Bei jeder Witterung

„Das ADAC-Fahrsicherheitstraining für Motorräder findet bei JEDER Witterung statt“.
Dieser Satz hallte dem Kollegen K. und mir noch in den Ohren, als wir uns am Ostersamstag rund 15 km von Fulda den Berg hochkämpften. Um uns herum: Schneegestöber.

Wir hatten uns bereits am Vortag fast gewünscht, das jemand anruft und verkündet, dass das Training verschoben wird. Bei zwei bis 4 Grad macht sowas nämlich keinen Spass, und bei solchen Temperaturen rund 150 km anzureisen auch nicht. Aber es „findet halt bei JEDER Witterung statt“. Wir erwarteten keine Gnade.

Kein ADAC wegen zu viel Schnee (Symbolbild).

„Wer weiß, vielleicht haben die da oben auf dem Berg ja eine große, beheizte Halle oder sowas“. Solche Hoffnungen hatten wir uns noch am Vorabend gemacht, beim Abendessen in dem netten Landgasthof, in dem wir auch übernachteten. Wir hatten noch Witze gerissen, und die Familie, die mit uns den Tisch teilte, hatte dazu freundlich genickt. Zumindest bis nach dem zweiten Weizen und dem ersten „Rhönräuber“, denn da presste Mutti plötzlich die Lippen aufeinander, wurde ganz still und guckte sauer. Soll sie doch, mir doch egal, die Rede über Passatfahrer und was das über einen Lebensentwurf aussagt würde ich auch auf einem Treffen der Passatfahrer halten, und anschliessend würden sie alle, in einem Moment der Epiphanie, heulend die Halle verlassen.

Der Landgasthof war nett und gut beheizt, anders als das Trainingsgelände, wie sich am nächsten Morgen herausstellte. Als wir an diesem Samstag um kurz vor 9 Uhr dort einrollten, präsentierte sich uns dort eine Schneedecke. Nicht geschlossen, aber immerhin: Schnee. Genug, um die Ausbilder das Training abblasen zu lassen. Das war gut so und die richtige Entscheidung, ein Training bei der Witterung hätte nicht viel gebracht, aber soviel zu „Findet bei JEDER Witterung“ statt. Meine Pechsträhne ist noch nicht vorbei.

Muss man vielleicht ergänzen zu „Findet bei JEDER Witterung statt (außer bei schlechtem Wetter)“.

Die Rückfahrt bei Schnee, Hagel und Regen über die Kasseler Berge war dann auch alles andere als lustig. Verbuche ich im Nachhinein auch als eine Art Training. Und als Test der neuen Klamotten, die sich als wasserdicht und warm erwiesen haben. Bei JEDER Witterung, auch bei schlechtem Wetter.
Und das Fahren mit Navi ist ungewohnt und erfordert viel mehr Aufmerksamkeit als im Auto, auch das ließ sich nun live testen. War die Fahrt nicht ganz umsonst.

Kategorien: Gnadenloses Leben | 2 Kommentare

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2 Gedanken zu „Bei jeder Witterung

  1. Pi (3,14159...)

    Was bedeuten schon Termine in der heutigen Zeit, wo schon nach wenigen Minuten etwas als „von Gestern“ gilt?

    Ich hatte neulich ein ähnliches Erlebnis beim Gesundheitsamt, wo ich mich wegen der Verbeamtung amtsärztlich untersuchen lassen sollte.

    Gleich vorweg: ich hatte mehr Glück als Scilencer

    Hierzu hatte ich extra einen Termin vereinbart, der mir am Vortag auch noch bestätigt wurde. Als ich dann pünktlich im entsprechenden Raum ankam, bemerkte ich einige aufgeregte Mitarbeiter in amtsunüblicher Geschäftigkeit. Als man mich wahrnahm, fragte man mich erstmal, ob ich denn eigentlich bild durch das Gebäude laufe, schließlich hingen ja gleich an der Eingangstüre und auch im ganzen Gebäude Plakate, auf denen stünde, dass heute gestreikt würde. Ich sage, ich hätte die Plakate schon gesehen, aber ich hätte ja einen Termin, der mir am Vortag auch noch explizit bestätigt worden wäre. Das sei eben Streik, meint man, aber irgendwie hätte keiner Verständnis dafür, und ich wohl auch nicht. Ich sage, dass ich dafür selbstverständlich verständnis hätte, aber dass es meiner Meinung nach die Höflichkeit gebiete, die vereinbarten Termine dann abzusagen, statt explizit zu bestätigen. Nein, erklärt man mir entrüstet, das gehe ja gar nicht! Wenn im Amt keine ärgerliche Menge aufliefe, dann wäre der Streik ja sinnlos – die Gewerkschaft wolle es ja gerade so. (Sprich: Wo bleibt der Spaß am Streik, wenn nicht unbeteiligte Dritte „versehentlich“ bewusst reingelegt werden?)

    Doch bevor ich nun anfange mich aufzuregen und außerdem in die Waagschale das unbestechliche Argument werfe, dass ich ja schließlich bei einem Amtsarzt (Sprich einem verbeamteten Arzt) einen Termin hätte, der ja überhaupt nicht streiken dürfe, erklärt man mir, so eng sehe man die Sache aber auch nicht. Ich würde schon drankommen, aber alles würde mit erheblichen Verzögerungen ablaufen.

    Wie auch immer man drückt mir eine Wartemarke in die Hand, und sagt mir, ich würde irgendwann aufgerufen werden. Man verfällt nun wieder in mehr oder weniger private Unterhaltungen und schließlich bequemt man sich doch dazu, mich aufzurufen. Einen kurzen Moment denke ich noch, man hätte mich doch reingelegt, denn in der „Streikaufregung“ hat man ganz vergessen, die Tür, die den Zugang zu den Schaltern verschließt, aufzusperren, doch dann geht wirklich alles seinen Gang, und ich durchlaufe das Procedere ohne jede weitere Verzögerung.

    Im Nachhinein frage ich mich allerdings doch, was dass mit dem Streik jetzt eigentlich sollte. Wollte man nur Streik „spielen“, tat man so, als streike man um keinen Ärger von der Gewerkschaft zu bekommen oder wollte man sich einfach den Spaß nicht entgehen lassen, die Bürger ein wenig zu verulken? Am Ende jedenfalls muss der Plan irgendwie aufgegangen sein, denn wenige Tage später wurde ja bekanntlich die Tarifeinigung von Bund und Städten mit den Gewerkschaften bekannt gegeben – und die Lohnerhöhung von über 6%.

    Und ich denke darüber nach, was meine Schüler wohl sagen würden, (wenn ich nicht verbeamtet würde), wenn ich an den Physiksaal ein großes Plakat „Heute Streik“ hänge, und jeden zusammenstauche der doch zum Unterricht erscheinen will. Vermutlich würden sie mich zu dem unerwarteten Geniestreich beglückwünschen, mich auf einen Cappuccino einladen und mir vorschlagen, öfter zu streiken. Nein – Angst vor fehlendem Verständnis wie die stätischen Angestellten des Gesundheitsamtes müsste ich nicht haben. Hat eben doch nachteile, wenn man dem Freistaat gegenseitige Dienst und Treue schwört… 😉

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  2. Genial – das Argument mit dem Amtsarzt wäre mir nicht eingefallen. Bei städtischen Angestellten liegt es, glaube ich, im Job begründet, dass die ab und an gerne mal gemein zur Kundschaft sind. Da kommt ein wenig Streik spielen doch gerade recht 🙂

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