Ganz Kurz

Frühling! Saisonstart 2023

Höret und preiset das Frühlingswiesel! Das Frühlingswiesel sorgt dafür, dass auch in diesem Jahr wieder Frühling ist! Hiermit verkündet es den Beginn der Motorradsaison! Der Winter war lang und kalt und dunkel, aber nun macht das Wiesel Frühling und gutes Wetter, dass es nur so kracht! Passt auf Eure morschen Knochen auf, fahrt vorsichtig und huldigt dem Frühlingswiesel!

Allerdings könnte sich das faule Wieseltier gerne ein wenig mehr anstrengen. Es ist immer noch kalt, die Natur im Tiefschlaf und Schneefall scheint stets näher als Sonnenschein.

Trotzdem habe ich gestern die beiden Damen aus ihrem Winterschlaf geweckt. Der Grund: Beide brauchen eine Hauptuntersuchung, gerade sind die Temperaturen knapp zweistellig und in etwas mehr als 10 Tagen fluten wieder die Saisonkennzeichenfahrer die Prüfstationen hier vor Ort. Also Batterien eingebaut und… nix ging.

Echt, ich HASSE es die Motorräder auszuwintern und das erste mal zu starten. Die ZZR, deren Vergaser leer sind, orgelt immer so lange rum, bis ihre Batterie wieder nahezu leer ist, erst dann lässt sich sich dazu herab, hustend und spotzend anzuspringen. Deshalb klemme ich immer gleich noch eine zweite dran. (Notiz an mich selbst für´s nächste Jahr: Auch den Choke wirklich komplett aufziehen.)

Irgendwann lief sie dann, und wird sich hoffentlich ab jetzt nicht mehr so Divenmäßig zickig geben.

Die V-Strom hat eine Einspritzanlage und ist daher pflegeleichter. Einfach auf den Starter drücken, läuft. Normalerweise. Dieses Mal sprang sie an, lief 30 Sekunden und ging dann einfach aus – und wollte nicht wieder anspringen.

Ich konnte die Benzinpumpe hören, die ordentlich nachlieferte, aber die Kiste wollte zunächst nicht wieder anspringen und öttelte und orgelte rum, als hätte sie sich das von der ZZR abgeguckt. Erst nach einer endlosen Minuten kam sie wieder, schüttelte sich und rappelte, lief dann aber.

Damit sind die Renaissance und die Barocca wieder am start, und ab morgen gibt´s dann neue Plaketten.

Saisonstart heißt auch: Nach einem halben Jahr Pause muss man sich als Fahrer erst wieder an die Physik eines Moppeds gewöhnen. Langsam rantasten, nicht gleich auf der letzten Rille heizen.

Für Autofahrer bedeutet das: Augen doppelt offen halten. Zweiräder sind wieder unterwegs, und mit ihrem Fehlverhalten ist zu rechnen – die Schergen sind zum Teil noch so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass man doppelt aufpassen muss. Achja, und blinken, blinken ist auch gut. Das gilt für alle.

Ich wünsche allen eine unfallfreie Saison!

Ich starte mit folgenden Kilometerständen in ein Jahr, das hoffentlich nicht so seltsam weitergeht, wie es begonnen hat.

Kawasaki ZZR600 Renaissance: 95.067
Suzuki DL650 V-Strom Barocca: 95.007

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Die Barocca im Kradblatt

Wer schon immer mal wissen wollte, was die DL650 V-Strom kann und was man ihr besser nicht antun sollte, der kann das natürlich hier im Blog nachlesen.

Oder, ganz kompakt, in Kradblatt 03/23.

Darin erzähle ich ein wenig über meine Erfahrungen mit der Barocca, die nun fast 100.000 km runter hat, wo wir bislang unterwegs waren, was sinnvolles Zubehör sein kann und wovon man besser die Finger lässt.

Kradblatt 03/23 gibt´s kostenlos an guten Motorradpoints im Norden, im Abo und online unter online.Kradblatt.de

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Momentaufnahme: Februar 2023

Herr Silencer im Februar 2023, dieses Mal mit unspassigen Spielen von verrückten Japanern und einem ärgerlichen Drecksfilm von Shah Rukh Khan.

Wetter: Monatsanfang um die Null Grad, tageweise Ausreisser bis auf Minus 5 und dabei Regen plus Gewitter, Sturm und Sonnenschein in einem wilden Mix. Mitte des Monats nachts Minus drei, tagsüber bis zu 13 Grad, teils Sonnenschein, teils Regen. Monatsende mit nachst minus sechs und Schnee wieder deutlich kälter.


Lesen:

Jasper Fforde: The Woman who died a lot (Thursday Next, Band 7) [2013, Kindle]
Thursday Next ist nach dem schlimmen Unfall im Vorgängerband ein körperliches Wrack. Deshalb kehrt sie auch nicht zur Sonderpolizei SpecOps zurück, sondern übernimmt die Leitung der East Wessex Bibliothek – eine Einrichtung, die finanziell, personell und von der Bewaffung so stark aufgestellt ist, wie das Verteidigungsministerium von Wales. In der neuen Position hat sie nicht nur mit Budgetvorgaben zu kämpfen, sondern auch mit der Tatsache, das sie ständig in Androidenkörpern erwacht, die kurz darauf wieder getötet werden. Außerdem: Swindon steht kurz davor, von Gott vernichtet zu werden, ihr Sohn Friday wird einen Mitschüler umbringen und niemand weiß warum, und Töchterchen Jenny existiert weiterhin nicht.

Klingt alles total crazy. Fforde-typisch gibt es hier wieder fantastisches Worldbuilding, in der aber nur laue Charaktere mit aberwitzigen Problemen herumtappen, bis fünf vor zwölf per Deus Ex Machina aufgelöst werden. Dieses Mal nicht mal sonderlich witzig, und das Tempo ist schnarchlangsam. Definitiv der schlechteste Band der siebenteiligen Trilogie.


Hören:


Sehen:

Clarksons Farm, Season 2 [Amazon Prime]
Staffel zwei erzählt die Geschichte weiter, wie Ex-Top Gear-Moderator Jeremy Clarkson seine Farm in Südengland bewirtschaftet, ohne davon wirklich Ahnung zu haben. Seine neueste Idee: Kühe züchten und die, lecker zubereitet, in einem kleinen Farmcafé servieren. Dagegen hat der Ortsrat etwas.

Wieder sehr vergnüglich, die acht kurzen Episoden von Staffel zwei. Die Geschichte mit dem Ortsrat ist ein echtes Drama, das den Bogen zu verfehlter Tory-Politik, dem Versagen der britischen Regierung und zum Brexit aufmacht. Das ist vergnüglich wie betrüblich anzusehen. Die Story hatte ich nach meinem Besuch auf Clarksons Farm aufgeschrieben, jetzt gibt es Bewegtbilder dazu.

Black Panther II: Wakanda Forever [2022, Disney+]
Der Panther ist tot. Das Phantasieland Wakanda trauert, während die Welt hinter seinen Vibratoren her ist. Zu allem Überfluss kommt ein atztekischer Gott um die Ecke und will Afrika unter Wasser setzen.

Ach, ja mei. Die Geschichte ist schon lang und seltsam, und der Bösewicht eine unglaubwürdige Figur. Was den Film rettet ist der fantastische, überwiegend schwarze und weibliche Cast. Angela Basset rockt als Königin alles weg und Dana Guirira als Okoye hat, zusammen mit den anderen Kriegerinnen, die dicksten Eier überhaupt. Funfact: Eine der Elitekriegerinnen, Florence Kasumba, wacht als Tatort-Kommissarin über Göttingen. Watch out, Gesindel!

Bullet Train [2022, BluRay]
Ein Schnellzug rast durch die Nacht, von Tokio nach Kyoto. An Bord: Der vom Pech verfolgte Kriminelle Brad Pitt und mehrere skurrile Charaktere, die anscheinend alle hinter dem gleichen Ziel her. Dann wird es blutig – und lustig.

Tolle Besetzung, tolles Konzept. Was passiert, wenn ein halbes Dutzend Killer, die sich alle nicht kennen, in einem sich immer weiter leerenden Zug durch die Nacht rasen, und alle hinter dem gleichen Ding her sind? Skurrile Situationen, feine Kampfchoreografien und überraschende Einfälle folgen hier Schlag auf Schlag. Wie ein Tarantino-Film, aber schneller und witziger. Sehr toll und schon jetzt für mich ein Anwärter auf „Film des Jahres“, auch wenn dem Ende deutlich anzumerken ist, dass es nachträglich gedreht und angeflanscht wurde.

Zero [2018, BluRay]
Shah Rukh Khan ist von Beruf Sohn. Ungebildet, faul, frech und hinterlistig pöbelt er am liebsten den ganzen Tag rum oder verschleudert das Geld seines Vaters. Trotzdem wird als seine Haupteigenschaft nicht „Kotzbrocken“ benannt, sondern seine Kleinwüchsigkeit. Der nur 1,40m große Arschlochmann trifft auf eine behinderte Wissenschaftlerin, gewinnt ihr Herz, verlässt sie dann aber sofort für eine hübsche Sängerin. Am Ende fliegt er zum Mars.

„Wieviel Unfug kann man in einen Film stopfen?“ Shah Rukh Khan: „Ja“.

Genau wie „Mein Name ist Khan“ ist auch „Zero“ völlig überfrachtet. „Khan“ hatte im Kern ein Ernstes Anliegen, nämlich die gesellschaftliche Diskriminierung Muslimen in den USA nach 09/11 zu zeigen. Verkackt hat der Film es dann, weil man dachte, das reiche nicht, und Shah Rhuk Khan unbedingt seine Figur als stotternden Autisten spielen musste – was ebenso unnütz wie peinlich sowie ärgerlich war.

„Zero“ fährt sowas wieder auf, nur ungleich ekelerregender: Die Kleinwüchsigkeit von Khans Charakter ist lediglich ein Gimmick und ein Vorwand, SRK auf überdimensionierten Möbeln und Motorrollern rumturnen zu lassen. Eine sehbehinderte Figur dient als Comic Relief, das mit einer Taschenlampe durch die Kulissen stolpert. Am Schlimmsten ist aber Anushka Sharmas Rolle. Sie mimt eine unter Zerebralparese leidende Frau, die mit Spasmen im Rollstuhl sitzt und sich zuckend durch den Film grimassiert.

Ich habe ein echtes Problem damit, wenn Behinderungen nur dazu dienen, um völlig belanglose, schlecht geschriebene und unsympathische Charaktere vermeintlich interessanter zu machen. Dazu kommt: Die Darstellungen in „Zero“ sind schlecht gespielt und völlig übertrieben. Ein Film zum Fremdschämen, dessen grundsätzlich schon miese Geschichte wirr und schlecht erzählt ist. Einzig Katrina Kaif spielt hier großartig, aber das reisst es nicht raus. Der unsägliche Streifen ist zum Glück und zu Recht an den Kinokassen getankt.

Jab Thak Hai Jaan – So lange ich lebe [2012, DVD]
Shah Ruhk Khan ist ein wortkarger Major der indischen Armee. Ohne Schutzanzug und scheinbar ohne Furcht hat er schon fast einhundert Bomben entschärft. Eine junge Journalistin interessiert sich für die Geschichte des „Mannes, der nicht sterben kann“, wie er bewundernd von seinen Kollegen genannt wird. Tatsächlich schafft sie es, Kontakt zu dem Einzelgänger aufzunehmen. Sie lernt einen Mann kennen, der seit dem Verlust seiner großen Liebe innerlich tot ist.

„So lange ich lebe“ spielt in einer Liga mit „Om Shanti Om“ und ist einer der besten Bollywoodfilme, die es nach Europa geschafft haben. Dabei helfen nicht nur die tolle Geschichte und schöne Bilder, sondern auch der Schauplatz: Ein Großteil des Filmes spielt in London. Dazu kommt der wahnsinnig tolle, weibliche Cast: Katrina Kaif als britische Meera ist grandios, und Anushka Sharama als Journalistin sprüht geradezu vor guter Laune.

Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr [2021, Prime Video]
Alter Mann steigt in John O´Groats, im nördlichsten Nordzipfel von Schottland, in einen Bus. Sein Ziel: Lands End in Cornwall, im südlichsten Zipfel Südenglands. Unterwegs trifft er Leute, und Stück für Stück wird enthüllt, warum er sich auf diese Reise machte.

Mit dem Bus durch die Landschaften von Schottland und England! Und zwar ziemlich genau die Strecke, die ich im vergangenen Jahr mit dem Mopped gefahren bin! Tolle Landschaft, skurrile Leute! Das könnte ein nettes Road Movie sein!

Tja, ist es aber leider nicht. Das liegt vor allem am Drehbuch. Die Figur des alten Mannes wächst einem nie wirklich ans Herz, dazu erfährt man zu wenig über ihn. Sein Verhalten ist erratisch, und der Grund seiner Reise wird als großes Geheimnis präsentiert. Als Zuschauer hat man das allerdings nach 20 Minuten erraten, der Film geheimnisst dann aber noch eineinhalb Stunden weiter, ehe zwei Minuten vor Ende alles in Pastellfarben aufgelöst wird. Durch diese Geheimnistuerei geht nicht nur die Plotstruktur ziemlich flöten, auch die zweite Hauptfigur wird als grundunsympathisch eingeführt, obwohl sie das Empathiezentrum des Films sein müsste. Das der Film ab der Hälfte dann gerne noch „Forrest Gump Light“ wäre, macht es nicht besser.

Der 65jährige Timothy Spall („Wurmschwanz“ aus den Harry-Potter-Filmen) spielt den ca. 95jährigen Hauptcharakter unter einer erstaunlich schlechten Maske völlig inkonsistent. Vermutlich liegt das an der Regie, denn Spall kann eigentlich so richtig was.

Der Deutsche Titel ist übrigens völlig wurstig. Der Film heißt eigentlich „Der letzte Bus“, was viel mehr Sinn ergibt und eine ganz andere Dramatik impliziert. Aber die deutschen Verantwortlichen sind geistig wohl immer noch bei bei Titeln wie „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ – aber der ist von 2010 und war auch damals schon sperrig und schlecht.

Von daher: Schöne Idee, handwerklich aber so schlecht umgesetzt, dass der Film keinen Spaß macht und völlig belanglos bleibt. Nicht mal schöne schottische Landschaft gibt es in annähernd ausreichender Menge zu sehen.


Spielen:

Death Stranding – Director´s Cut [2019, PS5]
Ein kataklystisches Ereignis hat dafür gesorgt, das sich die Welt der Lebenden und der Toten miteinander vermischen. „Der Tod ist in der Welt gestrandet“, sagen die wenigen Menschen, die die Katastrophe überlebt haben, und verstecken sich in unterirdischen Bauten.

Da mit dem Ereignis auch jegliche Kommunikation zusammengebrochen ist, hockt da nun jeder für sich in seinem Bunker, ohne Kontakt zur Außenwelt. Die einzige Verbindung zwischen den Bunkern sind sogenannte Träger, die Waren zu Fuß hin- und hertragen. So ein Träger ist Sam. Zu Fuß stapft er durch ein Amerika, das aussieht wie Island, und beliefert Bunker mit Paketen und Netzwerkausrüstung. Das finale Ziel: Von Ost nach West über den gesamten Kontinent zu wandern und die versprengten Siedlungen mit einem Netzwerk zu verbinden. Dagegen haben aber Gespenster, verrücktgewordene Postboten und sinistre Maskenträger etwas.

Vor „Death Stranding“ habe ich mich lange gedrückt. Zum einen wurde es auch in der Fachpresse als „DHL-Simulator“ beschrieben, denn die Kernmechanik besteht darin, die Spielfigur ohne zu stolpern durch unebenes Terrain zu steuern und Pakete auszuliefern. Wie unterhaltsam kann das schon sein?

Zum anderen ist es ein Spiel von Hideo Kojima. Der gilt vielen als Gott des Gamedesigns, als einer der letzten Grand Auteurs der Industrie. Ich halte ihn für einen durchgeknallten Spinner, dessen Machwerke vollgestopft sind mit Hirnfürzen, die an der Grenze zur Unspielbarkeit wandeln. Quasi ein David Lynch der Spieleindustrie. Ohne einen ordentlichen Producer, der einfach mal sagt wann es genug ist, stopft der Japaner seine Games einfach endlos mit seltsamen Zeugs voll, bis es einen vor Cringe schaudern lässt.

So ist nicht nur die Grundprämisse von „Death Stranding“, das ein Paketbote zu Fuß die letzte Hoffnung der Menschheit ist, völlig Kuckuck. Nein, der Paketbote muss auch einen einen Fötus in einer Flasche um den Hals tragen, um Gespenster sehen zu können. Er muss sich gegen wahnsinnig gewordene Briefträger wehren. Seine Mutter ist auch die Präsidentin der USA. Seine Schwester ist gleichzeitig irgendwie auch seine Frau. Mads Mikkelsen sein Vater. Und er selbst sein eigens Baby. Ach ja, und Granaten werden aus Sams Badewasser oder seinen Urin gemacht, Gewehrpatronen und Seile aus seinem Blut.

Falls das nicht schon hirnzersetzend genug ist: Es wird immer nur noch schlimmer. Die wenigen Charaktere, denen man beim Pakete austragen begegnet, tragen Namen wie Deadman, Heartman oder Die-Hard-Man. Wenn Regen fällt vergeht die Zeit schneller und verdirbt die Ausrüstung, und einer der Charaktere fällt alle 21 Minuten mit Herzinfarkt um, was Unterhaltungen mit ihm schwierig macht.

Bei so geballtem Quark hilft es dann auch wenig, das der Cast so hochkarätig ist. Sam-der-Briefträger wird gespielt von Norman „Walking Dead“ Reedus, Guillermo del Toro gibt den seltsamen Wissenschaftler, Léa Sedoux ist als Femme Fatale Fragile mit dabei und Mads Mikkelsen als Bösewicht. Diese Figuren gucken immer mal wieder vorbei, in erster Linie um Exposition zu dumpen, dann ist man als Spieler wieder allein in Island mit seiner Paketauslieferung.

In den ersten Stunden zieht einen die ungewöhnliche Spielmechanik durchaus mit, bei der man versucht über Wiesen und Berge zu laufen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Dann interessiert einen für eine gewisse Zeit die Story, denn „Death Stranding“ ist gerade wegen seiner Absurdität wie ein Autounfall, von dem man wissen möchte, wie schlimm es am Ende wirklich wird.

Das Dranbleiben macht einem das Spiel aber nicht leicht, denn das Spieldesign ist teils unter aller Kanone. Das fängt bei ultra-komplizierten und in nanogröße beschrifteten Menüs an, in denen man permanent rumfummeln muss und deren User Experience wirkt, als habe Kojima nie auch nur ein Playstation Game von Nahem gesehen. Alles ist hier anders als es die Konsolenkonventionen vorgeben, und das funktioniert richtig schlecht. Auch nach 40 Spielstunden hatte ich noch nicht den Knopf zum verlassen der Menus verinnerlicht.

Das geht bei der Steuerung weiter, die einen ein ums andere Mal ins Gamepad beißen lässt, weil die Spielfigur sich oft bewegt, also ob sie in Teer feststeckt – was sie häufig sogar wörtlich tut. Sie bewegt sich auch dann eigenwillig, wenn man sich plötzlich auf Schlachtfeldern im ersten Weltkrieg wiederfindet (fragen sie nicht) und das Spiel plötzlich ein Shooter sein will – was hinten und vorne nicht funktioniert, teils weil alles zu träge ist, teils aufgrund von Bugs. In schnellen Feuergefechten ruft nämlich die Taste für die Waffenauswahl reproduzierbar das verkehrte Menu auf. Statt schnell das Gewehr nachzuladen beginnt die Spielfigur dann damit, sich gemütlich Sandalen anzuziehen, und statt zwischen Granaten und Raketenwerfern kann man plötzlich zwischen verschiedenen Sonnenbrillen wählen.

So watet man dann in Zeitlupe durch Teer und versucht die Sandalen wieder auszuziehen, währen ein Weltraumwal (fragen sie nicht) mit Glibber auf einen schießt und unser Briefträger alle zwei Sekunden sämtliche Ausrüstung aus seinem Rucksack verliert, weil er mal wieder gestolpert ist.

Kommt man mal zum Schuss, stellt man schnell fest, das selbst der Mega-Quadruple-Raketenwerfer nahezu wirkungslos ist, oder dass das Sturmgewehr schon wieder zu Staub zerfallen ist, weil es zu viel Zeitregen abbekommen hat. Und zu allem Überfluss schreit auch noch die ganze Zeit dieses verdammte Baby, das man in der Flasche um den Hals trägt. Da ist man dann fast froh, wenn diese Sequenzen hinter sich hat, und das Gameplay sich wieder darauf beschränkt, das unser Postbote im Regen einen Berg herunterfällt.

Nichts davon macht Spaß.

Richtig schlimm ist das Pacing. Nach einem überholpert schnellem Start latscht man in der Welt rum und liefert Pakete aus, während die Geschichte praktisch nicht vorankommt. Nach rund 40 Stunden passiert dann aus dem Nichts ein Megashowdown gegen den Schurken – aber dann ist das Spiel nicht vorbei.

Wie ein Gast, der länger bleibt als er willkommen ist, setzt „Death Stranding“ dann weiter und weiter einen drauf. Nach dem Megakampf kommt ein Showdown mit Schleicheinlagen, der megafrustrierend ist. Keine Ahnung, was Kojima sich gedacht hat, aber mit einer untauglichen Mechanik gegen einen Feind anzuschlecihen, der mit Röntgenblick ausgestattet ist und sich alle paar Sekunden woanders hinteleportiert – wie kann sowas Spaß machen? Aber das ist natürlich nicht das Ende, denn auf diesen spielerischen Müll folgt ein Faustkampf und DANN!! beginnt erst die eigentliche Handlung.

Weil für die wohl kaum noch Zeit war, findet die zum Großteil über Funksprüche statt, während man durch den Regen latscht. Das Finale zieht sich dann auch noch ewig, bis hinein in die sechs(!) Abspannsequenzen und danach gibt es noch einen Kurzfilm. Wirklich, die letzten acht Spielstunden wollte ich wirklich nur noch, dass es vorbei und stöhnte jedes Mal laut, wenn das Spiel mit weiterem Quatsch um die Ecke kam. Schlimm, echt ganz schlimm.

Ganz, ganz selten hat das Spiel seine Momente, etwa in Situationen, wenn man gerade mal wieder allein durch die Landschaft latscht und dann die Kamera ein wenig rauszoomt und ein trauriger Song gespielt wird. Das vermittelt gut die Einsamkeit des Charakters – wird aber gleich wieder durch absurden Quatsch gebrochen, weil man z.B. seine eigene tote Mutter auf dem Rücken trägt, die in 5 Minuten explodiert, wenn man sich nicht beeilt.

Nett ist auch der Einfall, dass nach Durchwandern eines Gebiets Dinge, die andere Spieler gebaut haben, in der eigenen Spielwelt auftauchen. Das reicht von Hilfsmitteln wie Brücken oder Leitern bis hin zu Ausrüstung, mit der andere Spieler helfen. Man kann sogar mit fremden und stets unsichtbaren Mitspielern gemeinsam Straßen oder Seilbahnen bauen und so das Island-Amerika gemeinsam erschließen. Das ist nice, aufgrund ständiger Ressourcenknappheit oder Mangels Transportmöglichkeiten geht das aber nur im Endgame richtig voran, oder wenn man zwanzigtausend optionale Aufträge durchführt und ein Bierfaß über die Alpen trägt und sowas.

Freude am Bauen kann man schon vor dem Endgame haben, aber das will das Spiel nicht – spätestens in Kapitel 13 setzt unangekündigt ein Dauerregen ein, der nahezu alles, was man bis dahin gebaut hat, zerstört. Hat man also den Leerlauf der vorangegangenen Kapitel genutzt und einfach Spaß am Koop-Bauen gehabt, wird das kommentarlos vernichtet.

„Death Stranding“ ist ein weiteres, echtes Kojima-Werk, ganz ohne Zweifel. In meinen Augen bedeutet das: Eine Wundertüte voller Hirnfürze, die einen mehr ärgern als staunen lassen und die viel, viel zu lange geht.


Machen:
– Sperrmüllentrümpelung


Neues Spielzeug:
– Lagerregale, und ein Hochbeet. Der Sommer wird toll.


Ding des Monats:
Das Kleine Gelbe AutoTM – das jetzt auch einen Baumschlag überlebt hat.


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

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Sperrmüll 1927

Ich mag es nicht, zu viele Dinge zu besitzen. Angesammeltes und unbenutztes Zeug nimmt Platz in Wohnung und Keller weg, und es engt mich gefühlt auch mental ein. Jeder Gegenstand, den man besitzt, trägt ein Stück der eigenen Seele in sich. Ist die Seele auf zu viel Zeugs verteilt, bleibt für einen selbst zu wenig übrig.

Nachdem ich in diesem Jahr gemerkt habe, das ein 16:9-Bild auf einem 4:3 Fernseher mittlerweile doch SEHR klein ist, war klar: Den alten Röhrenfernseher brauche ich nicht mal mehr, um das eine Mal im Jahr „Dschungelcamp“ zu gucken, der kann jetzt nach 26 Jahren wirklich weg. Auch, wenn die Fritzbox dann einen anderen Standort braucht.

Folgerichtig Sperrmüll bestellt. Warnung auf der Website der Entsorgungsbetriebe: Achtung, Termin kann drei Monate dauern. Okay, April oder Mai passt mir, da habe ich noch nichts vor. Dann der Bescheid: Wir holen ihren Kram übermorgen. WTF? Drei Tage statt drei Monate Wartezeit? Respekt! Also schnell ausmisten.

Was kann noch weg? Ah, ja! Der 90er Jahre Vitrinenschrank, den mir die Nachbarin beim Einzug aufgedrängt hat, und gegen den ich mich nicht genug gewehrt habe. Zwölf Jahre sind als Zeitraum, den man ein ungewolltes Geschenk aus Höflichkeit behält, wohl genug.

Sonst noch was? Die Dachbox vom Auto vielleicht? Schade drum, aber nimmt viel Platz weg, will niemand haben und um ehrlich zu sein, habe ich die seit 14 Jahren nicht mehr benutzt. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich die wirklich nochmal brauche? Die Zeit, wo ich mit drei, vier Personen im Auto auf Zelturlaub gefahren bin, sind lange vorbei.

Die Alufelgen vom Kleinen Gelben AutoTM können auch weg. Die sind zwar in Ordnung und sehen geil aus, aber das Auto wird nie wieder Sommerreifen bekommen. Okay, und hier noch ein Stuhl und dort ein alter Computer und mein erster „Ingo“-Küchentisch, ein altes Windschild für die ZZR und eines für die Suzuki, eine Kühlbox mit schleifendem Lüfter, ein Reisekleiderschrank und der 13 Jahre alte N90-Helm, und das war es dann.

Oh, Moment! Ich könnte eigentlich mal diese Ecke in der Garage ausmisten! Schränkchen samt Inhalt und der Plunder in der Ecke sind noch von den Vermietern, das kann wirklich mal weg, das braucht nie wieder jemand.

Wieviel Plunder ist denn das in der Ecke? Ach, nur ein paar Holzteilchen, das geht sicher schnell.

Damit nahm dann das Elend seinen Lauf. Wie eine angestochene Eiterbeule quoll ZEUG aus allen Ecken der Garage, in Summe war ich das halbe Wochenende mit Kramen und Sortieren beschäftigt.

Man glaubt es ja echt nicht, was da alles angesammelt war: Alte Ölkanister. Lösungsmittelbehälter. Abschnitte von Holzbalken. Holzleisten. Kurze Bretter. Lange Bretter. Metalleisten. Bleche, angeschnitten. Metallplatten, mehrere Millimeter dick. Türschlösser, der Größe nach von Kirchentüren. Betonplatten. Reste von Marmorplatten, die bestimmt nicht in diesem Haus verbaut sind. Wackersteine.

Hinter der alten Hobelbank ging es weiter. Spanplatten aus alten Möbeln. Mehr Holzleisten. Dachrinnenhalter. Hufeisen. Eine zwei Meter lange Tischplatte(?), oben aus Metall, im Unterbau aus Presspappe. Unausgepackte Blätter für eine Kreissäge, die es hier im Haus nicht gibt.

Wirklich erstaunlich, was hier alles gelagert war. Aber auch kein Wunder, das knuffige Vermieterehepaar war Jahrgang 1927, Kriegsgeneration, da musste ALLES aufgehoben werden – man wusste ja nie, wann man es mal braucht.

Das ist auch der Grund, warum hier krumme, weil gebrauchte Nägel und benutzte Schrauben rumlagen, fein säuberlich aus alten Brettern herausgedreht und dann unsortiert in Kisten gekippt. Dazu Dutzende Schalter, ausgebaut aus Nachtischlampen oder vom Kabel abgeschnitten. Gebrauchte Scharniere. Noch ein Hufeisen. Sardinendosendeckelaufroller. Flaschenöffner. Verrostete Sägeblätter. In Summe bestimmt 10 Kilo gammeliges Altmetall.

Zum Glück durfte ich fast alles wegwerfen, nur an einigen Holzböcken (nicht faltbar, nehmen echt viel Raum ein, werden demnächst auseinandergeschraubt) hing noch das Herz eines Erben. Erinnerungsstücke an den Großvater.

Nachdem ich mich einmal durch Keller und Garage gearbeitet hatte, war eine krasse Menge an Müll zusammengekommen. Sieht auf dem Bild alles ordentlich aus, weil es gut gestellt ist, aber welche Menge an Holz-Kleinteilen sich darunter verbirgt, ahnt man kaum. Und nichts, kein Teil davon war in meinen Augen noch brauchbar.

Am schwersten war es, die vier Meter langen Eichenbretter raus zu schleppen. Die dienten vermutlich zum Gerüstbau beim Bau des Hauses, in den 70ern.

Sie wieder rein zu schleppen war noch schwerer, denn zwischenzeitlich kam ein Nachbar vorbei und wies darauf hin, dass die Dinger für Sperrmüll zu lang seien und man sie auch nicht einfach fix zersägen könnte, weil sie mit Betonschleier überzogen seien und der eine Motorsäge stumpf machen würde. Da hat er wohl recht, der Nachbar.

Tja, nunja. Bleiben die halt noch ein wenig hier liegen, und die Holzböcke halt auch. Aber wenigstens wurde der ganze andere Krempel rückstandslos abgeholt. Die Müllwerker sind meine persönlichen Helden, dank denen sind nun Wohnung, Garage und Keller zumindest etwas leerer – und mein Kopf fühlt sich auch wieder freier an.

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Agathe 2022/23

Ach guck an, wer da doch noch blüht. Die dicke Agathe!

Die hat sich ordentlich Zeit gelassen. In den Vorjahren blühte sie sonst ab Anfang Dezember und dann einen Monat lang, wie es sich halt für einen Weihnachtskaktus gehört.

Auf Weihnachten 2022 hatte sie offensichtlich genauso wenig Lust wie ich, aber nun blüht sie wieder.

Vielleicht hängt die späte Blüte mit der gelben Farbe der knotigen Blätter zusammen. Woher die kommt? Vielleicht hat Agathe was vom ersten Frost abbekommen, der Mitte November ja sehr plötzlich kam. Vielleicht hat sie zu viel geraucht. Wer weiß schon, was dieses Gemüse aus dem Weltraum so macht, wenn man nicht hinguckt.

Bonus: Aus Agathes Hintern wachsen zwei kleine Stechpalmen. Die gammelten in den Vorjahren vor sich hin, nach einer Kürzung schimmelten die Stümpfe sogar. Aber die Hitze im Dürresommer ist denen wohl gut bekommen, es gibt sogar eine neue Krone.

Frühere Agathes:

Die dicke Agathe 2021
Die dicke Agathe 2020
Die dicke Agathe 2019
Die dicke Agathe 2018
Die dicke Agathe 2017

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Ruby No. 6

Ich nutze ja keinen klassischen Fernseher oder Monitor, sondern gucke und spiele seit 12 Jahren auf einem Full-HD-Beamer von Sanyo. Der braucht immer mal wieder eine neue Lampe, und das hier ist die Notiz an mich selbst: Die alte Beamerlampe wurde bei 1.950 Stunden merklich dunkler. Seit 30.12.22 ist eine neue Lampe in Betrieb, Ruby No. 6.

Wobei das hier eigentlich keine Ruby-Lampe ist. Eine Ruby-Lampe ist Ersatz in Erstausrüsterqualität und besteht immer aus zwei Teilen: Einer Originallampe von Philips, Osram oder Ushio und einer gerätespezifischen Halterung (Käfig) der Firma Ruby. Beides zusammen ergibt das Ruby-Lampenmodul:

Bei ebenjenen Lampenmodulen herrschte gerade ein wochenlanger Lieferengpass, weshalb ich am Ende mal eine nackte Philips-Lampe gekauft und die selbst in eine Halterung eingebaut habe. So eine nackte Lampe ist mit rund 90 Euro noch einmal 20 Euro günstiger als ein komplettes Ruby-Modul. Beim Umbau haben mich drei Dinge erstaunt:

  1. Die Lampe ist ein kleiner Zylinder mit der Brennwendel, die aus der Mitte eines Reflektors herausschaut. Da sieht ein wenig aus wie ein Halogenspot. Nur: Der Reflektor ist nach vorne offen und der Lichtzylinder völlig ungeschützt!

  2. Der Umbau war sehr einfach, wenn man einmal weiß wo die Blechhalterungen verklemmt sind. Hat man die Klemmbleche raus, müssen nur die Kabel ab- und wieder angeschraubt werden und gut ist.

  3. Der Lampenkäfig hat eine eigene Linse verbaut, und DIE war beim alten Käfig völlig verdreckt. Das sah auch nicht nach Staub aus, sondern irgendeine Art von Niederschlag, wie von Innen bedampft. Ließ sich mit Scheibenreiniger gut säubern, allein das hat Helligkeitsmäßig schon wieder was gebracht.

Und um den Running Gag fortzuführen: Der Röhrenfernseher (26 Jahre alt, 30 Kilo schwer) steht hier immer noch rum. Ohne den hätte die Fritzbox keine passende Abstellfläche.

Notiz am Rande: Als die nackte Lampe kam, wurde am exakt gleichen Tag auch endlich das vor Wochen bestellte Lampenmodul geliefert. Jetzt habe ich also Reserve im Haus.

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Alles so ruhig hier

…und das bleibt auch erstmal noch so. Die Arbeit ist, wie jedes Jahr Anfang September, etwas fordernd. Privat erfordert die Familie Aufmerksamkeit – mein Vater ist mit seinen 80 Jahren jetzt an einem Punkt angekommen, wo er Hilfe braucht. Und dann sind da noch Achttausend Kleinigkeiten, von Gasdichtigkeitsprüfungen im Wohnhaus über Arzttermine bis hin zu Büroarbeiten für die Nachbarn.

Viel Zeit für schöne Dinge oder gar Hobbies wie dieses Blog bleibt da gerade nicht – selbst  die ZZR600 „Renaissance“ weilt seit heute im Winterschlaf, weil ich nicht mehr dazu kommen werde sie zu fahren. Das ist auch der Grund, weshalb hier die kommenden Wochen nichts passiert. Gerade brauchen mich andere, und dann brauche ich erstmal Zeit für mich.

„Aber heute ist nicht alle Tage, …“

Wir lesen uns.

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Ein Stück Japan im Harz

Walkenried ist ein winziger Ort im Harz. In den letzten Jahren ist einiges modernisiert worden, aber der Harz und insb. das ehemalige Zonenrandgebiet ist immer noch strukturschwach. Das ist deutlich an gammelnden Holzhäusschen und schlechten Straßen zu erkennen.

Walkenried hat eine winzige Innenstadt, die auf dem Gelände des alten Klosters liegt, um das herum der Ort entstanden ist. Vom Kloster stehen noch Fragmente malerisch in der Landschaft herum:

Im ehemaligen Hof des Klosters befindet sich ein Gasthaus, das zufällig „Klosterhof“ heißt. Wie passend!

„Klosterhof“, das klingt nach schwerer, deutscher Küche, oder? Tja. Tatsächlich wird hier japanisch gekocht, und zwar auf einem Niveau, das sogar Menschen von weit her anreisen lässt, um das Rindfleisch zu genießen.

Modnerd und ich pflegen seit unseren Abenteuern in Japan eine gewisse Sehnsucht nach Okonomiyaki, den japanischen „Pfannkuchen“. Die gibt es hier auch, leider nicht im von mir sehr geschätzen Hiroshima-Style sondern nach Osaka-Art, aber immerhin!

Sogar Gyozas, die fantastischen Teigtaschen, stehen auf der Karte:

Wer möchte, kann dazu japanisches Bier trinken, anschließen einen japanischen Whiskey kosten oder ein Macha-Eis essen. Alles, alles schmeckt fantastisch.

Aber warum ist ausgerechnet hier, im Harz, im Nirgendwo, ein so authentisches japanisches Restaurant? Und warum wird es von einem Prof. Dr. betrieben, wie die Karte verrät?

Nun, weil der Besitzer, Prof. Dr. Wolfgang Nitz, lange Jahre in Japan gelebt und gearbeitet hat. Das erklärt uns eine Frau am Nebentisch, die seit vielen Jahren Stammgast hier ist. Prof. Nitz arbeitete erst in den 1970ern am Goethe-Institut in Tokio, dann an der Deutschen Schule in Kobe und schließlich an der Universität in Osaka. In Japan gründete er auch eine Familie, die sich dann – um den Töchtern das Studium in Deutschland zu ermöglichen – in Walkenried nieder ließ.

Seitdem betreibt die Familie dieses fantastische Restaurant, und das sehr offensichtlich nicht aus wirtschaftlichen Interessen, sondern um der Vermittlung der Kultur Willens. Darum gibt es im Klosterhof, diesem nach alter Schänke-mit-Tenne aussehendem Gasthaus, authetisches japanisches Essen.

Wer dieses Kleinod besuchen möchte, muss sich beeilen. Die Familie erwägt nach Japan zurück zu ziehen. Besuchen kann man das Restaurant nur nach vorheriger Reservierung, und wessen Anfrage positiv beschieden wird, kann sich glücklich schätzen und sich auf ein außergewöhnliches Slow-Food-Erlebnis freuen:

https://klosterhof-walkenried.de/
+49 (0)5525 / 823 49 51

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Bye, AeroEngine

Es gab eine Zeit, da hatte ich großen Spaß daran an Rechnern herumzuschrauben. Die Fähigkeiten, selbst aus Einzelteilen einen funktionierenden Computer bauen zu können, waren auch zwingend notwendig, denn vor 20 Jahren drehte sich das Hardware-Karussel rasend schnell: Wenn man eine eine neue Grafikkarte kaufte, war sie praktisch in dem Moment, in dem man sie aus dem Laden trug, schon wieder veraltet und zu langsam. Standards änderten sich schneller als die Jahreszeiten, und folgerichtig war man ständig mit Umbauten beschäftigt, weshalb es wohl auch die Kategorie „Rechner“ in diesem Blog gibt.

 

Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Irgendwann hatten die Prozessoren genug Power, um länger als zwei Jahre brauchbar zu sein, und parallel dazu gingen meine Ansprüche zurück. Nutzte ich früher einen Rechner auch und viel zum Spielen, was naturgemäß leistungsfähige Hardware erfordert, verkam er seit 2012 zur reinen Internet- und Büromaschine.

Das erklärt, warum der letzte Rechner, den ich wirklich selbst gebaut habe, sagenhafte 13 Jahre gehalten hat. Jetzt geht er in Rente.

Am Gehäuse sieht man übrigens noch, dass er aus einer Gamerzeit stammt. Es handelt sich um ein „Aeroengine Jr.“-Gehäuse der taiwanesischen Firma Aerocool, die bis heute sowas herstellen.

 

 

Gekauft habe ich das um 2004, und es dann mit leuchtenden Füßen und LED-Bändern weiter aufgepimpt, bis die Kiste leuchtete wie ein Casino in Las Vegas. Heute sind die Prioritäten Strom sparen und möglichst geringe Lautstärke, früher musste es halt blinken und leuchten.

Die Turbine an der Front hat tatsächlich eine Funktion, da sitzt ein blau leuchtender Gehäuselüfter hinter.

Blau leuchtend war der letzte Schrei im Jahr 2004. Und dann noch Gehäuselüfter in Turbinenform!

 

Seitenlüfter mit „Biohazard“-Abdeckung.

Seitlich gibt es eine Plexiglaswand, damit man ins Innere gucken kann. Aber das wollte man bei meinem gar nicht, das Innere war, nun, ziemlich Kraut und Rüben:

 

Ja, der stammt halt aus einer Zeit, in der von „Kabelmanagement“ noch nie jemand (also, ich) etwas gehört hatte.

Die Gehäuselüfter ließen sich über eine selbstgebaute Verkabelung mittels Retro-Kippschalter an der Front ein- und ausschalten, und über ein „Gatewatch“ genanntes Display an der Front wurde HDD-Aktivität, Lautstärke und Temperatur eingestellt bzw. angezeigt.

 

Aus irgendeinem Grund gab es einen Hund mit Sonnenbrille auf dem Display, der beim Laufen mit dem Schwanz wackelte. Wurde die Temperatur im Gehäuse zu hoch, fing es an wild rot zu blinken und zu piepen.

Mainboard war ein Asustek C445 mit einem AMD Athlon II X2-Prozessor und 4 GB Hauptspeicher. Das ist auch bis zum Ende gleich geblieben, dazwischen wurde aber immer wieder an- und umgebaut: Wegen Abrauchens ein neues 550 Watt Netzteil, wegen Windows-Treiberfuckup eine neue Grafikkarte, dazwischen mal neue Platten (am Ende 3×4 TB), eine 512 GB-SSD für´s System und ein neues optisches Laufwerk, und wegen fehlender USB-3-Ports wurden die mittels PCI-Karte nachgerüstet.

Jetzt war die Bios-Batterie leer und manche Kondensatoren begannen sich aufzublähen, deshalb geht der Athlon jetzt in Rente und das Gaminggehäuse gleich mit.

Der neue Rechner ist leise und stromsparend, und in ihm leben zumindest Netzteil, Grafikkarte und Platten weiter. Leuchten tut er nicht mehr. Man wird halt langweiliger mit den Jahren.

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Eingesperrt

Sturm und einstellige Temperaturen, das hielte mich in diesem seltsamen Mai nicht vom Moppedfahren ab. Das hier aber schon:

Das, Damundherrn, ist eine von zwei Federn des antiken Garagentors, hinter dem die Barocca und die Renaissance und das Fahrrad stehen. Die Feder ist an der oberen Halterung gebrochen und hat beim Zurückschnellen die untere Halterung abgerissen.

Tja. Hm. Ich hoffe ich kriege zeitnah einen Garagentorrepariermann ran.

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Momentaufnahme: April 2022

Herr Silencer im April 2022

Trööt des Monats:

Wetter: Anfang des Monats bitterkalt mit Temperaturen nachts bis zu -9 Grad und tagsüber um den Gefrierpunkt. In der zweiten Monatswoche Sturm, Schnee und Regen bei einstelligen Temperaturen. Monatsmitte Sonne, bei Nachts um Null Grad, tagsüber um die 17. In der letzten Woche regnet es das erste Mal seit Anfang März. Die Äcker sind schon wieder trocken wie sonstwas. Letzte Monatswoche wieder trocken und 5 bis 15 Grad.


Lesen:

Stephen King: Billy Summers [2021]
Der Auftragskiller. Der berühmte letzte Job. Das Mädchen.

Diese Geschichte gab es schon in einigen Variationen. Stephen King findet hier aber einen ganz eigenen Dreh, um eine Geschichte von zwei Menschen zu erzählen, die unter seltsamsten Umständen zusammenfinden und eine merkwürdige Beziehung aufbauen.

Dieser Dreh ist aber kein wirklich guter. Zum einen braucht das Buch ewig um in Fahrt zu kommen: Ein Drittel der rund 650 Seiten sind Vorspiel. Dann nimmt die Geschichte Fahrt auf, wirkt aber hingebogen und konstruiert, um zu einem bestimmten Ergebnis zu kommen. Das dann die Story noch dauernd eine Vollbremsung bis zum Stillstand macht, um in einem Buch-im-Buch die Vergangenheit des Auftragskillers im Irakkrieg zu zeigen, macht die Sache nicht besser.

Das klingt jetzt kritischer als es gemeint ist. Trotz der anfänglichen Länge und den Einschüben ist die Geschichte von Billy Summers spannend genug, um stets wissen zu wollen wie es weiter geht. Schön auch zu sehen, das King auf seine alten Tage hier noch mit Genres, Perspektiven und Erzählstilen jongliert und ganz viel ausprobiert. Er schmeißt viel an die Wand, nicht alles davon bleibt kleben, aber es reicht noch für ein spannendes und innovatives Buch.


Hören:


Sehen:

The Brits are Coming! [BluRay]
Uma Thurman verzockt Geld einer Freundin und nötigt Tim Roth dazu Drogen für Stephen Fry zu schmuggeln.

„Weißte was? Die Thurman, die fand ich schon immer geil! Die muss im Film sein, und ihr sexy Ding machen. Und diese Dings aus Star Trek, Alice Eve, die auch! Und diese Sängerin, wo ich immer so gern höre, diese Sophia Vergara, die soll auch mitspielen! Oh, oh, oh! Und Maggie Q!“
„Und für die männlichen Rollen?“ – „Brauchen wir die wirklich? Na… da nehmen wir diesen unheimlichen da, diesen Crispin Clover. Oh, und Tim Roth, den finde ich witzig, der sieht so fertig aus. Und Stephen Fry finde ich lustig, den besetzen wir als schwulen, pädophilen Priester. Weil er selbst schwul ist, das ist lustig, kennste, kennste?!“

„Und wie soll die Handlung sein?“
„Handlung? Wieso braucht es eine Handlung? Na gut. Also: Stehen Fry will immer Leuten Sachen in den Arsch schieben, Tim Roth soll komisch gucken und dauernd bedröhnt sein, und die Ladies tragen sexy Swag und baggern sich gegenseitig an. Mehr Handlung brauchen wir nicht!“

…So oder so ähnlich muss es abgelaufen sein, als einige zugekokste Millionäre zusammen saßen und beschlossen, diesen Film zu machen. Die Darstellerriege ist beeindruckend, mit denen einen völligen Totalausfall zu produzieren muss man auch erstmal hinbekommen. „Brits are Coming“ schafft das aber – das Drehbuch ist so wirr, dass ich am Ende nicht mal verstanden habe, was da passiert.

All is lost [2014, BluRay]
1.700 Seemeilen vom nächsten bewohnten Festland bummst ein Boot in einen verlorenen Seecontainer und bekommt ein Loch. Robert Redford versucht so gut es geht alles zu flicken, aber dann kommt ein Sturm.

Interessanter Film. Praktisch keine Musik, keine Dialoge, nur ein Darsteller. Von dem wissen und erfahren wir: Nichts. Was macht der alte Mann da allein auf dem Meer? Wie heißt er? Warum ist er allein? Das bleibt der Fantasie überlassen, denn außer „MistMistMist“ und „Komm schon!“ sagt Redford den ganzen Film über kein Wort und spielt sehr reduziert. So guckt man ihm 105 Minuten dabei zu, wie er an seinem Boot rumfrickelt und sich immer neuen Problemen stellen muss.

Die Inszenierung ist zwar stellenweise sehr behäbig, und weder Kameraführung noch Schnitt werden in manchen Szenen der Dramatik der Ereignisse gerecht, trotzdem ist der Film spannend. Das liegt auch am Sound, der ziemlich gewaltig daherkommt. Wenn ein Sturm gegen das Glasfaserboot donnert und Wellen gegen den Rumpf klatschen, dann hat das Wucht.

Reduziert, spannend und dabei ruhig – eine seltsame Mischung. Nicht funktioniert hat für mich das Ende, das dem Ton des Films und der Setzung, die gleich in den ersten Minuten (immerhin per Voiceover) geschieht, nicht gerecht wird. Vermutlich wurde das nach Fokusgruppentests nachgedreht und rangepfriemelt.

Léon, der Profi [1994, BluRay]
Léon stammt aus einer der ärmsten Provinzen Italiens. Er ist ungebildet, kann nicht lesen und ist im Umgang mit Menschen so unerfahren, dass er fast zurückgeblieben wirkt. Aber in einer Sache ist er ungeschlagen geschickt: Als Profikiller. Als solcher arbeitet er im New Yorker Viertel Little Italy. Dort treiben sich auch korrupte Polizisten herum, die die Familie von Léons Nachbarin Mathilde abschlachten. Die Zwölfjährige überlebt, findet bei Léon Unterschlupf und bittet ihn, sie sein blutiges Handwerk zu lehren.

Ein Film, wie er heute nicht mehr gedreht werden könnte. Eine Zwölfjährige, die sich in einen Erwachsenen verliebt? Damals provokant, heute undenkbar. Dabei ist der Gegensatz des emotional erwachsenen, aber instabilen Kindes und des kindlichen Erwachsenen durchaus interessant – er wird hier nur etwas naiv angegangenen, ergeht sich zwischendurch in seltsamen Lolita-Szenen und versandet am Ende, ohne das der Konflikt wirklich thematisiert würde.

Abseits dieser Problematik ist „Léon“ ein sehr besonderer Film, weil er so viele Ausnahmetalente vereint. Zwar ist ausgerechnet Jean Reno als Protagonist ein ziemlicher Ausfall und ergeht sich in seinem üblichen Mondkalb-Blick, aber meine Güte, was sind Nathalie Portman und Danny Aiello hier gut.

An die Wand gespielt werden alle von Gary Oldman, der als drogensüchtiger und völlig durchgeknallter Cop hier so dermaßen abliefert, das man Angst bekommt. Oldman war die Inspiration für Heath Ledgers „Joker“, da bin ich mir sicher – Gesichtsausdrücke und Körpersprache findet man an vielen Stellen in „Dark Knight“ wieder.

Dazu kommen die visuellen Experimente eines noch nicht völlig in Selbstreferenzialität versunkenden Luc Besson in Kombination mit der tollen Kameraarbeit von Ausnahmefilmer Thierry Arbogast und der fantastische Production Value, der sich in der Ausstattung widerspiegelt: Man kann das Bohnerwachs der Altbaudielen geradezu durch die Leinwand riechen. Alles atmet Style und das Wollen, das Innenleben der Protagonisten zu visualisieren.

Ein alter Film, aber immer noch mehr als sehenswert, weil ein Ausnahmewerk.


Spielen:

Cyberpunkt 2077 [PS5]
V. ist Söldnerin auf den Straßen der dystopischen Megastadt Night City. Bei einem schiefgelaufenen Einsatz als Diebin gegen einen Megakonzern bekommt sie das KI-Abbild von Keanu Reeves in den Kopf gepflanzt. Der erscheint ihr fortan als Halluzination – und bringt sie langsam um. V.´s Persönlichkeit wird langsam, aber sicher von dem KI-Konstrukt überschrieben, das sich auch noch verhält wie das letzte Arschloch.

„Cyberpunk 2077″ ist ein dampfender Haufen und wird das auch bleiben.“ sollte hier eigentlich stehen. Tatsächlich ist auch 18 Monate nach Release, gefühlt 100 Patches und dem Wechsel auf neue Hardware (PS5 statt PS4) längst nicht alles gut.

Beispiele: NPCs glitschen, zucken und fallen durch Wände. Ab einer gewissen Geschwindigkeit verschwinden alle Autos von den Straßen. Meine Spielfigur stolpert in eine Badewanne und kommt da nie wieder raus. Ein Motorrad fährt gegen einen Müllsack, überschlägt sich und explodiert. Mein eigenes Auto spawned über meiner Spielfigur und erschlägt sie. Animationen werden nicht abgespielt. Audio hängt oder kommt in falscher Lautstärke aus der verkehrten Richtung. Keanu Reeves Tonspur ist deutlich leiser und anders aufgenommen als alle anderen. Wenn meine Spielfigur heimlich späht, beginnt sie zu schweben, bis sie meterhoch über der Deckung hovert und alle sie sehen.

Zwar stürzt „Cyberpunk“ nicht mehr alle drei Minuten ab, aber gut laufen tut es immer noch nicht. Die proprietäre und hauseigene RED-Engine kommt einfach hinten und vorne nicht klar, und in „Cyberpunk“ sind sogar Dinge kaputt, die in „Witcher 3“ noch funktionierten.

Aber selbst wenn technisch alles rund laufen würde: Dieses Spiel ist auch inhaltlich an vielen Stellen kaputt. Vieles wirkt wie auf Koks designt und nicht zu Ende gedacht. Allein die Bedienung ist auf Konsolen eine Frechheit. Menüs sind superwinzig, kaum lesbar und völlig überladen, das Perksystem überkomplex und untererklärt, das Inventar eine Müllhalde und das Craftingsystem habe ich bis zum Ende nicht verstanden und nicht benutzt.

Ich hatte ja schon ein schlechtes Gefühl, als CD Projekt Red 2014 ankündigte, „Cyberpunk 2077“ wäre ein First-Person-Adventure. Es gab noch NIE ein gutes Action-Adventure aus der Egoperspektive, und das hat Gründe. Springen und Klettern sind kaum möglich, das Customizing der eigenen Spielfigur ist völlig für die Katz (weil man sie nie sieht), und eine starke Erzählung oder Charakterzeichung kann mit einer Figur, die man nicht sehen kann, nicht wirklich gelingen.

Storytechnisch ist CP77 interessant, hat aber Open-World-typische Pacing-Probleme. Das Spiel baut viel Zeitdruck auf und drängt darauf der Hauptgeschichte zu folgen. Tut man das aber und konzentriert sich auf die story, plätschert die vor sich hin, nur um einem dann ohne Vorwarnung einen Bossgegner vor die Nase zu setzen, den man ohne ein bestimmtes Level nicht mehr besiegen kann – Zack, Storystopper. Unmittelbar nach dem Boss kommt schon der Point of no Return – wer hier weiterspielt, sieht schon nach 20 Stunden das Ende der Geschichte.

Die Nebenmissionen sollte man also unbedingt machen. Nur: Zu kaum einem Zeitpunkt weiß man, warum und wieso man welche machen sollte oder ob das alles nicht völlig egal ist. Die Nebengigs sind von der Qualität her ein ziemlicher Pralinenkasten. Ignoriert man den üblichen Open-World-Füllstoff, also die dummen Fetchquests, Autorennen und Faustkampfturniere, bleiben größtenteils nur Baukastenmissionen (gehe zu Punkt A und hau alle um) übrig.

Dabei gibt es durchaus drei, vier schön geschriebenen Nebenquestketten mit gelungenen Charakteren. Die sind aber oft so schludrig inszeniert, das sie antiklimaktisch enden. So zum Beispiel die Questkette um einen Polizisten, der Hilfe bei einem Serienmörder braucht. Der liegt im Koma, aber die entführten Opfer sind noch irgendwo in der Stadt und haben nicht mehr lange Zeit. V. muss in die Gedankenwelt des Killers einsteigen und herausfinden, wo er die Menschen verssteckt hat. Was superspannend geschrieben ist und in ein „The Cell“-Szenario führen könnte, verpufft hier einfach. Man untersucht eine Akte, fährt zu einem Ort und drückt einen Knopf – das war´s. Die durchgehende Egoperspektive verhindert, dass Zwischensequenzen filmisch inszeniert werden könnten – damit verschenkt Cyberpunk so viel.

Dieses verschenkte Potential aufgrund irriger Designentscheidungen ist überall zu spüren. So ist die Atmosphäre und Architektur von Night City und die grafische Erscheinung des Megasprawls faszinierend gut geworden. Irre Gebäude, Neonlichter… Das sieht toll aus, wirkt aufgrund des spärlichen Straßenverkehrs und weniger NPCS (die Engine!) aber auch oft leblos. Die Schwächen bei Technik, Story und Inszenierung arbeiten aber gegen die Atmosphäre, und das Spieldesign versteckt auch noch viele Möglichkeiten und Einzigartigkeiten vor einem.

Ich hatte am Ende aber doch Spaß an dem Game. Ich habe einfach alles ignoriert was ich nicht verstanden habe (wozu neben dem Crafting auch das Perksystem gehört, also vermutlich den ganzen Rollenspielanteil) und habe mich einfach über Hirn-aus-Simpelmissionen in der tollen Stadt und Missionen mit den wenigen Charakteren gefreut, die gut geschrieben sind. Auch die verschiedenen Enden sind allesamt berührend, kommen aber etwas abrupt und willkürlich um die Ecke.

„Cyberpunk 2077“ ist also kein dampfender Haufen, aber es ist auch kein supertolles Spiel. Abseits der netten Grafikassets ist sehr viel irreparabel verkehrt designt, technisch schlecht umgesetzt und die Narration erreicht an keinem Punkt „Witcher“-Niveau. An der Erwartungshaltung und den Versprechen im Vorfeld gemessen, ist es entäuschendste Spiel der letzten Jahre. Nach genügend Zeit in dieser Ruine findet sich dann aber doch eine gewissen Faszination des Morbiden – vielleicht das ist ja auch fast Punk.

The Kaito Files [PS5, 2022]
Tokio: Kaito Masaharu ist ein Ex-Yakuza und der Sidekick von Privatdetektiv Yagami. Als der aus der Stadt ist, wird ein neuer Klient bei Kaito vorstellig. Er soll eine Frau suchen, die eigentlich schon seit Jahren tot sein sollte. Zufällig ist diese Frau früher einmal Kaitos große Liebe gewesen.

Schöner DLC zu „Lost Judgment“. Keine Nebenaufgaben, kein Füllstoff, nur gut geschriebene und sehr spannende Thrillerstory. Deshalb schon nach rund 8 Stunden vorbei, aber da es in denen keiner Hänger und keinen Grind gibt, ist das mehr als verzeihlich. Ist im Season Pass zu Lost Judgment enthalten, auch wenn Sony Deutschland auch nach mehrfachem Hinweis zu dumm ist das auf die Website zu schreiben.


Machen:

ADAC-Training in Gründau,
Mastodon ausprobieren.


Neues Spielzeug:

Neue Tourenkombi. FLM Touren Leder-/Textil 4.0, der Nach-Nach-Nachfolger meiner Mohawk von 2012. Wieder Cordura/Ledermix mit Sympatex-Membran, Protektoren sind gegen bessere ausgetauscht.

Ist ordentlich verarbeitet, lediglich die Anordnung der Innentasche und die Reißverschlüsse an den Ärmeln sind Banane. Qualitativ gibt es deutlich besseres, aber diese Kombi passt mir perfekt, und darauf – und die schnelle Verfügbarkeit – kam es jetzt an. Ich kann gar nicht sagen, wie froh und glücklich ich bin, die Matata von Held endlich wegpacken zu können und stattdessen wieder eine Hose zu tragen, die mir nicht nach dem dritten Schritt vom Hintern rutscht (eine Nummer kleiner schnürte bei de Held dagegen die Extremitäten ab). Irgendwann mache ich mich dran mal eine gute Revvit Kombi zu finden, aber dieses Jahr habe ich von Hosenanprobieren die Nase voll.

Archiv Momentaufnahmen ab 2008

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Silencers Blog wünscht frohe Weihnachten

Und ganz besonders vielen Dank an alle, die Karten und Päckchen für Huhu und das Wiesel geschickt haben 🙂

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Agathe 2021

Da freut sich der Herr Silencer und der Huhu wundert sich: Agathe blüht wieder!

Elf Monate im Jahr sieht Agathe aus wie monströses Gemüse aus dem Weltraum, mit knotigen, fleischigen Blättern, die bei der sanftesten Berührung sofort abbrechen. Aber einen Monat im Jahr, von Ende November bis Ende Dezember, verwandelt sie sich in einen rosafarbenen Wasserfall aus Blüten. Dafür lohnt es sich, ihren Anblick den Rest des Jahres zu ertragen.

Sieht man übrigens auf den Bildern nicht, aber Agathe ist wirklich ein Mopped: Gut über einen Meter bringt sie im Durchmesser mit.

Frühere Agathes:

Agathe 2020
Die dicke Agathe 2019
Die dicke Agathe 2018
Die dicke Agathe 2017

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Zwei weitere Jahre

Schon lustig. Ich musste echt drauf achten nicht mehr von „TÜV“ zu reden, wenn ich „Hauptuntersuchung“ meine. Früher musste man halt „TÜV und ASU machen“, dann „HU und AU“, und mittlerweile ist es halt nur noch die Hauptuntersuchung.

Und was sagt am Empfang der DEKRA die dortige Angestellte auf meine Frage, ob ein Prüfer im Haus sei? „Ach, sie wollen zum TÜV?“

Wie auch immer: Das Kleine Gelbe AutoTM musste zur HU. Es ist inzwischen zwanzig Jahre alt, hat einen leicht verölten Motor, ein Rad quitscht, aber sonst ist alles in Ordnung… oder?

„Schweller verbeult“, sagt der Prüfer. Hö? Tatsächlich, die sind punktuell regelrecht eingerollt. Oh man, da hat in der letzten Werkstatt irgendjemand den Wagen angehoben und damit nicht auf die Ansatzpunkte geachtet. Ärgerlich. Ansonsten hier und da ein wenig Rost, aber: Alles Top in Ordnung. So mag ich meine Fahrzeuge: Machen nicht viel her, sind aber unter der alten Oberfläche TipTop in Ordnug. (bzw. im Falle des Autos: Der Bemoosten Oberfläche. Ja, da wächst Moos aus den Spalten).

Lange Rede, rosa Sinn:

Ich freue mich. Sehr.

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Ausrüstungsodyssee

Der November ist grau und kalt, da bietet sich ein Ausflug in den Süden an. Leider konnte ich den nicht selbst antreten, aber immerhin Teile meiner Motorradbekleidung.

Das Innenleben der TechAir-Jacke zieht es alle zwei Jahre nach Asolo, im Veneto. Dort wird die Airbagweste auf Dichtigkeit geprüft, die Treibladungen getauscht, die Sensoren gecheckt, die neueste Steuersoftware aufgespielt und – das ist am Wichtigsten – das Teil wird gewaschen.

Gönnt man sich als TechAir-Besitzer diesen Service für 99 Euro, bekommt man dafür nicht nur ein überholtes und duftendes Kleidungsstück und Seelenfrieden zurück, auch die Herstellergarantie verlängert sich um zwei Jahre. Versand und Rückgabe wird vom Händler organisiert, und über Louis geht das reibungslos und schnell. Im Retourenportal druckt man sich ein Versandlabel, legt einen Brief bei, dass man bitte eine TechAir-Wartung möchte und schickt das Ganze nach Hamburg. Dort wird das Ganze dann behandelt wie eine Reklamation, aber die Mails á la „Es tut uns so leid, dass Du mit uns nicht zufrieden bist“ und „Wir tauschen Deine Ware um“ kann man allesamt ignorieren. Die zeigen nur an, dass der Airbag unterwegs nach Italien ist, und binnen 10 Tagen war die Klamotte wieder hier.

Der Helm war nicht ganz so weit weg und hat trotzdem etwas länger gebraucht, was aber am Lieferdienst lag. Der N104 war nicht im Stammhaus von Nolan in Bergamo, sondern nur in Stuttgart, wo er in der deutschen Niederlassung von Nolan neue Visiermechaniken und Dichtungen bekam und die Verschlüsse gängig gemacht wurden.

Zusammen mit dem neuen Innenfutter und den Wangenpolstern lebt der Helm nun noch etwas länger.

Ich bin nur froh, dass ich ihn wiedergefunden habe – mitten in der Göttinger Innenstadt lag er rum, ganz allein. Das kam so: Mitte letzter Woche kam eine SMS von einem Versanddienstleister, das ein Paket für mich unterwegs sei. In der SMS: Ein Link auf eine kaputte Trackingseite. In Zeiten von Massenphishing über Fake-SMS unbedingt eine vertrauenssteigernde Maßnahmen.

Dann passierte: Nüscht.

Irgendwann habe ich mit die kaputte Trackingseite genauer angeguckt und konnte aus ihr eine Versandnummer rausschütteln, die dann auf einer anderen Trackingseite funktionierte. Stand der Dinge war da: Angeblich war ein Zustellversuch unternommen worden (stimmt nicht), aber ich wäre nicht da gewesen (stimmt auch nicht), und nun sei das Paket bei einem Nolte abgegeben worden. Nett. Nur: Hier gibt es weit und breit keinen Nolte.

Mein erster Gedanke: OK, der Fahrer hatte zu viel zu tun, und um sein Tagespensum zumindest für die Statistik zu erfüllen, hat er selbst das Paket als ausgeliefert unterschrieben und bringt das morgen oder übermorgen.

Doch es passierte: Nüscht.

Für heute hatte ich mir dann vorgenommen, sämtliche Lager des Versanddienstleisters anzurufen. Schon im nächstgelegenen hatte ich Glück. Das Lager selbst, ein Fahrradladen in der Göttinger Innenstadt, sah aus wie das Lagerhaus am Ende von „Jäger des verlorenen Schatzes“ – kein Wunder, wenn die Zusteller nicht mal Benachrichtigungen hinterlassen und die Pakete gleich da hinbringen, dann sammelt sich halt was an.

Wie auch immer: Der N104 ist wieder da. Und mit den Ersatzteilen des upgegradeten Modells ist er besser als an dem Tag, als ich ihn gekauft habe.

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