(Nearly) Liveblogging: Heizungsbau (7)
13.03 Uhr: Eine neue, hohe Stimme mit ostdeutschem Zungenschlag fistelt durch die Räume. Es ist der Meister, der mal vorbeiguckt um Abnahmen zu machen. “Maaaaannniii, hast du mal den Auftragszettel?” – “Nö” “Oder en Angebot? Irgendwas wo ich ma…. tütütü… gucken kann was Sache is´.” – ich brech durch und rutsche vor Kichern unter den Schreibtisch. Das darf doch nicht war sein. Hier treibt sich ein sächselnder Meister Röhrich rum!
13.45 Uhr: “Murmelmurmelmurmel..könnte man ein kleines Dorf mit beheizen…murmelmurmelmurmel…maximal die Hälfte der Leistung, sonst wird alles gegrillt…murmelmurmel…dauert ein paar tage, bis da wieder anderes Wasser kommt…” OK, anscheinend wollte der Hausbesitzer auf Nummer sicher gehen und hat, nachdem die vorige Heizung zu klein dimensioniert war, die Elefantenversion bestellt. Aber das es ein paar Tage dauern soll, bis das Warme Wasser durchs Haus zirkuliert – uh.
14.08 Uhr: Ein Heizkörper wird warm! Unterdessen ist es verdächtig ruhig. Die Schergen spülen die Fussbodenleitungen in den unteren Etagen durch. Die, so sagte man mir, sind nämlich ein minifutziklaanes Bisschen durchlässig und nehmen im Sommer Gase auf. Dadurch kommt Schmodder zustande, weshalb alle 5 Jahre gespült werden muss.
Letzter Spültermin war im Juni 1987.
14.59 Uhr: *Rumpel, Polter* “Entschuldigen sie, ich würde gerne Toilette und Küche putzen, haben Sie vielleicht Reinigungsmittel?” Ich bin verblüfft. Anscheinend sind die Installations- und Reinigungsarbeiten durch. Und jetzt räumen die Handwerker auf und machen sauber? Anscheinend spielt es doch eine Rolle, dass der Hauseigentümer zu den Leuten gehört, die auf dem Stadtplan von G-Town Monopoly spielt. So einen Service bekommt man wohl nur, wenn man mehr als 100 Objekte durch die Firma betreuen lässt.
15.12 Uhr: Geselle Igor erklärt mit breitem, osteuropäischen Akzent die Installation: “Vorher gab keine Pumpen. Jetzt Sie haben eine für Vor- und eine für Ruck. Und mehr Power auf Heizung. Und freies Rohre. Kondenswasserleitung hat keiner von uns gemacht, ist moderne Kunst, aber funktioniert jetzt. Haben wir mehr Gefalle drauf gemacht. Hier ist Anleitung, gut aufheben und anrufen wenn wieder nass oder kalt.”
– Irgendwie erinnert mich das Ganze an einen Maschinenraum. Über die Aufschrift “Buderus inside” auf den Pumpen muss ich grinsen. Das ist ja so arm.
15.15 Uhr: Die Hühner werden gesattelt, die Helden der Arbeit reiten in den Sonnenuntergang. Alles ist ordentlich an seinen Platz zurückgeräumt worden. Die Küche ist sauber, sogar unsere alten Kaffeetassen wurden handgespült. Der Zeitplan wurde lediglich am ersten Tag um zwei Stunden überzogen. Ich fasse es nicht – muss ich jetzt mein Weltbild über Handwerker revidieren? Würden dadurch nicht unumstössliche Wahrheiten zerbröseln und sich darüber das Gefüge der Realität selbst verschlingen?
Ach, egal. Ich habe warme Füße. Die Welt ist gut.