Familiäre Dialoge -VIII-

Am Telefon, im Dezember.

„…und das hatte ich ja nun von Marianne aber die wollte das dann ja auch wiederhaben das gehört ja dem Willi und der hatte das dem Vorsitzenden des Heimatvereins ja nur geliehen und jetzt habe ich schon überall geguckt aber gibt´s ja nicht mehr. Ich habe schon in allen Buchläden geguckt.“

Ich: „Soll ich mal in diesem Internet gucken ob es das Buch da gibt?“

„Kannst Du sowas?“

„Vater! So hier, haben wir es: „Sagen und Schwänke aus der Region“, Auflage von 1973. Davon gibt es 4 Exemplare im Marketplace, der Autor hat außerdem noch drei andere Bücher geschrieben: „Mittelalterliche Witze“, „Minnegesänge aus dem Flachland“ und „Regionale Rüttelreime““

„Das steht in diesem Internet?“

„Das steht in diesem Internet.“

„Und das kann man da kaufen?“

„Ja“

„Und was kost´ das da?“

„Na, so um die 5 Euro pro Buch, plus drei Euro Versand.“

„Ach Sohn, DA REDEN WIR DOCH GAR NICHT DRÜBER! Bestellen!! Alles!!“

„Alles? Vier mal „Sagen und Schwänke?“ plus die drei anderen Bücher?“

„Ja! Dann habe ich gleich was, was ich der Marianne und dem Willi und dem Vorsitzenden vom Heimatverein schenken kann!“

„OK. Habe ich Dir bestellt. Wird Dir in den nächsten Tagen nach Hause geliefert, also mach bitte die Tür auf, wenn der Paketbote klingelt. Das mit dem Geld machen wir dann demnächst, OK?“

„Ach Sohn, DA REDEN WIR DOCH GAR NICHT DRÜBER“

* * *

Wochen Später:

„Vater, wie sieht es denn eigentlich aus? Die Bücher sind ja angekommen und…“

„Jaja, das hat alles super geklappt! Fanden Marianne und der Vorsitzende vom Heimatverein auch! Nur der Willi, der hat das jetzt doppelt. Kann ja keiner wissen.“

„Gut. Ähm, wie sieht es denn mit dem Geld dafür aus? Du hattest da gar nicht mehr nachgefragt, soll ich Dir mal meine Kontonummer geben und du überweist mir das?“

„Warum?“

„Wie, warum?“

„Wieso willst Du denn jetzt von mir Geld haben? Da war NIRGENDWO, in keinem der sieben Pakete, eine Rechnung. Nur so Lieferzettel. Und da stand überall drauf „Bereits bezahlt“. Also, wenn das bereits bezahlt ist, wie kommst Du dann darauf, dass ich Dir was schuldig bin? Und überhaupt: Es ist Weihnachten!“

Merke: Wenn es um Geld geht und Vater sagt „Da reden wir doch gar nicht drüber“, dann meint er das auch so. Rechnung bezahlt das Internet. Schaffen vermutlich nicht viele, die „Kostenloskultur“ direkt aus dem Internet in die reale Welt zu zerren.

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Kategorien: Familienbande | 5 Kommentare

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5 Gedanken zu „Familiäre Dialoge -VIII-

  1. Coole Masche, das probiere ich auch mal beim Junior.
    Nächste Geldverweigerungsrückbezahlung wäre Ostern, bis dahin weis ich, welches Buch.

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  2. Sehr gut! 😀 Allerdings glaubt Dir Dein Junior vermutlich nicht, dass Du nicht mit dem Internet umgehen kannst :-))

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  3. Kenn ich! Nicht ganz so krass, weil ich Mutti nie wieder angesprochen habe. Sie brauchte was dringend, ich bin Prime Mitglied bei Amazon, sage ihr, dass sie es so 1x schon zum nächsten Tag haben kann (Kosmetik, Verbrauchsartikel), den Rest hab ich günstig online gekauft. Das Günstige tauchte dann in einer (Sammel-)Abrechnung auf, (mit anderen real-live besorgten Sachen), die Sonderlieferung war dann mein Bier. Nächstens passe ich von Anfang an besser auf, ehe ein schales gefühl aufkommt, wenn man nach seinem eigenen Geld fragt….

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  4. Jo, lebe auf Juniors Prime und Netflix-Speck. Hatte mir für Mototouren ein preisreduziertes Fire angeschafft um beim Überschlag das Ipad nicht zu schrotten. Gleich mal ein paar kostenpflichtige Filme drauf und gewundert, daß ICH keine Rechnung sehe. Bis Junior mich ansprach…..
    Für Silencer: Bin mit dem Fire sehr zufrieden, Handy als Dockingstation. Unterwegs gibt’s genug Hotspots und 128 GB langt ne Weile. Teilgeflasht mit Android.

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  5. Miki: Ganz genau, das ist es: Das schale Gefühl, wenn man nach dem Geld fragen muss 😦 GUt, dass Du das auch kennst!

    Albrecht: Für Tablets habe ich keinen Anwendungfall. Ich brauche eine Tastatur für´s Reisetagebuch 🙂

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