Reisen

Reisetagebuch (11): Mega Andrea

Verlängerter Sommer auf Sardinien. Heute werde ich von GS-Fahrern gedemütigt.

Freitag, 05. Oktober 2023
Uaaaargh habe ich schlecht geschlafen. Ständig habe ich mich hin- und hergeworfen, und ab 4:00 Uhr war an Schlaf gar nicht mehr zu denken. Das lag wohl daran, dass ich mich gestern Abend an dem leckeren Essen heillos überfressen habe, ein überfüllter Magen schläft schwer.

Zudem ist es auch viel zu warm in der Nurgahe, und mit der Luft stimmt was nicht, mein Hals kratzt und mir läuft die Nase wie verrückt.

Läuft hier die Heizung? Nein, anscheinend haben wirklich die riesigen Steine, aus denen diese Unterkunft besteht, viel Sommerwärme gespeichert. die sie nun abgeben.

Außerhalb des Steinhäuschens ist es jedenfalls frisch, einstellige Temperaturen zaubern Kondenswasserperlen auf die Barocca, die in der Morgensonne wartet.

Um 8:30 Uhr gibt es Frühstück, was natürlich wieder viel zu viel und viel zu groß ist. Neben Obst, Käse, Schinken und Süßkram gibt es auch noch Spiegelei und Antipasti undundund…

Nett ist der Joghurt, der hier um die Ecke von einer kleinen Käserei hergestellt wird. Über die Kuh im Logo könnte ich mich beömmeln!

Margherite winkt und hält den Hund fest, als ich die V-Strom durch die Auffahrt steuere, dieses Mal ohne aufzusetzen.

Als das Motorrad auf der Straße ist, frage ich mich: Was mache ich heute eigentlich den ganzen Tag? Die Fähre fährt erst in 11 Stunden. Die Abfahrtszeit wurde leider kurzfristig von 16:00 auf 21:00 Uhr gelegt, und ich habe gar keinen Plan für den Tag.

Erstmal dödele ich jetzt in gemütlichem Tempo die Kurvenstrecke wieder zurück, auf der ich mir gestern dieses unerquickliche Rennen gegen die Zeit geliefert habe.

An deren Ende liegt die Zufahrt zum Monte Limbara, und aus purer Langeweile fahre ich noch einmal das Kurvenmassaker dort hinauf und bis zur ehemaligen Nato-Basis.

Vor deren Tor stehen aber schon zwei Autos, die Basis hat also schon Besuch. Nee, dann drehe ich lieber wieder um – ist eh´zu kalt hier oben, gerade mal vier Grad sind es heute morgen.

In Tempio Pausana finde ich einen LÜDL. Scheint mein verborgenes Talent zu sein: Egal wo ich unterwegs bin, stets finde ich einen der blau-gelben Discounter. Dort kaufe ich Wasser und Verpflegung für die nächsten zwei Tage, dann weiß ich wieder nicht, was ich machen soll. Irgendwo hinsetzen und lesen? Aber wo?

Wo habe ich einen ruhigen, schönen Ort, wo ich den Tag verbringen kann? Da fällt mir doch glatt der Strand bei Gli Ulivi ein, und so bin ich kurze Zeit später noch einmal in La Ciaccia.

Zwei Querstraßen von Gli Ulivi entfernt gibt es eine Zufahrt zum Strand. Dort steht ein Restaurant und eine Fischerhütte und ein Bootshaus, außerdem gibt es eine Reihe von Motorradparkplätzen, die der letzten Woche noch nie belegt waren, und direkt daneben eine schattige Sitzgelegenheit.


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Reisetagebuch (10): Il Nuraghe del Lago Coghinas

Verlängerter Sommer auf Sardinien. Heute: Noch mehr Rumlungerei, ein Canyon und eine Übernachtung in einer Steinzeitbehausung.

Samstag, 01. Oktober 2022
Heute heißt es Abschied nehmen vom Bungalow und La Pineta. Es ist noch kaum richtig hell – so gegen halb acht – als ich die Koffer packe, mich dann nochmal sorgfältig umsehe, ob ich auch ja nichts vergessen habe, und dann den kleinen Bungalow auf dem Campingplatz verlasse. Die Barocca steht in der Morgensonne, als ich in den Sattel klettere. Das war es dann mit dieser deutschen Exklave, ab jetzt sind wir wieder in Italien.

Die V-Strom brummelt erwartunsgvoll vor sich hin, fast als würde sie sich freuen, nach den fünf Tagen, die ich mehr oder weniger schlafend oder lesend am Strand verbracht habe, endlich wieder Asphalt unter die Räder zu bekommen.

Es geht wieder die SS125 hoch, die hier in die Berge führt, genau den gleichen Weg, den ich schon vor einer Woche zum Jannas gefahren bin. Außer mir sind schon mehrere Rotten deutscher Motorradfahrer unterwegs, und das mit meist Höchstgeschwindigkeit. Ich fahre zügig, werde aber zwei Mal davon überrascht, das der Rückspiegel eben noch leer war, aber plötzlich etwas hinter oder neben mir knattert.

Ich lasse die älteren Herrschaften auf ihren großhubigen GSen und KTMs gerne vorbei, denn so wie die hier um die Kurven fetzen, wäre mir das viel zu risikoreich. Hinter jeder Kurve können Steine auf der Straße liegen, oder eine Ziege, oder – wie Suse erzählte – ein deutsches Wohnmobil querstehen, weil der Fahrer es plötzlich für eine gute Idee hielt, auf der nicht einsehbaren Bergstraße zu wenden.

Ich KÖNNTE auch gar nicht die ganze Zeit so schnell fahren. So viel Konzentration hat niemand, lange Strecken mit so halsbrecherischer Geschwindigkeit zu fahren.

Aber gut, die knatternden Piloten sind halt auch nicht den ganzen Tag unterwegs. Ich habe es ja auf dem Campingplatz mitbekommen: Die schwingen sich unmittelbar nach der senilen Bettflucht auf ihre Kisten, heizen wie die Geisteskranken einmal die Bergstraße hoch, trinken oben einen Caffé, knattern mit allem was sie haben wieder zurück und sind nach zwei Stunden wieder zu Hause, um sich den Rest des Tages darüber zu unterhalten wie doll sie geknattert sind.

Heute Morgen sind alte Männer auf Moppeds oder Steine und Ziegen auf der Fahrbahn noch mein kleinstes Problem. In den Bergen stürmt es so, dass es mir wirklich zwei mal das Motorrad weghaut. Beim ersten Mal erfasst eine Windböe so plötzlich und mit solcher Kraft die Maschine, das mir der Lenker um ein Haar aus den Händen rutscht. Ich packe fester zu, und trotzdem legt es die Suzuki fast auf die Seite, als es zum zweiten Mal passiert. Dabei wird die Maschine auf die andere Straßenseite gedrückt – gut, dass hier gerade niemand ist.


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Reisetagebuch (9): La Pineta

Verlängerter Sommer auf Sardinien. Heute treffe ich eine bekannte Riderin, schlage Purzelbäume, verliere meine Brille und es gibt – Esel!

Montag, 26. September 2022, Il Canneto, Arborea, Sardinien

Als ich aufwache, ist es ganz still.
Still ist gut- dann regnet es wenigstens nicht, denke ich und lächele im Halbschlaf. Wenige Minuten später rauscht es auf dem Dach meines Hotelzimmers.

Regen.
Viel. Regen.

Ich seufze und stehe langsam auf. Im Gastsaal des Il Canneto ist die Bedienung von gestern Abend schon unterwegs. Gerade schaut sie mißmutig aus einem der großen Fenster. „Wetter ist ein bisschen schlecht, was?“, sage ich.

„Ein Bisschen? Bisschen viel, würde ich sagen“, grollt sie und stellt mir dann ein Cornetto und einen Doppio hin.

Ich lasse mir Zeit beim Packen, dann winde ich mich in die Regenklamotten. Als ich das Motorrad abreisebereit mache, regnet es gerade nicht. Man freut sich ja auch über Kleinigkeiten.

Ich versuche mich in die wasserdichten Handschuhe zu pfriemeln, aber die sind von der gestrigen Regenetappe noch so mit Wasser vollgesogen, das ich sie nicht über die Finger bekomme. Okay, dann ziehe ich eben die leichten Sommerhandschuhe an und schlüpfe mit denen in die „Schweinepfoten“, die dreifingerigen Regenüberhandschuhe. Tatsächlich setzt schon wieder der Regen ein, als ich losfahre.

Anna rechnet einen Kurs, der sehr ähnlich zu dem gestern ist – Nach Nordosten, in die Berge und bis Nuoro, was nördlich von Orgosolo liegt, dann wieder etwas nach Südosten bis nach Bari Sardo.

Ach man. Das heißt: Ich fahre zum guten Teil die selbe Quälstrecke wie gestern, nur mit ein paar langweiligen Abschnitten mehr dazwischen. „Zeig mir mal das Wetterradar“, sage ich mehr zu mir selbst als zu Anna und tippe auf dem Bildschirm des Zumos herum.

Anna kann sich Wetterdaten aus dem Netz holen und die auf die Strecke umrechnen (nach dem Motto: Da, wo Du um 14:00 Uhr sein wirst, wird folgendes Wetter sein) oder eine Projektion der aktuellen Wetterlage auf eine Karte legen.

Wunder der Technik, und zudem noch zuverlässig. Und ach, es gibt zwei Regengebiete. Eines von meinem jetzigen Standpunkt nach Nordwesten bis zum meinem heutigen Ziel, ein zweites von dort bis in den Südosten. Sprich: Genau auf meiner Route. Das macht doch so keinen Spaß!

Die nächste Tankstelle ist südlich vom Il Canneto, und als ich die Straße durch die Felder nach Arborea fahre und in den Rückspiegeln das Regengebiet im Norden sehe, durch das ich später durch muss, denke ich plötzlich: Warum eigentlich?

Warum soll ich mir diesen Mist noch einmal antun? Das macht doch keinen Spaß zu Fahren, und laut Anzeige ist der Regen in den Bergen fast so stark wie gestern.


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Reisetagebuch (8): Il Canneto

Verlängerter Sommer auf Sardinien. Heut ganz unsommerlich und deshalb mit nur wenigen Bildern, aber Tausenden von Tribbles.

Sonntag, 25. September 2023, Gasthof Jannas, bei Orgosolo, Sardinien

Als ich aufwache ist es ganz still.
Das ist gut.

Still ist gut, weil es bedeutet: Es regnet nicht.

Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, beginnt Regen auf das Dach meines Gästezimmers zu trommeln. Ich stehe auf und schaue mißmutig nach draußen. Ja, es regnet. In Strömen.

Ich kleide mich an, dann marschiere ich zum Haupthaus. Das Frühstück ist gut, aber ich halte es kurz und laufe wieder zurück zum Zimmer. Dort packe ich die letzten Sachen in die Koffer.

Okay, ich bin abreisebereit. Statt aber zum Motorrad zu gehen, lege ich mich auf´s Bett. Um 10:00 Uhr sollte ich das Zimmer geräumt haben, und laut Wetterapp hört es um kurz nach 09:00 Uhr auf zu regnen. Das sagt sie in den kurzen Momenten, in denen per GPRS oder so mal Daten reingetropft kommen, denn das WLAN vom Jannas ist tot, das Smartphone hat keinen Empfang und mein eigener 4G-Router sieht auch kein Netz.

Ich lese und gucke immer wieder auf die Uhr, aber um halb Zehn trommelt der Regen immer noch. Ein Blick auf das Satellitenbild zeigt, dass das Unwetter genau über mir ist – UND sich über den gesamten Weg erstreckt, den ich gleich fahren muss.

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Reisetagebuch (7): Jannas

Samstag, 24. September 2022, La Medusa, Porto Pino, Sardinien
„Ich bin nach Deutschland gegangen als ich 21 war, zu meiner Cousine. Die hatte zu der Zeit zwei Restaurants in München. Nach fünf Jahren bin ich dann 1997 hier her zurückgekommen“, erzählt Christina. Das ist die Frau, die so gut deutsch spricht und mir gestern La Medusas Frühstücksraum gezeigt hat. Jetzt sitzen wir an der Bar, trinken Caffé und plaudern. Die anderen Gäste sind noch nicht aufgestanden.

„Das Restaurant hier ist ein Familienunternehmen. Mein Mann Luca und ich machen das meiste, aber die Familie und die Freunde helfen auch. Ach, und wir haben Nachwuchs, ein kleines Mädchen!“

„Habe ich gestern schon gesehen“, sage ich. „Nächste Generation des Restaurants?“ „Falls Sie das möchte, warum nicht?“, lacht Christina. „Danke nochmal“, sage ich. Auch für den Parkplatz“ und deute mit dem Daumen über meine Schulter, wo die Barocca vor der Gästeterasse und in dem kleinen Innenhof steht. „Kein Problem“, sagt Christina.

In dem Moment kommen die ersten Gäste die Treppe herab. „Due Capuccini“, bellt ein grauhaariger Mann und hustet sich dann die Seele aus dem Leib. „Verdammter Reizhusten“, knurrt er im vorbeigehen, „Kein Auge zugetan die Nacht“. Seine Frau wuselt um ihn herum und tut besorgt „Den hast Du jetzt schon seit Wochen, geh doch mal zum Arzt!“ „NIX!“ bellt der Mann, „Ist nur eine Erkältung! Völlig normal um die Jahreszeit!“ und hustet weiter. Tja, da muss er dann wohl durch. DIE Sorte von Reizhusten kenne ich mittlerweile und ja, die bleibt wochenlang. Das ist Post-Corona-Reizhusten. Aber daran glaubt der Mann wohl nicht. Naja, mir egal.


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Reisetagebuch (6): Nora

Tour mit der V-Strom nach und durch Sardinien. Heute mit Nora, und ich erhalte eine Einladung an die Universität von Cagliari.

Freitag, 23. September 2022, La Medusa, Porto Pino, Sardinien
Luftig leicht wird das Frühstück in „La Medusa“ präsentiert. Ein Nebenraum im Erdgeschoss des Restaurants ist völlig offen, nur leichte Organzagardinen schweben federleicht im Morgenwind, der vom Meer hereinstreicht.

Während ich mich noch wundere woher ich weiß, was Organza ist, spricht mich eine junge Frau an. Sie bereitet hinter der Außenbar des Restaurants Caffé zu, hat tiefschwarze Haare und Augen, die so Dunkelbraun sind, das sie auch fast schwarz aussehen. „Un Momento“, sagt sie, „Ich zeige Ihnen alles. Sprechen sie deutsch?“ Ich nicke, und dann legt sie auf deutsch los und erklärt mir wo der Joghurt steht und sowas.

„Wo haben sie so gut Deutsch gelernt?“, frage ich verblüfft. Sie lacht. „In München. Und in Frankfurt. Und Münster. Und Emden.“ „Meine Güte, sie kennen ja ganz Deutschland!“, rufe ich verblüfft und frage „Arbeit?“. Sie nickt. „Lassen Sie uns aber bitte jetzt weiter italienisch sprechen“, sage ich, „ich spreche das sehr schlecht und möchte es lernen“. „Okay“, sagt sie und lächelt.

Das Frühstück auf der Terrasse fühlt sich fast an wie in einem Luxusressort. Um mich herum wehen diese Gardinen, der Wind rauscht leicht in den Palmen und mir geht es einfach gut. Dafür bräuchte es nicht mal diese seltsamen Malereien an der Wand von La Medusa:

Das Rezept für Glück:
100 Gramm Gelassenheit
300 Gramm der Achtung
ein Würfelchen Fantasie
ein _____ Umsicht
ein Glas Frohsinn
drei Esslöffel Geduld
Intelligenz nach Belieben
sorgfältig mischen und in der Form aufgehen lassen

JA WIEVIEL UMSICHT SOLL MAN DENN NUN NEHMEN?!? STEHT DA NICHT!! Ich kann so nicht arbeiten!
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Reisetagebuch (5): La Medusa

Ein verlängerter Sommer auf Sardinien. Heute mit einem Studium in Mülltrennung, einem penetranten Germersheimer und Schwertfisch.

Donnerstag, 22. September 2022, Gli Ulivi, La Ciaccia, Sardinien
Überall juckt es. Schon um kurz vor Sieben halte ich es nicht mehr aus, schlurfe ins Bad und beglotze meinen nackten Körper im Spiegel.

Hände. Arme. Beine. Füße. Bauch. Rücken. Überall sind Stiche.

In den vergangen Tagen haben mich jede Nacht Viecher zerstochen – trotz des guten „Ballistol Stichfrei“, das ich auf Reisen immer dabei habe, und das mir bislang Viechzeug zuverlässig vom Hals gehalten hat. Aber gegen diese Minimücken hilft das gar nicht. Was die Midges in Schottland nicht geschafft haben, das holen die Viecher hier nach: Ich sehe aus, als hätten Stechmücken eine Party auf mir gefeiert.

Seufzend mache ich mich fertig, dann packe ich meine Sachen und fege das Apartment aus. Heute ist der letzte Tag auf „Gli Ulivi“, und ein Schild an der Tür weist darauf hin, dass man die Bude bitte ordentlich hinterlassen und auch den Müll rausbringen soll, sonst zieht man sich den Zorn von Mariella und eine Rechnung über die Putzkosten in Höhe von 30 Euro zu.

Mülltrennung ist gar nicht so einfach. Auf dem Parkplatz vor dem Haus steht ein rundes Dutzend Mülltonnen in sechs verschiedenen Farben. Dazu gibt es ein Schild, was die Mülltrennung erläutert.

Nur: An den Tonnen steht teilweise was ganz anders. Laut Schild sollte Kunststoffabfall nur in die blaue Tonne, aber in die schwarze kann der laut Beschriftung auch. Die grüne Tonne ist für Glass, ausser der, an der „Papier“ steht, was eigentlich in die Weiße Tonne soll, die aber voller Strauchschnitt ist, den ich eher in der braunen Tonne für trockenen Biomüll („secco“)vermutet hätte. Nicht zu verwechseln mit der braunen Tonne mit dem feuchten Biomüll („humido“) oder der braunen Tonne, in die nur Glas soll. Die gelben Tonnen erschließen sich mir gar nicht, in einer ist Glas und in der anderen Teile eines alten Wäscheständers. Ist das vielleicht die Joker-Tonne?
Tja, Italien – Hier muss man Mülltrennung noch studiert haben!

Als ich die V-Strom startklar mache, fällt mir eine GS mit Dortmunder Kennzeichen auf, die vor dem Gebäude parkt. Auf dem Balkon des kleinen Appartements, was zum Meer hinausgeht, sitzt ein junges Paar in der Morgensonne und genießt einen Kaffee.

Ich klettere über die linke Fußraste in den Sattel, dann lasse ich den Motor an und steuere die Suzuki vom Parkplatz und hinaus auf die Straße.

Zunächst geht es nach Westen, an der Nordküste entlang. Hinter Porto Pino, einem bekannten Fährhafen, führt der Weg dann nach Süden und damit auf die Stadt Alghero zu.

Alghero ist nach Sassari die einzige größere Stadt im Nordwesten der Insel. Die V-Strom rollt die palmengesäumte Uferstraße entlang, die erst an einem kilometerlangen, weißen Sandstrand und dann an einem sehr großen Yachthafen vorbeiführt.


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Reisetagebuch (4): Lost Place 486L MEDCOM 4C

CC BY SA, Wikimedia, Nutzer Tschubby Ortseintragung von mir.


Mittwoch, 21. September 2022
Der zweite Tag in „Gli Ulivi“, dem kleinen Appartement am Nordwestzipfel von Sardinien. Gestern habe ich mir einen Tag Auszeit gegönnt, aber heute liege ich nicht den ganzen Tag im Bett herum. Um kurz vor 10 Uhr sitze ich schon auf der V-Strom und bin von Castelsardo aus Richtung Nordosten unterwegs.

Wenige Kilometer hinter Valledoria fahre ich an eine kleinen Tankstelle mit nur einer Zapfsäule. Der alte Benzinao kommt angeschlurft, bleibt auf Distanz, guckt skeptisch und fragt „Fai da te?“ Selbstbedienung?

„Con servizio, per favore“, sage ich, und er grinst. Ich mag den Service an italienischen Tankstellen und nutze den, wann immer ich kann. Aus zwei Gründen: Die neun Cent mehr pro Liter, die der Tankservice kostet, machen mich nicht arm, aber der Mann – der schon Mitte 70 sein muss – freut sich über das Zubrot. Zweitens: Ich muss mich nicht mit diesen unsäglichen Automaten rumschlagen, die nie richtig gut funktionieren und meistens keine Kreditkarten nehmen.

Bonus: Benziniaos (und Benzinaias, von denen gibt es viele!) sind von Natur aus Plaudertaschen und geben oft ungefragt nützliche Tips von sich. Sie warnen vor gesperrten Straßen, geben Infos zum Wetter oder weisen auf Radrennen >:-( hin.

Dieser hier macht das nicht, der fragt nur, wie mir Sardinien gefällt und ob wir in Deutschland wohl keinen Tankservice haben. Als er hört, das es das bei uns nicht gibt und deswegen viele Deutsche in Italien total in Panik geraten, wenn sie an die „Servizio“-Säule fahren und plötzlich jemand an ihrem Auto rumfummelt, zieht er die Augenbrauen hoch und sagt: „Warum kennt man das bei Euch nicht? Ist doch bequem, gerade für alte Leute“. Tja. Wie übersetzt man „Weil die meisten Leute Geiz für Geil halten“?

Nach dem kurzen Tankstopp geht es weiter, über eine gut asphaltierte Straße, die sich mal in engen, mal in weit ausholenden Kurven am Rand eines bewaldeten Tals entlang zieht.


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Reisetagebuch (3): Gli Ulivi

Sonntag, 19. September 2022, Mittelmeer, Fähre „Cruise Europa“
Um kurz vor sechs weckt mich meine innere Uhr. Sofort bin ich wach und weiß, wo ich bin: In einer fensterlosen Kabine an Bord der Cruise Europa.

Lange kann es nicht mehr dauern bis die Durchsage zum Räumen der Kabine kommt. Ich tappe in die kleine Nasszelle und mache mich fertig.

In der langen Unterwäsche setze ich mich auf´s Bett und mache einen Covid-Test. Masken und Tests sind in diesen Zeiten ja ein ständiger Begleiter, und noch vor drei Tagen war ich auf einer Tagung mit über 100 Personen. Jegliche Social Events habe ich mir zwar verkniffen, aber man weiß ja nie…

Nach 15 Minuten steht fest: Negativ. Gut, dann waren die Kopfschmerzen gestern in etwas anderem begründet. Vermutlich wirklich zu wenig getrunken.

Um 06:45 bollert ein Crewmitglied des Schiffs mit einem lauten „Buon Giorno!!!“ an die Kabinentüren, zehn Minuten später kommt dann per Lautsprecher die Durchsage zur Räumung der Kabinen. Ich ziehe den Fahreranzug an, greife mir meinen kleinen Tagesrucksack und steige die Treppe zu Deck 11 hoch, um mal zu gucken wie weit wir sind. Als ich die Tür zur Außenterrasse aufstemme, merke ich, wie windig es ist.

Die Sonne geht gerade auf. Es ist schon hell, aber ein roter Schleier liegt immer noch über dem Horizont. Die Küste von Sardinien ist aber noch weit weg. Ich kann mittlerweile ungefähr einschätzen wie schnell so ein Schiff ist, und wir werden noch mehr als eine Stunde brauchen, bis wir Olbia erreichen.

Ja, das wird noch dauern. Ich steige wieder hinab zum Vergnügungsdeck auf Deck 10. Neben Spielhallen und Restaurants gibt es hier auch eine Lounge, und hier auf ein langes Sofa, auf dem ein Stückchen weiter noch ein paar Frauen in Schlafsäcken pennen.

Ich hole DAS BUCH raus und lese, als plötzlich Horst, der H2-Sozialpädagogen-Boomer von gestern, auftaucht und sich neben mich flanscht. Auch er hat in der Lounge geschlafen und beginnt sofort random Dinge zu erzählen, wird aber stiller, als er merkt, das er der einzige Teilnehmer der Konversation ist.

Es dauert noch bin nach 08:30 Uhr, bis das Schiff in den Hafen von Olbia einläuft und im Hafenbecken zu drehen und langsam rückwärts anzulegen beginnt. Ich packe den Kindle weg, dann suche ich auf Deck 8 nach Kabine 8035. Die habe ich mir gemerkt, denn neben der ist eine Tür zum Treppenhaus, das direkt hinab zum Fahrzeugdeck führt. Das ist zu meinem Erstaunen schon offen, und zahlreiche Passagiere laufen zwischen den geparkten Fahrzeugen herum.

Die Motorräder waren tatsächlich nicht abgespannt. Die See war ruhig, da hat sich die Crew wohl einen Lenz gemacht. Grimaldi, ey. Ich habe ja in den vergangenen Jahren mehrere Überfahrten mit Fähren gemacht, und bei keiner Reederei, mit der ich es bislang zu tun hatte, gibt es weniger Service und dafür mehr Chaos und mehr Selbstgefälligkeit bei den Crews.


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Reisetagebuch (2): Cruise Europa

Eine weitere Transferetappe, aber eine sehr abwechslungsreiche. Außerdem: Warum Steine okay sind.

Sonntag, 18. September 2022, Gasthof Larch, Sterzing, Südtirol

Früh am Morgen dämmere ich aus dem Schlaf heraus, und sofort fällt mir wieder ein, das es in der Nacht schneien sollte.
Draußen rauscht es. Regen? Wind? Zumindest kein Schnee, oder? Schnee rauscht nicht.

„Hey Siri, wie spät ist es?“, schnurchele ich unter der Bettdecke hervor.
„Es ist 06:47 Uhr“, antwortet das iPhone vom Nachttisch. Krass, habe ich lange geschlafen. Fast 10 Stunden. Die Kälte gestern hat Energie gekostet.
„Temperatur?“, frage ich.
„Drei Grad“.
„Hat es geschneit?“
„Tut mir leid, ich sehe „Geschneit“ nicht in Deinen Kontakten“.
Dumme Nuss. Siri ist tageweise echt für nahezu alles zu doof.

Jetzt öffne ich langsam die Augen. Vor den Fenstern ist es hell. Sehr hell. Schneedecke? Schnell taste ich nach der Brille und sage „Hey Siri, Lumos!“
Sofort flammt die LED-Leuchte auf. Siri ist nämlich Harry-Potter Fan. Weiß kaum jemand.

Ich springe über die Klamotten und Motorradkoffer, die auf dem Boden des Hotelzimmer herumliegen, zum Fenster, reiße die Vorhänge auf und blicke auf… eine Steinmauer. Aber nicht auf Schnee.
Kein Schnee! Mir fällt ein Stein vom Herzen.

Offiziell beginnt im Gasthof Larch das Frühstück um 07:30 Uhr, aber als ich um Viertel nach Sieben die Koffer zum Motorrad trage, steppt da schon der Bär. Eine Busladung niederländischer Rentner balgt sich um Kaffee und Brötchen und sitzt schnatternd an großen Tischen zusammen. Drollig.

Weniger drollig: Ich soll an einem Einzeltisch mitten im Speisesaal Platz nehmen. „Nee“, sage ich zu der Gastwirtin. „Wenn es Okay ist, nehme ich mir nur einen Kaffee und setze mich raus. Ich möchte nicht zwischen so vielen Leuten sitzen“. Sie nickt und sagt „Aber nehmen´s sich ruhig was zu essen mit raus!“

Gut, viel Hunger habe ich nicht, aber ein Erdbeerbrötchen kann nicht schaden. Bei drei Grad sitze ich auf der Terrasse und freue mich – nicht nur, dass es nicht geschneit hat, es ist sogar trocken! Glücklich proste ich der Barocca, die geduldig vor dem Eingang wartet, mit dem Kaffeebecher zu.


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Reisetagebuch (1): Knochenkälte

Samstag, 17. September 2022
Kaum acht Wochen ist es her, das ich aus England zurück bin. In der Zwischenzeit ist das Kleine Gelbe AutoTM repariert worden, die V-Strom hat einen Ölwechsel, einen gründlichen Check und die Ventile eingestellt bekommen, und ich war ziemlich beschäftigt. Vermutlich fühlen sich deshalb die zwei Monate seit der letzten Tour schon wieder wie eine Ewigkeit an. Aber nun, nun soll es noch einmal auf eine Motorradtour gehen.

Mitte September, da ist es häufig nochmal richtig warm und sonnig, ein später Sommer. In meiner Vorstellung sah es so aus, das ich in spätsommerlicher Sonne und warmen Temperaturen erst über die A7 fahre, dann über Fernpass und Brenner cruise und danach gemütlich in einem Gasthof in den Alpen einkehre.

Dass diese Vision Wirklichkeit wird, dafür sprach auch alles. Vergangene Woche waren es noch 25 Grad und Sonnenschein. Aber heute… heute ist gefühlt November. Es nieselt, und gerade noch 9 Grad sind es, als ich das Garagentor öffne, hinter dem die V-Strom mit gepackten Koffern steht. Auch der Helm liegt schon bereit.

Ich trage die Regenkombi und die dicken Handschuhe, als ich in den Sattel der Suzuki klettere. Echtes Schietwetter erfordert sowas.

Egal. „Hör auf dir selbst leid zu tun“, schelte ich mich und lenke die Barocca auf die A7, die Deutschland einmal ganz von Norden nach Süden durchzieht.

Anhand der Ortsnamen weiß ich, wie weit ich schon von zu Hause weg bin.
Kassel – 50 km.
Bad Hersfeld – 100 km.
Fulda – 150 km.
Würzburg – 250 km.
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Reisetagebuch: Motorradtour UK in 4:48 Minuten

Die gesamte Tour im Sommer 2022: Vierzehn Tage mit der Barocca durch Deutschland, Belgien, Frankreich, England, Wales, Schottland und die Niederlande, ingsesamt 6.338 Kilometer.

Das komplette Reisetagebuch in 13 Teilen:

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Reisetagebuch (13): Borderlands & die Road of Bones

Tour mit der V-Strom durch Frankreich, England, Wales und Schottland. Heute geht´s dort hin, wo der Doktor das Vieh liebte, Genzbeamte drohen die Barocca zu zerlegen, und es gibt zum ersten Mal einen Selfie ohne Helm von mir zu sehen!

Freitag, 15. Juli 2022, Horse & Hound Inn, Bonchester Bridge, Schottland

Das Frühstück im Horse & Hound ist sehr gut. Wirtin Dawn wirbelt zwischen den Tischen herum, bringt Full Scottish Breakfast, schenkt Kaffee nach, bietet HP-Sauce an und ist auch ansonsten super.

Um kurz nach Acht zwänge ich mich durch die starken Brandschutztüren und die engen Treppen des Inns hinunter und trage die Koffer zum Motorrad. Neben der Barocca steht eine 600er Bandit.

Ein älterer Herr nestelt gerade an der schweren Kette herum, mit der die Bandit gesichert ist. Als ich grüße, strahlt er mich an und stellt sich als Johnston vor, „Einfach Johnston, wie Johnson, aber mit einem „t““, sagt er, und dann deutet Johnston mit beiden Armen auf die Motorräder und auf den Pub und reißt dann die Hände in die Luft als wollte er die Welt umarmen und stößt hervor: „IST DAS NICHT GROßARTIG?!“

Ich blicke auf die Motorräder und auf den Pub und auf die Landschaft und weiß, was er meint. Johnston kiekst vor Freude. „Jedes Jahr fahre ich ein paar Tage mit meiner 600er in die Lowlands, und dann in die Highlands, und ich genieße JEDE SEKUNDE“, ruft Johnston und ich grinse ob dieser Lebensfreude und nicke, bis mir fast der Kopf abfällt.

Als ich in den Sattel steige, trage ich bereits die StormChaser-Kombi. Der Himmel ist bedeckt und das Internet sagt, dass es heute nochmal richtig regnen wird. War ja klar. Bislang hatte Glück mit dem Wetter, aber am letzten Tag erwischt es mich dann noch.

Denn das ist er heute, der letzte Tag. Zumindest der letzte in Schottland, denn ein paar Meilen hinter dem Horse & Hound beginnen die Borderlands, und noch ein wenig weiter markiert ein pittoresker Grenzstein den Übergang zwischen Schottland und England. Als ich daneben halte, steht das Vorderteil der Barocca plötzlich in England, das Heck aber noch in Schottland.

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Reisetagebuch (12): Philips (recht dummer) Gemüsegarten

Tour mit der V-Strom durch Frankreich, England, Wales und Schottland. Heute mit zwei Tagen zum Preis von einem!

Mittwoch, 13. Juli 2022, B&B Impala, Wick, Schottland

Der Frühstücksraum im „Impala“, dem Springbock B&B, ist frisch renoviert. Monteure sitzen mit miesgelaunten Gesichtern an den Tischen. Wenn ich es nicht eh´ schon wüsste, spätestens jetzt wäre klar, dass ich hier richtig bin. Monteure übernachten dort, wo die Betten gut, die Preise günstig und das Essen reichlich ist. Genau das, was ich auch von einer guten Unterkunft erwarte, und Ex-Nurse Julie und ihr Impala enttäuschen mich nicht.

Nach dem Frühstück schwinge ich mich auf die V-Strom und fahre von Wick aus die Ostküste der Highlands hinunter.

Bei Helmsdale biege ich ins Landesinnere ab und folge dem gleichnamigen Flusstal. Das führt wieder direkt in die Highlands hinein, und nach einer Stunde erreiche ich wieder den Ort Kinbrace. Dort kreuzen sich zwei Straßen, und genau dort ist eine Baustelle, an der ich gestern wieder umgedreht bin. Heute sehe ich die Absperrung von der anderen Seite und kann weiter nach Westen fahren.

Wieder zieht mich die Landschaft mit ihren weiten Grasflächen und den sanften Hügeln in ihren Bann.

Die Wappenpflanze von Schottland ist übrigens die Distel:

Es gibt hier wirklich nicht viele Straßen, weshalb ich nach kurzer Zeit wieder im Tal des Flusses Naver bin, mit dem Gedenkstein für die ethnischen Säuberungen der Highlands.

Die V-Strom folgt der Straße durch die Highlands, die bald durch dieses Tal führt und bald an jenem See entlang und dann um einen Berg und dann… kommen wir wieder an einem Ort heraus, den wir schon kennen: Ullapool, an der Westküste!

Wir sind echt von Ost nach West einmal durch kreuz und quer durch die Highlands gegurkt, und es ist nicht mal Mittag! Die legendären Highlands, sie sind nach motorisierten Maßstäben nicht groß.

Ich tanke noch einmal bei Jet, wo mich vorgestern der Postbote ange-OI!-t hat, dann nehme ich wieder Kurs auf die Ostküste.

Unterwegs beginnt es wieder zu stürmen und zu regnen und es wird verdammt kalt. Das erinnert mich daran, warum ich das Konzept „separate Regenklamotten“ so mag. Satteltasche auf, Regenhose und Jacke an, und schon bin ich vor dem Wetter geschützt und mir ist gleich viel wärmer. So lässt sich das dramatische Wetter doch gleich viel besser angucken, und der Dreck der Autos, die ich überhole, ist gleich viel weniger schlimm. Ja, der heutige Tag war nur zum Fahren durch die Highlands gedacht, und dieses Tagesziel habe ich erreicht.

Eigentlich hätte ich nun nahe Inverness übernachten wollen. Aber das Hotel hat leider abgesagt – wegen Covid. So fahre ich durch die Hauptstadt der Highlands nur durch.


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Reisetagebuch (11): Smoooooooooo

Tour mit der V-Strom durch Frankreich, England, Wales und Schottland. Heute mit einer Höhle, ethnischen Säuberungen und afrikanischen Springböcken.

Dienstag, 12. Juli 2022, Kinlochverbie Hotel, Kinlochverbie, Schottland

Der Wind drückt immer noch gegen das Haus, als ich gegen kurz vor Sieben das erste Mal wach werde. Noch in Unterwäsche laufe ich den Gang vor meinem Hotelzimmer hinunter und blicke durch das Fenster des Treppenhauses. Ja, die Suzuki steht noch vor dem Hotel. Sie ist weder umgeweht noch gestohlen worden. Schön: Auch, wenn der Wind immer noch durch jede Ritze pfeift, der Himmel zeigt vereinzelt blaue Tupfer in der Wolkendecke. Das wird ein guter Tag!

Der Frühstücksraum ist groß, und das ist gut so. Ich kann mich weit wegsetzen von der russischen Motorradgruppe, von der einige Mitglieder verdächtig am Husten und Röcheln sind. Fiona watschelt zwischen den Tischen herum und serviert, sobald die Küche auf Touren ist, das Frühstück, das sich die Gäste am Vorabend individuell aus einer Liste aussuchen konnten.

Ich hatte mir auf dem Frühstückszettel einen „Tattie Scone“ gewünscht, ohne zu wissen was das ist. Nun, das am oberen Tellerrand. Ein sehr fester Fladen aus Kartoffelbei und Butter. Macht praktisch sofort satt und hat soviel Kalorien, dass man mit einem Viertel davon eine Winterwoche überleben kann.

Schnell bin ich mit dem Scottish Breakfast fertig und sage Fiona Tschüss, dann trage ich die Koffer zum Motorrad.

Die V-Strom bei dem starken Wind startfertig zu machen, ist gar nicht einfach. Es ist, als ob ein Unsichtbarer neben einem steht und ständig Gurte durcheinander bringt, Sicherungsbänder verheddert, den Topcasedeckel zuschlägt und die Handschuhe auf den Boden wirft, die ich gerade anziehen wollte.

Schließlich sitzt aber alles da wo es hingehört, einschließlich mir im Sattel. Ich gebe Gas und fahre schnell an, je schneller das Moped fährt, desto weniger anfällig ist es gegen Windböen.


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Kategorien: Motorrad, Reisen | 9 Kommentare

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