Siri ist tot

Akt 1
Siri ist tot. Also, fast. Sie zuckt noch ein wenig, wenn man sie anspricht oder den Homebutton drückt, geht dann aber gleich wieder aus. Das diktieren von Text funktioniert auch nicht mehr. Ich tippe auf ein defektes Frontmikro.

Akt 2
Ich latsche zum autorsierten Apple-Reparaturdealer in der Stadt. Der guckt dullig auf´s iPhone und sagt „Da müssense zur Technik. Das könnwa nur in der Technik prüfen.“ Und wo ist diese Technik? „In Rotzdorf, wa.“ Rosdorf ist 5 Kilometer entfernt.

Stattdessen mache ich einen Termin beim Apple Store in Hannover. Da muss ich sowieso die Tage hin, und die reparieren wenigstens sofort. Die ham nämlich die Technik im Haus, wa.

Zuhause stecke ich ein Headset an. Siri bleibt tot. Jetzt wird es interessant, denn am Frontmikro kann es nicht liegen. Na, mal gucken was der Apple Store sagt.
Als Vorbereitung auf den Termin mache ich ein Backup. Ist sowieso dran, alle 14 Tage ziehe ich eines. Verschlüsselt, natürlich. Mal gucken ob das Passwort tut. Oh, da liegt ein altes, unsicheres drauf. Gleich mal gegen ein besseres Passwort tauschen. Mit Sonderzeichen drin.

Akt 3
Hm. Backup ist durch. Wenn es ein Softwarefehler ist, vielleicht hilft das Löschen des Telefons und einspielen aller Daten aus dem Backup? Bei Apple funktioniert das reibungslos. Gesagt, getan: Ich klicke auf „Wiederherstellen“ und iTunes löscht das Telefon, dann beginnt es mit Wiedereinspielen der Daten. Das läuft aber nicht lange.

„Auf dieses iPhone kann nicht geschrieben werden“, sagt iTunes. WTF?! Was ist denn nun los? Ich probiere ein älteres Backup. Ich nehme die Verschlüsselung raus. Immer das gleiche: Das Einspielen beginnt, dann stürzt das Telefon ab und kommt in jungfräulichen Zustand wieder. Ich verdächtige Windows hier Unfug zu treiben und schalte sämtliche Securitydinge ab. Nichts. Kurz überlege ich, ob ich das Backup auf einen Mac übertragen und von dort aus einspielen kann. Nee, geht nicht, habe kein passendes USB-C-Kabel.

Ich stochere im Netz nach Lösungen, finde aber nicht mal das Problem. Am Ende gebe ich auf.

Akt 4
Ich richte das Telefon frisch ein. Kalender, Kontakt und Mails kommen aus der Applewolke, Apps aus dem Appstore, Fotos vom NAS. Was ich verloren habe: Daten in langlaufenden Apps, sowas wie „Wann habe ich aufgehört zu rauchen“. Verschmerzbar.

Was richtig schmerzt: In jeder App muss ich mich mit dem jeweiligen Account neu anmelden. Obwohl ich nur die wichtigsten Apps neu installiert habe, sind das 54 Anmeldevorgänge.

Am schmerzhaftesten ist aber: JEDE App und seine Mudder nervt jetzt mit „Du benutz mich zum ersten Mal, guck mal, was ich tolles kann“, fast jede App schickt Begrüßungsmails. Das nervt. So sehr, dass es fast unerheblich ist, dass Siri wieder lebt.

Spät in der Nacht gucke ich mir das Backupverzeichnis von iTunes an und lösche da über 30 GB an kaputten Backup raus, die alleine an dem langen Abend entstanden sind. Was auch immer da schief gelaufen ist: Braucht kein Mensch, sowas.

Und die Lehre daraus? Gibt es nicht. Selbst gute Systeme fallen mal aus, selbst Backup schützen nicht vor Verlust. Manchmal sind Dinge einfach kaputt, und dann hat man Arbeit.

Kategorien: Ganz Kurz | 16 Kommentare

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16 Gedanken zu „Siri ist tot

  1. Angebissener Apfel ist nicht über allem. Sohnemann, als eingefleischter Applefan konnte dieser
    Tage recht gut vergleichen mit meinem Android -Xaomi, was dieses kann – oder eben nicht.
    Akkulaufzeit: Er muß teils 2x am Tag nachladen, meines hält 2 Tage durch. Rechenpower…..
    haha, Handys der neuesten Generation haben AUCH Mehrkernprozessoren, LTE 4-Empfang,
    FullHD-Display und mehr. Bliebe noch die Quintessenz der Software: Plu&play. Dafür weit
    über 1000 € hinzulatzen, finde ich bezaubernd, da der Sprachassistent bei mir ausgezeichnet
    funktioniert. Teflon kaputt? Bei nem Kaufpreis etwas über 100€ aus dem großen Chinastore ist das nonsens, einen Techniker drüberschauen zu lassen. Habe noch ein Appletablet, welches nach
    jetzt 3 Jahren Benutzung derart lahmgeworden ist, daß es schon wehtut und jedes Amazonfire
    hängt das locker ab. Fazit: Auch Junior wird sich beim nächsten Gerät anders orientieren, da sich der angesagte Anbieter im Preis-Leistungs-Geflecht mittlerweise recht schwer tut.

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  2. Bei allem Respekt: Ich habe hier keinen Bock auf einen Glaubenskrieg im Kommentarkasten, dieses „Apple vs. Android“ können wir uns an dieser Stelle ich sparen.

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  3. Solche Probleme kenne ich nicht. Motorola WX395 ist mein Telefon. Für alles andere gibt es Laptop und Desktop.

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  4. Ergänzung:

    Habe gerade mal Amazon angeworfen und nachgeschaut: »Sie haben diesen Artikel am 29. September 2014 gekauft«. Gut. Wie viele Smartphones die Jugend von heute wohl in den letzten drei Jahren verbraten hat während ich mein Motorola im Einsatz hatte? Und wie viele Backup-Restore-Vorgänge von Äpfeln oder grünen Androiden wohl fehlgeschlagen sind? 😉

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  5. X_Fish: Da bist Du aber in der Minderheit. Kaum noch jemand benutzt ein „nur noch“ Telefon, und die wenigsten ihr Smartphone primär als Telefon 🙂

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  6. Immerhin ist mein Telefon neuer als mein Motorrad… Wobei… Ich muss mal schauen von wann mein Festnetztelefon ist… Der Laserdrucker von HP ist jedenfalls 7 Jahre älter als meine GS… Und ich selbst erst… Ohje…

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  7. Hehehe… Bei uns geht Nachhaltigkeit anders: Ich bekomme zwar alle zwei Jahre ein neues Telefon, aber die alten werden weitergereicht. Selbst mein allererstes iphone 3GS von 2009 lebt noch, beim Opa eines Mitarbeiters. Hat schon zwei Mal einen neuen Akku bekommen und hängt auf IOS7, aber für telefonieren, Facebook und Whatsapp reichts noch.

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  8. Okay… Kontrolliert: Auf meinem alten Siemens Festnetztelefon ist noch der Adler drauf. Ne, nicht der von vor ’45 aber der vom BZT-Siegel (Bundesamt für Zulassungen im Telekommunikationswesen). Müsste also älter ais die BMW sein, oder? Und: Bislang keine Updates und Backups notwendig. 😉

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  9. Aber so ein ganz jungfräuliches Telefon zu haben, ist, nach den ganzen Anmeldereien, doch auch ein nettes Gefühl oder? 🙂

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  10. 😀

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  11. Nee, gar nicht. Performed genauso wie vorher, nur das ich tausend Einstellungen nachziehen muss. Allein das Gebimmel der vielen Notifications macht mich irre.

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  12. Ich benutze „nur“ Telefon. zum Glück brauche ich nicht mehr für unterwegs.

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  13. Brauchst du wohl, du nutzt dafür aber deinen Rechner.

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  14. DL650R

    Das Backup über iTunes ist auch nicht das was es mal war. Apple macht da leider die Milch zunehmend sauer, weil die alles in ihre Cloud bekommen wollen. Früher wurden z.B. Apps lokal gesichert und konnten von dort reinstalliert werden, neuerdings lässt Apple das weg und zieht die Apps neu online, wenn man wieder aufsetzt.

    Ich werde daher mal sehen, ob ich Enxde des Jahres noch mal von meinem iPhone 5 auf ein 6s plus aufsteige (gibt’s ja noch neu und ist das letzte mit Kopfhörerklinke) oder ob es dann ein Xiaomi Mi A1 wird. Android ist durch die Herstelleranpassung meist „updatefrei“ dem man früher günstig mit Nexus-Geräten entgehen konnte. Dann kamen die Pixel und wurden teurer als Vergleichbares bei Apple, doch nun ist mit Android One wieder ein Hoffungsstreifen am Horizont.

    Wird auch Zeit für einen Wettstreit um den längsten Sicherheitspatchsupport unter den verbliebenen zwei mobilen OS (Windows 10 Mobile war als erstes gegen Meltdown und Spectre gepatcht, aber wer hat das schon noch?).

    Übrigens, mit dem iPhone 3GS beim Kollegenopa stimmt so aber was nicht. Für das Modell ging es nur bis iOS 6 und WhatsApp hat für das Gerät auch den Support beendet:

    https://www.macwelt.de/news/Ab-2017-Kein-Whatsapp-mehr-auf-altem-iPhone-Nokia-Blackberry-Windows-Phone-10032166.html

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  15. Erbsenzähler. Ja, ist schon ein wenig her das über Opa gesprochen wurde, und vielleicht gibt es WhatsApp jetzt nicht mehr. Ja, vielleicht war es iOS 6.1.6 und nicht 7. na und? Ändert nichts an meinem Punkt: iOS-Geräte werden sehr lange mit Software versorgt.

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  16. DL650R

    Da will ich gar nicht widersprechen … obwohl, am Anfang war das noch nicht so doll mit drei Major Updates für die ersten iPhones. Mit dem 3gs wurden es dann immerhin vier Major Updates und mit dem 4er schon fünf Major Updates pro Gerät.

    Darauf kann man sich nun verlassen. Wobei ich mit dem Umstieg auf 64-Bit-iOS sogar vermute, dass Apple noch ein (oder zwei?) Major Updates je Gerät drauflegen könnte. Ansonsten wäre es auch seltsam jetzt noch eine Fabrik für das iPhone 6s zu planen, wenn Apple nicht vor hätte den Updatesupport zu verlängern.

    http://www.patentlyapple.com/patently-apple/2018/01/wistron-apples-iphone-partner-in-india-close-to-finalizing-deal-on-new-plant-that-may-expand-production-to-include-iphone.html

    Das Einzige, was bei Apples iPhones/iOS so richtig schlecht ist, ist die Tatsache, dass die Apple-eigenen Apps immer nur für das aktuelle iOS bezogen werden können. Hast du also z.B. ein iPhone 5c, wo das letzte Garage Band unter iOS 10.3.3 drauf läuft, kannst du das Gerät zwar weiter geben, der Empfänger hat jedoch keinerlei Cance darauf Garage Band zu nutzen, wenn er es auf sich einrichtet, weil im Store Garage Band dann nur für iOS 11 bezogen werden kann. Da geht nichts. Weder für Geld noch gute Worte. Aber hier sind wir an dem einzigen Punkt wo Android (und alle die gestorbenen, mobilen OS wie Symbian) wirklich besser abschneiden: Es sind keine Store-only-Systeme.

    Ich verstehe auch nicht warum sich hitzige Kämpfe an Android oder iOS (oder Windows 10 Mobile, SelfishOS, etc.) entzünden und nicht eben an Store-Zwang oder freien Installationen. Obwohl, bei der Konkurenz funktioniert das ja. Zumindest Microsoft scheint mit Windows 10 S voll auf die Nase gefallen zu sein.

    http://www.gamestar.de/artikel/windows-10-s-bald-keine-eigenstaendige-version-mehr,3325225.html

    Meine Hoffnung ist daher, dass Apple ähnliche Ideen bei macOS komplett auf Eis gelegt hat. Mir geht’s da wie dir, ich will Hardware möglichst auch (durch Weitergabe) lange genutzt sehen. Hardware darf erst im Müll landen, wenn sie physisch völlig duch ist, nicht vorher aus Softwaregründen. Ansonsten taugt der Hersteller(-Support) nichts.

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