Dienstreise mit der Bahn: Undisziplinierte Reservierungen
Dienstreise war heute mal wieder angesagt. Der Termin führte in den Norden.
Mit der Bahn. Bin gut hin- und zurückgekommen. Habe keinen wütenden Mob mit Fackeln und Mistgabeln gesehen. Hätte ja sein können, immerhin wurde gestern die jährliche Fahrpreisanhebung bekannt gegeben
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Natürlich werde ich als Firmenkunde auch zukünftig mit der Bahn fahren und nicht, wie gestern ein Fahrgastverband radebrechte, die “Bahn als immer mehr weniger attraktiv” ansehen (Tip: Das gesuchte Wort heisst “unattraktiv”). Fahrpreiserhöhungen machen nie Spass. Besonders wundern muss ich mich in dem Zusammenhang aber über die Preissteigerung bei den Sitzplatzreservierungen.
“Jahaa”, sagt die Bahn “Das müssen wir machen, weil die Fahrgäste oft mehrere Sitzplatzreservierungen auf verschiedenen Zügen vornehmen.”
Ja klar machen wir das. Nicht gerne, weil es auch jetzt schon Geld kostet, aber wir tun es. Aus zwei Gründen: Um flexibel zu sein und um einen Sitzplatz zu bekommen. Beides ist in der Ära Mehdorn bei der Bahn nämlich kontinuierlich zurückgebaut worden.
Die Fahrgäste sollen, wie in der Flugbranche üblich, auch bei der Bahn am Besten schon drei Wochen vorher eine Karte mit Reservierung kaufen. Dann wird´s (theoretisch) auch ein wenig günstiger. So vernünftig das scheint: Leider hat die Bahn die Umsetzung versiebt. Anders als bei Flügen nutzt die DB die Anmeldedaten nicht oder nicht wirklich gut zur Anpassung der Kapazitäten. Stattdessen hat man sich ein System zusammengewurschtelt, dass das Schlechteste aus allen Welten vereint. Lange Vorlaufzeiten bei der Reisplanung gehen hier Hand in Hand mit unzureichender Kapazitätsplanung. Anders als bei Flügen ist z.B. beim Erreichen einer gewissen Kapazitätsgrenze nicht einfach Schluss mit dem Fahrkartenverkauf. Schließlich hat man ja noch, hihi, Stehplätze zu vergeben. Im Flugzeug undenkbar, bei der Bahn Usus:
Zeitweilig sagte das Wort auf den Strassen, dass die Bahn angeblich bis zu 150% Überbuchungen wünschte.
Gleichzeitig wurden Zugkapazitäten abgebaut. Mit dem Ergebnis, dass man auf manchen Strecken bei spontanem Fahrtantritt schon froh sein kann wenn man einen Sitzplatz auf dem Boden bekommt und nicht stehen muss. Wer einmal an einem Freitag Nachmittag zwei Stunden lang neben abfeiernden Bundeswehrsoldaten stehen durfte weiß was ich meine.
Natürlich gebe ich, bei unsicherer Terminlage, lieber nochmal zwei Euro aus und mache eine zusätzliche Reservierung auf einem anderen Zug, als das ich von Freiburg nach Göttingen 5 Stunden stehe. Dazu zwingt mich die Bahn.
Und nun hebt sie also die Preise an, um genau dieses anerzogene Verhalten zu unterdrücken? Als erzieherische Maßnahme uns undisziplinierten Fahrgästen gegenüber? Oh man, ehrlich mal, Bahn: Ist ja nicht so, dass wir Fahrgäste zu viel Geld hätten und nur deshalb wie wild kostenpflichtige Reservierungen machen um Dich zu ärgern.
Ein Wagon mehr hier und da, die Rückkehr zur Flexibilität – und die Doppelbuchungen gäbe es gar nicht.