Das Wiesel auf dem Weg ins große Abenteuer
Liebe Leserschaft,
bevor wir nun zum wieseligen Teil kommen, dem Teil, der uns in den kalten Wintermonaten an die schöne und warme Zeit erinnern soll, würde ich gern noch ein paar einleitende Worte verlieren.
Die Idee das Wiesel mit in unsere Flitterwochen zu nehmen, kam an einem verregneten Frühlingsabend. Meine Frau, das Standesamt hatten wir bereits hinter uns, schaute mir gelangweilt über die Schulter. “Was liest du´n da?” “Ich les gerade im Blog von Herrn Silencer, schau mal, der hat ein Wiesel.” Erst stehend, später auf meinem Schoß sitzend, zeigte ich ihr all die Abenteuer, die das Wiesel bereits erlebt hatte. “Hey, das ist ja süß, kriegen wir das auch mal? Schreib dem mal ne Mail, dieses Jahr machen wir doch so viel.”
So nahm ich also Kontakt zum Wiesel auf und siehe da, es wollte unbedingt mit uns über den großen Teich. Kurz vor dem Abflug stellte uns dann der Postbote einen Karton vor die Tür und von da an wurde alles angenehm chaotisch. Wer ein Wiesel dabei hat, der wird immer was erleben wurde mir prophezeit. Völlig zu recht. Amerikanische Sicherheitsbeamte z.B. reagieren mitunter sehr merkwürdig auf Wiesel in Reiserucksäcken, Oreos sollte man IMMER außer Reichweite aufbewahren, Otter mögen Wiesel, Wiesel mögen Strandspaziergänge, Wasser hingegen können sie absolut nicht leiden…
Da ich nun (noch) nicht zur bloggenden Gesellschaft gehöre, bot mir Herr Silencer an, über Wiesels Untaten als Gastautor zu berichten. Seitdem versuche ich alle Stolpersteine, die mir WordPress in den Weg legt, wieder weg zu räumen und freue mich über jeden neuen, fertigen Artikel. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Herrn Silencer für sein Vertrauen und an sein kleines Wiesel für den ganzen Spaß, den wir zusammen hatten. Es hat uns ein paar unvergessliche Erlebnisse beschert, über die ich nun und in den kommenden Wochen berichten werde. Habt viel Spaß dabei!
Die Taschen sind gepackt, alle Einreiseformalitäten erledigt, die Nervosität steigt, es kann endlich losgehen. Von der ersten Idee bis zum Abflug sind inzwischen fast zwei Jahre ins Land gestrichen. Ursprünglich war es nur der Wunsch, einmal den Big Apple zu sehen. Aber dann artete die Planung schnell aus, Ideen wurden entwickelt und wieder verworfen, Angebote eingeholt und Reiseberichte gelesen. Ein befreundetes Paar war so begeistert, dass sie gleich mit uns mitkamen. Vier Personen, ein Wohnmobil und ein Wiesel versprachen unseren TOAZ.
Hamburg, 9 Uhr morgens, die Tür fällt hinter uns ins Schloss. Die Taschen sind schon seit gestern gepackt. Die Nacht verlief ruhig, wenn auch kurz, vor Nervosität fällt das Frühstück aus. Unser kleiner Reisebegleiter flitzt schon den ganzen Morgen durch die Wohnung, zerrt an seinem Reiserucksack und schaut uns aus großen Knopfaugen an.
Mit Bus und S-Bahn war der Flughafen Hamburg unser Startpunkt für viele tolle Reisen, schnell erreicht. Check in, Gepäck, Sicherheitskontrolle, alles wohl bekannte Prozeduren. Endlich im Boardingbereich, ein wenig Ruhe kehrt ein, geschafft! Frühstück. Für uns und den kleinen Begleiter. Wo wir gerade dabei sind, so ein kleines Wiesel ist ganz schön verfressen…
Boarding klappt problemlos, das Wiesel bekommt einen Fensterplatz, die Maschine rollt zur Startbahn 23, Triebwerke heulen auf, der Vogel hebt ab. Das Abenteuer ist offiziell gestartet.
Der Flug verläuft ruhig, die Landschaft zieht unter uns hinweg, die Verpflegung ist, sehr zum Leidwesen des Wiesels, nicht besser geworden. Trotzdem verlangt es von der Stewardess eine weitere Portion, verdrückt sie, kuschelt sich in Frau Kennys Schoß und schläft friedlich ein.
Inzwischen hat der Airbus die Reiseflughöhe verlassen und beginnt mit dem Landeanflug auf Lissabon. Dort wollen wir einen schönen Abend verbringen und ein wenig durch die Stadt bummeln, bevor es am nächsten Morgen weiter in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten geht. Je tiefer unsere Maschine sinkt, umso mehr hebt sich die Stimmung. Das Wiesel wird wieder fitter, schaut aus dem Fenster, freut sich über das schöne Wetter und verschwindet in der Gepäckablage. Es ist in seinem Reiserucksack geschlüpft, bevor die Maschine am Gate hält.
Lissabon ist Portugals Hauptstadt, und mit 500.000 Einwohnern gleichzeitig die größte Stadt des Landes. Das heutige Stadtbild stammt größtenteils aus dem 18. Jahrhundert, und die Altstadt ist geprägt durch enge Gassen und gefließte Außenfassaden. Durch die engen Straßen schlängelt sich unheimlich viel Verkehr und eine Straßenbahn, die aus dem 19. Jahrhundert stammt und für ein Fahrerlebnis der besonderen Art sorgt.
Die Bahn, oder besser gesagt der eine Wagen, besteht ganz aus Holz. Die Fenster können aufgeschoben werden, und der Straßenbahnfahrer benutzt eine Leine, um die Stromabnehmer auf dem Dach einzeln umzuhängen. Sehr urig.
Wenn man sich in das Innere des Waggons begibt, wird man sehr schnell als Tourist erkannt. Die Portugiesen reagieren darauf sehr verhalten, teilweise sogar unfreundlich. Uns ist eine Dame um die 50 gut in Erinnerung geblieben, die uns mit einem gewaltigen Wortschwall auf Portugiesisch und vielen Gesten darauf aufmerksam machte, dass Touristen in dieser Bahn zu stehen haben, damit recht schaffende Leute sich hinsetzen können. Sehr schade, dieses Erlebnis trügt ein wenig die Erinnerung an die an sonst recht reizvolle, wenn auch baufällige Stadt.
Belohnt wurden wir für diese abenteuerliche Fahrt mit einem wundervollen Ausblick über Lissabon. Im Hintergrund ist übrigens die zweitgrößte Hängebrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr, die Ponte 25 de Abril, oder kurz Ponte, zu sehen. Links daneben kann man noch die Christo-Rei-Statue erahnen, eines der vielen Wahrzeichen Lissabons.
So viel Gelaufe und Gefahre durch die Stadt macht nicht nur Wiesel hungrig, und so trieb es uns in eins der zahlreichen kleinen Restaurants an der Straße. Der Wirt, unheimlich nett, sprach kein Wort Deutsch oder Englisch, verständigte sich aber über wilde Gesten, verstand dann ungefähr wer Fisch oder Fleisch wollte, verschwand in der Küche und kam mit kulinarischen Köstlichkeiten wieder zurück. Wir dinierten bei untergehender Sonne mit Blick auf das Castelo de São Jorge, einer alten Burganlage, welche um die 1000 Jahre alt ist.
Pappsatt ging es mit der U-Bahn, welche im Vergleich zur Straßenbahn sehr modern und sauber ist, zurück ins Hotel. Wiesel nahm sofort ein Bett in Beschlag, zauberte einen New York Reiseführer aus seinem Reiserucksack hervor, las 2 Sekunden und schlief umgehend ein. Es war wohl doch ein sehr anstrengender Tag.
Weiter zum nächsten Teil: Neue Freunde
7 Gedanken zu „Das Wiesel auf dem Weg ins große Abenteuer“
Kenny! Kenny! Kenny!
Mit dem Wiesel in die Flitterwochen, wie zauberhaft. Sie und Frau Kenny müssen einfach gute Menschen sein 🙂
Der Bericht und die vielen schönen Bilder machen Lust auf mehr. Ein TOAZ fürwahr 😀
Toller Einstand! Die Bilder machen wirklich Lust auf mehr. Ein Hauch von Golden Gate Bridge weht durch Lissabon, wenn ich mir das so ansehe. Und die urige Bahn, von der haben mir jetzt schon mehrere erzählt die muss ich unbedingt auch mal sehen!
hallo Kenny!
mit dem Wiesel auf Hochzeitsreise, mutig!
🙂
nach Lissabon möchte ich auch nochmal, nebenbei bemerkt.
Habt vielen Dank für die lieben Worte. Ich stehe momentan noch ein wenig im großen Schatten des Meisters, der seine große Reise mit so vielen Worten beschreiben konnte. Diese Gabe obliegt mir leider nicht, ich versuche aber gern, euch ebenfalls zu unterhalten und einen Hauch des Urlaubsgefühls zu vermitteln, welches wir in diesen 2 Wochen erlebt haben. Es war eine außergewöhnliche Reise und es wird nicht unser letztes mal gewesen sein, dass wir in den USA waren.
Jedem lege ich übrigens nahe, ein Wiesel mit auf Reisen zu nehmen. Es hält einen immer auf Trab, ist kuschel bedürftig und immer zu Schabernack aufgelegt. Es wird mit ihm nie langweilig.
Wie habt Ihr das denn gemacht? Hochzeitsreise, Bett, Zeit zu zweit … und dann immer das Wiesel mit im Zimmer? Konntet Ihr es mal raus schicken? Oder habe ihr für es noch ein zusätzliches Einzelzimmer gebucht? Fragen über Fragen. 🙂