Moppedzubehör: Gold vs. Mist

Ich hatte an der V-Strom ja so einiges dran- und umgebastelt. Dinge, die ich für sinnig und angebracht hielt. Am Saisonende ist jetzt die Zeit mal zu evaluieren: Was hat gut funktioniert, was nicht? Was hat mich glücklich gemacht, was hat am Ende mehr genervt als genutzt?

Ich bin kein Freund von überflüssigem Nervkram. Was sich nicht bewährt, wird gnadenlos entsorgt oder radikal geändert, denn: „Ain´t nobody got time for that“. Die gute Nachricht: Der Großteil der Sachen tut einfach wie er soll und wie erwartet, aber es gab ein paar Dinge, die unerwartet viel besser oder schlechter sind als gedacht.

Flops

Flop-Platz 3: Givi Trekker Koffer
Lange hatte ich mit den „Trekker“-Koffern von Givi schon geliebäugelt, und nach dem Unfall stellte mir die Versicherung so welche vor die Tür. Freude! Aber nicht lange.

Stellt sich nämlich raus, dass die Dinger irre breit sind – und noch schlimmer: Irre schwer. Der kleine Koffer wiegt leer 5 Kilo, der große 6 Kg. Klar, die sind robust gebaut und haben doppelte Scharniere im Deckel, das kostet Gewicht. Leider geht das auf Kosten der Zuladung. Der Träger am Motorrad möchte maximal mit 12,5 Kilo pro Seite behängt werden. Links ist schon die Tooltube mit 1,5 Kilo, dann der Koffer mit 6 Kg, bleiben also gerade mal 5 Kg Zuladung. Bisschen wenig, ich bräuchte 8kg. Außerdem muss ich das zusätzliche Gewicht ja auch schleppen, abends zur Unterkunft und wieder zurück.

Nee, da habe ich mir lieber alte, gebrauchte E45 gekauft. Die wiegen nur 3 Kg und halten es auch aus, wenn ein ganzes Mopped auf sie drauf fällt (für sie getestet). Was ich nun mit dem 33 und dem 46 Trekker mache? Weiß ich noch nicht. Zum Verkaufen finde ich sie zu cool, aber ich sehe bislang nicht wann und wie ich sie nutzen sollte.

Flop-Platz 2: Seitenständer
Durch die Tieferlegung der Maschine um 3 cm musste der Seitenständer um 2 cm gekürzt werden, außerdem wollte ich gerne eine Standfußverbreiterung von SW-Motech nutzen. Hat beides nicht funktioniert: Die Kürzung war zu zaghaft, dadurch stand die Maschine zu aufrecht und drohte bei leichtester Abschüssigkeit des Untergrunds nach rechts, insb. mit Gepäck, umzufallen. Ich musste dauernd nach links abschüssige Halteplätze suchen oder eine Kuhle in den Boden scharren, damit die Kiste sicher stand. Und auf der Rückfahrt, als ich in diesen Orkan geriet, drohte der Wind die Maschine bei Pausen umzupusten. Eine Katastrophe, sowas.

Die Standfußverbreiterung hat es geschafft Riefen in den Boden zu kratzen – auch in Stein und Beton. Keine Ahnung wie das geht, das Teil ist nämlich nur aus Alu, da hätte ich gedacht, dass das weicher ist als Stein. Vermutlich hat der falsche Winkel das ausgelöst. Einige Gastgeber waren mit Sicherheit nicht amused darüber, dass ich auf ihren Parkplätzen Kratzer hinterlassen habe.

Ist schon geändert. In der Werkstatt wurden nochmal 1,5 Zentimeter vom Seitenständer entfernt (was m.E. nicht den nötigen Effekt gebracht hat, aber wir werden sehen). Und die Verbreiterung wurde abgeschliffen und im Winkel angepasst. Damit sollte sich das erledigt haben.

Flop-Platz 1: Unterfahrschutz
Der handgeschweißte, tschechische Unterfahrschutz war so ein Ding, von dem ich dachte: OK, kann cool sein, kann auch Mist sein.
Ist Mist, zumindest an meiner V-Strom. Das liegt an zwei Dingen.

Grund 1: Vibrationen. Ab 5.000 Touren war das Ding am Dröhnen wie sonstwas. Bei der Drehzahl erreicht der Auspuff seine Resonanzfrequenz und schlägt gegen den Motorschutz. Ich hatte schon Unterlegscheiben drunter gepackt um den Abstand zu erhöhen. Hat aber nichts gebracht, der Auspuff hat eine regelrechte Delle ins Alu vibriert:

Grund 2: Aufsetzen. In engen, abschüssigen Kehren setzen allen Ernstes die hinteren Ecken des Unterfahrschutzes auf der Fahrbahn auf. Das ist doof und gefährlich. Deshalb trenne ich mich jetzt von dem Teil, auch, wenn es tatsächlich zwei Mal auf der letzten Fahrt den Motor vor Treffern durch herumfliegende Metallteile/Steine geschützt hat. Das ist aber nicht den Preis geringerer Bodenfreiheit wert. Vermutlich ist das übrigens nur ein Problem MEINER V-Strom, wegen der Tieferlegung, wissen schon. Schade. Ist die größte Enttäuschung. Ich fand das Teil cool, aber wenn es keinen Nutzen hat, weg damit. Mein Mopped soll nicht cool aussehen, es soll funktionieren.

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Top3:
Es gab aber auch Dinge, die mich sehr glücklich gemacht haben.

Platz 3: Givi-Sturzbügel
Was soll ich sagen? Er funktioniert. Beim Unfall ist das komplette Mopped darauf gelandet und über den Asphalt gerutscht, und das Ding hat nur einen Kratzer abbekommen. Ich hätte erwartet, dass er sich bei der Belastung auch verbiegt, aber: Nada, dass Ding ist keinen Zentimeter verformt. Sowohl die Verkleidung als auch der Tank – und vor allem mein Bein! – wurden perfekt geschützt.

Patz 2: Bikers Dream Luftpumpe
Dieses kleine Ding macht mich echt glücklich: Eine Luftpumpe! Und eine winzig kleine noch dazu! Luft ist nämlich, anders als man immer denkt, nicht immer und überall an jeder Tankstelle vorhanden. Zumindest nicht im Ausland. An vielen Tankstellen jenseits der deutschen Grenze gibt es gar keine Luft, und wenn es doch Luftstationen gibt, kostet das Geld oder die Luftautomaten sind kaputt. Meistens ist beides der Fall. Oder die Ventilenden passen nicht. Oder man kommt mit dem Stab oder Rüssel nicht ans Ventil am Reifen. Oder irgendein anderer Kram nervt. Generell ist nie Luft vorhanden wenn man gerade welche braucht.

Die Luftpumpe von Bikers Dream ist aus Alu und sehr leicht, total klein und das Meßgerät daran ist recht genau. Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein Spielzeug, aber das täuscht: Der Hub ist sehr ordentlich, das Ding schafft was weg. Fünf Mal Treten entspricht ca. 0,1 Bar, damit ist selbst die Befüllung eines ganzen Reifens kein Ding der Unmöglichkeit.

Zusammengelegt:

Anders als ein kleiner Kompressor, wie ihn manche Tourenfahrer mit sich führen, braucht die Pumpe keinen Strom und ist – auch nicht ganz unwichtig – quasi lautlos. Sehr geiles Ding und vom Volumen her mit 17x8x8 cm kaum größer als die Sammlung Pressluftpatronen aus dem Reifenset, die es nun ersetzt. Das Gewicht von 600 Gramm (inkl. Adapter) ist im Reisegepäck auch verkraftbar.

Wertig und praktisch ist auch der CNC-gefräste Adapter. Mit dem großen goldenen Rändelrad schraubt man ihn auf das Reifenventil, mit dem kleinen roten öffnet man es. Das heißt: Kein Luftverlust beim An- und abdocken, es macht nicht Zisch.

Den Adapter habe ich jetzt immer unter der Sitzbank, der leistet in Deutschland nämlich auch an Tankstellen gute Dienste: Draufschrauben, schon hat man keine Probleme mehr mit der Zugänglichkeit des Rüsselteils oder Stabs der Luftstation.
Pumpe und Adapter sind deutsche Liebhaberqualität, käuflich zu erwerben auf http://www.bikersdream.de oder bei Louis oder Polo.

Platz 1: Sitzbank von Designwerkstatt Schmidt
Mir war vollkommen klar, dass eine Sitzbank mit Geleinlagen gut für Hintern und Rücken sein würde. Das die in Kombination mit der aufrechten Sitzhaltung aber SO toll werden würde, hatte ich nicht geahnt. 700 Kilometer am Stück lässt sich damit fahren ohne auch nur die leichteste Verspannung. Meine extremste Etappe waren 1.065 Kilometer am Stück – und am nächsten Tag hatte ich keinen Muskelkater. Meister Bernhard hat genau den Sweetspot getroffen, sowohl was die Härte der Polsterung als auch die Position des Übergangs, die Höhe und die Breite angeht. Rutschfest, haltbar, ergonomisch – beste Investition bislang!

Kategorien: Motorrad, Reisen | 14 Kommentare

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14 Gedanken zu „Moppedzubehör: Gold vs. Mist

  1. Das mit den Koffern kommt mir irgendwie bekannt vor – nur das ich die »kleinen, leichten« von Givi an meiner BMW hängen hatte. Ich fahre inzwischen (wieder) lieber mit Gepäckrolle oder -tasche.

    Hatte aber andere Gründe: Tasche abschnallen, mitnehmen, gut. In einer Hand die Tasche, in der anderen den Helm und dann zum Einchecken in Hotel oder Pension.

    Mit zwei Koffern nehme ich mehr Kram mit (den ich dann gar nicht brauche), habe keine Hand mehr für den Helm frei und erschrecke dann den Nachwuchs vom Pensionsbesitzer welcher schreiend davonläuft… Und hey, ich hatte die bunte Sturmhaube noch auf! Er hat nicht mal mein Gesicht gesehen… 😀

    Zurück zum Koffer: Für 3-4 Tage reicht mir auch meine Gepäckrolle. Dafür dient mir jetzt der Kofferhalter als gute Möglichkeit zum Abspannen. 😀

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  2. ralf0809

    Der Ventiladapter tut auch bei mir an der Blauen gute Dienste. Ein sehr nützliches Zubehör für die Reifenventile und auch die Federbeine/Gabel. Das tat man in Milwaukee nämlich sehr eng konstruiert.
    Nach der Luftpumpe muss ich mal genauer schauen, sprich googlen. Könnte auch mir gefallen.

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  3. Ich spar Dir die Suche: http://www.bikersdream.de/

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  4. X_Fish: Mit Deiner Methode ist man definitiv leichter und wendiger unterwegs. Ich persönlich mag Gepäckrollen nicht mehr, Koffer finde ich gut – aber nicht als Selbstzweck.

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  5. schnorpser

    Top 1 auch bei mir: Neubezug der Sitzbank samt Polsterung mit Geleinlage von Designwerkstatt Schmidt aus Hameln. Aufgrund der 23 Jahre auf der Uhr war die alte Sitzbank nicht nur rissig, auch durchgesessen und recht glatt (für mein Gefühl). Die nun aufgearbeitete Version fühlt sich gut an, längere Touren sind kein Problem mehr und der Bezug sowie die Umsetzung top.

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  6. Schnorpser: Ja cool! Zeigste mal ein Bild in Deinem Zweiradblog?

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  7. Prima, danke!

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  8. fensterladen1977

    Was hast du denn am Ende für das fachgerechte Aufpolstern bezahlt?

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  9. Sieh an: da kriegt ein alter Enduro-Hase einen Materialtip, für den er sich herzlich bedankt !
    Nicht, daß ich nun deswegen meine Doppelkolbenhuppumpe in Pension schicken werde – sie wird weiter ihren Dienst versehen, wenn ich mit Stollen und kleinem Gepäck bloß ein paar Tage unterwegs bin, da spielen die etwa doppelten Maße keine Rolle, weil sie in erwiesenermaßen sinnvolles und erprobtes Reisegepäck hineingepackt sind – und mehrmals am Tag zwei Reifen, 21″+18″, von 0,8 Schotterbar auf 2,1 Straßenbar zu bringen, fällt schon ins Pumpbein – mit der großen Pumpe ist das per 25-35 Fußbewegungen erledigt.
    Aber auf der langen Reise, wo sogar ich ein Tablet mitschleppe, wird der, bei Polo kommendes Jahr noch zu ordernde, kleine Komprimator, der Stauweisheit letzter Schluß werden. Genial für eine exakte Füllmenge ist das Zubehörventil aus Metall – und so ganz anders als diese schwammigen Weißnichtgenau-Plastikaufsteckdingsis, die auch meine Große hat 😉 – bei denen man nie genau weiß, wieviel Luft wieder entweicht beim Abziehen, weil sie jedesmal unterschiedlich gut ecken.

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  10. Abgesehen von der Funktionalität: Was ja immer unterschätzt wird ist, wieviel Glück hohe Wertigkeit bereitet. Das Metalldingsi fühlt sich schon gut an, wenn man es nur in die Hand nimmt. Diese Präzision, diese Verarbeitung!

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  11. Stichwort Präzision: da geb‘ ich jetzt auch einen Tip ab, auch wenn mann nicht selbst schraubt: http://www.stahlbus.com/products/de/entlueftungssystem/index.php
    aber man siehts und spürt’s 😉 …

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  12. Ah, genau sowas meinte ich. Sehr schönes Teil.

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