Ganz Kurz

V-Strom 800 Bordwerkzeug

Suzuki so: „Bordwerkzeug? Gibbet nicht!“ 🤡
Auch Suzuki: „Übrigens, du brauchst einen 32er (ZWEI-UND-DREIßIGER!)-Schlüssel um die Achse zu lösen, hihi“ 🤡🤡🤡

32er Schlüssel sind so ungefähr nen halben Meter lang und wiegen auch so viel. Und Achse lösen, dass muss man auch mal unterwegs machen, z.B. um die Kette nachzuspannen. Aber so einen Monsterschlüssel nimmt man nicht mit auf Reisen. Und jetzt?

Nun kann gefühlt jeder Deutsche Metall bearbeiten und Dinge abdrehen und Sachen feilen und CNC-Maschinen programmieren und whatknot.

Ich nicht.

Ich habe damals auf dem Technischen Gymnasium die Parallelklasse besucht, ich bin Elektriker.

Trotzdem hatte ich viel Spaß mit dem alten Fahrradschlüssel aus den 60ern (ebay, 6,90 Euro) und der Akkuflex. Ergebnis: Bordwerkzeug mit 32er Schlüssel! Ätschbätsch, Suzuki!

hHaha! Ja, ICH habe geflext und geschrubbt und geschliffen! (Stolz)

Kategorien: Ganz Kurz | 6 Kommentare

Gehörschutz

Alter! Louis! Ist das Absicht und eine Herausforderung für Dangerseeker? Oder das zweitgrößte Beispiel für Unfähigkeit im Einzelhandel, das ich je gesehen habe?

Kategorien: Ganz Kurz | 5 Kommentare

Impressionen eines Wochenendes (36): The Mystery of Banksy

„Ich empfehle Dir die Banksy-Ausstellung in Hannover. Läuft aber nur noch bis… Sonntag“ hatte John gesagt. Das war vor drei Tagen. John ist Vietnamkriegsveteran und vielseitig interessiert, nur sein Timing ist häufig schlecht. Tatsächlich waren aber noch ein paar Karten zu bekommen, aber nur für Samstag Abend. Banksy mag jeder.

Also in die Bahn gesprungen, nach Hannover geeiert und dort das Gebäude von Kaufhof aufgesucht. Da ist heute kein Kaufhof mehr drin, die weitläufigen Etagen sind jetzt unter dem Namen „AufHof“ ein Raum für Begegnungen, zur Präsentation von ehrenamtlichen Organisationen und Ausstellungsfläche. Eine gute Idee, das Benko-Signa-Gebäude mitten in der Innenstadt vom Spekulationsobjekt zum Ort der Kunst zu machen.

Eine der Etagen wird gerade für die Ausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ genutzt.

Schon der Fahrstuhl zur Ausstellungsetage ist geschmückt mit Banksy-Motiven:

Bilder des Streetart-Künstlers hängen in Rahmen an Wänden, gegenständliche Werke wie Skulpturen oder Installationen wie das „Walled off Hotel“ oder „The Elephant in the Room“ sind detailgetreu nachgebaut. Das funktioniert hervorragend – auch in Replikas und dieser Umgebung sind die Werke des Bristolers verstörend, weil sie immer wieder bekannte Motive in den Kontext von Kapitalismus- und Kriegskritik setzen.

Die Ausstellung ist übrigens nicht von Banksy. Getreu dem Banksy-Motto „Copyright is for Losers“ machen hier andere mit seinen Werken Kasse. Das hinterlässt einen schalen Nachgeschmack, denn Banksys Arbeit ist durchgehend Kapitalismuskritisch. Das ausgerechnet seine Werke Spekulationsobjekte sind und mit ihnen der große Reibach gemacht wird, ist bitter.

Der Künstler muss es mittlerweile gewohnt sein – wo immer ein neuer Banksy auftaucht, dauert es manchmal nur Minuten, bis LKW vorfahren und ganz Hauswände gestohlen werden.

Weiterlesen

Kategorien: Ganz Kurz, Impressionen | 4 Kommentare

Momentaufnahme: Januar 2024

Herr Silencer im Januar 2024

„Das Jahr geht schon sechs Monate, und es ist immer noch Januar!“

Wetter: Es regnet und regnet und regnet in der ersten Woche, das Hochwasser schwappt in ganz Niedersachsen rum. Zum Glück ist es dabei mit 5 Grad recht warm. Wäre es kalt, es wäre eine Schneekatastrophe wie 1978. Kalt wird es erst in der zweiten Woche, schlagartig fallen die Temperaturen auf minus neun Grad. Schnee legt die Flughäfen und die Bahn lahm. In der dritten und vierten Woche ist der Schnee weg, die Temperaturen schwanken um den Gefrierpunkt, manchmal guckt die Sonne durch.


Lesen:

Walter Moers: Ensel und Kretel [2002]
Ensel und Kretel verlaufen sich im Wald.

Ein früher Moers: Strotzend vor Kreativität, ohne sich in seiner eigenen Welt zu verrennen und in Details abzusaufen. Das eigentliche Märchen ist recht kurz, die Buchlänge wird gestreckt durch „Mythenmetzsche Abschweifungen“ – in diesen Einschüben erzählt der fiktive Autor von „Ensel und Kretel“, Hildegunst von Mythemetz, einfach irgendwas. Oder er schreibt einfach mal zehn Seiten „Brummli Brummli Brummli Brummli Brummli…“. Schräg, aber gut.


Hören:


Sehen:

The Menu [2022, Disney+]
Junges Paar hat einen ganz besonderen Feinschmeckerabend in einem Sterne-Restaurant auf einer einsamen Insel gebucht. Hier wird unter anderem Molekularküche geboten, so etwas wie Schaum, der nach Wildschwein schmeckt. Jeder Gang ist eine intellektuelle Herausforderung, die vom kultisch verehrten Chefkoch Ralph Fiennes erläutert wird. Ab dem dritten Gang wird es dann aber seltsam, als „Unschöne Wahrheiten“ serviert werden, und als ein Sous-Chef als Beilage mit dem Namen „Mein Wahnsinn“ vor den Augen der Gäste Suizid begeht ist klar, dass der Abend entgleist.

Ich wusste nichts über diesen Film und bin über eine Szene auf TikTok auf den aufmerksam geworden. Unvorbereitet hineinzustolpern ist aber der beste Weg, den Streifen zu genießen. Anfangs rätselte ich noch: Ist das eine Komödie? Ein Drama? Ein Thriller? Um so immer tiefer in die Spirale des Wahnsinns gezogen zu werden, die die Geschichte aufmacht. Auch wenn die Story letztlich nicht viel zu bieten hat – allein das Setting und das Spiel des hochkarätigen Casts sind toll, und der Plot ist hoch spannend.

Pathaan [2023, Bluray]
Böser Terrorist bedroht Indien und Pakistan, Geheimagent Sha Rukh Khan muss ihn aufhalten und reist dabei um die Welt.

Nach hanebüchenem Mumpitz wie „Zero“ endlich wieder ein Actionfilm mit SRK. Und was für einer: Hier wird eindeutig auf den Spuren von James Bond gewandelt, und das auf hohem Niveau. Das Drehbuch hat irre Einfälle, die auch toll umgesetzt und gefilmt sind. Keine Sekunde kommt hier Langeweile auf, es ist einfach eine Freude sich hier das Hirn zuballern zu lassen. Das hier ist Actionfilm und Heistmovie, auf Triple-A-Hollywoodniveau. So lange am anderen Ende der Welt so tolle Filme wie „Pathaan“ entstehen, braucht es Hollywood nicht.

Die Bildqualität der BluRay ist Wahnsinn – im Gegensatz zu vielen westlichen Produktionen ist das Bild hell und messerscharf, nicht grainy und so dunkel, dass man sich eine Taschenlampe wünscht.

Barbie [2023, Online-Leihe]
Barbie wohnt im Barbieland, zusammen mit ganz vielen anderen Barbies. Kens laufen da auch rum, haben aber nichts zu melden. Barbie lebt ein gutes Leben in der Gewissheit, die Emanzipation der Frauen in der Echten Welt so vorangetrieben zu haben, das Frauen absolut gleichberechtigt sind und alles werden können, was sie wollen.
Als sie eines Tages Gedanken an den Tod hegt und sie Plattfüße bekommt, muss Barbie in die Echte Welt – und stellt zu ihrem Erstaunen fest, das Frauen hier eben nicht gleichberechtigt sind. Das findet nur einer toll: Ken, der sich prompt daran macht, im Barbieland ein Patriarchat zu errichten.

Okay, DAS ist mal ungewöhnlich. Ein High-Concept-Film, der auf so vielen Ebenen funktioniert, dass nahezu jede und jeder, der nicht gerade tief misognyn ist, etwas daran findet.

Sehr toll sind schon die optischen Gimmicks. Jede und jeder, der in den vergangenen 60 Jahren Kind war, ganz egal ob er selbst eine Barbie besessen hat oder nur die Schwester oder die Grundschulfreundin: Man WEISS einfach, wie Barbiespielzeug aussieht und nach welchen ungeschriebenen Gesetzen Kinder damit spielen. All das findet sich hier in diesem Film wieder, und das allein ist schon toll.

Die Grundidee ist erstaunlich, die Story funktioniert, das Pacing ist nahezu ohne Hänger und der Cast mag, was er tut. Filmisch ist das Ganze sehr gelungen umgesetzt. Einfach ein guter Film, und einer mit einer sehr wichtigen Botschaft. Schön, dass der im vergangenen Jahr im Kino der Renner war!


Spielen:

Robocop: Rogue City [2023, PS5]
Kurz nach den Ereignissen von RoboCop 2: Der Megakonzern OCP will Detroit abreißen, um an seiner Stelle eine Luxusstadt zu bauen. Das alte Detroit wird derweil von Drogen und Gewalt überschwemmt. Symbol für Gerechtigkeit ist RoboCop: Eine Vollkörperprothese, in der das Hirn des ermordeten Polizisten Alex Murphy sitzt.

Paul Verhoevens „RoboCop“, der alte Film von 1987, hat mich schwer beeindruckt, als ich ihn zum ersten Mal sah. Noch heute gehört der Streifen zu meinen All-Time-Favorites, schlicht weil er kein Actionfilm ist, sondern ein Drama. Gesellschaftliche Entwicklungen, Kapitalismuskritik, aber auch zutiefst philosophische Fragen wie „Was ist Menschlichkeit, und was macht einen Menschen aus“? werden hier verhandelt und sind geradezu genial gefilmt und mit Splatterszenen vermischt.

„Rogue City“ ist eine Liebeserklärung an den den Streifen und fängt dessen Stimmung perfekt ein. Als RoboCop walzt man durch 80er-Jahre-Zukunfts-Settings, die vollgestellt sind mit Chevrolets und Röhrenfernsehern, was aus heutiger Sicht teils liebevoll-naiv erscheinen.

Mit der Unreal5-Engine sieht das bemerkenswert gut aus. Gameplaytechnisch wechseln sich akzeptable Shooter-Sequenzen, Erkundungseinlagen, Tatortermittlungen, Puzzles und Dialogsequenzen ab. Beides ist unterhaltsam, auch wenn man deutlich das geringe Produktionsbudget dieser maximal Double-A-Produktion merkt. Abseits der Hauptstory gibt es noch Nebenmissionen, die aber allesamt wenig interessant sind. Was aber extrem gut rüberkommt, ist das Gefühl, mit einem tonnenschweren und nicht besonders beweglichen Cyborg durch die Gegend zu laufen, der durchaus etliche Kugeln abkann. Dass Peter Weller, der Originalschauspieler, die Figur spricht und ihr das Gesicht verleiht, trägt maßgeblich dazu bei, dass dieses Game eine Offenbarung für alle Robocop-Fanboys ist.

Alan Wake II
Im Wald hinter dem verschlafenen Nest Bright Falls wird eine Leiche gefunden. FBI-Agentin ermittelt und merkt sehr schnell, dass sie es hier nicht nur mit Totschlag zu tun hat, sondern ein seltsamer Kult sein Unwesen treibt. Bald darauf stolpert sie mitten in der Nacht mit einer mickrigen Taschenlampe durch den Wald und und findet den Schriftsteller Alan Wake, der hier vor 13 Jahren verschwunden ist. Der berichtet von einem weitaus größerem Problem: Anscheinend hat sich eine seiner Geschichten selbstständig gemacht und schickt sich an, die Realität zu verändern. Dummerweise ist das eine Story aus dem Horror-Genre.

Das erste „Alan Wake“ aus dem Jahr 2010 war ein seltsam Ding, dem man seine holprige Produktionsgeschichte ansah. Eigentlich als Open-World-Twin-Peaks mit Stephen-King-Story gestartet, war es am Ende ein linearer Survival-Shooter, der vor allem wegen seiner tollen Schauplätze, der originellen Grundidee und vor allem der Atmosphäre in Erinnerung blieb.

„Alan Wake II“ ist nun nicht einfach more-of-the-same, sondern spielt sich deutlich anders. Zwischen Passagen mit Actioneinlagen wird nun viel erkundet und gerätselt und die Story zusammengepuzzelt. Die ist wesentlich besser produziert und auch besser erzählt als in Teil eins, und in Sachen Atmo hat das finnische Studio Remedy nochmal ordentlich draufgelegt. Die Grafik ist bombastisch und super detailliert, die ganze Welt von Bright Falls sieht fantastisch aus.

Also alles supi? Leider nicht. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn ich mich um ein Spiel drücke und lieber was anderes mache, als es zu starten. Bei AW2 war das die ersten 10 Spielstunden so, und der Grund ist das sperrige Gameplay. In den Erkundungspassagen schleichen de Figuren im Schneckentempo durch die Gegend, hier verkommt das Spiel zu einem lahmen Walking-Simulator, dessen Grafik auf der PS5 im Quality-Modus in vielen Szenen ruckelt.

Die Kämpfe gegen besessene Kultisten sind ein Graus, weil weder Zielen noch Ausweichen gut funktioniert, Munition nie ausreichend vorhanden ist und die Gegner einfach sau schnell, im Dunkeln kaum zu sehen und Bullet Sponges sind. Gerade wegen Letzterem ist es auch keine Schande, den Schwierigkeitsgrad von „Normal“ auf „Story“ zu stellen. Spätere Gegner halten nämlich nicht nur mehr Treffer aus, als man an Munition tragen kann, die erledigen die Spielfigur auch mit einem Schlag aus der Ferne, manchmal ohne das man sie vorher sieht. Das macht keinen Spaß, zum Glück sind die Kämpfe aber nicht im Vordergrund.

Da man nicht frei Speichern kann, sondern auf oft weit auseinanderliegende Speicherpunkte angewiesen ist, kann man hier – wie schon beim Vorgängerspiel „Control“ – viel Lebenszeit mit Neuladen und Hin- und Herlaufen verbringen, um dann dank der absurd langsamen und miesen Steuerung sofort wieder ins Gras zu beißen.

Problematisch ist auch das Pacing. Die Agentin kann sich jederzeit in ihren „Mind Palace“ flüchten, d.h. man schaltet zwischen der Spielwelt und einer großen Pinnwand hin und her, auf der Spuren, Hinweise und Gedanken in die richtige Reihenfolge sortiert werden müssen, damit die Spielfigur daraus vielleicht Erkenntnisse zieht. Tut sie aber meistens nicht. Zumindest nicht vor dem Spieler, und so artet die Detektiv- zur Fleißarbeit aus, die darin besteht, Fotos an die richtige Stelle zu kleben. Da dass andauernd gemacht werden muss, bremst dieses Element den Spielfluss erheblich aus – fünf Minuten spielen, dann Vollbremsung und Bildchen auf die Pinwand kleben, dann geht´s erst weiter. [Nachtrag: Gerade erst erfahren: Muss man nicht alle 5 Minuten machen, nur an bestimmten Storypunkten, sonst geht es aber tatsächlich nicht weiter]

Was mich dann aber doch in den Bann gezogen hat, so ca. ab Spielstunde 12, ist der unbedingte Willen der finnischen Entwickler zu Skurrilität und einer komplexen Story. Was dadurch an originellen Ideen aufgefahren wird, ist einfach nur bemerkenswert – ich habe noch nie ein Spiel mit einem Musicallevel gesehen, und wie sich die Geschichte entwickelt ist SO bemerkenswert, dass ich im Nachgang dem Autoren Sam Lake eine Dankesnachricht geschickt habe – denn sowas erlebt man sehr, sehr selten.

Zusammengefasst: Geschichte und Inszenierung sind fantastisch, das Speichersystem nervig und das Gameplay in Kampfsequenzen unspaßig. Wenn man sich auf die Story einlässt und in die Welt von Alan Wake saugen lässt, spielen diese Punkte aber kaum eine Rolle.

Control [2019, Replay, Ultimate Edition PS5]
Jesse Faden betritt ein Gebäude in New York, das ihr zuvor noch nie aufgefallen ist, aber anscheinend schon immer da war. Das „älteste Haus“ beherbergt das „Federal Bureau of Control“. Diese Behörde kümmert sich eigentlich im Stil der „Men in Black“ um übersinnliche Phänomene, ist aber leider gerade selbst von einem überrannt worden. Jesse beginnt die leeren Korridore des FBC zu erkunden. Das sich das Gebäude über mehrere Dimensionen erstreckt und ständig seine Form ändert, macht die Sache nicht einfacher.

Als „Control“ 2019 raus kam, habe ich es inständig nicht gemocht. Das hatte sich das Spiel hart erarbeitet, denn obwohl es eine Wundertüte an Einfällen ist, fand ich ich Geschichte untererklärt und ohne echtes Ende, und auf der PS4 hatte es haarsträubende Performanceprobleme. Dazu kamen viel zu seltene und zu wenige Speicherpunkte und ein unbalancierter und nicht änderbarer Schwierigkeitsgrad, der mich zur Weißglut brachte: Teils musste man Minuten bis zu einem Bosskampf laufen, starb binnen Sekunden, starrte dann zwei Minuten auf einen Ladebildschirm und dann ging das wieder von vorne los.

Control hat es sich 2019 mit mir gründlich versaut, sogar so weit, dass ich das echte Ende vermutlich nie gesehen habe – ich erinnere mich daran, dass ich es sofort und ziemlich wütend gelöscht habe, als der Abspann über den Bildschirm lief.

Stellt sich raus: Das war ein Fake-Ende, der falsche Abspann hört nach wenigen Sekunden auf, und danach geht es nochmal weiter und bringt die Geschichte zu einem befriedigendem Ende. Überhaupt war ich überrascht, wie gerne ich jetzt Control nochmal gespielt habe. Das älteste Haus zu erkunden, die wuchtigen Kämpfe zu spielen, die Geschichte (die ich schon völlig vergessen hatte) Stück für Stück zu erleben – ganz großartig!

Lag ich dann damals falsch? Nein!

Ich hatte mit allen Punkten, die ich nicht mochte, absolut recht! Und nicht nur ich empfand das so, und deshalb kam ein Jahr nach Release ein Patch raus. Der balancierte die Bosskämpfe neu, fügte mehr Erklärungen und Speicherpunkte hinzu und brachte einen Modus mit, in dem man sehr detailliert den Schwierigkeitsgrad an die eigenen Vorlieben anpassen kann. Der ist auch immer noch bitter nötig, Control bleibt bock schwer – aber gerade wenn man an den nervigen Stellen die Schwierigkeit so einstellen kann, dass sich Gegner nach einem Treffer in Luft auflösen, dann wird die Power-Phantasie wahr und es fühlt sich wirklich so an, als hätte man die titelgebende Kontrolle.

Auf der PS5 läuft das Game trotz Raytracing, Unmengen an Partikeleffekten und einer irren Physikengine im Hintergrund völlig problemlos. So macht es richtig Freude, das älteste Haus zu erkunden und in den DLCs, die in der Ultimate Edition vorhanden sind, dem Verbleib eines gewissen Schriftstellers namens Alan Wake nachzugehen. Kennt man „Alan Wake II“, was damals höchstens in der Pre-Pre-Production gewesen sein kann, findet man im DLC schon die Kernmotive der Fortsetzung und Verweise auf Figuren, die dort auftauchen werden.

Übrigens: Die Ultimate Edition als Disc-Version für die PS5 gibt es nur zu horrenden Sammlerpreisen zu kaufen, und die Digitalversion ist auch noch unverschämt teuer. Wie Sand am Meer und für ein paar Groschen gibt es aber die Ultimate Edition für die PS4, und die enthält ein kostenloses Upgrade für die PS5.

Assassins Creed Revelations [2011, Switch Replay]
Assassinenmentor Ezio Auditore ist 53 und blickt auf ein unerfülltes Leben zurück. In Istanbul macht er sich auf Sinnsuche. Komplettes Review hier.

Dies ist ein Replay, das ich vor einem Jahr oder so auf der Switch begonnen und jetzt, so nebenbei beim Dschungelcamp gucken, beendet habe. Das 12 Jahre alte Spiel sieht auf der kleinen Konsole einigermaßen OK aus, fügt der ursprünglichen Version (die noch für XBOX 260 und PS3 rauskam!) weder grafisch noch spielerisch etwas hinzu.

Was bis heute Bestand hat: Der Trailer mit der Musik von Woodkid ist sicher einer der besten Spieletrailer aller Zeiten.


Machen:


Neues Spielzeug:


Ding des Monats:


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Ganz Kurz, Momentaufnahme | 6 Kommentare

Agathe Adele 2023/24

Uiuiui, das war knapp. Ich wollte Agathe was Gutes tun, und habe sie dabei fast umgebracht.

Wir erinnern uns: Die dicke Agathe, der voluminöse Weihnachtskaktus, der in einer WG mit einem Drachenbaum in einem Steingut-Topf wohnte, hatte ich 2014 geerbt, als der Vormieter dieser Wohnung über Nacht die Flucht ergriff und sie neben vier Kubikmetern Gammel einfach zurückließ.

Seitdem wächst und gedeiht die seltsame Pflanze, der ich irgendwann den Namen Agathe gab. Elf Monate im Jahr sieht Agathe aus wir knotiges Gemüse aus dem Weltall, aber dann, zum Jahresende hin, wird sie zu einem Wasserfall aus knallrosa Blüten und ist wunderhybsch anzusehen.

So ungefähr (Bild von 2023):

In 2023 dachte ich dann in meinem Gärtnerwahn: Ach mönsch, die Pflanze hockt da jetzt seit mindestens 10 Jahren in der gleichen Erde, tue ich ihr mal was Gutes und wechsele das Substrat.

Tja, und beim Wechseln ist dann ganz viel von Agathe weggemöckelt, und außerdem stellte sich dann raus, dass sie eine Doppelpflanze war und sich eine Hälfte so im Würgegriff des gammeligen Drachenbaums befand, dass ich die nicht auseinander bekam.

Am Ende der Erdwechsel-Aktion war das, was von Agathe übrig blieb, kümmerlich. Ja, das ist das richtige Wort. Kümmerlich. Und DANN kam noch Nachtfrost im März und hat sie noch mehr angemackelt.

Das hier war am Ende alles, was von der dicken Agathe noch übrig war. Eher eine Adele.

Den Drachenbaum hat´s auch zerrissen, aber um den war es nicht schade.

Ich hatte übrigens versucht, Ableger zu züchten – aber ohne Erfolg, das gammelte alles weg. Den Sommer über siechte Adele vor sich hin, und fast nahm ich an, dass ich ihr nun endgültig hinüber geholfen hätte. Aber dann, gegen September, entwickelte sie fast unmerklich neue, knotige Blätter. Ganz langsam, aber da kam was. Und im Dezember wieder erste, zaghafte Knospen.

Das ist ein Bild von gestern: Adele blüht.

Fast wie ein Baby-Groot, oder? Bis sie wieder zu einer Agathe wird, dauert es sicher ein paar Jahre. Aber ich glaube, sie hat Zeit.

Frühere Agathes:

Die dicke Agathe 2022/23
Die dicke Agathe 2021
Die dicke Agathe 2020
Die dicke Agathe 2019
Die dicke Agathe 2018
Die dicke Agathe 2017

Kategorien: Ganz Kurz | 6 Kommentare

Mastodon-Umzug

Mein bisheriger Mastodon-Account ist tot. Ich bin umgezogen und firmiere jetzt unter silencer137@mastodon.social. Das kam so:

  • Twitter ist seit der Übernahme von Musk eine rechtsextreme und misogyne Kloake geworden.
  • Threads zeigt sich aktuell schwer toxisch und auf meiner „Für Dich“-Seite abwechselnd halbnackte Achtzehnjährige und Teens, die sich darüber beschweren, das ältere Menschen existieren dürfen.
  • Instagram wird nur noch als Werbeplattform für „Lifecoaches“ und Influencer genutzt.
  • Facebook ist nur noch für Generation Ü60.
  • Bluesky dilettiert noch vor sich hin und ist zudem das Produkt des Mannes, der Twitter an Musk verkauft hat.
  • TikTok ist universell, aber nichts für ernste Themen.

Was mir bislang sehr gut gefällt: Das Fediverse, und hier vor allem Mastodon. Gut per App nutzbar, und mein deutscher Bekanntenkreis ist fast komplett vertreten. Leider kein Ersatz als Nachrichtenservice, wie es Twitter früher war, aber nun.

Bislang war ich auf einer Instanz unterwegs, die mir von der inhaltlichen und politischen Ausrichtung sehr zusagte. Der Start war etwas holprig, weil mein kleiner Account sofort nach dem Start von den Admins eine Verwarnung bekam. Grund: Ich hatte automatisiert Tweets von, damals noch, Twitter auch auf Mastodon gepostet, und das war im Kleingedruckten verboten. Nun gut.

Seltsam fand ich zwischendurch, dass die Admins von vornherein die Förderation mit Threads ablehnten. Aber nun.

Heute dann der zweite Strike. Grund: Ich hatte etwas Politisches gepostet, und davor keine Contentwarnung gesetzt. Hat mich etwas erstaunt, weil Content-Warnungen in meinen Augen für Nacktbilder, Drogen oder Gewalt reserviert sein sollten, also Dinge, die jemanden vielleicht schockieren können.
Mir war schon bewusst, dass „was jemanden schockieren kann“ mittlerweile sehr weit ausgelegt wird, und auch Triggerwarnungen für Themen wie psychische Erkrankungen oder ähnliches ausgesprochen werden. Was ich durchaus auch OK finde, jemand der an Depressionen leidet, will vielleicht nicht unbedingt was über das Thema lesen. Oder gerade doch? Ich weiß es nicht, und respektiere sowas erst einmal.

Aber in den Verhaltensregeln der Mastodoninstanz, auf der ich zu Gast war, findet sich noch wesentlich mehr, vor dem gewarnt werden MUSS. Dazu gehört eben auch alles, was sich mich Politik beschäftigt, insbesondere bei „kontroversen Themen“, und es wird dazu eingeladen, Content-Warnungen sehr großzügig zu verwenden – zum Beispiel auch für alles zu „Wahlen“.

Als Sozialwirt mit Schwerpunkt Politikwissenschaft finde ich es maximal befremdlich, dass ich jeglichen Post über meine Disziplin, jegliche politische Meinungsäußerung und jeglichen Verweis auf einen politischen Artikel mit einer Content-Warnung versehen soll.

Außerdem, so entdeckte ich bei der Gelegenheit gleich noch, ist es eine feste Regel der Instanz, das ALT-Beschreibungen zu Bildern geliefert werden MÜSSEN.

Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Instanz-Admins und begreife mich als Gast, der sich in einem fremden Haus zu benehmen hat. Allerdings fühle ich mich in diesem Haus nicht mehr wohl, wenn ich ständig befürchten muss, ohne böse Absicht gegen Regeln zu verstoßen.

Bevor ich mir jetzt den dritten Strike von den Admins einfange, die anscheinend gezielt nach Posts zur Verwarnung suchen und nicht nur Verwarnungen verhängen, weil jemand einen Post als „unangemessen“ oder „verletzend“ reportet, ziehe ich lieber um. Ich habe keine Lust, dass mein Konto gesperrt wird, weil ich eine Triggerwarnung vergessen habe oder weil ich nicht bei jedem Schnappschuss und jedem Quatsch, den ich manchmal Poste, einen ALT-Text hinterlegen möchte. Von daher sage ich der alten Instanz nun Goodbye und ziehe um auf eine andere, die etwas toleranter zu sein scheint.

Wenn alles klappt, brauchen bisherige Follower nichts zu unternehmen, die ziehen mit mir um. Falls es schief geht, auch nicht schlimm, dann gibt es halt einen Neustart.

[Nachtrag: Hat geklappt, bis auf 5 Accounts sind alle mit umgezogen]

Kategorien: Ganz Kurz, Meta | 9 Kommentare

Momentaufnahme: Oktober 2023

Herr Silencer im Oktober 2023

„Heizung BLEIBT AUS!“

Wetter: Monatsbeginn auf Sardinien mit 15 bis 25 Grad sehr angenehme Verlängerung des Sommers. Ab Monatsmitte wird es in Deutschland eisekalt, die bis dahin auch hier sommerlichen Temperaturen fallen abrupt bis auf Null grad nachts und 8 Grad tagsüber. Das Monatsende wieder milder bei 10-13 Grad.


Lesen:

Annette Dittert: London Calling – Als Deutsche auf der Brexit-Insel [2017, Kindle]
Annette Dittert ist Auslandskorrespondentin der ARD und weltweit unterwegs. Als sie von New York nach London versetzt wird, hat sie sofort das Gefühl angekommen zu sein. London, da ist sie sich sicher, wird ihr neues Zuhause werden. Sie kauft ein marodes Hausboot und wohnt fortan in Little Venice, den kleinen Kanälen hinter dem Bahnhof Paddington. Doch dann kommt der Brexit, und Dittert zieht los, um zu verstehen, wie die Briten ticken – und stellt sich die Frage, ob London sie immer noch ruft, oder ob es an der Zeit ist, die Stadt zu verlassen.

Annette Dittert ist mir schon lange ein Begriff. Die Frau hat Witz und ist bekannt für richtig guten Journalismus, blitzgescheite Analysen und einen trockenen Humor. Genau so ist auch dieses Buch: Es erzählt kleine Geschichten rund um London und seine Einwohner:innen, wirft Blicke hinter die Kulissen der sich ständig wandelnden Stadt und erklärt nebenbei, wie das Leben auf einem Hausboot sein kann. Ich mochte besonders die Einblicke, die Dittert in Interviews sammelt, und die oft runde Erklärungen für britische Eigenarten liefern – wie zum Beispiel der Vorliebe britischer Männer, in Gegenwart von Frauen schmutzige Witze zu erzählen. Das ist schlicht ihrem Unvermögen zu flirten geschuldet. Wunderbares Buch, ich habe es verschlungen.


Hören:


Sehen:

Tyrannosaur [2011, Prime]
Ein heruntergekommener Vorort in England: Joseph ist am Ende. Der aggressive Mann sucht nur den nächsten Grund um auszurasten. Er erschlägt im Affekt seinen Hund, bedroht seine indischen Nachbarn, randaliert und verprügelt Kinder.

Als er der schüchternen Hannah begegnet, behandelt er sie wie Dreck. Dabei hat die ganz eigene Probleme: Hinter einer gutsituierten und bürgerlichen Fassade misshandelt ihr eifersüchtige Ehemann sie auf´s Übelste. Er uriniert auf sie, während sie schläft und vergewaltigt sie, wann ihm danach ist. Um nicht völlig irre zu werden, klammert sie sich an ihren Glauben. Als schließlich alles um Hannah zerfällt, wird ausgerechnet Joseph ihr letzter Halt.

Was für ein toller Film, was für ein schlimmer Film.

Toll ist die Inszenierung, die Schauspieler, die Kamera. Olivia Cole und Paul Mullan spielen ihre beschädigten Charaktere in feinen Nuancen, das ist wirklich große Schauspielkunst. Schlimm ist der Film, weil er auf´s Grausamste zeigt, was Menschen einander antun können. Der deutsche Untertitel „eine Liebesgeschichte“ ist nachgerade gelogen, denn hier geht es nicht um Liebe oder Glück. Hier geht es um Sicherheit in einer grausamen Welt, die völlig ohne Hoffnung ist. Ein Film, der bei mir noch lange nachwirkte.

Three Thousand Years of Longing [2022, BluRay]
Tilda Swinton findet in Istanbul eine Flasche, aus der Idris Elba entsteigt. Der Dschinn gewährt drei Wünsche, aber als Professorin für Geschichten weiß Swinton um die Haken, die Dschinn-Wünsche haben können und weigert sich, sich mehr zu wünschen als einen Schluck Tee. Der Dschinn muss allerdings drei Herzenswünsche erfüllen, um seine Freiheit zu erlangen. Um Vertrauen aufzubauen, beginnt er, Episoden aus seiner Lebensgeschichte zu erzählen. Drei Jahrtausende Liebe, Verlangen und das Leid, was daraus folgen kann.

Der Trailer ist irreführend und versucht einen ganz anderen Film zu verkaufen als „Three Thousand Years“ ist, deshalb hier ein Clip mit einem Ausschnitt aus dem Streit zwischen Dschinn und Professorin:

Was für ein bezaubernder, kleiner Film. Istanbul als Kulisse ist unverbraucht, und die episodenhaften und wehmütigen Erzählungen des Dschinns sind von George Miller („Mad Max Fury Road“) schön inszeniert und gefilmt. Wirklich zauberhaft wird die Geschichte durch die Leistungen von Swinton und Elba, die sind halt einfach großartige Schauspieler.

Was mir nicht gefallen hat ist das Ende. Eigentlich ist der Film nach 90 Minuten vorbei, die Geschichte kommt dann zu einem seltsamen und abrupten, aber stimmigen und befriedigendem Ende. DANN aber ist noch ein zweites Ende drangeflanscht, das sich wie ein Epilog anfühlt und weder Sinn ergibt noch zum Rest der Geschichte passt. Das wirkt, als hätte man es nach Publikumsbefragungen noch fix nachgedreht. Also, wenn man mich fragt: Feiner Film, aber die letzten 20 Minuten einfach nicht gucken.

Diabolik [2021, BluRay]
Italien in den 1960ern: Die Polizei jagt einen Mann in einer Maske, der spektakuläre Einbrüche begeht und so skrupellos ist, das er auch vor Mord nicht zurückschreckt. „Diabolik“, wie er sich selbst nennt, ist seinen Häschern immer einen Schritt voraus – doch dann verliebt er sich in sein nächstes Opfer. Wird die Femme Fatale sein Untergang – oder seine Komplizin?

„Diabolik“ wurde 1962 von zwei Schwestern erfunden und ist in Italien bis heute so bekannt wie Micky Maus. Seit 61 Jahren erscheint monatlich ein Comicheft mit Geschichten um den eiskalten Meisterverbrecher, die denen um „Fantomas“ sehr ähnlich sind. (BTW Wann immer ich kann, kaufe ich mir so ein Heft und lerne damit Italienisch).

Die moderne Verfilmung hier hatte ein Budget von nur 8,5 Millionen Euro, transportiert aber ganz exakt die Stimmung und den Style der Comichefte. Wirklich, was die Macher mit dem wenigen Geld angestellt haben, ist unglaublich – der Film sieht ähnlich gediegen und wertig aus wie „UNCLE“ vor ein paar Jahren, und atmet Stil und Style aus jeder Pore. Die Geschichte enthält Drama, Heists, Spannung und lässt einen immer wieder mitfiebern, wie Diabolik wohl nun wieder entkommen wird. Spannender Film für einen Krimiabend.

The Proposal [2009, Disney+]
Sandra Bullock ist ubertoughe Bossfrau in New York und der Albtraum ihrer Angestellten. Fehler werden nicht verziehen – aber dann macht sie selbst einen, und plötzlich droht der gebürtigen Kanadierin die Abschiebung aus den USA. Daraufhin stellt sie ihren Assistenten Ryan Reynolds vor die Wahl: Entweder er heiratet sie, oder sie ruiniert seine Karriere. Reynolds spielt mit, aber die Sache mit der geplanten Spontanhochzeit glaubt die US-Einwanderungsbehörde nicht. Der Glaubwürdigkeit helfen soll ein Besuch bei Ryans Familie in Alaska, aber auch das klappt nicht.

Die Story von „Selbst ist die Braut – Sie müssen die Chefin jetzt küssen“ (ein deutscher Titel aus der 80er-Jahre-Hölle) ist natürlich hanebüchener Romantikunfug – die Vorstellung, das eine soziopathische Persönlichkeit 3 Minuten vor Filmende vielleicht doch Gefühle oder ein Gewissen entwickelt, ist etwas weit hergeholt. Wegen Ryan Reynolds braucht man das hier auch nicht gucken, der spielt wieder nur Ryan Reynolds, diesmal mit seinem „geprügelter Dackel“-Blick.

Nein, der Grund warum ich (als Romantikfilm-Verächter) viel Spaß mit dem Streifen hatte, waren die irrwitzigen und wirklich guten Dialoge und der große Spaß, den Sandra Bullock und die großartige Betty White offensichtlich am Set hatten. Bullock hat so viel Freude daran, richtig fies zu sein, das sie das eiskalte Biest mit so viel Verve spielt, als hätte sie nach den vielen Everybodys-Darling-Rollen was nachzuholen, und White als spitzbübische Großmutter ist einfach… Knuffig bis zum Umfallen! Sehr netter Film für verregnete Sonntagnachmittage, hoher WAF, keine reine Romantikkotze.


Spielen:

Assassins Creed Mirage [2023, PS5]
Straßendieb Basim wird im Bagdad des Jahres 960 in die Bruderschaft der „Hidden Ones“ aufgenommen und legt sich mit einem Orden an, der die hohen Gesellschaftskreise infiltriert hat und schon wieder außerirdische Artefakte ausbuddelt.

Die letzten Teile von Assassins Creed waren riesige, langweilige Open Worlds, in denen man über hundert Stunden herumgrinden musste, ohne das eine halbwegs ordentliche Geschichte das Ganze zusammenhielt. „Mirage“ ist viel kleiner und hat eine Geschichte – also eigentlich gut, oder?

Leider nur so Mittel, denn die Story von Mirage passt auf einen Bierdeckel, verliert sich im Mittelteil und ist wirklich schlecht inszeniert. Konflikte werden nicht erzählt, sondern nur behauptet, und sind dann entweder egal oder führen zu seltsamen Momenten. Die Beweggründe der Figuren und woher sie Dinge wissen, sind unklar. Und selbst die Spielfigur bleibt erstaunlich egal. Es geht hier wieder mal um nichts. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass „Mirage“ ursprünglich „nur“ ein DLC zum krebsartig verwucherten „Valhalla“ war.

Schade eigentlich, denn die eine originelle Grundidee der Story ist gut und der Name „Mirage“ ergibt am Ende wirklich Sinn, mit einer besseren Inszenierung hätte die weitaus mehr Wucht gehabt. So meuchelt man sich rund 25 Stunden durch die Hauptgeschichte, um Bagdad von sinisteren Gestalten zu befreien und Basims Geschichte zu erfahren, aber die kommt erst in der letzten Spielstunde in Fahrt.

Was nicht heißt, das „Mirage“ ein schlechtes Spiel ist – im Gegenteil. Aller überflüssiger Speck von Valhalla wurde entfernt, verschwunden sind Loot-Fluten, tausende von Waffen und 300teilige Skillbäume. Basim ist auch kein Wikinger, er hält nichts aus und muss heimlich vorgehen. Dementsprechend gibt es hier keine Hau-Drauf-Kämpfe, sondern heimliche Attentate und viel Schleicherei. Die ist sehr einfach gehalten, aber das ist Okay, damit komme ich zurecht – Stealth á la „Metal Gear Solid“ ist mir zu schwer, aber hier hatte ich Spaß.

In Summe hat mir dieser Ausflug nach Bagdad mehr Spaß gemacht als die 150stündige Wikingersaga, die irgendwann nur noch Content war, der Zeit verbrannt hat. Doll war es trotzdem nicht, aber an „Assassins Creed“ habe ich auch keine Erwartungen mehr.


Machen:
Bis Monatsmitte noch Motorradherbst auf Sardinien und in Italien, dann hat mich die Arbeitswelt in vollem Umfang wieder verschlungen.


Neues Spielzeug:

Wera kraftform Micro Big Pack 1
Jahrelang habe ich mich über die billigen Uhrmacherschraubendreher aus dem Baumarkt geärgert, deren Köpfe sofort nach dem Auspacken rund sind und die Schrauben nicht lösen, sondern nur nur kaputtmachen. Dieses Set besteht nun aus 25 feinen und sehr guten Mikrowerkzeugen und macht mich sehr glücklich.

Wera Joker 6004 Selbstjustierendes Maulschlüsselset
Wie der Name schon sagt: Universal-Maulschlüssel, die sich selbst auf die erforderliche Größe einstellen und eine Ratschen-Funktion haben. Damit bekommt man selbst in Ecken mit wenig Platz Muttern los, ohne ständig neu ansetzen zu müssen. Die vier Schlüssel decken eine Spannbreite von 7 bis 19 mm ab und ersetzen damit 12 herkömmliche Maulschlüssel.


Ding des Monats:

Corsori Airfryer 5,5L
Ja, ich weiß, bin late to the party. Gefühlt die ganze Welt, zumindest mein halber Bekanntenkreis und meine Twitter-Timeline, entdeckten während der Pandemie (neben dem Backen von Bananenbrot) Heißluftfritteusen für sich. Das sind eigentlich Umluftbacköfen, die aber in einem geschlossenen Kreislauf bis zu 200 Grad heiße Luft auf Speisen pusten und sie damit quasi frittieren – ohne Öl.

Seitdem bin ich da drum rumgeschlichen… ich bin Küchengeräten gegenüber misstrauisch. Nur weil etwas praktisch scheint, heißt das noch nicht, dass man es auch im Alltag wirklich nutzt. Reiskocher mögen zwar praktisch sein, aber meine Güte, ein Topf auf dem Herd kann auch Reis kochen. Dazu kommt: Meine Küche ist nicht riesig, die kann ich nicht mit Quatsch vollstopfen. Und ich bin nicht der Typ für Küchengeräte. Echt, Dinge wie ein Thermomix wären an mich völlig verschwendet.
Andererseits wäre es schon geil, gelegentlich mal Pommes machen zu können. Oder Kroketten. Oder Fischstäbchen, ohne das hinterher alles drei Tage riecht. Oder Jalapeno-Poppers! Oder Frühlingsrollen!! Oder… ach, Brötchen und Pizza kann so eine Heißluftfriteuse auch?!

Kurze Rede: Ich habe beim letzten Primeday die Impulskontrolle verloren, und nun steht jetzt hier also so ein „Speiseföhn“ ((C) Kiki) in der 5.5L-Version (weil die das Bedienfeld vorn hat und die Stellfläche mit der 4,7-Liter-Version identisch ist) und macht mir viel Spaß. Ich probiere gerade jeden Tag, was man da noch alles reinwerfen kann und entdecke, was die bisher ignorierten Fächer in der Tiefkühlabteilung noch alles hergeben.

Ebenfalls entdeckt: Vegane Lebensmittel sind nicht zwangsläufig auch gesund. Dieser ganze vegane Kram aus dem Supermarkt enthält UN-FASS-BAR viel Fette und Zucker, das hätte ich so auch nicht gedacht. Der Speiseföhn bringt es an den Tag.


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Ganz Kurz, Momentaufnahme | 4 Kommentare

Momentaufnahme: September 2023

Herr Silencer im September 2023

„Frei, endlich frei“

Wetter: Anfang des Monats nachts mit 12 Grad schon kühl, tagsüber kommt aber der Sommer zurück, mit bis zu 30 Grad in der ersten Woche. Auch der Rest des Monats bleibt sommerlich, mit tags 18-20 Grad und wenig Regen. Ab der dritten Woche weile ich auf Sardinien, hier sind es tags 25 Grad, nachts 17.


Lesen:

Paul Preuss: Venus Prime 5 [1991]
Ellen Troy unterzieht sich einer Reihe von Operationen, dann fliegt sie zum Jupitermond Amalthea. Kaum dort angekommen, schmilzt der Mond und gibt ein Geheimnis preis: Im Inneren steckt ein Weltenschiff einer uralten Zivilisation. Zum Glück ist Troy auch darauf vorbereitet.

Endlich, im fünften Band dieser seltsamen Reihe, nimmt die Geschichte wieder Formen an. Nach den unspannenden Ausflügen ins Krimi-Genre und der völlig vergurkten Transhumanismus-Story ist die Precursor-Story um Alien-Zivilisationen erfrischend stringent.

Was Paul Preuss leider nach wie vor nicht kann: Personen, Emotionen, Situationen, Motivationen, Dialoge. Stattdessen ergeht er sich wieder in Beschreibungen von Himmelskörpern. Sein mangelndes Gespür für… so ziemlich alles führt ihn dann auch direkt in die tiefsten Plotholes. Da wartet ein Weltenschiff Millionen von Jahren darauf, sich zu enttarnen und alle(!) Bewohner:innen eines ganzen Sonnensystems in sich aufzunehmen – und dann haben die Erbauer den Timer nur auf 15 Minuten gestellt, und das Schiff von der Größe eines Planeten fliegt mit nur 8 Personen an Bord los? WTF? Ganz schlimmer Anfall von schlechtem Timing, oder?

Immerhin: Nachdem die Protagonistin im letzten Band über weite Teile nicht vorkam und dann unvermittelt als psychopathisches, mordendes Drogenwrack wieder auftauchte, ist sie jetzt wieder back to normal, taucht ab dem zweiten Drittel des Buches auf und spielt sogar eine Rolle. Leider heißt das aber auch wieder: Ellen Troy ist Ms. „Ich weiß und kann alles“. Woher sie Dinge weiß? Unbekannt. Warum sie Dinge kann? Tja weil, halt.

Paul Preuss, der für die „Venus Prime“-Reihe ja das Universum von Arthur C. Clarke fleddert, verargumentiert seinen Quark damit, dass er sich „an einer Erzählstruktur eines alten, japanischen Textes, älter als Homers Ilias“ orientiert, bei dem der Lesende Arbeit investieren muss, bis die Geschichte völlig neu ansetzt und ihren Kern preisgibt – was zeigt, dass ein völliger Kopfmensch, der am Liebsten in theoretischen Konstrukten lebt, nicht zwangsläufig Fantasie haben muss oder automatisch tolle Geschichten erzählen kann.

Schlimm, leider. Seltsamerweise gibt es von der Reihe, die sechs Bände umfasst, ausgerechnet den ersten und den sechsten nicht als e-Book, und so begebe ich mich mal in die Antiquariate um zu erfahren, wie der Kram endet.


Hören:


Sehen:

The Gentlemen [2020, Prime]
Matthew McConaughey ist der König der Cannabishersteller in Großbritannien. Niemand weiß, wo er die Unmengen an erstklassigem Gras anbaut, und seine Organisation agiert völlig im Schatten.

Das ändert sich, als er sein Geschäft ob der kommenden Legalisierung von Marihuana verkaufen will. Plötzlich wird der selbsternannte „König des Dschungels“ von der chinesischen Mafia, Collin Ferrells Amateurboxertruppe und einem Zeitungsmogul gejagt. Diese Geschichte hat sich zumindest der schmierige Journalist Hugh Grant so zusammengereimt, und versucht damit Geld zu erpressen – ausgerechnet von einem Profikiller in McConaugheys Diensten.

„The Gentlemen“ ist vielleicht Guy Ritchies bester Film. Starke Charaktere, eine undurchsichtige Story und ein noch verwickelterer Plot, der durch einen unzuverlässigen Erzähler nicht einfacher wird. Die Schauspieler sind großartig, die Kameraarbeit ausgezeichnet und der Gegensatz der eleganten „Gentlemen“ zu ihren rauen Methoden, der rauen Umwelt und dem rauen England könnte besser nicht ausgearbeitet sein. Sehr stylisch und spannend bis zum Schluss, allerdings auch vor Testosteron triefend – auch wenn der Film am Ende die einzige(!) Frau im Cast als „Königin“ behauptet.

SAW I-VIII [2004-2018, BluRay]
Menschen wachen in tödlichen Situationen auf: Mal in einem leeren Keller angekettet, mal in explosive Apparaturen eingesperrt. Es gibt immer einen Weg sich zu befreien, aber der ist meist radikal und erfordert Selbstverstümmelung. Das gilt als perfider „Test“, ob die Personen des Lebens würdig sind, und als zweite Chance – denn ausnahmslos jeder der Gefangenen hat in seinem Leben etwas extrem Schlimmes getan und meist hinter einer bürgerlichen Fassade vertuscht.

Die Saw-Filme sind ein Guilty-Pleasure, zu dem ich gerne immer wieder mal zurückkehre. Ähnlich wie in „Cube“ oder „Escape Room“, die ich auch sehr mag, übt anscheinend das Motiv, Arschloch-Menschen bestraft zu sehen, einen starken Reiz aus.

Nun habe ich zum ersten Mal alle, zwischen 2004 und 2018 entstandenen, Saw-Filme am Stück geschaut und bin überrascht: Tatsächlich ergeben alle Teile hintereinander weg ein Gesamtbild, bei dem jeder einzelner Film ein Puzzlestück (SIC!) einer größeren, übergreifenden Geschichte ist, die am Ende des achten Films wieder an den Anfang des ersten zurückführt. Die Story ist jetzt nicht umwerfend und spürbar entlang des Erfolgs der Filme zusammengepfriemelt, aber immerhin passen alle Teile ineinander und überraschen. Hätte ich nicht erwartet, dass die Reihe auf mehreren Ebenen gut funktioniert.

John Wick Chapter IV [2023, BluRay]
Alle so „sumthingsumthingsumthingsinister!“ und John Wick so: „Boom, Headshot“. Teil 4 der Saga um einen legendären Killer, der wider Willen aus dem Ruhestand zurückkehrt und sich mit einer geheimen Bruderschaft der Auftragsmörder anlegen muss.

More of the Same der letzten Teile: Stylische Kameraarbeit, spektakuläre Kampfszenen, viel sieht nach Handarbeit und echtem Aua aus. Die letzte halbe Stunde war dann aber so over the Top, dass meine Suspension of Disbelief entnervt das Zimmer verliess – was Wick dort einstecken muss und tut ist übermenschlich. Aber nun, Absurdität ist bei Wick Programm.

Der Plotkäse führt hin zu einem tief befriedigenden Ende auf den Stufen von Sacre Coeur im Sonnenaufgang über Paris – dem darf bitte kein „John Wick 5“ folgen, zumal man Keanu Reeves mittlerweile sein Alter von 60 Jahren doch anmerkt.

Across the Spiderverse [2023, BluRay]
Miles Morales versucht Familienleben und Superheldentätigkeit als Spider-Man unter einen Hut zu bekommen – und versagt kläglich. Da kommt ein Besuch von einer Spider-Woman aus einem Paralleluniversum gerade recht. Stell sich raus: Es gibt ein ganzes Multiversum, und in dem existiert eine Gesellschaft von „Spider-People“, die die Ordnung der Zeiltlinien aufrecht halten. Miles würde so gerne dazu gehören, erlebt aber eine Überraschung: Selbst unter Seinesgleichen wird er als störendes Element wahrgenommen und schließlich als freies Radikal gejagt.

Wie auch Teil 1 sprüht diese Fortsetzung vor inhaltlichen und künstlerischen Ideen. Jede Szene hat einen „Blink and you miss it“-Moment, und das sich alle Figuren konsequent weiterentwickeln ist feine Erzählkunst. Der Film endet mit einem Cliffhanger – die Auflösung folgt in zwei Jahren im dritten Teil.


Spielen:

Like a Dragon: Ishin! [2014, 2023, PS5]
1860 verändert sich Japan radikal. Englische Handelsschiffe laufen die Küstenstädte an und zeigen eine Welt jenseits des isolierten und von einem Shogun zentral geführten Reichs auf. Die Gesellschaft verändert sich, Unruhen breiten sich aus. In dieser Turbulenten Zeit wird ein Samurai und Clanfürst brutal ermordet. Sein Ziehsohn Sakamoto Ryōma wird schnell als der Schuldige ausgemacht. Der taucht ab und versucht herauszufinden, wer oder was wirklich dahintersteckt. In der Kaiserstadt Kyo kommt er einer Verschwörung auf die Spur, deren Drahtzieher das Feudalsystem in Japan abschaffen und die Nation mit dem Kaiser als Zentrum neu erschaffen wollen.

Interessanter Kniff, das Gameplaygerüst und die Figuren der „Yakuza“-Reihe zu nehmen und die als ganz andere Charaktere in einem historischen Setting auftreten zu lassen. Der aus „Yakuza“ bekannte Kiryu Kazuma ist hier der Samurai Sakamoto Ryōma, der tatsächlich existiert hat. Auch die Hauptereignisse des Spiels sind historisch verbürgt, auch wenn alles dazwischen sehr frei und zugunsten einer spannenden und persönlichen Erzählung interpretiert ist.

Zugunsten dieser persönlichen Erzählung wird leider auch darauf verzichtet, den zugrundeliegenden Konflikt (Jahrhundertelange Isolation Japans, Erpressung durch die Engländer, Streit zwischen Kaiser und Shogun) zu erläutern. Kennt man den nicht, wird man wenig verstehen. Kennt man ihn, geht es trotzdem völlig durcheinander. Ein wenig mehr Substanz hätte der Geschichte gut getan.

Yakuza-Typisch ist die persönliche Story von Ryoma simpel, aber der Plot komplex, verwickelt und mit etlichen Twists versehen. Ebenso serientypisch ist der Mix aus ernster Hauptgeschichte und absurden Nebenaufgaben und Minispielchen. Letztere sind wieder überbordend, von Musikspielchen über Reaktionstests (Holzhacken, Kanonenkugeln im Flug zerschlagen, Nudeln mit der richtigen Soße servieren) bis hin zu Arena-Wettkämpfen und Farmville(!) ist hier wieder endlos Quark dabei, den man zum Glück ignorieren darf.

Das Kampfsystem hantiert jetzt neben Fäusten auch mit Schwertern und Pistolen und Kombinationen aus beidem, was sich sehr unterschiedlich spielt. Gerade zum Ende hin werden die Mid- und Endgegner aber wieder sackschwer, und hier kommt die Mechanik an ihre Grenzen. Wer aktuelle, schnelle Schwertsysteme („Jedi: Survivor“) kennt, wird hier Frust erleben, denn die Engine spielt Animationen immer erst aus, bevor die nächste Eingabe möglich ist. Statt schnellem Blocken und Konterattacken kann es sein, das der Held ein Mal stolpert und während des Falls so die Hucke voll bekommt, das er nie wieder aufsteht. Zum Glück bietet das Spiel nach mehreren Fails von allein an, in einen niedrigeren Schwierigkeitsgrad zu wechseln.
Technisch kommt bei der 2023er Neuauflage des (2014 nur in Japan erschienenen) Spiels nicht die Dragon-Engine der Hauptspiele zum Einsatz, sondern die Unreal4-Engine. Die ist OK, allerdings sieht das Game nicht so schick aus wie „Yakuza 6“ oder die „Judgment“-Reihe des gleichen Studios.

Für Freunde von „Ghost of Tsushima“, japanischer Geschichte und/oder Yakuza-Fans geeignet, alle anderen werden dieses Spiel befremdet beäugen und Verständnisprobleme haben.


Machen:
Arbeit-Arbeit-Arbeit, dann vier Wochen Motorradherbst in der Schweiz und auf Sardinien.


Neues Spielzeug:

Ein Toyota Aygo. Zwölf Jahre alt, 46.000 km gelaufen, top in Schuss. Gekauft, stillgelegt und eingelagert. Warum? Weil die Gelegenheit zum Kauf dieses überaus vernünftigen und robusten Autos günstig war. Der Gebrauchtwagenmarkt ist ansonsten immer noch völlig überdreht, neue Elektroautos zu teuer. Auch wenn der Zeitpunkt jetzt nicht der richtige war und ich nun plötzlich, ganz dekadent, ein Reserveauto besitze. Die Tage des Kleinen Gelben AutosTM sind zwar gezählt, aber noch sind einige übrig.


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Ganz Kurz, Momentaufnahme | Hinterlasse einen Kommentar

Strandgespräche

Am Strand bei Castelsardo.

Elke (69) zu Gisela (63): „Ich nehm ja immer diesen einen Salat, da, nicht Ruccola, den anderen. Komm´ ich getz nicht drauf. Jedenfalls, der ist hier ja ganz schwer zu kriegen, nicht wahr. Und wenn dann kost´ der richtig teuer und ist auch meist nicht so gut. Aber was willste machen, zu Hause kost ja auch alles teurer. Muss man vielleicht halt auch mal weniger kaufen. Mein Mann kauft immer doppelt so viel wie wie wir brauchen, da schmeiß ma´immer die Hälfte weg. Kann man sich in Zukunft dann nicht mehr leisten, ne. Muss man halt kürzer treten. Wir komm´ ja aus nem kleinen Kaff bei Düsseldorf weg, wissen nicht mal die Düsseldorfer wo das ist, haha. Ich sach ihn, da ist was los! Überall diese Festkleber! Ich habe schon Angst überhaupt ins Auto zu steigen, nicht das sich da einer vor festklebt! Ich bin ja nicht so groß, und aus dem X5 kann ich doch gar nicht sehen, wenn sich da vor dem Auto einer festgeklebt hat! Wenn ich jetzt einen von den tot fahr, wie soll ich dann in Zukunft überhaupt noch ohne Angst Auto fahren! Immer diese Spinner, die sofort das Klima retten wollen. Dabei geht datt nicht von heute auf morgen. Genau wie diese Radfahrers! Datt glaubense nicht, wie das bei uns abgeht! Am Wochenende kommense alle aus ihre Löchers gekrochen, diese Radfahrers, und dann fahrense da links und rechts auffe Straße rum, die wo für Autos ist, mit ihre lange Fahrräders da! Sie glauben ja nicht was die da alles drin haben in diese lange Dingers! Einkauf und Kinder und sogar HUNDE! Müssense sich mal vorstellen! Die dürften gar nicht auf die Straße so, die sollen erstmal die Regels lernen! Wo kommen wir denn da hin, diese Fahrräder da zwischen den ganzen Autos! Gefährden sich und andere, nur weil sie sofort das Klima retten wollen. Und überhaupt braucht es viel mehr Kontrolleure! Neulich im Fernsehn, da habense so junge Bengels gezeigt, auf der Couch und mir teure Handys, die haben direkt in die Kamera gesagt: Was sollen wir arbeiten! Wir kriegen vom Staat so viel geschenkt!“

Gisela (mit schwerem, osteuropäischen Akzent):: „Die krijgn in Deutschland sooooo viiiiel gäschänkt!“

Elke: „Also ich finde, das muss kontrolliert werden und sobald einer arbeitsfähig ist und nicht arbeitet, zack, alles weg. Das geht doch so nicht weiter, aber die Grünen, die lassen ja auch jeden rein. Die Ukraine mussten wir ja nun unterstützen, der Putin, sag ich immer, der hat böse Augen, der macht ja sonst nicht stop. Aber diese ganze Afrikaners, die unterstützen wa ja auch, und das geht ja nicht. Am schlimmsten ist aber mitte Arbeit. Da sollen wir alten länger arbeiten und die jungen wollen nicht!“

Gisela: „Dabei chaben wijr noch gaaaar nicht das raauus, was wijr in die Rente eingezjahlt chaben!“

Elke: „Genau! Aber nun, steckense nicht drin, ne. Manche könn´ ja auch nicht. Unser Nico, der ist jetzt 29 und wohnt auch immer noch zu Hause, ist halt alles nicht so leicht mittem Job und so. Drei Ausbildungen hat er angefangen, aber datt war ja alles nichts. NIIIIICO! NIIIIIIICO! Ne, Du hatt es nicht leicht, Junge!“

Nico (blickt vom Handy auf): „Und Du bist nicht ganz knusper im Kopf, bei dem Müll, den Du den ganzen Tag redest“

Kategorien: Ganz Kurz, Gnadenloses Leben | 4 Kommentare

Momentaufnahme: August 2023

Herr Silencer im August 2023

„Och nö, nicht schon Herbst!“

Wetter: Monatsbeginn mit 15 Grad kühl und nass und windig, Wacken fällt wegen Matsch faktisch aus. Aber gut, die Natur kann es brauchen. Was niemand braucht: Luftfeuchtigkeit um 98% und dabei Temperaturen von 28 Grad, wie in der dritten Woche, das fühlt sich an wie in den Tropen und macht Mitteleuropäer kaputt. In der letzten Woche kommt unvermittelt der Herbst: Dauerregen und Überschwemmungen in Süddeutschland, in Göttingen bedeckt und nur noch 10 Grad.


Lesen:

Paul Preuss: Venus Prime 4: The Medusa Encounter [1990]
Auf dem Jupiter stürzt der Prototyp eines Gasgleiters ab. Ellen Troy geht dem nach, verliert aber auf halbem Weg die Lust an der Ermittlung und kümmert sich erstmal um ihre eigene Vergangenheit: Sie nimmt halluzinogene Drogen, versteckt sich zwei Jahre an Bord eines Jupiterschiffs und wird darüber irre.

Gut, im vierten Band der Reihe geht es also ENDLICH um die großen Mysterien in der Vergangenheit der Hauptfigur, die seit Teil eins nur angerissen werden. Hier steht kein trivialer Kriminalfall im Vordergrund, sondern die Geschichte der Protagonistin.

Dadurch treten allerdings Preuss´ Schwächen um so deutlicher zu Tage. Er kann weder Figuren noch Dialoge schreiben oder spannend erzählen, und in der Folge bleibt das hier eine sehr technische und emotionslose Geschichte, die oft erratisch vor sich hinmäandert und in der seitenlang die Wolken auf dem Jupiter beschrieben werden, in der aber Figuren herumstaksen, deren Handlungen nicht im Ansatz nachvollziehbar sind. Mittendrin verschwindet sogar die Hauptfigur für 200 Seiten und ward bis kurz vor Schluss einfach nicht mehr gesehen, und als sie wieder auftaucht ist sie verrückt wie ein Sack Katzen und wird von einer Nebenfigur ohne Vorwarnung in Koma geprügelt. Na, Halleluja.

Sinn ergibt das erst im Epilog: Da wird nach dem Ende des Buchs auf fünf Seiten in einem Expositiondump ausgekotzt, was einem der Autor mit seinem Werk sagen wollte. Die Ideen sind auch durchaus interessant, aber die Umsetzung ist so grauenvoll und ein ziemlich großer Twist am Ende ist so undramatisch und emotionslos präsentiert, dass ich mehrfach nachlesen musste, um ihn mit zu bekommen. Die Erklärung versteckt sich dann in zwei Halbsätzen. Handwerklich extrem schlecht.


Hören:

„Banksy – Rebellion oder Kitsch“ [rbbKultur Podcast]
In neun Teilen versucht der Podcast dem Phänomen Banksy nach zu spüren. Es wird seine Geschichte erzählt, viel gemutmaßt und rund um die Welt geflogen, um vor Ort O-Töne einzufangen.

Ich höre gerne und viel Podcasts, bei jeder Gelegenheit. Dieser hier ist schlicht unerträglich. Ja, man KANN in einem Podcast mit einem Voiceover arbeiten, oder mit O-Tönen, oder mit Athmo, oder mit Hintergrundmusik – wenn man aber ALLES gleichzeitig macht, dann wird ergibt das einfach akustisches Chaos, und das passiert hier ständig.

Ebenfalls unangenehm fällt die Ego-Zentriertheit der Macherin Ortrun Schütz auf, schon in den Trailern. „Hören Sie meinen neuen Podcast“ tutet es da – als wäre sie die Marke und nicht der RBB. Das zieht sich leider durch: „Ich war in…“, „Mir erzählt Person XY…“ – kann man machen, klingt in meinen Ohren halt ungefähr so:

@sophiatokk

Warum sind die immer so krass überfordert und dramatisch ?

♬ Originalton – Sophia

Manchmal geht das so weit, dass Ortrun Schütz als Voiceover über Sätze von Ortrun Schütz spricht und sich selbst kommentiert. Wirklich wahnsinnig unangenehm, sowas. So lange das persönliche Erleben dem Werk nichts hinzufügt, wäre es gut, die Journalistin als Person nähme sich etwas zurück. Auch Doku-Podcasts sind Journalismus, und keine Kunst – dieser Podcast hat aber sogar eine Story-Beraterin, die vermutlich die zeitlichen Vor- und Rücksprünge zu Banksy-Aktionen konzipiert hat, was manchmal einen peppigen Folgeneinstieg bietet, deren Verortung in Zeit und Kontext aber oft nicht einfacher macht.

Ich war in England, den USA, Palästina…“, zählt Ortrun Schütz auf, und als Zuhörer fragt man sich unwillkürlich: WARUM? Warum musste Ortrun Schütz ein halbes Dutzend Fernreiseziele anfliegen? Der Erkenntnisgewinn hält sich nämlich in argen Grenzen, die Interviewpartner hätte man auch in einer Videokonferenz befragen können. Zumal Ortrun Schütz selbst zu Ortrun Schütz kommentiert, das Ortrun Schütz nicht allen Gesprächspartnern alles glaubt – aber die O-Töne mit den mutmaßlich falschen Behauptungen sind dann in der Welt und werden nicht weiter geprüft.

So bleibt bei der wiederholten, stolz präsentierten Aufzählung der vielen Flugreisen unweigerlich der Gedanke, dass hier jemand Rundfunkgebühren genutzt hat, um mal ein wenig in der Welt rumzukommen und sich selbst als Marke aufzubauen. Neues über Banksy erfährt man tatsächlich wenig bis gar nicht – das war aber auch nicht zu erwarten, immerhin gibt es zu ihm schon ein Dutzend Podcasts und einige gute TV-Dokumentationen.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Zum Podcast auf der Seite des RBB, Alternativ findet er sich auch in der ARD-Audiothek-App.


Sehen:

Frühstück bei Tiffanys, Der Graf von Monte Christo, My Fair Lady [Gandersheimer Domfestspiele]
Wieder volles Programm bei den 64. Gandersheimer Domfestspielen, und wie jedes Jahr ein tolles Erlebnis. Vor der Kulisse der Gandersheimer Stiftskirche kehrt der, im Post-Napoleonischen Frankreich unschuldig eingekerkerte, Edmond Dantes als „Der Graf von Monte Christo“ zurück und nimmt vernichtende Rache an denen, die für seine Verhaftung zuständig waren.

Zwei Professoren versuchen aus einem Gossenmädchen eine Lady zu machen.

Sehenswert: Die Performance der ultravielseitigen Miriam Schwan (Eliza Doolittle, Mércèdes) und ihrer Hauptrollen-Kollegen Guido Kleineidamm (Prof. Higgins, Vater Dantes ) und Frank Bahrenberg (Oberst Pickering, div.)sowie das aristokratische Auftreten von Ben Timmers (Villefort).

Was mir besonders in Erinnerung bleiben wird: Die Erkenntnis, das „My Fair Lady“ auch eine Geschichte über Machtmissbrauch und häusliche Gewalt ist. Das wird auch sehr deutlich thematisiert, wenn Eliza Doolittle wiederholt vom wohlhabenden Professor als „unwürdiges Subjekt“ beschimpft und ein um andere Mal gedemütigt wird.

Nun werden die Gandersheimer Domfestspiele vor allem von Boomern besucht, und die Reaktionen des männlichen, alten, breitbeinig dasitzenden Publikums waren zum Teil dementsprechend. „Genau! So behandelt man eine Frau! Zeig´s ihr!“, so wurde es um mich herum gerufen. Umso schöner zu sehen, wie die alten Säcke am Kotzen waren, als nach der Vorstellung die Darsteller das Thema in einem Epilog deutlich benannten und am Ausgang Spenden für das örtliche Frauenhaus sammelten. Das war überraschend und gelungen und ich feiere diese Aktion! Fast 50.000 Euro sind so zusammengekommen, während die breitbeinigen Boomer Beleidigungen und „wokeness“-bashing hervorstießen.

5 Centimeters per Second [2007, BluRay]
„Fünf Zentimeter pro Sekunde, das ist die Geschwindigkeit, mit der die Blütenblätter des Kirschbaums zu Boden sinken“. Ein Mädchen und ein Junge begegnen und trennen sich, werden erwachsen, finden Jobs und Partner, und doch fühlen sie ein diffuses Vermissen. „Wie schnell muss ich leben, um Dich wieder zu sehen“?

Drei wunderschöne Episoden, die so viele große Gefühle anhand ganz kleiner Szenen vermitteln. Die Sehnsucht nach einer geliebten Person, die zu einer weiten Bahnreise antreibt. Die aufsteigende Furcht, sie könnte nicht auf einen warten, als der Zug Verspätung hat. Die Verzweiflung, wenn der Wind den Zettel mit der Telefonnummer davon reißt. Sehr berührend, regt zur eigenen Reflexion an. „5 Centimeters“ ist ein frühes Regiewerk Makoto Shinkai, der später u.a. „Your Name“ und „Weathering with you“ gemacht hat.

The Places Promised in Our Early Days [2005, Bluray]
Der Norden Japans ist von einer fremden Macht besetzt, die ihre Kraft aus einem seltsamen Turm zieht. Zwei Jungen und ein Mädchen bauen ein Flugzeug und versprechen sich, eines Tages zu diesem Turm zu fliegen. Dann verschwindet das Mädchen aber, und erst Jahre später, mitten in einem Krieg, gibt es wieder Spuren von ihr.

Dieser Kurzfilm ist die Erklärung, warum „Your Name“ so eine perfekte Sache war. „Your Name“ ist das Meisterwerk, „Places Promised“ war das Gesellenstück von Makoto Shinkai. Auch hier wird mit dem Multiversum und dem Vermissen geliebter Menschen, die man nie kannte, über Welten hinweg gespielt, aber lange nicht so elegant und rund wie beim späteren Spielfilm.

Belle [2022, Prime]
„U“ ist eine virtuelle Welt. Unter Pseudonym findet hier ein depressives Mädchen ihre Lebensfreude wieder und sogar so viel Kraft, das sie anderen helfen kann.

Wow. „Belle“ ist ein Amalgman aus „Ready Player One“ und „Die Schöne und das Biest“. Wunderschön gezeichnet, hinreissend erzählt. Figuren, Plot, Pacing – hier stimmt nahezu alles. Kleiner Wermutstropfen: Die Songs klingen im Deutschen leider wie etwas, was in einer Barbiewerbung im Kinderprogamm laufen könnte. Dennoch: Ein wundervoller Film, der bei mir noch Tage nachgewirkt hat.

Battle Royale [2001, Bluray]
Japan, 20 Minuten in der Zukunft: Überbevölkerung ist ein Problem, die Arbeitslosigkeit ist hoch, gleichzeitig sind die Kinder völlig wohlstandsverwahrlost und gehen kaum noch in die Schule. Die Lösung: Die „Millennium-Bildungsreform“, deren Kern das „Battle Royale“-Gesetz ist. Das berechtigt Schulträger, Kinder ab der 9. Klasse in einem Wettkampf der Besten zu stecken – einen Wettkampf auf Leben und Tod. Eine der ersten Schulklassen, die das trifft, wird entführt und mit explosiven Halsbändern und tödlichen Waffen auf einer einsamen Insel ausgesetzt. Plötzlich stehen sich 40 Kinder mit Waffen gegenüber, und nur die letzte Überlebende darf wieder von der Insel runter.

Krasser Scheiß, diese Mischung aus Herr der Fliegen und Running Man, der jahrelang zu recht auf dem Index stand und erst seit 2017 frei erhältlich ist. Inhaltlich klingt das Ganze zwar sehr nach „Tribute von Panem“, dessen Vorbild es vielleicht auch ist, aber hier wird die ganze Brutalität gezeigt, die in den Hunger Games nur angedeutet wurde.

Neben den drastischen Bildern, in denen Blut spritzt, sind es vor allem Szenen, die sich um Suizid und Verzweiflung drehen, die im Gedächtnis bleiben. Hoch problematisch schon die Grundidee, das hier Kinder gegen Kinder kämpfen, und Erwachsene da einen Medienkick draus ziehen. Sehr brutal, sehr intensiv – aber so wenig geerdet, dass die ganze Laufzeit über meine Suspension of Disbelief ausgehakt ist. Das Ganze ist so unglaubwürdig, das world building so schlecht und alle Handlungen und Figuren so over the top, dass ich in keiner Sekunde vergessen konnte, hier einen Film zu sehen. Hat mich also nicht reingezogen, ist vielleicht auch besser so. In der Summe wirkt der Film nämlich wie ein Machwerk alter Männer, die sich daran ergötzen „die Jugend von heute“ (= faul, verkommen) möglichst brutal bestraft zu sehen.

Secret Invasion [2023, Disney+]
Die Welt ist insgeheim seit Jahren bevölkert von formwandelnden Aliens, die heimlich alles unterwandert haben. Jetzt will eine Fraktion der außerirdischen Krieg gegen die Menschen führen, weil…. (blättert im Skript) …deshalb! Nick Fury hält das Ende der Welt für zu unbedeutend, um den Avengers Bescheid zu geben und murkelt selbst vor sich hin.

Der Vorspann der Serie ist KI-generiert, das haben die Produzenten zugegeben. Was bislang noch nicht eingestanden wurde: Das eine KI auch die Drehbücher verfasst hat. Obwohl, dann wären sie vielleicht besser geworden… anyway, in den Comics war die „Secret Invasion“ ein großes Ereignis, in dieser Serie werden aber hauptsächlich die Eheprobleme von Nick Fury diskutiert. Kein Witz.

Nichts hier ist wirklich gut – Dialoge sind langweilig, die Schauspieler haben wenig Spaß und reißen ihre Stunden ab oder overacten, die Story ist dumm, der Plot hanebüchen. Da passt es, dass die sechs Folgen der Serie nach hinten raus immer kürzer werden, denn offensichtlich hatte NIEMAND mehr Bock auf diesen Müll. Besonders ärgerlich: Maria Hill stirbt, völlig grundlos.

Wie eine Spionage-Thriller-Serie (das wollte „Secret Invasion“ sein) im Marvel-Universum funktionieren kann, hat 2016 übrigens „Agent Carter“ gezeigt. Die hatte zwar nur ein Bruchteil von „Secret Invasions“ 200 Millionen Dollar Budget, aber dafür gute Drehbücher, ein besseres Pacing und vor allem: Die grandiose Haley Atwell.

Good Omens 2 [2023, Prime]
Engel Aziraphael und Dämon Crowley sind zurück. Beide von ihren jeweiligen „Seiten“ verstoßen, leben sie unter den Menschen. Das ist auch völlig okay für die beiden, denn über die Jahrtausende haben sich Engel und Dämon nicht nur angefreundet, sie haben auch einen Gefallen an den Subjekten gefunden, die sie beschützen bzw. verführen sollten.

Mit dem gemütlichen Himmel/Hölle-Ruhestand ist es vorbei, als der Erzenengel Gabriel in Aziraphaels Antiquariat stolpert – ohne Erinnerung daran, wer er eigentlich ist, aber einer wagen Ahnung, das demnächst (mal wieder) die Welt untergehen wird.

Der erste Teil von „Good Omens“ erschien 1990 als gemeinsames Buch von Terry Pratchett und Neil Gaiman. Jetzt, 33 Jahre nach Erscheinen des ersten Teils und acht Jahre nach Pratchtetts Tod nun also ein zweiter Teil. Lohnt sich das? Unbedingt. Zwar ist für mich leider nach wie vor der Darsteller von Arziraphael, der in britischen Produktionen unumgängliche Martin Sheen, ein Totalausfall, aber das macht nichts – David „Dr. Who“ Tennant hat so viel Bock auf Crowley, das er eh alles an die Wand spielt. Man sollte „Good Omens“ in „Crowley“ umbenennen, so viel Präsenz und Charisma hat der hier.

Der Plot holpert zwar ein wenig, aber da die anderen Figuren ausreichend interessant und nett gespielt sind, kann man sich das schon anschauen. Interessant, aber etwas langatmig erzählt, sind die Rückblenden: In jeder Episode wird ein wenig mehr zur Vergangenheit von Engel und Dämon enthüllt, und ihre Abenteuer im Verlauf der Jahrhunderte, vom alten Babylon bis ins viktorianische London, sind schon launig.


Spielen:


Super Mario Odyssey [2017, Switch]
Der böse Bowser hat Prinzession Peach entführt und will sie heiraten. Love Interest Mario verfolgt den Verbrecher durch mehrere Länder, in denen Bowser eine Spur aus Mundraub, Diebstahl und Sachbeschädigung hinterlässt.

Mein erstes „Mario“ seit „Super Marion Land“, und das war 1989 auf dem originalen Gameboy. Der Urahn hat mit „Odyssey“ ein nahezu perfektes Gamedesign gemein. Anders als das grau-schwarze Ur-Mario ist 2017er Neuauflage kunterbunt und größtenteils in 3D.

Besonderes Gimmick: Mario hat hier eine Zaubermütze. Wirft er die auf ein Lebewesen, kann er die Kontrolle darüber übernehmen. Es ist schon großer Spaß, fast jeden Feind und sogar riesige Dinosaurier nach Belieben übernehmen zu können und und plötzlich als Mario Rex durch die Gegend zu stampfen. Vor allem ist das abwechslungsreich, und „Odyssey“ atmet Originalität aus jeder Pore. Quasi im Minutentakt überrascht das Spiel mit kreativen, niedlichen, cleveren oder einfach nur saulustigen Einfällen.

All die kariesverursachende Niedlichkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, das „Odyssey“ stellenweise wirklich bockig schwer sein kann, manche Passagen sind extrem knifflig und die Savepoints manchmal unfair weit auseinander. Gerade im Finale des Games muss man sich Dutzende Male durch immer die gleichen Sequenzen schlagen, weil man nur mit Trial-and-Error rausfindet, wie es weitergeht und zwischendurch halt nicht gespeichert wird.

Tut der Freude aber keinen Abbruch: Mario Odyssey ist mit das Beste, was man in Sachen Jump and Run auf der Switch spielen kann, zumal auch deren Controller hier sinnvoll eingesetzt werden.


Machen:

Fluchen & freuen. Immer, wenn ich denke „Ok, jetzt sind die großen Ausgaben durch“ passieren… Dinge.

In diesem Monat: Auto durch TÜV (unerwarteterweise), Holz musste gekauft werden (Arschteuer!), meine Lieblingsjacke (Cranford Jacket von Vintage Industries) wird es in Zukunft nicht mehr geben, also habe ich gleich mal eine neue und eine auf Reserve kaufen müssen, andere Klamotten mussten zu einer aufwendigen Reinigung, der Akku im PS4-Controller ging kaputt und musste ersetzt werden, der Vodafone-Curve-Tracker gab den Geist auf, die Schreibtischlampe zerfiel einfach so in acht Teile, auf Kleinanzeigen gab es günstig einen Wera-Bitsatz an dem ich nicht vorbei konnte, und: Nach insgesamt 15 Jahren (davon 12 bei mir) begann der Sanyo Z700, mein treuer, kleiner Beamer, den Geist aufzugegeben.

Er schaltete sich spontan mit Hitzewarnung ab. Keine Ahnung, ob da ein Lüfter oder eine Steuerung nicht mehr wollte. Schade, wirklich. Zum einen, weil es bis heute keinen anderen Beamer gibt, der Lens Shift hat und bei FullHD im Ecomodus so leise ist und trotzdem so ein gutes und riesiges 360cm (=140 Zoll) Bild macht, zum anderen habe ich noch zwei Lampen dafür hier liegen. Einfacher als eine Werkstatt zu suchen war es nun, einfach für 260 Euro einen anderen, 10 Jahre alten, Z700 auf ebay zu erstehen – und der war ein Glücksgriff!

Der „neue“ Z700 ist ein Grund zur Freude, denn er funktioniert nicht nur, er hat auch ein fantastisches Bild. Ich hatte schon davon gehört, das bei organischen Displays über die Zeit die Farbpanels degenerieren. Bei meinem alten Z700 war das der Fall, aber ging das so langsam, das ich es über die Zeit nicht bemerkte und allenfalls manchmal die Vermutung hegte, dass das blaue Panel nicht mehr so ganz fit war. Im direkten Vergleich stellt sich raus: Das war völlig hinüber und zeigte nur noch blaustichiges Grau, wodurch das Bild insgesamt sehr dunkel wurde, weil der Beamer dadurch auch kein Weiß mehr mischen konnte. Beim „neuen“ Z700 funktioniert noch alles so, wie es soll, und ich bin völlig überwältig wie gut und farbig das Bild sein kann. Eigentlich war es ein Glücksfall, dass der alte Selbstmord begangen hat.

Tja, wir merken uns: Wenn es kein DLP-Beamer ist (der mit Farbrad und Spiegeln arbeitet) werden Beamer bei langer Nutzungszeit und Nutzungsintensität (16.000 Betriebsstunden in 12 Jahren) einfach mal schlecht. So schleichend, dass man es selbst nicht merkt.


Neues Spielzeug:

Ein Bosch Professional GSS160-1A Multi Schwingschleifer. Weil, da musste was abgeschliffen werden. 🙄

Na, im Ernst: Damit habe ich ein olles (aber arschteures) Fichtenbrett in eine superglatte Oberfläche für einen Schreibtisch verwandelt. Der Staubsauger hat dabei geholfen:


Ding des Monats:

Einen Quergriff von Wera. Ich liebe Quergriff-Werkzeuge, und dieser Griff hat eine Ratschenfunktion und einen Halter, in den man die Bits einfach reinklickt. Sehr cooles Teil.

Dazu: JIS-Bits von Rhino. JIS ist der Japanese Industry Standard für Kreuzschlitz. Sieht aus wie Philips, ist aber in winzigen Details anders. Diese Details machen, das man mit JIS-Schraubendrehern an allem Japanischen, sei es Kameras, Shimano-Gangschaltungen oder Motorrädern, keine Schrauben mehr vergnaddelt. Man bekommt damit sogar bereits vergnaddelte Philips-Schrauben los, weil die JIS sich in den Schraubenkopf krallen und eine höhere Kraftübertragung erlauben.

Zusammen sind diese beiden Dinger mein neues Lieblingsschraubendreherset.


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Kategorien: Ganz Kurz, Momentaufnahme | 4 Kommentare

Schlüssel zur Welt

Der deutsche Reisepass ist der Schlüssel zur Welt, und jede Staatsbürgerin sollte einen haben – egal, ob eine Auslandsreise geplant ist oder nicht. Man weiß nie, wann man ihn braucht. Im Zweifel steckt er halt im Notfallrucksack – Hauptsache, man hat ihn.

Mein Reisepass wäre in einem Jahr abgelaufen. Ich habe ihn jetzt schon erneuern lassen. Zum einen, weil etliche Länder verlangen, dass der Pass bei Einreise noch mindestens sechs Monate gültig ist, zum anderen, weil der alte Zicken machte beim Lesen in elektronischen Geräten. Das verdrießt Grenzer. Niemand braucht verdrossene Grenzer.

Außerdem muss man manchmal bei Buchungen die Passnummer angeben, und da ich befürchtet hatte, dass die sich ändert* und ich deshalb Probleme bekomme bei Reservierungen für den Oktober 2024, musste jetzt der neue her.

Der neue Pass ist etwas kleiner als der alte, weil er keine „Deckel“ aus Pappe mehr hat. Er fühlt sich sehr plasticky an und ist im Inneren komplexer aufgebaut, was die Sicherheitsmerkmale angeht.

Kurze Notiz zum Ablauf:

  • Online Termin bei der Stadt Göttingen beantragen. Wartezeit für Termin: Rund 14 Tage.
  • Dauer des Termins: Ca. 10 Minuten.
  • Geschätzte Dauer, bis das neue Dokument abholbereit ist: 4-6 Wochen. Tatsächliche Dauer: 19 Tage.
  • Benachrichtigung per Mail, kein Abholtermin nötig.

Von der Terminvereinbarung bis zum fertigen Pass in der Hand keine fünf Wochen. Vermutlich fangen jetzt einige Berliner:innen an zu weinen.

Zum Termin mitzubringen:

  • Biometrisches Bild, möglichst neu. Am besten Quittung Fotogeschäft mitbringen, die Sachbearbeiterinnen in Götham fangen immer an zu meckern das Bild sei zu alt. Keine Ahnung, was die mal für einen Einlauf bekommen haben.
  • Alternative: Bild am Automaten in der Eingangshalle machen, kostet zwei Euro.
  • Fingerabdrücke
  • Alten Reisepass
  • 60 Euro (Kartenzahlung bei Sachbearbeiterin möglich)

Bei der Abholung hat man die Wahl zwischen Vernichtung und Entwertung des alten Ausweises, bei der Entwertung wird er ungültig gestempelt und man darf ihn behalten.

Ich habe mich für Entwertung entschieden, aus purer Nostalgie. Mein alter Pass hat zwar nicht viel von der Welt außerhalb Europas gesehen, aber an die Reisen 2015 in die Türkei und 2019 nach Japan denke ich immer gerne zurück, und auf dem japanischen Einreisesiegel ist der Fuji zu sehen:


*) Die Passnummer ändert sich wirklich.

Kategorien: Ganz Kurz, Service | 7 Kommentare

Peinlich

Befreundete Firma, versammelte Belegschaft. Altgedienter Mitarbeiter, den ich sehr schätze und mit dem ich viel und gut zusammengearbeitet habe, geht in den Ruhestand. Große Abschiedszeremonie, unmittelbar danach wird er Deutschland verlassen und sich der Renovierung eines Landhauses auf einer kleinen Insel widmen.

Ich halte eine Laudatio und witzele am Ende:

„Tja, lieber Walter. Wir haben lange überlegt, was wir Dir zu dieser Gelegenheit überreichen können. Zuerst haben wir daran gedacht, Dir einen Gutschein für den Baumarkt zu besorgen. Aber zum einen gibt es auf Deiner Insel keinen Baumarkt und zum anderen, seien wir ganz ehrlich, wäre ein Gutschein, für den Du Spaxschrauben kaufst, keine angemessene Würdigung Deiner Lebensleistung. Darum darf ich Dir dir als kleines Andenken diese hölzerne Statue überreichen, in der eine Glasscheibe eingelassen ist, in die Deine Leistungen und unser Dank eingraviert sind.“

Ich gehe ab, als nächstes ist der Chef von Walter dran. Ich wundere mich schon, warum der missmutig guckt. Er hält eine kurze Rede und überreicht dann einen Umschlag mit den Worten „Hier. Ein Baumarktgutschein. Von uns allen.“

AAAARGH.

Ich schaffe es echt immer wieder. Ich bin ein natürlicher Fettnäpfchenfinder.
(Gehe jetzt ein Loch graben, in dem ich versinke)

Kategorien: Berufsleben, Ganz Kurz | 8 Kommentare

Hört nicht auf

Neulich erst war das Kleine Gelbe AutoTM in der Werkstatt, weil der Anlasser nicht mehr wollte und keinen Ton mehr von sich gab. Dann bekam es ratzfatz einen neuen, der drehte freudig, und die Kiste sprang an wie eine junge Göttin.

Für meinen Geschmack drehte der Anlasser sogar zu schnell, auf jeden Fall schneller als der alte zu seinen besten Zeiten, aber egal – alles war gut.

Bis ich dann gestern zur Arbeit fuhr und unterwegs schon dachte: Seltsam, die Lüftung ist aber laut. Vor lauter Konzentration auf den Stadtverkehr hatte ich keine Zeit den Gedanken zu vertiefen. An der Firma angekommen parkte ich und stellte die Zündung aus – und hörte sofort, das unter der Haube etwas weiterlief. Aber nicht die Lüftung. Erster Gedanke: „Shit, das ist der Kühlerlüfter. Warum läuft der? Thermostat kaputt oder Kühler selbst defekt?“

Ausgestiegen, Haube auf. Beißender Rauch von verbrannten Kunststoff schlug mir entgegen. Verdammt, wo kam der denn her? Kühler? Nein, da war alles OK, und es war auch nicht der Kühlerlüfter, der da noch lief. Was da vor sich hinrödelte, tief im Inneren des Motors, das war der Anlasser! Der orgelte verbissen und war dadurch schon heiß gelaufen und hatte begonnen zu qualmen.

Meine Gedanken rasten… „Zündung ist aus, das Ding läuft weiter… Was machen?“ Natürlich: Batterie ab. Aber dafür braucht man einen kleinen Maulschlüssel, und ich habe keinen Werkzeugkasten mehr im Auto. Aber vielleicht kann man die Kabel auch so abziehen? Mit behandschuhten Fingern versuchte ich die Kabel von den Polen der Battrie nach oben abzuziehen. Ging natürlich nicht. Hatte die Werkstatt bei Batterietausch im vergangenen Herbst richtig fest angezogen. Nochmal ohne Handschuhe. Auch kein Effekt, außer zerkratzten Fingern.

Mittlerweile qualmte der Anlasser richtig heftig und auch das Zuleitungskabel schmorte, alles stank nach verbranntem Kunststoff. Ich setzte mich wieder in den Wagen und drehte den Zündschlüssel kurz auf Start und wieder zurück, in der Hoffnung, dass ein eventuell hängengebliebener Magnetschalter dadurch vielleicht doch noch schaltete, aber da passierte nichts.

In der Firma haben wir auch keine Maulschlüssel, wozu auch, aber irgendwo liegt ein Multitool mit einer Zange herum. Ich rannte hinüber zum Firmengebäude, flitzte die Treppe hoch, riss den Ausrüstungsschrank auf, klaubte das Werkzeug auf und rannte zurück. Im Laufen griff ich mir noch einen Feuerlöscher, dann im Schweinsgalopp zurück zum Auto, das rödelnd und qualmend auf dem Parkplatz stand.

So, Zange ausgeklappt, aha, hier ist die Mutter vom Batteriepol, und… SCHEISSE! Die kleine Zange rutschte an der rundgelutschten Mutter ab. Keine Chance, die damit abzubekommen. Ich versuchte das Ding als Hebel anzusetzen und eines der Batteriekabel abzuhebeln. Keine Chance, die bewegten sich keinen Milimeter. KACKE!

Was für eine Situation! Da läuft eine Maschine und läuft und läuft und zerlegt sich selbst und man kann NICHTS dagegen tun. Albtraumhaft, und wenn mir nicht bald etwas einfiele, dann könnte ich nur noch daneben stehen und traurig dabei zugucken, wie der Wagen abfackelt.

Auf der Batterie saßen drei dicke Sicherungen, die zog ich nun raus. Kein Effekt, der Anlasser lief einfach weiter. Es hörte einfach nicht auf. WIESO WAR DIESES VERDAMMTE SCHEISSDING NICHT TOT ZU KRIEGEN???

Was nun? Die Batteriekabel durchsägen? Aber mit was? Hat das Multitool eine Säge?

Ich riss den Kofferraum auf. Vielleicht lag hier durch Zufall noch was brauchbares rum?

Ich wusste natürlich, dass das nicht der Fall war. Der Kofferraum ist leer und ordentlich, außer Verbandszeug und Warndreieck und einem Feuerlöscher ist da nichts drin. Na gut, unter der Bodenmatte liegen noch ein Bolzenschneider und ein Brecheisen, aus Gründen. Vielleicht ließe sich ja der Bolzenschneider nutzen, um ein Batteriekabel durchzuschneiden? Ha, ich hatte einen Plan Z!

Aber erstmal riss ich die Bodenverkleidung hoch. Darunter: Das Reserverad, der Wagenheber, aber kein Werkzeug. Ich wühlte das Abschleppseil und einen Lappen beiseite und dann sah ich es: In der Styroleinlage des Wagenhebers steckten zwei einsame Werkzeuge – ein Schraubendreher und… EIN ZEHNER MAULSCHLÜSSEL!!!

EXAKT das Werkzeug in der exakt der Größe, die ich gerade brauchte! In dem Moment kam es mir vor, als sei dieser Maulschlüssel von einer Halo umstrahlt, wie der heilige Gral.

Wie einst König Artus sein Excalibur aus dem Stein zog ich den Maulschlüssel aus dem Schaumstoff, sprang zur Motorhaube und schraubte den Minuspol der Batterie ab. Der Anlasser aus der Hölle erstarb mit einer letzten Drehung, dann war Ruhe. Endlich. Die Teufelsmaschine war tot.

Am Nachmittag kam der ADAC und stellte fest, das nicht Zündschloss oder Zuleitung defekt waren, sondern wirklich der neue AnlasseR. Den klemmte ADAC-Man ab, dann schoben Arbeitskollegen die gelbe Kiste kurz an und es ging es aus eigener Kraft und mit dem ständigen Gedanken „Jetzt die Kiste bloß nicht abwürgen!“ in die Werkstatt. Dort entschuldigte man sich wortreich, wobei die Werkstatt halt nichts für ein defektes Original-Neuteil kann.

Zwei Stunden später war der neue Anlasser drin, das Kleine Gelbe AutoTM läuft wieder. Jetzt lausche ich allerdings immer mißtrauisch, ob der Starter auch wieder ausgeht, wenn ich den Wagen anlasse. Und den heiligen zehner Schlüssel, den habe ich jetzt immer in der Mittelablage liegen.

Kategorien: Ganz Kurz, kleines gelbes Auto | 8 Kommentare

Immer noch November

„Heute ist der 168. November 2022“ sage ich im Scherz, aber Tatsache ist: Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so lange auf den Frühling gewartet zu haben.

Der Winter war nicht hart, aber er ist lang und dauert gefühlt immer noch an. Das liegt auch an regionalen Besonderheiten: Während andernorts schon die Natur grünt und blüht, ist hier alles kahl und tot. Allenfalls vereinzelt gibt es kleine Tupfer vorwitziger Blüten und zart keimender Blättchen, aber wenn ich aus dem Fenster sehe, dann stehen dort immer noch kahle Baumgerippe. Als wäre immer noch November.

Das Wetter trägt sein übriges dazu bei. Temperaturen zwischen 1 und 6 Grad, dauerbedeckter Himmel und dazu stippeliger Nieselregen, der dem Boden wenig bringt, aber die Laune dämpft. In meiner Wohnung sind es jetzt seit einem halben Jahr um die 16 Grad, im Schlafzimmer sogar nur 13 Grad, und ich würde gerne mal wieder ohne Biberbettfäsche, Schlafmütze und Wärmflasche nächtigen und ohne Fleeceklamotten und doppelt Socken am Schreibtisch sitzen.

Auf dem Balkon gucken die neu angeschafften, mediterranen Pflanzen ganz traurig. Ich kann es ihnen nachfühlen.

Kategorien: Ganz Kurz, wetter | 7 Kommentare

Frühling! Saisonstart 2023

Höret und preiset das Frühlingswiesel! Das Frühlingswiesel sorgt dafür, dass auch in diesem Jahr wieder Frühling ist! Hiermit verkündet es den Beginn der Motorradsaison! Der Winter war lang und kalt und dunkel, aber nun macht das Wiesel Frühling und gutes Wetter, dass es nur so kracht! Passt auf Eure morschen Knochen auf, fahrt vorsichtig und huldigt dem Frühlingswiesel!

Allerdings könnte sich das faule Wieseltier gerne ein wenig mehr anstrengen. Es ist immer noch kalt, die Natur im Tiefschlaf und Schneefall scheint stets näher als Sonnenschein.

Trotzdem habe ich gestern die beiden Damen aus ihrem Winterschlaf geweckt. Der Grund: Beide brauchen eine Hauptuntersuchung, gerade sind die Temperaturen knapp zweistellig und in etwas mehr als 10 Tagen fluten wieder die Saisonkennzeichenfahrer die Prüfstationen hier vor Ort. Also Batterien eingebaut und… nix ging.

Echt, ich HASSE es die Motorräder auszuwintern und das erste mal zu starten. Die ZZR, deren Vergaser leer sind, orgelt immer so lange rum, bis ihre Batterie wieder nahezu leer ist, erst dann lässt sich sich dazu herab, hustend und spotzend anzuspringen. Deshalb klemme ich immer gleich noch eine zweite dran. (Notiz an mich selbst für´s nächste Jahr: Auch den Choke wirklich komplett aufziehen.)

Irgendwann lief sie dann, und wird sich hoffentlich ab jetzt nicht mehr so Divenmäßig zickig geben.

Die V-Strom hat eine Einspritzanlage und ist daher pflegeleichter. Einfach auf den Starter drücken, läuft. Normalerweise. Dieses Mal sprang sie an, lief 30 Sekunden und ging dann einfach aus – und wollte nicht wieder anspringen.

Ich konnte die Benzinpumpe hören, die ordentlich nachlieferte, aber die Kiste wollte zunächst nicht wieder anspringen und öttelte und orgelte rum, als hätte sie sich das von der ZZR abgeguckt. Erst nach einer endlosen Minuten kam sie wieder, schüttelte sich und rappelte, lief dann aber.

Damit sind die Renaissance und die Barocca wieder am start, und ab morgen gibt´s dann neue Plaketten.

Saisonstart heißt auch: Nach einem halben Jahr Pause muss man sich als Fahrer erst wieder an die Physik eines Moppeds gewöhnen. Langsam rantasten, nicht gleich auf der letzten Rille heizen.

Für Autofahrer bedeutet das: Augen doppelt offen halten. Zweiräder sind wieder unterwegs, und mit ihrem Fehlverhalten ist zu rechnen – die Schergen sind zum Teil noch so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass man doppelt aufpassen muss. Achja, und blinken, blinken ist auch gut. Das gilt für alle.

Ich wünsche allen eine unfallfreie Saison!

Ich starte mit folgenden Kilometerständen in ein Jahr, das hoffentlich nicht so seltsam weitergeht, wie es begonnen hat.

Kawasaki ZZR600 Renaissance: 95.067
Suzuki DL650 V-Strom Barocca: 95.007

Kategorien: Ganz Kurz, Motorrad | 14 Kommentare

Bloggen auf WordPress.com.