Reisen

Reisemotorrad 2024: Suzuki V-Strom 800

Ein nacktes Motorrad zu kaufen ist immer nur der Anfang! Motorisierte Zweiräder wollen individualisiert und auf die Vorlieben ihrer Besitzer angepasst werden – erst recht solche, mit denen es auf Reisen gehen soll. Nach zwölf Jahren Erfahrung mit langen Touren weiß ich mittlerweile sehr genau, was ich an einem reisetauglichen Motorrad benötige. Durch eine Kette von glücklichen Zufällen in Tateinheit mit starker Motivation ist nun binnen der Rekordzeit von nur vier Wochen die V-Strom 800 SE entstanden – „SE“ für „Silencer Edition“. Das kam so.

Vom überraschenden Kauf der V-Strom 800 hatte ich ja schon berichtet. Zwei Wochen später, also am 08. März, war es schon soweit: Die Barocca war abgemeldet und ihr Kennzeichen an die V-Strom 800 übergegangen, denn auf die „V137“ wollte ich nicht verzichten.

Hier drei Generationen des Kennzeichens: Links das erste, das beim Unfall 2017 zerstört wurde, in der Mitte dessen Ersatz, den die Barocca sechs Jahre lang trug, rechts die neue Version für die 800er.

Für ihre letzte Fahrt musste die 650er ein kuchenblechgroßes Überführungskennzeichen tragen. Was für eine Demütigung.

Die letzte Fahrt der Barocca führte in das Dorf hinter Kassel, wo der Suzuki-Händler wohnt. Dort wartete schon die 800er, abholbereit und zum guten Teil fertig umgebaut. Dass das jetzt überhaupt möglich war, war purer Zufall und wieder diesem genialen Händler zu verdanken, der schon auf irgendwelchen Wegen die 800er als eine der ersten in Deutschland beschafft hat.

Seit 13 Jahren gehe ich jetzt auf lange Motorradtouren und weiß, was ich in einem Motorrad brauche und was nicht. Meine bevorzugten Hersteller sind die Italiener von Givi oder die deutsche Firma SW-Motech. Ein paar Dinge haben sich als wirklich essentiell für mich herausgestellt, und dazu gehören:

  • Gepäckträger für Topcase oder Gepäckrolle
  • Seitenträger für Koffer
  • ordentlicher Sturzbügel
  • Handschutz
  • Motor- und Kühlerschutz

Nur: Das gab es alles noch nicht für die V-Strom 800, weil sie halt gerade erst auf den Markt gekommen ist. Allerdings brachte Suzuki im vergangenen Jahr schon die größere Geländeversion, die 800DE, heraus und vermutlich würden Teile, die für die gemacht sind, auch an die Straßenversion passen. Nur können das leider die Ausrüstungshersteller nicht ausprobieren, weil: Sie haben noch keine Testmaschinen.

Dieses Drama hatte der Suzukihändler mitbekommen, und er bot eine Lösung dafür an. „SW-Motech ist nicht weit weg, die sitzen hier umme Ecke. Und ich habe die in der Vergangenheit schon öfter mal mit Testmaschinen beliefert. Ich kenne die Ingenieure da und frage mal, was die meinen, ob das passt. Falls ja, lasse ich mir von denen mal ein Gepäcksystem kommen, und wenn es passt, haben die damit gleich ihr Testmopped“.

Zum mindestens dritten Mal hatte mich der Händler damit verblüfft – und der Gedanke, das MEINE V-Strom 800er das Testmodell für SW-Motech sein sollte, fand ich auch ziemlich cool.
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Motorradherbst Sardinien in 3:12 Minuten

Der ganze Motorradherbst im Video: Vom Dementor Basel über seltsame GS-Fahrer, deren Urlaub nur ein guter ist wenn es crasht, über Touren auf Sardinien, bis hin zu der Sache mit den Schafen. Nicht im Bewegtbild, nur im Text: Die schönste Frau Italiens, gruselige Anatomiemodelle, trippelnde Bäuerinnen und sechsjährige Geisterjäger.

Die gesamte Tour: 6.142 Kilometer, fast vier Wochen on the Road.

Strecken auf Sardinien:

Alle Reisetagebucheinträge:

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Reisetagebuch (10): Die Triftsperre

Motorradherbst mit der Barocca. Heute geht es nach Hause.

Freitag, 13. Oktober 2023
Frühstück im alten Gebäudeteil der Offiziersvilla, dann verabschiede ich mich von der Familie. Es dämmert gerade erst. Die V-Strom steht schon fertig gepackt vor dem Haus, und heute Morgen springt sie ohne Probleme an.

„Danke!“ stoße ich laut hervor, dann gebe ich Gas und lasse die Maschine über den geflasterten weg durch den Vorgarten des Restaurants rollen, fahre dann zügig durch das tiefe Kiesbett des Parkplatzes und ziehe schließlich auf die Bundesstraße, die an der Villa Maria Luigia vorbeiführt.

Es ist kühl, aber es regnet nicht, und das ist gut. Ich reihe mich in den Berufsverkehr ein, bis mir nach ungefähr zwei Minuten der Geduldsfaden reißt und ich die Barocca zwischen den Autos und LKW und dem Gegenverkehr vorbeimanövriere.

Nach zehn Kilometern wechsele ich auf die Autobahn. Das kostet Maut, aber alles ist besser als Berufsverkehr im Veneto.

Die Autobahn führt nach Westen, bis sie bei der Sternstadt Palmanova einen scharfen Knick nach Norden macht und an Udine vorbei in die Alpen führt. Greifvögel jagen über den Feldern und lassen sich von der Autobahn nicht stören.


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Reisetagbuch (9): Die Sache mit den Schafen

Sommertour mit der Barocca. Heute: Die Sache mit den Schafen.

Donnerstag, 12. Oktober 2023
Frühstück im alten Gebäude der Offiziersvilla, dann mache ich mich bereit für einen kleinen Ausflug.

Die V-Strom steht vor der Tür auf einer kleinen Terrasse. Gestern war Saras erste Frage, ohne das sie die Barocca hinterm Haus gesehen hätte: „Hast Du ein neues Motorrad?“

Bei der Frage verzieht sich automatisch mein Gesicht. Die fühlt sich nämlich immer ein wenig an wie „Hast du endlich eine neues Motorrad“ und als Konnotation schwingt mit, dass meine Motorräder immer alt wären und Probleme machen würden.

Das war nicht das erste Mal, dass sie das fragt, ein Mal folgte sogar der Nachsatz „Naja das alte ist doch immer kaputt“. Nun, ich mache hier, an der Küste vor Venedig, meist am Ende einer langen Tour Station, und dann war halt früher schon mal das ein oder andere im Argen. Das ist aber lange her…

Die ZZR hat sich ihrerzeit oft verkrüppelt hier her geschleppt, mal mit defektem Navi, mal mit kaputtem Tacho und ein Mal sogar mit einem auseinandergebrochenen Gepäckträger. Die V-Strom hatte 2017, als ich sie gerade gebraucht gekauft hatte, heftige Probleme mit der Kette.

Aber seitdem? Alles super! Deshalb reagiere ich auf diese „Hat Du ein neues Motorrad“-Frage etwas säuerlich. Ich brauche kein neues Motorrad, die V-Strom ist zuverlässig wie… nun, etwas SEHR zuverlässiges halt.

Außer heute morgen.

Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss und drehe ihn in Startposition. Die Scheinwerfer und die Lichter im Cockpit gehen an, ich drücke auf den Starter und der Anlasser beginnt zu orgeln.
Aber der Motor springt nicht an.
Hä?

Ich drehe den Zündschlüssel zurück und noch einmal auf die Startposition. Die Lichter gehen an, aber jetzt fällt mir auf, dass die Benzinpumpe kein Geräusch macht. Normalerweise höre ich die anlaufen, wenn die Zündung eingeschaltet wird und sie ein klein wenig Benzin zur Einspritzung fördert. Aber jetzt nicht, da tut sich gar nichts.

Ich drücke nochmal auf den Anlasser, wieder orgelt die V-Strom, wieder springt sie nicht an. Dafür beginnt die Motorleuchte wie verrückt zu blinken, und dann gibt langsam die Batterie auf.

Das kann doch nicht wahr sein! Was ist denn das hier? Eine selbst erfüllende Prophezeiung?! Aggressive Erdstrahlen? Das kann doch nicht sein, dass das Motorrad nicht mehr will, nur weil jemand rumgeunkt hat!

Nochmal schalte ich die Zündung aus und wieder ein, und JETZT höre ich die Benzinpumpe anlaufen, aber nun will der Anlasser nicht mehr nicht, weil nicht mehr genügend Strom da.

Ich mache alles aus, zähle still bis 30, dann schalte ich die Zündung nochmal ein und betätige noch einmal den Starter, und jetzt beginnt er wieder zu orgeln und dann springt endlich, nach mehreren endlosen Sekunden, auch der Motor an. UFF!

„Jag´ mir doch nicht so einen Schrecken ein!!!“, sage ich zur Barocca und schiebe in Gedanken hinterher „Das letzte Mal, als ein Mopped unzuverlässig wurde, was das seine letzte Reise mit mir“

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Reisetagebuch (8): Ghostbusters

Motorradherbst mit der Barocca. Heute mit Toskana und kleinen Fans der Geisterjäger.

Dienstag, 10. Oktober 2023, irgendwo im Orcia Tal
Erst am späten Vormittag schaffe ich es aus dem Bett. Ist aber egal, mich treibt niemand. Ich muss heute nirgendwo hin, ich muss nur zusehen, dass es mir gut geht. Sonne strahlt durch den Olivenhain vom dem Haus, und es ist herrlich einsam hier, in diesem alten Bauernhaus im Tal von Orcia.

Als mir danach ist, will ich mich auf´s Motorrad schwingen – und stelle fest, dass das mit einem klebstoffartigen Film überzogen ist. Ich hatte die Maschine gestern Abend unter einem Baum geparkt, und der sondert anscheinend klebrige Fäden ab, die sich in einer dicken Schicht auf die Barocca gelegt haben. Igitt!

Genervt hole ich einen Eimer mit warmem Wasser aus dem Appartment und beginne das Motorrad abzuputzen. Das tut ihr ohnehin ganz gut, immerhin trägt sie auch noch eine dicke Schicht aus Salz und Staub, die sich in den vergangenen Wochen angesammelt hat. Die salzige Luft hat auch dazu geführt, dass Aluteile weiß blühen und der Auspuff ein keckes Rouge aufgelegt hat. Warum können japanische Motorräder kein Salz ab? Japan ist doch ein Inselstaat, da hat es doch überall Salzluft!

Als das Motorrad soweit sauber ist, dass ich keine Angst haben muss am Sattel fest zu kleben, fahre ich durch das Orcia-Tal gen Norden. Die Landschaft sieht herbstlich entsättigt aus, aber einfach nur Motorrad fahren macht trotzdem Spaß.


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Reisetagebuch (7): Internationale Beziehung

Motorradherbst mit der Barocca. Heute mit einer Wirtschaftswunderstory, einer emotionalen Achterbahnfahrt und Postkartenidylle.

Montag, 09. Oktober 2023
Mitten in den Bergen in einer muckeligen Holzhütte einem warmen Bett aufwachen.
Noch ein wenig weiterdösen.
Als es hell wird vor die Blockhütte treten und einen Spaziergang durch den Sonnenaufgang machen.
Meine Güte, ist das schön.
Mir geht es gut.

Giulietta ist schon früh aufgestanden, bereits um kurz vor Sechs meine ich ihren Jeep Renegade gehört zu haben. Das „kleine Auto“ – zumindest wenn man als „normales“ Auto einen hausgroßen Dodge Ram fährt.

Jetzt, um kurz nach sieben, ist es nicht mal kühl. Fünfzehn Grad sind es noch, obwohl es schon Oktober ist und wir hier auf 1.000 Metern sind. Ich strolche um die Blockhütte herum und wandere ein Stück den Berg hinauf freue mich daran, wie das Sonnenlicht durch die Bäume schimmert. Was für ein wunderschöner Morgen!


Die Zimmer der Hütte haben alle einen Ausgang nach draußen und einen nach innen, zu einem großen, zentralen Raum mit Tischen und einer Küche. In diesem Gemeinschaftsraum werkelt heute Morgen Rosanna herum, die Gulietta mit dem Gastbetrieb hilft. Die Hälfte des Raumes wird von einer Küche eingenommen, in der ab elf Uhr Giulies Mama steht und den ganzen Tag und kocht oder Eis herstellt oder backt.
Oder sie backt.
Oder sie backt noch ein wenig mehr.

Die Ergebnisse türmen sich überall im Raum: Gläser mit Keksen, Platten mit Kuchen, Bleche mit Konfekt und Pizza, Körbchen mit Croissants und Schalen mit Plätzchen türmen sich auf dem Tresen, auf Beistelltischen und jeder verfügbaren Ablage.


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Reisetagebuch (6): Wahre Schönheit

Motorradherbst mit der Barocca . Heute geht es zurück auf´s Festland, und ich entdecke wahre Schönheit und bin glücklich.

Samstag, 07. Oktober 2023
Meine Sachen habe ich gestern Abend schon gepackt, heute morgen brauche ich nur noch die Koffer an das Motorrad klippen und ein letztes Mal den Bungalow ausfegen. Ich blicke noch einmal in die kleine Küche, dann seufze ich und ziehe die Tür hinter mir zu.

Das waren jetzt also 14 Tage auf Sardinien, heute geht es zurück auf´s Festland.

Porto Torres, der Abfahrtshafen, liegt ganz im Norden der Insel, ich bin gerade noch im mittleren Osten. Das ist aber kein Problem – selbst mit den irren Umwegen, die ich heute fahren werden, bin ich in fünf Stunden dort, und das Schiff wird erst heute Abend fahren.

Darum gehe ich es gaaaanz gemütlich an. Von Bari Sardo aus dödele ich durch das Hinterland der Ogliastra und dann nach Norden, bis zum Hafenort Arbatax. Hier bestaune ich die roten Klippen, für die der Ort so bekannt ist.


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Reisetagebuch (5): Die anatomischen Wachsmodelle des Clemente Susini

Motorradherbst mit der Barocca auf Sardinien. Achtung: Heute gibt´s Innereien und Geschlechtsteile.

Sonntag, 01. Oktober 2023, Bari Sardo
Um kurz nach 08:00 Uhr sitze ich schon im Sattel der V-Strom und fahre mit ihr auf der Landstraße SS125 gen Süden. Es ist kühl, gerade mal 12 Grad, und Morgennebel hängt in den Bergen rechts und links der Straße.

Es ist das erste mal seit…. wieviel Tagen? Das ich wieder ernsthaft Motorrad fahre. Mir war einfach nicht danach. Am Strand liegen oder auf der Veranda sitzen und lesen oder schlafen, das habe ich hinbekommen. Motorradtouren ins Umland, um Sardinien zu erkunden? Eher nicht. Da sind mir auch zu viele andere Motorradfahrer unterwegs.

Nach rund zwei Stunden bin ich in Cagliari, der großen Hafenstadt im Süden Sardiniens, und steuere das Motorrad einen Berg hinauf, der nur aus übereinandergestapelten Gebäuden zu bestehen scheint. Das ist die Altstadt von Cagliari, die so vertikal ist, dass sie teils über Aufzüge miteinander verbunden ist.

Auf dem Berg liegt die alte Zitadelle, die in ihren Burgmauern Teile der Universität von Cagliari beherbergt.

Eine ampelgeregelte Einbahnstraße führt mitten durch die Burg, und am Rand dieser Straße gibt es einen Motorradparkplatz, auf dem die V-Strom – wie schon im vergangenen Jahr – einen Platz findet.

Im vergangenen Jahr war ich hier, weil ich eine ganz spezielle Ausstellung sehen wollte. Die war aber dummerweise geschlossen, und im Nachgang wendete ich mich an den Ausstellungsleiter, einen hochrangigen Dottore der Universität, um ihn zu fragen, ob das dauerhaft sei.

Zu meinem Erstaunen antwortete der Mann tatsächlich und beteuerte, dass die Schließung nur temporär sei, bedauerte, dass ich vor verschlossener Tür stand und bot an, mich persönlich durch die Ausstellung zu führen, wenn mich mein Weg noch einmal nach Cagliari führen sollte. Das meinte er auch wirklich ernst, als ich mich vor einigen Wochen wieder meldete, erinnerte er sich an das Versprechen und bot an, es einzulösen.

Dass das nun doch nichts wird, liegt allein an mir – gestern war lange Nacht der Museen in Cagliari, und der Dottore hat bis um zwei Uhr morgens gearbeitet. Hätte ich mir nicht ausgerechnet diesen Sonntag am frühen Morgen ausgesucht, hätte er sein Versprechen wahr gemacht. Dafür nochmal ein dickes Dankeschön.

So trete ich allein durch das Tor der Zitadelle, und dieses Mal ist die Tür zum anatomischen Institut nicht verschlossen.

An der Tür hängt eine Warnung: „Ausstellungsstücke können empfindsame Personen schockieren“.

Dies Warnung gilt auch für diesen Text und die folgenden Bilder!

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Reisetagebuch (4): Sardegna!

Motorradherbst mit der Barocca. Heute passiert nichts – außer vielleicht Kuchen. Außerdem verliert die Pica jeglichen Kontakt, und ich entdecke China City.

Freitag, 22. September 2023, Fähre Allegra, vor der Küste Sardiniens
Die Nacht war unruhig. Die Allegra ist nach dem Ablegen durch das Unwetter vor der ligurischen Küste gefahren, und der Sturm hat selbst das große Schiff ordentlich ins Schaukeln und Rollen gebracht.

Um 07:15 Uhr kommt die Durchsage, dass man bis in einer halben Stunde die Kabinen geräumt haben solle, das Anlegen aber erst um kurz nach 09:00 Uhr und damit eine Stunde später als geplant erfolgen wird. Ich stehe an der Reling und sehe einer der knallbunten Comicfähren von Tyrrenhia zu, die sich mit der Allegra ein Rennen zu liefern scheint.

Warten. Langweilen.

Um Viertel nach Neun werden endlich die Treppen freigegeben, aber anscheinend nur für Parkdeck 3 – ich verstehe die Durchsage nicht ganz, und als ich auf Deck 4 aus dem Treppenhaus latsche, muss ich mich prompt vom Deckspersonal anranzen lassen, das ich hier noch nichts zu suchen habe. Gerade werden die Spanngurte von den Motorrädern entfernt.

Ich drücke mich im Treppenaufgang rum, bis auch Deck 4 freigegeben wird, dann gehe ich zur V-Strom. Die hat die Überfahrt gut überstanden.

Thomas, der neonfarbene GS-Fahrer, steht schon bei seinem Motorrad. „So spät?“, fragt er und grinst. Der ist viel zu gut gelaunt für so früh am Morgen. „War der erste, wurde rausgeschmissen“, grummele ich und wünsche ihm schon mal eine gute Fahrt. Er weiß nicht, dass wir an unserem Ferienort quasi eine Straße auseinander wohnen und uns mit Sicherheit wieder sehen werden.

Anna bootet hoch, das Smartphone hat auch wieder Empfang, und eine Textnachricht rollt herein: „Du kannst kommen, alles bereit“. Nun habe ich gute Laune. Die Nachricht besagt, dass ich nicht den halben Tag irgendwo abhängen muss, sondern direkt die Unterkunft anfahren kann.

Das Ausladen geht ohne Probleme. Ich kenne Porto Torres schon, und folge deshalb nicht der Menge der anderen Fahrzeuge in Richtung Ortsausgang. Die produzieren am ersten Kreisel nämlich schon veritable Staus. Nein, ich gebe Gas, folge der Hafenstraße in den Ort hinein, treibe die V-Strom dann durch ein Gewirr steiler Einbahnstraßen und bin auf diese Weise schneller aus Porto Torres raus als über die Umgehungsstraße.

Die Suzuki heizt über die Landstraße. Zumindest würde ich gerne heizen, aber alle paar Kilometer steht eine Baustellenampel. Hier wird überall Glasfaser verlegt, aber nicht am Stück, sondern längs der Straße überall gleichzeitig – und jede der Dutzenden Baustellen hat eine eigene Ampel. Immerhin: Es wird auch an jeder Baustelle gearbeitet! Breitbandausbau nimmt man hier wohl ernst – anders als in Deutschland, gerade hat mein Heimatlandkreis den Glasfaserausbau wieder eingestellt. Zu teuer.

Nach acht Ampeln bin ich endlich in dem kleinen Küstenort La Ciaccia, und die Barocca rollt auf den Parkplatz von Gli Ulivi, dem kleinen Apartmenthaus am Meer. Hier war ich im letzten Jahr schon, und hier wollte ich unbedingt wieder hin.


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Reisetagebuch (3): Schweres Wetter

Motorradherbst mit der Barocca. Heute geht es hinein in schweres Wetter, es gibt eine Bier-Havarie, aus Versehen stoße ich auf den zweitbeliebtesten Ort Italiens und einen GS-Fahrer der…. vernünftig ist?!

Donnerstag, 21. September 2023, Veruno bei Mailand
Die Nacht ist unruhig. Im Zimmer ist es stickig und warm. Unruhig werfe ich mich in den Laken hin und her und schrappe immer haarscharf an der Grenze zum Schlaf entlang, ohne aber wirklich in ihn einsinken zu können.

Um vier Uhr halte ich es nicht mehr aus und öffne die Fenster, wohlwissend, das ich nun Mückenfutter werde. Die Nachtluft, die ins Zimmer strömt, ist auch warm, aber nicht ganz so schlimm wie im Zimmer, und langsam dämmere ich ein.

Der unruhige Halbschlaf dauert aber nicht lange, schon um sechs Uhr bin ich wieder wach, weil Flugzeuge durchs Zimmer dröhnen. Zumindest hört es sich so an. WTF? Warum sind die so laut? Klingt, als ob hinterm Haus ein Flughafen wäre.

Mit der Vermutung liege ich gar nicht mal falsch. Tatsächlich liegt Malpensa, der große Flughafen von Mailand, nur 16 Kilometer Luftlinie entfernt. Hätte nicht gedacht, dass man den so krass hört.

Ich schlurfe zum Fenster und blicke hinaus. Für heute ist Weltuntergang mit sintflutartigen Regenfällen angesagt, aber der zeigt sich noch nicht. Es ist wolkenverhangen und nieselt, aber da lugt eine fahle Sonne durch die Wolken und produziert ein gelbes Licht, was den Himmel irgendwie ungesund aussehen lässt.

Um 7:30 Uhr stehe ich endgültig auf und schlendere zum Frühstück ins Haupthaus des Anwesens. Ein Espresso Doppio, dann ein wenig Kuchen.

Ich eumele zurück in das Haus mit den Hotelzimmern, packe gemütlich meine Sachen zusammen, dann trage ich die Koffer zum Motorrad. Als das startbereit ist, fahre ich aber noch nicht los, sondern setze mich auf den Balkon. Es hat aufgehört zu nieseln, was ich ebenso erstaunlich wie gut finde. Das wird aber nicht so bleiben. Im Gegenteil, für die ganze Region bis runter nach Genua, wo ich heute hin muss, gibt es schwerste Unwetterwarnungen.

Starkregen, mit über die Ufer tretenden Flüssen und Erdrutschen, das ist für heute angesagt.

Anstatt mir den Tag über entspannt Pavia anzusehen, wie ich es eigentlich vor hatte, und dann gemütlich nach Genua zu dödeln, werde ich alles daran setzen, die Hafenstadt auf direktem Weg und so schnell wir möglich zu erreichen. Problem ist nur: Das dauert, wenn alles klappt, nicht besonders lang. Binnen vier Stunden kann ich da sein, die Fähre fährt aber erst heute Abend um 19:00 Uhr, ab 16:00 Uhr soll Boarding sein.

Was mache ich in der Zwischenzeit? Ich bin nicht gut im sinnlos Pause machen… Egal. Erstmal in Genua ankommen ohne weggespült zu werden. Die Wetterapp zählt für Genua allein acht Unwetterwarnungen auf. Schönen Dank auch. Nunja. Wenn ich übermorgen auf Gli Ulivi ankomme, dann habe ich es geschafft. Dann beginnt der Urlaub. Bis dahin ist Kampf.

Als gegen kurz nach Neun die Putzfrau vor der Tür steht, steige ich in den Fahreranzug. „Maximum Armor!“, denke ich, als die Lichter am linken Ärmel anfangen zu blinken. Der Weg heute wird keine einfache Fahrt, und irgendwie ist es beruhigend zu wissen, dass mich im Fall der Fälle diese Kleidung aktiv schützen wird.


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Reisetagebuch (2): Frei, endlich frei!

Motorradherbst mit der Barocca. Heute auf den Spuren Sean Connerys, ich verstoße gegen ungeschriebene Gesetze und irgendwo ist schon wieder Ruhetag.

Mittwoch, 20. September 2023, in der Nähe von Thun, Schweiz
Ich werde wach, als sich die Sonne über die Berge schiebt. Die V-Strom auf ihrem Parkplatz am Hang zeichnet sich gegen das noch schattige Tal ab, während die gegenüberliegende Bergkette in goldenes Licht getaucht wird. Alter, für so eine Kulisse und diese aufwendige Beleuchtung ham´se wieder Geld, die Schweizer. Aber sowas wie Basel in die Landschaft stellen.

Das ist so schön, dass ich mich anziehe und dann erst einmal einen Rundgang um den Gasthof mache, um die Landschaft zu fotografieren. Meine Güte, was für ein Panorama!

Heute ist – zum Glück! – kein Ruhetag mehr, und der junge Gastwirt trägt ein wunderbares Frühstück in die Gaststube. Hausgemachte Konfitüre und Honig, großartig!

Danach mache ich mich fertig und bestücke das Motorrad. Es sind nur 10 Grad, aber in Kürze wird die Sonne dafür sorgen, dass schnell wärmer wird.

Die Barocca ist ganz nass vom Morgentau, aber dafür habe ich das kleine „Camping-Handtuch“ im Topcase. Eigentlich ist das nur ein hauchdünner Mikrofaserlappen, aber er erfüllt seinen Zweck und lässt sich nach Gebrauch wieder auf Daumenkuppengröße zusammenknüddeln.

Nachdem der Sattel trockengeledert, die Spiegel frei und die Instrumente wieder ablesbar sind, kommt der nasse Handtuchlappen in das kleine Haltenetz auf der Satteltasche. Der Fahrtwind wird den im Nu trocknen.

Hinunter geht es vom Berg und dann im Tal bis zum Thuner See. Ich muss zu seinem Ostende, und bis dahin ist es eigentlich ein Katzensprung, wenn man gegen den Uhrzeigersinn ca. ein Viertel um den See herumfährt. Was leider nur über die Autobahn geht. Für die ich immer noch keine Plakette habe.

Also in die andere Richtung, nach Thun hinein und mittendurch.

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Reisetagebuch (1): Basel ist ein Dementor

Motorradherbst mit der Barocca.

Dienstag, 18. September 2023, Mumpfelhausen
Es ist Mitte September, die Motorradttour nach Irland ist schon wieder satte drei Monate her. Juni, Juli und August und mit ihnen der ganze Sommer sind einfach so vorbeigeflogen, und in Kürze wird der Herbst an die Tür klopfen.

Zeit, noch einmal in den Sattel zu steigen, mit der Barocca auf Tour zu gehen und den Sommer vielleicht noch ein kleines Bisschen zu verlängern.

Um 5:00 Uhr klingelt der Wecker. Schnell noch ein paar letzte Dinge ins Gepäck gefriemelt, und schon kurz nach halb sechs schiebe ich die V-Strom auf die Dorfstraße.

Die Straße ist noch nass vom Regen der Nacht, aber vereinzelt schon wieder abgetrocknet. Es ist noch dunkel, aber immerhin recht warm. Rund 12 Grad zeigt das Thermometer, dennoch trage ich die Regenkombi über dem Fahreranzug. Ich werde ab jetzt mindestens sieben Stunden im Fahrtwind sitzen, und die Regenklamotten schützen vor dem Auskühlen und erhöhen meine Sichtbarkeit.

„Sind sie da?“, frage ich ins Leere. „In einhundert Metern links abbiegen“, antwortet es in meinem linken Ohr. „Ihnen auch einen guten Morgen, Anna“.

Aus Mumpfelhausen herauszukommen ist gerade gar nicht so einfach. Die Zufahrt zur Bundesstraße wird erneuert, und die Baustellenampel zeigt einfach mal fünf Minuten rot.

Aber dann geht es los, raus auf die Autobahn. Es ist noch dunkel, erst als Bad Hersfeld schon lange im Rückspiegel verschwunden ist geht gegen sieben Uhr langsam die Sonne auf. Aber nicht auf die schöne Art, sondern die Wolken werden einfach nur heller.

Immerhin sieht man jetzt was. Meine Nachtsicht ist zwar immer noch bombig, und mir macht Fahren bei Nacht (noch) nichts aus, aber die ganzen Baustellen hier sind bei Lichte doch besser zu betrachten.

Bei Frankfurt ist es acht Uhr, und der Berufsverkehr schlägt zu. Immerhin kein Stau. Dann tanken. Direkt an der Autobahn, aber 2,37 Euro pro Liter finde selbst ich unverschämt – normal wären jetzt 40 Cent weniger.

Deutschland fliegt links und rechts vorbei, während die V-Strom über die Autobahn zieht. DARMstadt, uah, allein dieser Name schon. Mannheim. Heidelberg. Bruchsal. Kurz vor Karlsruhe regnet es etwas. Baden-Baden. Vorbei an Straßburg. Dann Freiburg im Breisgau.

Die V-Strom pöttert vor sich hin, ich sitze stoisch im Sattel. Die Autobahn wird leerer, bei Freiburg tanke ich ein zweites Mal. Dieses Mal für humanere 1,83 Pro Liter. Fünfhundert Kilometer und rund fünf Stunden bin ich jetzt schon unterwegs.

Aus irgendeinem Grund hat Navigationsgeräte Anna die Strecke von Mumpfelhausen bis zur heutigen Unterkunft nicht in eins durch gerechnet, sondern sich immer bei 80 Prozent aufgehängt. Die Berechnung „Strecke ohne Mautstraße und ohne Vignette“ ging immer nur bis Basel, danach klemmte es. Also habe ich die Strecke gesplittet, einmal bis kur vor Basel, und einmal ab Basel bis zum Tagesziel.

Als ich in Basel ankomme, merke ich: Hier klemmt´s wirklich.

Basel ist schon an guten Tagen das Hannover der Schweiz. Wie über Hannover kann man sicher auch über Basel sagen „Hat ja auch schöne Ecken“, aber die habe ich bei meinen bislang vier Besuchen hier noch nicht gefunden.

Basel, wie ich es kenne, besteht aus Wohnvierteln mit wahlweise 50er-Jahre-München- oder Plattenbau-Charm, die Gewerbegebiete sind hässlich AF und mittendurch führen Monsterstraßen, gerne auch nochmal untertunnelt oder mit Brücken überbaut, als hätten die Stadtplaner zu viel „one more Lane will fix it“ inhaliert. Dem Durchreisenden präsentiert sich Basel als in Beton geronnener Fiebertraum von Rampen, Auffahrten, Abfahrten und zig Spuren, die alle irgendwie verknotet aussehen.


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Reisetagebuch Irland in 03:46 Minuten

Wer den Moment mit Hygge entdeckt und schmunzeln muss, hat das Reisetagebuch gelesen 😉

Die gesamte Tour im Sommer 2023: Vierzehn Tage mit der Barocca durch Deutschland, die Niederlande, dann durch England und Wales bis nach Irland, dort einmal außen rum und dann über Nordirland, Schottland, England und die Niederlande wieder zurück. Insgesamt 5.853 Kilometer

Und hier das ganze Reisetagebuch Irland in der Übersicht:

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Reisetagebuch (13): Old York

Sommertour mit der Barocca durch Irland, Schottland und England. Heute mit einem fetten Dachs, einen Ausflug in eine, ähm, Fußgängerzone, und dann nach Hause.

Samstag, 10. Juni 2023, Springhead Station, Northern Pennines
Wooooooah habe ich gut geschlafen. Ist halt auch totenstill, hier draußen im Nirgendwo der North Pennines.

Ich recke und strecke mich, dann schwinge ich die Beine aus dem Bett. Vor dem Fenster, das direkt über dem Haupteingang des ehemaligen Bahnhofsvorsteherhauses liegt, erstreckt sich menschleere und erstaunlich graue Landschaft. Davon muss ich ein Foto machen!

Ach verdammt, die haben hier diese komischen Schiebefenster. Na, was solls. Ich schiebe die Riegel an den Seiten des Fensters zurück und will das Fenster hochschieben. Das geht überraschend schwer, und das kann nicht allein daran liegen, dass das moderne, mehrfach isolierte Fenster sind. Ich schaue nach oben und sehe ungläubig, wie die obere Scheibe anfängt, langsam nach unten zu rutschen. Soll das so? Das ergibt doch gar keinen Sinn!

Kalter Wind faucht durch das Fenster, das jetzt schon halb offen ist. Mist Mist Mist! Ich klettere aufs Fensterbrett und versuche mit beiden Händen die Scheibe wieder nach oben zu schieben, aber das gelingt mir nicht. Habe ich das Fenster irgendwie falsch bedient?

Ich drücke mit der Schulter und meiner ganzen Kraft, aber ich bekomme die Scheibe nicht wieder nach ganz oben, und einrasten will sie auch nirgends.

Na egal, erstmal schnell das Bild machen, und dann frage ich gleich Rose wie man das hier wieder zubekommt. Da muss es ja irgendeinen Trick geben. Ich bin zu dumm ein Fenster zu bedienen – darf man auch keinem erzählen. Aber nun, hier das Bild. Leicht schief, weil ich mit der anderen Hand die Scheibe halten muss. Oder ist das Haus schief? Ich weiß es nicht, das scheiß Fenster ist SCHWER.

Rose ist in der kleinen Küche am Gange, die an den Gastraum grenzt, und kommt sofort mit einem Kaffee um die Ecke, als sie mich auf der Treppe hört. Ich räuspere mich und sage „Äh, Rose, ich weiß nicht, wie ich das Fenster…“

Sie grinst. „Hast Du versucht das aufzumachen? Mach Dir keine Gedanken! Das ist kaputt. Nachher kommt einer aus dem Ort, der mir hier hilft. Der wird das hochdrücken und zumachen. Und dann muss ich das mal reparieren lassen.“

Uff, gut, dann habe ich das zumindest nicht kaputt gemacht. Mit dem Wissen schmeckt das Frühstück gleich nochmal besser.

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Reisetagebuch (12): Springhead Station

Sommertour mit der Barocca durch Irland und Schottland. Heute mit einem Hightech-Ride, alten Heiratstraditionen und einer besonderen Geschichte.

Freitag, 08. Juni 2023
Okay, heute morgen geht es mir deutlich besser als gestern. Erstaunlich, was leichtes Essen und 12 Stunden Schlaf alles so ausrichten können. Ich schwinge die Beine aus dem Bett und habe mich im Nu fertig gemacht, dann tappe ich durch die kilometerlangen Teppichgänge des „Bespoke Hotels“ ins Erdgeschoss.

Das Hotel hat, wie es sich für so ein altes Haus gehört, einen riesigen Frühstückssaal im Erdgeschoss, und ich verhelfe mir am Buffett zu einem ordentlichen (aber nicht fettigen) Frühstück. Während ich mich durch den Saal bewege und am Buffett rumkraute, trage ich übrigens stets eine FFP2-Maske – alle, selbst das Personal hier, sind am Husten und Schniefen und Niesen.

Gestärkt schleppe ich das Gepäck zur V-Strom. Die Bergkette, die sich satt grüne gegen den knallblauen Himmel über dem Loch Long abzeichnet, sieht im Schein der Morgensonne fast unwirklich aus, wie eine Kulisse.

Ich mache das Motorrad startfertig und checke gerade die Kommunikation zwischen Motorrad und Helm, als ein älterer Herr freundlich nickend vorbeigeht und anfängt, an der Ducati herumzuwurschteln, die neben der Barocca steht.

„It´s a shame!“, stöhnt er dann plötzlich. „Watten?“, steige ich darauf ein und dann erzählt Simon, so heißt der Herr, dass er die Ducati in der Pandemie gekauft hat und bislang keine Tausend Kilometer damit zurückgelegt hat. „Ist das nicht eine Schande?!“, ruft er wieder. Heute will er nach Ullapool. „Immerhin 300 Kilometer“, sage ich und Simon lacht. „Du bist Deutscher?“, fragt er. „Ja“, sage ich. „Vat Gave me Avay? Ze ztronk akzent?“, frage ich mit extra übertriebenem Akzent. „Nee, Du sprichst gut, irgendwie amerikanisch“. Klar, zu viele Filme und Serien geguckt. „Ach, Deutschland. Ich habe lange im Ausland für Öl- und Gasfirmen gearbeitet. In Frankfurt habe ich meiner heutigen Frau einen Antrag gemacht“, sagt Simon und guckt verträumt.

Mein Weg führt nach Süden, am Loch Lomond entlang und zunächst in die kleine Stadt Alexandria. Dort betanke ich die V-Strom bis zum Rand, dann geht es weiter, jetzt in die östlich Richtung.

Binnen einer Stunde habe ich einmal das Land gequert. Das ist aber auch keine Kunst – Schottland ist an dieser Stelle nicht besonders breit, weil die Bucht des Firth of Forth, an der auf Edinburgh liegt, tief in das Land einschneidet.

Am Ende des Einschnitts liegt die Stadt Falkirk, und hier habe ich unfinished Business zu erledigen. Im vergangenen Jahr war ich schon einmal hier, um die Kelpies anzuschauen. Was Leser Thom im Reisetagebuch aber zu Recht anmerkte: Ich hatte die zweite, große Attraktion in Falkirk völlig übersehen – Das Falkirk Wheel. Das zu besuchen, das hole ich jetzt nach. Fast nur deswegen bin ich noch einmal nach Schottland gekommen. Danke, Thom!

Ich steuere die V-Strom auf einen Parkplatz und schließe den Helm ins Topcase ein, dann marschiere ich ein kleines Stück bergab und sehe schon auf dem Weg die turmhohe Konstruktion.


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Kategorien: Motorrad, Reisen | Ein Kommentar

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