Review/Meinung: Rock Band 2 (PS2)
Prolog: Wo bekommt man Rock Band 2 für die PS2 her?
Die PS2-Fassung von RB2 erschien schon im Dezember 2008, allerdings nur in den USA. Ende März sollte es in Europa rauskommen, allerdings ist es bis zum heutigen Tag in Deutschland nicht erhältlich. Vertrieb und Hersteller geben keine Auskunft über einen möglichen Erscheinungstermin.
Eine mögliche Lösung: Das Spiel im Ausland bestellen. Da PS2-Spiele nach Regionen codiert sind und zudem Ausgabe (NTSC/PAL) unterschiedlich ist, scheiden die USA hier aus. Möglich ist eine Bestellung in England oder Frankreich. Ich habe über Amazon.fr bestellt und war angenehm überrascht: Meine Nutzerdaten aus dem deutschen Amazon funktionierten auch auf der französischen Plattform, innerhalb von 2 Werktagen war das Spiel geliefert und läuft komplett in Deutsch. Der Nachteil: Zur Bestellung ist eine Kreditkarte notwendig, Bankeinzug oder Nachnahme gib es nicht. Die rund 5 Euro Versandkosten lassen sich dagegen leicht verschmerzen.
Das Spiel
Rock Band 2 ist kein vollkommen neues Spiel. Die Optik ist nur geringfügig anders als bei RB1, ansonsten sind hauptsächlich kleine Verbesserungen im Spielablauf und in Details zu bemerken. Die Kalibrierung funktioniert etwas anders, bei Songs werden Schwierigkeitsgrade für jedes einzelne Instrument angezeigt u.v.m.
Ebenfalls nett sind neue Optionen, wie etwa der “Kein Pfusch Modus”, in dem man nicht von der Bühne fliegen kann, oder der “Hyperspeed Modus” in dem das Notenband doppelt so schnell läuft. In den Tutorials ist der Drumtrainer dazu gekommen, in dem man das freie Spiel in Drumfills beigebracht bekommt.
Spielmodi
Auffallend ist die Überarbeitung des Karrieremodus. Der unterscheidet nicht mehr zwischen Single- und Bandkarriere, sondern erlaubt jederzeit den Wechsel zwischen Einzel- oder Gruppenspiel. Bspw. ist es möglich alleine oder mit der Band auf Tour zu gehen oder mittendrin zwischen Single- auf Bandkarriere zu wechseln. Der Spielfortschritt geht dabei nicht verloren.
Spielte man in Teil 1 die Sets in der vorgegebenen Reihenfolge, kann man sich nun weitgehend aussuchen was man wie und wo spielen möchte.
Zu Beginn des Spiels ist man noch eine unbekannte Newcomerband und spielt nur in schäbigen Kaschemmen. Das Spiel bewertet die Solo- oder Bandleistung anhand von Sternen, 3 bis 5 kann man pro Song verdienen.
Hat man genügend Sternchen gesammelt, wird ein Gig freigeschaltet. Ein Gig besteht aus 3 bis 8 Songs, die zum Großteil frei wählbar sind und am Stück gespielt werden müssen. Schafft man dies ohne von der Bühne zu fliegen, gibt es eine Belohnung. Die besteht z.B. in einem alten Lieferwagen, der Auftritte in umliegenden Städten möglich macht, später in einem Flugzeug, das der Band andere Kontinente erschliesst. So werden nach und nach weitere Städte auf einer hübsch animierten 3D-Karte freigeschaltet. In jeder Stadt sind 3 bis 5 Songs zu finden, und die Spieler entscheiden selbst, in welcher Reihenfolge sie welche Songs spielen. Es ist durchaus möglich einen Teil der Songs auszulassen. Wer Metallica partout nicht mag, muss sie nicht spielen
Songs, die im Karrieremodus freigespielt wurden, tauchen auch im Spielmodus “Schnelles Spiel” auf.
Ein neuer Modus ist “Herausforderung”. Hier gibt einem das Spiel Sets von Songs vor, die man in einer bestimmten Reihenfolge abarbeiten muss. Die Sets sind z.T. thematisch sortiert, z.B. “Die besten Hits der 90er”. Dazwischen gibt es immer wieder sog. Herausforderungen für einzelne Instrumente, d.h. einen Song, der auf einem bestimmten Instrument zu spielen ist. Hat man eine gewisse Anzahl an Sternen erreicht, geht es weiter. Der Modus ist nett für Solospieler, mehr aber auch nicht. Interessant wird er auf anderen Konsolen, denn auf denen kann man weitere Herausforderungen herunterladen und neue Songs integrieren. Dies geht auf der PS2 nicht.
Songauswahl
Die Songauswahl ist, hm, so naja und gemischt quer durch den Garten. Highlights sind sicherlich alte und moderne Klassiker (Fleetwood Mac: Go your own way, Alanis Morissette: You oughta know, Red Hot Chilli Peppers: Give it away), dazwischen gibt es viele Songs die kaum einer kennt. Das ist nicht unbedingt schlimm, denn bei einem Musikspiel lernt man ja durchaus auch neue und schöne Dinge kennen, und die Songs lassen sich allesamt sehr gut spielen und singen. Die Heavy Metal Fraktion kommt in den letzten Städten der Tour auf ihre Kosten: In Rio, Moskau und Istanbul wird schlimm geschrammelt. Eine Liste der 84 Songs findet sich unter diesem Artikel.
Unterschiede zu anderen Plattformen
Die PS2-Fassung konzentriert sich ganz auf das eigentlich Musikspiel und lässt einiges am Drumherum weg.
So haben die freischaltbaren Personen (Werbeexpertin, Tontechniker, Roadies) keinen spürbaren Einfluss auf das Spiel, da die Managerkomponenten, die es auf den anderen Konsolen gibt, in der PS2-Fassung weggefallen sind (Auch wenn zwischendurch ein Zwischenbildschirm auf diesen Manager hinweist – wahrscheinlich stammt dieser Text aus einer anderen Fassung und wurde vergessen). Eine Herausforderung nach dem Motto “Entscheide Dich, ob Du um doppelt Geld spielst oder um doppelte Fanzahlen” gibt es nicht, auch der Accessoire-Shop oder der Spielfiguren- und Banddesigner fehlen. Ein Onlinemodus um gegen andere Bands zu spielen oder neue Songs aus dem Netz herunterzuladen gibt es ebenfalls nicht.
Die fehlende Möglichkeit eigene Figuren zu erstellen erlaubt den Entwicklern einen anderen Trick. Anstatt, wie in Guitar Hero: World Tour die Hintergrundgrafik und die Figuren permanent berechnen zu müssen, laufen in RB2 vorgerenderte Filme mit den Standardfiguren ab. Das sieht auf der PS2 nicht nur besser aus, sondern senkt auch drastisch die Ladezeiten und spart Rechenressourcen. Ein Song ist in ca. 15 Sekunden geladen und startbereit. Ruckler, wie sie im Bandspiel in GHWT leider an der Tagesordnung sind, finden sich in RB2 so gut wie gar nicht.
Fazit
Von der Entwicklung her ist Rock Band 2 eher ein Rock Band 1.5, in der PS2-Fassung ist es Rock Band 1.5 light.
Sinnvolle Verbesserungen finden sich vor allem im Design der Spielmodi, die jetzt flexibler und einfacher zu handhaben sind. Naturgemäß fehlt der PS2-Fassung einiges an drumrum. Das meiste davon lässt sich verschmerzen, wenn man RB2 hauptsächlich als Partyspiel betreibt – dann ist es nämlich von Vorteil, wenn nicht erst 5 Leute Ihre Figuren basteln, sondern sofort losrocken.
Eine heftige Einschränkung ist natürlich die fehlende Online-Anbindung, die es auf anderen Konsolen ermöglicht, aus einem riesigen Shop weitere Songs herunterzuladen. Aber dafür ist die Playstation 2 mit ihren eingeschränkten Online- und Speichermöglichkeiten schlicht nicht mehr geeignet.
Wer mit diesen Einschränkungen leben kann, findet auch in der PS2-Fassung von Rock Band 2 ein verdammt feines Musikspiel, mit dem sich jede Party rocken lässt. Für das gelegentliche Spielen zwischendurch taugt die PS2-Version also auf alle Fälle. Wer Online-Modi, Downloadmöglichkeiten für neue Songs oder den Figurendesigner haben möchte, muss perspektivisch den Wechsel auf eine andere Plattform, wie XBOX oder PS3 ins Auge fassen.
Aber der steht ohnehin irgendwann an.
Übrigens ist Rock Band 2 der direkte Konkurrent zu Guitar Hero World Tour. Hierzulande wurde immer RB1 gegen GHWT verglichen, was Quatsch ist. Ich wage mal zu behaupten: Im direkten Vergleich von RB2 und GHWT auf einer NextGen-Plattform zieht GHWT noch deutlicher den kürzeren als gegen das 1,5 Jahre alte RB1.
Liste der Songs mit Videos nach dem Klick
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