Also, wenn ich Gemüsebauer in Nordeutschland wäre, dann wäre ich aktuell nicht nur schwer angepisst, ich würde mir auch überlegen eine Klage anzustrengen. Zuallererst gegen das Robert-Koch-Institut, danach gegen den versammelten Qualitätsjournalismus.
Da sind also etliche Leute am EHEC-Erreger erkrankt. Keiner weiß, welcher Stamm genau das ist und wo der herkommen könnte, aber stante pede wird in den Medien gemutmaßt, dass die Infektion wohl vom Verzehr von rohem Gemüse kommen könnte, das mit Gülle gedüngt wurde.
“Uuuuuah”, sagt da ein Teil der Verbraucher und wäscht das Gemüse sorgfältiger ab.
“Wir haben es ja schon immer gesagt”, sagt ein anderer Teil und frisst ab jetzt nur noch Mettwurst. Wollte die schon immer, jetzt haben sie eine Ausrede.
“Gemüse mit Gülle düngen? Man düngt nur Mais und Getreide mit Gülle, und das noch vor der Saat”, sagen die Bauern und wundern sich über die komischen Stadtmenschen.
“PanikPanikPanik wir werden alle sterben!”, kreischt der Qualitätsjournalismus, wirft die Arme in die Luft und rennt hysterisch im Kreis.
Und weil in unserer Aktionismusrepublik neuerdings spätestens nach drei Tagen was passiert sein muss, stellt sich gestern das RoKo hin und sagt allen Ernstes: “Wir haben 25 Leute befragt, was sie gegessen haben. Und auf den ersten Plätzen waren…. Tomaten, Gurken und Blattsalat.”
Fünfundzwanzig Leute? Really? Mein Gott, das ist weniger als bei dieser alten Fernsehshow mit dem ewig besoffenen Showmaster, dem Familienduell! Die haben wenigstens so getan als hätten sie hundert Leute befragt! Aber 25?! Das ist weniger als man für ein signifikantes Ergebnis braucht! Und DANN kommt noch dazu, dass die Leute natürlich befragt worden sind, nachdem der Qualitätsjournalismus schon was von Tomaten, Gemüse und Blattsalat gelallt hatte.
Das ist die Grundlage der Warnung: Die Befragung einer Handvoll vorgeprägter Leute. Auf dieser Grundlage wird jetzt die Landwirtschaft, von der wir im Norden ganz viel Biobauern haben, nachhaltig geschädigt. Und IHR schimpft euch Wissenschaftler? Der Qualitätsjournalismus lässt solche Zweifel übrigens nicht vorkommen. Stattdessen siet man selbst im ZDF friemelige Computeranimationen, in denen es jemandem den Darm in Stücke reisst.
Ganz egal wie schlimm dieser EHEC-Erreger am Ende wirklich ist und ob es eine Epedemie wird oder die erste Sommerlochhysterie ist: Der Umgang mit diesem Ereignis durch Wissenschaft und Qualitätsjournalismus, gefördert durch die Politik, ist wieder mal unverantwortlich. “Wieder mal”, weil man sich ja eigentlch vorgenommen hatte, aus Schweinegrippe & co endlichmal zu lernen. Stattdessen verfallen alle ganz schnell wieder in alte Muster.