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Tag: hoax

Post von der Johann Huber OHG

Post von der Johann Huber OHG

Ein skurriler Fall, der heute den Weg durch meinen Spamfilter gefunden hat.
Schon der Betreff ist merkwürdig und sieht nicht aus wie die übliche Spam-Mail:

“Bitte, besuchen Sie unsere Webseite und – wenn es Ihnen möglich ist – helfen Sie drei seit dem 14./15.O8.2OO1 bis heute unschuldig Verfolgten. Vielen Dank! Uebersandt per fremder E-mail-Adresse, da unsere illegal blockiert oder gelöscht werden!”

Noch kruder als der epische Betreff ist die Empfängerliste, hier hat offensichtlich jemand ein Telefon- oder Branchenbuch ins CC gepackt. Absender ist die Johann Huber OHG aus Eschenlohe – ein Unternehmen, das bereits aus dem Unternehmensregister gelöscht wurde.

Der eigentlich Text ist aber erst richtig kryptisch:

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Volker Lehmann, Astrid Weber und die Sache mit der Sachbeschädigung und der Fahrerflucht

Volker Lehmann, Astrid Weber und die Sache mit der Sachbeschädigung und der Fahrerflucht

Ja, der Titel dieses Beitrags ist sperrig.
Aber wir müssen über Herrn Lehmann sprechen.
Post von Weber & Partner bekommen?
KEINE PANIK. WEITERLESEN!

Bisher ist in anderen Medien darüber noch nichts zu finden, daher kann ich selbstbewusst sagen: HIER, in diesem Blog, ist die Geschichte zuerst aufgegriffen worden.

Volker Lehmann ist ein wirklich bedauernswerter Mensch.
Da rafft er sich ein Mal im Jahr zu einem Ausflug auf und fährt nach, sagen wir mal, Göttingen.
Dort parkt er sein Auto, geht in die Stadt, kauft neue Socken, guckt sich das Gänseliesel an und isst ein Eis.

Der schöne Tag nimmt eine unschöne Wendung als er zu seinem Fahrzeug zurück kommt – er findet seinen guten BMW 330i beschädigt vor! Eine ca. 2mm tiefe und 12 cm lange Beschädigung am Kotflügel!!Lack weggesplittert, Blech der Karosserie ist sichtbar!

Na, so ein Mist.
Aber, Glück im Unglück, Zeugen haben den Vorfall beobachtet. Die haben sich auch prompt die Autonummer notiert.

Wieder zu Hause, in Münster, macht Herr Lehmann angeblich die Halterin des Fahrzeugs ausfindig, schreibt sie an und bittet um Regulierung des Schadens. Aber, oh böse Welt: die dumme Sau antwortet einfach nicht!

Daraufhin beauftragt Herr Volker Lehmann die Kanzlei Weber & Partner, Rechtsanwälte, mit der Vertretung seiner Interessen. Dr. Astrid Weber schreibt die Verursacher/-in des Unfalls ebenfalls an und weist darauf hin, dass es sich hier um einen Fall von Sachbeschädigung in Tateinheit mit Fahrerflucht gemäß § 142 StGB handelt. Und das man von einer Anzeige absehe, wenn nur die Forderung in Höhe von schlappen 94,98 € beglichen würde, die Rechnung der Reparatur liegt dem Anschreiben bei.

So weit, so normal.
Sowas passiert jeden Tag.
Aber Herr Lehmann ist wirklich eine arme Socke. Ihm ist an jenem Pechtag allein in Göttingen genau dieses Ereignis ca. 20 Mal (erste, grobe Schätzung) wiederfahren.

Sein juristischer Beistand, Rechtsanwältin Dr. Astrid Weber, ist ebenfalls etwas übereifrig. Sie verschickt auch schon mal Briefe an Leute, die wie einstmals der Italiener in der Kaffeewerbung, von sich sagen können: “Isch haaaabe gar keine Auto”.

Darüber hinaus vergisst Dr. Weber das Kennzeichen des Unfallgegners zu nennen, nimmt einen zu niedrigen Anwaltssatz und rechnet dabei die Umsatzsteuer falsch aus, während die Werkstatt, die die Lackschäden beseitigt haben soll, für sensationelle 44 Euro Arbeitslohn einen kompletten Kotflügel schleift, spachtelt und lackiert.

Die Lackiererei gibt es übrigens wirklich. Allerdings ist das Unternehmen auch ein Opfer dieser Aktion, die Verfasser des Schreibens haben den Firmennamen für die gefälschte Rechnung mißbraucht.
Ruft man dagegen in der angeblichen Kanzlei an, hat man nur einen Anrufbeanworter in der Leitung (“Sie rufen außerhalb unserer Geschäftszeiten an”).
Recherchiert man die genauer, findet man – NICHTS.


Geht man zur Göttinger Polizei und erstattet Anzeige wegen der Sache mit Herrn Lehmann, Dr. Weber und der Fahrerflucht, bekommt man nur zu hören, dass man heute nicht der Erste mit diesem Anliegen sei. Mindestens 15 Leute in der Stadt haben noch einen Brief von Dr. Weber bekommen.

Und das sind nur die, die sich wirklich getraut haben zur Polizei zu gehen. Wie viele waren sich wohl nicht ganz sicher, ob sie am 08. März nicht doch beim Manövrieren aus einer Parklücke in der Göttinger Innenstadt vielleicht Herrn Lehmanns Auto beschädigt haben? Göttingen ist an manchen Stellen verhutzelt eng, und manchmal merkt man ja gar nicht, wenn man jemanden touchiert?
Wieviele Leute haben also schon die 94,98 Euro bezahlt, um weiterem Ärger aus dem Weg zu gehen?

Und wieviele Weitere halten gerade Briefe von Weber & Partner aus Münster in den Händen?
Gehören Sie , verehrte Leserin, verehrter Leser, dazu? Haben Sie gleich gegoogelt und sind daher hier?

Falls ja: wenn Ihre Hände aufgehört haben zu zittern, genehmigen Sie sich eine schöne Tasse Tee und genießen Sie den Tag.

Dieser Brief ist nur ein böser Traum, und Sie sind gerade aufgewacht.

Und danken Sie diesem Autor, dass er früher mal investigativer Journalist werden wollte.
Jetzt verstehen Sie, warum dies das relevanteste Blog der Welt ist.

Anm.:Text in kursiv sind Informationen, die direkt dem “Anwaltsschreiben” entnommen wurden.

[Update 08.05.2008] Neue Informationen zur Werkstatt und Berichte in den Medien: Hier klicken

[Update 13.05.2008] Weitere Berichte in den Medien, die Reisekarte des Herrn Lehmann und die Anzahl der verschickten Briefe: Hier klicken

[Update 15.05.2008] Ein TV-Magazin sucht Betroffene. Wer im Fernsehen berichten möchte: Hier klicken

Mit Bestem Dank an die fleissigen Kommentatoren!