autos verboten. Das sorgte fĂŒr einigen Unmut unter Anwohnern der Schlumpfstraße und den ansĂ€ssigen SupermĂ€rkten, die sich prompt danach erkundigten, wer die Kosten fĂŒr die Warenanlieferung per Fahrradkurier ĂŒbernehmen wĂŒrde. Daraufhin wurden Anlieferverkehr, Autos und MotorrĂ€der wieder erlaubt, was die Fahrradstraße faktisch wieder zu einer normalen Straße macht – nur blauer.

Fahrradstraße!! Aber, Ă€h, auch fĂŒr MotorrĂ€der und Autos.
Fahrradstraße!! Aber, Ă€h, auch fĂŒr MotorrĂ€der und Autos.

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Cebit 2015

Cebit 2015

Wie jedes Jahr gabÂŽs auch heuer, wie wir Österreicher sagen, wieder eine CeBit. Die war in diesem Jahr ganz besonders, aus mehreren GrĂŒnden. Zum einen: Das Wetter. Es gibt einen feststehenden Ausdruck fĂŒr depressionsauslösenden Grauhimmel in Tateinheit mir scharfen Wind, der einen Nieselregen in jede Ritze drĂŒckt: CeBitwetter. In diesem Jahr war kein Cebitwetter, sondern… Sonnenschein? Das MessegelĂ€nde in Hannover, das sonst den rauen Charme eines sibirischen Gulags verströmt, glich plötzlich einem relaxten Campus. Seltsam.

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Der zweite Grund: Vor einigen Jahren lag die CeBIT am Boden und zuckte nur noch, jetzt war die gefĂŒhlte Stimmung unter den Ausstellern wesentlich besser. Die Dichte der jovialen AnzugstrĂ€ger mit Guttenberg-GedĂ€chtnis-Gesicht war extrem hoch, ein Zeichen, dass die Branche wieder dicke Eier vor sich her trĂ€gt. Wie das kommt? Nun, vor zwei Jahren gab es ja diese Snowden-EnthĂŒllung, dass wir alle durch die Geheimdienste ĂŒber das Internet ĂŒberwacht werden.

Das man damit durchkommen kann ohne Folgen befĂŒrchten zu mĂŒssen, beflĂŒgelt auf der CeBIT einen Großteil der Aussteller, nach dem Motto: Wenn man DAMIT durchkommt, dann kann man die Leute mit allem verarschen! Und so sah die CeBIT 2015 dann auch aus.

Hier kann man das Handwerk  lernen: Vom Meister himself, the one and only Karsten Maschmeyer, ...VersicherungsverkÀufer.
Hier kann man das Handwerk lernen: Vom Meister himself, the one and only Karsten Maschmeyer, …VersicherungsverkĂ€ufer.
Um richtiger IT-Manager zu werden, kann man sich ein StĂŒck weiter das letzte Bißchen Hirn kauterisieren und den passenden Anzug verpassen lassen.
Um richtiger IT-Manager zu werden, kann man sich ein StĂŒck weiter das letzte Bißchen Hirn kauterisieren und den passenden Anzug verpassen lassen.
SAP verhöhnt alle, die schonmal mit seiner Software zu tun hatten - wenn die Software wirklich simpel wĂ€re, wĂŒrden keine SAP-Berater mit fĂŒnfstelligen Tageshonoraren benötigt. Und vielleicht gĂ€be es Quelle noch.
SAP verhöhnt alle, die schonmal mit seiner Software zu tun hatten – wenn die Software wirklich simpel wĂ€re, wĂŒrden keine SAP-Berater mit fĂŒnfstelligen Tageshonoraren benötigt. Und vielleicht gĂ€be es Quelle noch.
Davon trĂ€umt die Branche: Alle Daten, von jedem, immer und ĂŒberall, BIIIIG DATA!!!! Man kann die Erektion mancher Firmen förmlich spĂŒren.
Davon trĂ€umt die Branche: Alle Daten, von jedem, immer und ĂŒberall, BIIIIG DATA!!!! Man kann die Erektion mancher Firmen förmlich spĂŒren.
BIG.... DATA... SCANNER... manche Firmen klingen wie  Zombie... HIIIIRN...
BIG…. DATA… SCANNER…
manche Firmen klingen wie
Zombie… HIIIIRN…
Das Customer-Briefing Center der Telekom: Hier wird Kunden gesagt, was sie denken und kaufen sollen.
Das Customer-Briefing Center der Telekom: Hier wird Kunden gesagt, was sie denken und kaufen sollen.

Was kann Deutschland nicht? Internet. Was kann Deutschland? Industrie. Nur Folgerichtig hat sich unsere Bundesregierung den Bullshit von der “Industrie 4.0” aus dem Hinten gezogen, das Wort in den Raum geworfen und guckt nun, was die Firmen daraus machen. Die ĂŒblichen VerdĂ€chtigen stĂŒrzten sich darauf wie Hunde auf den Knochen. Ganz vorn dabei: Prof. Scheer, der in diesem Jahr sogar behauptet, Industrie 4.0 quasi erfunden zu haben. Das aktuelle Prospekt schleudert dann auch wieder eine Unmenge Buzzwords in den Raum und guckt mal, was kleben bleibt.

Adaptive Logistics & Supply Chains mit Smart Analytics und Agile Planning dank collaborative Product & service Engineering. Die Worte lassen sich in beliebiger Reihenfolge mixen.
Adaptive Logistics & Supply Chains mit Smart Analytics und Agile Planning dank collaborative Product & service Engineering. Die Worte lassen sich in beliebiger Reihenfolge mixen.

Manche Leute ĂŒbertreiben es beim Buzzwordmixen auch, das fĂ€llt aber in der euphorischen GoldgrĂ€berstimmung kaum auf. Oder was soll “Smartes Wasser” sein?

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Bei Bullshit immer mit dabei: Telekom, SAP und Fraunhofer. Gemeinsam machen sie das “Digitale Wirtschaftswunder” mit “Industrie 4.0”. Wie das aussieht weiß die Marketingabteilung noch nicht, aber die Farbe steht bestimmt schon fest.

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Gegen Regenwetter aus der Cloud: Wirtschaftswunderregenschirme.
Gegen Regenwetter aus der Cloud: Wirtschaftswunderregenschirme.

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NatĂŒrlich ist Sicherheit ein Riesenthema, und weil die Geheimdienste alle super verarschen und die Politik so fein mitmacht, lĂ€sst sich auch die Wirtschaft nicht lumpen und lĂŒgt allen ins Gesicht. Man kann das eigentlich nur noch ironisch interpretieren und lauschen, ob man hinter den Kulissen der StĂ€nde GelĂ€chter hört.

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Damit liegen sie auf einer Linie mit den Bundes- und Landesbehörden. DIE schĂŒtzen! Und produzieren Sicherheit! Und Vertrauen!

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Und wie machen Sie das? Na, durch schĂ€rfere Kontrollen und stĂ€rkere Überwachung natĂŒrlich!

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Der NiedersĂ€chsische Verfassungsschutz wirbt mit Zeilen, die wie Hohn klingen. Oder warum setzen die den Satz “Uns liegt ihr Know-How-Schutz am Herzen” in AnfĂŒhrungszeichen? Egal, darunter prĂ€sentieren sie die Palette ihrer Dienstleistungen, u.a. Wirtschaftsspionage:

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NatĂŒrlich will die Landespolizei dabei mitmachen und hat schonmal Dienstwagen bestellt, damit sie auf Streetview Cyberpatrouille fahren können:

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NatĂŒrlich gab es auch die kleinen und großen Facepalms. In der Reihenfolge der Schlimmigkeit:

Klassische Facepalms:
Kleine und mittlere Aussteller, die viel Aufwand in Standbau und Anreise gesteckt haben, und dann wie die Affen hinter ihren Smartphones oder Notebooks hocken oder die Messehostessen angraben, aber sich keinen Deut um das Publikum kĂŒmmern.

Du bissja nen lecker MĂ€ddsche, ne?
Du bissja nen lecker MĂ€ddsche, ne?

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Mittelgroße Facepalms

1. Unternehmen, die ernsthaft fragen (und vermutlich machen) was ihre Kunden wollen:

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2. Blackberry: Zuckt noch ein wenig. Kann sich nur noch einen halben Gemeinschaftsstand leisten, umklammert aber in seinen fast erkalteten Fingern störrisch das Schild mit der Aufschrift “Ich binne nicht tot”

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Riesenfacepalms:

1. Das Bundesministerium fĂŒr Transport, Bewegung und Verkehrssicherheit (oder so Ă€hnlich) kann so viel mit IT anfangen, dass sie in ihrer Verzweiflung eine alte Lara Croft Figur aufgestellt haben, die sie hinterm GameStop aus dem SperrmĂŒll gefischt haben. Inhaltlicher Bezug? Nicht gegeben.

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2. Der Stand des Landes Niedersachsen. Da arbeiten wir Niedersachsen JAHRELANG an der Behauptung, mehr zu können als nur Schafe zu ficken, und DANN DAS!

Der Stand des Landes Niedersachsen: Alles VOLLER SCHAFE die nichtmal von elektrischen Androiden trÀumen.
Der Stand des Landes Niedersachsen: Mein Gott, er ist voller Schafe. Alles VOLLER SCHAFE, die nichtmal von elektrischen Androiden trÀumen.

3. Hippies, die in der Workshophalle Holz beiteln, Stoff batiken und Ikonen malen. Und warum? UM DIE WIRTSCHAFT ZU RETTEN. Am Rand der Halle stehen SAP-Berater und lachen sie aus.

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Nein, das sind mit die Russen lieber. Die prÀsentieren ganz offen und ehrlich was sie im Programm haben: DROGEN.

Man sollte zuerst den Stand der Russischen Föderation in Hall 9 aufsuchen. Eine kurze Probe der angebotenen Waren macht den Rest des Besuchs ertrÀglicher.
Man sollte zuerst den Stand der Russischen Föderation in Hall 9 aufsuchen. Eine kurze Probe der angebotenen Waren macht den Rest des Besuchs ertrÀglicher.

FĂŒr gute Stimmung sorgt auch die Nachricht, dass wieder ein paar Chinesen verhaftet wurden, die gute, europĂ€ische Produkte plagiiert haben und dafĂŒr von der Cyberpolizei verhaftet und von NetzwerkausrĂŒstern mit neunschwĂ€nzigen Kabelpeitschen gefoltert wurden. Geschieht denen Recht, das geistige Eigentum will respektiert werden! Ideen anderer klauen, das wĂŒrde die CeBIT NIE MACHEN!!

Alles was zÀhlt: Saufen bis die Lutzi qualmt.
Alles was zÀhlt: Saufen bis die Lutzi qualmt.

Na, egal. Ich kann sowieso nicht auf die Standparties. FĂŒr mich war das ein langer und aufschlußreicher Cebit-Tag, aber jetzt geht es nach Hause. Warum springt das Auto nicht an? Oh scheiße, jemand hat den Motor geklaut.

Seitdem Booth-Babes politisch nicht mehr korrekt sind, ist das hier das meistfotografierte Model der Messe: Tesla Model S.
Seitdem Booth-Babes politisch nicht mehr korrekt sind, ist das hier das meistfotografierte Model der Messe: Tesla Model S.
Äh, Deutsche Bahn?

Äh, Deutsche Bahn?

Bei der Deutschen Bahn gibt es ja schon ewig so ein System, wo man fĂŒr jeden Euro Umsatz 0,314829192 Punkte bekommt. Ist man zwei Mal um den Erdball gefahren und hat der Bahn eine fĂŒnfstelligen Betrag nachgeworfen, kann man drei Trilliarden Punkte gegen eine Freifahrt oder ein Knibbelbild einlösen. Haupteffekt der Teilnahme am Nimmt man am “Bahnbonus”-Programm ist, dass man jeden Tag ein- bis zwei fĂŒnfseitige Briefe von Bahnchef Grube und der verantwortlichen Bonustante im Briefkasten hat. Da steht dann drin wie weit man noch davon entfernt ist ein Knibbelbild besitzen zu dĂŒrfen und dass man ganz viel Bahn fahren soll, wenn man nicht ausgelacht werden will, weil man kein Knibbelbild hat.

So weit, so bekannt. Die GlasperlenwĂ€hrung unserer Zeit heißt Punkte sammeln. Ganz neu ist aber bei der Bahn Punkte sĂ€mmeln. Ja wirklich: sĂ€mmeln.

2014-11-14 19_40_38-bahn.bonus - SĂ€m & Mel
Quelle: https://www.bahnbonus-saemmeln.de

Die Bahn schreibt auf www.bahnbonus-saemmeln.de:

SĂ€m und Mel, die frechen bahn.bonus-Punkte, laden zum großen Jagen und SĂ€mmeln ein. SĂ€mmeln? Na klar. Das ist wie Sammeln. Nur mit mehr Punkten, viel mehr Spaß und am Ende mit tollen PrĂ€mien.

So sehen die “frechen bahn.bonus-Punkte” (SIC) aus:

2014-11-14 19_20_16-bahn.bonus - SĂ€m & Mel

Äh, hallo, Deutsche Bahn? Ist wer zu Hause?
SĂ€m und Mel? So ein mieses Wortspiel sieht doch auch nur auf einem Paper beim koksnasigen Pitch einer Berliner Werbeagentur gut aus. “SĂ€mmeln” ist ja in einer Liga mit “Junited Autoglas”.

Und dann diese Umsetzung! Als hĂ€tte ein minderbegabter Computerfan versucht in bekifftem Zustand Tribbles mit Paint zu animieren. Vollkommen unpassend zum knallroten Äußeren wurde dann noch die Grafik einer lebensechten Zunge verwendet, womit klar sein sollte, was die Vorlage fĂŒr die beiden “frechen” Punkte war: Das Creepy Happy Meal des Todes, das seit einiger Zeit Kindern in den USA Ă€hnlich traumatisiert wie “lustige” Clowns.

Creepy happy meal

Wie kommt sowas bitte in die Öffentlichkeit?! Also, ich hege ja die Vermutung: Der Weselsky hat seine Drogen mit den Leuten bei der Bahn geteilt. Anders ist sowas doch nicht zu erklĂ€ren. Oder? ODER?! Wie auch immer, ich kann mir gerade noch verkneifen jetzt das Wortspiel zu bringen, dass man den Leuten aus der Werbeabteilung eine sĂ€mmeln sollte. Wie wir alle wissen, werden die bei der Revolution ohnehin als erste an die Wand gestellt*.

(Danke an Herrn S. fĂŒrÂŽs finden!)

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* Vgl. Adams, Douglas: The Hitchhikers Guide to the Galaxy, PAN Verlag, 1978

Tarja Live in Hannover 2014: The Colours in the Dark-Tour

Tarja Live in Hannover 2014: The Colours in the Dark-Tour

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Ach ja, Hannover. Hauptstadt des Bundeslands Niedersachsen und wahrlich keine schöne Stadt. Um genau zu sein: Die zweithĂ€sslichste von Deutschland. Kann man aber trotzdem mal hinfahren, denn in Hannover gibt es auch Schöne Ecken, man kann so mittelgut Shoppen und gelegentlich gibt es ein Konzert zum angucken. Entweder in der Oper…

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…oder, wie ich gestern Abend, im Theater am Aegi:

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Ja, das ist von innen genauso hĂ€sslich wie von außen. Am 3. Mai spielte dort zunĂ€chst mal “The Name”, was ein denkbar bescheuerter Name fĂŒr eine Band ist, die man im Internetzeitalter vielleicht auch mal ĂŒber eine Suchmaschine finden möchte. “The Name” machen so Kindergartenmetal auf Schulhofniveau, was durchaus passt, denn die Band sieht auch aus wie eine Horde Gymnasiasten. AuffĂ€lligstes Merkmal ist SĂ€ngerin Hadassa, die vor allem zwei Dinge kann: Gaaanz knappe Röckchen tragen und sich permanent ĂŒber einen, auf der BĂŒhne liegenden, Ventilator beugen. Dadurch sieht sie aus wie eine buckelige Medusa und bekommt dauernd Haare in den Mund und ins Gesicht, aber ihr macht das wohl Spaß, also seiÂŽs drum.

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Main Act des Abends war aber jemand anders, nĂ€mlich Tarja. Die 1977 geborene Finnin war mal die Frontfrau von “Nightwish”. Seit 2005 frickelt sie allein vor sich hin. Heute lebt sie mit Mann und Kind in Argentinien und geht nur selten auf Tour. Und da ich die Möglichkeit hatte in der ersten Parkettreihe eine Karte zu bekommen… warum nicht, obwohl das eine Reise nach Hannover bedeutete.

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Skeptisch war ich vor allem deshalb, weil Tarja der Ruf einer Diva anhaftet. Bei Nightwish ist sie, angeblich wegen Divenhaftigkeit, rausgeflogen, und man war schnell bereit das der Band um Papa Schlumpf zu glauben – bis sich rausstellte, dass die alle Nase lang ihre SĂ€ngerinnen auf unfeinste Art und ohne ihnen was zu sagen abservieren. Auch wenn “Nightwish” letztlich Arschlochfinnen sind, sie machen immerhin noch anhörbare Musik. Das ist bei Tarja nur noch bedingt so.

Drei Soloalben hat sie bislang rausgebracht: Das 2007 erschienene “My Winter Storm” ist ein grandioses Konzeptalbum, dass ich immer wieder gerne höre, aber fast alles was danach kam, kann man leider getrost vergessen. Das 2010er “What lies behind” scheint sich zum Großteil mit schmutziger WĂ€sche aus der “Nightwish”-Zeit zu befassen, und das 2013er Album “colours in the Dark” ist hoffnungslos ĂŒberproduziert. Tarja ist eine klassisch ausgebildete Sopranistin, deren SpezialitĂ€t der Gesang zu Metalsongs ist. Die Musik lebt vom Gegensatz der klassischen Stimme zu eher harter Musik, und auf dem letzten Album stimmt das VerhĂ€ltnis nicht mehr: Die Musik ĂŒberklebt mit bombastischem Synthigeorgel und endlosen GitarreneinsĂ€tzen den Gesang, und dadurch leidet das Gesamtkunstwerk.

Außerdem hatte ich im Vorfeld von gerade mal einstĂŒndigen Konzerten in halbvollen HĂ€usern gelesen, was zusammen mit dem Bild der Diva den Eindruck einer zickigen KĂŒnstlerin vermittelt, die nichts mehr so richtig gebacken kriegt und sich von der Welt unverstanden fĂŒhlt. Das alles zusammen hatte meine Erwartungshaltung ziemlich runtergeschraubt, und ich war auf eine distanzierte Eiskönigin und einen mediokeren und unterkĂŒhlten Auftritt gefasst.

TatsĂ€chlich war das, nicht gerade supergroße, Theater am Aegi nicht ausverkauft, mehr als die HĂ€lfte der RĂ€nge war frei – nicht gerade das beste Zeichen.
Umso ĂŒberraschter war ich, als Tarja sich ĂŒberaus gutgelaunt und springlebendig herausstellte, als sie nach rund einer Stunde nach Konzertbeginn die BĂŒhne betrat. Wie ein Gummiball hĂŒpfte die ĂŒber die BĂŒhne, lachte und freute sich und flirte von der ersten Sekunde an mit dem Publikum.

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Das Publikum war extrem gemischt: Von WIRKLICH alten Damen (mit Rollator!) ĂŒber pubertierende LanghaarwĂŒrstchen, kuttentragende Metalzwerge und 150 Kilo-GothmĂ€dchen in knapper Spitze bis zu dramatisch guckenden Magersuchtfrauen, die vermutlich in Tarjas schlechten Texten nach dem Sinn des Lebens suchen, war alles mit dabei. Aber alle hatten eines gemeinsam: Sie liebten Tarja. Schon nach dem ersten Lied standen alle und feierten die SĂ€ngerin ab, was dieser tatsĂ€chlich ein wenig die TrĂ€nen in die Augen trieb. Ich persönlich, als eher kleiner Mensch, finde die Rumsteherei in bestuhlten Locations immer eher doof, aber da ich wirklich weit vorne an der BĂŒhne und Tarjas Bewegungsdrang ansteckend war, war das in diesem Fall OK.

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Zusammen mit einem faxenmachenden Punker am Schlagzeug, einer coolen Bassistin, einem Gitarristen, einem Cellisten und einem Mann an den Syntheziern heizte Tarja so richtig ein. Sie hat ohnehin eine sehr gute und klare Gesangsstimme, der man gut zuhören kann. Aber Sie kann noch weitaus mehr – wenn richtig intensive Passagen kommen, zĂŒndet Tarja ihren Sopran-Nachbrenner und singt mit der Kraft einer OpernsĂ€ngerin gegen Gitarrenriffs und Schlagzeug an, und das auch live fehlerfrei, in erstaunlichen Höhen und mit einer LautstĂ€rke, die in dem kleinen Theater fast die Lautsprecher ĂŒberflĂŒssig machte. DafĂŒr, dass sie eine zierlich gebaute Frau ist, ĂŒberrascht dieses Volumen doppelt.

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Gegeben wurde ein Mix der bisherigen Werke. Auch wenn Songs von “Colours in the Dark” im Mittelpunkt standen, fanden sich von den Ă€lteren Werken auch immer mal wieder welche dazwischen, wie etwa das grandiose “I walk alone” oder auch das absurde “Anteroom of Death”. Sogar ein Nightwish-Song hatte sich in die Setlist verirrt, “I Wish I had an Angel”.

Obwohl sie zwischen den Songs nicht viel redete, brachte Tarja trotzdem das KunststĂŒck fertig zu vermitteln, dass SIE es war, die vom Publikum mit Anwesenheit geadelt wurde, nicht umgekehrt. Wirklich, ich habe noch nie erlebt, dass eine KĂŒnstlerin oder ein KĂŒnstler so dankbar fĂŒr Publikum war und auch soviel physischen Kontakt suchte wie die vermutete Eiskönigin, die total sympathisch rĂŒberkam.

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Nach 75 Minuten ging kurz das Licht an, die Zugabe kam kurz darauf und brachte die Gesamtlaufzeit (ohne Vorgruppe und halbstĂŒndige Pause) auf ĂŒber 105 Minuten. Ein rundum gelungenes Konzert, bei dem lediglich das Konzept der Tour nicht griff. Das soll nĂ€mlich sein, dass man in edlen, bestuhlten Locations, ohne Festival- oder ArenaatmosphĂ€re, Tarjas Musik genießen kann – vermutlich auch ein ZugestĂ€ndnis an die vielen Ă€lteren Fans. Dadurch, dass es das Publikum nicht auf den Sitzen hielt, konnten natĂŒrlich gerade die Ă€lteren und kleineren nicht viel sehen – aber das kann man schwerlich der KĂŒnstlerin anlasten.

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FĂŒr die Show hat sich selbst die Reise nach Hannover gelohnt. Und genrell kann ich nun sagen: Ein Besuch bei Tarja lohnt schon wegen der energiegeladenen Performance und der großartigen Stimme, wenn man die Gelegenheit hat, sollte man ein Konzert besuchen – wer weiß, wann Tarja wiederkommt.

Karten gibt es ab 38 Euro. Die nÀchsten Termine:

05.05.14 Frankfurt, Batschkapp
06.05. HĂ€rterei, ZĂŒrich
08.05. Theaterhaus, Stuttgart
09.05. Alte Oper, Erfurt
11.05. KurfĂŒrstliches Schloß, Mainz
14.05. Stahlwerk, DĂŒsseldorf

GEMA treibt GebĂŒhren von Geheimdiensten ein

GEMA treibt GebĂŒhren von Geheimdiensten ein

Wie der Postillion meldet, geht jetzt die GEMA gegen die Geheimdienste vor. Laut einem Urteil aus Karlsruhe stellt das Abhören von Kommunikation einen Mitschnitt dar, und “Wo ein Mitschnitt ist, ist auch ein Urheber”, lautet der Urteilsspruch. “Dessen Rechte macht – wie auch bei anderen TontrĂ€gern – die GEMA geltend.”

Jeder BundesbĂŒrger und jede BundesbĂŒrgerin kann von einer GEMA-AusschĂŒttung profitieren, wenn ein Wahnrnehmungsvertrag geschlossen wird.

Hier geht es zur Meldung und einer Anleitung fĂŒr den Vertragsabschluss.
Lasst die GEMA von der Kette! Wird Zeit, dass die mit ihren Instrumenten mal was Gutes tut, statt immer nur mit Youtube rumzuzanken.

Fahrgeld

Fahrgeld

Schwarz-Geld gibt sich ja alle MĂŒhe, den Wahlkampf mit Steuermitteln zu gewinnen. Als hĂ€tte man das nötig – die SPD hat sich doch schon entschieden, die Wahl zu verlieren. Das teilzeitrabiate Ă€ltere Herren mit “guten Connections” in die Wirtschaft nicht wahlfĂ€hig sind, zeigt das Beispiel Romney doch eindrucksvoll.

Betreuungsgeld fĂŒr die Bayern, Abschaffung der PraxisgebĂŒhr fĂŒr die FDP – alles wahltaktisches Getue ohne langfristige Strategie. Als . Was kommt als nĂ€chstes, fragt man sich da. Nun, zumindest darauf hat die Gabrielpartei eine gute Antwort:

TatsĂ€chlich finde ich persönlich diese ganzen Wahgeschenke zum aus-der-Haut fahren. Betreuungsgeld heisst nichts anderes, als Kindern aus sozial weniger gut situierten Haushalten Bildung vorenthalten. Ja, auch Kinderkrippe und -garten sind fĂŒr mich Bildung. Und die PraxisgebĂŒhr mit Verweis auf die Ansparungen der Krankenkassen abszuschaffen ist schlichtweg ein Skandal – bei DEN Herausforderungen, denen sich die Kassen u.a. mit demographischem Wandel ausgesetzt sehen, sollte man dankbar um jedes kleine Finanzpolster sein, das irgenwo rumliegt. Zumal die 14 Milliarden, und von so wenig reden wir hier, von einigen wenigen Kassen erwirtschaftet wurden, der Großteil der Kassen macht nĂ€mlich Miese. Aber ach, sowas interessiert ja wieder niemanden, mit Politikstrategien ĂŒber Jahrzehnte hinweg kann man ja heute keine Wahl gewinnen. Da muss dann erst wieder jeder vom Typ Schröder kommen, um sowas mal anzustossen. Wollen mal hoffen, dass die vom dem damals DNA genommen haben, dann mĂŒsste der Klon bald einsatzfĂ€hig sein.

Nachtrag: Das dem QualitĂ€tsjournalismus nur einfĂ€llt, das man mit dem gesparten Geld eine hĂŒbsche Saftpresse kaufen könnte, passt mal wieder zu dem Saftladen.

FĂŒr die Innere Sicherheit: Fang doch mal einer diesen Papst!

FĂŒr die Innere Sicherheit: Fang doch mal einer diesen Papst!

Ey, jetzt reicht es langsam!
Gestern hiess es: Gehen sie am besten nicht aus dem Haus. Der Papst kommt!
Und heute nun SchĂŒsse!!

Also, ganz ehrlich, die Vorstellung nicht rausgehen zu dĂŒrfen weil ein gefĂ€hrlicher Papst ums Haus schleicht, das ist schon unheimlich. Aber jetzt reicht es wirklich! Da werden fast 30 Millionen fĂŒr Sicherheit und Polizei ausgegeben um diesen Papst zu fangen, und der eskaliert lustig vor sich hin und schiesst sogar schon auf Leute???

Vor der Wahl in Baden-WĂŒrttemberg: Eine kurze Zusammenfassung des Mappus

Vor der Wahl in Baden-WĂŒrttemberg: Eine kurze Zusammenfassung des Mappus

Hahah: http://mappus-restlaufzeit.de/

Das dieser Stefan Mappus ĂŒberhaupt zur Wahl antreten darf, das wundert mich ja schon.

Der Mappus stellt sich, rein subjektiv, so dar: Erst klĂŒngelt er in einer SchwitzhĂŒtte in einer Altherrenrunde mit schwĂ€bischen Bauunternehmern Stuttgart21 aus. Dann lĂ€sst er sich von der Atomlobby kaufen und fordert den schnellstmöglichen Aussteig aus der Energieversorgung durch Gas- und Kohlekraftwerke und eine LaufzeitverlĂ€ngerung fĂŒr Atomkraftwerke. Dazwischen setzt er die Bauarbeiten in Stuttgart mit Gewalt durch, in dem er Demonstranten mit Wasserwerfern die Weichteile wegschiessen lĂ€sst. Die Gewalt gegen BĂŒrger lenkt ein wenig von seinen anderen Machenschaften ab: Mappus agiert mit Landesmitteln quasi öffentlich fĂŒr Enerieversorger und seine Kumpels, das ging in den S21-Debatten aber nahezu unter.


Quelle: http://zeitlose-wahrheit.blogspot.com/

Die wirklich schlimmen Dinge stecken nĂ€mlich, kaum oder stĂŒmperhaft versteckt, in der Sache mit dem Deal mit EnBW. Und der geht so: Das Land kauft fĂŒr schlappe 4,7 Milliarden Euro Aktien des Energieversorgers. Der Deal sollte Mappus im Wahlkampf als AtombefĂŒrworter und Macher prĂ€sentieren, wĂ€hrend gleichzeitig seine Kumpels aus der SchwitzhĂŒtte auch was davon haben: Der Milliardendeal wird, gegen einen gewissen Prozentsatz der Transaktionssumme, von einem Finanzhaus abgewickelt, das den Auftrag ohne Ausschreibung bekam. Und dessen Chef ist Mappus Trauzeuge und engster Freund aus Junge-Union-Zeiten.

Das die Übernahme mit einem unĂŒblich hohen Aufschlag auf den aktuellen Börsenwert der Aktien erfolgt, um die Transaktionssumme aufzublĂ€hen, fĂ€llt da kaum noch auf. Die Zustimmung zu dem Ganzen hat Mappus sich vom Landtag erst geholt, als die VertrĂ€ge schon unterzeichnet waren. Das BRÜLLT alles nach Machtmissbrauch und Filz.

Der ganze Deal ist nun schon mehrfach auf verschiedene FĂŒĂŸe gefallen: Zuerst natĂŒrlich dem Land und den Steuerzahlern, denn die EnBW-Aktien gehen nicht erst seit dem Erdbeben in Japan und der Atomausstiegsdiskussion den Bach runter. Das hat auch Auswirkungen auf Mappus: Der hat finanziell zwar seine SchĂ€fchen im Trockenen, aber der Deal war SEIN Kernding im Wahlkampf. Pro-Atom, Mappus als Strahlemann prĂ€sentieren, das war der Kern der Wahlkampfstrategie. Geht nun leider alles gar nicht mehr. Vor Kurzem hat Mappus noch den RĂŒcktritt von Bundesumweltminister Röttgen gefordert, weil der MappusÂŽ Forderungen nach LaufzeitverlĂ€ngerungen fĂŒr AKW nicht sofort und rĂŒckgratlos zugestimmt hat. Mittlerweile hat aber selbst Mappus gemerkt, dass so eine Nummer gerade beim Volk nicht gut ankommt.

So ein Mappus ist aber immer auch noch fĂŒr andere Klopfer gut. So ist er gegen HomosexualitĂ€t und bezeichnete den Christopher Street Day öffentlich als abstossend, lehnt Lebenspartnerschaften ab, findet Vertriebene als StammwĂ€hlerschaft der CDU wichtig, verhindert schonmal den Kauf von Steuerbetrugsdaten ab (warum wohl?) und droht kulturellen Einrichtungen, die sich Ausstellungen zum Neo-Faschismus befassen, mit der KĂŒrzung der Mittel.

Übrigens hat kein WĂ€hler jemals den Mappus zum MinisterprĂ€sidenten gewĂ€hlt. Der ist einfach von der Partei als Nachfolger von Oettinger ausgekungelt worden, weil der von der Bundesmerkel auf die EU-Ebene abeschoben wurde.

Was bei mir hÀngen bleibt, ist das Bild eines zutiefst korrupten, schwulenhassenden, skrupelosen, rechten Machtmenschen, der sich und seine Kreise hemmungslos mit Steuergeldern bereichert.
Von den Schwaben an sich habe ich eh nicht die höchste Meinung, aber wenn DER am kommenden Sonntag vom Volk zum MinisterprĂ€sidenten gewĂ€hlt wird, dann votiere ich dafĂŒr, dass Baden-WĂŒrttemberg aus der Bundesrepublik ausgeschlossen wird.